|
Read Ebook: Streifzüge an der Riviera by Strasburger Eduard
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 242 lines and 70206 words, and 5 pagesStreifz?ge an der Riviera by Eduard Strasburger Streifz?ge an der Riviera Von Eduard Strasburger. Berlin Verlag von Gebr?der Paetel Meiner Tochter Anna Tobold gewidmet INHALT Vorwort. Fr?hjahr 1891. Fr?hjahr 1894. Fr?hjahr 1895. Inhalts?bersicht. Anmerkungen der Korrekturleser VORWORT. W?hrend graue Winternebel das Rheinthal f?llten, schrieb ich diese Zeilen nieder. Welch' ein Gl?ck, dass auch an tr?ben Tagen die Phantasie uns ?ber die Wolken zu erheben vermag. Oft war es mir, als leuchte die Sonne hell in meinem Innern, w?hrend es draussen dunkel war. Dann sah ich vor mir die blaue See, an ihren Ufern die steil abfallenden Felsen und in weiter Ferne die hohe Alpenkette mit ihrem Diadem von Schnee. Sie spiegelten sich in meinem Geiste wider die leuchtenden Ufer des Mittelmeeres und zauberten mir goldigen Sonnenschein und w?rzigen Duft der Maquis in grauen Stunden vor. So m?gen denn diese Zeilen auch in fremder Seele Fr?hlingsempfindungen wecken, w?hrend es draussen noch schneit und friert. FR?HJAHR 1891. Es war Mitte M?rz: Wir erwarteten sonniges Fr?hlingswetter, und doch regnete es an der Riviera. Unaufh?rlich schlugen die Regentropfen gegen die Scheiben, heftig oder gelinde, doch ohne Ende, so dass auch die Tage endlos erschienen. Missmuthig hatte man das Buch aus der Hand gelegt, die Unterhaltungen stockten. Bittere Klagen wurden ?ber das Wetter laut. So Mancher war ?ber die Alpen geeilt in der sicheren Erwartung, jenseits derselben den viel gepriesenen ewig blauen Himmel zu schauen; er hatte gehofft, den nahenden Vollmond in den Fluthen des Mittelmeeres sich spiegeln zu sehen, und nun wurde all' sein Sehnen und Trachten zu Wasser. - Ich selbst, der ich oft schon den Fr?hling in Italien zugebracht hatte, fasste die Sachlage weit ruhiger auf. Wusste ich doch, dass auch in Italien die Regenzeit auf das Fr?hjahr f?llt. W?rden die Felder und G?rten Italiens nicht im Sp?therbst und Fr?hling mit Regen getr?nkt, wie sollten sie Fr?chte tragen? Herrscht doch in den ?brigen Jahreszeiten meist die gr?sste D?rre. Was mich veranlasst, trotz dieser scheinbar wenig g?nstigen Aussichten, doch immer wieder gerade im Fr?hjahr ?ber die Alpen zu ziehen, das ist die Sehnsucht nach gr?nen Fluren und belaubten B?umen, nach etwas Sonne und W?rme; die Zuversicht, am Mittelmeer doch mildere Witterung als im Norden zu finden, die Hoffnung, dort auch manchen sonnigen Tag, ja bei einigem Gl?ck eine ganze Reihe solcher Tage zu erleben. Nach dem langen, kahlen, kalten nordischen Winter wirkt der Contrast am st?rksten; man freut sich ?ber das k?rglichste Gr?n, nimmt dankbar jeden Sonnenstrahl entgegen, w?hrend schon Mancher zur Herbstzeit in der sonnverbrannten lombardischen Ebene sich nach den saftreichen Matten und dem ?ppigen Baumwuchs der Alpen zur?cksehnte. Der Herbst pflegt auch in unseren Breiten sch?n zu sein, w?hrend unser M?rz- und Aprilwetter mit Recht ber?chtigt ist. So kam es auch in diesem Fr?hjahr; denn w?hrend Briefe und Zeitungen uns Kunde von Schnee und K?lte von jenseits der Alpen brachten, hatten wir uns am Mittelmeer alsbald des herrlichsten Sonnenscheins zu erfreuen. Ganz besonders sch?n wurde es um die Osterzeit. Himmel und Erde zogen ihr Festkleid an, um sich in unsterbliche Pracht zu h?llen. Der Ostersonntag fand mich in Bordighera. Vor Tagesanfang brach ich auf, um den Monte Nero zu besteigen. Doch blieb ich bald gefesselt am Cap d'Ampeglio stehen und wartete dort den Sonnenaufgang ab. Geisterhaft verkl?rt tauchte Corsica in weiter Ferne auf; vorn aber folgte das entz?ckte Auge der reichgegliederten K?ste, die im weiten Bogen das Meer umfasst, als wolle sie es liebevoll an sich schliessen. Der Osten war stark ger?thet, und dieser purpurne Schein f?rbte in gl?henden T?nen die K?mme der stahlblauen Wellen. Kein W?lkchen tr?bte das Himmelsgew?lbe, das aus tiefstem Blau durch zartes Gr?n sich gegen die Meeresfl?che senkte. Pl?tzlich tauchte der rothe Sonnenball am Horizont empor und sandte seine feurigen Strahlen ?ber das weite Meer, als wenn er es entz?nden sollte. Und tausend Lichter drangen in die tiefen Buchten des Strandes, in die dunklen Th?ler der K?ste ein, um aus denselben die Schatten der Nacht zu verscheuchen. Hell blitzten in weiter Ferne, wie von Feuersbrunst erfasst, die H?user von Monaco auf, und selbst das entfernte Antibes warf lange, goldige Strahlen der Sonne als Morgengruss zur?ck. Ueberall war es wie ein Aufflammen, ein Erwachen, und gleich einem Jubelruf t?nte es durch die ganze Natur. So feierten an jenem Morgen Himmel und Erde am blauen Mittelmeer das Fest der Auferstehung! Ich war in dieses Schauspiel wie verloren und merkte nichts von dem Schwinden der Zeit. So kam es, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand, als ich die Weiterwanderung antrat. Die ganze Meeresfl?che glitzerte jetzt von unz?hligen Lichtern, als w?re sie mit Diamanten ?bers?et; das ferne Corsica l?ste sich allm?lig in einem Nebelstreifen auf, als w?re es nur ein Traumbild gewesen. Vor mir, am Cap d'Ampeglio, lag Alt-Bordighera, schon ganz in Sonnengluth getaucht. Zwei Stunden sind n?thig, um den Monte Nero zu besteigen. Diese Angabe wurde mir freilich nur nach H?rensagen gemacht, denn die Wenigsten sind dort oben jemals gewesen. Ohne zwingenden Grund besteigt der Eingeborene hier selten einen hohen Berg; nur eine Leidenschaft, die der Jagd, vermag ihn in so hohe Regionen zu treiben, ungeachtet er auch dort oben nur winzige V?gel findet, um seine Waidmannslust zu stillen. Auf einen wirklich ortskundigen Mann war ich bei allen Nachforschungen ?ber den Monte Nero nicht gestossen, und so geschah es, dass ich eigene Erfahrungen erst sammeln musste. Es zeigte sich, dass der ganze Gipfel des Berges dicht bewaldet ist und weder die gepriesene Fernsicht noch irgend welchen freien Ausblick gew?hrt. Reichliche Entsch?digung fand ich aber f?r die M?he an dem n?rdlichen, vom Meere abgekehrten Abhang des Berges. Als ich dort abzusteigen begann, gelangte ich alsbald auf einen Sattel, der den Monte Nero von dem h?heren Monte Caggio trennt. Hier konnte, von einzelnen waldfreien Stellen aus, der Blick sich ungest?rt in die tiefeingeschnittenen Th?ler versenken, ?ber sanfte H?gelketten schweifen, den lang gedehnten Strand erreichen und sich in dem weiten Meer verlieren. Jenseits des Grates, der das lange Dorf Colla di Rodi tr?gt, tauchte im Osten ein Theil von San Remo hervor. Im Nordwesten wurde das Auge durch die schneebedeckten H?upter m?chtiger Riesen der Seealpen gefesselt. In wunderbarer Klarheit setzten die blendend weissen Schneemassen von dem dunklen Blau des Himmels ab, w?hrend nach abw?rts das dunkle Gr?n der F?hren, das dem Monte Nero seinen Namen gibt, sich durch helleres Gr?n der Oliven bis zum Blau des Meeres abt?nte. Nur wenige Landschaften, auch in Italien, gibt es, welche diese an Sch?nheit ?bertreffen. Vereinigt doch dieses Bild Alles, was berufen scheint, unser Auge zu entz?cken, unseren Verstand zu fesseln, unsere Einbildungskraft anzuregen. Der Anblick der Schneefelder oben in den Alpen hatte dem Flug meiner Gedanken die Richtung nach Norden gegeben. Jenseits dieser Berge mochte noch grimmige K?lte herrschen; hier, s?dlich von den Alpen, war der Sieg des Fr?hlings ?ber den Winter lange schon errungen, so dass der Klang der Osterglocken, der aus den Th?lern zum Monte Nero emporstieg, nur der Freude zu gelten schien. Der sch?ne Garten vor dem H?tel Angst stand in voller Bl?the; die Beete glichen grossen Blumenk?rben. Ueppige Str?ucher des capischen Pelargoniums hatten ?berall ihre zinnoberrothen Bl?then entfaltet. Der peruanische Heliotrop kletterte am Hause empor und erf?llte die Luft mit vanilleartigem Wohlgeruch. Es gesellten sich zu diesem die D?fte von Nelken, Reseda und von gelben Theerosen. Die Bl?tter immergr?ner B?ume leuchteten im Garten von Licht ?berfluthet; sie warfen auf die Wege dunkelblaue Schatten. Unter den Palmen sass ein junges Ehepaar, das ich bei der Heimkehr begr?sste. Ihm ward das Gl?ck zu Theil, seine Flitterwochen am Mittelmeer zu feiern. Jener sonndurchgl?hte, blumenreiche Ostersonntag, an welchem die Natur alle ihre Sch?tze so verschwenderisch ?ber die Riviera ausgesch?ttet hatte, wird diesem Paar wohl einer der h?chsten Feiertage des ganzen Lebens bleiben. Nicht weniger als vier Th?ler m?nden in die schmale Ebene, die sich l?ngs des Meeres vom Cap von Ampeglio bis nach Ventimiglia hinzieht. Daher lassen sich von Bordighera zahlreiche Ausfl?ge unternehmen, t?glich fast mit neuer Abwechselung. Da man im H?tel Angst zugleich vorz?glich aufgehoben ist, wird man seinen Aufenthalt in Bordighera gerne verl?ngern. Ob Bordighera auch eine geeignete Station f?r Brustkranke ist, vermag ich nicht zu beurtheilen. Seiner ins Meer weit vorgeschobenen Lage wegen ist der Ort den Winden stark ausgesetzt, doch streifen diese Winde ganz vorwiegend ?ber das Meer, sind daher weniger kalt und trocken als an vielen anderen Pl?tzen der Riviera. Es herrscht somit in Bordighera die Seeluft vor, welche auf Reisende, die nur Erholung suchen - und deren Zahl wird an der Riviera allj?hrlich gr?sser - sehr anregend und belebend wirkt. Keinesfalls d?rfte man, selbst bei kurzem Aufenthalt, in Bordighera es vers?umen, einen Ausflug nach Sasso zu unternehmen. Sasso ist ein kleines Dorf, auf dem Bergr?cken gelegen, der die Th?ler von Sasso und von Borghetto trennt. Der Ort liegt nur vier Kilometer von Bordighera entfernt, und man erreicht ihn sowohl durch das Thal von Sasso, das ?stlich von Bordighera m?ndet, als auch dem Bergr?cken folgend, auf dem Alt-Bordighera steht. In dem Ort selbst ist nichts zu bewundern: sch?n erscheint er nur aus der Entfernung. Seine hohen, zu einer Masse verschmolzenen, nach aussen nur von wenigen Fenstern durchbrochenen H?user rufen den Eindruck einer einzigen gewaltigen Festung hervor. Besonders malerisch ist der Blick auf Sasso von dem Wege aus, der zwischen alten Olivenb?umen oben dem Bergr?cken entlang l?uft. Er ?berrascht uns ganz pl?tzlich an einer Strassenwendung, nachdem der steile Pfad die H?he erklommen hat. Von zahlreichen Stellen des Weges ?berschaut der Wanderer alsdann die beiden Th?ler von Sasso und von Borghetto; er kann mit dem Blick auch weiter dringen bis in das Thal von Vallecrosia, w?hrend ihm gleichzeitig ?ber den nahen H?gelreihen die schneebedeckten H?upter der Seealpen entgegenleuchten. - Wie oft habe ich mich stundenlang an diesem Wege aufgehalten, von Zeit zu Zeit den Platz ver?ndernd, um das Bild in anderer Umrahmung zu bewundern. Hier war es nur ein einziger phantastischer Schneepalast, der in lichtes Gr?n der Oliven gefasst, mir entgegenstarrte; dort tauchte mein Blick tief in ein Thal hinab, um auf den dichtgedr?ngten H?usern einer buntscheckigen Ortschaft zu ruhen, oder es folgte auch mein Auge dem Lauf eines Baches, der, zwischen Oleanderb?schen versteckt, in zahlreichen Windungen dem Meer zueilte; oder es war wieder Sasso, welches ?ber Baumwipfeln, wie in einem gr?nen Meer, zu schweben schien, oder endlich die tiefeingeschnittene K?ste und das weite Meer, auf welchem der ermattete Blick Rast machen konnte. Welche F?lle von Motiven f?r den Landschaftsmaler! Ich musste mich begn?gen, die Bilder in mein Inneres aufzunehmen, wo sie freilich auch jetzt noch farbig-sonnigen Widerschein finden. Die Olivenhaine, durch welche man am Bergr?cken entlang nach Sasso wandert, sind von seltener Sch?nheit: alte, knorrige St?mme, oft auf mehreren F?ssen, wie auf Stelzen, in die L?fte ragend. Man bleibt gern stehen, um einzelne dieser B?ume zu bewundern, erfreut sich dann auch des Gegensatzes, den die dunkel beschatteten St?mme gegen das leuchtende Blau des Himmels und des Meeres bilden. Zauberhaft sch?n ist es aber in einem solchen Olivenhain des Abends zu wandeln, wenn der Vollmond ?ber dem Meere steht. Da gl?nzen so eigenartig die mattgrauen Bl?tter der B?ume, und es blitzt bei jedem Windhauch wie Silber aus den Zweigen. Auch der lange Mondstreifen im Meere scheint sich zu beleben, er wiegt sich auf den Wellen, folgt bebend ihrem Lauf und zerschellt mit ihnen am Strande zu leuchtendem Schaum. Das Speise?l, das aus der Kelter fliesst, muss sorglich gekl?rt werden, bevor es zum Verkauf gelangt. Man bringt es in dunkle k?hle R?ume, wo ?ber einander die n?thigen Bottiche zur Aufnahme des ?ls sich befinden. Das unklare ?l gelangt in das oberste Gef?ss, fliesst aus dem Spundloch desselben durch einen durchl?cherten Zinkkasten, der mit Watte ausgekleidet ist, in einen zweiten Bottich und aus diesem nochmals durch Watte in einen dritten. Die Watte muss am n?mlichen Tage oft mehrfach erneuert werden. Aus dem dritten Bottich gelangt das ?l in Cisternen, die man in Nizza mit Porzellanplatten auszukleiden pflegt. Hier steht das ?l wohl an die drei Monate, bevor es in Flaschen gef?llt und versandt wird. So ?berreife, abgeschlagene und am Boden faulende Oliven, wie wir sie in Bordighera hatten ernten sehen, k?nnen nur ranzige ?le ergeben. Die kleinen Besitzer, welchen die ?lhaine hier geh?ren, liefern ihre Fr?chte an fremde M?hlen ab und pflegen f?r die Pressung in Oliven oder in ?l zu zahlen. Aus den ?lpressen der M?hlen floss zur Zeit unseres Besuches eine Fl?ssigkeit ab, welche alle B?che von Bordighera in braunen T?nen f?rbte. Bei ruhigem Wetter zeichnete sich die M?ndungsstelle jedes Fl?sschens als brauner Streifen ziemlich weit im Meere ab. Im Alterthum hiess es allgemein, dass der ?lbaum nur in der N?he des Meeres gedeihe. Man rechnete aus, dass er sich von demselben nicht ?ber dreihundert Stadien, somit nicht ?ber 7-1/2 geographische Meilen entferne. Es ist nicht zu leugnen, dass der ?lbaum den Seestrand bevorzugt, doch h?ngt das nicht mit dem unmittelbaren Einfluss der grossen Wasserfl?che, vielmehr mit dem gleichm?ssigen Klima zusammen, welches durch dieselbe gef?rdert wird. Denn der ?lbaum kann anhaltenden Frost nur sehr schlecht vertragen. Auch bevorzugt der ?lbaum den Kalkboden, den er hier an der Riviera reichlich vorfindet. Ein besonders g?nstiges Zusammenwirken von Klima und Boden, verbunden mit sorglichster Behandlung der Fr?chte, ist aber erforderlich, damit der ?lbaum ein so feines ?l, wie etwa in Apulien, erzeuge. Die M?hlen, in welchen das ?l gepresst wird, sind fast immer alte malerische Bauten. Sie suchen oft steile Stellen in den Schluchten auf, um die Kraft des Baches, der dort abw?rts braust, zu nutzen. Wie Schwalbennester kleben sie an den Felsen. Ebenso alt als Kulturpflanze wie der ?lbaum ist der Weinstock, die beide daher von Alters her zusammen genannt werden. - >>Zwei Fl?ssigkeiten thun dem menschlichen K?rper besonders wohl,<< heisst es in der Naturgeschichte des Plinius, >>innerlich der Wein, ?usserlich das ?l; beide stammen aus dem Pflanzenreiche und sind vorz?glich, doch das ?l ist das nothwendigere.<< Das trifft f?r das ?l heut nicht mehr zu. Im Alterthum rieb man sich mit demselben nach dem Bade den K?rper ein; jetzt wird es ?usserlich allenfalls nur noch als Marseiller ?lseife angewandt. - Wie in dem Werke des Plinius tritt uns auch an der Riviera der Weinstock vielfach neben dem ?lbaum entgegen. Doch an der K?ste selbst herrscht der ?lbaum vor. Denn im Gegensatz zum ?lbaum meidet der Weinstock die n?chste N?he des Meeres. Andererseits vertr?gt er viel st?rkere Gegens?tze der Temperatur, so dass seine Cultur selbst weit im Norden versucht werden konnte. Im vierzehnten Jahrhundert drang der Weinbau bis in das preussische Ordensland, selbst bis nach Tilsit vor, und wenn er sich heute, um so viel weiter, nach Westen und S?den zur?ckgezogen hat, so geschah dies nur, weil er in n?rdlicheren Gegenden ertragsf?higeren Producten weichen musste. Der ?lbaum ist sicher am Mittelmeer einheimisch, andererseits muss angenommen werden, dass seine Cultur im Orient begann, dass Culturformen des Baumes sich von da aus verbreitet haben, und schon in vorhomerischer Zeit nach Griechenland gelangten. Den Weinstock fanden die Culturv?lker ebenfalls als wilde Pflanze auf europ?ischem Boden vor. Ja heut noch meint man s?dlich und n?rdlich von den Alpen stellenweise die Pflanze im urspr?nglichen Zustande anzutreffen, doch ist es meist schwer zu entscheiden, dass sie nicht verwildert sei. Am ?ppigsten gedeiht die wilde Weinrebe heute um das schwarze Meer, und man hat an den s?dlichen Abh?ngen der Krim St?mme bis zu anderthalb Meter Umfang gemessen. Die Cultur des Weinstocks ging allem Anschein nach vom westlichen Kleinasien aus und ist einem indogermanischen Volke zu verdanken. Von den Weinen der westlichen Riviera waren im Alterthum schon die von Massilia, also des heutigen Marseille, bekannt, zeichneten sich aber nicht durch ihre Haltbarkeit aus, so dass man sie r?uchern musste. Es geschah das in Rauchkammern nach orientalischer und griechischer Sitte. Im Wesentlichen war das ein ?hnliches Verfahren wie das heutige Pasteurisiren. Ganz wie man heut den Wein bis auf mindestens 60? C. erw?rmt, um die sch?dlichen Keime in demselben zu t?dten und so seine Haltbarkeit zu erh?hen, wurde im Alterthum der Wein in wohl verschlossenen Gef?ssen durch heissen Rauch erhitzt. Das Feuer befand sich in einem unteren Raume, und Rauch und Hitze stiegen, durch ein Rohr geleitet, in das obere Geschoss, in dem der Wein sich befand. Der Rauch gelangte dort durch angebrachte ?ffnungen ins Freie. Dieses Verfahren konnte den Geschmack des Weines nicht wesentlich beeinflussen, wohl aber musste das geschehen bei Zusatz von Seewasser zum Most, wie er in Kleinasien und Griechenland h?ufig ge?bt wurde. Auch mit Gips, Kalk, Marmor, Thon, Pech oder Harz hat man die Weine versetzt, um sie haltbarer zu machen und ihnen zugleich einen bestimmten Geschmack zu verleihen. Es bemerkt aber bereits Plinius, dass der bek?mmlichste Wein immer derjenige sei, dessen Most ohne fremdartigen Zusatz bleibe; denn welcher noch so Gesunde, meint er, sollte nicht Scheu haben vor Weinen, die Marmor, Gips oder Kalk enthalten? ?berhaupt klagt Plinius sehr ?ber die Verf?lschung der Weine; es sei damit so weit gekommen, dass nur der Name des Weinlagers den Preis der Weine bestimme und dass man den Most schon in der Kelter verf?lsche. Daher seien, so wunderlich dies auch klinge, die am wenigsten gekannten Weine oft die unsch?dlichsten. Das Anmachen des Weines mit Seewasser wird von Plinius als f?r den Magen vorz?glich gepriesen. An eine bekannte neuere Heilmethode erinnert seine Mahnung, dass wer hager werden will, w?hrend der Mahlzeit dursten oder doch nur wenig trinken soll. - Durch Einkochen und durch Hinzuf?gen von Kr?utern suchte man im Alterthum vielfach die Haltbarkeit der Weine zu erh?hen, in ?hnlicher Weise wie dies heute durch Zusatz von Alkohol geschieht. Dass die R?mer Weinschmecker ersten Ranges waren, geht genugsam aus den Angaben der alten Schriftsteller hervor. Die Menge der zum Verkauf angebotenen Weinsorten verglich Virgil bereits mit derjenigen des lybischen Sandes und der Meereswellen. Man trank in Rom meist schon ungemischte Weine, das heisst ohne den einst ?blichen Zusatz von Wasser; man k?hlte sie mit Eis, versetzte sie ?fters mit Gew?rzen und fing an, nach alten Jahrg?ngen zu trachten. Guter Wein musste acht bis zehn Jahre alt sein, um gesch?tzt zu werden, und selbst von zweihundertj?hrigen Weinen sind uns Berichte erhalten. So mundete dem Kaiser Caligula Wein vom Jahre 121 v. Chr., dem besten Weinjahre, dessen sich Italien zu erinnern wusste. Es war Italien selbst, das zu Plinius' Zeiten die gesch?tztesten Weinsorten producirte, so dass Plinius wohl behaupten durfte, Italien nehme mit seinen Weinen die erste Stelle unter allen L?ndern ein und sei nur in der Erzeugung von Wohlger?chen von einigen derselben ?bertroffen: es gebe ?brigens, f?gt er hinzu, keinen Wohlgeruch, der denjenigen des bl?henden Weinstocks ?bertreffe. - Auch in der r?mischen Zeit wurde der Weinstock bereits in kunstgerechter Weise zugeschnitten, doch liess man ihn je nach der Gegend in verschiedener Weise wachsen. In Campanien schlang er sich empor an der Pappel, umfing sie wie seine Gattin, streckte seine ?ppigen Arme auf gewundenen Bahnen zwischen ihre Aeste, bis er ihren Gipfel erreichte. Da pflegte der Winzer, zur Arbeit gemiethet, sich ausser dem Lohne vom Gutsherrn einen Scheiterhaufen und ein Grabmal auszubedingen, falls ihn bei der Weinernte ein Unfall treffen sollte. Anderswo waren ganze Landh?user von den schmiegsamen Aesten eines einzigen Weinstocks umflochten, und in Rom lustwandelte man in den S?ulenhallen der Livia im Schatten eines Weinstocks, der zw?lf Amphoren Wein lieferte. In manchen Theilen Italiens zog man den Weinstock an Pf?hlen, in noch anderen liess man ihn auf dem Boden kriechen, in all' jener Mannigfaltigkeit der Behandlung, die auch heut noch dem Wanderer in Italien auff?llt. Hier, meint Plinius, schimmerten purpurne Trauben aus dem gr?nen Laub hervor, dort leuchteten sie in rosenrothem Glanz, dort endlich in saftigem Gr?n. An dem einen Orte sah man runde, an dem anderen l?ngliche, hier kleine, dort grosse, hier harte und dickschalige, dort saftige und d?nnschalige Beeren. Manche Trauben hing man im Zimmer an einem Faden auf, um sie l?nger zu erhalten, andere versenkte man in s?ssen Wein und liess sie sich so im eigenen Safte berauschen. Auch gab es Trauben, die man r?ucherte, ?hnlich wie es mit manchen Weinen geschah. Plinius erz?hlt, dass Kaiser Tiberius ger?ucherte afrikanische Trauben ganz besonders liebte. Nach dem Sturze Roms zerfiel auch der Weinbau in Italien. Nachl?ssig wurden die Trauben geerntet, sorglos gekeltert, und der Most lange auf den Trestern gelassen, damit der Wein jene dunkle Farbe erlange, wie sie im Lande beliebt war. Solche Weine konnten sich nicht lange halten, wurden von fremden L?ndern daher auch nicht begehrt. Doch in neuester Zeit beginnt sich das zu ?ndern; Weinbau und Weinbereitung in Italien sind in erfolgreichem Aufschwung begriffen. Die alte Sitte, den Wein in Schl?uchen zu bef?rdern und dann in Amphoren aufzubewahren, hat sich jetzt auch im S?den verloren. H?lzerne Tonnen, die zur R?merzeit bei den cisalpinischen Galliern und den Alpenv?lkern in Gebrauch waren, fanden ihren Weg damals schon nach Italien. Die katholische Kirche hat sich in Betreff der Palmen, welche der Palmsonntag verlangt, viel nachsichtiger gezeigt. In nordischen L?ndern hat der Buchsbaum, ja selbst der k?tzchentragende Weidenzweig, das Palmenblatt ersetzt. An der Mosel wird der Buchsbaum geradezu als >>Palm<< bezeichnet, und auch die aus Weiden gebundenen Festzweige heissen Palmen in slawischen L?ndern. Auch die Nachtigallen an der Riviera suchen Nutzen aus der neuen Palmen-Cultur zu ziehen. Sie fanden heraus, dass die langen grossen F?den am Blattrand der Pritchardien f?r Nesterbau vortrefflich geeignet sind. Sie zwicken sie ab und tragen sie zusammen, um sich aus denselben ihr fl?chtiges Heim zu flechten. - Die zahlreichen Ausfl?ge, die sich landeinw?rts von den Stationen der Riviera unternehmen lassen, haben in den Reisehandb?chern bis jetzt eine h?chst unvollkommene Behandlung erfahren. Meist findet man in denselben nur eine Aufz?hlung der etwa zu besuchenden Orte, wobei die n?chste, oft lohnendste Umgebung vernachl?ssigt ist, entferntere, beschwerliche, nicht immer lohnende Touren besonders empfohlen werden. Da die Wirksamkeit der Alpenvereine sich andererseits nicht bis zur Riviera erstreckt, die Wegweiser dort fehlen, die Einheimischen nur selten Auskunft ?ber den Weg und niemals ?ber die Sch?nheit desselben zu ertheilen verm?gen, so w?ren grade f?r jene Gegenden gut orientirende Reiseb?cher sehr erw?nscht. Unter den gegebenen Umst?nden kann aber nur ein wiederholter Besuch der Riviera denjenigen, der es gelegentlich nicht scheut, unn?tz umherzuirren, in all' die Reize dieser zauberhaften Gegend einweihen. Selbst wer den sch?nsten Theil S?ditaliens kennt, wird sicher die volle Macht dieser herrlichen, so typisch italienischen Landschaft empfinden. Und wie wird der Eindruck noch gesteigert, wenn gegen Sonnenuntergang sich die Gipfel der Berge zu r?then anfangen, lange dunkle Schlagschatten in die Th?ler fallen und Sant' Agnese in goldigem Licht auf dem grauen Fels zu gl?hen beginnt. In Cabbe-Roquebrune auf dem Bahnhof erwartet uns ein botanischer Genuss. ?ber einer hohen Mauer am Abhang stehen m?chtige Judasb?ume und senken abw?rts ihre bl?thenbeladenen, noch laubfreien Zweige. Die sch?nen, dicht gedr?ngten Bl?then entspringen auch dem alten Holze, so dass die ganze Baumkrone wie ein einziges Blumengewinde erscheint, von rosenrother Farbe. Dieser Baum ist in S?deuropa zu Hause, sehr h?ufig sieht man ihn in Pal?stina die G?rten um Jerusalem schm?cken, was wohl Veranlassung zu der Sage gab, Judas habe sich an demselben erh?ngt. Hoch ragen ?ber der Br?cke San Luigi die zackigen Felsen empor, welche die Schlucht umfassen. Sie selber steigt hier pl?tzlich auf, unvermittelt in romantischer Wildniss. Ein einzelner Felsenkegel erhebt sich aus ihrer Mitte und endet mit spitzem Gipfel. Zahlreiche Grotten versenken sich in den Stein. Rosmarin und Wolfsmilch, Wachholder und grossbl?thige Malven klammern sich an jeden Vorsprung der Felsen an und beleben ihre Eint?nigkeit. Unten gr?nt Alles von ?ppigem Pflanzenwuchs. Ein kleiner Bach rauscht abw?rts in den Felsenspalten und bildet dann zierliche Wasserf?lle. Ein Theil des Wassers wird in einen kleinen Aqu?duct gefasst, der in malerischen Windungen abw?rts l?uft, dann mit gew?lbtem Bogen den Bach ?berschreitet. Wie effectvoll Alles vereint in diesem engen Raume: es ist fast wie eine Theaterdecoration! An jener so ?beraus warmen Stelle der Riviera bildet diese Felsenschlucht wohl noch den w?rmsten Ort. Durch hohe Berge gesch?tzt und umfasst, steht sie den s?dlichen Winden nur offen. In dieser Schlucht beginnen schon im December die Veilchen zu bl?hen. Die Schwalben verlassen sie nie. Die Eidechsen sollen ihres Winterschlafs hier vergessen. An Nahrung ist stets Ueberfluss. Insekten durchschwirren die Luft, und die Spinne spannt ihr Netz auch im Winter, um sie zu fangen. Niemand sollte es vers?umen, von Bordighera oder von Mentone aus, einen Ausflug nach La Mortola, dem Garten des Herrn Thomas Hanbury, zu unternehmen. Der Eintritt wird Montag und Freitag Nachmittag gegen Zahlung von je einem Franc gestattet. Dieses Geld dient zur Unterst?tzung des Krankenhauses von Ventimiglia. Wer eingehende Studien im Garten machen will, erh?lt hierzu vom Besitzer jederzeit Erlaubniss. Fr?her Eigenthum der Familie Orengo in Ventimiglia, tr?gt auch heute noch die sch?ne Villa im Garten, welche Herr Thomas Hanbury bewohnt, den Namen des Palazzo Orengo. Als Herr Hanbury diese Besitzung im Jahre 1866 erwarb, war sie von einem mageren Olivenhain bedeckt. Ludwig Winter hat sie in den feenhaften Garten verwandelt, der jetzt den Besucher entz?ckt. Der Garten deckt eine Fl?che von ungef?hr vierzig Hektaren und f?llt von der Kunststrasse, welche das Dorf Mortola in hundert Meter H?he durchzieht, bis zum Meere ab. Die in dem Numullitenkalk tief gerissene Schlucht, an welche die Besitzung anlehnt, gew?hrt ihr Schutz gegen die Winde und erm?glicht die Entwickelung einer so ?ppigen Vegetation, wie sie auch an der Riviera kaum ihres gleichen findet. Freilich musste durch k?nstliche Bew?sserung vorgesorgt werden, dass die lange D?rre des Sommers nicht verh?ngnissvoll f?r die Pflanzen werde. Denn man rechnet in La Mortola ?ber zweihundert Tage im Jahr, an welchen der Himmel v?llig wolkenlos bleibt, und auch innerhalb des winterlichen Halbjahres gibt es nur etwa vierzig Regentage. Es w?re ein gewagtes Beginnen, wollte ich an dieser Stelle alle die zahlreichen Pflanzenformen schildern, welche der Garten von La Mortola birgt. Es kommt mir nur darauf an, die Reichhaltigkeit desselben hervorzuheben. Was aber diesen Garten insbesondere belehrend macht, ist der Umstand, dass alle Pflanzen Schilder tragen, auf welchen ihr Name, der abgek?rzte Name des Autors, der sie benannte, ihre Heimath, sowie die Familie, der sie angeh?ren, angegeben ist. So kann jeder Besucher des Gartens erfahren, wie die Pflanze heisst, die ihm durch ihre Sch?nheit oder ihren Wohlgeruch auff?llt, eine Pflanze, nach deren Namen er vielleicht vergeblich schon in manchem anderen Garten der Riviera forschte. Herr Hanbury ist bem?ht, seinem Garten auch wissenschaftlichen Werth zu verleihen und sucht unaufh?rlich neue, interessante, technisch wichtige oder durch ihre Heilkraft ausgezeichnete Gew?chse f?r denselben zu erwerben. Ein kenntnissreicher deutscher G?rtner, Gustav Cronemeyer, stellte vor einigen Jahren ein wissenschaftliches Verzeichniss aller Pflanzen des Gartens auf. Dieses Verzeichniss umfasst ?ber 3600 Arten. Es wurde an alle botanischen Anstalten der Welt versandt, mit der Aufforderung, aus den Sch?tzen des Gartens f?r wissenschaftliche Zwecke zu sch?pfen. Auch die Samen und Fr?chte des Gartens erntet man allj?hrig, um sie wissenschaftlichen Anstalten dienstbar zu machen. Da Herr Hanbury gleichzeitig stattliche Schulgeb?ude in La Mortola errichtet, da er neuerdings auch ein sch?nes botanisches Institut in Genua erbauen liess, um es der dortigen Universit?t zu schenken, so l?sst sich wohl behaupten, dass er einen edlen, nachahmenswerthen Gebrauch von seinen Reichth?mern macht. Leider ist der eifrige Leiter des Gartens, Gustav Cronemeyer, vor kurzem gestorben, und gew?hrt es nur einen Trost, dass sein Nachfolger, ebenfalls ein deutscher G?rtner, Herr Dinter, mit gleichem Eifer in seine Spuren tritt. Eigenth?mlich ber?hren den Besucher des Gartens die Casuarineen, die in grossen Exemplaren gleich unterhalb der Eingangstreppe stehen. Die graugr?nen feinen Zweige dieser B?ume h?ngen wie die Federn eines Casuarschweifes herab und verschafften dem Gew?chs auch seinen Namen. Die Zweige sind blattlos; die Ern?hrung des Baumes, die sonst von den Bl?ttern besorgt zu werden pflegt, f?llt hier somit den Zweigen zu. Diese sind demgem?ss auch gr?n gef?rbt, d. h. sie f?hren jenen Farbstoff, das Chlorophyll, dessen Anwesenheit f?r die Bereitung von Nahrungsstoff durch die Pflanze nothwendig ist. Die Casuarineen bilden in Australien ausgedehnte W?lder von sehr eigenem Aussehen. Wie so viele andere australische B?ume verm?gen sie dem Boden nur sp?rlichen Schatten zu spenden. Die Bl?then dieser Gew?chse sind so klein und unansehnlich, dass nur das kundige Auge sie an den Zweigen zu erkennen vermag. Das Holz der Casuarineen zeichnet sich durch seine H?rte und seine Schwere aus und hat daher den Eingeborenen zur Anfertigung von Streitkolben gedient. Ganz junge Eucalyptusb?ume, wie man sie auch bei uns, innerhalb der Gew?chsh?user, sehen kann, zeigen zun?chst ein von den ?lteren B?umen durchaus verschiedenes Aussehen. Kaum glaubt man dieselben Pflanzen vor Augen zu haben. Die Bl?tter sind breit, stumpf, stengelumfassend, wagerecht gestellt, und erst an ?lteren Zweigen treten an deren Stelle die schmalen, zugespitzten, langgestielten Bl?tter auf, die senkrecht abw?rts h?ngen. Damit ver?ndert sich auch ihr innerer Bau. Zuvor zeigten sie verschiedene Structur auf ihren beiden Seiten, jetzt sind beide Seiten gleich. Beide Blattfl?chen werden ja an den h?ngenden Bl?ttern in gleicher Weise von Lichtstrahlen getroffen. Sie brauchen aber gleichen Bau, um gleiche Arbeit zu verrichten. Aehnliche Einrichtungen treten uns bei vielen anderen Gew?chsen Neuhollands entgegen und bestimmen geradezu den Charakter der dortigen Vegetation. Der Cedratenbaum kam bei den R?mern sehr in Mode, und man sah ihn, in K?beln gepflanzt, die S?ulenhallen der Villen und die G?rten schm?cken. Vom dritten Jahrhundert an wird er auch, als im freien Lande gedeihend, beschrieben. Heut noch wird er in Italien viel gezogen und zeichnet sich vor allen anderen Agrumi dadurch aus, dass er das ganze Jahr hindurch Bl?then und Fr?chte tr?gt. Der Baum, der die Frucht zeitigt, welche wir als Citrone bezeichnen, die aber richtiger auch bei uns Limone heissen m?sste, kam durch Vermittlung der Araber erst im zehnten Jahrhundert nach S?d-Europa, zun?chst nach Spanien, dann wohl auch nach Sicilien. Er fehlte hingegen noch an der ligurischen K?ste, wohin ihn erst gegen Ende des elften Jahrhunderts die Kreuzfahrer aus Syrien und aus Pal?stina brachten. Mit den Limonenb?umen zugleich gelangten die Pampelmusen und die bitterfr?chtigen Pomeranzenb?ume an die Riviera, und Ligurien blieb ?berhaupt lange Zeit das Land, in welchem die Cultur der Agrumi am meisten betrieben wurde. Einen bedeutenderen Aufschwung gewann die Cultur freilich auch dort erst im vierzehnten Jahrhundert, als die Anspr?che an die Gen?sse des Lebens sich zu steigern begannen. Sie verbreitete sich in Italien zugleich mit der Limonade, deren Zubereitung man von den Orientalen lernte. Unter dem Cardinal Mazarin war es, dass auch in Paris die ersten >>Limonadiers<< auftraten, um bald eine ?hnliche Rolle wie heut die >>Cafetiers<< zu spielen. Die Limone, durch die n?mlichen, f?ulnisswidrigen Eigenschaften wie die Cedrate ausgezeichnet, lieferte in der That nicht nur ein erfrischendes, sondern zugleich auch ein antiseptisches Getr?nk. In den der zweiten H?lfte des sechzehnten Jahrhunderts angeh?renden Kr?uterb?chern des Tabernaemontanus, >>der Arzney Doctoris und Chur-F?rstlicher Pfaltz Medici zu Neuwhausen<<, heisst es, dass der Citronensaft >>nicht allein wider die innerliche F?ulung und das Gifft sehr gut und kr?ftig<< sei, sondern auch >>gegen alle Traurigkeit und Schwerm?thigkeit des Hertzens und die Melancholey<<. Die Rinde widerstehe dem Gift: >>Dann zur Zeit der Pest soll man sie im Mund halten, auch ein Rauch damit machen.<< - Der Citronensaft gilt auch heute noch als eines der wirksamsten Mittel gegen den Scorbut, die bekannte Mund- oder Zahnfleischf?ule, der die Seefahrer besonders unterworfen sind. Daher jetzt die englische Marine, und nach ihrem Beispiel auch andere, Citronensaft in wohlverschlossenen Flaschen auf ihren Schiffen f?hren. Ich bem?hte mich festzustellen, woher der jetzt noch ziemlich verbreitete, fr?her fast allgemeine Brauch stammt, dass die Leichentr?ger bei Begr?bnissen eine Citrone in der Hand halten. Urspr?nglich ist er durch die f?ulnisswidrigen Eigenschaften und den starken Geruch der Citrone veranlasst worden, dann hat er symbolische Bedeutung gewonnen. Die Symbolik hat sich in mannigfaltiger Weise der Citrone bem?chtigt. So heisst es in J. B. Friedrich's Werke: >>Die Symbolik der Mythologie der Natur<<: >>Das Aromatische, Erquickende und Belebende der Citrone hat sie zum Symbole des Lebens und des Schutzes gegen das Lebensfeindliche gemacht. Daher sch?tzt nach altem Glauben die Citrone gegen Bezauberung, daher tr?gt das indische Weib, welches sich nach dem Tode seines Gatten verbrennen l?sst, auf seinem Gange zum Scheiterhaufen eine Citrone in der Hand als Sinnbild ihres zuk?nftigen Zusammenlebens mit dem Gatten; daher die noch ?bliche Sitte, dass bei einem Leichenbeg?ngnisse die Leidtragenden die das neue Leben des Abgeschiedenen symbolisirende Citrone in der Hand tragen; daher endlich die Sitte des zum ersten Mal zur Communion gehenden Kindes, eine Citrone zu tragen, weil es durch die Communion ein neues Leben durch seinen erneuerten Bund mit Gott eingeht.<< Der Pampelmusbaum f?llt durch die Gr?sse auf, die seine Fr?chte erreichen. Dieselben haben s?ss-s?uerlichen Geschmack und werden mit Wein und Zucker gegessen. Einzelne Fr?chte k?nnen unter Umst?nden bis sechs Kilo Gewicht erlangen. Der bittere Pomeranzenbaum ist durch besonders aromatische Bl?tter und Bl?then ausgezeichnet. Die Fr?chte zeichnen sich durch ihre goldige F?rbung aus. Sie werden frisch nicht genossen, wohl aber gelten die in Zucker eingemachten Schalen derselben als besonders wohlschmeckend. Auch dienen die Bl?tter, Bl?then und die unreifen Fr?chte zur Gewinnung ?therischer ?le und spielen letztere ausserdem eine wichtige Rolle bei der Liqueurfabrikation. Da der Stamm der bitterfr?chtigen Pomeranze sich als besonders widerstandsf?hig erwiesen hat, so verwendet man ihn auch h?ufig als Unterlage, auf welcher andere Citrus-Arten veredelt werden. Dass unter den goldenen ?pfeln der Hesperiden, die Herakles, der Sage nach, aus dem fernen Westen holte, nicht Orangen gemeint sein konnten, geht aus der Geschichte jener Fr?chte genugsam hervor. Die goldenen ?pfel der Hesperiden waren vielmehr idealisirte Quitten. Der Aphrodite geweiht, dienten sie dauernd in Hellas als Preise bei Liebesspielen und prangten unter den br?utlichen Gaben. Wie sch?n ein Apfelsinenbaum bei voller Kraftentfaltung werden kann, wenn ihn Tausende von goldenen Fr?chten schm?cken, das l?sst sich freilich kaum an der Riviera, ja nicht einmal in Sorrent ermessen. V?llig ausgewachsene, ?ppig entfaltete Orangenb?ume von der Gr?sse unserer Apfelb?ume, sah ich erst am Fusse des ?tna. Theobald Fischer gibt in seinen >>Beitr?gen zur physischen Geographie der Mittelmeerl?nder<< an, dass ein ausgewachsener, gut gehaltener Apfelsinenbaum in Sicilien sechs- bis siebenhundert, ein Limonenbaum sogar tausend bis elfhundert Fr?chte liefert. Im Durchschnitt k?nne man auf den Hektar Agrumen bei Palermo 3000 Lire Rohgewinn rechnen, und was das sagen will, geht daraus hervor, dass die eintr?glichsten G?rten bei Paris es nur zu einem Rohgewinn von 2500 bis 2700 Francs auf den Hektar bringen. Add to tbrJar First Page Next Page |
Terms of Use Stock Market News! © gutenberg.org.in2025 All Rights reserved.