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Munafa ebook

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Read Ebook: Eine vornehme Frau by Heiberg Hermann

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Ebook has 1509 lines and 61747 words, and 31 pages

Baron von Teut-Eder,

Rittmeister und Eskadronschef."

Beim Oberst war eine grosse F?te angesagt. Ange begann auch heute mit ihrer Toilette zu einer Zeit, in der andere Frauen bereits die Handschuhe kn?pfen und das Kopftuch um das Haar schlingen. Das kannte Clairefort, seit ihm das sch?ne Fr?ulein von Butin das Jawort gegeben, und das ertrug er mit jener Resignation, die entweder einer starken Selbstbeherrschung entspringt oder die sich zuletzt in das Unvermeidliche machtlos f?gen muss.

,,Ange, bist Du bereit? Schon seit einer viertel Stunde wartet der Wagen!" rief der Rittmeister und klopfte ungeduldig an die Th?r.

,,Gleich, gleich, bester Carlos!" schmeichelte Ange zur?ck, huschte freilich erst in diesem Augenblick aus ihrem Hauskleid und steckte, da sie das unruhige Auf und Ab ihres erz?rnten Tyrannen h?rte, auf einen Augenblick das K?pfchen durch die ?ffnung, um ihn mit einem ihrer bezaubernden Blicke zu beruhigen.

Das Gemach, in welchem Ange ihre Toilette machte, glich bez?glich des hastigen und bunten Durcheinander dem Ankleidegemach einer B?hnenk?nstlerin. Hier waren Schubladen ge?ffnet, in denen die Gegenst?nde wild durcheinander geworfen waren, dort lagen auf Diwan und St?hlen Ballkleider und Spitzenr?cke. Wenige Minuten hatten hingereicht, um hier und in die Garderobenschr?nke eine heillose Verwirrung zu bringen. Aber immer war diese lebhafte, unruhige und der Zeiteinteilungen spottende Frau in ihrer Erscheinung gleich reizend. Wo war der K?nstler, um diesen feingeschnittenen Kopf mit dem tief auf die Schultern herabgefallenen Seidenhaar zu malen, diese zarte, in den Formen vollendete F?lle, dieses entz?ckende Weiss des Nackens, der Arme, der H?nde, vornehmlich aber diesen wahrhaft bezaubernden K?rperwuchs mit seinen vornehmen Linien?

Bei der Hast, mit der Ange selbst Hand an die Toilette legte oder ihre Umgebung anwies, r?teten sich ihre Wangen, die feinen Nasenfl?gel vibrierten und ihre Kinderh?nde zupften, zerrten und kn?pften an den durchsichtigen, spitzenbesetzten Gew?ndern umher, als ob tausend unruhige Funken aus ihren Fingern spr?hten.

W?hrend ihr Haar geflochten ward, sass sie vor dem Trumeau, ?ffnete den Mund, betrachtete mit kindlicher Neugier die untadelhaften Reihen ihrer unter dem Rosarot hervorschimmernden Z?hne und lachte in den Spiegel hinein oder neigte mit leisem Aufschrei das K?pfchen vor dem ungeschickten Strich des Kammes in dem widerspenstigen Haar. Und dabei erschienen auch F?sschen, die einem Kinde anzugeh?ren schienen und die nun von der Jungfer mit seidenen Schuhen bekleidet wurden.

Als Ange endlich auch in das kostbare pfirsichfarbene Kleid eingespannt war, als sie durch das Zimmer schritt und die einer K?nigin w?rdige Schleppe hinter ihr herrauschte, als endlich alle die Perlen und Diamanten in ihrem Haar und an ihrer Brust, die blitzenden Agraffen an dem Stoffe befestigt waren, sahen selbst die Dienerinnen mit einem Blick der Bewunderung auf das Kunstwerk, das unter ihren H?nden entstanden war.

,,Sieht's gut aus? Sitzt die Taille?" fragte Ange naiv, und ein gl?ckliches L?cheln flog ?ber ihr Gesicht, als jene lebhaft best?tigten, was sie zu h?ren w?nschte.

,,Ange, Ange!" klopfte es nun abermals. ,,Die Uhr ist halb neun, und Du bist noch nicht--"

,,Ich bin fertig, lange fertig, Carlos! Ich warte ja auf Dich!" rief sie, blinzelte den Frauen bei ihrer unschuldigen L?ge l?chelnd zu und ?ffnete die Th?r.

Aber nun kamen noch die Kinder, die doch eigentlich im Bett liegen sollten. Jorinde weinte und Ben stand m?rrisch da. Allerlei W?nsche wurden laut.

,,Gewiss, gewiss, sei ruhig, mein Liebling! Ja, ja, Carlitos!--Ah, mein Riechfl?schchen und der F?cher, Maria!--Wie, was? Ja, gleich!"

Sie eilte fort und suchte in irgend einer Schublade nach den Bonbons und Leckereien, mit denen sie ihre ungeduldige Schar zu beruhigen pflegte.

,,Nehmen Sie die Schleppe, Rosa!--Ich komme ja, ich komme, Carlos, geh nur voraus!"

Nun mussten die Kinder noch einmal umarmt und gek?sst werden. Ein Handschuhknopf war abgesprungen, auch eine Naht beim hastigen Anziehen gerissen. ,,Schnell ein anderes Paar! Im Schubfach links! Fleischfarbene, Maria, fleischfarbene! H?rst Du?"

Ange eilte hinab. ,,Endlich!" sagte Carlos. ,,Vorw?rts!"

Der Diener, die Hand am Hute, schlug den Wagen zu und schwang sich auf den Bock.

,,Halt! halt--noch einen Augenblick!" rief Ange und klopfte ungest?m an die Scheiben. Die Jungfer kam atemlos mit den Handschuhen. ,,Zu Befehl, Frau Gr?fin!"

So, nun raste endlich der Wagen mit dem Grafen und Ange davon, und die Dienerschaft wandte sich ins Haus zur?ck. Auf dem Flur, auf der Treppe wehte noch der Duft ihrer Gew?nder. In allen Zimmern brannten die Kandelaber--?berall die Spuren ihrer lebhaften Unruhe. Die Kinder schmollten, dass sie nun, weniger r?cksichtsvoll angehalten als vorher, ins Bett getrieben wurden: und ins heisse, schw?le, von Parf?m erf?llte Ankleidezimmer der Gebieterin, in dem ein halb Dutzend goldene und silberne Leuchter entz?ndet waren, in welchem die ge?ffneten Schmuckk?stchen mit all ihren zur?ckgebliebenen Herrlichkeiten achtlos umherstanden und in dem die Luft, die eine sch?ne, vornehme Frau ausatmet, wie ein unsichtbarer Hauch die Gegenst?nde zu umh?llen schien, traten die Frauen, um alles an seinen Platz zu bringen.--

Unwillk?rlich verstummte das laute Gespr?ch in den S?len, unwillk?rlich traten die Reihen der G?ste zur?ck und unwillk?rlich mussten auch die eifers?chtigsten Frauen emporblicken, als die Gr?fin Ange von Clairefort an der Seite ihres Mannes die R?ume in dem Hause des Obersten betrat. Es giebt Frauen, deren Erscheinung in der Gesellschaft wirkt, als ob pl?tzlich ein Schwan mit lautem Fl?gelschlag vor?berrauscht.

Ange war nach wenigen Minuten umgeben und umschwirrt von der halben Gesellschaft. Nein, von der ganzen Gesellschaft! Denn diejenigen, die sich ihr nicht n?herten, fanden nur nicht den Mut, der sch?nen, strahlenden Frau auszudr?cken was sie bei ihrem Anblick empfanden. Immer birgt die Gesellschaft Zaghafte; sie werden nie aussterben; sie bleiben und gleichen Kindern, welche nur nach wiederholter Ermunterung ein H?ndchen reichen.

Ange h?rte, dass man allein auf sie gewartet habe. Sie rief ein bedauerndes ,,O! o!" huschte zu der Frau des Obersten und stellte ihr durch die bezaubernde Art ihrer Abbitte rasch die gesunkene Gesellschaftslaune wieder her. Und da sie in der Zerstreuung den ersten Tanz nicht vergeben hatte und dies zu ihrer freudigen ?berraschung bemerkte, schl?pfte sie durch die sich dr?ngenden und sich arrangierenden Paare bis zum Gastgeber und legte sanft den Arm in den seinigen.

,,Gn?dige Frau?!"

,,Den ersten Tanz habe ich wohl ein dutzendmal abgeschlagen, Herr Oberst, da ich ihn f?r Sie bestimmt hatte. O, ich bitte, kein Refus! Es ist ja eine Polonaise." schmeichelte sie und zog den nur leise Widerstrebenden mit sich fort.

Selten mischte sich Ange in die Reihen der Tanzenden, ohne dass die pausierenden Paare ihr zuschauten. Man musste sie ansehen, denn eine Grazie schien sich unter die Menschen gemischt zu haben.

Nichts Anmutigeres konnte es geben, als sie einen Walzer tanzen zu sehen, wenn das ihr eigene, halb verlegene, halb gl?ckliche L?cheln ?ber die sanften Z?ge flog und sie das K?pfchen zur Seite neigte. Es lag in dieser Zur?ckhaltung gleichsam eine Andeutung, dass sie sich zwar jeder Laune ihres T?nzers f?ge, doch nur dem Zwange folgend, ihm erlaube, den schlanken Leib zu umfassen. Sobald sie sich aber aus dem Arm ihres Kavaliers gel?st hatte, verschwand diese fast m?dchenhafte Sch?chternheit, und ihr lebhaftes Temperament riss sie wieder fort. Sie schwatzte, lachte und zeigte ein schelmisches Gesicht, sie nickte und h?rte mit neugieriger Aufmerksamkeit zu.

Beim Souper richteten sich abermals aller Augen auf Ange. Eine feine Bl?sse war auf ihr Gesicht getreten. Der wunderbare Abstand der dunklen Augen und Augenbrauen gegen das Goldblond ihres Seidenhaares wirkte neben dem mattseidenen, an dem Ausschnitt mit echten weissen Spitzen besetzten Kleide so ?berraschend sch?n, dass man den Blick nicht von ihr zu wenden vermochte. Und dabei funkelten und blitzten die Steine an Hals und Ohren, und oft zitterte ein wahrer Spr?hregen aus den Diamanten, mit denen ihr Haupt geschm?ckt war.

Die Menschen f?hlten sich geehrt und begl?ckt, wenn Ange sie mit ihren treublickenden Augen ansah, und ihre Bescheidenheit machte es unm?glich, dass h?ssliche Regungen der Missgunst neben ihr emporstiegen.

Nach Aufhebung der Tafel, nachdem der Champagner Ange ganz in ein fr?hliches, nur von der Lust beherrschtes Kind verwandelt hatte, als die ersten Takte eines st?rmischen Galopps vom Saale her?berklangen, hielt es sie nicht mehr neben dem Gastgeber, und mit einem seine Verzeihung einholenden Blick entschl?pfte sie, um einem j?ngeren Kavalier zu folgen.

Einmal riss eine Perlenschnur, und die kostbaren Sch?tze rollten unter die Tanzenden. Ein kleines Verm?gen stand auf dem Spiel, Ange jedoch lachte und nahm mit entschuldigendem Dank entgegen, was eifrig Suchende gefunden hatten und ihr ?berreichten.

Wiederholt dr?ngte der Rittmeister zum Aufbruch. Aber die Offiziere umst?rmten die reizende Frau, und sie bat wie ein junges M?dchen, das zum erstenmal den Ball besucht, um Aufschub. W?hrend sie davoneilte, guckte sie ihn ?ber ihre Schulter an und holte sich durch bittende Blicke sein nachtr?gliches Jawort ein.

Und als sie endlich zur?ckkehrte und er, die zerrissenen Spitzen der Schleppe betrachtend, kopfsch?ttelnd dreinschaute, streifte sie rasch zu seiner Beruhigung die Handschuhe ab, lehnte sich mit einem: ,,Nicht schelten! Gut sein! Carlitos, bitte!" an ihn und bettelte so lange, bis er ihr noch die kleine Abk?hlungspause zugestand.

Von der Bewegung beim Tanzen war ihr Haar ein wenig gelockert und ein feines Str?hnchen auf die Stirn gefallen, auch einige prachtvolle Rosen, die an ihrer Brust sassen und einen blitzenden Diamant umschlossen, hatten sich entbl?ttert. Ihr Atem gl?hte, ihre Brust hob und senkte sich unter der zarten Seide, und w?hrend der F?cher in heftiger Bewegung war, neigte sie den K?rper mit jener elastischen Biegsamkeit, die Frauen so verf?hrerisch macht.

,,Nein, komm, komm, Ange." dr?ngte Carlos, von ihrer Sch?nheit hingerissen und nur von dem einzigen Gedanken beherrscht, sie den zudringlichen Blicken ihrer Bewunderer zu entreissen. Sein Auge ruhte mit einem eifers?chtig verlangenden Ausdruck auf ihr, und sie erwiderte seinen Blick mit jenen tr?umerischen Augen, mit denen sie ihm einst ihre Liebe verraten hatte.

,,Ach, es war himmlisch! Ich habe mich prachtvoll am?siert! Schade, dass es schon vor?ber ist!" seufzte die junge Frau, als sie, nach Hause zur?ckgekehrt, sich in sanfter Ersch?pfung in einen Sessel zur?cklehnte. ,,Aber Du, Armer, hast Dich gelangweilt! Nicht so, Carlos?"

Sie sah ihn z?rtlich an. Er sch?ttelte schwerm?tig das Haupt und sagte:

,,Nicht doch, Ange!" Und nach einer Weile fl?sterte er leise: ,,Hast Du mich noch lieb, Ange?"

Da stand sie auf und flog ihm an den Hals.

Acht Monate waren vergangen. Teut war ein t?glicher Gast im Clairefortschen Hause geworden, verkehrte mit Frau Ange und der Familie, als ob er sie von Kindesbeinen an kenne, und schien ?berhaupt von Claireforts fortan unzertrennlich. Dieser engere Verkehr f?hrte mit sich, dass er bald in alle Verh?ltnisse eingeweiht wurde, und dass man ihn, da er neben seiner Einsicht eine entschiedene Art an den Tag legte, auch h?ufig um Rat fragte. Aber er nahm sich in seiner ehrlichen und derben Weise auch die Erlaubnis, zu tadeln.

,,Schlecht, mordschlecht erziehen Sie die kleine Gesellschaft!" rief er Ange kopfsch?ttelnd zu, wenn die Kinderschar--ungezogen und trotzk?pfig--ihren H?llenl?rm anstimmte, die M?bel mit St?cken und Peitschen bearbeitete und gar auf dem Teppich des Wohnzimmers mit Sand wirtschaftete. Die Dienerschaft war machtlos, denn sie fand keine Unterst?tzung bei der Gr?fin. Entweder erliess sie Verbote, deren Zur?cknahme sie sich im n?chsten Moment wieder abbetteln liess, oder sie tr?stete Jorinde und Erna, wenn diese von der Gouvernante eine Strafe erhalten hatten.

Nun war eben das Mobiliar--ein Gemach nach dem anderen--neu aufgeputzt, zum Teil mit kostbaren Stoffen ?berzogen, alles mit einem wahrhaft verschwenderischen Luxus hergestellt worden, und schon zeigten sich deutliche Spuren von ?berm?tigen Gewaltth?tigkeiten. Der Graf war mehrmals in einen heftigen Zorn ausgebrochen, hatte Ange ihren Mangel an Ordnungsliebe und ihre grenzenlose Schw?che gegen die Kinder in den h?rtesten Worten vorgeworfen. Hin und wieder rief er den schnell liebgewonnenen Freund und Vertrauten zum Zeugen an, wie unvern?nftig, wie unverst?ndig seine Frau sei und wie ihn ihre Eigenschaften mit den R?ckwirkungen auf die Kleinen zum Tadel reizen m?ssten.

Einmal brach es ungest?m aus ihm heraus, als Teut seine Bewunderung ?ber Ange ausdr?ckte. ,,Ja, Freund," rief er, ,,Sie sind nicht mit ihr verheiratet! Sie erfreuen sich an dem Guten, das sie Ihnen entgegentr?gt, und sch?tteln das Unbequeme leicht ab, um so leichter, als Sie nur indirekt davon ber?hrt werden! Ich aber lebe t?glich, st?ndlich mit ihr, ich k?mpfe seit Jahren gegen ihre Schw?chen ohne Erfolg und habe doch f?r alles die Verantwortung zu tragen! Ange w?rde jedes Jahr eine Million verschenken, wenn sie dieselbe zur Verf?gung h?tte, und eine ganze Weltordnung in Verwirrung bringen, wenn sie ?ber den Wolken herrschte! Jeder ruft mir entgegen: Welch ein reizvolles Gesch?pf! und jeden Tag werde auch ich entwaffnet durch den Zauber ihrer Liebensw?rdigkeit. Aber sie bringt verm?ge ihrer untilgbaren, durch eine grenzenlos verkehrte Erziehung hervorgerufenen Fehler den ruhigsten, besonnensten und geduldigsten Mann zur Verzweiflung. Die gr?ssten und besten Eigenschaften eines Menschen verwandeln sich in das Gegenteil, wenn ihnen das Mass fehlt. Sanftmut und Liebensw?rdigkeit sinken zur Charakterlosigkeit herab, Herzensg?te wird Thorheit, Geist und Verstand streifen an Insanie und je sch?ner die H?lle, desto gr?sser der Schmerz, dass sich unter so vollendeten Formen ein so ungeordneter Geist verbirgt."

,,Sie ?bertreiben, Clairefort!" rief Teut warm. ,,Ihre Frau ist ein Engel! Ihre Fehler sind nicht so schlimmer Art; ja, ich behaupte, sie sind auch Tugenden! Weint sie nicht wie ein Kind, wenn man ihr vom Ungl?ck berichtet, m?chte sie nicht stets helfen? Hilft sie nicht? Ist sie nicht r?hrend besorgt um ihre Kinder und sitzt sie nicht wie j?ngst, als Carlitos krank war, Tag und Nacht an ihrem Bett? Ist sie nicht stets liebevoll gegen Sie, Clairefort, sieht sie nicht zu Ihnen empor wie zu einem H?hergearteten und nimmt jeden Tadel, jedes Scheltwort ohne Murren entgegen? Ist sie nicht ohne Beispiel selbstlos? Verlangt sie je etwas f?r sich? Ist es nicht nur immer der Gedanke an andere, der ihre Entschl?sse bestimmt? Sah man je ein so gl?ckliches Gemisch von nat?rlichem Verstand und Herzensg?te?--Ja, sie ist sorglos, kannte nie eine Einschr?nkung, weiss nichts von materiellen Sorgen, giebt mit vollen H?nden, oft vielleicht unverst?ndig--"

Hier unterbrach Clairefort den Sprechenden, und indem er ihn mit einem Blick anschaute, durch den man eine vertrauensvolle ?usserung einzuleiten und sich Verschwiegenheit zu sichern pflegt, sagte er:

,,Nein, nein! Immer, immer unverst?ndig! Masslos, Freund! Ihre Verschwendung ist grenzenlos. Wie soll das ?berhaupt werden? Unter uns: Wenn das meine Frau noch einige Jahre so forttreibt, bin ich ruiniert. Schon lange war ich gezwungen, mein Kapital anzugreifen."

Teut schwieg. Was er h?rte, ?berraschte und beunruhigte ihn aufs h?chste. Unwillk?rlich dr?ngte sich ihm der Gedanke auf, weshalb der Mann, wenn die Dinge so lagen, sein Hauswesen, seine Geselligkeit nicht einschr?nke, die zahllose, meist ?berfl?ssige Dienerschaft nicht entlasse und Ange, die ihrer Eigenart nach auch in einfacheren Verh?ltnissen zufrieden leben w?rde, die Gelegenheit n?hme, so th?richt zu wirtschaften. Aber er fand sich doch nicht berechtigt, dergleichen auszusprechen, und w?hrend seines Schwankens kam ihm Clairefort zuvor:

,,Ich weiss, was Sie mir erwidern werden, Teut," hob er, unter der Best?tigung seiner Gedanken wiederholt das Haupt bewegend, an. ,,Sie meinen, ich sei nicht minder schuld als Ange. Wir k?nnten uns anders einrichten und dadurch Einnahmen und Ausgaben in das richtige Gleichgewicht bringen. Auch Tibet dr?ngt mich seit Jahr und Tag, aber dann--dann--"

Er hielt inne. Ein ?ngstlich unschl?ssiger Ausdruck trat in seine Mienen, und nur mit ?berwindung l?sten sich die Worte aus seinem Munde:

,,Sehen Sie! Es wird Ihnen r?tselhaft erscheinen," fuhr er endlich abgerissen und in Pausen sprechend, fort. ,,Ich liebe meine Frau grenzenlos. Ich f?rchte dann--ich f?rchte--dass sie sich mir entfremden k?nnte. Eine unbeschreibliche Angst ?berf?llt mich, ich k?nnte ihre Liebe einmal verlieren--durch einen Wandel der Verh?ltnisse. Ich sinne selbst ratlos dar?ber nach, was in meiner Seele vorgeht. Tausend Gedanken best?rmen mich. Oft habe ich schon gedacht: Wenn sie doch einmal das Leben so liebt--ich m?chte es ihr erhalten--ihre Fr?hlichkeit ist doch lauter Sonnenschein;--und dann--dann--m?chte ich, dass sie der Himmel fr?h zu sich n?hme, damit sie Sorge und Kummer nie kennen lernt. Aber kann man eines geliebten Menschen Tod w?nschen? Das ist doch unfassbar. Ich weiss nicht, was in mir vorgeht. Ich m?chte ?ndern und vermag es nicht--vermag es durchaus nicht. Die Schw?chen, die meiner Liebe entspringen, sind gr?sser als meine bessere Einsicht."

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