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Read Ebook: The Voice of the Machines An Introduction to the Twentieth Century by Lee Gerald Stanley
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 234 lines and 35466 words, and 5 pagesAber in diesem Augenblick, in der heiligen Stille dort oben, besitzt man ja alles, was der Blick umfasst; und in der demutsvollen Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit so vieler Gr?sse und Allmacht gegen?ber wird man wunschlos. Der Hochtourist trat auf mich zu und gratulierte mir, er war ganz ersch?ttert. Aber seine R?hrung entsprang einer anderen Quelle als die meine: er hatte mich ja entdeckt -- auf dem Kapitol -- und mit dem sicheren, nie zu t?uschenden Blick des Kenners hatte er die verborgenen Talente geahnt. Freilich, dass sie so gross sein w?rden --! Es war erstaunlich. Und wenn ich mich bergrunter ebenso bew?hren w?rde -- >>Ich habe nie an mir gezweifelt<<, sagte ich kaltbl?tig; wozu jetzt noch meine schwachen Momente verraten?! ?berdies w?rde sie nach dem gelieferten F?higkeitsbeweis niemand mehr glauben wollen; auch f?r mich traten sie endg?ltig in verschwimmende Fernen zur?ck. Dann kam das Fr?hst?ck; und mit der Kr?ftigung des leiblichen Menschen wuchs mein Mut ins Ungemessene empor -- bis hinauf zu den allerh?chsten Gipfeln der allerh?chsten und -schwierigsten Berge! So war ich zur >>Hochtouristin<< geworden. Hochtouren mit allerlei Hindernissen. Zell am See! Der Name tr?gt sicher f?r viele oder sogar fast alle, die es je besuchten, die Erinnerung an ein kleines alpines Paradies in sich. Welche Rundsicht, nicht wahr, von der Seite des Sees, diese Berge, die sich da aneinander reihen, die stolze Pyramide des Kitzsteinhorns, Brennkogel und Schwarzkopf, Grieskogel und Hocheiser und wie sie alle heissen; nicht zu vergessen die Schmittenh?he, auf der sich's so herrlich Kaffee trinken l?sst -- und am >>dr?beren<< Ufer das h?bsche Bruck und Schloss Fischhorn. Und dann dieser See selbst mit seinem angenehmen Bad und der M?glichkeit, Kahn zu fahren. Ja, die Leute sind hier gl?cklich; das sieht man ihnen an, wie sie im Deandl- und Buamkost?m umherlaufen und sich ganz der ungebundenen Natur angepasst finden. Aber in mir sitzt Ungeduld; was andere beneidenswert finden: einen l?ngeren Aufenthalt an diesem Ort, an dem sich >>fesches<< Badeleben mit Primitivit?t verbindet, das macht mich allm?hlich nerv?s -- zum Heulen! Der sch?ne See kommt einem fad vor, so ungerecht wie es ist, wenn man viele Wochen im Norden am Meer war, von den Klippen direkt in die Tiefe sprang, sich auf den Sch?ren vom Schwimmen ausruhte und sonnte und nachts im Schlaf das ewige Brausen in gleichem Rhythmus h?rte. Nein, man ist nicht des Sees wegen da, und es gen?gt einem nicht, die Berge so sch?n aufgereiht liegen zu sehen -- hinauf m?chte man, mitten hinein ins Herz der Berge! Aber es regnet tagelang; z?rtlich, weich, beschwichtigend, als wenn man droben in den Wolken lache ?ber den ohnm?chtigen Zorn der Erdenkinder. Dann soll's eines Morgens losgehen: biegen oder brechen! Man h?lt die Deandl einfach nicht mehr aus, die Buam noch weniger -- Einsamkeit will man und sich Wege suchen, auf die der grosse Fremdenstrom nicht fliessen mag. Aber es biegt sich nicht, sondern bricht erst mal; n?mlich das rechte Schl?sselbein meines Hochtouristen, der sich mit Grazie ?ber Abgr?nde schwingt, Kamine durchklettert, als handle es sich um Verandatreppen, sich von den >>unm?glichsten<< Punkten selbst abseilt -- und den nun das Schicksal ereilt, als er mit kr?ftiger Hand den neuen Bergschuh im Hacken ausweiten will! Des Himmels Beschl?sse sind unerforschlich. Neuer Aufenthalt; neue Geduld; neue Freude am >>feschen<< Badeleben. Aber der Bezirksarzt tr?stet: nach seiner Meinung liegt kein Bruch vor, nur eine Zerrung der Muskeln; ein paar Tage Eisumschl?ge -- dann ist alles wieder gut! Nur merkw?rdig, dass das Schl?sselbein im Dreieck emporsteht -- wozu hat man einen Arzt zum Vater gehabt?! Doch ?ber das, was man behauptet, wird nur gel?chelt -- und schliesslich glaubt man gern, was man glauben m?chte. Man wandert los; der Hochtourist mit etwas h?ngender Schulter unterm Druck des Rucksacks, aber man geht ja schliesslich nicht mit den Armen. Den ber?hmten >>Kesselfall<< nimmt man nat?rlich unterwegs noch mit und steigt ?ber den >>Moserboden<<, ein wirklich wunderbares Tal mit sprudelnden Wasserl?ufen und einer Umrahmung grossartiger Berge und Gletscher, und nach kurzer >>Futterrast<< im Hotel Moserboden zum Heinrich-Schwaiger-Haus hinan. Eine gute Leistung f?r einen Tag -- besonders die letzten zweieinhalb >>steilen<< Stunden, vom Moserboden empor, werden reichlich sauer, wie immer die ersten Tage, bis das Herz wieder richtig funktioniert und seinen Hochgebirgsschlag annimmt; daf?r ist das Gewissen beruhigter: man tat doch etwas, man sass doch nicht m?ssig da -- und morgen, ja morgen geht's auf das lange mit Sehnsucht umworbene Grosse Wiesbachhorn! Ein paar andere Leute wollen auch hinauf; in tiefer Nacht -- in der Gebirgssprache: der Morgen -- bl?ht schon der Handel in der H?tte mit Tee, Speck, harten Eiern und Sardinen zum Mitnehmen. Etwas m?hsam, denn es st?rmt und die Luft ist so merkw?rdig eisigkalt, klettert man ?ber den Fochezkopf und erreicht den vereisten, schneebeladenen Kaindlgrat. Die Steigeisen werden angeschnallt, vorsichtig stapft der F?hrer voraus, um eine Spur anzulegen, die man gewissenhaft aufnimmt. Der Wind wird schneidend, die ersten Schneeflocken fallen. Gesicht und H?nde prickeln. Wir erreichen eben die Wielingerscharte, da bricht ein Schneesturm los mit einer Gewalt, dass man nur noch wenige Schritte weit sehen kann. Keine M?glichkeit, weiterzugehen! Wir hatten beabsichtigt, eine wundersch?ne, im ganzen auf zw?lf Stunden berechnete Gletscherwanderung ?ber den Bratschenkopf und die Glocknerin zur Franz-Josephs-H?he zu machen -- und mein Hochtourist, der sowieso von Herzen geschimpft hat, dass er f?r die an und f?r sich nicht schwere Tour einen F?hrer nehmen muss, weil er mich wegen seines Armes nicht fest genug an der Strippe halten kann, sagt jetzt nichts als: >>Nun geht's aber in den S?den -- auf der anderen Seite ist das Wetter immer besser!<< Wir kehren um; denselben Weg ?ber den Kaindlgrat geht's zur?ck, am Heinrich-Schwaiger-Haus vorbei -- unverrichteter Dinge umkehren m?ssen, ist das schmerzlichste f?r einen Hochtouristen, zumal, wenn man schon so nahe am Gipfel war; dreiviertel Stunden h?tten gen?gt, ihn zu erobern. Im Hotel Moserboden beschliessen wir diese Episode, und nach kurzer Rast geht's >>dolomitenw?rts<<. Allerdings ist sich mein Hochtourist nicht ganz klar, wie's dort mit dem Klettern sein wird. Aber die Versicherung des Arztes: >>Wenn's auch weh tut, es schadet nichts -- es wird bald vergehen<<, l?sst ihn noch immer hoffen. Kein Weg soll uns zu weit sein, um uns dem S?den heute noch n?her zu bringen. Es regnete nicht, sondern goss in unerm?dlicher Bravour. Mein Hochtourist klagte ?ber seine Schulter -- bei dem Wetter kamen sicher rheumatische Schmerzen hinzu -- sobald der Himmel nur eine kleine Pause in der Besprengung der Erde machte, flohen wir auf und davon, zu einem der >>Unholden<< hinauf, wie die Lienzer Dolomiten ihrer zerkl?fteten Formen wegen genannt werden, auf den >>Hochstadl<< . Der Aufstieg ist nicht beschwerlich, in etwa sechs Stunden erreicht man das Hochstadlhaus, und am n?chsten Morgen, nach einer sehr kalten Nacht, ?ber die Rudnigsscharte in gut zwei Stunden den Gipfel, der eine wunderbare Aussicht -- auch uns! -- ins Oberdrautal ?ber die nahen >>Unholden<< und die ganzen schneegl?nzenden Tauern bietet. Einen Abstieg suchten wir uns nach S?den selbst, er war nicht unschwierig, da wir durch dick und d?nn -- in diesem Falle Gestr?pp und B?che -- mussten, ohne jeden Weg. Mittagsruhe neben einem k?hlen Wasserfall und abends gegen sieben Uhr -- also nach einer Tagesarbeit von gut vierzehn Stunden -- sahen wir endlich im Gailtal Birnbaum, das erw?nschte, vor uns liegen. Im Dorf, vor allem in dem einzigen Wirtshaus, wimmelt es von Soldaten; sie sind sogar auf den Treppenabs?tzen und Korridoren einquartiert. Im Staatszimmer, vor dem Vertikow mit Glas und Porzellan, wird mir eine Lagerstatt errichtet. Aber die Soldaten haben noch eine Einquartierung mitgebracht, sie ist braun und sehr behende -- meine Nachtruhe ist durchaus getr?bt. Ich bin froh, als ich in der Morgend?mmerung wieder den Rucksack auf die Schultern lege -- mein Hochtourist hat eine seltsame Art angenommen, den Riemen auf der rechten Seite um den Oberarm zu schieben. Die Abende sind ein Idyll. Wir sitzen mit den Frauen auf den alten Holzb?nken, die auf dem niedrigen Herd selbst herumstehen. Der Kessel h?ngt an langer Kette von der Decke ?ber der glimmenden Asche, alles in der K?che, Plafond, W?nde, Ger?te sind mit gleichm?ssiger, glitzernder, fester Russdecke ?berzogen. Der >>Rentier<< des Dorfes kommt, um mit uns zu plaudern; auch er hat sein Geld in Deutschland erworben, >>in 'of<< -- er besitzt ein wackliges H?uschen und zwei Ziegen und braucht nicht mehr zu arbeiten. >>Denn Reichtum<<, so philosophiert er, >>h?ngt von den Anspr?chen ab, die man an ihn stellt.<< Oh, h?tte ich auch zwei Ziegen -- oder mehr noch: w?re ich mit ihrem Besitz zufrieden! -- Aber ich bin noch weit entfernt von der Abkl?rung des Collinaschen Rentiers. Der Coglians bleibt unsichtbar, hinter Nebeln -- ich dr?nge zum Aufbruch; vor allem, weil unten im Tal die vorangesandten W?schepakete unserer harren. An sch?nen Dolomiten vor?ber f?hrt der Weg; und an seltsamen Bergnestern mit ?bereinandergeklebten H?usern und winkligen, dunklen Gassen -- oft f?hren nur Stufen von einem >>Stadtteil<< zum andern. Elende Holzbalkone h?ngen an den br?chigen Mauern, keine Gardine an den Fenstern, keine Blume, nichts Gr?nes ist zu sehen. So viel Verwahrlosung und Schmutz befremdet selbst den, der S?ditalien kennt -- dieser abgelegene Winkel von Friaul ?bertrumpft es! In San Stefano finden wir gl?cklicherweise die Pakete vor -- wir haben auch zu unterst auf dem Leibe keinen trockenen Faden mehr! Von dem reizend am Zusammenfluss von Padola und Piave gelegenen San Stefano nehmen wir die K?niglich Italienische Post; sie f?hrt uns ?ber Lorenzago durch das Tagliamento-Tal, also nach der Versicherung glaubw?rdiger Reisender durch eins der sch?nsten T?ler der Alpen. Ich muss diesen Reisenden glauben; denn ich habe nichts von dieser Sch?nheit gesehen. Die K?nigliche Post zog ein Verdeck ?ber meinen Kopf, stellte mir zu F?ssen einen Riesenkorb voll Obst und setzte an meine Seite in der engen Viktoria einen italienischen Papa, dessen dickes, blondes Kind als blinder Passagier zwischen uns geklemmt war. Mein Hochtourist hatte sich auf den Bock gerettet -- er zog die Launen des Wetters denen eines Kindes vor. Ab und an sprang der italienische Papa, der einen gestreiften Samtanzug trug und Lackstiefeletten, die mit falschen Kn?pfen besetzt waren, aus dem langsam fahrenden Wagen und st?rzte sich mit seinem Gewehr ins Dickicht, um wom?glich noch nebenher ein paar Singv?gel zu erjagen. Dann fiel das dicke, schlafende Kind jedesmal um, erwachte und heulte, bis ich es endg?ltig zu mir her?berzog; so war ich doch zu etwas n?tze; sehen kann man immer weniger, es scheint Tinte zu regnen. Von der Stazione per la Carnia nimmt uns die Bahn ?ber Chiusaforte und Pontafel bis nach Tarvis mit, eine wunderbare Strecke im engen Felsental der Fella, durch Tunnels und ?ber schwebende Br?cken in reicher Abwechslung. Wir geniessen dankbarst die Grossartigkeit der sich rechts und links bietenden Szenerie; denn es kl?rt sich auf! Wir wagen noch nicht dar?ber zu sprechen, aber als uns ein leichter Wagen nach Raibl f?hrt, blicken wir uns hoffnungsvoll an: sollte es wirklich --? Vielleicht erweisen sich uns die Julischen Alpen entgegenkommender, umsonst sind sie wohl nicht so beliebt; auch der K?nig von Sachsen besitzt hier Jagdgebiete. Sie entsprechen wirklich unseren Erwartungen, die Julischen. Wir k?nnen uns von Raibl aus aufmachen zum Manhart. ?ber den Predilpass, an starken Fortifikationen vor?ber, steigen wir im >>Manhartgraben<< aufw?rts und erreichen nach gut sechs Stunden gl?cklich den Gipfel ; seine Rundsicht ist weit und sch?n, zu den Karawanken hin?ber, zum Triglav und der charakteristischen F?nfspitz bei Raibl. Der Abstieg ?ber die Lahnscharte ist f?rchterlich steil, man freut sich, als man unten den oberen der beiden entz?ckend gelegenen Weissenfelser Seen erreicht -- mehr noch, als man am unteren die nette Restauration entdeckt und eine k?stliche Forelle serviert bekommt. Den Manhart, der sich von hier aus grossartig pr?sentiert, gr?sst man mit dankbarem Blick -- man hat seine besondere Beziehung zu Bergen, auf deren Gipfel man gestanden hat! Man ist ?berhaupt zufrieden; ein gutes Mahl und die Aussicht auf bequeme Weiterbef?rderung sind wohltuende Faktoren. Denn von Weissenfels bringt uns die Bahn nach Krainburg, am Zusammenfluss von Kanker und Save gelegen. Der Ort gilt f?r die Hochburg des Nationalit?tenkampfes und h?chst deutschfeindlich -- ich erinnere mich mit Vergn?gen an seine anmutige Lage auf einer Anh?he, an das gem?tliche Abendessen im alten Garten der >>Alten Post<< unter h?bschen Arkaden und das Gef?hl vollkommensten Ausgeruhtseins beim Erwachen am n?chsten Morgen in dem grossen, von Sonne durchw?rmten Zimmer. Ich bin mit dieser slawischen Behandlung h?chst zufrieden! Auf leichtem Wagen rollen wir ?ber Kanker bis zum >>Poschner-Wirtshaus<< -- denn Landstrassen geht ein ordentlicher Hochtourist nur ungern! Den Steiner Alpen wollen wir einen Besuch abstatten, und zwar dem h?chsten Gipfel dieser m?chtigen Kalkalpen, die sich auf der Grenze von Krain, Steiermark und K?rnten erheben und uns mit ihren malerisch bewaldeten Vorbergen schon von weitem locken. Aber im Poschner-Wirtshaus wird Station gemacht; ich bestehe darauf, dass wir die R?ckkehr des Wirtes abwarten, der zugleich auch als F?hrer dient; er soll uns begleiten, um den Rucksack meines Hochtouristen zu tragen. Es ist seltsam, wie bleiern ihm der Arm herabh?ngt, Schmerzen hat er keine, oder doch nur wenig, wie er versichert, aber meine Energie scheint ihm trotzdem willkommen zu sein! Gegen Mittag wanderten wir zu dreien los; es ist dr?ckend schw?l, und wir halten es f?r ratsamer, die Nacht auf der Zoish?tte zu bleiben, zu der ein sch?ner, aussichtsreicher Weg durch den Suhadolnikgraben und unter den steilen W?nden des >>Greben<< entlang ?ber den Kankersattel f?hrt. Die Zoish?tte, auf 1792 m H?he, liegt entz?ckend; ein einsetzendes Gewitter treibt uns aber bald ins Haus zur?ck. Es ist nebelig am n?chsten Morgen, aber es kann sich kl?ren, meint der F?hrer. Wir w?hlen den >>neuen Grintouzweg<<, der zwar schwieriger ist als der alte ?ber den S?dkamm, uns aber unsern Berg, den >>Grintouz<<, von seiner sch?nsten Seite zeigt. Durch ein Felsentor betreten wir einen Alpenvereins-Steig, aber die Markierung ist im Nebel schlecht zu finden, der Aufstieg ?berhaupt nicht leicht. Vorsichtshalber werde ich angeseilt: >>Der Herr hat's fast n?tiger<<, meint der F?hrer. Ich sehe selbst, wie ungeschickt mein Hochtourist heute klettert, nur die linke Hand benutzt er und schiebt sich langsam an den Felsen empor. Statt der drei Stunden zum Gipfel brauchen wir vier -- im ?brigen ist es einerlei. Denn als wir endlich oben sind, ist der Nebel so dicht, dass man die ber?hmte Hand vor Augen nicht sehen kann, geschweige denn etwas von der Aussicht, die ein Studium der Karawanken, des Koschuta-Gebirges und nat?rlich auch der Steiner Alpen gew?hren soll. Ein graues Meer wallt um uns her, und uns ist nicht einmal das Fr?hst?ck noch die Gipfelzigarre und -zigarette ein Genuss: seltsam schw?l ist uns zumute -- liegt es an der Luft? Der F?hrer mahnt zum Aufbruch: >>nit geheuer<< scheint's ihm. Wir beginnen den Abstieg; vorsichtig, denn er ist recht schwierig, klettern wir von Griff zu Griff; ich, als >>Unge?bte<< voran, habe meine liebe Not, feste Tritte f?r meine Genagelten ausfindig zu machen. In einem engen Felsenkessel sind wir, unheimlich starr ragen die W?nde rings um uns empor, f?rchterlich steil und tief geht es zu unseren F?ssen hinab. Da -- ein furchtbarer Donnerschlag! Unwillk?rlich klammere ich mich an den Fels, der Nebel zerreisst, mit grausamer Deutlichkeit erkenne ich die Abst?rze -- >>vorw?rts, vorw?rts<<, mahnt der F?hrer. Ich klettere Fuss um Fuss hinab und versuche Ruhe zu bewahren. Denn gerade in unserer H?he, mitten im Felsenkessel, steht das Gewitter. Der Regen peitscht mir ins Gesicht, die Blitze sausen zischend vorbei, schlagen in die W?nde, Steine brechen los und krachen in die Tiefe -- dabei ist es stockdunkel, nur auf Sekunden erf?llt schwefelgelbes Licht den H?llenschlund, in den wir hinab m?ssen. Einmal ducken wir uns unter einem ?berh?ngenden Felsen nieder, die Finger sind verklamt vom eisigen Regen, ein pfeifender Blitz, der dicht an uns vorbeif?hrt, treibt uns wieder empor. Schutz gibt's nicht, wir m?ssen es dem Geschick ?berlassen, wie und ob wir davonkommen. Einmal noch machen wir kurzen Aufenthalt, der F?hrer seilt auch den Hochtouristen an, der mit zusammengebissenen Z?hnen, den gebrauchsunf?higen rechten Arm von der linken Hand unterst?tzt, abw?rts klettert. An diesen Weg ?ber die Mlinaskoscharte werde ich mich noch oft erinnern -- man war >>zu sehr in Gottes Hand<<, wie's sonst vom Meer heisst. Endlich erreichen wir die B?hmische H?tte, die dem Slawischen Alpen-Verein geh?rt. Wir sind zu durchn?sst, um lange zu rasten -- auch der F?hrer kehrt um: an die Tour will er denken sein Lebenlang! Wir machen uns wieder auf, noch sind wir in ?ber 1500 m H?he; aus der Untern Rauni, in der die H?tte liegt, m?ssen wir durch die Seel?nder Kotschna, drei Stunden munter bergab bis zum Stuller Wirtshaus in Oberseeland, das wir mittags erreichen. So gut hat mir selten eine Suppe geschmeckt -- und wie friedlich das fruchtbare, sch?ne Land, durch das wir nun gem?tlich schlendern -- doppelt wohltuend unsern Augen nach den Schrecken in der Ein?de dort oben! Die 21 km, die zwischen Oberseeland und Bad Vellach liegen, d?nken mich eine Kleinigkeit. ?ber den >>Seeberg<< , der von seiner Kanzel noch einen letzten, erl?sten Blick auf die Steiner Alpen erlaubt, geht die Strasse; die Kehren hinunter k?rzen wir uns durch Fusswege, bei heller Sonne noch sehen wir das anmutig in Gr?n gebettete Bad Vellach vor uns liegen. Ein Glas von seinem ber?hmten Eisens?uerling wird probiert, dann ein Wagen bestiegen, der uns nach Klagenfurt, K?rntens sch?ner Hauptstadt, bringen soll. Wie ich mich auf meinen Koffer freue, der dort f?r mich lagert -- und auf die B?der im W?rther See; nach etwas Ruhe wird der Himmel uns doch noch zu einigen Gipfeln verhelfen. >>Ich muss vor allen Dingen zum Arzt<<, sagt da mein Hochtourist. ?ber meine Hoffnungen f?llt ein leichter Meltau: sollte es mit all den Hindernissen und Entt?uschungen der diesj?hrigen Bergfahrt noch nicht genug sein? Mein Hochtourist hat k?rperlich in aller Stille einen Zuwachs bekommen. Der Arzt nennt ihn einen ungeb?hrlich grossen >>Kallus<<, der sich an der Bruchstelle des Schl?sselbeins gebildet hat. Er verordnet Ruhe, Massieren und andere mit dem Bergsteigen unvertr?gliche Massnahmen -- vorl?ufig muss man sich damit begn?gen, die Berge von unten anzusehen. Klagenfurt tr?gt seinen Namen -- f?r uns wenigstens -- nicht mit Unrecht. Ein Rekord war's aber doch, vier Wochen mit gebrochenem Schl?sselbein Bergtouren zu machen! Sp?therbst im Wilden Kaiser. Auch f?r den, der im Sommer versuchte, durch einen vierw?chigen Aufenthalt auf dem Lande, im Gebirge oder an der See die Sch?den zu reparieren, die achtundvierzig Wochen in der Grossstadt seinen Nerven zugef?gt haben, kommt, wenn die Herbstsonne lacht, noch einmal eine unbezwingliche Sehnsucht, sich aus der einengenden Unruhe der Strassen in die stille ?ffentlichkeit der Natur zu fl?chten. Vielleicht tr?gt er in sich das Bild der Dolomiten mit ihren tausend grossen und kleinen Freuden, aber ihm scheint, dem Objektiv fehle ein Zug: er m?chte das Gebirge im Wechsel der Jahreszeiten -- als Residenz des Herbstes -- kennen lernen. Der um diese M?glichkeit vor anderen Grossst?dtern reichere M?nchener darf seinen Wunsch in die Tat umsetzen: in zwei Stunden ist er in Kufstein -- vor ihm liegt, ihm vorl?ufig nur zarte, mit Wald bestandene Ausl?ufer zuwendend, der >>Wilde Kaiser<<. Ein wundervoller Weg, steil ansetzend, dann am Berghang entlang, in gem?tlichem Auf und Ab, f?hrt ihn in wenig Stunden ins Herz des >>Wilden<< -- nach Hinterb?renbad, dem Ausgangspunkt f?r alle schwierigen und gef?hrlichen Touren der grossen Kletterer. Das Totenkirchl, der Predigtstuhl, die beiden Karl- und die Fleischbankspitze -- all die Bergriesen mit ihren vielseitigen, ber?hmten Auf- und Abstiegen liegen lockend bereit; und hier und da trifft man noch auf die >>Echten<<, die, im Gras hockend, mit dem Fernglas einen neuen, fast unm?glichen Weg ausspionieren und ihrem Ziel einen noch gr?sseren Reiz hinzuf?gen m?chten. Aber die Saison der h?chsten Gipfel ist doch vor?ber. Wir bescheiden uns damit, vom Stripsenjoch durch die einst gef?rchtete >>Steinerne Rinne<<, die jetzt auch durch Steiganlagen und Drahtseile gez?hmt ist, zur hintern Goinger Halt aufzusteigen und den Grat?bergang zur vorderen gleichen Namens, eine nette Kletterei, zu vollf?hren, um endlich der Elmauer Halt, dem h?chsten Gipfel des Kaisergebirges, unseren Besuch abzustatten. Der milde Herbst hat den Tatendrang und die Kampfeslust bes?nftigt -- man m?chte geniessen, noch einmal aus tiefstem Herzen H?henluft atmen, aber ohne gewaltige Anstrengungen machen zu m?ssen. Die Tage sind auch zu kurz, vor sechs Uhr wird es kaum hell und von f?nf Uhr ab beginnt bereits die ungem?tliche D?mmerung. Dazu kommt, dass man wieder und wieder stehen bleibt, um den Farbenrausch ringsum zu geniessen: immer eine neue Nuance, das Graugr?n der Fichten zwischen dem Goldgelb der Birken, dem Schwefelton der Eschen, dem Rostbraun der Buchen und Eichen; und immer neue Bilder der in diesen Rahmen gefassten Sennh?tten und D?rfer, in der klaren Luft so nahe ger?ckt, als k?nnte man sie mit wenig Schritten erreichen. Und welche Prachtaussicht von den Bergen! Bis in die fernsten Fernen reiht sich Gipfel an Gipfel, ?ber den vorderen, wie mit dunklem Samt bezogenen Ketten erheben sich die weissen Linien der ewigen Gletscher. Ein Panorama, wie es zum Beispiel >>die Elmauer Halt<< bietet, ein sehr lustiger Kletterberg von nur 2344 m H?he -- also ein >>G'lump<< in eines Sportmanns Augen! -- kann man kaum in den Dolomiten oder Hohen Tauern geniessen. Der ganze H?henzug der Zentralalpen, von den Niedern Tauern bis zu den ?tztaler Alpen, die Loferer Steinberge, der Karwendel, das Wettersteingebirge, breitet sich vor dem Blick aus; der Inn zieht seine glitzernde Schlangenlinie durchs Tal, und durch eine L?cke zwischen dem Treffauer und dem Kaiserkopf leuchtet in herrlichem Tiefblau der Hintersteiner See herauf. Die Gletschermeere des Grossglockners und des Grossvenedigers schliessen mit ihrer feierlichen Sch?nheit den Horizont nach S?den -- in lieblichster Anmut und bezauberndem Kontrast bauen sich fast am Fuss des Berges mit ihren weissen Kirchlein die D?rfer Going und Elmau auf, w?hrend weiter draussen in der Ebene der H?userkomplex von Kitzb?hel und ein Eckchen von St. Johann sichtbar werden. Die Glocken t?nen mahnend herauf, ein leises Rollen in der Ferne erinnert daran, dass es dort unten Eisenbahnen, Unruhe, St?dte und -- Pflichten gibt -- seufzend macht man sich daran, wieder in die Unterwelt hinabzusteigen. Ein neues Vergn?gen harrt des Herbstl?ufers: die Gruttenh?tte ist schon geschlossen, ein Alpinist aber besitzt den Schl?ssel; die L?den werden aufgestossen, um noch m?glichst viel Sonne hereinzulassen -- und dann beginnt das Robinson-Crusoe-Spielen! Jeder bekommt sein Amt, der das Feueranmachen, jener das Zusammenstellen des Menus, dessen einzelne Gerichte den verschiedenen Rucks?cken entnommen werden, der dritte besichtigt oben die Lagerst?tten, der vierte aber kommt mit der Trauernachricht zur?ck, dass es aus der Quelle nur sehr bescheiden tropfe: in einer halben Stunde ungef?hr ein Viertellitermass voll! -- Aber wie k?nnen Reissuppe aus Tafeln, Tee aus Konserven, Zitronenlimonade aus Pastillen hergestellt werden ohne das g?ttliche Nass? Und einmal am Tage -- wenn auch ohne jede Verbindlichkeit! -- m?chte man sich doch wenigstens die H?nde waschen. Ja, ja, die negative Wassernot ist im >>Kaiser<<, wie in jedem Kalkgebirge, gross und nach der langen Trockenheit doppelt bemerkbar -- --. Aber allgemeine Redensarten n?tzen nicht; und die beiden besten Bergsteiger, denen pl?tzlich neidlos von allen Seiten ihre hervorragenden alpinen Qualit?ten zuerkannt werden, m?ssen sich entschliessen, noch einmal die >>Genagelten<< gegen die bequemen Hausschuhe einzutauschen. Mit Eispickel, Kessel, Eimer und Pfanne ziehen sie aus -- wie konnte man nur zaudern? Am Herd steht ja auf einem prunkvollen Zettel: >>Man bittet, den Wassergrant vor dem Anfeuern mit Schnee zu f?llen<< -- also! Da man selbst nicht mitzugehen braucht, findet man diese kleine Extratour zur n?chsten Schneehalde -- eine gute halbe Stunde hin und zur?ck -- h?chst am?sant. Rein und frei wie hier oben in der staublosen Luft erstrahlt der Zauber des Mondes in der Stadt niemals -- nur auf den H?hen oder ?ber der Unendlichkeit des Meeres enth?llt er den vollen Reiz seiner Sch?nheit. Die einfache Kammer, die man schliesslich zur Ruhe aufsucht, verwandelt er in einen Raum mit Marmorw?nden, und selbst im Schlaf glaubt man in einem M?rchenlande zu sein, in dem alles, was man anr?hrt, sich in Silber und Gold verwandelt. -- Der Ruf nach Befriedigung der materiellen Bed?rfnisse erweckt die Schl?fer etwas unsanft aus gl?cklichen Tr?umen. Aber ehe der Kampf mit dem widerspenstigen Herdfeuer neu begonnen wird, beobachtet man, trotz aller hungrigen Mahnrufe, den viel leidenschaftlicheren Krieg da draussen: noch immer segelt die silberne Scheibe sanft durch die azurnen L?fte, aber im Osten ziehen glutrote Streifen auf und bereiten der grossen Siegerin den purpurnen Triumphesweg -- der ganze Himmel ger?t in Aufregung beim Nahen seiner K?nigin! Unten im Tal lagern kalte, weissgraue Nebelschleier ?ber Wald und Flur wie die Sorgen ?ber den St?tten der Menschen. -- Und f?r >>die nach uns<< mit ihren Anspr?chen und Bed?rfnissen setzt man die H?tte grossartig instand; mit dem Eifer einer sich pl?tzlich auf ihre Pflichten beim Abgang besinnenden K?chenfee: die Nachfolgerin soll ihr nichts Schlechtes nachsagen d?rfen. Sogar die Lampe f?llt man wieder voll Petroleum -- es ist r?hrend! Oder ist man am Ende so voll Dank f?r die k?stlichen Tage, dass man sich in solch unendlich naiver Weise daf?r bet?tigt? -- Doch in diese Abgr?nde des menschlichen Herzens l?sst's sich nicht mit einer Petroleumlampe leuchten. Abw?rts geht's; durch goldgelbe Farren und ganze Korallenfelder des Blaubeerenkrauts; die Pilze tragen Kr?nchen, und die Brombeeren sehen mit melancholischen schwarzen Augen auf die Vorw?rtshastenden. Was nutzt es? Zur?ck in die Allt?glichkeit, ihr Menschen! >>Auf seligen H?hen wohnen die G?tter ...<< Auf Deutschlands >>Allerh?chstem<<. F?r jemand, der das Gebirge liebt und Gipfel nicht nur von unten bewundern mag, ist es eine gelinde Folterqual, tagelang im Schatten eines pr?chtigen Bergmassivs zu sitzen und wegen andauernder Witterung, worunter in den letzten Sommern ja nur schlechte zu verstehen war, nicht hinaufzuk?nnen. Zudem lag mir jemand, dessen junge Beine ihn erst einmal bis zu einer >>H?tte<< hinaufgetragen hatten und der sich deshalb nach dem ersten Waffengang mit den Felsen sehnte, Tag und Nacht in den Ohren, dass eine ehrenhafte Mutter ihr Versprechen unter allen Umst?nden einl?sen m?sste. Aber ich, die Erfahrene, Erprobte, wartete, bis alle Umst?nde sich gut vereinen liessen, das Wetter wirklich aufklarte, der Barometer stieg und ein hellerer Schein, den man in weniger zweifelhaften Zeiten harmlos f?r Sonne erkl?rt haben w?rde, sich ?ber die Matten breitete. Bis dahin war ich stets unter der ?gide eines sehr Bergkundigen gegangen -- heute traf mich die Verantwortung allein. Ich w?hlte deshalb einen alten, treuherzigen F?hrer, mit Augen, in denen sich die stille Bergsonne gesammelt hat, von ruhigem, ungeheures Vertrauen einfl?ssendem Wesen und im Besitz einer deutschen Aussprache, von der man wenigstens einige Brocken verstand. Das letztere schien mir f?r die Verst?ndigung unterwegs auch nicht ganz gleichg?ltig zu sein. -- >>Gl?cklicherweise<<, sagte der F?hrer, habe es Neuschnee gegeben. Deshalb wurden wir schon angeseilt, als die Kletterei begann, und die dicken Wollhandschuhe, die ich, die Erfahrene! mitgenommen hatte, kamen hoch zu Ehren. Der Schnee erleichterte aber den Aufstieg bedeutend -- in knapp zwei Stunden waren wir auf der Spitze, die so in Nebel geh?llt war, dass wir uns am meteorologischen Turm und der Hauswand entlang f?hlen mussten, um den Eingang zum schmutzigsten und verwahrlosesten aller H?ttenr?ume, die ich je gesehen habe, zu finden. Zudem war er so ?berf?llt, dass wir nur abwechselnd sitzen konnten; Leute von der Knorrh?tte, sowie ?ber Nacht hier oben gebliebene Touristen -- vor deren Selbst?berwindung ich die gr?sste Hochachtung hege! --, zahlreiche F?hrer, denen der Nebenraum zu kalt war, die beiden Wirtschafterinnen, die auf dem winzigen Herd, auf dem zugleich Dutzende von Pantoffeln getrocknet wurden, kochten und brieten, dazu die Luft voll Tabaksqualm und dem Dunst feuchter Kleider -- nein, eine Erholung bot der Aufenthalt nicht, noch weniger die Speisen, die nur von den Preisen gew?rzt waren. Aber -- bald wird ein neues Haus erstehen -- hoffentlich wird damit auf dem beliebtesten deutschen Gipfel auch sonst manches anders! Wir warteten ein paar Stunden -- auf Aussicht. Sie kam nicht. Berge, T?ler, Ortschaften, Flussl?ufe -- N?he wie Ferne -- alles liess sich nur ahnen. Man deutete dort hin und sagte: >>Da m?ssen die Stubaier liegen --<<, wandte sich und behauptete, in der Richtung nach Partenkirchen zu sehen -- es war Jacke wie Hose: Nebel, nichts als Nebel. Stumm sassen wir schliesslich vor unserer blauen Emaille-Teekanne. Da erschien in beschleunigterem Schritt unser F?hrer mit strahlenden Bergaugen: es hellte sich auf, der Eibsee sei eben aufgetaucht, kein Zweifel mehr, die Nebel verz?gen sich und er riete doch nun dringend, da das Wetter so g?nstig sei, zum Abstieg durchs H?llental, von dem wir ja gestern bereits gesprochen. >>Fein!<< sagte mein Junge. -- Ich aber als Erfahrene ging nach draussen, sah auf Sekunden den Eibsee aus der Tiefe aufschimmern und fand die ?brigen Umst?nde tief verschleiert. Der F?hrer triumphierte: er habe es immer gesagt, es w?rde ein glorioser Tag. Dennoch z?gerte ich: ob es denn auch ganz sicher sei --? Mein Junge puffte mich; S?hne haben eine besondere Art, ihre Mutter zu puffen: es liegt Aufmunterung und zugleich Verachtung darin. Zudem sagte er sp?ttisch: >>Und Du willst eine Hochtouristin sein --?<< Und dann stellten sie mir beide vor, wie am?sant und wie lustig der Abstieg und wie bald wir unten sein w?rden: in drei Stunden schon durchs Tal! -- Ich gab nach. Aber w?hrend ich die acht Mark f?r unser Fr?hst?ck bezahlte, fragte man mich von rechts und links, welchen Abstieg ich w?hlte. Mit der ganzen ?berlegenheit der gewiegten Touristin entgegnete ich: >>Durchs H?llental.<< Allgemeines Schweigen -- stille Hochachtung, wie ich annahm. Ein liebensw?rdiger Tourist, mit dem ich schon vorher gesprochen, trat auf mich zu und meinte, ich h?tte mir doch eine starke Aufgabe gestellt: bei diesen Witterungsverh?ltnissen. -- L?chelnd widersprach ich: der F?hrer und ich seien ganz ?berzeugt, dass der Nebel sich verziehen und uns der Abstieg keinerlei Schwierigkeiten bereiten w?rde -- ausserdem w?sste er ja, dass es die erste Hochtour meines Sohnes sei. Daraufhin schwieg der Warner. Aber als wir angeseilt vom Ostgipfel herabklommen, durch Schnee, der mir bis an die H?fte reichte -- ich war schon zweimal gefallen und w?re ohne das Seil schon zweimal verloren gewesen --, erklang von oben dringendes Rufen. Ich wandte mich, erkannte den Warner und winkte ihm einen Abschiedsgruss zu -- verstehen konnte ich kein Wort mehr --. Wir kletterten abw?rts; zuerst in dichtem Nebel, der sich ja bald heben musste. Wirklich, er zerriss ganz pl?tzlich -- und ein furchtbares Gewitter, ganz unerwartet bei der K?lte, setzte mit grosser Wucht ein, gerade als wir die ersten, ungem?tlichen, vereisten >>Stifte<<, die quer ?ber ein St?ckchen Unendlichkeit f?hren, erreichten. Wir duckten uns eine halbe Stunde unter einen Felsen, der Blitze wie des schauernden Regens halber. Das Gewitter verzog sich; der Regen blieb, st?rzend, unaufh?rlich. Beim ber?hmten >>Brett<< -- einer langen Reihe von Stiften ?ber ein gr?sseres St?ck Unendlichkeit, ein zweites Gewitter; der Regen glich Sturzb?chen -- Wasser st?rzte von allen Seiten auf uns herab. Bei der nicht minder ber?hmten >>Leiter<< -- eisernen Sprossen, die an einer absolut senkrechten, hohen Felswand hinabf?hren, ein drittes Gewitter; zudem hatte sich gerade zwischen den Sprossen ein Wasserfall gebildet, der sich oben in meinen Kragen ergoss, um an den Knien wieder seinen Ausweg zu suchen. Ich war daher ersch?pft und eine Pause willkommen. Sie trat gleich ein: ein t?chtiger Wolkenbruch zwang uns zu kurzer Rast -- behaglich war sie nicht! -- Der F?hrer tr?stete uns: das ?rgste sei ?berstanden -- jetzt nur noch durch die H?llenklamm! Ihre d?stere Romantik war mir nie sympathisch -- jetzt aber war sie zu einer wirklichen H?lle geworden! Der Hammersbach in einen reissenden Strom verwandelt, wilde Wasserst?rze von rechts und links, den Weg ?bersp?lend, die zahlreichen Tunnels vereist, ihr Boden von B?chen benutzt -- und diese waren es, die den letzten trokkenen Punkt an uns fanden und von oben in unsere Stiefel rannen -- von unten waren sie l?ngst durchweicht. Nach siebenst?ndiger Wanderung erreichten wir in aufgel?stem Zustand, ohne einen einzigen trockenen Faden am Leibe, das Wirtshaus zur Schm?lz. Ich telephonierte nach Garmisch, dass das Automobil halten und uns aufnehmen m?ge. Die Antwort lautete unsicher: man wisse nicht, ob noch Platz sei. Z?hneklappernd warteten wir eine Stunde: nahm der Motorwagen uns nicht auf, so blieb noch eine dreist?ndige Fahrt -- und woher vor allem einen Wagen nehmen? --. Aber das Wunder, an das wir kaum zu hoffen wagten, geschah. Der Chauffeur sah uns zwar missbilligend an -- wir hinterliessen auch kleine Seen auf dem roten Leder der Sitze -- und nur mein letztes Geld, das ich noch ausser den zw?lf Mark f?r die drei Billette besass, stimmte ihn milder. Unterwegs rechnete ich: in vier Stunden h?tten wir ?ber den k?rzesten Weg unten sein k?nnen; statt dessen waren wir sieben Stunden bei viel anstrengenderem Abstieg unterwegs gewesen, mussten noch zwei Stunden frostdurchschauert im Automobil sitzen und hatten f?r diese Extravergn?gungen dem F?hrer zehn Kronen mehr und f?r die Fahrt zw?lf Mark zu bezahlen. Ich sah zum F?hrer hin: er unterhielt sich treuherzig mit einem Touristen und pries unsere hervorragenden hochtouristischen Bef?higungen. Wir aber tranken, endlich zu Hause, zwei Liter Gl?hwein, >>um vorzubeugen!<< Am anderen Tage traf ich den Touristen von der Zugspitze. Er eilte auf mich zu: >>Gn?dige Frau,<< sagte er, als ahne er unser Geschick, >>h?tten Sie doch nur auf mein Rufen geachtet. Ich hatte n?mlich geh?rt, wie die F?hrer untereinander lachten und sagten: >>Der nimmt die Dame nur da herunter, weil er zehn Kronen mehr bekommt -- und die merkt fei' nix!<< -- Nein, ich hatte nichts bemerkt, ich gab es zu. Sonst h?tte ich es vorgezogen, dem >>treuherzigen<< F?hrer zehn Kronen zu schenken und den k?rzesten Weg zu w?hlen. Und ich, die Erfahrene, die Erprobte! lernte einsehen, dass man sich zwar gut auf die Fels- und Eistechnik verstehen kann und dennoch nichts von der Technik weiss, mit >>treuherzigen<< F?hrern umzugehen. Das Matterhorn von Ehrwald. Die erste Besteigung der Sonnenspitze vollf?hrte Hermann von Barth, der k?hne Gipfelst?rmer, im Jahre 1873 vom Sebensee aus, w?hrend der noch lange Zeit f?r unbezwinglich gehaltene S?dgrat erst 1897 den Innsbrucker Alpinisten O. Ampferer und W. Hammer erlag. Wochenlang rief auch uns der Berg seine Mahnung zu; immer und immer wieder r?steten wir uns, ihr zu folgen. Aber da es in diesem Jahr umgekehrt wie im Sprichwort ging und auf etwas Sonnenschein wieder tagelanger Regen einsetzte, so war's lange ein Katz- und Mausspiel. Bis auch hier die Ausdauer siegen sollte! An einem etwas schw?len Nachmittag brachen wir von Ehrwald aus auf, mit Rucksack und Pickel, und beschlossen, da wir nat?rlich den Berg >>traversieren<< wollten, zur H?tte der Sektion Koburg aufzusteigen und dort zu ?bernachten. Der n?chste Weg ist der beste -- also w?hlten wir den ?ber den >>Hohen Gang<<, der, nachdem man zuerst steil ?ber sumpfige Matten und dann durch schattenspendenden Wald gewandert ist, an steiler Felswand emporf?hrt. Nach gut zwei Stunden erreicht man den h?chsten Punkt der Talstufe; gleichzeitig mit uns stieg ein Sohn Ganghofers, begleitet vom J?ger und einem >>Bua<<, zur abendlichen Gamspirsch empor. Ganghofer geh?ren dort weit und breit alle Jagden. Noch ein paar Minuten -- und, dem Blick anfangs durch einen L?rchenwald verborgen, breitet sich das Oval des Sebensees aus, dessen gr?nblaues Wasser an Klarheit und K?stlichkeit der Farbe mit dem des Achensees wetteifern kann. Jenseits erhebt sich, auf bequem angelegten Serpentinen in einer halben Stunde zu erreichen, die Koburger H?tte, einen gr?nen Hang kr?nend; die Aussicht, die sie ?ber den Sebensee wie ?ber den in ihrem R?cken gelegenen blauschwarzen Drachensee bietet, ist einzig sch?n. Und doch wurde der Genuss durch die unruhvolle Frage getr?bt: >>Wird das Wetter halten -- oder ist es auch morgen wieder nichts?!<< Der Wetterstein lag wie immer von leichten Wolken umh?llt da; und das Barometer fiel sanft -- beides untr?gliche Zeichen in andern Jahren, aber heuer ohne Gew?hr! >>Heuer<< bewies auch zum Gl?ck diesmal seine Launenhaftigkeit: ein ganz wundervoller Morgen war uns beschieden, als wir in aller Fr?he zur Ersteigung des >>S?dgrats<< aufbrachen: rosige Wolken als Folie der Gipfel, und der Schnee an den H?ngen leuchtend unter den ersten Sonnenstrahlen. Also guten Muts vorw?rts! Mit der Gewissheit, seine M?hen belohnt zu sehen und droben eine klare Aussicht zu finden, klettert sich's nochmal so leicht. Das eklige Ger?ll wurde in kurzer Zeit ?berwunden, ebenso die steilen Grash?nge. Und nun nimmt mich der F?hrer barmherzig ans Seil, denn die eigentliche Kletterei beginnt. Zwar macht mein Hochtourist einige h?hnische Bemerkungen dar?ber -- ich nehme an, weil er um die Ehre kommt, mich selbst ans Seil zu nehmen! --; aber da er mich auf meine Bitten hin photographieren soll -- Frauen k?nnen ja nie genug Bilder von sich bekommen! --, so vertraue ich mich lieber meinem F?hrer an, als allein auf die eigene Geschicklichkeit zu rechnen. Denn ohne nach dem Massstab der modernen Klettertechnik gerade sehr schwierig zu sein, verlangt dieser Aufstieg ?ber den S?dgrat dennoch gr?sste Aufmerksamkeit. Steile Kamine wechseln mit griffarmen, exponierten Felsb?ndern ab, und ein Ausgleiten w?rde an den haltlos >>plattigen<< Abst?rzen, mehrere hundert Meter in die Tiefe, den sicheren Tod zur Folge haben. Aber bei allem Ernst -- oder besser gesagt: aller Schwierigkeit der Situation, fehlt auch das heitere Moment nicht. Der Unangeseilte und der F?hrer sind einen Kamin hinangeklettert; ich kann sie beide nicht mehr sehen. Sobald sie oben einen sicheren Standpunkt erreicht haben, wird mir zugerufen, ihnen zu folgen. Die Stufen sind durchschnittlich f?r l?ngere Beine berechnet als f?r meine, mit aller Kraft muss ich mich hinaufwinden -- von oben wird mein Z?gern missverstanden: das Seil zerrt mich in die H?he, fort aus der eben erreichten Stellung. Ich rufe: >>Nicht ziehen!<< -- aber Tiroler und norddeutscher Dialekt scheinen auch f?r die einfachsten Dinge entgegengesetzte Ausdr?cke zu gebrauchen: mit aller Wucht wird weitergezogen, ich bin in dem engen Schacht eingeklemmt und zapple in der Luft mit beiden F?ssen. Ich bin nur froh, dass der Photograph diese >>vorteilhafte<< Pose nicht erwischt hat -- keinenfalls h?tte er sie mir geschenkt! Ein anderes Mal dagegen, da ich ?ber grausiger Tiefe nur so auf den Zehenspitzen schwanke, ruft er gem?tvoll: >>Einen Augenblick halt, wenn ich bitten darf! Und nicht so sorgenvoll aussehen!<< Was denn doch eine starke Zumutung ist. -- Ganz pl?tzlich, viel eher, als man bei der allm?hlichen Ermattung zu hoffen wagt, ist man oben. Die Tatsache wird durch ein befreiendes >>Ah!<< ausgel?st -- denn den Bergsteiger, selbst den enragiertesten, der schliesslich nicht froh w?re, das Ziel erreicht zu haben, gibt's noch nicht. Mehr noch als vor alle anderen Erfolge haben die G?tter vors Bergsteigen den Schweiss gesetzt! Wie k?stlich ist es dann, sich am Gipfel zu sonnen, in aller Ruhe die wunderbare Aussicht auf die benachbarten Riesen und in die warmdurchleuchteten T?ler zu geniessen -- und endlich an Kr?ftigem zu fr?hst?cken, was der Futtersack enth?lt: Speck und derbes Brot, Limonade aus der Aluminiumflasche, zum Schluss die >>Gipfelzigarre und -zigarette<>Reitsitz<< gezwungen wird. Die Beine baumeln dabei nach beiden Seiten ?ber den viele hundert Meter tiefen Abgrund -- f?r leicht von Schwindel befallene Menschen keine empfehlenswerte Stellung! Sonst ist der Abstieg auf der Nordseite technisch bedeutend leichter als ?ber den S?dgrat, im oberen Teil jedoch ?ber ger?llbedeckte Platten, sehr steile Schroffen und Grasb?nder f?hrend, so dass immerhin gr?sste Aufmerksamkeit erforderlich ist. Zum Schluss geht's durch einige Ger?llrinnen, f?r die ich eine besondere Vorliebe besitze! Ich sehe vollst?ndig ein, dass auch dies f?r Leute, die es k?nnen, sehr leicht sein muss -- ich dagegen, die ich noch nicht diese Geistesgegenwart der unteren Extremit?ten erlangt habe, nehme mehrmals >>fliessend<< Platz. >>Solch ein Moment war's --<< und mein Hochtourist, der sich aufgestellt hatte, um den gerade sehr wirksam beleuchteten Tejakopf aufzunehmen, drehte sich flugs um und eignete sich, meiner hilflosen Emp?rung zum Trotz, meine >>fliessende<< Lage auf den spitzigen Steinen an. Sobald man wieder ins Tiefland kommt, werden eben die Charaktere wieder schlechter! Endlich werde ich >>abgekn?pft<<. -- Man bemerkt sarkastisch, dass doch zu hoffen w?re, ich k?nne die steilen Wiesen ohne Katastrophe ?berstehen! Darauf verschm?he ich jede Antwort -- und sitze gleich darauf wie festgeklebt und etwas schmerzhaft auf der klitschigen, von Wurzeln durchzogenen Erde eines >>Latschengassels<<. Als sich der Hochtourist umdreht, habe ich die Hand voll braunk?pfiger, nach Vanille duftender Brunellen, und erkl?re in stoischer Ruhe, dass ich meine Str?usse immer sitzend zusammenstelle. -- Er ist geschlagen! -- Drunten am Sebensee, dicht neben der Jagdh?tte von Ganghofer, gibt's noch eine letzte Rast, wo dann der letzte Proviant grossm?tig verteilt wird. R?ckw?rts, voll Befriedigung, wandert der Blick dabei zur Sonnenspitze hinauf -- von hier aus erscheint sie als ein breites, doppelt gegipfeltes Massiv. Da oben war man -- ist's zu glauben?! >>Um ganz alpin zu reden,<< unterbricht der Hochtourist die stumme Selbstbewunderung, die wohl aus meinen Z?gen spricht, >>m?ssen Sie sagen: ich habe ihr den Fuss auf den stolzen Nacken gesetzt!<< Ich betrachte meine F?sse in den derben Nagelschuhen, ohne mich auf das Symbolische dieser Ausdrucksweise einzulassen, und nachtr?glich noch ?berkommt mich eine fromme Scheu, dass ich es wirklich gewagt habe --! Aber ich weiss auch, dass sie bald vergeht, und dass, wenn ein anderer Kletterberg lockt, es mich unwiderstehlich >>auf seinen stolzen Nacken<< ziehen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich dann auch das >>Mitfliessen<< besser kann. Quer durch die Lechtaler Alpen. Auf allen Gebieten des Lebens haben sich die Anspr?che gesteigert -- je mehr Freunde und Anh?nger die Touristik und die Bergbesteigung im Laufe der Jahre gewonnen haben, um so gr?sser sind auch die Anforderungen an Bequemlichkeit geworden. Fr?her war man zufrieden, wenn sich eine anst?ndige Alm fand, auf der man vor Besteigung eines Hochgipfels ?bernachten konnte; dann kamen die Unterkunftsh?tten des Deutschen und ?sterreichischen Alpen-Vereins, die allm?hlich, wenigstens die besuchteren, sich hotelm?ssig gestalteten und mit zuf?hrenden Wegen angelegt waren. Aber auch das gen?gte bald nicht mehr: die neueste Errungenschaft auf dem Gebiete der >>Erschliessung der Alpen<< sind die >>H?henwege<<. Sie f?hren ?ber die Joche und erm?glichen die Begehung steilgefurchter, zerrissener Felsflanken und zerhackter Grate, dadurch in Tagem?rschen Wanderungen von einer H?tte zur anderen gestattend, ohne dass man ins Tal hinabsteigen m?sste. Gipfelst?rmer k?nnen dabei immer noch einen oder den anderen Gipfel >>mitnehmen<<. Freilich sind diese H?henwege nicht ganz so angelegt, wie mancher Anf?nger es sich vorstellt: n?mlich, dass solch ein Weg immer eben und stets den Gratlinien folgend dahinginge, nein, es bleibt auch hier noch immer n?tig, ?fters auf und ab zu steigen, da ein Tal hoch oben in seinem Ursprung zu queren, dort einen Sattel zu erklimmen und dergleichen. In Summa ist die H?hendifferenz, die man nach auf- und abw?rts zur?ckgelegt hat, mindestens so gross wie bei einer Gipfeltour. Der besondere Reiz, den diese H?henwege bieten, ist, dass sie es erm?glichen, von H?tte zu H?tte wandernd, nie unter etwa 2000 m herabsteigen zu m?ssen, ferner die fortw?hrend wechselnden Szenerien, auf die sie Ausblick gew?hren. Merkw?rdigerweise ist das am rationellsten durch H?henwege erschlossene Gebiet der Alpen das der >>Lechtaler Alpen<<, jener bis vor wenig Jahren, mit Ausnahme der Parseierspitze, g?nzlich vernachl?ssigten Gruppe, wenn sie auch den mit alpiner Literatur vertrauten Hochtouristen durch die Arbeiten Spiehlers, Uhde-Bernays usw. bekannt war; die Allgemeinheit wusste nichts von ihr. Diese sch?nen Berge, im S?den durch die Rosanna und den Arlberg, im Westen durch den Flexenpass, im Norden vom Lech, im Osten durch den Fernpass begrenzt, sind auch jetzt noch, trotz der pr?chtigen H?henwege, ein vom grossen Touristenstrom ziemlich unber?hrtes Gebiet. Gl?cklicherweise! Denn dort trifft man keinen alpinen Modebummler, sondern nur wahre Bergsteiger und Naturfreunde. Wir sind auf vielt?giger Wanderung nur ein paar Leuten, vier oder f?nf, begegnet; auch die H?tten waren trotz der Hochsaison nur sehr m?ssig besetzt. Und doch zeichnen sich die Gipfel dieser Gruppe durch gr?sste Formsch?nheit aus; der ganze ernste Charakter wird erh?ht durch die wilden Hochkare, in denen h?ufig tiefgr?ne Seen eingebettet sind, und durch zerrissene Couloirs, in denen noch der Schnee haftet. Dazu sind in diesem Jahr die Kalkalpen, die sonst um diese Zeit schon >>tot<< zu sein pflegen, besonders belebt infolge des langen Schnees; ?berall rauschen Wasserf?lle, immer neue, lustige B?che ?berstr?men den Pfad -- und die Flora ist von einem Reichtum, wie ich sie noch in keinem Gebiet der Alpen getroffen habe. Die H?nge sind noch rot von Alpenrosen -- ganz oben sind sie noch in Knospen -- Seidelbast und wilder Thymian entsenden ihre D?fte zusammen mit eben erbl?hten Schl?sselblumen, gelben Veilchen, Anemonen, Enzianen aller Farben und Gr?ssen, dazu zarteste Glockenblumen, Stiefm?tterchen von dunklem Lila, Vergissmeinnicht, kr?ftig wie kleine B?ume, Moose in den verschiedensten Schattierungen und Feinheiten, L?wenzahn und Sumpfdotterblumen -- von den monumentalen Sch?nheiten des Panoramas kehrt das Auge immer wieder zu den lieblichen, vollendeten Gebilden in n?chster N?he zwischen dem Gestein oder auf dem Wiesengrund zur?ck! Eine wunderbare, stille Welt dort oben, die gewiss manchem h?chste Wonne bringen w?rde -- tr?ge ihn sein Fuss in die Einsamkeit! Auf H?henwegen von Oberstdorf nach Bludenz. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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