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Read Ebook: The Pride of Palomar by Kyne Peter B Peter Bernard Ballinger Harry Russell Illustrator Cornwell Dean Illustrator
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 1891 lines and 98610 words, and 38 pagesAnmerkungen zur Transkription Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches. Landesverein S?chsischer Heimatschutz Dresden Mitteilungen Heft 4 bis 6 Monatsschrift f?r Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege Gesch?ftsstelle: Dresden-A., Schiessgasse 24 Postscheckkonto: Leipzig 13987, Dresden 15835 Stadtgirokasse Dresden 610 Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden Bassenge & Fritzsche, Dresden Dresden 1923 An unsre werten Mitglieder! Ein neues Heft und dadurch viel Freude in den Kreisen der Heimatliebenden! Wie sehr unsre Hefte erwartet werden, konnten wir besonders in der letzten Zeit merken. T?glich kamen mindestens f?nfundzwanzig bis dreissig Nachfragen; denn es rechneten wohl viele in der jetzigen Zeit ?usserster wirtschaftlicher Not mit einem vollst?ndigen Erliegen auch unsrer Mitteilungen. Wir haben in letzter Zeit t?chtig gearbeitet, um Werte zu schaffen, damit uns die ?berwindung der jetzigen Zeit ein klein wenig leichter f?llt, und wir einen Vorsprung haben, um nichts von dem einzub?ssen, was unsre Bewegung seit 1914, seit ihrer Gr?ndung herausgibt und veranstaltet. Selbstverst?ndlich ist, dass die Monatsbeitr?ge zu unserm Verein der Geldentwertung entsprechend aufgebessert werden m?ssen, und wir hoffen, dass sich niemand dieser Erkenntnis entzieht. Wir bitten, beim Lesen dieser Zeilen die Zahlen mit den vielen Nullen nicht als Geldzahlen anzusehen, sondern vielmehr zu bedenken, was wir uns heute f?r 100000 Mark kaufen k?nnen, dann werden alle unsre Mitglieder sich ?berzeugen, dass bei der Bemessung auch dieses Mindestbeitrages auf viele andere grosse Einnahmen R?cksicht genommen wurde; denn sonst k?nnten wir mit ?/? Pfund Margarine monatlich nicht auskommen, bieten wir doch unsren Mitgliedern j?hrlich in unsren Mitteilungen Werte von heute 3500000 Mark, denn bei einem Grundpreis von 5 Mark, multipliziert mit der heutigen Schl?sselzahl von 700000, ergibt sich dieser Tagespreis. Wir werden wie bisher auf die wirtschaftlich Schwachen, auf die Kleinrentner, auf die vielen Bedauernswerten, die in der Zugeh?rigkeit zu unsrem Verein, in unsrer Zeitschrift, das letzte Bindeglied mit der Heimat, mit der Scholle, besitzen, mit den Erwerbslosen, mit den Lehrlingen und Sch?lern, in der Beitragszahlung R?cksicht walten lassen und sozial denken und handeln, so, wie dies stets von uns ge?bt wurde. Dank und deutschen Gruss! Landesverein S?chsischer Heimatschutz Die Mitteilungen des Vereins werden in B?nden zu 12 Nummern herausgegeben Abgeschlossen am 1. Juni 1923 Strasse und Fuhrwerk im M?glitztal Jahrhundertelang dienten die H?henstrassen im ?stlichen Erzgebirge dem Verkehr vom Kamm bis hinab zum Elbstrom und umgekehrt. Da kam auch f?r das M?glitztal die Stunde, in der ihm seine Unwegsamkeit und Stille genommen ward. Es war im Jahr 1846, als man bei Weesenstein im Tal anfing zu graben, Erde aufzuwerfen und Steine zu klopfen. Achtzehn Jahre hindurch galt es zu graben, Ufermauern zu formen, Felsst?cke abzusprengen, B?ume zu f?llen, Quarzporphyr aus den G?ngen zu brechen, die den Gneis durchziehen, um Strassenschotter zu gewinnen. 1864 wurde die letzte Teilstrecke von Lauenstein bis Geising vollendet. Weit ?ber f?nfhunderttausend Mark kostete die neue Talstrasse von M?geln bis Geising, eine gewaltige Summe f?r jene Zeiten. Nun bewegten sich die Fuhrwerke von der >>Pirnaischen Chaussee<< aus im Tale hinauf zum Grenzwald. Bestimmte Rastorte w?hlten die Botenfuhrleute. Vor dem Gasthof in H?selich h?lt auf unserm Bilde der Botenfuhrmann . Eine Ruhepause muss er seinen Pferden g?nnen nach anstrengender, talaufgerichteter Zugarbeit. Ein gar langes Fuhrwerk ist solch ein Frachtwagen mit Gespann. Nur auf so wohlgepflegter und allm?hlich steigender Fahrbahn, wie sie die M?glitztalstrasse einst bot, vermochten zwei muskelstramme G?ule die Last zum Gebirgskamm zu bringen. Auch wurde der Wagen von Ort zu Ort von warengef?llten Kisten, F?ssern und S?cken entlastet. Dann meisterten zwei Zugtiere auch die steile Strasse von Geising nach Altenberg. Wohl waren mitunter mehr als zwei Pferdekr?fte notwendig, den ?berplanten Lastwagen kammw?rts zu ziehen, gegen die M?hen auf den einstigen H?henstrassen war die Fahrt im Tale angenehm. Gegenw?rtig sind Holzstoff-, Rinden-, Heu- und Brotwagen eigenartige Fuhrwerke f?rs M?glitztal. Seit dem Kriege kam, wie ?berall, das Lastauto hinzu. Fichtenrinden, seltener Eichenrinden, holte der Lohm?ller mit seinen Leuten von heimischen Holzschl?gen. Unterm Schuppendach und auch auf dem Oberboden des Hauses trocknen die gerbstoffhaltigen Rollschalen. Im d?steren, geb?lkigen und gar staubigen Mahlraume wandelt sie das Schneidmesser zu Lohe, die der H?utezurichter als Gerbmittel kauft. Eine besondere Freude ist es f?r den Heimatfreund, wenn er einen Rindenwagen sieht, denn nur noch zwei Lohm?hlen, viertelst?ndlich geschieden, liegen am oberen M?glitzlauf, und nur an wenigen Tagen im Jahre wird Arbeit f?rs M?hlrad geholt. Vierzig Zentner des kr?uterreichen Gebirgsheues ruhen in get?rmter Last auf dem Wagen, ?stezerrend, mitunter auch ?steknickend, wenn ein Gegenfahrzeug die H?lfte der Fahrbahn verlangt. Und kommt die gl?ckliche Zeit der Obstreife, oh, zu welch einem willkommenen ?pfelpfl?cker wandelt sich dann der Heuwagen in Kinderaugen! An des Tales geringster Weite, am schwersten Fahrst?ck f?r den Fuhrmann h?lt auf unserm Bilde der Heuwagen. In scharfer Kr?mmung uml?uft die Strasse den ?berh?ngenden Felsen, und die hohe Ufermauer k?ndet von schwerer, erdaufsch?ttender Arbeit. Kommt hier ein andres Fuhrwerk talauf gefahren, dann ritzen die vorspringenden Zacken des Wittigschlossfelsens die heusch?tzende Plane. Wohnung und Schutz soll dieser Fels dem Raubritter Wittig und seinen Raubbr?dern gegeben haben in jener Zeit, da masslose Wildnis dieses Land deckte. Eine geschichtliche Heimatschrift erz?hlt: >>In alten Zeiten, als die >b?hmischen W?lder< durch ihre R?uberbanden ber?chtigt waren und das Faustrecht herrschte, gab es auch viele Raubschl?sser, und eins der festesten und verrufensten war das, welches der Raubritter Wittig auf obenerw?hnten starken Felsen erbaut hatte. Dieser Wittig machte das ganze Land Meissen unsicher und trieb es mit seiner Bande so frech, dass die Markgrafen von Meissen es deswegen hatten >?ffentlich ausk?ndigen lassen, dass, were diesen R?uber ihnen entweder lebendig oder todt ?berantwurten w?rde, derselbe einer grossen und m?glichen Bitte Verg?nstigung haben sollte<<<. Woher kommt der Heuwagen, der hier an geschichtlich denkw?rdiger und geographisch eigenartiger St?tte h?lt? Aus der Bergstadt Altenberg. Im Heumond schreiten die M?her ?ber die Bergwiesen um den Geising, und all die bunten Gebirgskr?uter sterben unter zischendem Stahle. Schnell gilt es auf den Wiesen der Kammorte zu heuen. Die dunkelste Farbe tr?gt diese Gegend auf Sachsens Niederschlagskarte. Schon im Herbstmond hetzt oft zerfetzter Nebelflug am basaltnen Wetterberge vor?ber. Und wenn der Bergwinter auf den Wiesen lastet, dann erinnert der Heuwagen den Talsiedler an ihre Sommerbuntheit, wie sie so wundersam leuchtete kurz vor den Tagen, in denen der Sensentod ?ber die H?nge ging. Mehr als ihr Vieh brauchte, heimsten die Gebirgler an Heu ein, darum brachten Botenfuhrleute den ?bersch?ssigen Erntesegen aus Altenberg, Geising, Zinnwald, F?rstenau, F?rstenwalde und B?renstein an bestimmten Tagen im Wochenlauf in die Hauptstadt des Landes zum Heumarkt. Zw?lfmal ?berholte dabei der lange Weiser den kurzen auf Fuhrmanns Taschenuhr. Und heute? Nur selten f?hrt noch ein Heuwagen vom Gebirge zum Elbufer. Der Heubedarf nahm auf dem Markt erheblich ab, als das Lastauto die Zugtiere grosser Betriebe abl?ste. Der H?usler >>droben<< braucht jetzt meist selbst seine Bergwiesenernte. Immer mehr Sommerg?ste weilen in den Kammorten, und da er sie mit st?rkender Ziegen- oder Kuhmilch bewirtet, so stellt er mehr Vieh in seinen Stall. Da kann kein Heu mehr verkauft werden. Nahe ger?ckt ist der Tag, an dem das letzte Heufuhrwerk vom Grenzwalde das Tal hinab f?hrt und damit f?r den Heimatfreund die wehmutsbange Stunde, in der er ein St?ck alte Talsch?nheit f?r immer hinwegfahren sieht. Regelm?ssig f?hrt ein brauner Brotwagen auf der Talstrasse. Jeden Dienstag zur bestimmten Stunde rollt er ?ber die Br?cke vor der Sch?llerm?hle, um das M?hlenbrot ins Nachbarst?dtchen Glash?tte zu bringen. Wenn die Seiten- oder Hintert?r ge?ffnet wird, dann gucken aus vielen F?chern die braunen >>Laibe<< heraus. Ein Gel?nder auf dem Wagendache l?sst die K?rbe nicht herunterfallen. Regelm?ssig f?hrt seit ungef?hr einem Jahr ein neues Botenfuhrwerk im Tale, das >>T?nzlerauto<<. Es kommt aus Dresden und bringt Kisten und S?cke mit Lebensmitteln zu den Kaufleuten, Messing und Eisenstangen in die mechanischen Werkst?tten. Vor dem Laden des Ofensetzers werden Ofenkacheln, Ofent?ren, Ofenroste und auch eiserne ?fen abgeladen. Auch mit Bierf?ssern, Benzinkannen, Leiterwagen, N?hmaschinen, Fahrr?dern, M?belst?cken und vielen anderen schweren Lasten eilt das neue Botenfuhrwerk zu Berg und zu Tal. Montag, Mittwoch und Freitag sind seine Fahrtage. Auch mit >>Anh?nger<< f?hrt es seit einiger Zeit. Recht m?ssen wir dem alten Fuhrmann geben, wenn er uns erz?hlt, dass seine G?ule einst leichtes Ziehen auf der glatten Fahrbahn der M?glitztalstrasse hatten, sich in unsern Tagen aber t?chtig m?hen m?ssen, um die gleiche Last fortzubewegen, denn arg zerfahren wird die Strasse von den mancherlei Kraftfahrzeugen. Will der Heimatfreund noch einmal einen leisen Nachklang an die Einsamkeit des >>Mogelicztales<< empfinden, so macht er sich zum Gast der Seitent?ler, da auch zerfressene Felsen zum Bache treten und Ger?ll und Blockwerk das Wasser zwingt vom schnellen Lauf ein wenig auszuruhen oder ?ber sich dahinschiessen l?sst zu kleinem Fall und kreisendem Wirbel. Da wohlgewachsene Baumgestalten die H?nge hinabsteigen und im munter l?rmenden Bach ihre Wurzeln baden. Da er den eigenen Reiz der Waldbachpflanzen sp?rt, als Vogelfreund zuweilen noch den Eisvogel beim Fischen belauschen kann und zuletzt auf sumpfigen Quellwiesen anlangt, wandert er dem Wasser entgegen. Trebnitzgrund, Kohlbachtal, m?ge euch im Zeitenlauf noch lange eure Sch?nheit und Stille bewahrt bleiben, kommenden Geschlechtern zu k?rperlicher und geistiger Gesundung! Janko Liebe Br?der und Schwestern vom Heimatschutz! Lasst mich heute mit Euch einen Gewinn teilen, der mir geworden ist! Wenn Ihr dabei denkt, ich h?tte in der Staatslotterie gewonnen, dann seid Ihr auf dem Holzwege; denn das ist mir seit zwanzig Jahren noch nicht einmal geschehen, obwohl ich eine Nummer spiele, die meinem verstorbenen Vater als Gesangbuchslied im Traume eingekommen ist. Aber vernehmt meine Geschichte und schreibt wieder, ob mein Gewinn nicht auch des Teilens wert sei. Im vorigen Sommer unternehme ich eine Ausfahrt ins Storchenland und komme da am Nordostrande unsres Sachsenlandes in so manches Dorf, das leider nur noch k?mmerliche Spuren ehemaliger Storchenherrlichkeit aufweist. Bedauerlich ist es ganz besonders, dass f?r diesen Niedergang auch die Unvernunft so mancher Krone der Sch?pfung verantwortlich ist. Doch h?rt: In der Woche vom 20. August erhalte ich von einwandfreier und zuverl?ssiger Storchenseite die bestimmte Nachricht: Wir machen uns auf die Fl?gel . Darum losgeradelt. In den Teichen von K?nigswartha sehe ich manch stimmungsvolles Storchenbild. Schade, dass ich kein Herr Bernhardt aus Dresden bin, der mit Kamera und Film arbeitet. Es w?ren herzerquickende Bilder geworden. In der Woche vorher muss es im Orte noch sch?ner ausgesehen haben. Da haben sich etwa f?nfzig St?rche vor der Abreise gegen Abend auf Essen, T?rmen und auf allem, was sonst noch an hervorragenden Geb?udeteilen aufzutreiben war, niedergelassen, um der Nachtruhe zu pflegen. Jetzt nach Krinitz bei Neschwitz! Dort lerne ich den Janko kennen. Ihr h?ttet einen Heidenspass gehabt, wenn Ihr dabeigewesen w?ret, wie er mir vorgestellt wurde. Auf dem Scheunendache des Storchenvaters Tr?hne klappern im Neste zwei St?rche. Unten auf der D?ngerst?tte liegt auch einer im sch?nsten Nichtstun. Er hat sich sch?n bequem ausgestreckt und nimmt ein Sonnenbad. Um ihn her H?hner, Tauben, G?nse, Spatzen, Schwalben, ab- und zugehende Menschen, die der Erntearbeit obliegen. Er mag denken: Ich bin Herr im Hofe. Euch kenne ich alle. Beim ?ffnen des niedrigen Hofgatters hebt er den Kopf und blinzelt mich an. Ich komme ihm n?her. Da l?sst er ein eigent?mlich ziehendes Pfeifen h?ren. Vater Tr?hne kommt, nimmt einen kleinen blauen Krug zur Hand, klappert darauf und ruft: Janko. Sofort ist Janko, das ist n?mlich der Storchenj?ngling, auf den Beinen und mit zwei bis drei Gleitspr?ngen steht er vor uns. Mich beachtet er zun?chst gar nicht. Ich bin ja auch nicht seinesgleichen, auch nicht einmal ein Frosch. Der Krug ist ihm wichtiger. Sicher f?hrt sein Schnabel bis auf den Krugboden hinab. Nichts darin, v?llig leer! Er pfeift wieder, aber diesmal mit einem etwas ?rgerlichen Klang, aus dem auch so etwas wie Entt?uschung zu h?ren ist. Dann aber verlegt er sich auf g?tliches Zureden. Er stellt sich gerade, guckt uns an, verbeugt sich ein ?ber das andre Mal, wobei er streng darauf achtet, dass keiner von uns beiden zu kurz kommt. Dann ein Appell an das Gef?hl. Er schreitet auf uns zu, legt seinen Hals an unsre Beine und l?sst sich graulen. Wieder geht das Hoftor. Zwei Jungen haben auf den Schwarzwasserwiesen einen Frosch gefangen. Janko kennt seine Lieferanten ganz genau. Schon steht er vor den Jungen und nimmt unter Verbeugungen die Gabe in den Schnabel. Gravit?tisch stolziert er vor mir auf und ab. Ich versuche sein Zutrauen zu gewinnen, indem ich ihn im sch?nsten Hochdeutsch einmal Johann, dann Johannes, Johannchen, Johanneschen, Hans und H?nschen rufe. Er achtet meiner nicht. Ihn muss ich wendisch anreden. Auf Janko h?rt er sofort. Als ich ihm meinen Ausweis vorzeige, wird er gespr?chig und erz?hlt mir: >>Ich, Janko, wurde geboren im Fr?hjahr 1922 als das erste von vier Geschwistern im Neste auf der neugedeckten Scheune meines Pflegevaters Tr?hne. Anfangs ging alles gut. Aber von einem unverst?ndigen Schiesser wurde meine Mutter weggeschossen. Mein Vater konnte allein nicht mehr Nahrung f?r vier hungrige Schn?bel schaffen. Das Geklapper dreier Schn?bel verstummte. Auch meines wurde schw?cher und schw?cher. Schliesslich blieb auch der Vater weg. In der h?chsten Not schob sich eine Leiterspitze ?ber den Nestrand. Eine Hand warf meine drei verhungerten Geschwister auf den Dung. Mich nahm sie behutsam zur Erde hinab. Ich wurde gekr?pft, geazt, gef?ttert mit Kaulquappen, Fr?schen, Schlangen, Fischen, M?usen u. dgl. Alles ist mir gut bekommen. Nur an Heringen vergreife ich mich nicht wieder. Ich bekam davon nicht nur einen gewaltigen Durst, sondern sogar recht schlimme Magen- und Darmbeschwerden. Jetzt sorgt das ganze Dorf vom j?ngsten Buben bis zum ?ltesten M?tterlein f?r mich. Hunger habe ich einen ganz vorz?glichen. An die sechzig Fr?sche kann ich verdr?cken. Hinaus mag ich nicht gern. Ich bin bei meinen Storchgenossen nicht gut angeschrieben. Also bleibe ich, wo ich bin. Ich verstehe nur nicht, warum meine Pflegeeltern so oft zu mir sagen: >Janko, Janko! Was machen wir nur mit dir? Der Herbst r?ckt immer n?her, nach ihm der Winter.< Neulich wurde die Sache ganz dumm. Da hiess es: >Janko, entweder du gew?hnst dich an Kartoffeln mit Apern, oder du musst nach Dresden in den zoologischen Garten!< Beides ist so ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Ich werde lieber abr?cken. Und du siehst mir gerade aus, als wolltest du mich vierter Klasse nach Dresden bugsieren. Daraus wird nichts. Nichts f?r ungut. Gehab dich wohl!<< Sprach's, drehte mir den R?cken zu und stelzte davon. Er hat auch Wort gehalten. Er f?hlte die Kraft seiner Schwingen, lernte sie gebrauchen, zog immer weitere Kreise bei seinen Ausfl?gen und fand den Anschluss nach dem S?den. Zuvor ward sein Fuss mit einem Ringlein geschm?ckt. Liebe Br?der und Schwestern! Das w?re eine Tiergeschichte, wie Ihr sie vielleicht auch in ?hnlicher Art selbst erlebt habt. Aber mein Gewinn? Das ist die Bekanntschaft der Pflegeeltern unsres Jankos. Es sind einfache Leute. Aber sie haben einen Idealismus, der nicht h?ufig anzutreffen ist. Sie reden nicht von Heimat- und Naturschutz, fragen nicht danach, ob das jetzt Mode, ob dabei irgendwelcher Vorteil zu erlangen sei, aber sie handeln aus innerem Triebe heraus f?r Heimat- und Naturschutz. Aus ihrem Tun spricht eine Selbstverst?ndlichkeit, die r?hrend ist. Beim Umdecken der Scheune wurde es f?r ganz selbstverst?ndlich angesehen, dass auf das neue Dach auch wieder ein neues Rad als Unterlage f?r das Storchnest kommen m?sse. Von den dadurch entstandenen hohen Kosten konnte ich von ihnen nichts erfahren, nur von anderer Seite habe ich einige Zahlen zu h?ren bekommen. Und wenn Eure Augen auf diesem Hofe die Reihe der besetzten Schwalbennester erblicken, ferner die Schar der ungebetenen Spatzen, die sich als Untermieter unterm Storchnest eingenistet haben, dann die zwei St?rche, die als zweite Mieter das verlassene Nest bezogen haben, sich aber auch furchtlos auf dem Hofe bewegen, wenn endlich die Hausfrau noch zeigt, wie ein kleines Maik?tzchen darum betteln kann, dass ihm aus einer kleinen Puppenmilchflasche Milch durch den Gummisauger gegeben werden m?chte, wenn Ihr schliesslich Gelegenheit habt, solche Beispiele praktischen Naturschutzes nicht nur als einen vereinzelten Fall, sondern als verh?ltnism?ssig oft wiederkehrend in den Kreisen der l?ndlichen Bev?lkerung ansprechen zu k?nnen, dann m?sst Ihr alle glauben an den endlichen Sieg des Heimat- und Naturschutzgedankens und Euch geloben, daf?r auch weiterhin Kraft, Zeit und Kosten zu opfern. So ist es mir gegangen. Dieser Aufschwung meiner Begeisterung ist mein Gewinn. Den sollt Ihr teilen mit Eurem Lucas Karl aus Meissen. Holznot und Waldessch?nheit Jeder sp?rt es am eignen Leibe, wie ungen?gend die Holzversorgung ist - trotz den wahnsinnigsten Preisen. Das Baugesch?ft liegt still, das einfachste Holzger?t ist kaum mehr erschwinglich, alle Zeitungen klagen ?ber den Mangel an Papierholz, und das Brennholz will erst recht nirgends ausreichen. Fr?her brauchte sich doch niemand besondre Sorgen zu machen, wie er seinen mittelbaren und unmittelbaren Holzbedarf decke. Warum ist das heute so ganz anders, obwohl doch der Wald eine der wenigen Rohstoffquellen ist, die uns der >>Friedensvertrag<< gelassen hat? Ist wirklich nur der Waldbesitzer schuld an der Not, der mit dem Einschlag zur?ckh?lt, um h?here Preise zu erzielen? Deutschland hat vor dem Kriege rund zweiundsiebzig Millionen Festmeter Holz im Jahre selbst verbraucht, also ohne die Ausfuhr an Holz oder Holzwaren zu rechnen. Davon hat es rund ein F?nftel durch Einfuhr?berschuss bezogen, vier F?nftel selber erzeugt. Der Inlandverbrauch verteilte sich auf Bau- und Schnittholz mit zwanzig, Brennholz dreissig, Grubenholz sieben, Papierholz sechs und Schwellenholz drei Millionen; den Rest von sieben Millionen verarbeiteten die Maschinenbauer und Werkzeugschreiner, die Wagner, Fahrzeugbauer, K?fer, Schnitzer und Flechter, die Dreher und Spielwarenhersteller, ferner Landwirtschaft und Gartenbau, Verkohlung und Destillation. Alle diese Zwecke rufen auch heute nach Erf?llung, ja durch die Kriegsfolgen sind neue hinzugekommen, wie die Herstellung der Gerbstoffextrakte und der Stapelfaser. Andre aber haben ihren Bedarf ungeheuer vermehrt, denn, wie ein rasch verbreitetes Schlagwort heisst: >>Holz muss Kohle und Eisen ersetzen<<. Im ganzen also trotz der Einschr?nkung der Baut?tigkeit und einiger anderer Holz verarbeitender Industrien doch ein gewaltiger Mehrbedarf an Holz gegen?ber der Zeit vor dem Kriege! Nun ist aber unsere eigene Waldfl?che durch Gebietsverluste geschm?lert. Vor dem Krieg entfiel im Durchschnitt ein Hektar Waldfl?che auf vier Einwohner, heute haben sich f?nf darein zu teilen; das Verh?ltnis von Erzeugungsfl?che und Verbraucherzahl hat sich also um ein Viertel verschlechtert. Dazu kommen die grosse Einschr?nkung der Einfuhr auf der einen Seite, die masslosen Holzlieferungen an den Feindbund infolge des >>Friedensvertrags<<, sowie die Ausfuhr von Holzwaren und Holzstofferzeugnissen zur Beschaffung von Devisen auf der anderen Seite, und nicht zuletzt die privaten Schiebungen ins besetzte Gebiet und dar?ber hinaus, deren Menge sich jeder Sch?tzung entzieht. Zuerst musste man die Wahrnehmung machen, dass diese gleichf?rmigen Best?nde sehr wenig widerstandsf?hig waren gegen Gefahren aller Art, wie sie durch Sturm, Feuer, Schnee, Insekten u. a. bedingt werden. Die Mahnrufe einzelner, die den gemischten Bestand, den mehr naturgem?ssen Wald forderten, wurden wieder geh?rt. Aber zum Durchbruch kam diese Richtung doch erst in j?ngster Zeit, als noch der zweite, weit folgenschwerere Nachteil offenkundig wurde: die Verschlechterung des Bodenzustands und damit das Nachlassen der Erzeugungskraft. Der Ackerboden wird Jahr f?r Jahr umgepfl?gt und dadurch auf die ganze Wurzeltiefe durchl?ftet, dazu durch D?ngung bereichert und durch planm?ssigen Fruchtwechsel leistungsf?hig erhalten. All das ist im Walde nicht in gleicher Weise m?glich und muss daher anderswie erreicht werden. Gewiss sind die Bed?rfnisse der Waldb?ume bescheidener als die der Feldgew?chse, gewiss ist der Wald ein selbst?ndiger Organismus, der sich im grossen Ganzen als nat?rliche Pflanzenformation, im Gegensatz zum Feld, aus sich selber heraus forterhalten kann. Aber wenn wir gewaltsam in seinen Lebensgang eingreifen, seine Lebensverh?ltnisse k?nstlich ver?ndern, wie wir das in der steigenden Nutzung tun und noch viel mehr tun m?ssen, um seine Ertragsf?higkeit zu steigern - dann m?ssen wir unbedingt auch die Grundlagen seines Gedeihens in unsere Obhut nehmen und d?rfen nicht einfach zusehen, wie und was etwa >>von selber w?chst<<. Damit ist aber f?r das Aussehen unserer Heimat alles gewonnen, was ?berhaupt gewonnen werden kann. Die r?cksichtslos das Gel?nde zerreissenden Kahlschl?ge, die schnurgeraden, trostlos ?den Balkenfelder ohne Leben und Abwechslung, das an Ausrottung grenzende Zur?ckdr?ngen so mancher sch?ner, eng mit der Heimat verbundener Baumarten, all die mancherlei Vergewaltigungen der Natur, die das Gef?hl freien, unber?hrten Waltens nicht mehr aufkommen liessen, sie sollen alle der Vergangenheit angeh?ren? Die Forderungen h?chster Wirtschaftlichkeit und Wahrung nat?rlicher Sch?nheit, die so oft scharf aufeinanderprallen, im Wald einm?tig auf dem gleichen Wege, nach dem gleichen Ziel? Ist das nicht ein heller Lichtstrahl in tr?bster Zeit f?r jeden Freund der Heimat? Fussnoten: Wir entnehmen diese sehr beachtenswerten Ausf?hrungen, mit Erlaubnis des Verlags dem >>Kosmos<<, Heft 2, 1923 . Mein Wacholderh?bel Add to tbrJar First Page Next Page |
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