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Read Ebook: Herrn Mahlhubers Reiseabenteuer by Gerst Cker Friedrich
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 748 lines and 39925 words, and 15 pagesDer Abschied war genommen, der Commerzienrath hatte sich aber schon vorher ernstlich von Dorothee sowol wie von seinen ihn begleitenden Bekannten den Titel verbeten, und Herr Mahlhuber, wie er jetzt schlechtweg hiess, war eben noch einmal im Wagen aufgestanden, sein R?cken- oder Sitzkissen anders zu ordnen, als die Peitsche des Postillons mit kr?ftigem Schwunge die eingespannten Pferde traf und diese so rasch und pl?tzlich anzogen, dass sich der darauf ganz Unvorbereitete mit einem Schwung und Wurf auf den Schoos des Fremden setzte. ,,Bitte tausend mal um Entschuldigung!" rief er, so rasch ihm das m?glich war wiederaufschnellend den eigenen Sitz einzunehmen und eine verbindliche Verbeugung gegen den Fremden machend, die beinahe f?r die Dame verderblich geworden w?re -- ,,ich dachte gar nicht, dass wir so schnell abfahren w?rden; es kann kaum 11 Uhr sein." Der Fremde erwiderte kein Wort; er hatte erst die Brauen finster zusammengezogen, aber ein Blick auf den Mann selber mochte ihm wol sagen, mit wem er es hier eigentlich zu thun habe. So sein Gesicht nun wieder in die fr?hern ruhigen Falten legend, sah er still und ernst gerade auf die ihm gegen?berbefindliche Nr. 2, als ob der Herr Commerzienrath gar nicht in der Welt gewesen w?re. ,,Setzen Sie sich nur um Gotteswillen erst einmal hin", sagte die Dame, die indessen die Hand sch?tzend vorgehalten hatte und jeden Augenblick einen ?hnlichen Ueberfall wie auf den Fremden erwartet zu haben schien, ,,meine Nerven sind so schon so aufgeregt und angegriffen." Herr Mahlhuber drehte sich rasch nach der sch?nen Sprecherin um, und diesmal brachte ihn das Strassenpflaster mit einem pl?tzlichen Ruck gerade und gl?cklicherweise in seinen eigenen Sitz; das furchtbare Rasseln und Sch?tteln des Wagens unterbrach oder verhinderte dabei vielmehr auch jede nur m?gliche Unterhaltung. Es liess sich kein Wort verstehen und die Passagiere dr?ckten sich schweigend in ihre verschiedenen Ecken und sahen die niedern H?user von Gidelsbach, der Commerzienrath mit einem eigenen Gef?hle stiller Wehmuth, die andern Beiden vollkommen gleichg?ltig, an sich vor?bergleiten. ,,Ach d?rfte ich Sie wol bitten, das Fenster dort an Ihrer Seite aufzuziehen", brach die Dame endlich das Stillschweigen, als sie die letzten H?user von Gidelsbach hinter sich gelassen und die Luft frei und frisch ?ber die bl?henden Saatfelder her?berstrich, ,,ich leide so sehr an Z?hnen und f?rchte, dass mir der Luftzug schaden k?nnte." Der Fremde gegen?ber r?hrte und regte sich nicht, und der Commerzienrath sah erst die Dame und dann sein +vis-?-vis+ etwas best?rzt an; er hatte die stille Hoffnung gehegt die Erlaubniss zu bekommen, eine gidelsbacher Cigarre anzuz?nden, und wenn das Fenster, die wundervolle warme Luft draussen gar nicht in Betracht gezogen, geschlossen wurde, war daran nicht mehr zu denken. ,,Wollen Sie nicht so gut sein und das Fenster da bei sich zumachen", sagte die Dame wieder, ohne ihm lange Zeit zum Ueberlegen zu gestatten, mit etwas lauterer Stimme, als ob sie f?rchte, dass er am Ende schwer h?re, ,,ich kann die Luft nicht vertragen." ,,Aber, Madame, bei diesem wundervollen Wetter", wagte der Commerzienrath eine oberfl?chliche Bemerkung, die ihm jedoch nichts half, denn die Dame, von etwas resolutem Charakter und wahrscheinlich schon mehrfach auf Reisen gewesen, stand einfach auf, bog sich ?ber ihren etwas scheu zur?ckweichenden Nachbar hinweg, st?tzte sich mit der linken Hand gegen den Fensterrahmen und zog die Scheibe selber in die H?he. Es war Herrn Mahlhuber dabei fast so als ob sie etwas vor sich hingemurmelt h?tte, was gerade nicht wie ein Segen klang, er konnte es aber nicht genau verstehen und war auch wirklich durch die entschiedene Bewegung viel zu sehr ?berrascht, recht darauf zu achten. Jede m?glich gewesene Unterhaltung schien dadurch wieder ins Stocken zu gerathen, und w?hrend der Mann ihm gegen?ber -- muthmasslicherweise ein Engl?nder -- stumm zu sein schien, zog die Dame aus einem grossen, inwendig mit gr?nem Wachstaffet gef?tterten Kober eine Anzahl Victualien, gestrichene Semmeln, Wurst, K?se und gebratenes Huhn, heraus und begann ihre Mittagsmahlzeit, auf der n?chsten Station wahrscheinlich die Table d'H?te, wozu der Conducteur gew?hnlich zehn Minuten Zeit gestattete, zu ersparen. Der Commerzienrath f?gte sich in sein Schicksal, r?ckte sich zurecht, lehnte den Kopf hinten an, entschuldigte sich bei seinem +vis-?-vis+, von dem er wieder keine Antwort bekam, wenn ihn vielleicht seine F?sse geniren sollten, faltete die H?nde im Schoos, schloss die Augen und versuchte einzuschlafen, was er auch gl?cklich in demselben Augenblick zustande brachte, als der Postillon blies, der Wagen anhielt, der Conducteur den Schlag aufmachte und hereinrief, dass hier Mittag gemacht w?rde und die Passagiere ,,gef?lligst aussteigen m?chten". Der Fremde stand ohne weiteres auf, dem Rufe Folge zu leisten -- es konnte doch am Ende kein Engl?nder sein, denn er schien das Deutsche vollkommen gut verstanden zu haben -- trat dem Commerzienrath auf die H?hneraugen ohne sich zu entschuldigen -- es war doch am Ende einer, -- und verliess den Wagen, sein Mittagsmahl einzunehmen, w?hrend sich die Dame, als der Commerzienrath noch unentschlossen stand, was zu thun, den Wagenschlag wieder zumachen liess, der gef?rchteten Zahnschmerzen wegen. Bis er sich besonnen hatte vergingen mehre Minuten, und wie er zuletzt doch noch einmal ?ffnen liess und hineinging, behielt er dort eben noch Zeit seine Table d'H?te mit einem halben Thaler zu bezahlen und zu finden, dass die Suppe zu heiss zum Essen sei, als der Postillon auch schon wieder zum Aufbruch blies und der Conducteur mit einem ,,Es ist die h?chste Zeit, meine Herren" die Th?r aufriss. ,,Nach Tisch", wie es Herr Mahlhuber jetzt nannte, war er gewohnt sein Schl?fchen zu halten, und wenn er auch um das Essen selber gekommen, erschien ihm das nicht als gen?gender Grund sich auch um den Schlaf zu bringen. So alle seine fr?hern Vorbereitungen wiederholend, gelang es ihm diesmal wirklich seine Wagenecke zu behaupten, und erst die Sonne, die schr?g durch das Wagenfenster herein und ihm gerade auf die Augen schien, weckte ihn wieder aus seinem s?ssen Schlummer, dem er sich wol zwei volle Stunden lang hingegeben. ,,Ach d?rfte ich Sie wol bitten das Fenster da in die H?he zu ziehen?" waren die ersten Laute, die an sein noch traumt?nendes Ohr schlugen, als er erwachte, und als er etwas erstaunt um sich schaute -- denn er hatte bis dahin steif und fest geglaubt, er liege zu Hause auf dem Sopha, und wunderte sich, welches Fenster Dorothee in die H?he gezogen haben wollte --, stiess ihn seine sch?ne Nachbarin leise an und setzte fl?sternd hinzu: ,,Der Herr da dr?ben muss taub sein oder kein Deutsch verstehen, denn nicht allein, dass er sich weder r?hrt noch regt, wenn ich ihn um etwas bitte, nein er zieht auch das Fenster jedesmal ebenso schnell wieder herunter, wie ich es in die H?he bekommen kann -- er nimmt nicht die mindeste R?cksicht auf meine Nerven." ,,Der Barbar!" sagte der Commerzienrath, w?hrend er seufzend ihre Bitte erf?llte, er durfte sich doch nicht in eine Kategorie mit einem solchen Menschen stellen lassen. Durch diesen kurzen Wortwechsel waren aber auch die Schranken gefallen, die sich bis dahin einer Conversation hemmend in den Weg gestellt zu haben schienen. Herr Mahlhuber schielte nach seiner Nachbarin hin?ber, die den Schleier jetzt in die H?he gelegt, und wenn auch nicht mehr ganz junge, doch regelm?ssige, fast h?bsche Z?ge hatte, und sagte mit einem etwas bedenklichen Kopfsch?tteln : ,,Ja, das Reisen ist mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden." ,,Ih nun, das weiss ich gerade nicht", erwiderte die sch?ne Nachbarin, ihr Tuch wieder von der Backe nehmend, sobald das Fenster befestigt war, ,,ich freue mich immer d'rauf, wenn ich einmal wieder hinauskomme; nur der Postwagen kommt Einem so langweilig vor, weil man die Eisenbahn jetzt gewohnt ist." ,,Ja!" sagte Herr Mahlhuber. Er war noch nie auf einer Eisenbahn gefahren. ,,Mir ist Reisen ein Vergn?gen", sagte die Dame. Herr Mahlhuber st?hnte, denn das erinnerte ihn an den traurigen und ernsten Grund, der ihn aus seiner Heimat vertrieben, und er erwiderte leise und kopfsch?ttelnd: ,,Ach ich wollte ich k?nnte das auch von mir behaupten, aber eine Sache h?rt auf ein Vergn?gen zu sein, sobald sie uns einmal vom Arzte anbefohlen wird." ,,Sind Sie krank?" fragte die Dame theilnehmend. ,,Krank?" wiederholte Mahlhuber und athmete leicht auf, denn das Gespr?ch betrat ein Gebiet, auf dem er sich zu Hause f?hlte, ,,krank? -- ja und nein; krank kann man eigentlich nicht sagen, -- haben Sie schon von grossen Lebern geh?rt?" ,,Grossen Lebern? Gewiss -- die strasburger sollen die besten sein, aber meine Schw?gerin hat eine solche Fertigkeit darin erlangt, dass man sie gar nicht mehr von strasburgern unterscheiden kann." ,,Nein, die meine ich nicht", sagte der Commerzienrath verlegen und blickte mistrauisch nach dem Fremden hin?ber, der zwar die Augen noch immer geschlossen hielt, aber um dessen Mundwinkel er doch glaubte ein leichtes boshaftes Zucken zu bemerken, ,,ich selber leide daran -- meine Leber ist drei Zoll zu gross." ,,Drei Zoll? Segne meine Seele!" sagte die Frau, ,,aber woher wissen Sie das so genau?" ,,Ah, die Wissenschaft hat darin jetzt bedeutende Fortschritte gemacht", fuhr der Commerzienrath rasch fort, ,,eine solche speckige Entartung der Leber soll in unsern Zeiten auch gar nicht selten vorkommen und durch das Anstossen derselben an Rippen, Zwerchfell und Magen kann man ziemlich genau berechnen, welchen Umfang sie erreicht." Die Dame r?ckte etwas ?ngstlich auf ihrem Sitz, und der Commerzienrath fuhr fort: ,,In Verbindung mit diesem Leiden steht nun, obgleich mein Arzt das immer noch bestreiten will, eine nicht unbedeutende Operation, der ich mich vor einiger Zeit zu unterwerfen hatte." ,,Eine Operation? -- aber ich bitte Sie --" ,,Nun es war gerade nicht lebensgef?hrlich", setzte der Erz?hlende rasch hinzu, da er zu f?rchten glaubte, dass seine sch?ne Zuh?rerin deshalb vielleicht Besorgnisse zeigte, ,,aber jeder Schnitt in den menschlichen K?rper ist gewissermassen von einer Gefahr begleitet, da man nie wissen kann, welche Folgen daraus entstehen, welche edeln Gef?sse verletzt werden." ,,Ach h?ren Sie -- wenn es Ihnen recht w?re --" ,,Es war nur eine Balggeschwulst auf dem behaarten Theile des Kopfes", setzte der kleine Mann hinzu, nahm die Reisem?tze ab und bog den Kopf gegen die Dame hinunter, ,,eine Balggeschwulst etwa von der Gr?sse eines Taubeneis, sehen Sie hier -- leicht beweglich unter den Fingern und eigentlich ohne besondere Schmerzen. Das Eigenth?mliche war aber, dass sie doch, wenn man lange daran dr?ckte, wehthat; die Geschwulst blieb sich dabei ganz gleich, ob die Zunge belegt war oder nicht, wenn ich aber eine Weile gedr?ckt hatte, lief mir sonderbarerweise das Wasser im Munde zusammen und ich bekam dann einen h?chst pikanten fauligen Geschmack." ,,Aber ich bitte Sie um Gottes Willen, h?ren Sie auf!" rief jetzt die Dame entsetzt, ,,ich werde ohnm?chtig, wenn Sie noch zwei Minuten mit solchen furchtbaren Sachen fortfahren. Was gehen mich denn Ihre Geschw?lste an?" ,,Aber sie ist ja operirt", rief der Commerzienrath, der zu glauben schien, dass sie ihn noch nicht recht verstanden habe, ,,und eben das Zun?hen da --" ,,Ich schreie um H?lfe, wenn Sie nicht aufh?ren", unterbrach ihn die Dame und wurde wirklich todtenbleich dabei. ,,Herr, ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich die ekelhaften Beschreibungen nicht mitanh?ren kann. Behalten Sie Ihre Lebern und Geschw?lste f?r sich oder ich setze mich hinaus zum Conducteur auf den Bock. -- Jesus Maria, meine Nerven!" ,,Darf ich Ihnen vielleicht ein wenig Eau de Cologne anbieten?" sagte der Commerzienrath sch?chtern, der solche Einwendungen gegen seine Leiden gar nicht vermuthet hatte, indem er in die Tasche griff nach seinem kleinen Flacon zu suchen, ,,das thut Ihnen vielleicht gut." ,,Ich danke Ihnen, ja", sagte die Dame und streckte die Hand aus das Dargebotene in Empfang zu nehmen; Herr Mahlhuber hatte es aber selber noch nicht, und die rechte Rocktasche stak ihm so voll von verschiedenen Gegenst?nden: eingewickelte Semmeln, Brillenfutteral, Schnupftabacksdose und dann das verw?nschte Pistol, das er heute Abend fest beschloss unten in seinen Koffer zu legen, er konnte das kleine Fl?schchen gar nicht finden und begann, da die Dame den Arm noch ausgestreckt hielt, die verschiedenen Gegenst?nde immer ?ngstlicher auszukramen und neben sich hinzulegen. ,,Ich begreife gar nicht", murmelte er dabei vor sich hin, ,,wo die -- Dorothee -- das kleine Fl?schchen anders k?nnte hingesteckt haben als in -- als in diese Rocktasche. Da, das hier ist eine eingewickelte Semmel -- das hier", er nahm das Pistol aus der Tasche und legte es neben sich hin, ,,das hier ist --" ,,Um Gotteswillen, was wollen Sie mit dem Schiessgewehr?" schrie die Dame jetzt so laut, dass der Fremde ihnen gegen?ber erwachte oder doch die Augen ?ffnete und einen fl?chtigen Blick hin?berwarf, dann aber wieder in seine fr?here Stellung zur?ckfiel, ,,es ist doch nicht geladen?" ,,Bewahre", l?chelte der Commerzienrath, der das Fl?schchen endlich gefunden und ihr gereicht hatte, etwas verlegen und suchte, um sie selber zu ?berzeugen, durch den Lauf des verd?chtigen Pistols zu blasen; aber vergebens blies er die Backen auf und wurde ganz roth im Gesicht. ,,Es ist verstopft", sagte er dann, entweder zu seiner oder des Pistols Entschuldigung. ,,Halten Sie das schreckliche Ding nur nicht gegen mich", rief die Dame, nichts weniger als beruhigt durch den verungl?ckten Versuch; ,,wenn es losginge...." ,,Ich will Ihnen beweisen, dass es keine Gefahr hat", sagte der Commerzienrath entschlossen, dem muthlosen schwachen Wesen gegen?ber, und den Hahn aufspannend zielte er auf die ihm gegen?berstehende Hutschachtel seiner sch?nen Reisegef?hrtin. ,,Um Gotteswillen, was wollen Sie thun?" rief die Dame, jetzt wirklich erschreckt; aber sie hatte keine Zeit etwas Weiteres zu fragen, denn ein furchtbarer Schlag, der ihnen Allen das Trommelfell zu zersprengen drohte, schmetterte mit einem vor ihnen hinzuckenden Blitze durch den engen Raum des Wagens und im n?chsten Augenblick schon f?llte dichter undurchdringlicher Pulverdampf das Coup? vollkommen an. Die Dame stiess dabei nat?rlich einen gellenden Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Die Pferde rissen in ihr Geschirr und wollten durchgehen, und Postillon und Conducteur brauchten wenigstens zehn Minuten Zeit sie zu beruhigen und wieder in ordentlichen Gang zu bringen. Nur der Fremde, der f?r den Augenblick in dem entsetzlichen Pulverqualm vollst?ndig verschwunden war, sagte kein Wort und sass um so unheimlicher und drohender in dem undurchdringlichen Qualm. -- Heiliger Gott, wenn er ihn getroffen und todtgeschossen h?tte! Der Commerzienrath wagte nicht die Hand auszustrecken, den furchtbaren Verdacht best?tigt zu finden oder zu zerstreuen. Der Wagen hielt endlich. ,,Ho, brrr, Gott verdamm' mich, ob ihr stehen wollt, kopfscheue Bestien -- ho, brrr, so mein Thierchen, so ooo -- gutes Thier, so Schimmel", t?nten die Beruhigungslaute von draussen zu ihnen herein, der Conducteur sprang aus dem Cabriolet und riss den Schlag auf. ,,Heiliges Kreuzdonnerwetter, was ist hier vorgegangen?" schrie er, zur?ckprallend, als ihm der weisse warme Schwefelqualm entgegenschlug, der die willkommene Bahn ins Freie fand, ,,was ist geplatzt?" Die Dame lag in Ohnmacht und der Commerzienrath konnte nicht antworten, denn sein ?ngstlicher Blick suchte durch den weichenden Nebel die lautlos dasitzende Gestalt des Fremden. Nur erst sicher wollte er sein, dass dort kein Ungl?ck geschehen w?re, wenn er auch nat?rlich nicht begriff wie eine Ladung und eine so furchtbare Ladung in die f?r ganz harmlos gehaltene Waffe hineingerathen sein konnte. Wie sich der Nebel verzog, wurde auch das Gesicht des Fremden in der andern Ecke sichtbar, aber so unheimlich verzerrt, roth und drohend, w?hrend die Augen unter den halb zusammengekniffenen Brauen wild und lauernd vorblitzten, dass der Commerzienrath ihn schon am Arme fassen und ins Leben zur?cksch?tteln wollte, als der Conducteur die Stille wieder unterbrach. ,,Wer ist todt?" rief er und keineswegs blos im Scherz, denn das unheimliche Schweigen im Wagen kam ihm selber verd?chtig vor. ,,Himmelsacerment, wenn sich Jemand eine Kugel durch den Sch?del schiessen will, brauchte er sich doch dazu nicht auf der k?niglich bairischen Eilpost einschreiben zu lassen, dass Einem die Pferde noch am Ende durchgehen und ausserdem Unheil anrichten? -- Das ist nun der Zweite. Nun?" setzte er dann erstaunt hinzu, als er die drei Passagiere nach und nach durch den Qualm erkennen konnte und alle noch am Leben fand, wenn er auch des Commerzienraths +vis-?-vis+ noch immer etwas mistrauisch betrachtete -- dass die Dame in Ohnmacht lag, verstand sich von selbst. ,,Was zum Teufel haben Sie denn dahier angerichtet -- ach Schwerenoth", rief er pl?tzlich, als sein Blick auf das neben ihm stehende Gep?ck fiel, ,,gerade in die Hutschachtel geschossen." ,,In die Hutschachtel?" rief die Dame entsetzt, jetzt pl?tzlich und ohne weitere H?lfe aus ihrer Ohnmacht emporfahrend, und der Fremde dr?ben wurde immer r?ther im Gesicht. ,,Heilige Mutter Gottes, mein Hut!" ,,Wer hat denn aber hier im Wagen geschossen?" rief der Conducteur jetzt mit strengerer Amtsmiene, w?hrend die Dame entsetzt ?ber ihre Hutschachtel herfiel, den erlittenen Schaden zu besichtigen, ,,ich werde Sie im n?chsten Postamte anzeigen. Sie da, was thun Sie mit einem geladenen Pistol in der k?niglichen Post?" 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