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Munafa ebook

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Read Ebook: Einfache Erzählung von dem schrecklichen Absturze des Schrofenberges und der dadurch erfolgten Verwüstung bei Brannenburg im August 1851 Zum Beßten der Verunglückten by Dachauer Sebastian

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Ebook has 46 lines and 7513 words, and 1 pages

Einfache Erz?hlung von dem schrecklichen Absturze des Schrofenberges und der dadurch erfolgten Verw?stung bei Brannenburg im August 1851.

Zum Bessten der Verungl?ckten.

Durch diese kleine Ebene fliessen zwei B?che, der Saubach, der am Fusse des Schrofen heraus quillt, und von dem das Dorf Brannenburg sein Trinkwasser f?r Menschen und Vieh in Deichen herableitete, und der Kirchbach, der etwas mehr s?dwestlich von der Rampold-Alpe k?mmt. Beide B?che vereinigen sich nahe oberhalb der Sagbruck, und nehmen dann vereinigt den Namen >>Kirchbach<< an.

Seit unf?rdenklichen Zeiten ist man hier gew?hnt, gr?ssere oder kleinere St?cke des Schrofenberges abfallen zu sehen oder n?chtlicher Weile zu h?ren, und das sonderbare Get?se eines solchen Falles hat schon Manchen nicht wenig Schrecken gemacht, besonders wenn man nicht an den Schrofen dachte, oder von dessen Abf?llen nichts wusste. Die Tradition hat noch bis jetzt zwei grosse Abf?lle dieses Berges im Andenken erhalten, den einen i. J. 1610, eben ein Jahr vor der Pest, welche unsere Gegend von Flinsbach, Tegerndorf, Brannenburg und Holzhausen fast ganz entv?lkerte, den andern um das Jahr 1770, also gerade vor der bekannten grossen Theuerung. Dieses letzteren Bergsturzes erinnert sich noch gut unsere alte 92-j?hrige Messners-Wittwe, Annastasia Kiau, und wie man da mit dem hochw?rdigsten Gut in grosser Prozession hinauf gegangen sei bis zum Hagerer, Gott um Abwendung der drohenden Gefahr zu bitten.

Anfangs Oktobers 1816, als die grosse Theurung eintrat, erlebte der Schreiber dieser Zeilen selbst einen ?hnlichen Bergabfall, zwar nicht unmittelbar vom Schrofen, aber doch im n?mlichen Berggeh?nge, nur einige hundert Schritte weiter s?d?stlich gegen den Bauerhof H?lnstein hin?ber. Der wiederholte, oft heftige Regen jenes Jahres hatte das Erdreich in einer Sinke des Breitenberges ganz erweicht und eine ungeheure Masse Erde und Steine durch den tiefen und breiten H?lnsteiner Graben herab geschl?mmt. Langsam, kaum dem Auge bemerkbar, bewegte sich die Schlamm-Masse die steile H?he herab, und nahm Alles, was im Wege stand, mit sich fort; die st?rksten Fichten, Tannen und Buchen von 2-3 Fuss im Durchmesser bog sie um, st?rzte und brach sie dann mit f?rchterlichem Gekrache. Allm?lig kam die Masse durch den weiten und tiefen Graben herab in den Kirchbach und die Menge zerknickter B?ume mit den Stauden und gr?ssern und kleineren Steinen, die sie im Schlamme verborgen mit sich fortf?hrte, verlegte in gerader Richtung von dem Lechnerbauer Hofe hin?ber das Rinnsal des Kirchbaches, das nach und nach ganz bis oben angef?llt wurde, und es war sehr ungewiss, ob der Kirchbach seine Richtung nach dem Thale hinab behalten, oder gegen Brannenburg her?ber nehmen w?rde. Zehn Tage stand die Masse drohend da; von Stunde zu Stunde schwoll das Wasser; -- endlich hatte es sich selbst ganz unten am Boden eine Oeffnung gemacht, die schnell gr?sser wurde; m?chtig drang es durch und riss den Schutt mit sich fort; die Masse sank immer tiefer und das Wasser reinigte nach und nach sich selbst das Rinnsal, und die so drohende Gefahr ging damals ohne sehr grosse Verw?stung vor?ber. So war's im Jahre 1816; schrecklicher aber kam es i. J. 1851.

Als wir am Ende des Monats Juli in den ?ffentlichen Bl?ttern lasen, dass fast alle Fl?sse Deutschlands ihre Ufer ?berstr?mten und schreckliche Verw?stungen anrichteten, und selbst der Inn unsere Gegend weithin ?berschwemmte und gleichsam einen grossen See bildete; da w?nschten wir uns Gl?ck in unserer h?heren Lage und dankten Gott, dass wir von diesem Uebel verschont blieben und ahnten gar nicht, dass wir in wenigen Tagen von einer ganz andern Seite her ein ?hnliches, noch schrecklicheres Ereigniss zu beklagen haben k?nnten.

Es war Samstag, der 9. August 1851, als die Bewohner Brannenburgs und der n?chsten Umgebung das Get?se eines bedeutenden Absturzes vom Schrofenberge vernahmen; allein schon daran gew?hnt, machte man sich eben nicht viel daraus; nur unser jetziger Gutsherr Se. Excellenz Herr Fabio Graf Pallavicini wollte sich die Sache besehen, und ging Nachmittags zum Schrofen hinauf. Er kam sehr bedenklich zur?ck und ?usserte sich: >>Es k?nnte schlimmer werden, als man meinen m?chte.<< F?r den folgenden Tag war die Abreise mit der Frau Gr?fin nach Zinneberg festgesetzt.

Am Sonntag nach der Messe ging der Herr Graf nochmal zum Schrofen hinauf und kam mit dem Schreckensrufe zur?ck: >>Da ist alle menschliche H?lfe vergeblich, da kann nur Gott allein noch helfen!<< -- Er beorderte alle seine Holzarbeiter und in seinen Dienste Stehenden an den Ort der Gefahr hinauf, dem Wasser und dem bereits abgefallenen Schutte die Leitung nach dem Rinnsale des Kirchbaches so viel wie m?glich zu geben und zu erhalten. Dann reiste er mit der Frau Gr?fin ab.

Indess waren unsere Leute aus dem sonnt?glichen Gottesdienste von Holzhausen zur?ckgekommen und erfuhren jetzt mit Schrecken die Gr?sse der Gefahr des vorhin gering geachteten Absturzes; Alles eilte zum Schrofen hinauf. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag war der Absturz ungeheuer, und die abgefallene Masse, mit dem Wasser der B?che vermengt, riss von der Waldung des Krappenbauers 2 Tagwerke sammt dem Grunde, auf dem sie stand, mit sich fort, und die hohen B?ume kamen theils stehend, theils umgeworfen, theils zum Falle sich neigend eine Viertelstunde weit herab, und verlegten in der N?he der Sagbruck das Rinnsal des Baches, und als Folge dessen th?rmten sich da ganz schnell zwei haushohe Haufen auf, wovon der gr?ssere, h?here gen Brannenburg herab, der andere n?her am Rinnsal des Kirchbaches stand. Der unerm?deten Anstrengung sehr vieler Menschen gelang es zwar, das aus und neben den beiden Haufen ablaufende Wasser nach dem gew?hnlichen Rinnsale hinzuleiten; allein es war verh?ltnissm?ssig nur sehr wenig; bei weitem das meiste blieb in der Schuttmasse stecken, unterw?hlte weit herum den Grasboden und erh?hte immer mehr und drohender die beiden Haufen.

Furcht, Angst und Schrecken hatten sich nun in der nahen Umgebung von Brannenburg verbreitet; es ward ein Eilbote an das kgl. Landgericht und an die Baukommission in Rosenheim abgesendet, und Abends ging in einer grossen Prozession mit dem hochw?rdigsten Gut, getragen von dem Ortspfarrer Herrn Wolfgang Schmid, die ganze Bev?lkerung Brannenburgs und der umliegenden Ortschaften hinauf an den Gefahr drohenden Ort, um den Allm?chtigen um Abwendung der bevorstehenden Verw?stung zu bitten.

Montags am fr?hesten Morgen war der kgl. Landrichter Herr Ebenh?ch mit den HH. Baubeamten schon da, und ordneten Alles an, was menschliche Wissenschaft und Erfahrung vermag; allein die Gefahr wuchs mit jeder Stunde, und es war gar nicht abzusehen, welchen Gang die ganz ungeheure Schuttmasse nehmen, ob gen Brannenburg, oder nach dem Kirchbach hinab, oder welchen Ausgang das schreckliche Ereigniss haben werde. Soviel war gewiss, dass entweder ein Theil des Dorfes Brannenburg oder das D?rflein Gmein versch?ttet werden m?sse. Dieses D?rflein liegt ganz in der Ebene und sehr nahe bei Brannenburg am Kirchbach, es hat eine M?hle mit S?gm?hle und Oelstampf; die M?llerwohnung mit den Oekonomiegeb?uden steht bedeutend h?her als die M?hle; von da etwa 200 Schritte abw?rts sind 5 kleine H?uschen, von denen 3 fast neu und niedlich und sch?n gebaut waren, auf dem rechten, und eines auf dem linken Ufer. Es wohnten lauter Handwerksleute darin.

Indessen dauerte der Absturz vom Schrofen, und die Anh?ufung des Schuttes und die Aufstauung des Wassers den ganzen Montag und die folgende Nacht noch fort; die beiden Haufen an der Sagbruck wurden immer h?her und drohender, und von der Sagbruck hinauf gegen den Schrofen und den Sulzberg hatte sich ein ungeheurer See gebildet, und neben den beiden grossen Haufen hatte das abst?rzende Wasser, gemengt mit Steinen und zerbrochenen B?umen, ein sehr weites und tiefes Loch ausgew?hlt in dem Rinnsale des Kirchbaches.

Den Bewohnern des D?rfleins Gmein wurde der Rath ertheilt, ihre Habseligkeit in Sicherheit zu bringen, was sie mit schweren Herzen, aber der Nothwendigkeit nachgebend thaten, und von entfernteren Nachbarn bereitwillige Aufnahme fanden. Am meisten zu bedauern waren die beiden Wittwen, die Schneiderin mit 5 Kindern und die M?llerin; diese letztere hatte erst 2 Jahre vorher grossen Schaden an ihrer M?hle durch den Kirchbach erlitten, und durch Ausbesserung desselben sich in grosse Schulden versetzt; jetzt musste sie alle 3 M?hlwerke abbrechen; denn obgleich oben am Berge die Hauptmasse noch fest stand, so h?ufte sich doch bereits der Schutt um die M?hle schon so sehr an, dass an der g?nzlichen Verw?stung nicht mehr zu zweifeln war; f?r das h?her stehende Haus war doch noch ein Rettungsschimmer da; allein es kam bald schlimmer. Das Dorf Brannenburg hatte bis dahin noch keinen Schaden gehabt, als dass es sein Trinkwasser f?r Menschen und Vieh verloren; denn Schloss und Br?uhaus haben das Wasser von einer andern Seite her, und dieses ist f?r das ganze Dorf weit zu wenig.

W?hrend ich am Dienstag Morgens oben an der Sagbruck das Schauerliche dieses Ereignisses betrachtete, war unser Herr Graf wieder angekommen, und sogleich hinaufgeeilt. Wir hatten uns umgangen, und als er Nachmittags vom Berge herabkam, beehrte er mich mit einem Besuche. Noch unter der Zimmerth?re fragte er mich hastig: >>Wunderbar, wunderbar! Sie waren heute oben; haben sie die beiden Haufen ruhig stehen gesehen?<< -- Ja! war meine Antwort; was ist wieder geschehen? -- >>Ich fand sie auch ruhig stehen; aber kaum war ich einige Minuten da, so hob sich der gr?ssere Haufe und bewegte sich bedeutend weit gegen den Weiher -- gegen Brannenburg herab. Wir standen erschrocken und staunend da, und f?rchteten das Schlimmste f?r Brannenburg. Da h?rte auf einmal die Bewegung auf; der Haufe stand wieder ruhig da. Pl?tzlich erhob sich der ungeheure Haufe wieder, und mit einem Male war er wieder oben auf seinem vorigen Platze.<< Dieses hatte der Herr Graf und mit ihm viele Leute gesehen.

Durch diese ganz ausserordentliche Bewegung musste das Innere dieses Haufens sich gelockert haben, Abends fing er an sich zu entleeren in das tief und weit aufgew?hlte Loch an der Sagbruck und in das Rinnsal des Kirchbaches.

Der Absturz vom Schrofen in gr?ssern oder kleinen Massen dauerte fort; besonders stark war er in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch, und am Mittwoch Morgens stand auch das dritte Tagwerk von der sch?nen hohen Fichtenwaldung des Krappenbauers in der N?he der vorigen Sagbruck; durch die Gewalt der f?rchterlichen Schlamm-Masse war dieses ganze Tagwerk ganz stehend herabgekommen sammt seinem Grunde.

Unerm?det arbeiteten die vielen Leute Tag und Nacht, um den Abzug des Schlammes nach dem Rinnsale des Baches hin zu erhalten, und die vielen herab gekommenen B?ume umzuhacken und fortzuschleppen. Sie wurden durch die G?te des Herrn Grafen -- gleich vom Beginn des Bergsturzes -- mit Speis und Trank versehen. Das schwer bedrohte Dorf Brannenburg war f?r jetzt gerettet; aber um das arme D?rflein Gmein war es geschehen. Am Mittwoch war die M?hle schon bis an das Dach vom Schutte umgeben, und noch am selben Tage hatte das nette Holzerh?uschen das n?mliche Schicksal; und in der darauf folgenden Nacht ward auch das Haus des Schuhmachers Veit fast ganz vom Schutte erdr?ckt. Bei dem nicht sehr schnellen Gange der Schuttmasse hatten die armen Leute noch so viel Zeit, aus ihren bereits geleerten Wohnungen alles Holzwerk bis auf den untersten Stubenboden fortzubringen. Auf Anordnung des k?nigl. Landgerichtes waren von nah und fern Fuhrwerke gekommen, um bei diesem traurigen Gesch?fte Hilfe zu leisten. Nur der Besitzer des ?rmlichsten H?uschens, der Weber Alois Schrecker, hat im Vertrauen auf den Schutz des Allm?chtigen sein H?uschen nicht geleert, sondern Alles in seinem Stand gelassen; und sein H?uschen steht noch unversehrt, freilich nur ein Paar Schritte von dem ungeheuren Schutthaufen; und dieser Schutt h?ufte sich noch immer an, denn von dem Berge herab kam er jetzt in gewaltigen Massen, und riss an den beiden Seiten des weiten Rinnsales ganze St?cke von Holzungen und Grasflecken mit sich fort. Ueberdiess hatte das von der Sagbruck an weit hinauf gestaute Wasser von den n?chsten Bergabh?ngen das Erdreich erweicht und mit sich fortgeschlemmt. Am Donnerstage war das weite und tiefe Rinnsal des Baches bedeutend hoch mit Schutt angef?llt, und von der M?hle gar nichts mehr zu sehen, und der Bach machte sich nun selbst ein Rinnsal. Wie er vorher tief unter dem Wohnhause des M?llers an der M?hle vorbei brausete, so lief er nun oberhalb des Hauses, und dieses war jetzt bis fast an das Dach im Schutte vergraben. Unten im D?rflein war nun auch das Holzer H?uschen ganz verschwunden, und das Haus vom Schuhmacher Veit vom Schutte ganz erdr?ckt, sah eben noch aus dem Haufen heraus; die beiden sch?nen H?user der Schneiderswittwe und des Schuhmachers Jos. Aestner, die etwas h?her stehen und das des Holzmeisters auf der linken Seite des Baches wurden g?nzlich demolirt und auf drei Seiten vom hohen Schutte umgeben.

Das nun immer st?rker vom Berge herabstr?mende Wasser hatte von der M?hle abw?rts durchaus kein Rinnsal mehr und ergoss sich auf beiden Seiten ?ber den hohen Schutthaufen hin ?ber die weitum liegenden Getreide- und Grasfelder. Reifes und unreifes Getreide und Grumet musste in h?chster Eile gem?ht und fortgef?hrt werden, um nicht alles zu verlieren; selbst am Maria Himmelfahrtsfeste, dem Patrocinium der hiesigen Kirche musste den ganzen Tag hindurch gearbeitet werden. Von nun an aber liess das Herabw?lzen der Schuttmassen allm?hlig ab.

W?hrend dieser traurigen Katastrophe war der Herr Regierungs-Pr?sident von Bening mit sachverst?ndigen M?nnern nach Brannenburg gekommen, um sich die Sache zu besehen und auf Mittel zur Abwehr k?nftiger Abf?lle zu denken. Es ward beschlossen, das B?rnmoos abzuzapfen, was auch noch im Sp?therbste des n?mlichen Jahres geschehen ist. Der Herr Oberbaurath Beyschlag hat selbst den Schrofen in seiner H?he ?berstiegen, und gesehen, wie der Berg ganz durchkl?ftet ist, die Kl?fte 4-6 und noch mehr Fuss weit und sehr tief, und dass also neue Abf?lle mit Recht bef?rchtet werden m?ssen, entweder bei schneereichen Wintern, bei pl?tzlich einfallendem Thauwetter, oder im Sommer bei Hochgewittern und den sie begleitenden gewaltigen Regeng?ssen. Der Schreiber dieser Zeilen ist seit 45 Jahren oft genug Zeuge gewesen von den grossen Verw?stungen, welche dieser Wildbach angerichtet hat, so dass die Felder auf beiden Seiten ?berfluthet und mit Schutt bedeckt, und in dem nur eine Viertelstunde weiter hinab liegenden Tegerndorf die Wohnungen zu ebener Erde voll Wasser wurden, die Menschen in die obern Stuben fl?chten und die Thiere auf die h?her gebauten Tennen gebracht werden mussten; damals war der in und an dem Bache liegende, den Wasserlauf hemmende Schutt im Vergleich zur Gegenwart vielleicht wie 1:10,000; was ist also jetzt zu bef?rchten, da der Schutt in so erschrecklichen Massen ganz in der Ebene daliegt? und wie leicht kann er durch neue Abst?rze von dem ganz zerkl?fteten Berge noch ungeheuer vermehrt werden! Von der Gewalt des abst?rzenden Baches kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, dass sein Gef?lle auf weniger als einer Viertelstunde gegen 400 Fuss betr?gt. Die Fl?che des Berges, von welcher dieser Absturz kam, ist nach der Sch?tzung Sachverst?ndiger ungef?hr 40 bis 50 Tagwerke, und die Schuttmasse, die im August herabgekommen in dem ganzen Rinnsale des Kirchbaches, wird auf nicht weniger als 400,000 Schachtruthen gesch?tzt.

Die Anwohner des Kirchbaches, auf der rechten Seiten der Sixtenbauer, auf der linken Seite der Krebser und die Weiderer Bauerswittwe, und mit ihnen die in der Gmein verungl?ckten Bewohner wegen ihrer nahen, wenigen, erst vor einigen Jahren mit so vieler M?he hergerichteten Feldungen, haben seit dem Herbste ihre Besitzungen einigermassen, so viel m?glich dadurch vor der nahen Gefahr sich sch?tzen wollen, dass sie durch umgehackte starke B?ume eine Arche am Kirchbache hinab machten und an ihren Feldungen hin Gr?ben zogen und einige Schuh hohe D?mme aufwarfen; aber sieh da! am 1. April l. J. kam ein, nicht einmal heftiges Gewitter mit einem etwas starken Regen, und um 9 Uhr Abends st?rzte das Wasser heftig vom Berge herab, ?berfluthete auf allen Seiten den ungeheuern Schutthaufen, ?bersch?ttete die Feldungen und in der Stallung der Weiderer B?uerin stand das Vieh schon bis an den Bauch im Wasser. Von Brannenburg, Tegerndorf und von den einzelnen H?usern herum kamen die Leute zusammen und halfen, dem wilden Wasser den Lauf im Rinnsale des Baches zu erhalten; allein die Arbeit w?re vergebens gewesen, wenn nicht der Regen nachgelassen h?tte. Die seit dem Herbste gemachte Arche am Bache ward in einem Augenblicke zerrissen und fortgeschwemmt; die Gr?ben und D?mme an den Feldern hin konnten der Gewalt des Wassers nicht widerstehen, und der Bach war schon daran, sich ein neues Rinnsal durch das sch?ne Feld des Sixtenbauers zu machen. Alle menschliche M?he w?re unverm?gend gewesen, solches zu hindern, wenn nicht der Regen aufgeh?rt h?tte. Wie wird es erst bei st?rkeren Gewittern und heftigern Regeng?ssen gehen?!

Fussnoten:

Brannenburg den 3. Mai 1852.

Mein lieber Herr Benefiziat!

Erlauben Sie mir einige kleine Bemerkungen Ihnen vorzulegen als Beitr?ge zu Ihrer trefflichen Schilderung des Bergsturzes im Jahre 1851.

Der Saubach entspringt unmittelbar aus dem Ger?ll des Schroffen selbst, hat einen sehr kurzen Lauf, bleibt sich Sommer und Winter ziemlich gleich, friert nicht zu, und sein helles reines Wasser, das einzige, wie Sie es ganz richtig bemerkten, das uns in Brannenburg Trinkwasser verschafft, l?sst mich zweifeln, dass es als Abfluss der drei oberhalb des Schroffen sich befindenden Moose zu betrachten sei, wohl aber als eine Ansammlung verschiedener unterirdischen Quellen, die sich durch die tuffsteinartige und zusammengeh?ufte Masse dieser Berge einen Weg bahnend auf der lockersten Seite derselben einen Ausbruch finden, die Basis untersp?hlen, und durch ihr langsames, aber best?ndiges Wirken, nach verschiedenen Zeitperioden, einen Absturz des ?berh?ngenden Ger?lles herbeif?hren. Fr?here Ueberschwemmungen haben ohne Zweifel auch in dieser Gegend Berge in breiten Th?lern gebildet, und solchen glaube ich die Entstehung des Schroffen und aller H?gel zuschreiben zu k?nnen, die zwischen dem Sulzberg und dem Breitenberg sich bis Brannenburg hindehnen, alle gleich in ihren Bestandtheilen, nemlich Ger?ll mit einer Schichte von Humus ?berwachsen.

Als Beweise davon werde ich erstens hindeuten auf die grossen Schichten von Lehm, die oberhalb der Sch?nau im vorigen August 1851, durch den Absturz des Schroffen gedr?ngt und geschoben, den Wald des Krappenbauers dicht und aufrecht mit hinabschleppten, woraus deutlich hervorgeht, dass in fr?heren Zeiten sich da ein grosses Wasserbecken befand, das diese Lehm-Ablagerungen bildete, und ?ber diesem Becken, durch einen Bergsturz ?berf?llt, entstanden die bewaldeten H?gel, die jetzt mit ihrer Basis von Lehm ins Rutschen kamen.

Die zwei g?nstigeren F?lle w?ren, 1. dass diese Bergst?rze in kleineren Abtheilungen successiv vork?men, wodurch das reissende Wasser des Kirchbaches mit Leichtigkeit den Schutt und Schlamm heraussp?len k?nnte, oder 2. eine pl?tzliche allgemeine Senkung des obern zerkl?fteten Kogels, der einen solchen Damm im Thale aufth?rmen w?rde, dass ein neuer See sich bildete, wo jetzt die Bremau und die Schl?pfgruben-Alpe vom Bache geschieden sind.

Was aber die Regierung in ihrer Weisheit und Wohlth?tigkeit vornehmen sollte, um diesen armen Gemeinden zu H?lfe zu kommen, um ihre in der Ebene gelegenen Felder vor einer g?nzlichen Versch?ttung zu bewahren, w?re, den Lauf des Baches so viel als m?glich von der Sch?nau aus bis zum ?bersch?tteten D?rflein Gemeinde zu r?umen, und wo er in die Ebene m?ndet, eine gut vorgenommene Regulirung zu unternehmen, mit festen D?mmen versehen, um die allm?lige Fortsp?lung der Steine und des Schuttes gegen den Inn zu erleichtern.

Empfangen Sie, mein lieber Herr Benefiziat! diese Bemerkungen mit Nachsicht und als Beweis, mit welchem Interesse ich Alles lese, was Sie ?ber unsere sch?ne Gegend zu schreiben gedenken.

Leben Sie recht wohl Ihr Freund

C?sar Pallavicini.

Am 23. Juli 1818 wollte die alte hohe Frau von M?nchen auf ihr Landgut Kaltenhausen bei Salzburg reisen. Vor ihrer Abreise hatte sie schon eine Ahnung von einem Missgeschicke auf dieser Reise und hatte als gute Christin sich darauf vorbereitet. Als sie an besagtem Tage Nachmittags halb zwei Uhr von Wasserburg den j?hen Gasterberg hinauffahren wollte, kam ihr von oben herab ein Salzfuhrwagen, an dem die Hemmkette gebrochen war, im schnellsten Laufe entgegen. Im eiligen Ausbeugen ihres Wagens fiel solcher um; die alte Frau erlitt zwar keine Besch?digung; aber der pl?tzliche heftige Schrecken mag ihr einen Schlagfluss zugezogen haben; sie wurde in ein nahestehendes H?uschen gebracht, wo sie nach wenigen Minuten verschied. Ihre Leiche ward auf ihrem Gute Stepperg bei Neuburg an der Donau beigesetzt. Brannenburg kam an ihren j?ngeren Sohn, Max Graf von Arko. Dieser, ein ausserordentlicher Jagdfreund, hatte zu seinem Jagdbezirke um Brannenburg auch die k?nigl. Jagden von Aurdorf, Fischbachau und Bayerisch-Zell gepachtet, und ?berdiess auch den Jagdbezirk von Landl und Thiersee im Tyrol -- die sogenannten Kommandantenjagden von Kufstein; und hatte diese Jagden in den trefflichsten Stand gesetzt und grosse Summen darauf verwendet. Durch die bekannten ?berm?thigen Frevel des tollen Jahres 1848, wurden wie ?berall auch diese Jagdbezirke g?nzlich verw?stet, und dieses schmerzte ihn so sehr, dass er seine 3 Landg?ter Brannenburg, Zinneberg und Hohenburg an den Herrn Grafen Fabio Pallavicini verkaufte.

Anmerkungen zur Transkription:

Das Original ist in Fraktur gesetzt.

Doppelte Anf?hrungsstriche wurden durch >> und << ersetzt.

Einfache Anf?hrungsstriche wurden durch > und < ersetzt.

Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden ?bernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.

Einige Ausdr?cke wurden in beiden Schreibweisen ?bernommen:

Haufe und Haufen

ausserordentliche und ausserordentlicher

Holzer H?uschen and Holzerh?uschen

nemlich and n?mliche

Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:

ge?ndert wurde "durch die tufsteinartige und zusammengeh?ufte" in "durch die tuffsteinartige und zusammengeh?ufte"

ge?ndert wurde "Ebene, genannt >>die Sch?n,<< die aber" in "Ebene, genannt >>die Sch?n<<, die aber"

ge?ndert wurde "unsere alte 92j?hrige Messners-Wittwe," in "unsere alte 92-j?hrige Messners-Wittwe"

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