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Munafa ebook

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Read Ebook: Petersburg by Bely Andrey Strasser Nadja Translator

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Ebook has 289 lines and 11204 words, and 6 pages

Sie traten in den Salon ein: ?berall Nippessachen, Metall- und Perlmutterinkrustationen, Bronzen.

>>Kolenka geht es gut, Anna Petrowna . . . er befindet sich ganz wohl . . .<< Der Senator machte ein paar eilige Schritte seitw?rts.

>>Ist er zu Hause?<<

Apollon Apollonowitsch, der sich gerade in einen Empiresessel niedergelassen hatte, erhob sich etwas widerwillig und dr?ckte den Knopf der elektrischen Glocke.

>>Warum kam er nicht zu mir?<<

>>Er ist, Anna Petrowna . . . mm?--mm? . . . Er war . . . sehr . . .<< -- der Senator wurde seltsam verworren, dann zog er sein Taschentuch hervor, schneuzte sich lange mit sonderbaren Trompetenlauten; dann r?usperte er sich ein wenig und steckte sehr langsam das Taschentuch wieder in die Tasche:

>>Ja, er hatte sich sehr gefreut . . .<<

Schweigen trat ein. Der kahle Kopf neigte sich ?ber einer kalten, langbeinigen Bronze; der Lampenschirm, mit feinster Malerei bedeckt, gl?nzte nicht mit seinen violetten T?nen: verloren hat das neunzehnte Jahrhundert das Geheimnis dieser Farbe; das Glas war abgedunkelt von der Zeit; und auch die feine Malerei war abgedunkelt von der Zeit.

Auf das L?uten trat Ssemjonytsch herein:

>>Ist Nikolai Apollonowitsch zu Hause?<<

>>Jawohl, gn?diger Herr.<<

>>Mm . . . h?ren Sie mal: sagen Sie ihm . . . Anna Petrowna sei hier und liesse ihn bitten . . .<<

>>Vielleicht gehen wir selbst zu ihm<<, sagte erregt Anna Petrowna und erhob sich lebhaft aus dem Lehnstuhl; aber der Senator unterbrach sie mit scharfer Wendung gegen Ssemjonytsch:

>>M? -- mm? . . . Ssemjonytsch: also sagen Sie: . . .<<

>>Zu Befehl . . .<<

>>Ich bin mit Kolenka, Anna Petrowna, nicht ganz zufrieden . . .<<

>>Was sagen Sie . . .<<

>>Kolenka benimmt sich schon seit geraumer Zeit -- regen Sie sich nicht auf -- er benimmt sich einfach -- aber regen Sie sich nicht auf -- einfach sonderbar . . .<<

-- ?

Die goldeingerahmten Trumeaus verschlangen mit ihrem gr?nlichen Glas den Salon.

>>Kolenka wurde etwas verschlossen . . . Kche -- kche<< -- nach dem Hustenanfall begann er mit den Fingern aufs Tischchen zu trommeln; es fiel ihm etwas -- etwas Pers?nliches -- ein, er zog die Augenbrauen zusammen, rieb sich an der Nasenwurzel; doch er fasste sich bald und rief mit fast ?berm?ssiger Lustigkeit:

>>?brigens: nein, es ist weiter nichts dabei . . . Gar nichts . . .<<

Zwischen den Trumeaus glitzerten ?berall Perlmuttertischchen.

Eine einzige Sinnlosigkeit

Den Schmerz im Knie ?berwindend , ein wenig hinkend, lief Nikolai Apollonowitsch durch den Korridor.

Ein Wiedersehen mit der Mutter!

Ein Wirbel von Gedanken und Vorstellungen rauschte durch seinen Kopf; oder nein: es waren keine Gedanken, und es gab nirgends einen Sinn -- es war ein Wirbel von Sinnlosigkeiten.

Welche Gedanken waren es?

Erstens der Gedanke an den Schrecken seiner Lage; der Schrecken seiner Lage ergab sich durch das Verschwinden der Sardinenb?chse; die Sardinenb?chse, d. h. die Bombe, ist verschwunden; es war klar, dass jemand die Bombe weggeschafft hat; wer aber, wer? Einer von den Dienern; dann ist also die Bombe in die H?nde der Polizei gekommen; und er wird -- verhaftet; das w?re nicht das Schlimmste; das Schlimmste ist: Apollon Apollonowitsch selbst hat die Bombe gefunden und hat sie mitgenommen und weiss jetzt: weiss jetzt alles.

Es bleibt aber die Tatsache der gefundenen Bombe bestehen.

Wenn ihn der Vater ruft, wenn seine Mutter -- nein, er kann's nicht wissen: er hat die Bombe nicht aus dem Zimmer fortgetragen. Auch die Diener . . . Diesen h?tte man es gleich angemerkt. Doch niemand zeigte was. Nein, sie wissen nichts von der Bombe. Aber wo ist sie, wo? Hat er sie wirklich im Schreibtisch versteckt; hat er sie nicht irgendwo unter dem Teppich verborgen, zuf?llig, mechanisch: so was passierte ihm manchmal.

In einer Woche wird sich alles von selbst aufkl?ren . . . Doch nein; die Bombe wird ihre Anwesenheit schon heute anzeigen -- durch ein furchtbares Gepolter .

Ihre Anwesenheit -- unter dem Teppich, in irgendeinem Schrank, unter einem Kissen -- sie wird sie anzeigen; sie wird zu poltern beginnen und wird dann platzen; er m?sse die Bombe finden; nun habe er jetzt aber keine Zeit dazu: die Mutter ist da.

Und dann ein weiterer Gedanke: man hat ihn beleidigt; das war sein zweiter Gedanke; und der dritte: ja, dieses widerliche kleine M?nnchen, Pawel Jakowlewitsch! Er glaube ihn jetzt wieder, gerade wie er nach Hause fuhr, gesehen zu haben; und schliesslich -- Pepp Peppowitsch Pepp: Pepp, das ist die furchtbare Ausbreitung des K?rpers, das Sichdehnen der Adern, das Sieden im Kopf . . .

Ach: nun ist alles durcheinandergeraten; der Wirbel der Gedanken flog mit unmenschlicher Schnelligkeit durch den Kopf und rauschte in den Ohren, so dass es gar keine Gedanken waren: es war eine einzige Sinnlosigkeit.

Mama

Er ?ffnete die Salont?r.

Das erste, was er erblickte, war . . . war . . . Na ja: er erblickte das Gesicht seiner Mutter und zwei H?nde, die sich ihm aus dem Lehnstuhl entgegenstreckten: das Gesicht war gealtert und die H?nde zitterten im durchbrochenen Goldlicht der Laternen, die gerade draussen hinter den Fenstern angez?ndet wurden.

Und er h?rte eine Stimme:

>>Kolenka, mein geliebter, mein teuerer!<<

Er verlor die Fassung, sein ganzes Wesen flog ihr entgegen.

>>Bist du's, mein Junge . . .<<

Nein, er konnte sich nicht mehr halten: er kniete vor ihr nieder, er umschlang krampfhaft ihre Taille: er dr?ckte sein Gesicht in ihren Schoss und brach in Weinen aus; er weinte -- weiss Gott warum: ohne sich dar?ber Rechenschaft zu geben, unaufhaltsam, schamlos weinte er, und seine breiten Schultern bebten .

>>Mama, Mama . . .<<

Auch sie weinte.

Apollon Apollonowitsch stand abseits, in der D?mmerung der Fensternische; er ber?hrte mit der Hand den Kopf einer chinesischen Porzellanpuppe: der Chinesenkopf wiegte sich: Apollon Apollonowitsch trat aus der D?mmerung der Nische heraus; er h?stelte leise; mit kleinen Schrittchen n?herte er sich dem weinenden Paar, und pl?tzlich trompetete er neben dem Lehnstuhl heraus:

>>Beruhigt euch, meine Lieben!<<

Er hatte eigentlich solche Gef?hle bei seinem Sohne nicht vermutet, bei dem kalten, in sich verschlossenen Sohne, an dessen Gesicht er in diesen zweieinhalb Jahren nie was anderes als Grimassen gesehen hatte; einen bis zu den Ohren breitgezogenen Mund, nach unten blickende Augen; dann drehte sich Apollon Apollonowitsch um und lief aus dem Zimmer -- um etwas zu holen.

>>Mama . . . Mama . . .<<

Die Angst, die Dem?tigungen der letzten vierundzwanzig Stunden, das Verschwinden der Sardinenb?chse, das Gef?hl der v?lligen eigenen Unzul?nglichkeit, all das flatterte in verworrenen Augenblicksgedanken durch sein Hirn; alles versank in dem warmen Dunst des Wiedersehens:

>>Mein Knabe, mein geliebter . . .<<

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