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Munafa ebook

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Read Ebook: A World of Wonders with Anecdotes and Opinions Concerning Popular Superstitions by Poyntz Albany Editor

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Ebook has 959 lines and 79365 words, and 20 pages

DAS HIMMLISCHE LICHT VON LUDWIG RUBINER

LEIPZIG KURT WOLFF VERLAG 1916

Gedruckt bei E. Haberland in Leipzig-R. September 1916 als dreiunddreissigster Band der B?cherei >>Der j?ngste Tag<<

Copyright 1916 by Kurt Wolff Verlag ? Leipzig

DAS HIMMLISCHE LICHT

DAS HIMMLISCHE LICHT

Kamerad, Sie sitzen in Ihrem Zimmer allein, unter Menschen schweigen Sie still. Aber ich weiss meine stummen Kameraden hunderttausend auf der Welt, zu denen ich reden will.

Wir waren noch klein, da erhob zu uns die Erde ihr bergiges Schmerzensgesicht, In unsre Zehen bebte fernes Gel?nd, von Sturz und Strudel ums Licht.

Die Menschen in schlaffer Geilheit und tr?g liebten die Erde nicht mehr, Aber die Erde schrie, wir h?rten sie nicht, und sie donnerte Zeichen her.

O mein Freund, glauben Sie nicht, was ich Ihnen sagen werde, sei neu oder interessant. Alles, was ich Ihnen zurufe, wissen Sie selbst, aber Sie haben es nie aus rundem Mund laut bekannt. Sie haben es zugedeckt. Ich will Sie erinnern. Ich will Sie aufrufen. Denn Gott rief die Erde f?r uns alle auf. Seine Stimme hauchte aus dem Untermeer Vulkan, der in der S?dsee in die Luft flog. Die kleine Kraterinsel Krakatao stiess den brennenden Atem Gottes aus der Erde. Explosion. Der Ozean spritzte ?ber die Erde, unvergessen in dreissig Menschenjahren. Neues Menschengeschlecht, und das Jahrhundert war lang zu Ende. Aber aus dem Pacific brannte der Feuerwind des Krakatao in unsere Herzen.

GEBURT

Vor unsrer Geburt, in der gr?nen S?dsee platzte die Erde und das Wasser, Tausend Menschen sassen wie Schnecken auf grossen Bl?ttern in H?tten und versanken keuchend. Vor Marseille fielen die roten Schiffe um, das Meer schlug vom Mond herab. Die Dampfer schnurrten in den Abgrund, l?cherliche Insekten. Als wir geboren wurden, zog Feuer durch die Luft. Die Schw?rme des Feuers flogen um die Erde. Wehe, wer nicht sehen wollte! Tausend Menschen, stillhockende Schnecken, waren zu Staub zerplatzt. Die Tage erblichen f?r die gl?henden Abende. Die N?chte schwangen rote Palmblattflammen ?ber Berlin, Die Abende waren gelbe Tiere ?ber der Friedrichstrasse. Berlin, aus spitzen Pl?tzen, grauen Nebenstrassen, quoll das Blau der Vulkane. Die Frauen waren alle allein, die M?nner reckten sich auf, Die Schenkel liefen durch Berlin, heisse Haarberge bogen hoch. Die Sonne ging immer unter. Die Abendstrahlen, heiss, quollen aus den M?nnern. Die H?user waren kalkig und bleich. Durch dunkle Zimmer wankte die Stadt, die Blinde. Wir wurden geboren, Strahlenlicht kreiste abends ?ber unseren M?ndern, Gr?ne S?dsafth?gel hingen vom Mond ?ber uns; Wir rissen unsere Augen von unserem Blut auf. Der Himmel flog ?ber alle Strassen der Stadt. In der Vorstrasse aus Zaun und Stein wartete die grauhaarige Mauerdirne auf die Soldaten. Wir wussten, dass es andere L?nder gibt. In m?blierten Zimmern sannen russische Stirnen ?ber Bombenattentaten. In den Vari?t?s wurden die f?nf englischen Puppenm?dchen geliebt. Die Menschen sitzen in schwarzen R?cken, essen und werden alt. Am gr?nen Kanalufer schleppt man Leichen auf den Asphalt. Die hohlen H?userw?nde waren lose und grau. Kamerad, Sie liefen die Strasse auf und nieder, Sie waren blass vor dem heiligen Panoptikumsbau.

Aus dem m?ssigen Durchhaus der ganz Erwachsenen schoben frisch geschminkt weisse Weiber mit dicken B?uchen.

Reisende in alten B?rten bebten bet?ubt vor B?chern und verklebten Photographien.

Dr?ben: starre Inseln in Sonne, B?ume auf gelbem Kies, B?nke, selige Hotels.

Unter den Linden gingen die verschleierten Ausl?nderinnen mit den frierenden kleinen Hunden.

Kamerad, Sie liefen bleich tauchend bis zum Durchhaus, weihevoll.

Die Friedrichstrasse fiel zu Boden. Abendherzen im Strahl schwebten auf Nebengassen.

Die Luft stand mit Sternen in Ihnen, der Tag war noch hell. Die Menschen waren dick und rauchten Zigarren. Niemand sah Sie an. Die Stadt schwebte, es war still im Abendbrand, die H?user zerfielen unten. Die Menschen gingen schwer. Kamerad, Sie waren allein. Niemand hatte das Licht gesehen. Um die Erde spr?hte der s?dliche Schweiss des Vulkans. Niemand sah. Berlin schmatzte rollend.

Es war nicht mehr Licht durch buntes Abendglas, Nicht mehr Fackelwogen hinter Spielpapier: Flammenschirme vom Himmel bogen um unseren Kopf. Die Luft schmolz im langen Lichtwind ?bers Feld, Drunten lag der harte Sand r?tlich wie getretener Mob. Wir heulten ins Gr?ne ?bers Tempelhofer Feld. Vor schwarzen Fensterschw?rmen der schweissigen Hinterhausw?nde Stiessen wir unsere Flugdrachen hoch in die Windfarben und sogen den Glanz. Berlin, Ihr dachtet an Geld.

O Kleinst?dte der Welt, ?ber Euch tropften die Farben alle Abend, ehe Silber und Blau kam. Kamerad, Ihr Jungenhaar zackte schwarze drohende Felsen ?ber den gepfeilten Brauen. Sie hassten den blassen Schimmel der schlaffen Hausd?cher. Wir kannten uns nicht.

Ich rannte gefr?ssig umher, blond unter Papierlaternen zum L?rmplatz. Gl?serne Lichterkr?nze. Greise Zauberclowns schrien in goldene Papp-Trompeten.

Ich nahm meine dunkle Schwester, zarte Kn?chel, in die feuchte Ringk?mpferbude.

Damals liebte ich sie so. O w?ren wir ausger?ckt! Wir sassen in verdorrten Halbg?rten. Soldaten tranken aus Bierseideln. Wir sahen durch gr?ne Stuhllehnen auf h?lzerne Karussels. Vor alten Frauen in W?rfelzelten zerfransten sich gegossene Glasvasen. Wir griffen unsere Hand zum letztenmal. Wir warteten. O vielleicht stand das feurige Licht gleich an unserer Haut: uns allen!

O wir wussten alles. Die gr?ne Farbe gl?nzte am Wirtshausstaket . Es war alles f?r uns und f?r die anderen gemacht, Aber fr?her waren die Tage dumpf und grau, und dies galt als Pracht. Wir sahen uns an, hinter ihren Augen braun und im vierzehnten Jahr Schwamm Hingabe, wie Blutstropfen rollte ihr L?cheln zum Hals, weil das neue Licht um uns war.

Die Buden kreischten, eine Tombola knarrt, rote Dienstm?dchen tr?umen selig und taub, Wir wussten, so war fr?her ein Fest, bald stehn hier H?user in steinernem Staub. Warum sieht niemand das Licht? Um uns ist das Licht. Die Erde st?sst leuchtende Brunnen empor, Glutl?cher im Himmel, brennende Riesenschornsteine von Glas, Lichtsturzstufen herab wie eines Wasserfalls strahlendes Rohr. Wie Pilze klein verwittern gr?nliche Buden um Limonadenlicht und l?rmfarbenes Fr?chte-Eis.

Wir beide waren spriessende W?lder, wimmelnde Erdteile in Himmel und Licht, um unsere Glieder floss das helle Meer. Wir waren uns fremd. Wir wirbelten tief durch blaue Lichtkugeln im Kreis.

O neue Zeit! Zukunft! Preiselbeerrote Feierlichkeit! O Preis!

DAS LICHT

Vom gelben Himmel rollte ein funkelnder Treibriemen durch Yokohama: heut abend sind die bunten Leuchtstrassen matt.

Schmale Sterne der hellen Nacht gehn hinter Fabriken auf.

Europa tanzt wie ein brauner Hund vorm Mond. Gelbe Menschen kommen in schwarzen R?cken wie aus einem Jungfrauenbad.

Paris, wilder Lanzenschein, wenn das Gitter des Luxembourg aus dem Garten der Erde aufspr?ht:

Einsiedler kochen Gold auf dem heiligen Berg, die Menschen schaukeln in grossen Betten, von Afrika wehen weisse T?cher durch Palmenufer her.

O helle Himmelss?ge hinein nach London, wie ein Bergwerk liegt die Stadt unterm fallenden Licht, Diamanten ?ber den Gitterluken der Bank von England, o roter Tower in Whitechapels Schweiss, sechstausend Mann morgens f?nf in den Docks, dr?ben die Felsen des Kaplands, Nigger brechen in die Knie.

Es floss aufkochend flammengr?n durch Petersburg, Kiew, Nischny, Odessa,

Mondgoldene Kathedralen im Schlamm, unter Euch Moskau bebt wie ein roter Menschenwald von vielen Glocken, o runde D?cherbl?ten,

Mauern weich wie B?rte hinauf f?r die Menschen, Hoch von Spitzen und Kugeln gr?nes Fliehen ?ber kupfernen Tag.

Boston, Chicago, ?ber nackte Arme und Zylinderh?te hin zischt das Licht wie Riesenfunken von elektrischen Schnellbahnen,

?ber San Franciscos Hotelgebirge leicht und hoch hin?ber, durch Kulist?dte, Ghettos, Spiegelschein in Fahrstuhlschachte, o Nimbus, Seligkeit, Fr?hling.

Halt!

Still und grell durch die donnernden Eisenschatten der Br?cke New York.

Wir liefen unbekannt durch die weit klappernde Friedrichstrasse.

Berlin, hinter schmalen grauen Asphaltgassen flog das rote brennende Fenster himmelsoben zu uns her, o unsere Herzen!

Nachmittags halb f?nf, ein Wind ging kurz her?ber, h?userleuchtend. Die Zeit war neu.

Fliegende Zeichen zu uns von runden Himmelsb?gen.

Milde Zeichen, Himmelslichter neue H?user zu bauen Sonnent?rme,

Sternd?cher, Berlin noch feucht, Gottesstadt, schwebend, gl?sern hinauf.

Milde Himmelshand, ruhigste Palmglut, herunter zu uns ?ber Schornsteinfassaden.

O S?dseeblut, getrieben zu unserm Blut.

Aber wartet Ihr noch? Wir sehen uns um, Kamerad, bleich, stehenden Herzschlags, niemand merkt was.

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