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Munafa ebook

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Read Ebook: Friedrich v. Schiller's Biographie by D Ring Heinrich

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Ebook has 248 lines and 36364 words, and 5 pages

Biographien Deutscher Classiker.

#SUPPLEMENT# zu der G?schen-Cottaischen Ausgabe "deutscher Classiker"

Erstes B?ndchen. #FRIEDRICH VON SCHILLER.#

Jena, 1853

Friedrich v. Schiller's #BIOGRAPHIE#

von

Dr. H. Doering.

Complet in Einem B?ndchen

#SCHILLER'S LEBEN.#

Von Schw?bisch Gm?nd, wohin er von dem Herzog von W?rtemberg als Werbeofficier gesandt worden war, begab sich Schillers Vater 1765 nach Lorch, einem W?rtembergischen Grenzdorfe. Zu dem Unterricht, den der sechsj?hrige Knabe dort im Lesen und Schreiben erhielt, traten sp?terhin auch die Elemente der lateinischen und griechischen Sprache. Den Namen seines ersten Lehrers, des Pfarrers Moser in Lorch, verewigte Schiller sp?ter in seinen "R?ubern". An dem Sohne jenes Geistlichen, Carl Moser, erhielt er zugleich seinen ersten Jugendfreund, der nachher zugleich mit ihm die lateinische Schule zu Ludwigsburg besuchte. Damals scheint die sp?terhin nicht ohne innern Kampf unterdr?ckte Neigung Schillers zum geistlichen Stande zuerst erwacht zu seyn. Nach der Erz?hlung seiner ?ltern Schwester stieg er mit einer schwarzen Sch?rze und einem K?ppchen auf einen Stuhl, und recitirte auswendig gelernte Spr?che, mitunter auch wohl Stellen aus den von ihm angeh?rten Predigten des Pfarrers Moser.

F?r die Sch?nheiten der Natur war Schiller ganz besonders empf?nglich. Ein religi?ses und historisches Interesse zugleich hatten f?r ihn die in einem Kloster bei Lorch befindlichen Gr?ber der Hohenstauffen. Der Weg nach jenem Kloster war sein Lieblingsspaziergang. Immer blieb ihm f?r die Gegend von Lorch eine grosse Anh?nglichkeit. Als er sp?terhin die Karlsschule in Stuttgart verlassen, besuchte er, von seiner Schwester Christophine begleitet, noch einmal alle seine Lieblingspl?tze. Seine Liebe zur Natur war so gross, dass er sich oft durch einen sch?nen Sommertag, unbek?mmert um seine Unterrichtsstunden, in's Freie locken liess. Einen solchen Fehltritt zu verheimlichen, war er zu gewissenhaft; er gestand ihn vielmehr offen. Am wenigsten harmonirte mit seines Vaters Ansichten Schillers ideale Liberalit?t, womit er, der vom Eigenthum kaum einen Begriff hatte, einzelne Kleidungsst?cke und die unentbehrlichsten Schulb?cher an D?rftige verschenkte. Die v?terlichen Z?chtigungen, die ihn desshalb trafen, w?rde er noch h?rter empfunden haben, wenn nicht seine Schwester Christophine mit seltener Aufopferung sich als eine Mitschuldige bekannt, und dadurch die Strafe auf sich selbst gelenkt h?tte. Auch die sanfte und zur Verzeihung geneigte Mutter trat durch ihre F?rsprache bei dem Vater in solchen F?llen vermittelnd ein.

In Ludwigsburg, wohin Schillers Vater 1768 versetzt worden war, sah der neunj?hrige Knabe zum ersten Mal ein Theater. M?chtig war der Eindruck, den die dargestellten St?cke mit ihren prachtvollen Dekorationen und Aufz?gen von Pferden, k?nstlichen Elephanten, L?wen u.s.w., in dem Opern- und Balletgeschmack der damaligen Zeit, in Schillers Seele zur?ckliessen. Alle seine jugendlichen Spiele bezogen sich auf die B?hne und ihre Darstellungen. Er entwarf selbst Pl?ne zu Trauerspielen, und mit Puppen, die er sich aus Papier geschnitten, f?hrte er einzelne Scenen auf.

Noch in anderer Weise ?usserte sich sein Gef?hl f?r Poesie um diese Zeit. Mit einem seiner Jugendfreunde, dem nachherigen Physikus Elwert in Cannstadt, bestand er, nicht ohne Furcht vor der ihm angedrohten harten Strafe seines strengen Lehrers, zu dessen voller Zufriedenheit das Schulexamen. Als Belohnung seines Fleisses erhielt er vier Kreuzer, die er mit seinem Freunde zu einer Sch?ssel saurer Milch auf dem benachbarten Hartenecker Schl?sschen verwenden wollte. Dort war indess keine Milch vorhanden, und erst in Neckarweihingen, wohin er mit seinem Freunde gewandert war, erhielten Beide die ersehnte Labung. Schiller f?hlte sich so begeistert, dass er auf einer Anh?he, von welcher man Harteneck und Neckarweihingen ?berschauen konnte, in einer pathetischen Ergiessung ?ber den erstgenannten Ort seinen Fluch, ?ber den letzten aber seinen feierlichen Segen aussprach.

In der lateinischen Schule zu Ludwigsburg beschr?nkte sich Schillers Unterricht fast nur auf die Erlernung der Sprache, von welcher jene Lehranstalt den Namen f?hrte. Im Griechischen kam er kaum ?ber die ersten Elemente hinaus. Dass er dem Virgil, Horaz und andern r?mischen Dichtern keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen konnte, lag wohl an der trocknen Erkl?rungsmethode, die Schillers Gem?th nicht ergreifen konnte. Sein Fleiss jedoch erwarb ihm bald das Lob eines der ersten Sch?ler in seiner Classe. Er gen?gte selbst den strengen Anforderungen seines Lehrers Jahn, der zwar ein t?chtiger Philolog, aber zugleich ein Mann von finsterem Charakter war, und durch seinen J?hzorn, als Schiller sp?ter bei ihm Kost und Wohnung hatte, seinem Charakter eine schiefe Richtung gab. Er ward sch?chtern und zur?ckgezogen. Auch sein Vater liess keine Gelegenheit unbenutzt, ihn zum Fleiss zu ermuntern, und er empfand im vollen Masse die v?terliche Strenge, wenn er ausser der Schulzeit unbesch?ftigt war oder im Garten spielte. Merkw?rdig war es, wie sich seine Sch?chternheit mitunter bis zum Muthwillen steigerte. Bei Spielen, wo es wild herging, gab er fast immer den Ton an, und wusste sich durch seine Furchtlosigkeit bei seinen Schulkameraden in Respect zu setzen. Nie aber lag den kleinen Neckereien, mit denen er sich wohl bisweilen selbst an erwachsene Personen wagte, eine b?sartige Absicht zum Grunde. Er hatte daher unter seinen Jugendgespielen kaum einen, der ihm ?bel wollte. Verh?ltnissm?ssig klein war jedoch der Kreis von Freunden, zu denen er mit der ganzen Innigkeit seines Gef?hls sich hingezogen f?hlte.

Noch immer war ihm eine Vorliebe f?r den geistlichen Stand geblieben, den auch sein Vater sehr achtete, weil er sich von dieser Laufbahn seines Sohnes eine ehrenvolle Existenz versprach. Die mehrmaligen Pr?fungen in dem Stuttgarter Gymnasium, die dem Eintritt in die Klosterschulen vorangingen, hatte Schiller, nach noch erhaltenen Zeugnissen, r?hmlich bestanden. Die Stimmung seines Gem?ths und der Gang seiner Phantasie waren religi?s geblieben. Daf?r sprach unter Anderem sein elfter poetischer Versuch, ein an seine Eltern gerichteter Neujahrswunsch in Versen vom Jahr 1768. Verloren ging ein Gedicht religi?sen Inhalts, welches er am Tage seiner Confirmation, wahrscheinlich im Jahr 1770, niederschrieb, als seine Mutter, die ihn auf der Strasse umherlaufen sah, ihm Vorw?rfe machte ?ber seine Gleichg?ltigkeit gegen die Handlung des folgenden Tages. Erhalten hat sich dagegen ein in lateinischer Prosa geschriebener Neujahrswunsch an seinen Vater vom Jahr 1771.

Seinen Plan, sich dem geistlichen Stande zu widmen, durchkreuzte der Wille des Herzogs von W?rtemberg. Es war eine f?rstliche Gnade, die Schillers Vater nicht ablehnen konnte, als der Herzog, vielleicht durch g?nstige Zeugnisse der Lehrer Schillers bestimmt, sich geneigt zeigte, ihn in das auf der Solitude bei Stuttgart errichtete Lehr- und Erziehungsinstitut aufzunehmen, welches bisher meist nur S?hne von Adlichen zu Z?glingen gehabt hatte. F?r Schillers Vater war der Antrag des Herzogs auch noch von einer andern Seite lockend. Schiller sollte dort auf herzogliche Kosten unterrichtet werden. Die Wahl seines Lebensberufs blieb ihm freigestellt. Auch f?r eine k?nftige vorteilhafte Anstellung versprach der Herzog zu sorgen. Diese vortheilhaften Aussichten machten jedoch auf Schillers Eltern einen ganz andern Eindruck, als der Herzog erwartet haben mochte. Dem geistlichen Stande konnte sich Schiller nicht mehr widmen, da er in der neuen Pflanzschule, die eine v?llig milit?rische Einrichtung hatte, nicht dazu vorbereitet werden konnte. Nicht beleidigt durch eine Vorstellung, die Schiller's Vater an den Herzog zu richten und dessen Antrag abzulehnen wagte, verlangte der F?rst die Wahl eines andern Standes. Der Theologie zu entsagen, scheint Schillern nicht leicht geworden zu seyn. Dass er durch die N?he des Instituts mit seinen Eltern in Ber?hrung blieb und sie jeden Sonntag wenigstens sprechen konnte, war ein Trost, der ihm den Entschluss erleichterte, sich der Jurisprudenz zu widmen. Im Januar 1773 trat er in das neue Institut. Er stand damals in seinem vierzehnten Lebensjahre.

Wie Schillers Vater die Gnade des Herzogs zu sch?tzen wusste, zeigt ein noch erhaltenes Schreiben aus Ludwigsburg vom 10. Januar 1773 an den Oberstwachtmeister v. Seeger, dem die Oberaufsicht ?ber das neue Institut, nach dessen Stifter die Karlsschule genannt, ?bertragen worden war. Erhalten hat sich auch noch ein mit der Unterschrift von Schillers Vater und mit dessen Siegel versehener Revers, den er nach der Aufnahme seines Sohnes in die Karlsschule ausstellen musste. Dieser Revers f?llt in eine sp?tere Zeit. Er ist aus Ludwigsburg vom 23. September 1774 datirt.

Eine Schilderung der innern Einrichtung und der Erziehungsmethode des neuen Instituts, welchem Schiller jetzt angeh?rte, muss vorangeschickt werden, um dem Gange seiner weitern Ausbildung folgen zu k?nnen. Die gesammten Z?glinge, in zwei Classen abgetheilt, bewohnten ein grosses, aus vier Fl?geln bestehendes Casernengeb?ude. Die adliche Classe bestand meist aus adlichen Offizierss?hnen, die b?rgerliche gr?sstenteils aus Soldatenkindern. Jene hiessen Cavaliere, diese Eleven. Als sp?ter die Zahl der Z?glinge bis auf dreihundert gestiegen war, wurden die beiden Classen halbj?hrlich von dem Herzog selbst in dem sogenannten Rangirsaal gemustert und in drei Abtheilungen getrennt, von denen die erste aus den funfzig gr?ssten K?pfen, und die beiden andern ebenfalls aus funfzig K?pfen bestanden. Jede dieser Abtheilungen hatte ihren besondern Schlafsaal, und stand anfangs unter der Aufsicht von Sergeanten, sp?terhin unter einem Capitain oder Lieutnant. Die Direction des Ganzen war einem Obristen, damals, als Schiller in das Institut eintrat, dem Obristwachtmeister v. Seeger ?bertragen. Dem Milit?rdienst widmete sich fast ausschliesslich die erste Classe jener Lehranstalt, die sogenannten Cavaliere. Die Eleven erhielten den erforderlichen Unterricht, um sich zu K?nstlern und Handwerkern, Malern, Architekten, Musikern u.s.w. zu bilden. Fast auf alle wissenschaftlichen Zweige, die Theologie ausgenommen, erstreckte sich nach und nach der Unterricht des Instituts. Man hatte die Einrichtung getroffen, die Z?glinge nach den verschiedenen Lehrgegenst?nden in vier und zwanzig Divisionen zu theilen. In der ersten Division befanden sich die Juristen, in der zweiten die Milit?rpersonen, in der dritten die Kameralisten u.s.w. So bot die Karlsschule, indem sie das ganze Unterrichtswesen umfasste, hinreichende Mittel dar zu einer universellen Bildung.

Vorherrschend war in diesem k?nstlich zusammengesetzten Staate die milit?rische Form. Das Commando: "Marsch!" f?hrte die Z?glinge in den Speisesaal, wo ihnen ein "Halt!" zugerufen ward. Auf das Commando: "Front!" wandten sie sich gegen den Tisch, hoben hier, als der Ruf: "Zum Gebet!" ert?nte, die gefalteten H?nde bis zum Munde empor, und r?ckten auf ein gegebenes Zeichen die St?hle mit einem donner?hnlichen Ger?usch zum Tische. Auf ?hnliche Weise zogen sie in gleichm?ssigem Tempo nach den H?rs?len. Das Verh?ltniss der Lehrer zu ihren Sch?lern war ordonanzm?ssig. An die milit?rische Form des Instituts wurden die Z?glinge schon durch ihre Kleidung erinnert. Nach der Beschreibung, die ein Jugendfreund Schillers, v. Scharffenstein, davon entworfen, trugen die Offizierss?hne gew?hnlich hellblaue Westen von Commisstuch, Kragen und Aermelaufschl?ge von schwarzem Pl?sch, und Beinkleider von weissem Tuch. Unter dem kleinen Hute sahen an jeder Seite des Kopfes zwei ungepuderte Papilloten hervor. Lange falsche Z?pfe, nach einem bestimmten Masse, wurden von allen Z?glingen getragen. In dieser wunderlichen Kleidung nahm sich Schiller vor vielen Andern h?chst seltsam aus, in seiner langen hagern Gestalt, in dem bleichen Gesicht und den fast immer etwas entz?ndeten Augen.

Noch schwerer, als der K?rperzwang, dem er sich unterworfen sah, lastete auf ihm der Druck des Geistes. Die strenge Form und Regel in jenem Institut vertrug sich nicht mit der leisesten Freiheits?usserung. Strenge Verleugnung seiner selbst, das Ersticken hervorstechender Talente, die nicht in den Erziehungsplan passten, vor Allem aber die Niederbeugung des eigenen Willens, waren die Grunds?tze, deren Befolgung die Karlsschule unbedingt verlangte. Seinen tiefen Unmuth ?ber diesen Zwang sprach Schiller in mehreren Briefen an seinen Jugendfreund Carl Moser aus. Selbst den Trost freundschaftlicher Mittheilung musste er entbehren. Ueberall scharf beobachtet, durften die Z?glinge ohne einen Grund, der den Inspectoren gen?gte, sich nicht aus einem Schlafsaal in den andern begeben. Das Puder- und Waschzimmer, eine abgelegene Allee im Garten, ein Durchgang im Hofe u.s.w. musste das Local darbieten, wo Schiller einzelnen Vertrauten Proben seiner Gedichte oder sp?ter Scenen aus seinen "R?ubern" mittheilen konnte, doch nicht selten unterbrochen ward, wenn der ausgestellte Vorposten das verabredete Zeichen gab.

Zu der Erinnerung an die Freiheit, die er im elterlichen Hause genossen, trat noch f?r Schiller das dr?ckende Gef?hl der Einsamkeit. Seine Natur war nicht geeignet, sich Andern zu n?hern. Unter den dreihundert Z?glingen der Karlsschule hatte er nur wenig Freunde im strengsten Sinne des Wortes. Nicht ausgezeichnetes Talent, wohl aber Herzensg?te und Charakterfestigkeit musste der besitzen, an den er sich anschloss. Mit zur?ckschreckender K?lte behandelte er Individuen von schwankendem, niedrigem und b?sartigem Charakter, und suchte sich ihrem Umgange m?glichst zu entziehen. Ein Gl?ck war es f?r ihn, dass er in der Karlsschule bald nach seinem Eintritt mehrere gleichgesinnte J?nglinge fand, die sich zugleich lebhaft f?r die Dichtkunst interessirten. Zu seinen Freunden geh?rten vor allen v. Hoven, sp?ter Medicinalrath in N?rnberg, der nachherige Bibliothekar Petersen in Stuttgart, v. Scharffenstein, sp?terhin General in w?rtembergischen Diensten, der Bildhauer Dannecker und der Tonk?nstler Zumsteg.

Mit seinem tr?ben Schicksal vers?hnte ihn einigermassen die humane Behandlung des Majors v. Wolf, unter dessen Oberaufsicht er stand. Ohne von der W?rde eines Vorgesetzten sich etwas zu vergeben, verschaffte jener feingebildete und zartf?hlende Mann dem aufkeimenden Talente Schillers neue Nahrung, indem er ihm zu der Bekanntschaft mit den ausgezeichneten Geisteswerken verhalf, was jedoch nicht ohne Beseitigung mancher Hindernisse geschehen konnte, da deutsche B?cher in der Karlsschule als eine Art von Contrebande galten. Gross war Schillers Freude, als ihm ein Zufall Klopstocks Oden und den Messias verschaffte. Sein eignes poetisches Talent ward durch jene Dichtungen, die in seinem religi?s gestimmten Gem?th leicht Anklang fanden, m?chtig angeregt. Von allen andern Zerstreuungen geschieden, kehrte er in seiner kl?sterlichen Einsamkeit immer wieder zu seinem Lieblingsdichter Klopstock zur?ck, dessen Anschauungen, Bilder, Gef?hle und Gedanken er sich allm?lig aneignete. Jene Gattung der Poesie n?hrte Schillers Empf?nglichkeit f?r das Grosse und Erhabene. Aber auch die Neigung zum geistlichen Stande ward wieder in ihm rege durch Klopstocks Dichtungen. In der Bibel fand er den Stoff zu einem epischen Gedicht, Moses, das sich leider nicht erhalten hat.

Einen fast noch tiefern und bleibendern Eindruck auf Schillers empf?ngliches Gem?th machten die erhabenen, r?hrenden und ersch?tternden Scenen in Gerstenbergs Ugolino. Noch in sp?tern Jahren sch?tzte er diess Trauerspiel sehr, dessen Mittheilung er 1773 einem Freunde verdankte. V?llig abgelenkt von der lyrischen und epischen Poesie ward Schiller, als er bald nachher Goethe's G?tz von Berlichingen kennen lernte. Dies Ritterschauspiel f?hrte ihn mit hinreissender Gewalt der tragischen Laufbahn entgegen. Durch die Wielandsche Uebersetzung Shakspeare's, die ihm sein Freund v. Hoven verschaffte, ward er mit diesem grossen Dramatiker bekannt. Eine Stelle aus Shakspeare's Werken, die sein Lehrer Abel einst in einer Unterrichtsstunde mittheilte, soll ihn zuerst f?r den grossen Britten begeistert haben. In sp?tern Jahren gestand er jedoch, dass sein moralisches Gef?hl, vielleicht auch die Vorliebe f?r Klopstocks Poesie, ihn lange verhindert habe, Shakspeare gerecht zu w?rdigen. Er gestand offen, dass ihn die K?lte und Unempfindlichkeit emp?rt habe, die dem Britten erlaubte, im h?chsten Pathos zu scherzen, und die ersch?tternden Scenen im Hamlet, im K?nig Lear und Macbeth durch einen Narren zu st?ren. Immer mehr erkaltete in ihm die Vorliebe f?r Shakspeare. Neuere deutsche Dichter verdr?ngten ihn, besonders Lessing in seiner Emilia Galotti und Leisewitz in dem Trauerspiel Julius von Tarent. Mehrere Briefe an seinen Jugendfreund Carl Moser bewiesen, wie ihn die strenge Disciplin der Karlsschule erbitterte, die durch ihre Fesseln ihn n?thigte, jenen Geistesgenuss als etwas Strafbares zu betrachten. Er f?hlte, wie er in einem seiner Briefe ?usserte, jenem Zwange gegen?ber, in seinem Herzen eine ganz andere Welt, als die, die ihn umgab. "So lange sich mein Geist frei erheben kann," schrieb er unter andern, "wird er sich in keine Fesseln schmiegen." In solcher Stimmung gab es F?lle, wo sein Unmuth, den er bei Irrungen mit seinen Vorgesetzten meist durch einen witzigen oder sarkastischen Einfalt beschwichtigt hatte, sehr lebhaft hervorbrach. Mit der Aeusserung: er m?sse bei der Wahl seiner Studien seinen freien Willen haben, warf er einst, als er unter dem Vorwande der Krankheit auf seinem Zimmer geblieben war, ein ihm aufgedrungenes Pensum dem Ueberbringer vor die F?sse. F?r diesen Trotz ward er einige Zeit degradirt und lernte einsehen, dass in solchen F?llen die Inspectoren doch weiter mit ihrem Willen reichten, als er mit dem seinigen.

Wenn er Nachts, wo seine Phantasie am lebhaftesten aufgeregt war, ungest?rt arbeiten wollte, musste er ebenfalls Unwohlseyn vorsch?tzen. Ihm ward dann erlaubt, im Krankensaale sich einer Lampe zu bedienen, w?hrend er ausserdem, wie die ?brigen Z?glinge, nur bis zu einer bestimmten Stunde Licht brennen durfte. Ein wissenschaftliches Buch war immer bei der Hand, um das Manuscript sogleich zu bedecken, wenn es einem der Inspectoren oder mitunter dem Herzog selbst einfiel, den Saal zu visitiren. Mehrere Gedichte, zum Theil auch Schillers Schauspiel, die R?uber, entstanden auf diese Weise. Als er einst einigen Freunden eine Scene aus diesem noch ungedruckten St?ck vorlas, ?berraschte ihn einer der Inspectoren. Mit Pathos recitirte Schiller die von Franz Moor an den Pastor Moser gerichteten Worte: "Ha! was! du kennst keine Strafe dr?ber? Besinne dich nochmals! Tod, Himmel, Ewigkeit, Verdammniss schwebt auf dem Laute deines Mundes." In diesem Augenblick ?ffnete sich die Th?r. "Ei! wer wird denn so entr?stet seyn und fluchen?" sagte der hereintretende Aufseher. Schillers Freunde l?chelten, und er selbst rief dem sich wieder entfernenden Inspector bitter l?chelnd nach: "Ein confiscirter Kerl!"

Mit solchen Kraft?usserungen harmonirte Schillers Freim?thigkeit in der Beurtheilung seiner selbst und Anderer. Eine blondere Veranlassung, diese Freim?thigkeit zu zeigen, bot sich ihm dar, als der Herzog von W?rtemberg 1774 verlangte, dass unter den altern Z?glingen seines Instituts jeder nicht nur von sich, sondern auch von allen Genossen seiner Abtheilung eine schriftliche Charakteristik entwerfen sollte. Sowohl die Fehler, als die F?higkeiten und Lieblingsneigungen der einzelnen Z?glinge, besonders aber eines Jeden Betragen gegen die Lehrer und Inspectoren sollten, nach der Ansicht des Herzogs, in jener Charakteristik genau angegeben werden. In den von K. Hoffmeister herausgegebenen Nachtr?gen zu Schillers Werken haben sich die Schilderungen erhalten, die der damals funfzehnj?hrige J?ngling von mehren seiner Mitsch?ler entwarf. Jene Schilderungen waren nicht blos Beweise seiner feinen Beobachtungsgabe; sie zeigten auch seine redliche, wohlwollende und freim?thige Gesinnung im sch?nsten Lichte. Von manchen seiner Mitsch?ler bekannte er offen: die Ehrerbietung gegen ihre Vorgesetzten grenze an Niedertr?chtigkeit.

In der Schilderung, die er von sich selbst entwarf, verschwieg er nicht seine vorherrschende Neigung zur Poesie. Freim?thig gestand er: "dass er in manchen St?cken noch fehle, dass er eigensinnig, hitzig, ungeduldig sei, dass er aber auch ein aufrichtiges, treues und gutes Herz habe." Die missf?lligen Aeusserungen seiner Freiheitsliebe suchte er durch sein edles Gem?th zu entschuldigen. Am Schluss seiner Selbstcharakteristik unterdr?ckte er nicht das Gest?ndniss, dass er sich weit gl?cklicher f?hlen w?rde, wenn er dem Vaterlande als Theolog dienen k?nnte. Dass er dem geistlichen Stande entzogen worden, beklagte er oft. Auch in sp?tern Jahren verband er etwas Grosses und Erhabenes mit der Vorstellung, vor einer versammelten Gemeinde ?ber die wichtigsten Angelegenheiten des Menschen zu sprechen.

Wie Schillers Mitsch?ler ?ber ihn urtheilten, zeigt ein noch erhaltener Aufsatz eines seiner Jugendfreunde. Seine Neigung zur Poesie, besonders zur tragischen, wird in jenem Aufsatze besonders hervorgehoben. Seinem Betragen nach wird er als sehr lebhaft und lustig, dabei aber zugleich auch als bescheiden, sch?chtern und freundlich geschildert, mehr in sich selbst, als ?usserlich vergn?gt, nie ganz mit sich selbst, doch mit seinem Schicksal zufrieden. Das Letztere konnte schwerlich der Fall seyn. Mit seinen poetischen Besch?ftigungen stand das von ihm gew?hlte Studium einer so trocknen Wissenschaft, wie die Jurisprudenz, in der furchtbarsten Disharmonie. Seine Phantasie, von poetischen Bildern, Tr?umen und Pl?nen fortw?hrend bewegt, konnte durch die Geschichte der in Deutschland geltenden Rechte eben so wenig gefesselt werden, als durch sp?tere Collegien ?ber das Naturrecht und ?ber das r?mische Recht. Von seinen juristischen Lehrern ward er daher f?r einen talentlosen Menschen gehalten, dessen F?higkeiten zu keinen grossen Erwartungen f?r die Zukunft berechtigten. Fleissiger, als das Studium der Rechte, betrieb er den fortgesetzten Unterricht im Lateinischen und Griechischen, in der Geographie, Geschichte und Mathematik. Anziehend waren f?r ihn besonders die Elemente der Philosophie. Doch hatte er auch in den neuern Sprachen hinl?ngliche Fortschritte gemacht, um die franz?sischen Classiker ohne Schwierigkeit lesen zu k?nnen.

Gl?cklicherweise fand Schiller 1775 durch eine Erweiterung der Karlsschule Gelegenheit, die ihm l?stige Jurisprudenz mit einem andern Studium zu vertauschen. In den Kreis der bisherigen Lehrgegenst?nde war um diese Zeit auch die Medicin gezogen worden. Schiller entschloss sich, diese Wissenschaft zu studiren und sie zu seinem k?nftigen Lebensberuf zu w?hlen, wahrscheinlich, wie einer seiner Jugendfreunde erz?hlt, durch die Ansicht geleitet, dass Psychologie und die damit verwandten Kenntnisse ihm in dramatischer Hinsicht f?rderlich seyn k?nnten. Nach einer andern Nachricht entschloss sich Schiller zur Medicin durch die seinem Vater von dem Herzog er?ffneten Aussichten einer schnellen Versorgung seines Sohnes.

H?tte auch Schillers neues Studium ein noch h?heres Interesse f?r ihn gehabt, als dies, wenigstens anfangs, der Fall war, so konnte es ihm doch keine Entsch?digung darbieten f?r den Druck der Fesseln, die ?berall den Aufschwung seines Geistes l?hmten. In ihm lebte ein hohes Freiheitsgef?hl, dem er sich mit ganzer Seele hingab, wenn es ihm dann und wann gelang, den engen Mauern zu entschl?pfen, die ihn mit der Welt und ihren Verh?ltnissen in g?nzlicher Unbekanntschaft erhielten. Der Plan, den er mit einigen Freunden 1775 zu einer heimlichen Flucht entworfen hatte, misslang, ohne verrathen worden zu seyn, doch g?nzlich. Schiller musste sich mit dem Trost begn?gen, wie bisher, der Menschen Thun und Treiben aus der Ferne zu belauschen.

In seiner Einsamkeit blieb die Dichtkunst seine Lieblingsbesch?ftigung. Ausser Klopstock, f?r den er noch immer eine besondere Vorliebe zeigte, waren Uz, Haller, Lessing, Gerstenberg und Goethe die Dichter, deren poetische Sch?pfungen ihn am meisten ansprachen. Den tiefsten Eindruck auf sein empf?ngliches Gem?th machten Werthers Leiden. Als dieser Roman im Kreise einiger seiner vertrautesten Freunde vorgelesen ward, entwarfen sie, von jugendlicher Begeisterung ergriffen, sogleich den Plan zu einem zweiten Werther, der freilich ungeschrieben blieb. Schwer m?chten die Empfindungen zu schildern seyn, von denen Schiller bei dem Anblick Goethe's ergriffen ward, der den Herzog von Weimar begleitete, als dieser F?rst die Karlsschule besuchte. Wie h?tte ihm damals nur eine Ahnung kommen k?nnen, dass zwischen ihm und dem Verfasser des Werther sich einst ein Freundschaftsband kn?pfen werde! Als einfaches sinniges Gem?lde sch?ner Jugendliebe sprach ihn auch Millers Siegwart an, und Stunden lang schw?rmte er, am einsamen Gitterfenster sitzend, in den durch jene Klostergeschichte in ihm erregten Gef?hlen.

Schiller wollte indess nicht blos geniessen, er wollte auch selbst produciren. Nahe lag ihm und seinen gleich gestimmten Freunden die Idee, mit den Mustern zu wetteifern, die durch tiefe Blicke in das Innere der Seele, wie durch Reichthum der Phantasie und der Sprache, der Dichtkunst einen neuen Schwung zu geben suchten. Mit seinen Freunden kam Schiller ?berein, dass sie sich in die aus den verschiedenen Gattungen der Poesie gew?hlten Stoffe theilen wollten. Petersen machte sich anheischig, ein r?hrendes Schauspiel zu dichten; v. Hoven wollte ein Seitenst?ck zum Werther und Scharffenstein versprach ein Ritterst?ck. Schiller selbst war wegen des S?jets, das zu einer Trag?die passte, l?ngere Zeit in so grosser Verlegenheit, dass er, nach seiner eignen Aeusserung in sp?tern Jahren, damals seinen letzten Rock und Hemde f?r einen dankbaren Stoff w?rde hingegeben haben.

In solcher Stimmung fiel ihm ein Zeitungsblatt in die H?nde, das eine Nachricht von der Selbstentleibung eines Studenten in Nassau enthielt. Sein theilnehmendes Herz und seine lebhafte Phantasie fand in diesem Ereigniss sogleich die Grundlage zu einer Trag?die, die den Titel: "der Student von Nassau" erhielt. In sp?tern Jahren soll er bedauert haben, dass er diesen ersten dramatischen Versuch, dessen vielfache M?ngel ihm bald einleuchteten, wieder vernichtet hatte. Jenes Trauerspiel war ein merkw?rdiges Document der ersten gl?henden W?rme seines Gef?hls. Auch ein zweiter dramatischer Versuch Schillers, "Kosmus von Medicis", hat sich nicht erhalten. Diese Trag?die soll dem von Leisewitz gedichteten Trauerspiel Julius von Tarent sehr ?hnlich gewesen seyn. Einzelne Gedanken und Situationen nahm Schiller sp?ter in seine "R?uber" auf.

Haupts?chlich dem Freiheitsdrange hatte Schiller in den erw?hnten dramatischen Versuchen Luft gemacht. Aber auch sein Herz verlangte Befriedigung. Er fand sie, noch immer wieder zu Klopstocks Poesie zur?ckkehrend, in lyrischen Ergiessungen. Sein erstes Gedicht dieser Art, in den Nachtr?gen zu seinen Werken enthalten, und "Schilderung des menschlichen Lebens" ?berschrieben, entstand 1775, zu einer Zeit, wo tr?be Erfahrungen und die peinliche Unruhe der erwachenden Denkkraft den Frieden der Seele des damals sechszehnj?hrigen J?nglings schon untergraben hatten. Psychologisch merkw?rdig war diess Gedicht, weil Schiller darin schon im Allgemeinen die Zerw?rfnisse angedeutet hatte, die er sp?ter mit gewaltsamem Ungest?m in den "R?ubern" zur Sprache brachte.

Ganz im Geiste Klopstocks war eine zweite lyrische Ergiessung, die unter der Ueberschrift: "der Abend", eine Stelle in Balthasar Haug's Schw?bischen Magazin vom Jahr 1776 fand. Es war eine Art von Hymne an Gott, voll religi?ser Empfindung und mit einer ungew?hnlichen Kraft und Energie der Sprache gedichtet. Dies mochte der Herausgeber des Schw?bischen Magazins gef?hlt haben, weil er in einer Anmerkung dem jungen Dichter ein "%os magna sonaturum%" prophezeihte. Schiller sprach einige Jahre sp?ter ein wegwerfendes Urtheil ?ber dies Gedicht aus, als ihn ein Jugendfreund daran erinnerte. "Damals", sagte er, "war ich noch ein Sklave Klopstocks."

Der eben genannte Dichter begeisterte ihn auch zu dem Gedicht: "der Eroberer", ebenfalls in Haugs Schw?bischen Magazin vom Jahr 1777 gedruckt und sp?terhin in die Nachtr?ge zu Schillers Werken aufgenommen. Nicht unbillig beurtheilte sein Jugendfreund Petersen dies Gedicht, das er als "den Erguss einer orientalischen Geistesergrimmung" bezeichnete, mit Erinnerungen aus der Messiade und den Propheten, voll wilden Feuers und roher brausender Kraft, aber auch voll Schwulst und Unverst?ndlichkeit. In seiner Unbekanntschaft mit der Welt und ihren Verh?ltnissen lag haupts?chlich der Grund, warum Schillers Phantasie, die sich an keine Erfahrungen und Anschauungen halten konnte, leicht ins Unbegrenzte hinausschweifte. Dem Leben v?llig entfremdet, konnte er seine poetischen Stoffe nur aus B?chern sch?pfen, und so war ihm das Dichten mehr eine angestrengte Arbeit, als ein leichtes Spiel.

Fr?her, als sein poetisches Talent, gelangte seine hervorstechende Denkkraft zu einer gewissen Selbstst?ndigkeit. Garve's Anmerkungen zu Ferguson's Moralphilosophie verdankte Schiller das erste Licht im Reich der Vernunftwahrheiten. Auch mehrere Schriften Lessing's, Sulzer's, Mendelssohn's, Herder's u.A. las er fleissig. Vorz?glich waren es Plutarch's Lebensbeschreibungen, durch welche Schillers Vorstellungsweise sich zum Grossen und Allgemeinen erhob. F?r dies Werk blieb ihm stets eine grosse Vorliebe. In den sp?ter gedichteten "R?ubern" liess er seinen Karl Moor sagen: "Mir ekelt vor diesem dintenklecksenden Seculum, wenn ich in meinem Plutarch lese von grossen Menschen." Auch noch in sp?tern Jahren empfahl er das Studium jenes griechischen Autors einer Freundin. Ein solches Werk, meinte er, erhebe uns ?ber die platte Generation und mache uns zu Zeitgenossen einer bessern Menschheit.

Neue Nahrung und eine bestimmte Richtung erhielt Schillers Selbstth?tigkeit im Denken nicht sowohl durch den Unterricht, den er in der Karlsschule genoss, als vielmehr durch den eigenth?mlichen Gang seines Geistes. Schon bei dem m?hsamen Entwurf seiner poetischen Stoffe hatte er seine Denkkraft ?ben m?ssen. Den Eindr?cken der Aussenwelt durch einen harten Erziehungszwang entzogen, musste er ein Denker werden, wenn irgend ein geistiges Interesse in ihm vorhanden war. Ein solches Interesse f?hlte er f?r das Moralische und Religi?se. Sein Denken nahm eine philosophische Richtung. Der fromme Glaube an die positiven Lehren des Christenthums, den ihm der Religionsunterricht in seiner Jugend eingefl?sst hatte, war ersch?ttert worden, seit er in den Dichtern, die er zu seiner Lect?re gew?hlt, auf andere und freiere Ansichten gestossen war. Auch seine Vernunft harmonirte nicht manchen positiven Dogmen. Sein erwachtes Selbstgef?hl, das Bewusstseyn des Adels der menschlichen Natur wollte sich nicht lange vertragen mit so manchem, was ihm bisher als ehrw?rdig gegolten. Er ward irre in seinen religi?sen Ansichten, und Zweifel bem?chtigten sich seiner Seele. Ein merkw?rdiges Document dieser Gem?thsstimmung waren die von ihm verfassten "Morgengedanken am Sonntage", die er in das Schw?bische Magazin vom Jahr 1777 einr?cken liess. Der Herausgeber jener Zeitschrift, Balthasar Haug, nannte den erw?hnten Aufsatz "eine Frucht der bessern religi?sen Empfindungen und Ueberzeugungen des Verfassers, der durch vermiedene Schicksale, auch in Sachen der Religion und Wahrheit gel?utert worden sei." Schiller legte in jenem Aufsatze das offene Gest?ndniss ab, "dass oft bange Zweifel seine Seele in Nacht geh?llt, und dass sein beunruhigtes Herz nach himmlischer Erleuchtung gerungen habe."

F?r die Lauterkeit seiner Empfindung, wie f?r die Wahrheit seiner Gesinnung gab jener Aufsatz, oder vielmehr jenes r?hrende Gebet, das sich in den Nachtr?gen zu Schillers Werken erhalten hat, ein vollg?ltiges Zeugnis. Beruhigen konnte es ihn nicht in seiner, durch religi?se Zweifel und den erwachten Forschungsgeist vielfach bewegten Stimmung. Voltaire's und Rousseau's Schriften, die ihm damals in die H?nde gefallen waren, unterhielten in ihm den Zwiespalt zwischen Glauben und Vernunft, in den er gerathen war. Eine merkw?rdige Revolution schien in seinem Geiste eingetreten zu sein. Von den religi?sen Wahrheiten wandte sich sein Forschen zu Gegenst?nden und Angelegenheiten, die dem Menschen ?berhaupt wichtig und theuer sind. Durch eine besondere Veranlassung ward seine erwachte Denkkraft in Th?tigkeit erhalten. 1779 feierte er das Geburtsfest der Favoritin des Herzogs von W?rtemberg, der Reichsgr?fin Franziska von Hohenheim, durch eine Rede, in der ihn die L?sung der Frage besch?ftigte. "ob allzu viel G?te, Leutseligkeit und Freigebigkeit im engsten Verstande zur Tugend geh?re." Wahrscheinlich war ihm diess sonderbare Thema vom Herzog selbst aufgegeben worden. Mit jugendlichem Feuer und mit einer K?hnheit der Sprache, die ihn fast in's Ueberschw?ngliche f?hrte, ?usserte sich Schiller in dieser Rede. Die ihm aufgegebene Frage aber beantwortete er so umfassend und geistreich, dass er die k?hnsten Erwartungen des Herzogs ?bertraf. Aus dem classischen Alterthum, aus der Zeit der Griechen und R?mer nahm er die Beispiele her, an die er seine sittlichen Ideen und Gef?hle kn?pfte. Bei aller Dankbarkeit und Piet?t gegen seinen F?rsten enthielt er sich g?nzlich frei von niedriger Schmeichelei. Auf einer noch h?hern Stufe seiner intellectuellen Bildung erschien er in einer sp?tern Rede, durch die er 1780 das Geburtsfest der Gr?fin von Hohenheim feierte. Er w?hlte f?r diese Rede ein verwandtes Thema, welchem ebenfalls eine sittliche Idee zum Grunde lag: "Die Tugend in ihren Folgen betrachtet." Noch unverkennbarer, als in der fr?hern Rede, zeigte sich in dieser zweiten die in's Grosse und Universelle sich erstreckende Geistesrichtung des ein und zwanzigj?hrigen J?nglings. Eine weitere Ausf?hrung gab er in sp?tern Gedichten der hier ausgesprochenen Idee, dass die Liebe in der geistigen Welt das sei, was das Anziehungsgesetz in der materiellen Welt.

W?hrend Schiller in dieser Weise sein oratorisches Talent ?bte, ergriff ihn mitten unter seinen philosophischen und poetischen Studien dr?ckender als jemals ein tiefes Gef?hl des Unmuths, das ihm eine v?llige Gleichg?ltigkeit gegen das Leben und alle irdischen Verh?ltnis einfl?sste. In einem am 15. Januar 1780 geschriebenen Briefe gestand er, dass die Welt durchaus keinen Reiz mehr f?r ihn habe, und meinte: mit jedem Schritt, den er an Jahren gew?nne, verl?re er immer mehr an Zufriedenheit. Er w?nschte als Kind gestorben zu seyn. "W?re", schrieb er, "mein Leben mein eigen, so w?rd' ich nach dem Tode geizen. So aber geh?rt es einer Mutter und dreien ohne mich h?lflosen Schwestern, denn ich bin der einzige Sohn, und mein Vater f?ngt an, graue Haare zu bekommen." Dass ihn das Gef?hl der Pflicht an seine Selbsterhaltung mahnte, war ein sch?ner Zug in Schillers Charakter. Dem Briefe, der das oben erw?hnte Gest?ndniss enthielt, lag ?brigens eine ?ussere Veranlassung zum Grunde. Das Schreiben war an den Vater seines Jugendfreundes v. Hoven gerichtet, dessen Bruder als Z?gling der Karlsschule in der Bl?the seiner Jahre gestorben war. Auch in diesem Briefe, wie bei andern Veranlassungen, zeigte sich Schillers Hang zur Reflexion. Zu einer Vergleichung des irdischen Lebens mit dem gl?cklichen Loose, das uns jenseits erwartet, nahm er seine Zuflucht, um den trauernden Vater zu tr?sten.

Seine tr?be Stimmung suchte Schiller durch den Eifer und Fleiss zu verscheuchen, mit dem er sich seinen medicinischen Studien widmete. Dem Entschluss, der Poesie vor der Hand zu entsagen und sich ausschliesslich seinem Beruf zu widmen, blieb er wenigstens eine Zeit lang unverbr?chlich treu. Wie tief er in einzelne Zweige der von ihm gew?hlten Wissenschaft eingedrungen war, zeigte eine unter dem Titel: "Philosophie der Physiologie" verfasste Abhandlung, die er sp?ter lateinisch ausarbeitete und in der letzten Gestalt als Probeschrift vorlegte. Sie scheint nicht gedruckt worden zu seyn. Von der deutschen Abhandlung hat sich leider nur ein Fragment von f?nf Capiteln und nicht einmal das erste vollst?ndig erhalten. Aber schon diess Bruchst?ck zeigte den seltnen Scharfsinn, die hohe geistige Ausbildung und das wissenschaftliche Streben des J?nglings.

Ihrem Inhalt nach mit dieser Abhandlung verwandt war eine andere, welche Schiller zwei Jahre sp?ter zur Zufriedenheit seiner Lehrer und selbst des dabei anwesenden Herzogs vertheidigte, der sich nach der Pr?fung in dem Speisesaal, den Arm auf Schillers Stuhl gelehnt, sehr herablassend mit ihm unterhalten haben soll. Diese Abhandlung, "Versuch ?ber den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen," zu Stuttgart 1780 gedruckt und sp?ter in Schillers Werke aufgenommen, war von ihm seinem F?rsten gewidmet worden, in dankbarer Erinnerung an den Unterricht, den er ihm nebst so manchen andern Wohlthaten zu verdanken gehabt hatte. Schiller war ein und zwanzig Jahre alt, als er durch diese urspr?nglich lateinisch geschriebene Abhandlung ein vollg?ltiges Zeugniss seiner F?higkeiten und der vielseitigen Bildung gab, zu der er sich durch anhaltenden Fleiss emporgeschwungen. Der Hauptzweck dieser Dissertation war, die Abh?ngigkeit des Geistes vom K?rper zu zeigen, wodurch er unwillk?hrlich dem in seiner Natur tief begr?ndeten Idealismus entzogen und in das realistische Gebiet gef?hrt ward.

Lange konnte er dort nicht verweilen. Unter den zu seinem k?nftigen Lebensberuf dienenden Studien zog ihn seine Neigung immer wieder zur Poesie zur?ck. Ein vorherrschendes Interesse behielt f?r ihn das Studium dramatischer Werke. Die in der Karlsschule ?bliche Sitte, j?hrlich einige Mal Theaterst?cke in einem Saal des akademischen Geb?udes aufzuf?hren, verschaffte ihm Gelegenheit, sich als Schauspieler zu versuchen. Er trat als Clavigo in dem gleichnamigen Trauerspiel Goethe's auf, erntete jedoch keinen Beifall ein. Noch lange nachher scherzten seine Freunde ?ber sein unangenehmes Organ, seine heftige Declamation und seine ?bertriebene Mimik Durch seinen ersten dramatischen Versuch, durch die "R?uber," die in diese Zeit seines Lebens fallen, wies Schiller seinen Naturanlagen und seinem Talent f?r immer die eigentliche Richtung an.

Dem gereizten Gef?hl des oft wiederkehrenden Unmuths ?ber den Druck seiner Verh?ltnisse, verbunden mit dem ?berwiegendem Hange zur Reflexion, verdankte das erw?hnte Schauspiel, das durch die ungeheure Sensation, die es machte, f?r Schiller die tr?bsten Schicksale herbeif?hrte, seine Entstehung. Das Manuscript der "R?uber" war ganz oder doch beinahe vollendet, als mit seiner Anstellung als Regimentsarzt Schillers Aufenthalt in der Karlsschule endete. Die ?ussere Veranlassung zu seinem Schauspiel soll eine im Schw?bischen Magazin enthaltene Erz?hlung von einem durch seinen verstossnen Sohn geretteten Vater gegeben haben. Nur aus seinem eignen Busen hatte Schiller, von aller Erfahrung und Menschenkenntniss entbl?sst, den Gehalt zu einer so ungeheuern Dichtung, wie die R?uber, sch?pfen k?nnen. Ein ?ber die Entstehung seines Schauspiels einige Jahre sp?ter von ihm geschriebener Aufsatz enthielt in dieser Hinsicht ein merkw?rdiges Selbstgest?ndniss Schillers.

"Ein seltsamer Missverstand der Natur", schrieb er, "hatte mich in meinem Vaterlande zum Dichter verurtheilt. Neigung f?r Poesie beleidigte die Gesetze des Instituts, worin ich erzogen ward, und widersprach dem Plane seines Stifters. Acht Jahre rang mein Enthusiasmus mit der milit?rischen Regel. Aber Leidenschaft f?r die Dichtkunst ist feurig und stark, wie die erste Liebe. Was sie ersticken sollte, fachte sie an. Verh?ltnissen zu entfliehen, die mir zur Folter waren, schweifte mein Hang in eine Idealwelt aus. Aber unbekannt mit der wirklichen Welt, von welcher mich eiserne St?be schieden, unbekannt mit den Menschen, denn die vierhundert, die mich umgaben, waren ein einziges Gesch?pf, der getreue Abguss eines und eben dieses Modells, von welchem die plastische Natur sich feierlich lossagte; unbekannt mit den Neigungen freier, sich selbst ?berlassener Wesen--denn hier kam nur eine zur Reife, die ich jetzt nicht nennen will-- jede ?brige Kraft des Willens erschlaffte, indem eine einzige sich convulsivisch spannte; jede Eigenheit, jede Ausgelassenheit der tausendfach spielenden Natur ging in dem regelm?ssigen Tempo der herrschenden Ordnung verloren; unbekannt mit dem sch?nen Geschlecht--die Th?ren dieses Instituts ?ffnen sich, wie man wissen wird, Frauenzimmern nur, wenn sie anfangen, interessant zu werden, und wenn sie aufgeh?rt haben, es zu seyn; unbekannt mit Menschen und Menschenschicksal, musste mein Pinsel nothwendig die mittlere Linie zwischen Engel und Teufel verfehlen, musste er ein Ungeheuer hervorbringen, das zum Gl?ck in der Welt nicht vorhanden war, und dem ich nur darum Unsterblichkeit w?nschen m?chte, um das Beispiel einer Geburt zu verewigen, die der naturwidrige Beischlaf der Subordination und des Genius in die Welt setzte.--Ich meine die R?uber. Dies St?ck ist erschienen. Die ganze sittliche Welt hat den Verfasser als einen Beleidiger der Majest?t vorgefordert. Seine ganze Verantwortung sei das Klima, unter dem es geboren ward. Wenn von allen den unz?hligen Flugschriften gegen die R?uber eine einzige mich trifft, so ist es diese, dass ich zwei Jahre vorher mir anmasste, Menschen zu schildern, ehe mir noch einer begegnet war."

Durch keine R?cksicht liess sich in diesem Schauspiel Schillers Freiheitsdrang und seine feurige Phantasie z?hmen, die ihn in's Schrankenlose und Leidenschaftliche trieb. In einer Selbstcritik der "R?uber", die er sp?ter entwarf, ?usserte Schiller, Rousseau habe es am Plutarch ger?hmt, dass dieser erhabene Verbrecher zum Stoff seiner St?cke gew?hlt habe und Schiller gab nicht undeutlich zu verstehen, dass er diesem Beispiel gefolgt sei. Es lag in seiner Natur, Alles in's Ueberm?ssige zu treiben. In den Personen, die er in seinem Schauspiel auftreten liess, wurde Alles Affect und Leidenschaft. Sogar dem metaphysischen Franz Moor, der sich im ersten Act der R?uber einen kalten, h?lzernen Alltagsmenschen hatte, gab Schiller im vierten Act eine gewisse Sentimentalit?t. Unter allen von ihm dargestellten Charakteren war kaum ein einziger, der nicht durch eine momentane Aufwallung bald hier- bald dorthin gerissen ward. Von den verschiedenartigsten Empfindungen, von Zorn, Wehmuth, R?hrung, Jubel, Verzweiflung und Wahnsinn ergriffen, schilderte er in der letzten Scene seinen Helden Karl Moor, in welchem er zum Theil sich selbst mit seinem leidenschaftlichen Freiheitsdrang gezeichnet hatte. "Ich soll," liess er ihn sagen, "meinen Leib pressen in eine Schn?rbrust, und meinen Wollen schn?ren in Gesetze? Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlersflug geworden w?re. Das Gesetz hat noch keinen grossen Mann gebildet, aber die Freiheit br?tet Colosse und Extremit?ten aus."

W?hrend Schiller seinem idealen Freiheitsdrange in den R?ubern Luft machte, musste ihm ein Blick auf seine Verh?ltnisse sagen, dass er selbst der lang ersehnten Freiheit noch immer entbehrte, oder sie wenigstens nur scheinbar erhalten hatte. Abgesehen davon, dass mit der fr?her erw?hnten Anstellung als Regimentsarzt bei dem in Stuttgart cantonirenden Regimente Auge, bei welchem er sich mit dem geringen Monatsgehalt von achtzehn Gulden Reichsw?hrung begn?gen musste, sah er sich noch immer gefesselt durch die strengen Bande milit?rischer Verh?ltnisse. Schon seine Kleidung musste ihn daran erinnern. Eingepresst in eine Uniform nach altpreussischem Schnitt, trug er an jeder Seite drei stark vergipste Rollen, auf dem Kopf einen kleinen Hut, eine schmale Halsbinde von Rosshaar und sehr klappe Beinkleider mit weissen Gamaschen. Schillers lange, hagere Gestalt, das bleiche eingefallene Gesicht und seine von Natur steife Haltung konnten durch diesen Anzug nicht gewinnen, der jede freie Muskelbewegung l?hmte. Der ung?nstige Eindruck seiner Pers?nlichkeit ward verst?rkt durch seine meist entz?ndeten Augen und sein r?thliches Haar.

Was die Natur ihm in k?rperlicher Hinsicht versagt, hatte sie reichlich verg?tet durch die innere Kraft seines Geistes, die in seiner Unterhaltung einen unwiderstehlichen Zauber aus?bte. Auch dem gew?hnlichsten Gespr?ch wusste Schiller ein Interesse zu geben durch das Talent, Nahes und Fernes zu verkn?pfen, und Allem, was er sagte, eine gewisse Bedeutung zu geben. Selten entschl?pfte ihm ein Wort des Unmuths ?ber seine noch immer nicht g?nstigen Verh?ltnisse. Selbst im Kreise seiner vertrautesten Freunde schwieg er ?ber diesen Punkt. Seine fr?here Neigung zum geistlichen Stande schien verschwunden. Die lange Laufbahn eines w?rtembergischen Theologen, die er h?tte durchwandern m?ssen, schreckte ihn. Jetzt, meinte er, sei er fertig, ausger?stet f?r die Welt. An Entbehrung gew?hnt, schien er zufrieden mit seinen nichts weniger als g?nstigen Verh?ltnissen. Seine jugendlich frohe Laune w?rzte die frugale Kost, die er mit dem Lieutenant Kapf theilte, der gleichzeitig mit ihm die Karlsschule verlassen hatte. Beide bewohnten gemeinschaftlich ein kleines Zimmer, parterre, im Hause des Professors Haug, mit welchem Schiller durch seine Beitr?ge zu dem Schw?bischen Magazin in einer Art von literarischer Verbindung stand.

Eine h?chst wichtige Angelegenheit, die ihn l?ngere Zeit besch?ftigte, war f?r Schiller die Herausgabe seiner R?uber. Seinen Freunden hatte er das Manuscript zur Beurtheilung mitgetheilt. In einem noch erhaltenen Briefe richtete er an seinen Freund Petersen, den nachherigen Bibliothekar in Stuttgart, die dringende Bitte, ihm zur Herausgabe seines Schauspiels beh?lflich zu seyn, und dieselbe m?glichst zu beschleunigen. Als den ersten und wichtigsten Grund nannte er seinen dr?ckenden Geldmangel. Dann w?nschte er aber auch das Urtheil der Welt ?ber seine Bef?higung zum Dramatiker und Schriftsteller ?berhaupt zu vernehmen.

Was seine Freunde ?ber die R?uber urtheilten, schien ihm nicht gleichg?ltig. Er selbst hatte seinem Schauspiel, noch auf der Karlsschule, bald nach dem Entwurf des Plans, ein eigenth?mliches Prognostikon gestellt durch die an seinen Freund Scharffenstein gerichtete Aeusserung: "Wir wollen ein Buch machen, das durch den Henker absolut verbrannt werden muss." Auf ?hnliche Weise hatte Schiller in der Vorrede zu den R?ubern sich damit zu entschuldigen gesucht: "Wer eine Copie der wirklichen nat?rlichen Welt und keine theatralischen Affectationen, keine Compendienmenschen liefern wolle, sei in die Notwendigkeit versetzt, Charaktere auftreten zu lassen, die das feinere Gef?hl der Tugend beleidigten, und die Z?rtlichkeit unsrer Sitten emp?rten."

Vergebens bem?hte sich Schiller, f?r sein Schauspiel einen Verleger zu finden. Auch die Bem?hungen seines Freundes Petersen hatten keinen Erfolg. Der unbemittelte Autor musste den Druck seines Werks auf eigene Kosten veranstalten. Die dazu erforderliche Summe von 150 Gulden w?rde weder von ihm, noch von seinen Freunden aufzubringen gewesen seyn, wenn sich nicht eine dritte Person f?r die R?ckzahlung eines Darlehns von jenem Belange verb?rgt h?tte. Ein Z?gling der Karlsschule hatte sich erboten, unentgeltlich eine Vignette zu radiren, welche den Titel des Schauspiels schm?cken sollte. Es war ein L?we, mit dem die Tendenz des St?cks bezeichnenden Motto: %In Tyrannos%. Dies grimmige Thier, mit erhobener Vordertatze und ausgestrecktem Schweif fiel in den sp?tern Ausgaben der R?uber hinweg. Das Schauspiel ward auf fast durchsichtigem Papier gedruckt. Trotz der fehlerhaften Orthographie und der zahllosen Druckfehler freute sich Schiller unendlich, als er die ersten Aush?ngebogen empfing. Mehrere derselben sandte er, noch vor Beendigung des Drucks, dem Buchh?ndler Schwan in Mannheim, mit der Bitte, sein Werk auch im Auslande bekannt zu machen, und gross war Schillers Freude, als ihn Schwan schriftlich zu einer Umarbeitung seines Schauspiels f?r die Mannheimer B?hne aufforderte. Durch die ihm mitgetheilten Bemerkungen Schwan's fand sich Schiller veranlasst, in den letzten Bogen der R?uber manchen zu grellen und widerlichen Ausdruck zu mildern, und die Vorrede v?llig umdrucken zu lassen.

Die jugendliche Begeisterung, sein Schauspiel gedruckt zu sehen, verscheuchte dem jungen Dichter die Sorgen und misslichen Umst?nde des Selbstverlags. Seine Autoreitelkeit f?hlte sich geschmeichelt, als durchreisende Sch?ngeister, unter andern der als Pater Brey in Goethe's Jahrmarkt zu Plundersweiler verewigte Schriftsteller Leuchsenring, ihm ihren Besuch abstatteten. Leicht ?bersah Schiller, dass sein ?rmliches Logis nichts weniger als geeignet war zur Aufnahme von Fremden, die, nach dem sp?tern Bericht eines seiner Jugendfreunde, selbst mitunter in sch?nen Equipagen gefahren kamen. In jenem nach Tabak und Allerhand riechenden Zimmer bestand das Mobiliar in einem grossen Tisch und B?nken. An den W?nden hing die Garderobe, angestrichene Beinkleider u.s.w. In der einen Ecke des Zimmers lagen hohe Ballen der R?uber, und in der andern fiel das Auge auf einen Haufen Kartoffeln, mit leeren Tellern, Bouteillen u. dgl. bunt durcheinander.

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