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Read Ebook: Salambo: Ein Roman aus Alt-Karthago by Flaubert Gustave Schurig Arthur Translator
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 2014 lines and 102171 words, and 41 pagesDas Gelage begann von neuem. Doch Gisgo konnte zur?ckkommen und sie durch Umstellung der Vorstadt, die an die ?usseren W?lle stiess, gegen die Mauern dr?cken. Trotz ihrer Anzahl f?hlten sie sich mit einem Male verlassen; und die grosse Stadt, die im Dunkel unter ihnen schlief, fl?sste ihnen pl?tzlich Furcht ein mit ihrem Treppengewirr, mit ihren hohen d?stern H?usern und ihren unbekannten G?ttern, die noch grauenhafter waren als selbst die Bewohner. In der Ferne spielten Scheinwerfer ?ber den Hafen hin. Auch im Tempel Khamons war Licht. Da gedachten sie Hamilkars. Wo war er? Warum hatte er sie verlassen, als der Friede geschlossen war? Sein Zerw?rfnis mit dem Rat war gewiss nur Blendwerk, um sie zu verderben. Ihr ungestillter Hass ?bertrug sich auf ihn. Sie verfluchten ihn und entfachten ihren Zorn aneinander zur Wut. In diesem Augenblick entstand ein Auflauf unter den Platanen. Mit H?nden und F?ssen um sich schlagend, wand sich ein Neger auf dem Boden, mit stierem Blick, verrenktem Hals und Schaum auf den Lippen. Jemand schrie, er sei vergiftet. Da w?hnten sich alle vergiftet. Sie fielen ?ber die Sklaven her. Ein furchtbares Geschrei erhob sich, und ein Taumel wilder Zerst?rungswut erfasste das trunkene Heer. Man schlug wie blind um sich, zerbrach und mordete. Einige schleuderten Fackeln in die Baumkronen. Andre lehnten sich ?ber die Br?stung der L?wengrube und schossen nach den L?wen mit Pfeilen. Die Verwegensten liefen zu den Elefanten, um ihnen die R?ssel abzuschlagen. Es gel?stete sie nach Elfenbein. Inzwischen waren balearische Schleuderer, um gem?chlicher pl?ndern zu k?nnen, um die Ecke des Palastes gelaufen. Sie stiessen auf ein hohes Gitter aus indischem Rohr, durchschnitten die Riemen des verschlossenen Tores mit ihren Dolchen und befanden sich nun unter der Karthago zugewandten Palastfront in einem zweiten Garten mit verschnittenen Hecken. Lange Reihen dicht aneinander gepflanzter weisser Blumen beschrieben hier auf dem azurblauen Boden weite Bogen gleich Sternenketten. Die dunkeln Geb?sche hauchten schw?le Honigd?fte aus. Mit Zinnober bestrichene Baumst?mpfe schimmerten wie blutige S?ulen. In der Mitte des Gartens trugen zw?lf kupferne Tr?ger je eine grosse Glaskugel, in deren Rundungen bizarre r?tliche Lichter spielten; sie glichen riesigen, lebendigen, zuckenden Aug?pfeln. Die S?ldner leuchteten mit Pechfackeln, indes sie ?ber den absch?ssigen und tief umgegrabenen Boden stolperten. Da erblickten sie einen Weiher, der durch W?nde von blauen Steinen in mehrere Becken zerlegt war. Das Wasser war so klar, dass das Licht der Fackeln bis auf den Grund fiel und auf einem Bett von weissen Steinen und Goldstaub zitterte. Das Wasser begann zu sch?umen. Spr?hende Funken glitten durch die Flut, und grosse Fische, die Edelsteine am Maule trugen, tauchten zur Oberfl?che empor. Die S?ldner steckten ihnen unter lautem Gel?chter die Finger in die Kiemen und trugen sie zu ihren Tischen. Es waren die Fische der Barkiden. Sie stammten s?mtlich von jenen Urquappen ab, die das mystische Ei ausgebr?tet hatten, aus dem die G?ttin entstanden war. Der Gedanke, einen gottlosen Frevel zu begehen, reizte die Begierde der S?ldner. Flugs machten sie Feuer unter ehernen Becken und erg?tzten sich daran, die sch?nen Fische im kochenden Wasser zappeln zu sehen. Die S?ldner schoben und dr?ngten sich. Sie hatten keine Furcht mehr. Von neuem begannen sie zu zechen. Die Salben, die ihnen von der Stirn trieften, flossen in schweren Tropfen auf ihre zerrissenen Waffenr?cke. Sie stemmten beide Ellbogen auf die Tische, die ihnen wie Schiffe zu schwanken schienen, und schauten mit stieren, trunkenen Blicken umher, um wenigstens mit den Augen zu verschlingen, was sie nicht mitnehmen konnten. Andre stampften mitten unter den Sch?sseln auf den purpurnen Tischdecken herum und zertr?mmerten mit Fusstritten die Elfenbeinschemel und die tyrischen Glasgef?sse. Ges?nge mischten sich in das R?cheln der Sklaven, die zwischen den Scherben der Trinkgef?sse ihr Leben aushauchten. Man forderte Wein, Fleisch, Gold. Man schrie nach Weibern. Man phantasierte in hundert Sprachen. Einige glaubten sich im Dampfbade wegen des Brodems, der sie umwogte. Andre w?hnten sich beim Anblick des Laubwerks auf der Jagd und st?rmten auf ihre Gef?hrten ein wie auf Wild. Das Feuer sprang von Baum zu Baum, und die hohen gr?nen Massen, aus denen lange weisse Rauchkringel emporstiegen, sahen wie Vulkane aus, die zu qualmen beginnen. Das Geschrei nahm zu. Im Dunkeln br?llten die verwundeten L?wen. Mit einem Schlage erhellte sich die oberste Terrasse des Palastes. Die Mittelt?r tat sich auf, und eine weibliche Gestalt, Hamilkars Tochter, in einem schwarzen Gewande, erschien auf der Schwelle. Sie stieg die erste Treppe hinab, die schr?g vom obersten Stockwerk abw?rts lief, dann die zweite, die dritte. Auf der untersten Terrasse, am oberen Ende der Freitreppe mit den Schiffsschn?beln, blieb sie stehen. Unbeweglich und gesenkten Hauptes schaute sie auf die Soldaten hinab. Hinter ihr standen zu beiden Seiten zwei lange Reihen bleicher M?nner in weissen rotges?umten Gew?ndern, die in senkrechten Falten bis auf die F?sse herabwallten. Sie hatten weder B?rte noch Haare noch Brauen. In ringfunkelnden H?nden trugen sie riesige Lyren, und mit gellenden Stimmen sangen sie einen Hymnus auf Karthagos G?ttlichkeit. Es waren die Eunuchenpriester aus dem Tempel der Tanit, die Salambo des ?fteren in ihr Haus berief. Salambo stieg die Galeerentreppe hinunter. Die Priester folgten. Dann schritt sie die Zypressenallee hin, langsam, zwischen den Tischen der Hauptleute, die ein wenig zur Seite r?ckten, als sie vor?berging. Ihr Haar war mit einer Art violetten Staubes gepudert und nach der Sitte der kanaanitischen Jungfrauen hochget?rmt. Es liess sie gr?sser erscheinen, als sie wirklich war. An den Schl?fen festgesteckte Perlenschn?re hingen bis an die Winkel ihres Mundes herab, der wie ein aufgesprungener Granatapfel gl?hte. Auf der Brust trug sie einen Schmuck aus blitzenden Edelsteinen, bunt wie das Schuppenkleid einer Mur?ne. Ihre diamantgeschm?ckten Arme traten nackt aus der ?rmellosen schwarzen Tunika hervor, die mit roten Blumen bestickt war. Zwischen den Kn?cheln trug sie ein goldnes Kettchen, das ihre Schritte regelte, und ihr weiter dunkelpurpurner Mantel aus fremdl?ndischem seltenen Stoffe schleppte hinter ihr her. Von Zeit zu Zeit griffen die Priester auf ihren Leiern halb erstickte Akkorde, und wenn diese Musik schwieg, vernahm man das leise Geklirr des Goldkettchens und das taktm?ssige Klappen der Papyrussandalen Salambos. Niemand kannte sie bis dahin. Man wusste nur, dass sie zur?ckgezogen in frommer Andacht lebte. Soldaten hatten sie manchmal nachts auf dem flachen Dache des Palastes gesehen, wie sie zwischen den Wirbeln qualmender R?ucherpfannen vor den Sternen auf den Knien lag. Der Mondschein hatte sie blass gemacht, und etwas G?ttliches umwob sie wie leiser Duft. Ihre Augen schienen ?ber das Irdische hinweg in weite Fernen zu schauen. Gesenkten Hauptes schritt sie dahin, in der Rechten eine kleine Lyra aus Ebenholz. >>Tot! Alle tot!<< h?rte man sie murmeln. >>Nie mehr werdet ihr, meinem Rufe gehorsam, zu mir eilen wie einst, wenn ich am Rande des Wassers sass und euch Melonenkerne zuwarf. Der Tanit Geheimnis kreiste auf dem Grunde eurer Augen, die klarer waren als die Wasserblasen der Str?me.<< Und sie rief sie bei ihren Namen, den Namen der Monate: >>Sivan, Thammus, Elul, Tischri, Schebar ... O G?ttin, erbarme dich meiner!<< Die S?ldner umdr?ngten sie, ohne ihre Rede zu verstehen. Sie staunten ihren Schmuck an. Salambo aber liess einen langen erschrockenen Blick ?ber die Menge gleiten, zog dann den Kopf zwischen die Schultern und rief, indem sie die Arme erhob, mehrere Male: >>Was habt ihr getan! Was habt ihr getan! Hattet ihr nicht Brot und Fleisch und ?l und alles Malobathron aus den Speichern, um euch zu erlaben? Aus Hekatompylos hatte ich Ochsen kommen lassen. J?ger hatte ich in die W?ste geschickt ...<< Ihre Stimme schwoll an, ihre Wangen r?teten sich. >>Wo seid ihr denn hier? In einer eroberten Stadt oder im Schlosse eines Herrschers? Und welches Herrschers? Meines Vaters, des Suffeten Hamilkar, des Dieners der G?tter! Er war es, der sich weigerte, eure Waffen dem Lutatius auszuliefern, eure Waffen, an denen jetzt das rote Blut seiner Sklaven klebt! Kennt ihr einen in euern Heimatlanden, der besser Schlachten zu lenken weiss? Schaut empor! Die Treppenstufen unsres Schlosses strotzen von den Zeichen unsrer Siege. Fahrt nur fort! Verbrennt es! Ich werde den Genius meines Hauses mit mir nehmen, meine schwarze Schlange, die da oben auf Lotosbl?ttern schlummert. Ich pfeife, und sie wird mir folgen. Und wenn ich in die Galeere steige, wird sie im Kielwasser meines Schiffs auf dem Schaume der Wogen hinter mir hereilen ...<< Ihre feinen Nasenfl?gel bebten. Sie zerbrach ihre Fingern?gel an den Juwelen auf ihrer Brust. Der Glanz ihrer Augen ermattete. Abermals begann sie: >>O, armes Karthago! Beweinenswerte Stadt! Du hast zu deinem Schutze nicht mehr die Helden der Vorzeit, die ?ber die Ozeane schifften, um an fernen K?sten Tempel zu erbauen! Alle L?nder arbeiteten f?r dich, und die Meeresfl?che, von deinen Rudern gepfl?gt, wiegte deine Beute!<< Dann begann sie von den Abenteuern Melkarths zu singen, des Gottes der Sidonier und des Ahnherrn ihres Hauses. So erz?hlte sie von der Besteigung der ersiphonischen Berge, von der Fahrt nach Tartessus und dem Krieg gegen die Masisabal, um die K?nigin der Schlangen zu r?chen. >>Er verfolgte im Walde die Unholdin, deren Schweif sich ?ber das d?rre Laub schl?ngelte wie ein silberner Bach. Und er kam auf eine Wiese, wo Frauen auf den Flossen ihrer Drachenleiber um ein grosses Feuer standen. Der Mond, rot wie Blut, leuchtete in einem bleichen Lichtkreis, und ihre scharlachroten Zungen, wie Fischerharpunen gespalten, schnellten gierig bis an die Flammen ...<< Ohne innezuhalten, berichtete Salambo, wie Melkarth die Masisabal bezwang und ihr abgeschlagenes Haupt am Bug seines Schiffes befestigte. >>Bei jedem Schlage der Wellen tauchte es in den Schaum! Doch die Sonne balsamierte es ein, und es ward h?rter denn Gold. Die Augen aber h?rten nicht auf zu weinen, und die Tr?nen rollten best?ndig in das Meer ...<< Das alles sang Salambo in einer alten kanaanitischen Mundart, die keiner der Barbaren verstand. Sie fragten sich, was sie ihnen mit den furchtbaren Geb?rden, die ihren Gesang begleiteten, wohl sagen wollte. Aber sie lauschten ihr, indem sie auf die Tische, die Liegeb?nke und in die ?ste der Sykomoren stiegen, mit offenem Mund und vorgestrecktem Kopfe, und m?hten sich, die geheimnisvolle Sage zu fassen. Das Dunkel, das ?ber dem Ursprung der G?tter liegt, wallte vor ihrer Phantasie, wie Gespenster in den Wolken. Nur die bartlosen Priester verstanden Salambo. Ihre welken H?nde hingen zitternd in den Saiten der Leiern und entlockten ihnen von Zeit zu Zeit einen dumpfen Akkord. Schw?cher als alte Weiber, bebten sie gleichzeitig in mystischen Schauern und in Furcht vor den Kriegern. Die Barbaren achteten ihrer nicht. Sie lauschten dem Gesange der Jungfrau. Keiner aber sah sie so unverwandt an wie ein junger numidischer H?uptling, der am Tische der Hauptleute unter den Soldaten seines Volkes sass. Sein G?rtel starrte dermassen von Wurfspiessen, dass er unter dem weiten Mantel, der mit einem Lederriemen um seine Schl?fen befestigt war, einen H?cker bildete. Der Mantel bauschte sich auf seinen Schultern und beschattete sein Gesicht, so dass man nur das Feuer seiner beiden starren Augen gewahrte. Er wohnte zuf?llig dem Feste bei. Es war Brauch, dass die afrikanischen F?rsten, um B?ndnisse anzukn?pfen, ihre Kinder in punische Patrizierh?user schickten. So liess ihn sein Vater in der Familie Barkas leben. Doch Naravas hatte Salambo in den sechs Monden seines Aufenthalts noch keinmal zu Gesicht bekommen. Jetzt nun, auf den Fersen hockend, den Bart in den Sch?ften seiner Wurfspiesse vergraben, blickte er auf sie mit gebl?hten N?stern, wie ein Leopard, der im Bambusdickicht kauert. Auf der andern Seite des Tisches sass ein Libyer von riesenhaftem Wuchse, mit kurzem schwarzem Kraushaar. Er trug nichts als seinen K?rass, dessen eherne Schuppen den Purpurstoff des Polsters aufschlitzten. Ein Halsband aus silbernen Monden verwickelte sich in die Zotteln seiner Brust. Blutspritzer befleckten sein Antlitz. Auf den linken Ellbogen gest?tzt, l?chelte er mit weit ge?ffnetem Munde. Salambo hatte den heiligen Sang beendet. Aus weiblichem Feingef?hl redete sie nun die Barbaren in ihren eigenen Sprachen an, um ihren Zorn zu bes?nftigen. Zu den Griechen sprach sie griechisch, dann wandte sie sich zu den Ligurern, den Kampanern und Negern. Ein jeder, der sie so verstand, fand in ihrer Stimme die s?ssen Laute seiner Heimat wieder. Von der Erinnerung an Karthagos Vergangenheit begeistert, sang sie nun von den alten Schlachten gegen Rom. Man klatschte ihr Beifall. Sie berauschte sich am Glanze der nackten Schwerter. Sie schrie, die Arme weit ge?ffnet. Die Lyra entfiel ihr. Sie verstummte ... Indem sie beide H?nde gegen ihr Herz presste, stand sie eine Weile mit geschlossenen Augenlidern da und weidete sich an der Erregung aller der M?nner vor ihr. Matho, der Libyer, neigte sich zu ihr hin. Unwillk?rlich trat sie auf ihn zu und f?llte, von ihrem befriedigten Ehrgeiz getrieben, eine goldene Schale mit Wein. Dies sollte sie mit dem Heere vers?hnen. >>Trink!<< gebot sie. Er ergriff die Schale und f?hrte sie zum Munde, als ein Gallier--jener, den Gisgo niederschlagen hatte--ihm auf die Schulter klopfte und mit vergn?gter Miene einen Scherz in seiner Muttersprache machte. Spendius stand in der N?he. Er bot sich als Dolmetsch an. >>Rede!<< sprach Matho. >>Die G?tter sind dir gn?dig! Du wirst reich werden! Wann ist die Hochzeit?<< >>Was f?r eine Hochzeit?<< >>Deine!<< entgegnete der Gallier. >>Wenn n?mlich bei uns ein Weib einem Krieger einen Trunk spendet, so bietet sie ihm damit ihr Bett an.<< Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Naravas aufsprang, einen Wurfspiess aus seinem G?rtel riss, den rechten Fuss auf den Tischrand stemmte und die Waffe gegen Matho schleuderte. Sausend pfiff der Speer zwischen den Schalen hin, durchbohrte den Arm des Libyers und nagelte ihn mit solcher Wucht an die Tischplatte, dass der Schaft in der Luft vibrierte. Matho riss ihn rasch heraus. Doch er war ohne Waffen und nackt. Da hob er mit beiden Armen den beladenen Tisch hoch und schleuderte ihn gegen Naravas, mitten in die Menge, die sich dazwischenwarf. Die S?ldner und die Numidier standen so dicht, dass sie ihre Schwerter nicht ziehen konnten. Matho brach sich Bahn, indem er gewaltsam mit dem Kopfe gegen die Menge stiess. Als er wieder aufblickte, war Naravas verschwunden. Er suchte ihn mit den Augen. Auch Salambo war fort. Da wandte er den Blick nach dem Schlosse und bemerkte, wie sich ganz oben die rote T?r mit dem schwarzen Kreuze eben schloss. Er st?rzte hinauf. Man sah ihn zwischen den Schiffsschn?beln laufen, dann auf den drei schr?gen Treppen hinaufeilen und schliesslich oben gegen die rote T?r mit der Wucht seines ganzen K?rpers anrennen. Schwer atmend lehnte er sich an die Mauer, um nicht umzusinken. Ein Mann war ihm nachgefolgt, und in der Dunkelheit--der Lichterschein des Festes wurde durch die Ecke des Palastes abgeschnitten--erkannte er Spendius. >>Weg!<< rief Matho. Ohne etwas zu erwidern, begann der Sklave seine Tunika mit den Z?hnen zu zerreissen. Dann kniete er neben Matho nieder, fasste behutsam dessen Arm und bef?hlte ihn, um im Dunkeln die Wunde zu finden. Ein Mondstrahl glitt aus einer Wolkenspalte, und Spendius erblickte in der Mitte des Armes eine klaffende Wunde. Er verband sie mit dem St?ck Stoff. Doch der andre rief zornig: >>Lass mich! Lass mich!<< >>Nein, nein!<< antwortete der Sklave. >>Du hast mich aus dem Kerker befreit. Ich bin dein, und du bist mein Gebieter! Befiehl!<< Matho tastete sich an der Mauer hin, die ganze Terrasse entlang. Bei jedem Schritte horchte er auf und tauchte seinen Blick durch die vergoldeten Gitterst?be hinein in die stillen Gem?cher. Endlich blieb er verzweifelt stehen. >>H?re!<< redete der Sklave ihn an. >>Verachte mich nicht wegen meiner Armseligkeit! Ich habe in diesem Palast gelebt. Wie eine Schlange kann ich durch die Mauern schl?pfen. Komm! In der Ahnengruft liegt ein Goldbarren unter jeder Steinfliese. Ein unterirdischer Gang f?hrt zu den Gr?bern ...<< >>Was k?mmert das mich!<< antwortete Matho. Spendius schwieg. Sie standen auf der Terrasse. Eine ungeheure Schattenmasse breitete sich vor ihnen in phantastischer Gliederung aus, wie die gigantischen Wogen eines schwarzen versteinerten Meeres. Da gl?hte im Osten ein lichter Streifen auf. Und tief unten begannen die Kan?le von Megara mit ihren silbernen Windungen im Gr?n der G?rten aufzublitzen. Allm?hlich reckten die kegelf?rmigen D?cher der siebenseitigen Tempel, die Treppen, Terrassen und W?lle ihre Umrisse aus dem bleichen Morgengrau heraus. Rings um die karthagische Halbinsel brodelte ein weisser Schaumg?rtel. Das smaragdgr?ne Meer schlief noch in der Morgenfrische. Je h?her die R?te am Himmel emporstieg, um so deutlicher wurden die hohen H?user, die sich an die H?nge klammerten oder wie eine zu Tal ziehende Herde schwarzer Ziegen abw?rts dr?ngten. Die menschenleeren Strassen schienen endlos lang. Palmen, die hier und da die Mauern ?berragten, standen regungslos. Die bis an den Rand gef?llten Zisternen in den H?fen glichen silbernen dort liegen gelassenen Schilden. Das Leuchtturmfeuer auf dem herm?ischen Vorgebirge glimmte nur noch. Im Zypressenhain oben auf dem Burgberge setzten die Rosse Eschmuns, des Tages Nahen witternd, ihre Hufe auf die Marmorbr?stung und wieherten der Sonne entgegen. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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