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Munafa ebook

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Read Ebook: Der Occultismus des Altertums by Kiesewetter Karl Kuhlenbeck Ludwig Contributor

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Ebook has 3067 lines and 280291 words, and 62 pages

euer Leben verl?ngere!<<

Eine andere Art von Talismanen wurde in der Absicht hergestellt, dass man die durch sie dargestellten D?monen durch die Scheusslichkeit ihrer Ebenbilder zu vertreiben gedachte. So giebt z. B. Ea seinem Sohne Silik-mulu-khi behufs Vertreibung des Pestd?mons Namtar folgenden Rat:

>>Tritt heran, mein Sohn Silik-mulu-khi, Knete den Schlamm des Oceans Und forme daraus das ihm ?hnliche Bild, Lege den Menschen nieder, nachdem du ihn einer Reinigung unterzogen; Lege das Bild auf seinen entbl?ssten Unterleib; Theile ihm den Zauber mit, der von Eridhu kommt. Wende sein Antlitz nach Westen. Dass der b?se Namtar, der seinen K?rper bewohnt, sich anderswo niederlasse. Amen. Das Bild, das sein Haupt emporgerichtet, ist mit grosser Macht ausgestattet.<<

Eine derartige Broncestatuette, welche nach einer auf ihrem R?cken befindlichen akkadischen Inschrift den D?mon des Westwindes darstellt, befindet sich im Museum des Louvre. Die aufrechtstehende Figur hat einen Totenkopf mit Augen und Ziegenh?rnern, den Rumpf eines Hundes, L?wentatzen, Adlerf?sse, einen Skorpionsschweif und ausgespannte Fl?gel. An einem am Hinterkopf der Figur befindlichen Ring wurde dieselbe am Fenster oder vor der Th?r des Hauses aufgeh?ngt, um den sch?dlichen Einfluss des von der arabischen W?ste nach Babylon her?berstreichenden Westwindes zu vernichten.

Im +British Museum+ befinden sich ?hnliche Talismane wie z. B. ein Bild eines D?mons mit einem Widderkopf und ?berm?ssig langem Hals oder mit einem Hy?nenkopf, B?renleib und L?wentatzen usw. usw. Es ist leider nicht m?glich, alle Formen dieser Talismane festzustellen und zu deuten, indessen kann nicht der mindeste Zweifel dar?ber herrschen, dass in sp?terer Zeit aus ihnen Abraxasgemmen und -ringe sowie die astrologischen Bilder entstanden. Die abenteuerlichen Formen dieser aus menschlichen und tierischen Teilen bestehenden Gesch?pfe h?ngen mit uralten kosmogonischen Mythen zusammen, denn Berosus schildert die Gesch?pfe des Chaos ganz analog, wenn er sagt:

>>Es gab eine Zeit, wo alles in Finsterniss geh?llt und vom Wasser durchdrungen war, und wo mitten in diesem wirren Chaos die scheusslichsten Thiere und wunderbarsten Gesch?pfe urpl?tzlich entstanden; es gab Menschen mit zwei und vier Fl?geln, mit zwei verschiedenen Gesichtern oder K?pfen, von denen der eine oft m?nnlichen, der andere weiblichen Geschlechtes war, ja es gab sogar Menschen, welche gleichzeitig m?nnlichen und weiblichen Geschlechtes waren; es gab Menschen mit Ziegenf?ssen und Ziegenh?rnern oder solche mit Pferdef?ssen; es gab endlich Menschen, welche mit dem Hintertheil eines Pferdes und dem Vordertheil eines Menschen ausgestattet waren, ?hnlich den Hippocentauren, Es gab Stiere mit menschlichem Kopfe, Hunde mit vierfachem K?rper und Fischschw?nzen, Pferde und Menschen mit Hundek?pfen, desgleichen Thiere, welche mit dem Kopf und K?rper eines Pferdes und dem Schwanze eines Fisches versehen, auch andere Vierf?ssler, welche aus verschiedenen Thieren, wie Fische, Schlangen und andere Reptilien zusammengesetzt, desgleichen zahlreiche Arten von wunderbaren Ungeheuern, welche auf das verschiedenartigste gestaltet waren und deren Abbildungen man auf den Wandgem?lden des Baaltempels sehen kann. Ein Weib, Amoroka, leitete diese Sch?pfung; sie wird im Chald?ischen Thavatth genannt, ein Name, der im Griechischen >>das Meer<< bedeutet; doch wird sie auch mit dem Monde identificiert.<<

Diese Gesch?pfe des Chaos sind nach Lenormant entweder wohlth?tige Genien oder von den G?ttern bek?mpfte D?monen, welche bei der Scheidung der Elemente entstanden, und denen Diodorus Siculus die ganze untere H?lfte des Weltalls als Sitz anweist. Die Ungeheuer, welche Tiamat im Chaos beherrschte, sind indessen auch die Bestandteile jenes Heeres, mit welchem Tiamat -- die Personifizierung der von den G?ttern noch ungeordneten Materie -- die geordnete Welt befehdet. Auch ist es Tiamat, welche die ersten Menschen zur Verletzung der g?ttlichen Gebote verleitet, so dass sie in der chald?o-babylonischen Sch?pfungstradition die gleiche Rolle spielt, wie die Schlange in der biblischen. Die beim Kampfe der Tiamat mitwirkenden chaotischen Gesch?pfe werden vollst?ndig mit den D?monen identifiziert und deshalb von den oberen G?ttern bek?mpft. Im +British Museum+ befindet sich z. B. ein aus dem Palast von Nimrud herr?hrendes Basrelief, auf welchem der mit K?nigskrone und Stierh?rnern geschm?ckte Maruduk, welcher an den Schultern vier Fl?gel tr?gt, mit dem Blitzstrahl in der Hand die Tiamat verfolgt, welche als Ungeheuer mit K?rper, Kopf und Vorderf?ssen eines L?wen und den Fl?geln, Kopf und Krallen eines Adlers erscheint.

Die Talismane, welche man zum Schutz in den H?usern verbarg, entfalten nach dem Glauben der Urzeit wie nach dem des sp?teren Mittelalters nur so lang ihre heilbringende Kraft, als sie an ihrem Platz bleiben, wie sich schon aus folgender von K?nig Assurakhiddin herr?hrenden Inschrift ergibt:

>>Dass der bewachende Stier, der bewachende Genius, Der die Macht meines K?nigthums sch?tzt, F?r alle Zeiten meinen freudestrahlenden und geachteten Namen erhalte, Bis seine F?sse von seinem Platz verdr?ngt werden.<<

In anderen Bruchst?cken unseres magischen Sammelwerkes wird dem reuevollen Bekenntnis begangener S?nden, der aufrichtigen Busse und reinigenden Gebr?uchen sch?tzende Wirkung gegen die Nachstellung b?ser D?monen beigelegt. Man sieht also, dass gewisse kirchliche Gebr?uche nichts weniger als christlichen Ursprungs sind.

Zu den wichtigsten der sch?tzenden Talismane der Chald?er wird der Zauberstab bezeichnet, dessen akkadische Bezeichnung +gis-zida+, der g?nstige, wohlth?tige wirkende Stab auch von den Babyloniern und Assyriern, wenn er auch Beinamen f?hrte, doch nicht durch einen andern Namen ersetzt wurde. Der Titel +Nin-gis-zida+, >>die Herrin des Zauberstabs<<, ist eine Nebenbezeichnung der akkadischen G?ttin Nin-kigal und der assyrischen Allat, der >>Herrin des Totenreichs<<, welche daher auch die Sonderg?ttin der Magie und Geisterbeschw?rung ist; ihr, >>der Herrin des Zauberstabs<<, ist der Monat Ab geheiligt.

Welche Rolle der magische Stab bei den Hofzauberern Pharaos, in der Odyssee, bei Cicero usw. usw. spielt, ist bekannt.

Die Chald?er machten einen Unterschied zwischen helfender Magie und sch?digender schwarzen Kunst. Die Vorschriften zu ersterer wurden in den heiligen B?chern mitgeteilt und ich habe oben an einigen Stichproben gezeigt, dass dem Verfahren im wesentlichen Heilmesmerismus und Transplantation der Krankheiten zu Grund lag; ausserdem spielten noch die Beschw?rungen eine grosse Rolle. Durch die Beschw?rung der Schutzg?tter, als welche besonders Ea und der Sonnengott betrachtet werden, sollen nicht allein die b?sen D?monen bek?mpft, sondern es soll auch die Wirkung des Zaubers vernichtet werden. In diesem Sinne heisst es in einem Hymnus:

>>Der du die L?ge zu Schanden machst, den b?sen Einfluss vernichtest, Der du Wunder, schreckliche Zeichen, Deutungen, Tr?um' und Erscheinungen, Der du die b?sen R?nke vereitelst, Menschen und L?nder vernichtest, Die der Hexerei und b?sem Zauber ergeben sind, usw.<<

Der Zauberer und Schwarzk?nstler wird in den akkadischen Beschw?rungen meist >>der B?sewicht<<, >>der boshafte Mensch<< bezeichnet, welche Namen dessen magische Th?tigkeit aus Furcht nur verschleiert andeuten, gerade wie man im Mittelalter die Hexen >>gute Frauen<<, >>+bonnes dames+<< usw. zu nennen pflegte. So wird auch bei den Akkadern im gleichen Sinn die Zauberei >>das Wirkende<<, >>das Gewaltsame<<; die magischen Gebr?uche >>die Handlung<<; die Beschw?rung >>das Wort<< und der Zaubertrank >>die wirkende Sache<< genannt.

Der akkadische >>B?sewicht<< ?bt die gleichen Venefizien wie die mittelalterlichen Hexen. Sie bezaubern den Menschen durch den b?sen Blick oder b?se Worte; durch seine Beschw?rungen und K?nste zwingt er die D?monen, dass sie seinen Befehlen gehorchen und Menschen wie ganze L?nder mit Krankheit, Besessenheit und Tod ?berziehen. Durch Zauberei, Verw?nschungen und wirkliches den Zaubertr?nken beigemischtes Gift t?tet er die Menschen, w?hrend umgekehrt die zur Heilung der Zauberei angewendete Beschw?rung den t?dlichen Ausgang auf den Schwarzk?nstler zur?ckzuw?lzen sucht. So lautet ein hierhergeh?riger Passus einer assyrischen Beschw?rung, die gegen die b?sen K?nste einer Hexe gerichtet ist: >>Dass sie sterbe und ich am Leben bleiben m?ge!<<

Bei den Akkadern wird wie bei den Thessaliern, den ?brigen V?lkern des Altertums und den Hexen die Schwarzkunst haupts?chlich von den Frauen betrieben, weshalb sich auch eine grosse Anzahl assyrischer Beschw?rungen gegen das Treiben der Zauberinnen und Hexen richtet. Bei den mesopotamischen V?lkern herrschte auch der Glaube, dass die Hexen auf Besenstielen durch die Luft ritten, und das dazu bestimmte >>St?ck Holz<< heisst >>das Reitthier der Hexe<< .

Ein lebhaftes Bild von den K?nsten der akkadischen Hexen entwirft uns folgende Beschw?rung:

>>Der Zauberer hat mich durch Zauber bezaubert, er hat mich durch seinen Zauber bezaubert; Die Zauberin hat mich durch Zauber bezaubert; sie hat mich durch ihren Zauber bezaubert; Der Hexenmeister hat mich durch Hexerei behext; er hat usw.; Die Hexe hat mich durch Hexerei behext; sie hat mich usw.; Die Zauberin hat mich durch Hexerei behext, sie hat mich usw. Derjenige, der Bildnisse anfertigt, entsprechend meiner ganzen Erscheinung, hat meine Erscheinung bezaubert; Er hat den mir bereiteten Zaubertrank ergriffen und meine Kleider verunreinigt. Er hat meine Kleider zerrissen und sein zauberisches Kraut mit dem Staube meiner F?sse vermengt, Dass der Feuergott, der Held, ihre Zaubereien zu Schanden machen m?ge!<<

Eine andere Beschw?rung derselben Tafel spricht von dem Zauberer, >>der die Nachtwachen mit Zauberei hinbringt<<, >>sch?dliche Worte spricht<<, >>zauberische Knoten sch?rzt, die gel?st werden m?ssen<<, und schliesst mit dem Wunsche, >>dass er durch das Machtwort der G?tter beschworen werden m?ge!<<

Das Venefizium wurde von den Akkadern wie von den Hexen durch die Beschw?rung, die symbolische Handlung und den Zaubertrank ausge?bt, der unter Umst?nden irgend ein pflanzliches oder mineralisches Gift ist.

Der Bildzauber spielt eine grosse Rolle und scheint eine der h?ufigsten Manipulationen der chald?ischen Schwarzk?nstler gewesen zu sein, denn in fast allen Beschw?rungen wird vor dem >>Anfertiger des Ebenbildes<< gewarnt. Diese Manipulation scheint sich Jahrtausende hindurch fortgeerbt zu haben, denn der im 14. Jahrhundert lebende arabische Geschichtsschreiber Ibn Chald?n berichtet als Augenzeuge von den am untern Euphrat lebenden nabat?ischen Zauberern:

>>Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie einer dieser Schwarzk?nstler das Bildniss einer Person herstellte, die er bezaubern wollte. Die Bildnisse bestehen aus Stoffen, deren Qualit?t sich je nach den Absichten und Pl?nen des Zauberers richtet, und deren symbolische Bedeutung mit dem Namen und Stand seines Opfers gewissermassen harmonirt. Nachdem der Zauberer das Bildniss, welches die zu bezaubernde Person thats?chlich oder sinnbildlich darstellt, vor sich aufgestellt und einige Worte dar?ber gesprochen, speit er einen Theil des im Munde gesammelten Speichels gegen dasselbe, w?hrend er gleichzeitig die Organe bewegt, mittelst deren die Buchstaben der verh?ngnissvollen Formel ausgesprochen werden. Endlich spannt er ?ber diesem symbolischen Bildniss eine bereit gehaltene Leine, in welche er einen Knoten macht, womit er andeuten will, dass er mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit handelt und mit dem D?mon, der im Augenblick des Ausspeiens seine Handlung unterst?tzte, einen Bund schliesst, und beweist, dass er die feste Absicht hegt, den Zauber unl?sbar zu machen. Ein b?ser Geist, der, im Speichel verborgen, dem Munde des Zauberers entf?hrt, nimmt an diesen unheilvollen Handlungen und Worten Theil, w?hrend allm?hlich noch andere b?se Geister hinzutreten, sodass der Zauberer vollkommen im Stande ist, seinem Opfer das B?se anzuthun, was er ihm angew?nscht hat.<<

Des magischen Kn?pfens der Knoten bedienten sich ?brigens auch die helfenden Magier, und eine akkadische Formel sagt u. a.: >>Silik-mulu-khi, Eridhus Sohn, durchschneide den Knoten mit deinen reinen, heiligen H?nden!<< Es scheint jedoch hier die L?sung eines in sch?digender Absicht gekn?pften magischen Knotens von Seiten eines helfenden Zauberers gemeint zu sein, wie wir ?hnlichen Manipulationen beim Nestelkn?pfen und andern magischen K?nsten des Mittelalters begegnen.

Das m?chtigste Zaubermittel des akkadischen B?sewichts war die Verw?nschung, welche nicht allein die D?monen entfesselte, sondern auch die G?tter beeinflusste, insofern sie deren Handlungen und Worte mit sch?dlichen Eigenschaften ausstattete. Nach chald?ischer Anschauung machten sich die Schwarzk?nstler durch ihre Verw?nschungen die ?ber die einzelnen Menschen wachenden G?tter unterthan und verwandelten ihre wohlth?tige Macht in eine feindliche. Dieser Gedanke liegt folgender Beschw?rung zu Grund:

>>Die sch?ndliche Verw?nschung, sie wirkt auf den Menschen wie ein b?ser D?mon; Der Spruch der Verw?nschung schwebt ?ber ihm; Der Spruch des Verderbens schwebt ?ber ihm; Die sch?ndlichste Verw?nschung, sie ist der Zauber, der den Irrsinn hervorrief. Die sch?ndliche Verw?nschung, sie erw?rgt diesen Menschen wie ein Lamm. Sein Gott hat sich aus dem Innern seines K?rpers entfernt; Seine G?ttin, aufgebracht, hat sich anderswo niedergelassen, Die dr?hnende Stimme umh?llt ihn wie ein Schleier, sie schmettert ihn zu Boden durch die Kraft ihres Schalles.<<

Hierauf kommt Silik-mulu-khi dem Verw?nschten zu Hilfe und befragt Ea um Rat, welcher antwortet:

>>Reich' ihm die Hand von der H?he der gl?nzenden Wohnsitze herab; Zerst?re das b?se Geschick, befreie ihn vom b?sen Geschick, Welches ?bel auch in seinem Innern w?hlen mag, Sei es eine Verw?nschung seines Vaters, Eine Verw?nschung seiner Mutter, Eine Verw?nschung seines ?lteren Bruders, Oder gar der Fluch eines Unbekannten. Das b?se Geschick, m?ge es auf den Zauberspruch, den Ea verk?ndet, Gleich einer Zwiebel sich absch?len, Gleich einer Dattel zerst?ckelt, Gleich einem Knoten gel?st werden! Das b?se Geschick! Geist des Himmels, beschw?re es! Geist der Erde, beschw?re es!<<

Die Fortsetzung des Zauberspruches zerf?llt in eine Anzahl von Strophen, welche zu symbolischen Handlungen gesprochen wurden, die sich aus den Anf?ngen derselben ergeben. So heisst es:

Soviel von der schwarzen Magie der Akkader.

Wie bereits oben gesagt, ging der akkadische Kultus der Naturgeister in die Staatsreligion der Chald?er ?ber, in welcher er eine untergeordnete Stellung einnahm, w?hrend die Naturgeister selbst zu niedrigen, kaum ?ber den Menschen stehenden Emanationen wurden. Die akkadischen Zauberpriester, die wir uns wohl als eine Art Medizinm?nner oder Schamanen zu denken haben, fanden Aufnahme in die Priesterkaste der Chald?er, ?hnlich wie in Indien Priesterfamilien der braunen, den Ariern vorausgehenden Rasse unter die Brahminen aufgenommen wurden. Aber diese Zauberpriester bildeten nach ihrer Aufnahme besondere, den andern Priestern im Rang nachstehende K?rperschaften, die +Khartumim+, +hakamim+ und +asaphim+ des Buches Daniel.

Die Sammlung ihrer ?berlieferten Beschw?rungen, welche wohl um diese Zeit abgeschlossen wurde, fand Aufnahme unter die heiligen B?cher der Chald?er und erhielt einen kanonischen Charakter. Sie war das Hauptlehrbuch dieser der Magie ergebenen Priesterkollegien, ?hnlich wie man in Indien das Atharva-Veda, welches in vielen St?cken mit dem urspr?nglichen reinen Glauben der Arier wie auch mit der orthodoxen brahminischen Lehre in Widerspruch stand, unter die heiligen B?cher aufnahm, insofern es als den Priesterfamilien Goptris oder Angiras angeh?rend betrachtet wurde.

Die akkadische Magie beruht auf dem Glauben an unz?hlige pers?nliche Geister, welche ?berall in der Natur verbreitet und bald mit den von ihnen beseelten Naturk?rpern eins sind, bald eine von diesen abgesonderte Existenz besitzen. Diese naive Anschauung des ?bersinnlichen ist dem Fetischismus nahe verwandt, mit welchem sie das blinde Vertrauen zu den an die Stelle der Fetische tretenden Talismanen gemein hat. Die genannten Geister rufen alle Naturerscheinungen hervor; sie beleben und beherrschen alle Gesch?pfe, verursachen das Gute und B?se, leiten die Himmelsk?rper in ihren Bahnen, f?hren den Wechsel der Jahreszeiten herbei, bewirken das Wehen der Winde, erzeugen den Regen sowie alle guten und schadenstiftenden atmosph?rischen Erscheinungen; sie machen den Boden fruchtbar, lassen die Pflanzen keimen und reifen; sie sind die Erzeuger und Erhalter der Lebenskraft und die Bringer von Krankheit und Tod. Diese Geister wohnen ?berall: im Sternenhimmel, in der Atmosph?re, auf der Erde, in der Luft, im Feuer und Wasser. Jeder Himmelsk?rper wird von Geistern bewohnt. Man verleiht diesen Geistern sichtbare, bestimmte Pers?nlichkeiten.

Wie ?berall in der Natur B?ses und Gutes, Licht und Nacht, Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit einander gegen?berstehen, so findet sich -- ?hnlich wie bei Zoroaster -- auch bei den akkadischen Zauberpriestern ein ausgesprochener Dualismus in ihren Vorstellungen von der Geisterwelt, von welcher sie weniger Gutes erhoffen, als B?ses f?rchten. Gewaltige Gruppen b?ser und guter Geister stehen einander gegen?ber und bek?mpfen sich unaufh?rlich in allen Teilen des Weltalls. Die abwechselnden Siege und Niederlagen der guten Geister verursachen den Wechsel zwischen guten und b?sen, gl?cklichen oder ungl?cklichen Ereignissen und lassen auf den regelm?ssigen Verlauf der Dinge pl?tzliche Katastrophen folgen. Mit jedem Stern, jedem Element, jedem Wesen und Ding sind gute wie b?se Geister verbunden, leben und weben in ihm, weshalb denn auch ?berall Zwietracht herrscht und nichts vom Kampfe zwischen dem Guten und B?sen verschont bleibt. Dieser Kampf wird -- dem niederen kulturellen Standpunkt der Akkader entsprechend -- in ?berwiegender Weise als ein physischer aufgefasst, und die ethische Seite desselben tritt selbst in den religi?sen Hymnen v?llig zur?ck. In einer an gewisse Stellen des alten Testaments erinnernden Weise erscheinen in den magischen Texten der Akkader Verst?sse gegen den Ritus als die schwersten Vergehen, welche durch ?ussere Gebr?uche ges?hnt werden m?ssen. Eines der gr?ssten Verbrechen ist die unterlassene Anrufung der guten Geister und der mit den b?sen eingegangene Bund. Wir haben also hier das Urbild des Paktes mit dem Teufel.

Auf dieser dualistischen Grundlage beruht auch die fromme und erlaubte akkadische Magie, welche als Theurgie, als ein durch heilige Gebr?uche zwischen den Menschen und der Welt der guten Geister vermittelter Verkehr zu betrachten ist.

Der Mensch ist selbst in den best?ndigen Streit zwischen den guten und b?sen Geistern verwickelt, ohne ihm entrinnen zu k?nnen. Alles ihm widerfahrende Gute r?hrt von den guten, alles B?se von den b?sen Geistern her. Deshalb bedarf er des Beistandes der guten gegen die b?sen Geister und die von diesen hervorgerufenen Krankheiten und Plagen. Denselben gew?hren ihm die allm?chtigen, geheimnisvollen Worte der Beschw?rungen der Zauberpriester, ihre Bannungen und Talismane. Allein durch diese werden die b?sen D?monen vertrieben und die guten herbeigerufen. Ja man hat einen so hohen Begriff von der Allgewalt dieser Beschw?rungsworte und Gebr?uche usw., dass man annimmt, sie erh?hten die Kraft der guten Geister im Kampfe gegen die b?sen, dass sie dieselben un?berwindlich machten und ihnen den Sieg verliehen. Darum beschirmen die Zauberpriester nicht nur die Menschen, sondern verhindern auch sch?digende Naturereignisse und greifen entscheidend in den Kampf der guten und b?sen Geister ein.

Die guten Geister wurden in Klassen geteilt, welche mit denen der D?monen parallel liefen; jedoch sind die keilschriftlichen Angaben ?ber die Einteilung und Rangordnung der guten Geister noch ungenauer als die ?ber die Klassifizierung der b?sen erhalten gebliebenen. Nur soviel ist ersichtlich, dass die Geisterrassen der +alad+, +lamma+ und +utuk+ sowohl unter den guten, als unter den b?sen Geistern vorkamen, insofern in den Beschw?rungen sehr h?ufig >>der gute +alad+<<, >>der gute +lamma+<< und >>der gute +utuk+<< den b?sen entgegengestellt werden. Auch ist von Elementargeistern im engeren Sinn, Schutzgeistern und k?rperlich gestalteten Engeln die Rede, unter denen namentlich die auf Erden wohnenden +anunna+ und die unter dem Himmel schwebenden +igigi+ oder +igaga+ unterschieden werden.

Auf der Spitze dieser Geisterleiter stehen eine Anzahl G?tter, -- +ana+, +dingi+ oder +dimmer+ --, welche sich jedoch nicht erheblich von den Geistern unterscheiden und nur dadurch auszeichnen, dass man ihnen eine gr?ssere Macht oder einen gr?sseren Wirkungskreis beilegt. Soweit sich das Intellektualsystem der Akkader ?bersehen l?sst, ist ein Gott von einem Naturgeist nur dadurch unterschieden, dass er an weniger enge r?umliche Grenzen gebunden ist und einen gr?sseren Teil des Universum, eine gr?ssere Menge von Naturvorg?ngen und eine besondere Gruppe von Menschen und Dingen, von welchen ?brigens eine jede Individualit?t durch einen besondern Geist beherrscht wird, regiert.

Diese G?tterklasse erscheint ?usserst zahlreich. Viele werden in den Beschw?rungen gegen die D?monen und Krankheiten sowie in den magischen Hymnen genannt; viele werden aber auch nur an einer einzelnen Stelle und unter Umst?nden erw?hnt, dass man daraus nichts Bestimmtes ?ber ihre Pers?nlichkeiten, ?mter usw. entnehmen kann.

Um die akkadische Geisterlehre v?llig verstehen zu k?nnen, m?ssen wir uns mit den Begriffen bekannt machen, welche sie von Himmel und Erde hatten:

Die Akkader dachten sich die von den Menschen bewohnte Erde als eine umgest?rzte Barke in Gestalt einer halben Kugel, deren innere, nach unten ge?ffnete H?hlung der Abgrund, die Unterwelt ist, in welcher die Toten wohnen , und in welcher auch die Sonne ihre Wanderung w?hrend der Nachtzeit vollbringt. ?ber der Erde dehnt sich der Himmel wie eine Decke aus. Derselbe dreht sich mit den Fixsternen um >>den Berg des Ostens<< , n?mlich um eine Himmel und Erde verbindende, dem Himmel als Axe dienende S?ule. Dieser Berg ist nord?stlich von Akkad gelegen, welches -- unter dem Zenith befindlich -- der Mittelpunkt der bewohnten Erde ist. Weiter nord?stlich vom >>Berge des Ostens<< befindet sich das Land der Aralli, >>der goldreiche Wohnsitz der G?tter und seligen Geister<<.

In sp?terer Zeit nahmen die chald?ischen Astrologen einen sph?rischen Himmel an, welcher die Erde nach allen Seiten hin umschloss; jedoch lassen gewisse charakteristische Ausdr?cke die Vermutung zu, dass man in der Zeit, in welcher der gr?sste Teil der magischen Urkunden abgefasst wurde, sich den Himmel als Halbkugel dachte, deren unterer Rand als >>Fundamente des Himmels<< auf den ?ussersten Enden der Erde jenseits des >>grossen Wasserbeckens<< ruhten, welches das Festland gerade wie der Okeanos des Homer umgab. Die Planeten, welche, wie ihr akkadischer Name +lubad+ -- Leithammel -- anzeigt, als lebende Wesen betrachtet wurden, bewegen sich in einer niedern Sph?re , die sich unterhalb des Fixsternhimmels befindet. Jedoch findet sich in diesen Texten noch keine Spur einer Annahme konzentrischer Planetenbahnen. Der Fixsternhimmel tr?gt den Ocean der himmlischen Gew?sser , welche noch in der mittelalterlichen Magie spuken; derselbe wird auch wie der irdische Ocean als ein alles umschlingender Fluss gedacht.

Das Universum besteht aus drei Regionen, dem Himmel, der Erde und Luft sowie endlich dem Abgrund. ?ber diese drei Regionen gebieten die drei m?chtigsten G?tter: Ana, Ea und Mul-ge oder Elim, entsprechend den chald?ischen Anu, Ea und Bel. Der akkadische Ana ist jedoch nicht nur der Himmel selbst, sondern auch der Gott desselben und der oberste Herr der Naturgeister.

Ea ist >>der gewaltige Fisch des Oceans<< , den er bewohnt, der Oannes des Berosus. Derselbe nennt Ea den Besch?tzer und Retter des Xisuthros , des chald?ischen Noah und sagt, nachdem er erz?hlt hat, wie das Schiff des Gerechten auf einem hohen Berge stehen geblieben war: >>Ein Theil dieses gestrandeten Schiffes ist noch vorhanden in den koryd?ischen Bergen in Armenien, und Wallfahrer holen von da Asphalt, den sie vom Wrack abkratzen, um es als Mittel gegen Bezauberung zu gebrauchen.<< ?hnlich sagt der Auszug des Abydenus: >>Aus dem Holze des Schiffes machen die Bewohner des Landes Amulette, welche sie zum Schutz gegen Bezauberung um den Hals h?ngen.<<

?ber die Vorstellungen, welche die Akkader von der Gestalt der Erde hatten, wurde bereits das N?tige gesagt; es bleibt nur noch ?brig, die Anschauungen derselben von der Unterwelt, dem >>Abgrund<< und >>Land ohne Heimkehr<< zu entwickeln. In der H?llenfahrt der Istar wird dasselbe ?hnlich dem hebr?ischen Scheol folgendermassen geschildert:

>>Die Tochter des Sin hat ihren Geist gerichtet Auf die St?tten der Aufl?sung, den Sitz des Gottes Irkalla, Auf die St?tte, in die man eintritt, ohne wiederzukommen, Auf den Pfad, den man wandelt, ohne wiederzukehren, Auf die St?tte, wo Allen, die da eintreten, das Licht durch Blindheit ersetzt wird, Wo die Menge nur Staub f?r ihren Hunger, nur Schlamm zu ihrer Nahrung hat, Wo man das Licht nicht erblickt und im Finstern wohnt, Wo die Schatten gleich V?geln gekleidet sind in ein Gewand von Fl?geln, Wo auf der Th?r und den Th?rfl?geln der Staub sich anh?uft.<<

In Istars H?llenfahrt wird eine >>Quelle des Lebenswassers<< erw?hnt, welche sich im Hintergrund des Landes ohne Heimkehr befindet und von den unterirdischen M?chten eifers?chtig vor der Ann?herung der Schatten der Verstorbenen bewacht wird. Nur ein Befehl der himmlischen G?tter kann sie veranlassen, eine Ann?herung zu gestatten; wer aber >>das Wasser des Lebens<< getrunken, kehrt lebend an das Tageslicht zur?ck. -- Eine ?hnliche Vorstellung hat wohl schon zur Zeit der Abfassung der magischen Texte existiert, weil ein Hymnus auch dem Silik-mulu-khi, dem Mittler zwischen Gott und Mensch, die Macht zuschreibt, >>die Todten ins Leben zur?ckzuf?hren<<. -- Auch Diogenes La?rtius berichtet ausdr?cklich, dass die Chald?er an eine Auferstehung glaubten, nach welcher die Menschen unsterblich sein sollten.

In dem genannten chald?ischen Epos wird das Land ohne Heimkehr nach dem Vorbilde der Planetensph?ren in sieben konzentrische Kreise geteilt, zu welchen >>sieben Thore und Verschl?sse der Welt<< f?hren, die man sich vermutlich rings um den Saum der Erde verteilt dachte. Der Haupteingang in die Unterwelt, welchen der Gott Negab , >>der grosse Th?rh?ter der Welt<< bewachte, lag im Westen in der N?he des >>grossen Berges<<, welcher dem >>Berge des Ostens<<, der >>Wiege des Menschengeschlechts<< und dem >>Versammlungsort der G?tter<< gegen?berliegt.

W?hrend die Pelasger die G?tter der Unterwelt als die Erzeuger der Fruchtbarkeit verehrten, verehrten die Akkader die Sonne der Unterwelt als den Gott der gl?nzenden Steine und Metalle, aus welchen die Talismane gefertigt wurden. Die magischen B?cher kennen einen Gott des Goldes, des Silbers und Kupfers, einen >>Gott und Herrn des Ostens in seinem Berg von Edelsteinen<< und einen >>Gott der Ceder<<, welcher namentlich b?sen Zauber abwendete.

In einem Hymnus an Nin-dara werden ?fter kostbare Steine erw?hnt, deren talismanische Kr?fte ihr Besitzer Nin-dara gegen das feindliche Land richtet, woraus sich wohl die Thatsache erkl?ren l?sst, dass das Altertum den Ursprung des talismanischen Zaubers nach Chald?a verlegt. Das Buch, welches nach Angabe des Plinius der Babylonier Zacharias ?ber Talismane verfasste und dem K?nig Mithridates widmete, geh?rte wahrscheinlich zu den Produkten der griechisch-babylonischen Litteratur, welche zu den alten akkadischen Zauberb?chern in einem ?hnlichen Verh?ltnis standen wie die hermetischen B?cher zu den Schriften der alten ?gypter.

Die der H?lle entsprossenen D?monen hegen wie die Schwarzk?nstler eine grosse Vorliebe f?r die Finsternis und schleichen unter dem Schutz der Finsternis als Plagegeister umher, welche die Menschen ?berall bel?stigen und heimsuchen. Die Finsternis galt deshalb als sichtbare Offenbarung des b?sen Prinzips ebenso wie das Licht als Offenbarung des guten. Utu, die Tagessonne, verscheucht die D?monen und Zauberer:

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