Use Dark Theme
bell notificationshomepageloginedit profile

Munafa ebook

Munafa ebook

Read Ebook: Chronicles (1 of 6): The Historie of England (4 of 8) The Fovrth Booke Of The Historie Of England by Holinshed Raphael

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 408 lines and 50805 words, and 9 pages

####################################################################

Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1905 so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen sowie Dialektausdr?cke bleiben gegen?ber der gedruckten Fassung unver?ndert.

Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt; besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

~ ####################################################################

Der Bruderhof.

Eine b?uerliche Liebes- und Leidens-Geschichte

von

Heinrich Sohnrey.

Berlin. Martin Warneck. 1905.

Druck vom Christl. Verlagshaus, Stuttgart.

Dr?ben die laubholzreichen Siebenberge oder Sieben Br?der, wie die eigent?mliche siebenk?pfige Leinebergkette zwischen Alfeld und Gronau wohl auch genannt wird; h?ben die s?dwestlichen Ausl?ufer des Hildesheimer Waldes, deren wohlgepflegten Forsten Axt und Pflugschar in den letzten Jahrzehnten vielfach breite dunkelgr?ne Ackerst?cke abzwang, strotzend im herrlichen Wachstum der Urkraft. Zwischen beiden Bergz?gen eine flache, fruchtbare Talebene, die, vom Nordwestrande des Harzes ausgehend, beim j?hen Abfall der Siebenberge in die breite Gronauer Ebene sich verliert, die schon in das norddeutsche Tiefland hineinlugt.

Einen besonderen Namen hat dies Talland nicht mehr. Von den alten nieders?chsischen Gaunamen hat sich nur der Ambergau im Osten lebendig erhalten, w?hrend der Flenitigau und Auringo, wie der mittlere und westliche Teil ehemals genannt wurden, l?ngst der Vergessenheit anheimgefallen sind. Nur hier und da zeugte noch ein dunkler Flurname von den uralten St?tten der Geschichte, aber seitdem der Geometer mit seinen Ketten und Stangen auf den Feldmarken erschien und hier seine schnurgeraden mathematischen Figuren abzirkelte, sind mit den alten krummen Wegen und Schluchten und mit den urw?chsigen B?schen und B?umen auch die letzten Flurnamen verschwunden, abgefallen wie die Bl?tter an einem verdorrten Baume. Heute erinnert schon gar nichts mehr an die Zust?nde der Vergangenheit. Keine alte knorrige Feldlinde mehr, kein Anger und keine Allmende, die Zeugnis ablegen k?nnten von dem gemeinschaftlichen Leben der Vergangenheit; keine Haselhecke und kein Feldrosenstrauch, keine Drossel und kein H?nfling, die von Liebe und Leid fr?herer Zeiten zu reden verm?chten; kein Sagengrund, wo noch der zauberhafte Klang von altem Gold und Silber zu h?ren w?re; -- ja, nicht einmal ein brombeerumrankter Steinhaufen mehr, von dem aus man den Herrn Generalkommissar und seine Geometer, falls sie einmal zum Nachmessen kommen sollten, aus dem Tal hinaus bombardieren k?nnte, -- zur Strafe daf?r, dass sie die alte Romantik des Tales so ganz und gar zu Tode gemessen haben.

Alles eine blanke, heckenlose baumleere Breite, ohne Rast und ohne Ruh.

Und der Bauer, der hier lebt und stirbt? Teilt er wohl diese unsere elegischen Empfindungen?

Ach beh?te, nein! Sieh' ihn nur an, mit welcher stolzen Selbstzufriedenheit er seinen Chili streut; mit welcher sichern Zuversicht er den reichen Ertrag seiner wogenden Breite erwartet! Ja, sieh' ihn an, und von allem, was du empfindest, von dem Reiz der alten Romantik, der in deinen Sinnen liegt, merkst du an ihm nicht eine Spur.

Gar zu erb?rmlich und tr?bselig auch ist das Bild, das er in seinen Erinnerungen bewahrt, das er in seiner ersten Jugendzeit lebenswirklich sah. Noch sitzt hie und da ein Weisshaariger hinterm Ofen, der mit seinen Jahren ?ber jene Zeit hinausreicht, da das Gesetz den Bauernstand von dem schweren Joche befreite, das willk?rliche Herrenmacht ihm aufgehalst hatte. Es sind noch nicht viel ?ber f?nfzig Jahre her, da der letzte ,,Kolon" dieses Tales in dem?tigster Unterw?rfigkeit beim Herrn Baron oder Grafen ,,Meierstatt halten" musste.

Unsere Sinnenwelt, unser Gem?t empfindet eine Verarmung an unber?hrter Urspr?nglichkeit, an sinnf?lliger Poesie. Aber wer darfs dem Bauern verdenken, wenn er f?r die alten Erscheinungen seiner Heimat, die doch Zeugen seiner traurigsten Vergangenheit sind und nur traurige Erinnerungen in ihm erwecken k?nnen, nichts, auch gar nichts mehr empfindet! Ja, wer darf ihn schm?hen, hat er nun selbst f?r alte Linden und duftige Feldrosen keinen rechten Sinn mehr. --

Mitten durchs Tal zieht sich eine Kette von kleineren und gr?sseren D?rfern, und durch die Kette schlingt sich das silberne B?ndchen eines schmalen Fl?sschens, in den D?rfern die Despe genannt. Einst standen Erlen und Weiden an ihren Ufern, und neckische Wasserjungfrauen spielten in den Fluten, oder tanzten nach den Weisen der V?gel, die in den B?umen musizierten. Heute, wo die Despe ohne den Schatten einer Erle oder Weide ihren Weg durch die Talfluren laufen muss und der Sommersonnenbrand vom Morgen bis zum Abend auf ihrem flachen Bette liegt, hat sie oft hart mit dem Dasein zu ringen; im Hochsommer sind es zumeist nur noch einige Tr?nen, die zwischen den gebleichten Steinen auf dem Grunde hinsickern und von der schweren Lebensnot des ehemals so lebensfrohen B?chleins zeugen. Nur wenn es an dem merkw?rdigen alten Geh?fte in Woldhausen, einem kleinen Dorfe des Tales, vor?berkommt, jenem alten Geh?fte, das in den alten Meierbriefen als ,,w?ster Hof" bezeichnet wird, im Volksmund sp?ter aber als der ,,Bruderhof" getauft wurde, findet es immer noch eine kleine schattige Bucht, wo es sich ein wenig zu sammeln und zu erholen vermag, wo es noch einmal von den verflossenen Zeiten tr?umen kann. Das waren f?r die B?chlein wohl goldene Zeiten, f?r die gemeinen Menschenkinder aber, die an ihren Ufern wohnten und scharwerkten, m?ssen es gar bitterb?se Zeiten gewesen sein.

Ich h?re das B?chlein murmeln. Eine Welle hebt sich auf den runden Kieselstein und blickt hinauf nach dem schmalen, gedr?ckten Giebel des Hauses mit den br?ckligen F?chern und der schief h?ngenden Bodenklappe. Und der Blick gleitet ?ber das morsche Geb?lk hinab auf die zwei kleinen Fenster, die in den verfallenen W?nden liegen wie die m?den, tr?ben Augen im vergr?mten Antlitze eines ungl?cklichen alten Mannes.

Aber das Auge des B?chleins sieht noch ein andres Bild: Ein grosses, schweres Kreuz, das ein Stand dem andern und ein Bruder dem andern einst auf diesem Bauernhofe errichtete. Ein grosses, schweres Kreuz -- und ein bleiches Bauernhaupt daran. Es ist, als w?r' es heute noch zu sehen auf dem winkligen Hofe, ?ber den der alte Walnussbaum seinen D?mmerschatten breitet, oder als recke es noch immer die Arme aus drinnen in der stillen Stube vor dem kahlen kleinen Fenster. --

W?hrend ringsum die H?fe sich sehr breit gemacht haben und gl?nzend geputzt dastehen, hat sich der Bruderhof in all den Jahren, die seit jenem Ereignisse verflossen, nur wenig ge?ndert. Der Wickelbrunnen auf dem Hofe unter dem Walnussbaume war freilich vor f?nfzig Jahren noch nicht; wer damals trinken wollte, so h?ren wir die Despe lispeln, kam zu mir, und ich gab ihm reichlich f?r ihn und sein Vieh.

Sonst aber ist es noch ganz und gar wie damals vor f?nfzig Jahren! Ein verschrumpeltes, gedr?cktes, geb?cktes B?uerlein, dem harte Fronarbeit, dem Sorge und S?nde ihren Stempel aufgedr?ckt haben.

Erstes Kapitel.

Der Wind stiess an den Walnussbaum. Und die Zweige stiessen an das Dach. Klatsch -- fiel ein m?rber Stein auf den Hof, dass die Scherben gegen das niedrige Fenster flogen.

,,Das ist nun schon der dritte!" rief Marten, der j?ngste der beiden S?hne und ging eilends hinaus.

,,Es wird bald eine Ver?nderung im Hause geben," sagte der alte Oelkers, der schon geraume Zeit kr?nkelte und mit geb?cktem Nacken im alten Holzlehnstuhle neben dem Bette sass.

,,Meinst du, dass es nicht der Wind ist, Vater?" fragte Steffen, sein ?ltester, der auf der Bank unterm Fenster sass und Fizebohnen kr?llte, eine Arbeit, die sonst den Frauen zuzufallen pflegt.

,,Es ist nicht der Wind, Junge, es ist 'ne Vorbedeutung, Junge. Es wird wohl die l?ngste Zeit mit mir gedauert haben, glaube ich."

,,Ach was, Vater! Du stirbst noch nicht, noch lange nicht. Weisst du, was ich eher glaube?"

Der Alte sah den Jungen erwartungsvoll an, und dieser fuhr fort:

,,Ich glaube, es ist 'n Unding im Hause, ich habe heute morgen so was hinterm Schornsteine liegen sehen. Wenn das man nicht so 'ne Art Leber gewesen ist. Du weisst doch, wenn einer die Leber von einer Fledermaus hinterm Schornsteine versteckt, so ziehen die Undinger durch den Schornstein und qu?len die Leute. Ich will doch gleich noch mal danach sehen!"

Es d?mmerte schon stark hinter den kurzscheibigen Schiebefenstern, und man konnte nicht recht mehr sehen, was f?r ein Gesicht Steffen machte, ob er wirklich an das ,,Unding" glaubte, oder ob er nur davon sprach, um den Vater auf andre Gedanken zu bringen. Er stellte den Bohnenkorb unter die Fensterbank, stand auf und ging hinaus.

Der Vater sch?ttelte den Kopf und murmelte etwas.

Draussen gingen Leute vor?ber und lachten.

,,Die k?nnen noch lachen," seufzte der Alte und st?hnte vor Schmerz.

Der Abend webte immer mehr seiner dunklen F?den in die Leinewand des Septembertages. Das K?uzchen erwachte und rief den G?nsen etwas zu, die noch vergessen auf dem Hofe standen.

Der alte Oelkers aber meinte, es gelte ihm, er verstand: ,,Herriut! Herriut!", und er st?hnte noch lauter.

Marten kam herein. ,,Vater, wir m?ssen 'n Dachdecker kommen lassen, es ist alles morsch."

,,Ja, es ist alles morsch," wiederholte der Alte. ,,Aber --," setzte er hinzu, ,,erst 'n Sargmacher und dann 'n Dachdecker."

,,Was sagt Ihr, Vater?"

,,H?rste das Leichhuhn, Junge?"

,,Ach was, Vater!"

,,H?rste 's nicht, Junge? H?rste 's nicht? Sieh doch mal, dass du's vom Hause wegkriegst, dass es mir nicht die ganze Nacht wieder in den Ohren liegt. 's hat's bei eurer Mutter auch so gemacht."

Marten sch?ttelte den Kopf, schob das Fenster auf und horchte hinaus.

Steffen trieb gerade die G?nse nach dem Stalle und fluchte dabei, weil der Gante vor der T?r immer wieder ausbog und dadurch die ganze Schar wirr machte, so dass etliche links, etliche rechts auseinander stoben.

Marten lachte, sah forschend nach den Obstb?umen dr?ben ?ber der Despe und sah gleichm?tig hinauf nach den feinen blassen Sternen, die eben im Himmelsgrunde auftauchten und ihre Silberf?den in das Gewebe des Abends wirkten.

Den Vater sch?ttelte ein Frostschauder. Er kauerte sich zusammen und sagte: ,,Jetzt geht der Tod ?ber die Stelle, da ich liegen werde." --

Marten stand noch sp?hend am Fenster.

,,H?rste 's, Junge?"

Herriut! Herriut! --

Add to tbrJar First Page Next Page

Back to top Use Dark Theme