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Read Ebook: Das heilige Donnerwetter. Ein Blücherroman by Paul Adolf
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 3052 lines and 130859 words, and 62 pagesEin Bl?cherroman Copyright 1918 by Albert Langen, Munich Alle Rechte, insbesondere der ?bersetzung und Dramatisierung, vorbehalten! INHALT In schnellem Flug huschte dann und wann der schneeweisse K?rper einer M?we vor?ber und leuchtete grell gegen das von keinen Wolken bedeckte Blau des Himmels auf. Aber keiner von den drei jungen Leuten, die nebeneinander auf den zusammengerafften Segeln im Boote lagen, drehte auch nur den Kopf, um die Kunstst?cke des gewandten Luftseglers zu beachten. Sie starrten unentwegt nach dem kleinen dunklen Punkt, der, kaum noch wahrnehmbar, sich hoch in den L?ften bewegte. ,,Aufgepasst!" rief der eine halblaut, ,,seine Kreise werden enger! Er sieht Beute!" ,,Er zielt!" rief der zweite. ,,Er f?llt!" Der schwarze Punkt wurde schnell gr?sser, breitete sich zur Fl?che aus, gliederte sich, wurde zum K?rper, dessen Kopf, Rumpf, Fl?gel und Schwanz sich scharf von der klaren Luft abzeichneten. Dann schoss er rasch tiefer, hielt j?h an und st?rzte pfeilschnell kopf?ber in den See. Mit einem Ruck schnellten die drei jungen Leute empor, standen da kerzengerade im Boot und blickten dem goldbraunen K?rper des Raubvogels nach, der ins Wasser hineinschoss, dass der Schaum hoch aufspritzte. Bald kam er wieder zum Vorschein, hob sich zum Flug und steuerte mit ruhigen, kraftvollen Schl?gen seiner m?chtigen Schwingen in flacher Bahn der K?ste zu, einen grossen, silberweissen Fisch in den Krallen mit sich f?hrend. ,,Der Adler von gestern!" rief der l?ngste von den dreien. ,,Ich kenne ihn genau! Die gleiche Gr?sse und Zeichnung! Nicht zu verkennen!" ,,Er wird wohl hier in der Gegend nisten!" ,,Sicherlich! Denn als er gestern dr?ben bei Hiddensee fischte, stieg er mit seinem Raub j?h in die H?he und flog nach Nordost, hierher. Jetzt steuert er flach gegen das Land. Dort auf den Kreidefelsen wird es sein!" ,,Schauen wir nach!" Im Nu sassen zwei an den Riemen, der dritte am Steuer, und von kr?ftigen Schl?gen getrieben, glitt das Boot dem Ufer zu, wo hoch oben auf dem weiss leuchtenden Kreidefelsen ein paar uralte Kiefern wie vorweltliche Riesen ihre knorrigen Kronen aus der saftig gr?nen Masse des Laubwaldes emporhoben. Auf diese B?ume setzten sie Kurs. Und lange dauerte es nicht, bis das braungeteerte Boot sich am Ger?ll des Ufers scheuerte. Bald war es an Land gezogen, Segel und Ruder versteckt, und die drei Freunde sprangen von Stein zu Stein auf das Gemengsel von Sand, Schlemmkreide und Feuersteinen hinauf, aus dem der schmale Uferstreifen gebildet war, der den Felsenrand vom Wasser trennte. ,,In einer der alten Kiefern da oben wird er sein Nest haben!" ,,Klettern wir hinauf!" ,,Wozu klettern? Weiter nach links weiss ich einen Pfad, der bequem zu steigen ist!" ,,Der gerade Weg ist der beste!" antwortete der, der zuerst geredet hatte - ein lang aufgeschossener J?ngling mit Adlernase und dunklen, blauen Augen. Und ohne sich um die anderen zu k?mmern, nahm er entschlossen Anlauf, packte mit kr?ftigem Griff den n?chsten Busch, stemmte die F?sse gegen die Spalten und Vorspr?nge des Felsens, nahm im ersten Ansturm die halbe H?he und blieb da auf einem breiteren Vorsprung stehen und blickte hinauf. ,,Da ist er wieder!" schrie er und zeigte auf den Adler, der in raschem Flug wieder seew?rts steuerte. ,,Was sagte ich? Sein Nest ist hier!" ,,Vorw?rts nur!" Ein paar kr?ftige Klimmz?ge, ein Keuchen und Fluchen, wenn der Fuss einmal ausglitt und Steine und Sand prasselnd in die Tiefe schickte, dann waren sie oben und fanden da den Dritten im Bunde lachend vor. Denn der bequemere, wenn auch l?ngere Pfad hatte ihn doch zuerst ans Ziel gef?hrt. ,,Lache nur!" rief der Lange. ,,Hier w?rest du nimmermehr heraufgelangt!" ,,Wozu denn W?nde hochsteigen, wenn es auch so geht?" antwortete der andere, ohne sich aus der guten Laune bringen zu lassen. ,,Um auf dem geraden Weg zu bleiben! Umwege sind Abwege!" Damit drang er den anderen voran durch den Laubwald nach der Anh?he, wo in einsamer Majest?t eine alte Kiefer thronte. Das Adlernest hatte er bald herausgefunden. Aber wie hinaufkommen? Der riesige, mannsdicke Baum, der es trug, hob sich wie eine S?ule zu m?chtiger H?he. Sein von Wind und Wetter glattpolierter Stamm bot dem Kletternden fast gar keine St?tzpunkte. ,,Wo du da einen bequemeren Umweg finden willst, m?chte ich nur wissen!" rief der Lange. ,,Freund Diercks klettert auf die B?ume wie ein Affe, Bruder!" antwortete der zweite der beiden Bergsteiger. Und Diercks, der seine Kr?fte vorhin geschont hatte, spuckte in die H?nde, packte den Baumstamm, umschlang ihn mit Armen und Beinen und schob sich so langsam daran hoch, jede Muskel des st?mmigen K?rpers auf das ?usserste anspannend. Endlos schien es den Untenstehenden, bis sie ihn den Arm ?ber den ersten Ast der Krone schieben sahen, um mit Aufbietung der letzten Kraft den K?rper hinaufzuziehen. Einen Augenblick blieb er sitzen, um Atem zu sch?pfen, dann ging es weiter von Ast zu Ast, bis an das Adlernest heran. Ein Blick hinein, ein Aufschrei! ,,Gebhard! Siegfried! Ein ausgewachsener Adler!" ,,Schon fl?gge?" ,,Sicher! Aber er scheint noch keine Ahnung davon zu haben! Er liegt ganz still!" ,,Wirf ihn herunter!" Einen Augenblick wurde es still da oben. Dann kam ein Aufschrei: ,,Verflucht! Den Schnabel weiss er schon zu brauchen!" Dann h?rte man nichts mehr als das Ger?usch eines z?hen Kampfes. Trockenes Reisig und Grasb?schel flogen aus dem Neste zu den Wartenden hinunter, und zuletzt sauste, mit kr?ftigem Schwung geschleudert, ein fast ausgewachsener junger Adler herab. Zun?chst fiel er in schwindelnder Fahrt, dann auf einmal breitete er mit gellendem Aufschrei die Fl?gel aus, und zum ersten Male trugen sie den K?rper in sanftem Flug hinunter und landeten ihn unweit der unten Harrenden. Einen Augenblick blieb er bet?ubt liegen, dann wurde er von vier kr?ftigen F?usten gepackt und ihm eine Kappe ?ber den Kopf gezogen. Sein Bezwinger war unterdessen heruntergerutscht und kam jetzt heran. ,,Den Vogel nehme ich mit nach Hause!" sagte er. ,,Da ich ihn fing, ist es nur billig, dass ich ihn behalte!" ,,Wo willst du ihn bei euch hintun?" ,,In den H?hnerstall, bis ich ihm einen K?fig gebaut habe!" ,,Einen Adler in den H?hnerstall tun?" rief Gebhard, der l?ngere von den beiden Br?dern, entr?stet. ,,Das geschieht nie und nimmer!" Und ehe die anderen es sich versehen konnten, riss er die Kappe vom Kopf des Adlers fort und warf den Vogel in die Luft. ,,Gebrauche deine Fl?gel, jetzt wo du weisst, wozu sie taugen!" rief er. Der Adler machte ein paar ungelenke Bewegungen mit den Schwingen und setzte sich in einiger Entfernung wieder auf den Rasen, nahm aber dann, von seiner Angst getrieben, noch einmal Anlauf. Zwei, drei Schl?ge nur mit den Fl?geln, und die Unsicherheit war verschwunden, er wagte den Flug und schraubte sich in sanftem Bogen um den Baum herum, bis er ins Nest hineinblicken konnte. Dann war er mit einer schnellen Bewegung dar?ber und liess sich rasch hineinsinken. ,,So!" sagte Gebhard und zog seine frei gewordene Kappe wieder ?ber die Locken. ,,Vor dem H?hnerstall w?ren wir bewahrt!" ,,Du bist nur neidisch," murrte sein Freund, ,,weil du ihn nicht selbst fangen konntest!" ,,Daf?r konnte ich ihm die Freiheit geben!" sagte Gebhard, und es wetterleuchtete vor trotzigem Stolz in seinen dunklen Augen. ,,Frei wie die Luft, die er atmet, muss der K?nig der L?fte sein! Ich musste ihm da helfen. Und ich t?te es nochmals, ob's dir passt oder nicht! Da" - er zeigte landw?rts auf die Wiese unterhalb des Berges -, ,,da fliegen andere V?gel, die nicht dem Himmel so nahe kommen. Fang' dir die ein!" ,,Die schwedischen Husaren!" rief Diercks und vergass ?ber dem Anblick den Adler und seinen ?rger ?ber Gebhards eigenm?chtigen Eingriff in seine wohlerworbenen Rechte. Er jauchzte laut den blaugelben Reitersleuten zu, die aus dem Wald heraufsprengten, um in wildem Galopp ?ber die Ebene hinwegzusausen. ,,Den Flug machen wir mit!" rief er. ,,Die holen wir noch ein! Rasch, fangen wir ein paar von Vaters Pferden unten auf der Wiese ein und setzen wir ihnen nach!" Gesagt, getan! Die drei unternehmungslustigen jungen Leute hatten sich bald je ein Pferd eingefangen und ritten, statt den Reitern auf dem grossen Fahrwege ?ber Altenkirchen zu folgen, auf ihren ungesattelten Pferden querfeldein nach der Wittower F?hre hin, wo sie gleichzeitig mit den Husaren anlangten. Add to tbrJar First Page Next Page |
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