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Munafa ebook

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Read Ebook: Das Nibelungenlied by Unknown

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Ebook has 2700 lines and 161102 words, and 54 pages

Die nahe Verwandtschaft der beiden angeblich K?rnbergschen Lieder mit dem von Kriemhildens Traum hat auf den Gedanken gef?hrt, sie m?chten alle drei demselben Dichter geh?ren. Ein sehr armer Dichter, der dreimal dasselbe Motiv gebrauchte! Sie k?nnen nicht einmal aus derselben Zeit herr?hren: das von Kriemhilds Traum mag nach seinem an den Mythus anklingenden Inhalt wie nach der fast ganz alliterierenden Form leicht ein Jahrhundert ?lter sein.

Weder der Dichter der beiden Lieder vom Falken noch der von Kriemhilds Traum kann die Nibelungenstrophe erfunden haben: nur die beiden ersten Gesetze von Kriemhilds Traum bewahren noch den alten Gliederbau dieser Strophe, und von den sechs ausgehobenen angeblich K?rnbergschen Gesetzen nur noch das erste und das letzte. Nach dieser urspr?nglichen Gliederung finden wir in den Nibelungen noch eine Anzahl alterth?mlicher Strophen gebildet, bei dem s.g. K?rnberg noch f?nf; einige so gebaute haben sich auch in dem neuern Volkslied erhalten, z.B. das bekannte

Die Br?nnlein, die da fliessen, die soll man trinken, Und wer einen lieben Buhlen hat, der soll ihm winken u.s.w.

Nach ihr war nur die dritte Langzeile um eine Hebung gek?rzt; die drei andern zeigten noch die vollen acht Hebungen der alten epischen, einst alliterierten Langzeile; nur fiel in den beiden ersten Zeilen, welche als Aufgesang anzusehen waren, die letzte Senkung aus und die beiden letzten Hebungen trugen den Reim, der also nur scheinbar klingend war, denn auf den sp?tern klingenden Reim f?llt nur Eine Hebung, die zweite Sylbe ist unbetont. Solche zwei Hebungen tragende Reime waren: zinne: singen, vliegen: riemen, Kriemhilde: wilde, Uoten: guoten. In den Anf?ngen der alten Lieder, die st?ts am festesten im Ged?chtniss hafteten, hat sich die alte Gliederung am l?ngsten erhalten, so in den beiden ersten Strophen des Liedes von Kriemhilds Traum, dann Strophe 1362, wo ein Lied und zugleich ein Abenteuer anf?ngt.

D? Etzel s?ne botschaft z?o dem Rine s?nd?, d? vlugen disiu maere von l?nd? ze l?nd?.

ferner Nr. 1653, der Anfang des 16. Lachmannschen Liedes:

die boten v?r strichen mit den m'aer?n, daz die Niblungen zuo den Hiunen waeren,

endlich Nr. 1571, wo nach dem langen st?renden Einschub von Gelfrat und Else das vierte Lachmannsche Lied wieder einsetzt:

D? die wegem?eden r?ow? gen?m?n unde si dem lande nu n?her qu?men u. s. w.

An andern Stellen mag die alte Structur durch die Sch?nheit der Strophe gesch?tzt worden sein, wie in den beiden aufeinander folgenden Str. 2132 und 2133.

Der Schreiber der Handschrift A, der keinen Sinn mehr f?r die alte Metrik hatte, wie er denn auch zweisilbige stumpfe W?rter in die C?sur setzte, die zwei Hebungen tragen soll, und der achten Halbzeile oft nur drei Hebungen giebt, nahm auch schon an vier Hebungen in der zweiten und vierten Halbzeile Anstoss und gleich in der ersten Strophe, wo er sie nicht verkennen konnte, glaubte er den Anfang umbilden zu m?ssen, was er sonst nicht gebraucht h?tte; in der folgenden Strophe liess er die scheinbar klingenden Reime bestehen, weil sich hier die genannten Halbzeilen auch zu drei Hebungen lesen liessen. Durch diese Umbildung aber geriethen die alten Schlussreime in die C?sur:

Es troumde Kriemhilde in tugenden der si phlac wie si einen valken wilde z?ge manegen tac,

ein Beweis, dass Mittelreime dem Schreiber dieses Textes nicht anst?ssig waren, w?hrend Lachmann Kriemhilte und wilden schrieb, "um auch den Schein eines innern Reimes zu vermeiden". Was freilich 'in tugenden der si phlac' heissen soll ist nicht leicht zu sagen; wahrscheinlich sollte damit das

in ir hohen eren

Wenn die Nibelungenstrophe keine urspr?nglich lyrische war, oder der epische Volksgesang sich ihrer schon fr?h bem?chtigt hatte, so durfte sich jeder S?nger ihrer bedienen, und der sp?tere Gebrauch der Minnesinger, jedem Liede eigenes Mass und eigene Weise zu widmen, deren Entleihung dann f?r unerlaubt galt, konnte auf sie noch keine Anwendung finden.

Diesen Einwand haben sich diejenigen schon selbst gemacht, die der Nibelungenstrophe, wie sie in der Pariser Handschrift zuerst erscheint, in K?rnberg einen Erfinder entdeckt haben wollen, dem sie dann mit ?berh?fischer Milde auch noch das ganze Nibelungenlied zum Geschenk machen, einem modernen Lyriker unser tausendj?hriges Nationalepos.

Sie setzen aber diesem Einwand entgegen: wenn die Nibelungenstrophe, die sie ohne Grund K?rnbergs Weise nennen, eine alte Volksweise gewesen, so w?rden andere Dichter sich nicht gescheut haben sie anzuwenden; sie h?tten nicht Variationen dieser Strophe erfunden, sie nicht mit kleinen Modificationen umgebildet: "denn ein geringer Unterschied," sagt Bartsch, "brauchte nur da zu sein, um eine Strophenform neben einer schon vorhandenen als neu erscheinen zu lassen." Demnach w?re denn die Strophe, deren urspr?ngliche Gliederung wir soeben besprochen haben, von dem ertr?umten K?rnberg so umgebildet, dass sie bald die urspr?ngliche Gliederung behalten, bald wieder in den zweiten Versh?lften des Aufgesangs nur drei Hebungen, oder gar in der ersten Zeile des Aufgesangs vier, in der zweiten drei tragen durfte; und der Dichter des Wolfdietrich und schon der Schreiber der Nibelungenhandschrift A h?tte sie so umgebildet, dass es erlaubt war, der achten Halbzeile bald drei, bald vier Hebungen zu geben. Hatten aber wirklich diese und andere Umbildungen der Nibelungenstrophe den angegebenen Grund, dass man kein "T?nedieb" heissen wollte, so m?ste man ja glauben, der vorgebliche K?rnberg h?tte selber gef?rchtet an sich zum Dieb zu werden durch Anwendung der selbsterfundenen Strophe, da wir ja auch bei ihm eine Variation derselben finden, und zwar nach Bartschens eigener Aufstellung eine durch zwei Strophen belegte Variation.

F?r uns, die wir als Grundlage beider Theile des Nibelungenliedes, neben der lateinischen Fassung Konrad des Schreibers, deren Einwirkung nicht gel?ugnet werden kann, eine Sammlung er Volkslieder in der gemeinsamen alten, aber sich allm?hlich umbildenden Volksweise annehmen, deren N?the hier und da noch deutlich zu erkennen sind, uns fehlt es an Beispielen unver?nderter Anwendung der Nibelungenstrophe bei verschiedenen Dichtern nicht. Der einzige Unterschied, der sich hervorthut, ist in demselben Liede die ungleiche Zahl der Hebungen in den Zeilen des Aufgesangs, und die Freiheit hier mit Auslassung der Senkung auf zwei Hebungen zu reimen, was sich in den beiden Zeilen des Abgesangs niemals ereignen kann. Diese Unterschiede sind aber unwesentlich, da die ganze Strophe sich aus Sangzeilen von acht Hebungen hervorgebildet hat, die schon, als sie noch alliterierten, um eine Hebung gek?rzt werden durften. Vergl. Nibelungenstrophe ?.9.

Soll der Dichter des Nibelungenlieds alte epische Lieder nicht eingeflochten, soll er nur aus der vielgestaltigen Sage gesch?pft, und die Lieder, die er etwa schon vorfand, in ein neues Mass umgegossen haben, warum nannte er dann seinen Namen nicht, warum trat er bescheiden hinter seinen Quellen zur?ck? da er doch bei solcher Annahme ein gr?sserer Dichter gewesen w?re als Wolfram. Will man vergessen, indem man den K?rnberg als den Dichter der Nibelungen ausruft, dass es den Gedichten des volksm?ssigen Sagekreises eigenth?mlich ist, im Gegensatz zu der von Veldeke geimpften h?fischen Dichtung, keinen Verfasser zu haben? Wen will man n?chstens f?r den Dichter der Gudrun ausgeben, der noch nicht einmal in allen Theilen Lieder zu Grunde liegen, wer soll den grossen Rosengarten, den Ortnit, den Wolfdietrich, den Alphart gedichtet haben, und wer das deutsche Waltherslied, aus der die Eckeharte sch?pften? Soll dabei mit derselben Freigebigkeit verfahren werden, womit man das Nibelungenlied an den von K?rnberg verschenkte, so werden sich ja wohl Namen finden, die uns ebenso leere Sch?lle sind. K?nnte nicht Spervogel die Gudrun gedichtet haben?--Wen hat man nicht schon f?r den Dichter des Nibelungenliedes ausgegeben? Heinrich von Ofterdingen, von dem ich im "Wartburtkrieg" erwiesen habe, dass er keineswegs eine fabelhafte Person war, indem er die echten Strophen des R?thselspiels verfasst hat, die den zweiten Theil dieses selbst lange Zeit unentr?thselten Gedichtes bilden, dann seinen Besch?tzer, den allerdings fabelhaften Klingsor von Ungerland, der aber nicht aus Ungerland, sondern aus dem Parzival kam, Konrad von W?rzburg, Rudolf von Ems, f?r den zwei Hohenemser Handschriften angef?hrt werden k?nnten, Walther von der Vogelweide, und endlich den vielleicht wieder erdichteten K?rnberg, f?r dessen Dasein als Dichter oder Componisten wir nur das schwache Zeugniss eines Liedes haben. Johannes von M?ller rieth auf einen schweizerischen Eschenbach von Unspunnen; warum Niemand auf den baierischen Wolfram, der unter allen h?fischen Dichtern dem heimischen Sagenkreise am vertrautesten war, dem er seinen Friedebrand von Schotten, seinen H?teger, seine Hernant und Herlinde und andere Helden der Nordseesage entnahm, dessen Reim und Sprache deutsch-epische F?rbung zeigt, der die deutsche Alliteration auf die welsche Namengebung anwandte, der so oft auf die Heldensage und zweimal sogar auf einzelne Strophen des Nibelungenlieds anspielt, und der vielleicht wirklich einmal die Hand an das Gedicht gelegt hat, nur gewiss nicht die letzte Hand, denn diese merzte gewisse Wolfram eigenth?mliche Reime sorgf?ltig aus.

H. 2428. Er wiste wol diu maere, sine liez in niht genesen. wie m?hte ein untriuwe immer sterker wesen? er vorhte, s? si h?te im s?nen lip genomen, daz si danne ir bruoder liese heim ze lande komen.

Wie wir Hagens Charakter kennen, h?tte er seinem Herrn Leben und Freiheit gern durch den eigenen Tod erkauft, und hier soll er den Hort nicht gezeigt haben, weil er f?rchtete, Gunther w?rde dann allein in die Heimat entlassen werden!

Eine geschichtliche Grundlage des Gedichts hat man in der Thatsache finden wollen, dass um das Jahr 437 der Burgunderk?nig Gundicarius mit seinem Volke von den Hunnen eine vernichtende Niederlage erlitt. Man beruft sich auch darauf, dass in der lex Burgundionum drei burgundische K?nige, Godomer, Gislahar und Gundahar wie es scheint als S?hne Gibicas genannt werden, die man in Gernot, Giselher und Gunther, nach der Heldensage den S?hnen Gibichs , wiederfinden will. Vergl. W. Grimms Deutsche Heldensage, 2. Auflage 1867 S. 12. Aber wann die geschichtlichen Beziehungen in die Sage eingetreten find, wissen wir nicht: sie drangen gelegentlich in die urspr?nglich mythische Heldensage, wurden aber auch wohl wieder ausgeschieden, wie wir davon ein Beispiel an Otacher haben, der, ein geschichtlicher Held, im Hildebrandslied den mythischen Sibich verdr?ngt hatte, ihm aber sp?terhin wieder weichen muste. Manche Thatsachen, die Geschichte und Heldensage gemein haben, k?nnen ebenso gut auch aus der Sage in die Geschichte gedrungen sein, z. B. was Jornandes von Ermenrich und Swanhildens Br?dern meldet, Grimms Heldensage S.2.

Kleine Druckversehen, einige fehlende Circumflexe, einige d? f?r d? u.u. bittet man zu verbessern.

Bonn im Juni 1868. K.S.

Vorrede

zur ersten Auflage der Uebersetzung.

Schon vor manchen Jahren, als ich das Lied der Nibelungen zuerst kennen lernte und mit Staunen die Wirkungen wahrnahm, die das herrliche Gedicht auf mein Gem?th hervorbrachte, entstand in mir der Wunsch, diese reinen kr?ftigen T?ne in neuhochdeutscher Dichtersprache widerhallen zu h?ren. Um so mehr wunderte ich mich bei dem Fleisse, welchen M?nner wie Voss, Schlegel, Tieck u.A. ausl?ndischen Dichterwerken widmeten, ja bei der Pflege, welche sogar einem niederdeutschen Gedichte zu Theil ward, dass keiner unserer Dichter das Nibelungenlied einer gleichen Aufmerksamkeit w?rdigte. Denn Tieck hatte seinen fr?her angek?ndigten Vorsatz einer Uebertragung desselben nicht zur That reifen lassen und Uebersetzungen von Philologen, wie Von der Hagen und B?sching, entsprachen den k?nstlerischen Anforderungen nicht. Die Hagensche steht namentlich der Sprache der Urschrift f?r den Zweck der Verst?ndlichkeit allzunahe, und die B?schingsche ist fast nur eine prosaische mit beibehaltenen Endreimen. Lange harrte ich daher vergebens, ob nicht einer unserer gefeierten S?nger, von denen mir besonders Uhland, R?ckert und Gustav Schwab zu einem solchen Unternehmen berufen schienen, der gegen das Gedicht einreissenden und durch die bisherigen Bearbeitungen nur gesteigerten Gleichg?ltigkeit des gr?ssern Publikums steuern werde. M?gen es also die Kunstrichter, wenn sie k?nnen, entschuldigen, dass ein ruhmloser J?nger der Kunst, dessen Name vor ihren kritischen St?hlen kaum noch erscholl, seine geringen Kr?fte an einer Arbeit versucht hat, deren fast un?berwindliche Schwierigkeiten so viele erprobte und f?higere M?nner abgeschreckt zu haben scheint.

Eine Rechtfertigung des Unternehmens von Seiten der N?tzlichkeit bedarf es nicht. Es ist albern zu glauben, dass eine Uebersetzung dem Studium des Originals Abbruch thun werde, vielmehr wird sie es erleichtern und bef?rdern, und die gegenw?rtige ist durch ihre Leichtverst?ndlichkeit und Wohlfeilheit darauf berechnet, denselben recht viele Theilnehmer zu gewinnen. Hoffentlich wird Mancher, der bis jetzt die poetische Sch?nheit des Gedichts nicht geahnt hatte, und sie nun erst durch die Uebersetzung kennen lernt, sich das Studium des Originals nicht verdriessen lassen, w?hrend er fr?her die damit verbundene Anstrengung scheute, weil er nicht wuste ob er daf?r durch einen entsprechenden geistigen Genuss werde entsch?digt werden. Bei diesem Studium selbst bietet ihm die Uebersetzung abermals ein willkommenes H?lfsmittel dar. Eben so wenig Ber?cksichtigung verdient der andere Einwurf, dass sich das Original ohne Beih?lfe einer Uebersetzung verstehen lasse, und wenn Manche sogar meinen, es m?ste dahin kommen, dass jeder B?rger und Bauer sein Nibelungenlied in der Ursprache lese, wie jeder Grieche seinen Homer, so sind das Tr?ume, die, wenn sie je in Erf?llung gehen sollten, nur durch Uebersetzungen, die das Volk erst belehrten, welchen Schatz es an dem Gedichte besitzt, verwirklicht werden k?nnten.

Wenn das Titelblatt die Uebersetzung eines mittelhochdeutschen Gedichts ank?ndigt, so kann darunter allerdings nur eine Uebertragung in die neuhochdeutsche Sprache verstanden werden; allein man darf darum nicht fordern, dass auch jedes darin zugelassene Wort neuhochdeutsch sein solle: vielmehr gen?gte, im Ganzen die Formen der neuhochdeutschen Grammatik zu Grunde zu legen, was von den fr?hern Uebersetzern nicht geschehen war, und die Anforderung allgemeiner Verst?ndlichkeit nie unber?cksichtigt zu lassen. Man kann auch die neuhochdeutsche Sprache noch von der Sprache unserer neuern Dichter unterscheiden, in welche Manches aufgenommen ist, was mehr der mittelhochdeutschen anzugeh?ren scheint. Eben diess aber kam mir bei der Uebersetzung wesentlich zu Gute, indem ohne diess die kindliche Naivet?t, die treuherzige Einfalt des Ausdrucks verloren gegangen w?re, und die alterth?mliche Farbe des Gedichts v?llig h?tte verwischt werden m?ssen. Alles freilich was sich neuhochdeutsche Dichter der letzten Zeit wohl erlaubt haben, verbot die R?cksicht auf allgemeine Fasslichkeit zu benutzen; Worte aber wie Degen, Recke, Minne, und F?gungen wie "Schwester mein", statt meine Schwester werden nirgend Anstoss erregen. Das beste Muster einer dem Mittelhochdeutschen angen?herten und doch mit alterth?mlichen Ankl?ngen nicht ?berladenen Sprache schienen mir Uhlands Romanzen darzubieten, und man wird finden, dass ich mich bestrebt habe, ihm nachzufolgen; Tiecks Behandlung aber d?nkte mich zu gewaltth?tig und namentlich enthalten seine Romanzen von Siegfried Freiheiten, die weder die heutige noch die ?ltere deutsche Sprache verstattete. Diess mit Achtung vor dem Genius des Dichters.

Was die Versart der Urschrift betrifft, die sich der Uebersetzer bem?ht hat so genau als m?glich nachzubilden, so darf man nicht vergessen, dass in den Nibelungen weder wie bei uns heutzutage die Verse nach F?ssen gemessen, noch wie bei unsern Nachbarn die Sylben gez?hlt werden. Vielmehr z?hlt man bloss die Hebungen, deren in jedem Halbvers drei, in der zweiten H?lfte des vierten Verses jeder Strophe aber gew?hnlich vier vorkommen, ohne dass ihnen eine gleiche Anzahl von Senkungen zu entsprechen brauchte. Es geschieht daher h?ufig, dass die Hebungen in aufeinander folgende Sylben zu stehen kommen, wie diess gleich im zweiten Verse der Uebersetzung

Von pr?isw?rthen Helden, von k?hnem W?gespiel

der Fall ist, obgleich sich dieselbe Erscheinung im Original erst in der ?ndern H?lfte des Verses zeigt. Dagegen hat gleich der f?nfte Vers:

Es w?chs in B?rg?nden ein ?del M?gdelein

die Hebungen auf derselben Stelle wie das Original nebeneinander. Wie gross daher der Unterschied des eigentlichen Nibelungenverses von dem sei, was man gew?hnlich daf?r ausgiebt, und wie sehr dieses an Wohllaut und Mannigfaltigkeit von jenem ?bertroffen wird, kann die Vergleichung des zweiten der in der "Einleitung" mitgetheilten Gedichte mit der "Weihe" lehren. Am Schluss der Verse bloss m?nnliche Reime zu gestatten, wie der Urtext nur "stumpfe" zul?sst und die "klingenden" ausschliesst, war nicht thunlich, weil die Pflicht, so viel als mit der neuhochdeutschen Sprache vertr?glich von dem Urtext zu retten, manche Schlussreime des Originals beizubehalten gebot, diese aber wegen des kurzen Vocals in der ersten Sylbe, welcher die erste stumm macht, nach mittelhochdeutscher Verskunst f?r stumpfe Reime galten, w?hrend sie nach den unsrigen f?r weibliche, oder wenn man so sagen soll, f?r klingende gehalten werden.

Hinsichtlich des Textes bedarf es bloss der Angabe, dass ich in der Regel dem Lachmannschen gefolgt bin, auf welchen sich auch die Strophenzahlen beziehen; dass ich aber auch weniger alte und verb?rgte Strophen anderer Ausgaben aufgenommen, jedoch mit einem Sternchen bezeichnet habe.

Man wird mir schwerlich vorwerfen k?nnen, allzufrei ?bertragen zu haben. Worttreue ist keine Pflicht: sie gleicht der Treue Eulenspiegels zu seinem Meister dem Schneider. Wie vieler Verbesserungen aber die Uebersetzung noch f?hig w?re, f?hlt Niemand lebhafter als ich, der, obgleich ich das Manuscript kurz vor dem Drucke einer nochmaligen strengen Durchsicht unterwarf, schon jetzt an dem mir vorliegenden ersten Aush?ngebogen wieder Tausenderlei auszustellen h?tte ohne darum an dem Unternehmen irre zu werden; denn wann d?rfte bei einem solchen Werke die kritische Feile ruhn? Die Aufnahme, die diesem ersten Versuche seitens des grossen Publicums zu Theil werden wird, und die Nachh?lfe, die ich von belehrenden Kritiken sachkundiger M?nner erwarte, m?gen dar?ber entscheiden, ob ich ihn dereinst in vollendeterer Gestalt der Welt vorlegen werde. M?chte der Leser nur einen Theil des Genusses empfinden, welchen die Arbeit dem Uebersetzer gew?hrte!

Weihe

an Friedrich Baron de la Motte Fouqu?.

Vom Ursitz deutscher V?lker, aus ferner Heidenzeit Erklingt uns eine Kunde von Lieb und Heldenstreit; Sie lebt in zwei Gestalten bei deutschen St?mmen fort Und sie ist unsres Volkes urerster Schirm und Hort.

Die Eine, werther S?nger, hat Dein Gesang verkl?rt, Von Deinem treuen Geiste durchgl?het und gen?hrt: Nun leuchtet in Walhalla, den Asen beigesellt, Sigurd der Schlangent?dter, der edle Norderheld.

Die Andre bringt ein J?nger daf?r zum Dank Dir dar, Ein Lied des Deinen w?rdig, durch Andrer Sangkunst zwar: Es wurzelt in dem Boden der starren Heidennacht, Vom milden Christenhimmel das Laubwerk ?berdacht.

W?r Deine fromme Treue, die nie von Arg gewust, Dein Herz voll Kraft und Milde in jeder deutschen Brust, Der Name fl?ge wieder bis an die Sternenwand Siegfrieds des Drachent?dters vom Nibelungenland.

Dankesgruss f?r die Zueignung des Nibelungenliedes.

Wer Lieder wagt zu singen im deutschen Dichterwald Weckt meist vielfaches T?nen, das rings ihm wiederhallt. Doch das altgute Spruchwort: "Es schallt vom Wald heraus Wie's in den Wald hineinschallt," geht hier nicht immer aus.

Schon Mancher hat gesungen in treuer Lieb und Lust, Und Schm?hruf drang entgegen zerstachelnd ihm die Brust: Da gilts denn freilich Sanglust, wenn fort man singen soll; Doch Herz quillt immer ?ber, ist nur das Herz recht voll.

So hats der treue Siegfried in Wort und That gemacht; Lohnt' ihm das Wer mit Undank, des hatt' er wenig Acht, Er blieb ein treuer Degen wie ehmal so fortan Und so solls nach ihm machen jedweder echte Mann.

Er frage nach dem Lohn nicht; Gott schickt von selbst ihm Lohn, Weckt aus verwandten Herzen ihm manch verwandten Ton. So hast Du mir gesungen: vom Herzen giengs ins Herz: Wir pilgern treu verbunden durchs Weltthal himmelw?rts.

L.M. Fouqu?.

Einleitung.

Es war einmal ein K?nig, Ein K?nig wars am Rhein, Der liebte nichts so wenig Als Hader, Gram und Pein. Es grollten seine Degen Um einen Schatz im Land Und w?ren fast erlegen Vor ihrer eignen Hand.

Da sprach er zu den Edeln: "Was frommt euch alles Gold, Wenn ihr mit euern Schedeln Den Hort erkaufen sollt? Ein Ende sei der Plage, Versenkt es in den Rhein: Bis zu dem j?ngsten Tage Mags da verborgen sein."

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