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Munafa ebook

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Read Ebook: Quin by Rice Alice Caldwell Hegan

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Ebook has 2294 lines and 86481 words, and 46 pages

Der geistliche Tod

Roman

von

Emil Marriot

Zehnte Auflage

Berlin

G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung

?bersetzungsrecht und alle anderen Rechte vorbehalten.

Druck von Breitkopf und H?rtel in Leipzig.

Der geistliche Tod

Erstes Kapitel

Abend war es, ein sch?ner, warmer Sommerabend. ?ber den Feldpfad, der vom Bahnhof in das Dorf f?hrte, schritt ein junger Mann. Ein grosser schwarzer Neufundl?nder folgte ihm auf dem Fusse. Der Ank?mmling stand still, entbl?sste das Haupt und strich sich das feuchte Haar aus der Stirn. Dabei tat er einen tiefen Atemzug und liess den Blick ?ber das vor ihm liegende Dorf schweifen ... Das also war seine neue Heimat!

Still und friedlich lag der Ort da, die Kircht?rme ragten zwischen den H?usern hervor und rings umher erhoben sich gr?ne H?gel und felsige oder bewaldete Berge. Die Glocken l?uteten zum Abendgebet; in den Wiesen zirpten Grillen, aus den Laubwerken leuchteten Johannisk?fer auf und am Himmel zeigten sich die ersten Sterne. Das war seine neue Heimat! Ein Gef?hl der R?hrung, der Bangigkeit, fast der Liebe durchzog seine Brust; er wollte sich hier recht gl?cklich f?hlen, sich recht innig schliessen an diese sch?ne Natur und auch an die Menschen, falls sie sich dessen wert zeigen sollten. Von diesen Gedanken beseelt, setzte er seinen Weg fort; der Hund ging dicht hinter ihm.

Sie kamen bei den ersten H?usern an. Meistens waren es einst?ckige H?user mit weiss get?nchten W?nden und Schindeld?chern, gr?n oder gelb angestrichenen Jalousien und Haustoren; viele hatten an der Gassenfronte einen Balkon und neben manchen lag Holz aufgespeichert; an einigen rankten sich wilder Wein und Efeu empor und auf den Veranden standen Blument?pfe. Der Wanderer erreichte den Hauptplatz; in der Mitte des Platzes stand eine S?ule und auf derselben ein heiliger Florian, der einen K?bel Wasser ?ber ein brennendes H?uslein ausgoss. An den H?usern, in allen Ecken waren Heiligenbilder oder Heiligenstatuen angebracht; kein Wunder: lag doch das Dorf St. Jakob im Norden des glaubensstarken Landes Tirol.

Die Dorfbewohner schliefen schon oder sassen in den Wirtsh?usern.

Ohne jemandem zu begegnen, langten Herr und Hund bei der Kirche an, und diese war das Ziel ihrer Wanderung; neben der Kirche stand der Pfarrhof, und dorthin geh?rte der Ank?mmling von dieser Stunde an.

Den Plan, auf dem die Kirche und rechts davon der Pfarrhof standen, friedete ein schwarzes Gitter ein. Die beiden Geb?ude waren h?her gelegen als die ?brigen H?user und ragten einsam hervor, gleichsam, um anzuzeigen, dass sie einen h?heren, von den Alltagsinteressen der Dorfbewohner streng geschiedenen Zweck zu erf?llen h?tten. Die Kirche machte, wie alle Dorfkirchen, einen friedlichen Eindruck; der grosse, kahle Pfarrhof hingegen sah d?ster wie eine Kaserne aus.

Der Fremde schritt auf das Haus zu und zog an der Glocke. Sogleich erscholl drinnen heiseres Gebell, dann ert?nten Schritte, beg?tigende Zurufe wurden laut, die T?r ging auf und eine junge Bauerndirne, die einen knurrenden Hofhund am Halsband festhielt, zeigte sich auf der Schwelle.

>>Gr?asch Gott, Hochw?rden,<< sagte das M?dchen treuherzig. >>Die Hand kann ich dem Herrn nicht geben, weil ich das Hundsvieh halten muss. Aber der Burschel tut nichts, er tut nur im Anfang so w?st. Wollen der Herr nicht vorausspazieren? Seine Zimmer sind in der feinsten Ordnung. Wir haben alles recht nett herg'richt.<<

Derjenige, den sie >>Hochw?rden<< genannt hatte und dessen glattrasiertes Gesicht, Collare und schwarze Kleidung den katholischen Priester zur Gen?ge kennzeichneten, trat, den eigenen Hund am Halsband f?hrend, in das Haus.

>>Bleib' draussen -- Du!<< sagte das M?dchen zu Burschel, dr?ngte ihn ins Freie hinaus und schloss das Tor hinter ihm ab. Der Hund liess ein zorniges Gebell erschallen.

Das M?dchen f?hrte den Fremden zwei Holztreppen hoch bis vor eine T?r.

>>Da w?ren wir!<< sagte sie, die T?r ?ffnend und machte Licht, und er konnte nun die Stube in Augenschein nehmen. Sauber war sie, blank gescheuert, und an den Fenstern hingen bl?tenweisse Gardinen. Die Einrichtung war freilich in hohem Grade einfach und bestand durchweg aus Holz; die W?nde schm?ckten oder, richtiger gesagt, verunzierten fratzenhafte Heiligenbilder aller Art und an der T?r hing ein kleiner Weihwasserkessel.

>>Gefallt's dem Herrn?<< fragte das M?dchen.

>>Sehr gut,<< antwortete er und ?berlegte im Geiste, wohin er seinen B?cherschrank, sein Klavier und mehrere andere Gegenst?nde, die demn?chst eintreffen w?rden, stellen sollte; und die Heiligenbilder wollte er entfernen lassen, ... diesen Entschluss fasste er sogleich.

>>Und nebenan ist die Schlafstube,<< sagte das M?dchen.

>>Sch?n; und nun eine wichtige Frage: kann ich etwas zu essen bekommen?<<

>>O ja. Der gn?dige Herr hat wohl schon zu Nacht 'gessen, aber es wird schon noch was da sein. Freilich, der Herr werden hungrig sein nach der langen Fahrt, und i will gleich in die K?ch' laufen und was bringen.<<

Der Priester sah das alles aufmerksam an und legte sodann Handtasche und ?berzieher auf das Bett.

Er ging zum Waschtisch hin und wusch sich den Reisestaub vom Gesicht und den H?nden, holte aus seiner Reisetasche einen Kamm, eine B?rste und einen kleinen Spiegel -- einen solchen gab es hier nicht --, k?mmte sein Haar und strich mit der B?rste seine verstaubten, vom langen Fahren zerdr?ckten Kleider rein und glatt. Als er damit fertig war, trat er zum Fenster hin, ?ffnete es und lehnte sich hinaus. Das Fenster hatte die Aussicht auf den Garten, der zum Pfarrhof geh?rte; die B?ume und Blumen str?mten einen balsamischen Duft aus. Im Hintergrunde zeigten sich die Umrisse hoher Berge; auf dem Gipfel des erhabensten leuchtete ewiger Schnee. Der Hund war dem Herrn nachgeschlichen, richtete sich empor und legte die schweren Vorderpfoten auf das Fensterbrett. Mit einem Arm umschlang der Priester den Hals des m?chtigen Tieres, dr?ckte den zottigen Kopf an die Brust, und Herr und Hund schauten in die Nacht hinaus.

>>C?sar!<< sagte der Geistliche endlich und noch einmal leise und bewegt: >>C?sar!<< und verbarg das Gesicht in dem weichen Halsfell des Tieres. >>Ich habe jetzt niemanden als Dich, und Du hast niemanden als mich ... Wir wollen treu zueinander halten, gelt, alter Kerl?<<

Der Hund wedelte, drehte den Kopf zur Seite und leckte seinem Herrn die Hand. >>Verstehe schon!<< schienen seine treuherzigen Tieraugen zu sagen.

>>Und wenn Dein Herr in Tr?umereien versinkt,<< sprach der Priester weiter, >>dann zupfe ihn am Rock oder belle oder treibe sonst irgendeinen Unsinn. Du weisst, dass Dein Herr nicht tr?umen soll. Hast Du mich verstanden?<<

Schwerlich. Aber er gab sich den Anschein danach, schaute seinen Herrn mit kluger Miene an, glitt vom Fenster herab und stand, mit den Hinterpfoten am Boden scharrend, erwartungsvoll da. Dann spitzte er die Ohren und lief zur T?r hin. Die Magd war mit Speise und Trank eingetroffen und deckte den Tisch. In der T?r lehnend, sah der Geistliche ihrem Treiben zu und fragte nach einer Weile: >>Kann ich dem Herrn Dekan heute noch meine Aufwartung machen?<<

>>Heut' wird's wohl nimmer recht angehen ... Der gn?dige Herr sein schon im Schlafzimmer.<<

>>Wann und wo wird gefr?hst?ckt?<<

>>Um halb acht, ... wann halt die Messen g'lesen sein. Das Speiszimmer ist drunten im ersten Stock. Da werd'ns a junge G'sellschaft finden: die gn?dige Fr?ul'n und den Herrn Pater.<<

>>Wer sind diese?<<

>>Die Fr?ul'n ist eine Nichte vom gn?digen Herrn, ... sie ist aus Wien und bleibt ?bern Sommer hier, ... wegen der Luft, hab' i g'h?rt, ... und der Herr Pater ist ein Herr Franziskaner, der zur Aushilf' kommen is ... Es gibt halt so grausam viel zu tun in der Kirchen und da haben's die geistlichen Herren halt nimmer richten k?nnen, und deswegen ist der Pater hier.<<

>>Ein noch junger Mann?<<

>>O blutjung! Und so sch?chtern! In einem fort wird er rot, und v?llig net anz'schauen traut er sich die Weibsleut' ...<< Sie lachte in sich hinein. >>Aber a guader Mensch is er, oa herzensguader ... Ich mag ihn schon leiden. Brauchen Hochw?rden noch was oder kann ich gehen?<< fragte sie abbrechend.

Nur noch eine Sch?ssel f?r den Hund, damit er ihn trinken lassen k?nne. Sie brachte auch die Sch?ssel.

>>Wann's 'gessen haben, gangen's nur ruhig schlafen,<< sagte sie. >>Ich werd' schon nachher kimma und die Sachen da hinaustragen. Jetzt w?nsch' ich guaden Appetit und oa guade Nacht.<<

>>Noch einen Augenblick, mein Kind,<< sagte der Priester, sie zur?ckhaltend. >>Wie heissen Sie denn?<<

>>Uschei, Hochw?rden,<< antwortete sie mit einem Knicks.

>>Also, Uschei,<< sprach er weiter, >>h?ren Sie mich. Morgen mit dem Fr?hzug wird mein Gep?ck ankommen. Tragen Sie Sorge daf?r, dass es mir sogleich ins Haus geschafft werde, denn ich m?chte mich sobald wie m?glich heimisch hier f?hlen, und ohne meine B?cher und mein Klavier geht es nicht.<<

>>Ja, ich werd's den Knechten sagen. Gnade Ruh', Hochw?rden.<<

>>Noa! unser neuer Herr Kop'ratter is oa liaber Mensch!<< sagte sie unten in der Gesindestube. >>So freundlich und fein, und Klavierspiel'n tuat er a ... Da wird's d?cht' a bissel lustiger bei ins werden.<<

W?hrend diese kleine Szene im zweiten Stockwerk des Pfarrhofes sich abspielte, sass der Dekan von St. Jakob im Arbeitszimmer vor dem grossen Pulte und besch?ftigte sich mit dem Lesen von Briefen. Drei Briefe waren es, die er langsam nacheinander entfaltete, aufmerksam studierte und dann wieder zusammenlegte. Er hatte die Briefe erst k?rzlich erhalten und ihr Inhalt musste f?r ihn von hohem Interesse sein: denn kaum dass er sie zu Ende gelesen hatte, nahm er abermals den ersten zur Hand und begann ihn neuerdings zu lesen. Er war von einer zitternden Greisenhand geschrieben und enthielt Folgendes:

Der Dekan legte den Brief auf das Pult und griff nach dem zweiten Schreiben.

Ich w?nsche von Herzen, hochw?rdiger Herr Dekan, dass der verungl?ckte Mensch sich gebessert haben oder dass es Ihrem Einflusse gelingen m?ge, ihn zu bessern, und verbleibe<< usw.

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