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Read Ebook: Chronicles (1 of 6): The Historie of England (4 of 8) The Fovrth Booke Of The Historie Of England by Holinshed Raphael
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 408 lines and 50805 words, and 9 pagesHerriut! Herriut! -- Ja, jetzt h?rte er's. ,,Ich will es schon weg kriegen, Vater!" sagte er, ging rasch hinaus und sah nach dem kleinen dreieckigen Loche oben ?ber den Strohdocken des Giebels, wo die Eule gern zu sitzen pflegte. Er konnte den dreieckigen Umriss noch recht gut erkennen, strengte die Augen an und gewahrte auf einmal einen seltsamen Feuerball, der vom Himmel j?hlings ?ber den First hinsauste. Es zuckte und flimmerte ihm vor den Augen, und als er wieder hinaufsah, wirbelte es wie ein Feuerrad in dem Giebelloche herum. Ein rieselndes Grausen im Nacken, riss er einen Splitter aus der Holzfimme, die wie ein breiter Kegel vor der Giebelseite stand, und warf ihn mit voller Kraft nach dem Eulenloche. Das Gepolter wurde von einem hellen M?dchenlachen ?bert?nt, und als der Splitter zu Boden fiel, flogen dem Burschen ein paar rotb?ckige ?pfel um die F?sse. H?tte sie sich nicht durch ihr Lachen verraten, w?rde er's doch alsbald an den ?pfeln gemerkt haben, wer dort ?ber der Despe hinter der Haselhecke sich verborgen hielt, denn solche ?pfel gab es nur in Drewes Garten. Er las sie hurtig auf und lief an das Ufer: ,,Sollst auch recht bedankt sein, Fieke, und h?ttest du mir auch 'n Loch in 'n Kopf geworfen." Wieder erscholl das helle Lachen. Dann raschelte es in der Hecke, die nach der Despe hinabh?ngenden Weissellern und Erlenb?sche schlugen auseinander, und ein schlankes M?dchen stand da, mit der Linken die zusammengepressten Zipfel der Sch?rze haltend, die schwer mit ?pfeln gef?llt war. ,,Bei dir ist's wohl nicht ganz richtig heute abend, dass du euer Haus mit Splittern wirfst?" fragte sie in ihrem lachenden Tone. ,,Ich wollte das Leichhuhn treffen," erkl?rte er. Sie zuckte ein wenig zusammen. ,,I gitte! War denn eins da?" rief sie in einem zwischen Angst und Lachen steckenden Tone. ,,O gewiss war eins da, ich glaube gar, eins mit hundert Augen!" versicherte er eifrig. Sie sch?ttelte sich; aber ihr Grauen hatte einen komischen Anstrich. ,,Ein Leichhuhn mit hundert Augen? Hu, mir graut, ich mache, dass ich ins Haus komme!" Die B?sche raschelten. ,,Bleib noch 'n Augenblick, Fieke," bat er, ,,dir kann's doch nichts anhaben." ,,Wer weiss!" entgegnete sie und blieb unschl?ssig in der Hecke stehen. Horch, horch! Wieder kam durch die d?mmerige Stille der klagende, seufzende Ruf. ,,Es ist gerade wieder wie damals, als unsere Mutter starb," sagte Marten. ,,Das Leichhuhn hat gemerkt, dass es auch mit unserm Vater nicht mehr recht gehen will. Aber ich werde jetzt alle Nacht aufbleiben und es schon fortkriegen." Die B?sche schlugen wieder zusammen, das M?dchen stand wieder ganz vorn am Uferrande und fragte best?rzt: ,,Steht's wirklich so arg mit eurem Vater?" ,,Er wird alle Tage hinf?lliger," sagte Marten traurig. ,,Na, er wird sich schon wieder aufrappeln," meinte sie, merklich bem?ht, einen beruhigenden und ermunternden Ton zu treffen. ,,Euer Vater ist eine z?he Natur, der hat schon viel ausgehalten; ich meine, da kann die alte Eule noch lange schreien." Da schrie sie auch schon wieder. Doch die Rufe kamen jetzt aus den Obsth?fen dr?ben ?berm Bach her, und es fragte sich nur, aus welchem Hofe und von welchem Baume? ,,Vielleicht sitzt sie gar in unserm R?tchenbaume," rief Fieke ?ngstlich und sah sich mit Schaudern um. ,,Warte, da soll sie sich aber verjagen!" Und er wollte sogleich ?ber den Bach, als sie warnend den Finger erhob und lachend mahnte: Er h?tte ja nur Holzschuhe an und w?rde ganz nasse F?sse kriegen. ,,Besser nasse F?sse als nasse Ohren!" Da hatte er auch schon ein paar grosse Steine aufeinander gelegt und sich im Nu hin?ber balanciert. Die B?sche schlugen wieder zusammen, und bald sah man die beiden dr?ben unter dem R?tchenbaume, dessen breite Zweige unter der F?lle seiner rotb?ckigen ?pfel tief niederhingen. Da kam unter den Zwetschenb?umen her, zwischen deren dichtem Gezweige sich ein freundliches Haus erhob, ein mittelgrosser, kr?ftiger Mann mit breiter Brust und einem gesunden, etwas vollbackigen Gesicht, das von einer tief ausrasierten Bartkrause umrahmt war. Barh?uptig und in blossen Hemd?rmeln, hatte er die eine Hand gem?chlich hinter die blauleinene Handwerkersch?rze gesteckt, w?hrend er mit der anderen die kurze, knorrige Pfeife hielt, der die paffenden Lippen einen urkr?ftigen Knasterduft entlockten. ,,No, Junge, wie geht's denn?" rief er in einem anheimelnd tiefen Tone, ,,ist die Leber und alles andere noch frisch und gesund? He, ich denke doch?" ,,Bei mir wohl, Meister Drewes, aber beim Vater nicht!" ,,Ach, der l?sst sich so leicht nicht unterkriegen, Junge, dein Vater! Der ist von Stahl, habe ich immer gesagt." ,,Aber, Drewes Vetter, wenn der Multworm dicht am Hause wirft und 's Leichhuhn ruft, muss das doch etwas zu bedeuten haben." ,,Du solltest doch mal hin?ber gehen, Vater," mahnte die Tochter und berichtete voll Eifers, was sie von Marten geh?rt hatte. Da liess Drewes die beiden stehen und ging mit ordentlicher Hast nach dem Hause zur?ck, um durch die Pforte auf die Strasse zu gelangen, die zwischen einer kleinen Gruppe alter Eichen hindurch ?ber die h?lzerne Despebr?cke und an der verfallenen Kirchhofsmauer vorbei dem Oelkersschen Hofe zuf?hrte. Zweites Kapitel. Steffen, Martens ?lterer Bruder, hatte inzwischen dem Vater das Bett zurechtgemacht, das in der Wohnstube an der get?nchten Innenwand aufgeschlagen war; er hatte das Stroh hochgelockert und einen mit selbstgewirktem groben Leinen ?berzogenen Pf?hl darauf gelegt, dann dem leise ?chzenden Vater sorglich hinaufgeholfen. Nun tastete er auf dem Boden umher, um die hingefallenen Strohspiere aufzulesen. Da die Mutter nicht mehr lebte und eine Magd nicht gehalten werden konnte, hatte Steffen sich gew?hnen m?ssen, das innere Hauswesen zu besorgen. Er war eine arbeitsame, ruhige und geduldige Natur, die sich bei aller Schwerf?lligkeit doch in jede Arbeit zu schicken wusste und alle M?he und Last als etwas durchaus Selbstverst?ndliches auf sich nahm. Er kochte und wusch, fegte und r?umte, melkte und butterte beinah so geschickt wie die Mutter selbst, der er schon in den letzten Jahren ihres Lebens in den h?uslichen Dingen ein treuer Gehilfe gewesen war. Er verstand ?berdies tapfer zu flicken, sogar Schuhe mit neuen Riestern und Sohlen zu versehen, und da die Eink?nfte des Hofes gr?sstenteils f?r die Meiergef?lle und f?r ,,sonstige Pr?stationen" aufgewandt werden mussten, waren diese kleinen K?nste nicht gering zu veranschlagen. Ein eigent?mlicher ,,Krauter", dieser Steffen! In seiner Gestalt von gut hainbuchenartigem Gepr?ge, kurz, steif und steifhaarig, mit eigent?mlich bl?de blickenden grauen Augen, hellborstigen Backen und einer kurzen Sattelnase, machte er gew?hnlich auch in geistiger Hinsicht den Eindruck etwas zu kurzen Wachstums. Doch war es in Wirklichkeit gar nicht so kurz, was sich namentlich dann offenbarte, wenn er einmal ,,einen Kleinen sitzen hatte". Und das war gew?hnlich bei den gesellschaftlichen Gemeindehantierungen der Fall, beim Streuen von Maulwurfshaufen auf dem Pfingstanger, beim Heckenhauen, Weidenk?pfen, Angerh?ten und dergleichen. Dann erwies sich stets, dass er manches wusste, was andre eben zum ersten Male h?rten, dass er z. B. nicht nur den Wicken-Thies gut kannte, sondern auch in der Bibel genau Bescheid wusste. Die Leute pflegten daher zu sagen: ,,Der Steffen ist 'n Kujon und hat mehr Witz in der kleinen Zehe, als mancher Amman in seinem grossen Kopfe." Sobald aber der ,,Kleine" verraucht war, schien es Steffen ?hnlich zu ergehen wie jener eigenartigen Blume in Drewes Garten, die ihren Kopf zuschloss, sobald die Sonne hinter den Siebenbergen hinabrutschte. Er war sich der Unzul?nglichkeit seiner Natur auch selbst wohl bewusst, pflegte sich darum am liebsten ganz abseits zu halten und die ?usseren Angelegenheiten des Hofes von seinem j?ngeren Bruder besorgen zu lassen, der weltsinniger als er geartet war, in seiner Gestalt auch mehr der schlanken, glatten Rotbuche als der kurzen, struppigen Hainbuche glich. Solange der Vater noch r?stig auf den Beinen stand, war es ausschliesslich seine Sorge gewesen, dass der Meierzins rechtzeitig zum Hofherrn nach Bodenburg kam. Dreissig Jahre lang hatte er ihn selber hingetragen; im letzten Jahre aber war ihm das Gehen bereits so schwer gefallen, dass er die Gamaschen wieder abkn?pfte und seinen ?ltesten mit dem Gange betraute. Es war ihm fast wie eine bittere Entsagung vorgekommen; man konnte ihn gar seufzen h?ren: ,,Ein Gang, den der Mensch seit dreissig Jahren ununterbrochen gemacht hat, wird einem schliesslich zur Natur, auch wenn einer auf diesem Gange aller M?he Preis von dannen tragen muss." Jetzt hatte Vater Oelkers sich darein gefunden und bereits angeordnet, dass Steffen auch am kommenden Martinstage den Zins nach Bodenburg tragen solle, um bei der Gelegenheit dann sogleich den Hof f?r sich zu meiern. Steffen hatte eben das aufgeraffte Stroh bei den F?ssen des Vaters unter den Unterpf?hl gesteckt und ging mit sachtem, aber dennoch dr?hnendem Schritt nach der T?r, die auf die K?chentreppe hinausf?hrte. ,,Junge," rief der Alte, ,,steck erst den Kr?sel an und dann setze dich mal 'n Augenblick daher. Ich habe mit dir was zu reden; denn ich glaube, ich werde den n?chsten Martinstag nicht mehr erleben." Steffen ging ohne ein Wort in die Stube zur?ck, griff nach dem ?lkr?sel an der Zahnstange, die in der N?he des Lehmofens vom Balken herabhing, nahm Zunder, Stahl und Stein vom Wandbrette ?ber dem Ofen und ,,pinkte" so lange, bis der Zunder fing. Den brennenden Kr?sel, der ein br?unliches D?mmerlicht in der Stube verbreitete, hing er wieder an die Stange; dann r?ckte er einen Holzschemel an das Bett und setzte sich darauf. Die blassen Knochenh?nde griffen wie in krampfartigem Schmerz in den buntgestreiften Leinewand?berzug der Decke, und ?ber das tief in den Kissen liegende hohl?ugige Gesicht, dessen untere H?lfte von weissen Haarstoppeln starrte, ging ein schmerzvolles Zerren und Ziehen. ,,Es dauert nicht so lange mehr, als unser Heiland Jesus Christus in der Erde lag -- dann liege ich auf dem Stroh," st?hnte der Alte. Steffen klopfte sorglich ?ber die Decke, um die Federw?lste, die sich hier und da unter den Windungen des Kranken gebildet hatten, auszugleichen. ,,Vater, ich will Euch noch 'n ordentlichen Topf voll Kamillentee kochen, der tut Euch gut f?r die Nacht," sagte er gutm?tig, aber in etwas leierndem Tone. ,,Och, Junge, gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen. An mir hilft kein Kamillentee mehr. Immerhin -- man weiss ja doch nicht, wie lange der liebe Gott noch mit einem warten will. Da ist denn eine Hilfe weniger, aber eine grosse Last mehr im Hause ..." ,,Och, Vater!" beschwichtigte Steffen ihn. ,,Doch, Junge. Und darum, wollt' ich sagen, muss eine junge Frau ins Haus -- und zwar so bald wie m?glich. Du musst freien, Junge. Das musst du." ,,Och, Vater!" wehrte Steffen wieder und wickelte in seiner Verlegenheit das heraush?ngende Bettlaken auf. Ein solches Thema hatte er mit ihm niemals er?rtert. ,,Haste schon mal mit Nabers Fieke gesprochen?" fragte der Alte und stemmte sich auf die H?nde. Da ging Steffen hastig ans Fenster, als ob er den Vater jetzt nicht gut ansehen k?nne. ,,No?" Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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