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Munafa ebook

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Read Ebook: Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts by Stresemann Gustav

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Ebook has 160 lines and 42237 words, and 4 pages

DIE ENTWICKLUNG DES BERLINER FLASCHENBIERGESCHAEFTS.

INAUGURAL-DISSERTATION

ZUR

ERLANGUNG DER DOKTORW?RDE

DER

HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULT?T

DER

UNIVERSIT?T LEIPZIG

VORGELEGT VON

GUSTAV STRESEMANN

STUD. PHIL.

GEDRUCKT BEI R. F. FUNCKE, BERLIN SO. 16. K?PENICKERSTR. 114

Inhaltsverzeichnis.

Seite

Vorwort V

Das Flaschenbiergesch?ft und seine Entstehung 1

Die gegenw?rtige Lage der Berliner Bierverleger 50

Vorwort.

Die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten gekennzeichnet durch ein ?berall bemerkbares Vordringen der Grossunternehmung, welche die kleinen Betriebe im Handel und Gewerbe verdr?ngt. Den unleugbaren Vorteilen, welche diese Entwicklung auf der einen Seite den Konsumenten gebracht hat, steht als Kehrseite gegen?ber die Vernichtung vieler, bis dahin selbstst?ndiger Existenzen, die anstatt eines sp?ter, wenn auch nur durch angestrengte Arbeit zu erreichenden Wohlstandes, vielfach ein Zur?cksinken in die Klasse der Lohnarbeiter erleben m?ssen. Die Statistik zeigt in deutlicher Weise, dass die Aussicht auf eine selbst?ndige Stellung in demselben Masse geringer wird, wie die Zahl der Personen, auf welche ein selbst?ndiger Gewerbe- oder Handeltreibender kommt, sich vergr?ssert. Die Stellungnahme zu den durch diese Entwicklung herbeigef?hrten Erscheinungen wird verschieden sein je nach dem Ausgangspunkt, den der Betrachtende w?hlt. Wer vor allem die Interessen oder auch nur das Selbstbestimmungsrecht der grossen Klasse der Konsumenten ber?cksichtigt wissen will, wird ihr wohlwollend gegen?berstehen, wer in der Vernichtung oder Verdr?ngung der sogenannten Mittelstandsklassen eine Gefahr f?r das Allgemeinwohl erblickt, wird sie r?ckhaltslos bek?mpfen.

In der Gegenwart hat die letztere Richtung in der Verfechtung ihrer Interessen sich besonders r?hrig gezeigt und die von ihr betriebene Agitation scheint nicht ohne Eindruck auf die massgebenden Kreise geblieben zu sein, wie u. a. das Gesetz ?ber die Besteuerung der Warenh?user erkennen l?sst. Aus dem Bestreben ferner, einen Einblick in die Lage der Kleinbetriebe zu erhalten, sind die Erhebungen ?ber die Lage des Kleinhandels hervorgegangen, welche die Handelskammer zu Hannover in Verbindung mit anderen Interessenvertretungen veranstaltet hat; allerdings ist sie ?ber die Ver?ffentlichung zweier kleiner B?ndchen nicht herausgekommen.

Die vorliegende Arbeit m?chte nun auch als ein Beitrag zu diesen Erhebungen angesehen werden. Den ?usseren Anlass zu ihrer Entstehung gaben die vielfachen Beziehungen, welche der Verfasser mit Angeh?rigen des Brauer- und Bierverleger-Berufes in Berlin ankn?pfen konnte. Sie ist nicht in der Absicht geschrieben f?r oder gegen die Zweckm?ssigkeit der sogenannten Mittelstandspolitik einzutreten, sie will vielmehr lediglich auf Grund einer durch praktische Beth?tigung und mannigfache Erkundigung gewonnenen Erfahrung eine Darstellung der Lage der Berliner Bierverleger zu geben versuchen, eine Darstellung welche zugleich die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergesch?fts und seine Ueberf?hrung in den Grossbetrieb einschliesst. Ein gewisser Wert der vorliegenden Skizze liegt vielleicht darin, dass sie eine Entwicklung schildert, welche in mancher Beziehung eine typische genannt werden kann, denn ein Kennzeichen der Entwicklung zum Grossbetrieb ist entschieden die Ausschaltung der Zwischenglieder dadurch, dass Produzent und Konsument in direkte Verbindung treten, wie es sich in dem hier behandelten Falle zeigt.

Wenn es mir gelungen sein sollte, die mir gestellte Aufgabe zu l?sen, so danke ich dies vor allem der Unterst?tzung, welche mir seitens der beteiligten Kreise zu teil geworden ist. In der bereitwilligsten Weise sind mir sowohl aus Bierverleger- als auch aus Brauerkreisen oft ins Detail gehende m?ndliche und schriftliche Ausk?nfte gegeben worden, ganz besonders f?hle ich mich dadurch dem Dozenten am Institut f?r G?hrungs-Gewerbe und Sekret?r des Verbandes der Brauereien von Berlin und Umgegend, Herrn Dr. Struve, zu Dank verpflichtet.

Schliesslich ist es mir Bed?rfnis, Herrn Professor Dr. B?cher daf?r Dank zu sagen, dass er mich nicht nur zu dieser Arbeit angeregt, sondern mich auch w?hrend der Herstellung derselben mit Rat und That unterst?tzt hat.

$Der Verfasser.$

Das Flaschenbiergesch?ft und seine Entstehung.

Um eine Grundlage f?r die folgenden Ausf?hrungen zu schaffen, wird es n?tig sein, zun?chst den Begriff des zu untersuchenden Gegenstandes festzulegen. Unter einem Flaschenbiergesch?ft werden wir ein Unternehmen zu verstehen haben, welches sich mit dem Vertrieb von auf Flaschen gef?llten Bieren abgiebt. Zwei Formen kommen bei diesem Vertrieb haupts?chlich in Frage: der Verkauf ?ber die Strasse und die auf Bestellung erfolgende Lieferung ins Haus. Bei letzterer Form handelt es sich naturgem?ss um gr?ssere Quantit?ten, da sonst die Lieferung, zumal wenn der Kunde weit entfernt wohnt, unlohnend sein w?rde. Wir k?nnen diese Lieferung von auf Flaschen gef?lltem Bier in gr?sseren Quantit?ten gegen?ber der allgemeinen Definition als Flaschenbierlieferungsgesch?ft bezeichnen.

Fussnoten:

Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergesch?fts.

Fr?hzeitig fand nun in Berlin schon ein Import von allerlei Bieren statt, aus verschiedenen Teilen der Mark, ebenso wie aus Pommern , und im Jahre 1711 findet man in der Jahresrechnung der Steuerbeh?rde schon 52 Sorten fremder Biere, die in 40464 Tonnen zum Ausschank kamen; kurze Zeit darauf sind es gar 72 Sorten geworden, w?hrend sp?ter dieser Import wieder auf ca. 20000 Tonnen herabsank. Ob sich unter den eingef?hrten Sorten auch unterg?hrige Biere befanden, l?sst sich schwer feststellen, ?berwiegend waren wohl die eingef?hrten Biere auch oberg?hrig. F?r den Fall, dass auch unterg?hrige Bierarten mit eingef?hrt wurden, l?sst sich als sicher annehmen, dass auch bei diesem Bier der Abzug auf Flaschen oder Kruken sich eingeb?rgert hat, da die Berliner durch das Weissbier an den Genuss von Bier in der Form von Flaschenbier gewohnt waren.

Aus dem Jahrgang 1820:

Stettiner Doppelbier von A. Bergemanns Erben ist in Gef?ssen und Flaschen in deren Niederlage zu haben. R. Bettge, Gertraudt- u. Rossstr.-Ecke. Lautersack, J?gerstr. 52.

Stettiner Bier in grossen und kleinen Gebinden, in Quart und Flaschen zu haben bei G. C. Elgeti.

Porter Bier ? Fl. 6 Gr. >>bei mehreren Flaschen billiger<<. Friedrichsgracht 60.

Diese Anzeigen bedeuten nur eine Stichprobe und liessen sich leicht vervielfachen. W?hrend in ihnen zun?chst nur die vage Ank?ndigung >>in Partieen billiger<<, >>bei mehreren Flaschen Rabatt<< sich findet, geben sp?tere Anzeigen dar?ber genauere Angaben:

Ein anderer Bierh?ndler f?hrt mehrere Biersorten und empfiehlt in seiner Anzeige aus dem Jahre 1836: Bayrisches Felsenkeller-Bier, Gr?nthaler, Ale und Porter; schon 6 Jahre fr?her, 1830, findet sich eine Annonce, welche speziell auf Wiederverk?ufer berechnet ist:

Es ist diesen Anzeigen eines gemeinsam: fast durchweg empfehlen sie ausw?rtige Biere, es wird Stettiner, Kottbuser, Potsdamer, F?rstenwalder, Augsburger, Crossener und K?stritzer Bier empfohlen, daneben Porter und Ale. Jedoch w?re es falsch, aus dieser Thatsache folgern zu wollen, dass das Flaschenbierlieferungsgesch?ft sich zuerst bei den ausw?rtigen Bieren eingeb?rgert h?tte. Auch in den Zeiten, als das Flaschenbierlieferungsgesch?ft l?ngst eine gr?ssere Bedeutung erlangt hatte, wird man vergebens nach Anzeigen suchen, welche das Berliner Weissbier empfehlen. Wenn in diesen fr?hen Jahren und auch sp?ter in den Annoncen nur von ausw?rtigen Bieren die Rede ist, so beweist dies nur, dass diese Biere zu ihrer Einf?hrung fortgesetzter Reklame bedurften, w?hrend die Weissbierlieferungsgesch?fte eine solche f?r unn?tig hielten. Auf der anderen Seite l?sst die zum Teil intensive Benutzung der Reklame seitens der Niederlagen f?r ausw?rtige Biere auch einen Schluss auf ihre kaufm?nnische Ueberlegenheit zu.

Was die Zahl der hier angef?hrten Gesch?fte anbelangt, so gab es in Berlin 1840 etwa 80 >>Caf?tiers und Restaurateure<< und 380 Schankwirte, 1850 dagegen 450 Caf?tiers und Restaurateure und 700 Schankwirte, die Zahl der Viktualienh?ndler betrug 1840 etwa 700, 1850 gegen 1000. Doch sind letztere Zahlen f?r uns ohne Wert, da wir nicht wissen, wie viele Viktualienh?ndler Bierausschank betrieben. In einem Aufsatz, der in der Wochenschrift f?r Brauerei ver?ffentlicht wurde, werden bereits f?r das Jahr 1825 984 Speise- und Schankwirte gez?hlt, allerdings erw?hnt der Verfasser, dass deren Zahl w?hrend der n?chsten Jahre fortdauernd zur?ckgegangen w?re.

So ist die erste Gesch?ftsart f?r die Ausbildung des Bierlieferungsgesch?ftes g?nstiger als die letztere und die Losl?sung des Bierverlages aus der Betriebsvereinigung ist in ihr wahrscheinlich eher erfolgt, als in den wenigen Gastwirtschaften, welche einen ?ber die n?chste Nachbarschaft hinausgehenden Bierversand betrieben.

Fussnoten:

Oekonomische Encyklop?die, oder allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wissenschaft etc. In 242 B?nden von 1772-1858.

Z. B. die Unlust des Treppensteigens bei dem Aufkommen der hohen vierst?ckigen H?user.

Schon 1829 hatte ?brigens die preussische Regierung auf ihre Kosten und wohl auf Anregung der K?nigin Elisabeth, einer bayrischen Prinzessin 2 Brauer nach M?nchen zur Erlernung der bayr. Brauerei geschickt. Vgl. Struve, Bayr. Braugewerbe, pag. 60.

Wie anderw?rts, so liessen auch in Berlin Weinh?ndler und Hotelbesitzer ihre S?hne oft Brauer werden und in M?nchen lernen. Die Familien Habel und Happold geh?ren hierher, erstere eine Weinhandlungs-, letztere eine Hotelbesitzersfamilie, die zuerst auch eine sogenannte >>bayerische Bierstube<< f?hrte.

Diese Bezeichnung ist sprachlich unrichtig, aber da sie in Berlin eingef?hrt ist , so ist sie auch in dieser Arbeit beibehalten worden.

Als der ?lteste Bierverleger wurde mir ein gewisser Lange, Barnimstrasse, bezeichnet, der bereits 1842 sein Viktualiengesch?ft aufgegeben und sich lediglich mit dem Vertrieb von Flaschenbier befasst haben soll.

Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergesch?fts.

Bei unseren Betrachtungen ?ber die weitere Entwicklung des Berliner Flaschenbiergesch?fts werden wir von der Entwicklung des Berliner Bierkonsums im allgemeinen auszugehen haben. Anschliessend hieran wird es uns leicht sein, die Einwirkung dieser Entwicklung auf den Genuss von Flaschenbier und so auf das Flaschenbiergesch?ft selbst zu ersehen. Die Weiterbildung des Berliner Brauereigewerbes wird uns die Anteilnahme der Brauereien an der Befriedigung des Flaschenbierkonsums zeigen, ebenso die Entstehung der Kannenbier- und Syphongesch?fte und deren Bedeutung. Die Verschiebungen in der Lage des Bierverlegerstandes durch die Einwirkung der vorerw?hnten Momente werden dann deutlich erkannt werden k?nnen.

Die Entwicklung des Berliner Bierkonsums.

Nun stellen die Altersklassen vom 20. bis zum 50. Jahre gewiss denjenigen Teil der Bev?lkerung dar, welcher produktiv am th?tigsten ist und auch f?r den Bierkonsum in erster Linie in Betracht kommt. Da nun gerade diese Bev?lkerungsklassen in Berlin um 12,5 % st?rker vertreten sind, als in der gesamten preussischen Monarchie so kann es im Zusammenhang mit der raschen Bev?lkerungszunahme nicht auffallen, wenn auch der Bierkonsum absolut und relativ in erheblichem Maasse gestiegen ist. Er zeigt im allgemeinen eine stetige Aufw?rtsbewegung, wenn auch die Durchschnittszahlen der Gr?nderjahre in den darauffolgenden Jahren wirtschaftlicher Depression nicht erreicht wurden, wie ja in gewisser Beziehung die Verh?ltniszahlen des Bierkonsums gleichzeitig ein Bild des jeweiligen Wohlstandes der Bev?lkerung abgeben. Wenn wir nun die Produktionszahlen betrachten , so zeigen dieselben neben dem Steigen der Produktion zugleich eine Verschiebung der Verh?ltniszahlen beider Arten des produzierten Bieres.

Schon vorher ist darauf hingewiesen worden, wie das erst um das Jahr 1840 eingef?hrte bayrische Lagerbier sich in kurzer Zeit in allen Kreisen der Bev?lkerung Eingang zu verschaffen wusste, sodass um die Mitte der sechziger Jahre bereits nur noch doppelt soviel Weissbier gebraut wurde als Lagerbier. Den st?rksten Umschwung aber brachte der Anfang der siebziger Jahre. Es wurden produziert:

Einwirkung der Konsumtionsverh?ltnisse auf das Flaschenbierlieferungsgesch?ft.

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