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Read Ebook: An anthology of German literature by Thomas Calvin
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 1949 lines and 187754 words, and 39 pages"Was sagt Ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein? 25 Ohne Reckenminne will ich immer sein; So sch?n will ich verbleiben bis an meinen Tod, Dass ich von Mannesminne nie gewinnen m?ge Not." "Verred' es nicht so v?llig," die Mutter sprach da so, "Sollst du je auf Erden von Herzen werden froh, 30 Das geschieht von Mannesminne; du wirst ein sch?nes Weib, Will Gott dir noch verg?nnen eines guten Ritters Leib." "Die Rede lasst bleiben, vielliebe Mutter mein. Es hat an manchen Weiben gelehrt der Augenschein, Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt; 35 Ich will sie meiden beide, so bleib' ich sicher verschont." Kriemhild in ihrem Mute hielt sich von Minne frei. So lief noch der guten manch lieber Tag vorbei, Dass sie niemand wusste, der ihr gefiel zum Mann, Bis sie doch mit Ehren einen werten Recken gewann. 40 Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot, Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem fr?hen Tod Den n?chsten Anverwandten wie gab sie blut'gen Lohn! Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn. Da liess der reiche K?nig mit seiner Schwester gehn Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn Und dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand: Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land. Ute die reiche sah man mit ihr kommen, 5 Die hatte sch?ner Frauen sich zum Geleit genommen Hundert oder dr?ber, geschm?ckt mit reichem Kleid; Auch folgte Kriemhilden manche waidliche Maid. Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn. Da musste heftig Dr?ngen von Helden bald geschehn, 10 Die alle harrend standen, ob es m?chte sein, Dass sie da fr?hlich s?hen dieses edle M?gdelein. Da kam die Minnigliche, wie das Morgenrot Tritt aus tr?ben Wolken. Da schied von mancher Not, Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn. 15 Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn. Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein, Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein. Was jemand w?nschen mochte, er musste doch gestehn, Dass er hier auf Erden noch nichts so Sch?nes gesehn. 20 Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt, Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt, So gl?nzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut; Das mochte wohl erh?hen den zieren Helden den Mut. Die reichen K?mmerlinge schritten vor ihr her, 25 Die hochgemuten Degen liessen es nicht mehr: Sie dr?ngten, dass sie s?hen die minnigliche Maid; Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid. Er sann in seinem Sinne: "Wie dacht' ich je daran, Dass ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn. 30 Soll ich dich aber meiden, so w?r' ich sanfter tot." Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot. Da sah man den Sieglindensohn so minniglich da stehn, Als w?r' er entworfen auf einem Pergamen Von guten Meisters H?nden; gern man ihm zugestand, 35 Dass man nie im Leben so sch?nen Helden noch fand. Die mit Kriemhilden gingen, die hiessen aus den Wegen Allenthalben weichen; dem folgte mancher Degen. Die hochgetrag'nen Herzen freute man sich zu schaun; Man sah in hohen Z?chten viel der herrlichen Fraun. 40 Da sprach von Burgunden der K?nig Gernot: "Dem Helden, der so g?tlich Euch seine Dienste bot, Gunter, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn Vor allen diesen Recken. Des Rates spricht man mir nicht Hohn. Heisset Siegfrieden zu meiner Schwester kommen, 45 Dass ihn das M?gdlein gr?sse; das bringt uns immer Frommen. Die niemals Recken gr?sste, soll sein mit Gr?ssen pflegen, Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen." Des Wirtes Freunde gingen, dahin wo man ihn fand; Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland: 50 "Der K?nig will erlauben, Ihr sollt zu Hofe gehn. Seine Schwester soll Euch gr?ssen; die Ehre soll Euch geschehn." Der Rede ward der Degen in seinem Mut erfreut; Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid, Dass er der sch?nen Ute Tochter sollte sehn. 55 In minniglichen Z?chten empfing sie Siegfrieden sch?n. Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah, Ihre Farbe ward entz?ndet. Die Sch?ne sagte da: "Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut." Da ward ihm von dem Grusse gar wohl erhoben der Mut. 60 Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot; Da zwang sie zu einander sehnender Minne Not. Mit liebem Blick der Augen sahn einander an Der Held und auch das M?gdlein; das ward verstohlen getan. Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weisse Hand 65 In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt. Doch kann ich auch nicht glauben, sie h?tten's nicht getan. Liebebed?rft'ge Herzen t?ten Unrecht daran. Brunhildens St?rke zeigte sich nicht klein, Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein, Gross und ungef?ge, rund dabei und breit; Ihn trugen kaum zw?lfe dieser Degen k?hn im Streit. Den warf sie allerwegen, wie sie den Speer verschoss; 5 Dar?ber war die Sorge der Burgunden gross. "Wen will der K?nig werben?" sprach da Hagen laut; "W?r' sie in der H?lle doch des ?beln Teufels Braut!" An ihre weissen Arme sie die ?rmel wand, Sie schickte sich und fasste den Schild an die Hand; 10 Sie schwang den Spiess zur H?he: das war des Kampfs Beginn. Gunter und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn. Und w?r' ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen, So h?tte sie dem K?nig das Leben wohl benommen. Er trat hinzu verstohlen und r?hrte seine Hand; 15 Gunter seine K?nste mit grossen Sorgen befand. "Wer war's, der mich ber?hrte?" dachte der k?hne Mann, Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an. Er sprach: "Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein; Du sollst gar ohne Sorge vor der K?nigin sein." 20 Er sprach: "Gib aus den H?nden den Schild, lass mich ihn tragen Und behalt' im Sinne, was du mich h?rest sagen: Du habe die Geb?rde, ich will das Werk begehn." Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn. "Verhehl' auch meine K?nste, das ist uns beiden gut; 25 So mag die K?nigstochter den hohen ?bermut Nicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist. Nun sieh doch, welcher K?hnheit sie wider dich sich vermisst." Da schoss mit ganzen Kr?ften die herrliche Maid Den Speer nach einem Schilde, m?chtig und breit, 30 Den trug an der Linken Sieglindens Kind; Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind. Des starken Spiesses Schneide den Schild ganz durchdrang, Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang. Von dem Schusse fielen die kraftvollen Degen; 35 War nicht die Tarnkappe, sie w?ren beide da erlegen. Siegfried dem k?hnen vom Munde brach das Blut. Bald sprang er auf die F?sse, da nahm der Degen gut Den Speer, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand; Den warf ihr jetzt zur?cke Siegfried mit kraftvoller Hand. 40 Er dacht': "Ich will nicht schiessen das M?gdlein wonniglich." Des Spiesses Schneide kehrt' er hinter den R?cken sich; Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand, Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand. Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind, 45 Es hatte wohl geschossen der Sieglinde Kind. Sie vermochte mit den Kr?ften dem Schusse nicht zu stehn; Das w?r' von K?nig Guntern in Wahrheit nimmer geschehn. Brunhild die sch?ne bald auf die F?sse sprang: "Gunter, edler Ritter, des Schusses habe Dank!" 50 Sie w?hnt', er h?tt' es selber mit seiner Kraft getan; Nein, zu Boden warf sie ein viel st?rkerer Mann. Da ging sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut, Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut; Sie schwang ihn mit Kr?ften weithin von der Hand, 55 Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand. Der Stein fiel zu Boden von ihr zw?lf Klafter weit, Den Wurf ?berholte im Sprung die edle Maid. Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag; Gunter musst' ihn w?gen, des Wurfs der Verhohl'ne pflag. 60 Siegfried war kr?ftig, k?hn und auch lang, Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang; Ein grosses Wunder war es, und k?nstlich genug, Dass er in dem Sprunge den K?nig Gunter noch trug. Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein, 65 Gunter war's, der Degen, den man sah allein; Brunhild die sch?ne ward vor Zorne rot, Gewendet hatte Siegfried dem K?nig Gunter den Tod. Zu ihrem Ingesinde sprach die K?nigin da, Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah: 70 "Ihr, meine Freund' und Mannen, tretet gleich heran; Ihr sollt dem K?nig Gunter alle werden untertan." Die h?f'sche Zucht erwies da Siegfried daran: Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen rann; Wie sehr ihn auch d?rstete, der Held nicht eher trank, Bis der K?nig getrunken; daf?r gewann er ?beln Dank. Der Brunnen war lauter, k?hl und auch gut, 5 Da neigte sich Gunter hernieder zu der Flut. Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann; Also h?tt' auch gerne der k?hne Siegfried getan. Da entgalt er seiner h?f'schen Zucht; den Bogen und das Schwert Trug beiseite Hagen von dem Degen wert, 10 Dann sprang er zur?cke, wo er den Wurfspiess fand, Und sah nach einem Zeichen an des K?hnen Gewand. Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank, Er schoss ihm durch das Kreuze, dass aus der Wunde sprang Das Blut von seinem Herzen hoch an Hagens Gewand; 15 Kein Held begeht wohl wieder solche Untat nach der Hand. Den Gerschaft im Herzen liess er ihm stecken tief. Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief, So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann! Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann, 20 Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang; Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang. Nun w?hnt' er da zu finden Bogen oder Schwert, Gewiss, so h?tt' er Hagnen den verdienten Lohn gew?hrt. Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand, 25 Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand, Den rafft' er von dem Brunnen und rannte Hagen an; Da konnt' ihm nicht entrinnen K?nig Gunters Untertan. Wie wund er war zum Tode, so kr?ftig doch er schlug, Dass von dem Schilde nieder wirbelte genug 30 Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast, So gern gerochen h?tte sich der herrliche Gast. Da musste Hagen fallen von seiner Hand zu Tal, Der Anger von den Schl?gen erscholl im Wiederhall. H?tt' er sein Schwert in H?nden, so w?r' es Hagens Tod. 35 Sehr z?rnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Not. Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn, Seines Leibes St?rke musste ganz zergehn, Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug; Er ward hernach betrauert von sch?nen Frauen genug. 40 Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann, Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann; Da begann er die zu schelten, ihn zwang die grosse Not, Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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