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Read Ebook: Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts by Stresemann Gustav
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 160 lines and 42237 words, and 4 pagesEinwirkung der Konsumtionsverh?ltnisse auf das Flaschenbierlieferungsgesch?ft. Schliesslich ist noch eine Erscheinung zu erw?hnen, welche an dieser Stelle k?rzer behandelt werden kann, weil auf sie bereits in der allgemeinen Betrachtung ?ber die Gr?nde zur Ausbreitung des Flaschenbierversandgesch?fts hingewiesen ist. Es war erw?hnt worden, dass die weite Entfernung von einer Bezugsquelle f?r Fassbier, oder von einem Einzelverkauf von Flaschen das Flaschenbierversandgesch?ft bef?rderte. In Berlin haben sich nun einige Stadtviertel abgesondert, welche speziell nur f?r die wohlhabenden Kreise bestimmt sind, da durch die H?he der Miete schon jeder, der nicht zu den >>oberen Zehntausend<< -- in Berlin sind es aber betr?chtlich mehr! -- geh?rt, abgeschreckt wird, dort sein Heim aufzuschlagen. Es sind dies in Berlin sowohl das Bellevue-, als das Hansa- und Tiergartenviertel, ferner die Gegenden in der N?he des Zoologischen Gartens bis Wilmersdorf hinauf und die Villenkolonie Grunewald. In diesen Stadtteilen giebt es wohl >>Restaurateure<< aber keine Gastwirte und da nur die letzteren in gr?sserem Maassstabe sich mit dem Verkauf ?ber die Strasse befassen, so sind die Bewohner dieser Gegenden auf den Bezug von Flaschenbier aus einem Flaschenbierlieferungsgesch?ft direkt angewiesen. Sie k?nnen zwar auch Bier in Flaschen einzeln vom Viktualien- oder Kolonialwarenh?ndler kommen lassen, letzterer bezieht aber sein Bier auch erst vom H?ndler, sodass auf alle F?lle eine Steigerung des Versandes von Flaschenbier erreicht wird. Dass ?hnliche Erscheinungen auch in anderen St?dten vorliegen, ergiebt sich aus dem Hinweis eines Leipziger Bierverlegers , der die Existenz des Leipziger >>Gewandhausviertels<< als eine St?tze f?r das dortige Flaschenbiergesch?ft bezeichnete. Die Weiterentwicklung des Berliner Brauereigewerbes. Die Entstehung des Flaschenbiervertriebes seitens der Brauereien f?llt in den Anfang der achtziger Jahre, in der Gegenwart hat die dadurch herbeigef?hrte Entwicklung gewissermassen ihren Abschluss gefunden. Ueber die Entwicklung des Absatzes bei einzelnen Brauereien selbst geben die nachfolgenden Zahlen Aufschluss, welche dem Verfasser von den betreffenden Brauereien freundlichst zur Verf?gung gestellt wurden. Der Gesamtumsatz der zum Verband der Berliner Brauereien geh?renden unterg?hrigen Brauereien betrug nach den Berichten des Verbandes im Jahre 1897/98: 531947, im Jahre 1898/99: 599502 hl, welche sich auf die einzelnen Brauereien folgendermassen verteilen: Zu dieser gewaltigen Zahl von beinahe 600000 hl ist noch der Absatz derjenigen Brauereien hinzuzurechnen, welche dem Verbande nicht angeh?ren, und deshalb in der Tabelle nicht angef?hrt sind. Es sind dies u. a. die Vereinigten Werder'schen Brauereien, welche ihren Hauptabsatz in Berlin haben, sowie die gr?sste der bestehenden bayrischen Brauereien, soweit diese noch in Privath?nden sind, die von Julius B?tzow. Der Absatz von Flaschenbier der letzten Brauerei ist allein auf ca. 50-60000 hl j?hrlich zu sch?tzen. Dazu kommen nun noch die Generalvertreter ausw?rtiger Brauereien, welche ebenfalls einen schwunghaften Flaschenbierhandel treiben, wie die Haasebrauerei in Breslau und die Radeberger Exportbrauerei. Der Gesamtumsatz von Flaschenbier seitens der Berliner Brauereien ist somit auf ca. 7-800000 hl j?hrlich zu sch?tzen. Berechnet man, dass ein Bierverleger bei einem j?hrlichen Absatz von 800-1000 hl schon verh?ltnism?ssig gut bestehen kann, so ist ersichtlich, wie viele solcher Betriebe ein einziges Grossunternehmen, wie die Schultheissbrauerei, ?berfl?ssig macht. Es ist eine eigenartige Erscheinung, wie auch in diesem Falle die Weissbierbrauerei in Berlin ihren eigent?mlich konservativ-patriarchalischen Charakter sich bewahrt hat. In der Natur des oberg?hrigen Bieres liegt durchaus nichts, was die Brauereien h?tte abhalten k?nnen, den Selbstabzug und Vertrieb in eigene Hand zu nehmen. Die Gefahr der Verf?lschung des Bieres, von der in Bezug auf die bayrischen Brauereien gesprochen wurde, bestand bei ihnen in weit h?herem Masse als bei jenen; der Erfolg h?tte sie bei ihrem Bestreben, auf Uebernahme des Flaschenbiervertriebes vermutlich ebenso unterst?tzt, wie die bayrischen Brauereien. Aber die Art des Betriebes, die Furcht vor einer ungewissen Vergr?sserung des Absatzes und damit der Uebernahme eines Risikos, endlich aber und entscheidend, der noch ziemlich ausgebildete pers?nliche Verkehr des Weissbierbrauereibesitzers mit seinen Kunden trat dem entgegen. Erw?gungen volkswirtschaftlicher Natur wie sie bei den kaufm?nnischen Direktoren der bayrischen Aktienbrauereien vorwalteten, waren ihnen gewisslich fremd, sie sahen die Sachlage nur von dem Gesichtspunkte an, dass sie ihren eigenen Kunden Konkurrenz machen sollten, und das widerstrebte ihnen. Solange daher die Weissbierbrauereien in den H?nden ihrer jetzigen Besitzer bleiben, ist eine Aenderung der bestehenden Verh?ltnisse kaum wahrscheinlich. Ob aber die nach ihnen folgende zweite Generation das Gesch?ft in alter Weise fortf?hren wird, ist mehr als zweifelhaft. Verschiedene der jetzt bestehenden, grossen Weissbierbrauereien werden daher in absehbarer Zeit auch wohl in Aktiengesellschaften umgewandelt werden, und ob dann, wenn ein gen?gendes Kapital, verbunden mit Unternehmungslust an die Stelle des jetzigen Betriebes tritt, nicht auch die Gesch?ftsprinzipien wesentlich andere, auch in Bezug auf den Flaschenbiervertrieb werden, muss abgewartet werden. Die Syphon- und Kannenbiergesellschaften. Bei dem Kannenbier, das anscheinend in den vornehmeren Gegenden vielfach das Flaschenbier verdr?ngt hat, liegt der Vertrieb in den H?nden der Kannenbierversand-Aktiengesellschaft, welche seinerzeit mit einem Kapital von 1 Million Mark gegr?ndet wurde ca. 12-15 Wagen im Betrieb hat und f?r die ersten beiden Jahre ihres Bestehens je 16 % Dividende zu verteilen in der Lage war. Gesch?digt werden durch diesen Versand sowohl Brauereien als auch Bierverleger, welche in jenen westlichen Gegenden Kunden besassen und diese nun verloren haben. Bei den Berliner Bierverlegern haben sich ebenso wie die Syphons auch die Kannen sehr wenig eingeb?rgert; vor allem wohl haben die grossen Kosten die meisten von einer Anschaffung zur?ckgeschreckt. Ein Syphonapparat von 5 l Inhalt kostet im Durchschnitt 10-12 Mark, eine Kanne etwa 1-1,50 Mark; die Anschaffung einiger hundert St?ck, wie sie doch f?r einen einigermassen ausgedehnten Betrieb unbedingt notwendig ist, bedingt also erhebliche Anschaffungskosten. Die Bierverlagsgesch?fte im Kampfe mit den Grossbetrieben. Wie haben die hier geschilderten Aenderungen des Bierkonsums ebenso wie die neuen Formen des Biervertriebs nun auf die Lage der Bierverleger eingewirkt? Wir hatten unsere Betrachtungen ?ber die Entwicklung des Flaschenbierhandels bis zu jener Zeit gef?hrt, in welcher aus der Berufsvereinigung von Gastwirtschaft oder Viktualiengesch?ft mit Flaschenbierhandel der Bierverlag als selbst?ndiges Gewerbe sich entwickelt hat. Seit dem Jahre 1868 findet sich im Berliner Adressbuch die Rubrik >>Bierverleger<< st?ndig, im Jahre 1879 wird eine Unterscheidung zwischen Bierverlegern und Bier-Engroshandlungen gemacht, hierunter sind die gr?sseren Bierhandlungen zusammen mit den Brauereivertretern aufgef?hrt. Die Zahl der Eintragungen in beide Rubriken ergiebt sich aus der nachfolgenden Tabelle: Die Ver?nderung in der Gesch?ftslage hat angefangen mit dem Jahre, in welchem die bayrischen Brauereien mit dem Vertrieb des Flaschenbieres begannen, und wie die mitgeteilten Ziffern zeigten, in ihrem Bem?hen, direkt als Produzenten mit den Konsumenten in Verbindung zu treten, so ausserordentlich erfolgreich waren. Es war den Bierverlegern unm?glich, in Preis oder Qualit?t mit ihren Lieferanten zu konkurrieren und so verminderte sich ihr Absatz an unterg?hrigem Biere in demselben Masse und derselben Relation wie die mitgeteilten Ziffern einzelner Brauereien steigen. Eine planm?ssige Zusammenstellung der Absatzziffer in Bezug auf das Flaschenbier ist seitens des Verbandes der Berliner Brauereien leider erst vor 2 Jahren angeregt und durchgef?hrt worden, sodass sich zuverl?ssige, vollst?ndige Berichte ?ber das Fortschreiten dieses Absatzes der Brauereien leider nicht bringen lassen. Soviel aber scheint f?r die derzeitige Lage der Dinge festzustehen, dass in Bezug auf den Absatz von bayrischem Lagerbier in Flaschen mindestens neun Zehntel dieses Absatzes durch die Brauereien besorgt werden. Wenn fast alle Bierverleger noch Lagerbier neben dem Weissbier beziehen, so geschieht dies, weil sie zum Teil ?ber die Strasse noch bayrisches Bier in Flaschen verkaufen, andererseits einige alte Privatleute oder Viktualienh?ndler zu Kunden haben, die, weil sie jahrelang das Weissbier von dem betreffenden Verleger bezogen haben, aus einer Art Piet?t auch das bayrische Bier von ihm entnehmen. Durch die Art des direkten Absatzes dieser kleinen Brauereien ist nat?rlich den Bierverlegern ebenfalls eine empfindliche Konkurrenz entstanden. W?hrend fr?her die Braunbierbrauereien ihr Bier ebenso wie die Weissbierbrauereien den Bierverlegern in F?ssern lieferten und diese den Absatz in Flaschen besorgten, welcher oft einen bedeutenden Teil des Gesamtabsatzes ausmachte -- namentlich an die Viktualienh?ndler wurde viel Braunbier geliefert -- ist ihnen heute dieser Absatz fast g?nzlich aus den H?nden genommen. Dazu kommt als letztes Moment noch, dass die Gastwirte aus ihrem Kundschaftsverh?ltnis zu den Bierverlegern heraustraten. Seitdem in den achtziger Jahren die Weissbierbrauereien, um den W?nschen nicht nur der Gastwirte, sondern auch eines Teiles der j?ngeren Bierverleger nachzukommen, immer mehr dazu schritten, den letzten G?hrungsprozess beim Weissbier in ihren eigenen Kellereien vorzunehmen, begannen auch die Gastwirte mehr und mehr das Bier wieder selbst von der Brauerei zu beziehen und so ging auch dieser Kundenkreis den Bierverlegern verloren. Es ist daher wohl ersichtlich, dass der Einfluss, welchen die Steigerung des Konsums oberg?hriger Biere auf die Lage der Bierverleger aus?bte, durch die ?brigen namhaft gemachten Momente mehr als aufgewogen werden musste. Nur ein Gebiet blieb den Bierverlegern, auf dem sie, von dr?ckender Konkurrenz befreit, ihre fr?here Stellung nicht nur behaupten, sondern sogar verst?rken konnten: dasjenige der sogen. >>echten<< Biere. Es war bereits dargelegt worden, wie der Vertrieb der ausw?rtigen Biere zuerst in den H?nden jener Bier-Niederlagen sich befand, welche daneben meist noch mit einem besseren Kolonialwarengesch?ft oder einem Restaurant verbunden waren. Sp?ter entwickelten sich aus dieser Betriebsvereinigung die General-Agenturen der ausw?rtigen Brauereien als selbst?ndige Gewerbe und zwar zum gr?ssten Teil mit der Beschr?nkung auf den Absatz in F?ssern, w?hrend der Vertrieb des Flaschenbieres in die H?nde der Bierverleger ?berging. Im wesentlichen liegen die Dinge auch heute noch so, nur dass viele Bierverleger, angesichts der Verringerung der Absatzm?glichkeit auch eigene Brauereivertretungen ?bernommen haben und z. T. neben ihrem Flaschen- auch Fassbierhandel treiben. F?r die Mehrheit der Bierverleger wichtiger als diese einzelnen Vertretungen ist jedoch der Absatz derjenigen sogenannten >>echten<<, d. h. ausw?rtigen Biere, welche allgemein eingef?hrt sind und deren Vertrieb durch die Bierverleger geschieht, da die betr. Generalvertretungen sich auf den Fassbierhandel beschr?nken. In Betracht kommen hier vor allem das Gr?tzer und das Kulmbacher Bier. Von den 46 Bierverlegern, ?ber deren Gesch?ftsbetrieb mir Ausk?nfte vorliegen, f?hrten 36 Gr?tzer und 21 Kulmbacher Bier, M?nchener Bier wurde in 3, Pilsener Bier in 5 F?llen gef?hrt. Das Gr?tzer Bier wurde Mitte der achtziger Jahre in Berlin eingef?hrt, es ist ein oberg?hriges Bier, das sehr lange Lagerung erfordert, , der Geschmack ist ein eigent?mlich rauchiger. Es wird meist in den Nachtcaf?s gef?hrt. Die j?hrliche Einfuhr von Gr?tzer Bier soll nach den Angaben des Generalvertreters einer der bekannteren Gr?tzer Brauereien etwa 25000 hl betragen. Eine Zeit lang hatte der Vertreter der Brauerei B?hnisch in Gr?tz den Flaschenbiervertrieb selbst ?bernommen, doch wurde er durch einen Boykott der Berliner Bierverleger gezwungen, ihn wieder aufzugeben, da er mehr Fassbierkunden verlor, als er an den neugewonnenen Flaschenbierkunden verdiente. So ist der Absatz des gesamten in Berlin eingef?hrten Gr?tzer Bieres in den H?nden der Bierverleger geblieben. Die vorhergegangen Betrachtungen umfassten die Entstehung und Entwicklung des Berliner Flaschenbiergesch?fts bis zum gegenw?rtigen Zeitpunkt. Die Ausf?hrungen mussten sich dabei auf allgemeine Gesichtspunkte beschr?nken und konnten die geschilderte Entwicklung nur in grossen Z?gen geben. Zu ihrer Vervollst?ndigung soll daher die nachfolgende Darstellung dienen, welche im Rahmen der Detailschilderung die gegenw?rtige Lage des Berliner Bierverlegerstandes im besonderen schildern will, als desjenigen Gliedes im Berliner Flaschenbiergesch?ft, dessen Entwicklung eine typische Bedeutung beanspruchen kann, welche ?ber das Interesse an dem vorliegenden Einzelfall hinausgeht. Gleichzeitig wird diese Einzelschilderung aber auch R?ckschl?sse auf die Ausf?hrungen des ersten Teiles dieser Arbeit gestatten und zur Best?tigung der darin ausgesprochenen Behauptungen dienen. Fussnoten: In dem >>Arbeiterfreund<<, Jahrgang 1877, ist eine Studie ver?ffentlicht: >>Der Bierverbrauch in Berlin ein Spiegel der sozialen Lage des Volkes.<< Die Voraussetzungen, von denen der Verf. der betr. Arbeit ausgeht, sind jedoch ziemlich willk?rlich und seine Folgerungen daher mit Vorsicht aufzunehmen. Es wurden Neubauten genehmigt: 1869: 2473, 1870: 2576, 1871: 3789, 1872: 6331, 1873: 6076, 1874: 6556, 1875: 6278; die 1874 erreichte Zahl ist bis in die Gegenwart nur einmal ?berschritten worden. Erstes Jahr des Vertriebes. Erstes Jahr des Vertriebes. Erstes Jahr des Vertriebes. Erstes Jahr des Vertriebes. Erstes Jahr des Vertriebes. Die Zahlen verstehen sich incl. des Flaschenbierversandes nach ausserhalb. Den Anteil dieser Sendungen n. a. an der Gesamtziffer sieht man aus einer Vergleichung f?r die beiden letzten Jahre, f?r welche mir beide Ziffern vorliegen. Absatz einschliesslich Sendungen f?r Berlin allein nach ausserhalb Doch betrug sogar der Umsatz der Schultheiss-Brauerei 1885 erst gegen 15000 hl. Vergl. Seite 23. Vielfach auch L?bbener Bier genannt, weil in L?bben eine beliebte Art Braunbier gebraut wurde. Vergl. Gutachten des Vereins der Brauereien Berlins und der Umgegend, erstattet an den Polizeipr?sidenten von Berlin betr. W?sserung und Verf?lschung von Bieren. Incl. des Flaschenbiervertriebs der Weissbierbrauereien. Die gegenw?rtige Lage der Berliner Bierverleger. Begriff und Form der Bierverlagsgesch?fte. F?r einen kleinen Teil der Berliner Bierverleger w?rde die obige Definition noch in einer Hinsicht zu erweitern sein, indem dieselben von der durch die Brauereien eingef?hrten Lieferung des Berliner Weissbieres in demjenigen Zustande, welcher nur noch mehrt?giges Lagern verlangt, um in Genussreife ?berzugehen, keinen Gebrauch machen, sondern die letzte Nachg?hrung noch in ihrem eigenen Keller sich vollziehen lassen. Ihre Th?tigkeit bei der Bierbereitung geht also in diesem Falle ?ber das >>Lagern bis zur Genussreife<< hinaus, bewirkt allerdings andrerseits keine Formver?nderung von Rohstoffen, sodass von >>Gewerbe<< im national?konomischen Sinne auch bei ihnen nicht gesprochen werden kann. Als andere Arten der Betriebsvereinigung kommen in Betracht der Nebenhandel mit Mineralwasser , Eis und Kohlens?ure. An kleineren Orten ist die Verbindung von Bier-Verlag mit Mineralwasser- und Eishandlung viel h?ufiger als in Berlin; die Zahl der verschiedenen Verbindungsarten ist dort auch mannigfaltiger. So soll in einigen St?dten der Bierverlag in Verbindung mit Holz- und Kohlenhandel sich finden, ebenso wird im Organ des Verbandes deutscher Bierh?ndler den Bier-Verlegern empfohlen, den Petroleumhandel als Nebengesch?ft einzuf?hren, namentlich um -- ebenso wie bei dem Holz und Kohlenhandel -- w?hrend der Winterszeit, wenn der Bierkonsum naturgem?ss geringer ist, nicht ganz ohne Absatz zu sein. In Berlin sind mir derartige Formen von Betriebsvereinigung nicht bekannt geworden. Dagegen ist darauf hinzuweisen, dass bei denjenigen Bierverlegern, welche den Nachg?hrungsprozess des Berliner Weissbieres in ihren eigenen Kellereien vornehmen, Hefe als Nebenprodukt gewonnen wird, welche in der Regel ein in der N?he wohnender B?cker dem betr. Bierverleger abkauft. Bei einem Umsatz von etwa 1000 hl Weissbier beziffert sich der Erl?s f?r diese Hefe auf 150-200 Mark. Die verschiedenen skizzierten Nebengesch?fte k?nnen nat?rlich in allen m?glichen Kombinationen zum Flaschenbiergesch?ft hinzutreten. So finden sich beispielsweise bei einem Berliner Bierverleger Flaschenbierhandel, Gastwirtschaft, Fassbierhandel und Kohlens?ure-Niederlage zusammen. Verschiedenartigkeit der Berliner Bierverlagsunternehmungen. Abgesehen von den verschiedenen Formen der Betriebsvereinigung ist noch eine prinzipielle Scheidung unter den Berliner Bierverlegern vorzunehmen. Es handelt sich dabei um den Gegensatz zwischen denjenigen Gesch?ften, welche nach modernen, kaufm?nnischen Prinzipien geleitet werden zu den Betrieben, welche eine solche Leitung durchaus vermissen lassen. Zu den ersten geh?ren nat?rlich die Generalvertretungen der ausw?rtigen Brauereien, soweit sie einen Flaschenbiervertrieb haben, ausserdem aber auch eine Anzahl von Biergrosshandlungen. Wenn ihre Zahl auch gering ist und sie gegen?ber der grossen Zahl der ?brigen Bierverleger nicht in Betracht kommen, so ist es doch n?tig, an dieser Stelle eine kurze Schilderung der Art ihrer Betriebe zu geben, zumal sich unsere weiteren Ausf?hrungen auf denjenigen Teil der Berliner Bierverleger beschr?nken sollen, welcher die typischen Merkmale des Berliner Flaschenbierhandels an sich tr?gt. Der Gegensatz dieser Gesch?fte zu den ?brigen Betrieben wird am besten gekennzeichnet durch ihre Entstehungsart. Zun?chst stammen sie fast s?mtlich aus neuerer Zeit. Sie richteten von vornherein ihr Hauptaugenmerk auf die unterg?hrigen Biere, und zwar f?hrten sie neben den Berliner Lagerbieren besonders ausw?rtige, w?hrend der Absatz von Weissbier dagegen weit zur?cktrat. Fast alle liefern das Bier auch in kleinen Gebinden, doch kommt dieser Fassbierhandel nur als Gelegenheitsgesch?ft in Betracht. Bezeichnend ist auch, dass der Absatz sich meist auf Detailkunden beschr?nkt, wie auch der ganze Betrieb auf diese Art des Absatzes eingerichtet ist . Der Abdruck einer Bestellkarte eines dieser Gesch?fte m?ge das hier gesagte illustrieren. Bitte mir am ...................... 1 zu senden .... Fl. Englisch Porter 8 Fl. 3 Mk. .... " Englisch Pale Ale 8 " 3 " .... " Pfungst?dter Bock-Ale 12 " 3 " .... " M?nchener Spatenbr?u 15 " 3 " .... " N?rnberger, Henninger 15 " 3 " .... " Kulmbacher Exportbier 15 " 3 " .... " Pilsener, B?rgerliches 15 " 3 " .... " Gr?tzer, Gesundheitsbier 24 " 3 " .... " Schultheiss-Versand 26 " 3 " .... " Schultheiss-M?rzen, hell, 26 gr. oder 30 " 3 " .... " Bockbrauerei, hell 26 gr. oder 30 " 3 " .... " Bock-Versand 26 " 3 " .... " Breslauer Weizenbier 30 " 3 " .... " Patzenhofer 26 gr. oder 30 " 3 " .... " Weissbier, Landr?, Akt.-Ges. 30 " 3 " .... " do. grosse 15 " 3 " 1/8 hl Lagerbier Mk. 3,-- 1/8 hl Versandbier " 3,-- 1/8 hl Patzenhofer " 3,50 N?rnberger Original-Gebinde von ca. 30 Liter an Spaten do. " " 30 " " L?wenbr?u do. " " 15 " " Kulmbacher do. " " 25 " " Name: ............................. Wohnung: .......................... $Berlin$, den ....................... $N.B. Um p?nktlich liefern zu k?nnen, ersuche h?flichst Bestellungen Tags zuvor aufzugeben.$ $Die Kutscher sind angewiesen, die leeren Flaschen stets mitzunehmen.$ Ebenso wie die Brauereien machen diese Unternehmungen oft Reklame durch Inserate, Zeitungsbeilagen, Plakate, Zusendung von Prospekten etc., ihre Wagen fallen durch eine gewisse Gef?lligkeit des ?usseren Anstrichs sogar noch gegen?ber den Brauereiwagen auf. Die Inhaber dieser Gesch?fte sind ebenso wie die Brauereivertreter meist Leute, die niemals in der Brauerei oder im Bierverlag gearbeitet haben, sie besitzen lediglich kaufm?nnische Bildung. Zu ihnen geh?ren auch die neuen kaufm?nnischen Betriebe f?r den Vertrieb von Syphonbier, sowie ein oder der andere grosse Weissbierverlag, deren Absatz im Gegensatz zu den ?brigen haupts?chlich bei der Privatkundschaft liegt. Innerhalb der Mehrzahl nicht kaufm?nnisch betriebener Gesch?fte, welche im wesentlichen die typische Form des Berliner Bierverlegers erkennen lassen, sind Unterscheidungen nur nach der H?he des Umsatzes zu machen. Das Gemeinsame tritt jedoch gegen?ber dieser Verschiedenheit ausserordentlich hervor, namentlich was die Entstehung und allm?hliche Entwicklung des Gesch?ftes anbelangt. Die ?lteren Gesch?fte sind zumeist, wie ausgef?hrt, aus der Gastwirtschaft oder dem Viktualienhandel entstanden; im ersteren Falle haben manche die Gastwirtschaft als Nebengesch?ft noch behalten. Die Inhaber derjenigen Gesch?fte, welche aus neuerer Zeit stammen, waren zu einem grossen Teil fr?her Kutscher bei einer Brauerei oder einem Bierverleger und wagten es dann, auf ihre Ersparnisse und den von den Lieferanten gew?hrten Kredit sich st?tzend, einen Bierverlag zu gr?nden. Die Kunden wurden entweder durch pers?nliche Bekanntschaft gewonnen oder durch direktes Aufsuchen, man kann sagen hausieren. W?hrend noch Anfang der achtziger Jahre der Hauptnachdruck, auch bei allen Neugr?ndungen auf das Lieferungsgesch?ft gelegt wurde, ist es bei denjenigen Gesch?ften, welche in den letzten Jahren entstanden, namentlich im Anfang, wesentlich anders. Die Hauptst?tze des Gesch?ftes bildet hier der Kleinhandel mit Bier, der Detailverkauf ?ber die Strasse, z. T. wird auch von der Brauerei bezogenes Frischbier literweise verkauft. Weiterhin werden vielfach auch noch Spezereiwaren gef?hrt, eine W?scherolle steht zur Verf?gung der Hausfrauen, und von aussen unterscheidet sich ein solches Gesch?ft von einer Viktualienhandlung nur dadurch, dass die langen senkrechten Tafeln, auf denen die Preise der einzelnen Biersorten verzeichnet sind, darauf hinweisen, dass das Bier in dieser Handlung als Verkaufsobjekt eine gr?ssere Rolle spielt, als in den ?brigen Kellern dieses Charakters. Was das durchschnittliche Alter der heute bestehenden Bierhandlungen anbelangt, so stammte von den 46 Gesch?ften, welche mir hier?ber Auskunft erteilten, das ?lteste aus dem Jahre 1849, im ?brigen waren begr?ndet worden: in den Jahren 1860-1870: 5 " " " 1870-1880: 8 " " " 1880-1890: 12 " " " 1890-1896: 20 Aus diesen Zahlen geht zun?chst hervor, dass eine grosse Anzahl der fr?heren Gesch?fte eingegangen sein muss, denn sonst w?re es nicht zu erkl?ren, dass aus der so g?nstigen Zeit 1860-1880 nur eine geringe Anzahl von Bierverlagsgesch?ften noch best?nde. Manche der Inhaber dieser Gesch?fte haben vielleicht, nachdem sie in den guten Jahren gen?gend zur?ckgelegt hatten, ihr Gesch?ft aufgegeben und die >>Kundschaft<< an irgend einen anderen Bierverleger verkauft; manche, welche fr?her neben dem Bierverlag noch eine Gastwirtschaft betrieben, beschr?nken sich heute auf letztere. Die Thatsache, dass die Mehrzahl der heute bestehenden Bierverlagsgesch?fte aus den letzten Jahren stammen, ist f?r die Umwandlung in dem Charakter des Bierverlages von gr?sster Bedeutung. Personalverh?ltnisse im Bierverlag. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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