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Munafa ebook

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Read Ebook: ...Sorella di Messalina: Romanzo by Vivanti Annie

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Ebook has 571 lines and 25426 words, and 12 pages

Die Tatsache, dass in Ermangelung anderen Beweismaterials nun gar mein Roman als Belastung herhalten sollte, war insofern der comble, als sich ja dann, auf diesem k?rzesten Wege, so ziemlich alles auf den Kopf stellen liess. Gegen solche Waffen war jedenfalls nicht aufzukommen. Sie waren zu alt erprobt. Ich hatte zuviel erfahren. Ich wusste zu viel.

Oh Fortunio! es ist dir nicht bekannt, warum ich lebe. Wie ein nach S?den schauendes Ufer f?ngst du die Sonne auf; wie eine nach Norden aufgerichtete Mauer stehe ich zu ihr.

>>Von allen Menschen weg<<, dachte ich da, >>und zur Sonne hin!<< Angebetete Sonne! Ohne dich zu sein! Beseelt, doch unbeseligt steht mein Haus. Wo du undeutlich werden und verflimmern l?sst, wo du beg?nstigest, ja, wo du l?gst, hast du doch immer recht, und nichts best?nde vor deiner Glorie.

Es hatte l?ngst durch alle Stockwerke gegongt, doch ich blieb wie ein Wetterwinkel am Fenster haften, jenen Bergkuppen vergleichbar am Rande des Tals, die alle Wolken an sich ziehen; so schien auch ich alle D?sterkeiten heranzulocken. Und es gab dann nur zwei M?glichkeiten, um dagegen aufzukommen: entweder die Arbeit, die auch wirklich die Atmosph?re l?utert, oder der Umgang mit Menschen: ein Notbehelf nur, welcher zwar, wie der im Unwetter aufgespannte Schirm die ?rgsten G?sse von uns abh?lt, an der Witterung aber nicht das geringste ?ndert.

Augenblicklich war mir jedoch der Mut so g?nzlich ausgepustet, dass ich mich pl?tzlich im Sturmschritt zu Martin im Walde aufmachte, sehr in Sorge sogar, ihn zu verfehlen. Ja, die Sorge steigerte sich zur Angst, so windschief stand es um mich. Aber die Herrschaften liessen, Gott sei's gelobt und gedankt, bitten, und ich jagte die Treppe zu ihnen hinauf. Die Stimmung, welche dort betreffs der gestrigen Fete herrschte, war nat?rlich schlecht. Mit sehr unerwarteter Schauspielkunst gab Martin im Walde alle Figuranten des Abends in einer Person zum besten, wobei er die ihm zugewiesene Rolle gar grimmig unterstrich. Ich lachte f?rs erste aus vollem Halse, wenn auch mit recht halbem Herzen, brachte dann alle meine Gl?tt- und B?gelk?nste zur Anwendung, zog meine D?schen, Fl?schchen und Beruhigungstropfen hervor, musste mir aber dabei sagen, dass hier wieder einmal ein w?nschenswerter Zusammenschluss vorbeigegl?ckt war.

>>Nach Hause<<, war meine erschrockene Antwort.

>>Wie sich das trifft! Wir sind gerade auf dem Weg zu Ihnen.<<

>>Das ist ja reizend<<, rief ich entsetzt. >>Leider bin ich mitten im Umzug und darf Sie nicht heraufbem?hen.<<

>>Das macht uns gar nichts! Wenn wir Sie nicht st?ren.<<

>>Im Gegenteil. Kommen Sie nur.<<

War es nicht besser, die kamen noch in meine alte Stube, als dass sie mit ihren malocchios meine neuen R?ume behexten? >>Nur herauf, Ihr beiden! es ist das letztemal.<< Und die Treppe voransteigend, f?hrte ich sie zu mir.

Dort stand der altv?terische Tisch, der mich besch?tzte und nicht mit mir ziehen w?rde.

Wir nahmen Platz.

>>Aramis war gestern bei Ihnen<<, sagte Telramund. >>Er hat es uns erz?hlt.<<

>>Warum auch?<< dachte ich.

>>Er wird immer launischer<<, bemerkte Ortrud.

>>Launisch?<<

>>Haben Sie das noch nicht herausgefunden?<< fragte Telramund und heckelte ihn eine Weile durch. >>Im Grunde<<, klang es fast drohend von diesen Berliner Lippen, >>ist er ein ganz germanophiler Bursche.<<

Ich goss Tee ein und erwiderte nichts. Aber mir wurde bang und b?nger ?ber das Gespr?ch.

Dass die beiden es wagten, vor mir, die selbst obenan und mit so fetten Lettern auf ihrer Proskriptionsliste stand, derart r?ckhaltlos Leute auszurichten, mit welchen sie scheinbar die besten Beziehungen unterhielten, war das nicht ein Beweis f?r die R?ckversicherungen, deren sie sich versehen hatten? Und wie weit mochten diese gehen?

Und woher wusste -- von allen Deckungen abgesehen -- dies im wiedererz?hlen so blitzschnelle Paar, dass sich unsere usancen voneinander unterschieden?

War es die starke Gegenw?rtigkeit des wuchtigen Tisches, um den wir sassen, und der wohl einst am Waldesrand Jahrhunderte hindurch als m?chtiger Baum -- wissend und weise -- in rauschender Verschwiegenheit sein Gezweige ausbreitete -- oder welch ?berspringender Funke war es nur, der mir da mit der unbewiesenen und doch stahlharten Sicherheit intuitiver Erkenntnis die Tatsache enth?llte, dass die Niedertr?chtigen, aus ihrer, mit Selbsterhaltungstrieb gepaarten Verdorbenheit heraus, die Menschen, welche guten Willens sind, ungleich deutlicher erkennen, als diese sich unter sich durchschauen. Fortunio, von Martin im Walde nicht zu reden, kannte mich nicht entfernt so gut wie diese zwei: welche Waffen ich gegen sie anwenden und welche nicht, ihnen war es nicht zweifelhaft, und f?r sie war ich wie durchsichtiges Glas. Indem sie mich hassten, wussten sie sogar, dass ich nicht ihrer Person, sondern ihrer Schlechtigkeit den Hass vergalt, und wenn meine hiesigen neuen Freunde vielleicht in ihrem Urteil ?ber mich noch schwankten, diese meine erbittertsten Feinde werteten mich nach Verdienst. Dies war der Grund, warum sie mich verfolgten. Wer in der Tat stand einander im Wege, wenn nicht wir? Soweit ich zur?ckdenken konnte, und lange ehe er ausbrach, dieser elende Krieg, und dann wieder vom Tage seines Bestehens an, war ich f?r einen Frieden um jeden Preis. Mich interessierte, noch freute kein einziger Sieg. Nur dem Frieden g?nnte ich den Sieg ?ber eine so schm?hliche Niederlage wie diesen Krieg.

F?r dieses Paar jedoch waren Vers?hnung und Verst?ndigung zwei Dinge, deren M?glichkeit sie mit allen Mitteln zu hintertreiben entschlossen waren. Daf?r lebte es. Wehe dem Franzosen, der kein Jusqu'auboutiste war. Er hatte allen Grund, vor diesem deutschen Telramund zu zittern, und wenn nur der letzte Deutsche verblich, durfte f?r diese franz?sische Ortrud der vorletzte Franzose unbesehen verbluten. Denn die Saite, auf welche sie beide gestimmt waren, ihr Element war der Hass. In welcher Tropenluft aber lebten wir heute, dass die Gem?ter sich mit solcher Fieberhitze entfalten oder zersetzen durften? Nie hat Gelegenheit ?rgere Diebe gemacht. Hier war Telramund -- vor dem Kriege ein r?nkespinnendes, sonst aber vielleicht ganz traitables M?nnchen -- zum professionellen Verleumder und Verr?ter entartet, und Ortrud, einstens eine geh?ssige Klatschbase und weiter nichts, nunmehr zur angriffsw?tigen Ratte, zur erbarmungslosen Menschenfresserin von Hokusai.

Mit solchen Wesen aber paktierte, tergiversierte, lavierte man.

Und zu denken , dass doch sonst so viele Schutz- und Trutzverb?nde bestehen. Der Adel, die Juden, die ?rzte, Arbeiter, B?cker, Schneider und Hoteliers, alle bilden sie ihre geschlossenen Gilden und Vereine. Und nur ausgerechnet die Menschen, die guten Willens sind, sie allein, die ?berall verstreuten und ausgelieferten, setzten sich noch nicht zur Wehr, berieten und versammelten sich noch nicht. Ihr Klub ist der einzige, der noch nicht zustande kam, ihre Statuten, ihre Geschlossenheit, ihre Einigung, welche doch gleichbedeutend w?re mit ihrer Vorherrschaft, ?ber alle Grenzen hin. Denn nichts scheut ja das Geschmeisse so sehr wie seinen Namen und ihren Boykott.

Ortrud kam immer wieder auf meinen Fl?gel zu sprechen, und als sie sich zum Gehen anschickte, bezeigte sie eine Neugierde, ihn zu besichtigen, als handelte es sich um einen neuentdeckten Raffael. Der Gedanke aber, dass die beiden als die ersten meine unteren Zimmer betreten sollten, bevor ich sie noch bezog, versetzte mich in eine so abergl?ubische Verwirrung, dass ich die Treppe hinablief, um sie daran zu hindern. Allein die T?ren standen offen, und ehe ich sie schliessen konnte, hatten Telramunds meine Schwelle ?berschritten und waren meine ersten Besucher gewesen.

Abends bei A. H. Pax. Ich ?rgere mich ?ber Bemerkungen, die dort fallen: Br?cke von Kirchenfeld; die m?sse ich doch kennen. Was ist das nun wieder?

Besuch der Miss Annie A. Wir hatten uns seit dem Kriege nicht mehr gesehen. Sie ist m?tterlicherseits deutsch wie ich franz?sisch, v?terlicherseits englisch wie ich deutsch. Nur ist sie nebenbei auch ein Engel von G?te, und das bin ich nicht. Doch ach! andere werden schon mit mir bemerkt haben, dass gerade solche Engel von G?te es so oft nicht ?ber sich bringen, die Vortrefflichkeit derjenigen anzuzweifeln, deren Instanz sie zun?chst unterstehen, ja die es f?r eine Perfidie halten w?rden, ihren eigenen Zeitungen und eigenen Machthabern nicht zu glauben. Wer kennt sie nicht, diese Engel von G?te, mit ihren >>they say<<, ihren >>man sagt<<, ihren >>on dit<< und ihren >>si dice<<. Unbesehen ist f?r sie der Teufel ?berall nur dr?ben.

>>Mein Deutschtum ist tot in mir<<, sagte sie. >>Auch Sie sollten sich entscheiden.<<

Dasselbe Ansinnen, nur umgekehrt nat?rlich, war mir in Deutschland zu oft gemacht worden, und ich war in solchen Dingen sehr abgebr?ht. >>Was brauchen mich die Franzosen,<< seufzte ich, >>die ganze Welt steht ja auf ihrer Seite.<<

Da sie mich traurig sah, schaute sie mich betr?bt mit ihren guten und veilchenblauen Augen an. >>I thank God on my knees<<, brach sie dann aus, >>that I am English.<<

>>Nichts ist mehr, wie es war!<< rufe ich aus, indem ich sie in meine Arme schliesse. Denn sie ist ein Engel.

Bevor Annie A. . . mich gestern verliess, zog sie ein F?nffrankenst?ck hervor, das sie mir im Auftrage der F?rstin Patschouli, einer gemeinsamen rum?nischen Bekannten, einh?ndigte, welche vorgab, es mir zu schulden. Dieser so kurzerhand beim Schopf gefasste Ann?herungsversuch war zum mindesten originell. Ich machte ein sauberes P?ckchen aus dem Geldst?ck, bedankte mich f?r die sch?ne Gabe und bat um die Erlaubnis, ihr ein ebensolches Gegengeschenk machen zu d?rfen. Daraufhin schlug sie per Telephon die Br?cke zu mir und lobte einen schwarzen Kaffee, den sie selber braue. >>Bonjour, je vous attends!<< und damit hing sie das H?rrohr aus.

Ich wusste in der Tat nicht, was erfrischender war, ihr Kaffee oder sie selbst in ihrer herzst?rkenden und vorgefassten Oberfl?chlichkeit. Die F?rstin, deren R?cke unten zusammengebunden schienen, ging mit kurzen und kleinen, aber heftigen Schritten, war braun wie ein Maik?fer, die auffallendste Erscheinung von ganz Bern, br?sk, witzig und ohne Stachel. Da sie eine Villa in Tegernsee und Freunde in M?nchen hatte, war sie im Grunde germanophil, jedenfalls bayernfreundlich, und stand ausserdem stark unter dem Eindruck der deutschen Siege. >>Je suis l'amie des bons jours<<, erkl?rte sie.

>>Mein gutestes Fr?ulein,<< sagte mir einmal ein dickgebliebener Berliner Aufsichtsrat, >>wer sagt Ihnen, dass nicht am Ende mit dem Frieden so bunte Zeiten kommen, dass wir uns nach den Kriegszeiten zur?cksehnen werden --, bis auf die Schlachten nat?rlich<<, hing er mit einer Handbewegung an, als w?ren sie ein Detail.

ENDE FEBRUAR. Die Tage haben soviel widerw?rtiges gebracht, dass mir das Schreiben verging. Man sollte hier mit seiner Aufenthaltsbewilligung zugleich ein Vorh?ngeschloss wie Papageno erhalten; statt dessen wird einem ein Nessushemd ?bergeworfen. Schreckliche St?sse mit Fortunio, schwere Havarie mit Martin im Walde. Telramund, dessen Hoch?fen alle in Betrieb stehen, erstattete ihm einen formellen Besuch und brachte ihm zugleich mit dem Ausdruck seiner Hochachtung sein Bedauern vor, durch mich und meine Darstellungen ein so falsches Bild von seinem Charakter gewonnen zu haben. Halb lachend wird es mir erz?hlt. Ich mache ihm Vorw?rfe, dass er den Mann vorl?sst. >>Ihnen danke ich ja die angenehme Bekanntschaft.<< Das war im Herbst, sage ich, wo man noch glauben durfte, es stecke vielleicht doch etwas Gutes in ihm, an das man sich halten k?nne. Heute d?rfen Sie keinen Umgang mehr mit ihm pflegen.

Einem Gl?cksfall, der allen Glanz eines Hintertreppenklatsches tr?gt, danke ich es im ?brigen, dass von dieser Seite wenigstens Fortunio nicht mehr irre an mir werden kann: er sass mit einem Freunde, als Telramund sich zu ihm gesellte und ?usserungen wiederholte, die er von mir vernommen haben wollte. >>Und nun sehen Sie,<< schloss er, >>wie sie l?gt<<, zahlte sein Sch?ppchen und ging. Aber in der Eile, mir zu schaden, ?bersah er, dass Fortunios Freund zuf?llig Zeuge gewesen war, wie ich jene Worte nicht nur nicht gesagt, sondern heftig dagegen protestiert hatte, als sie vor mir fielen. Dies also w?re, gottlob, besorgt.

Es ist gewiss nur recht und billig, dass auch die ?berlebenden heute auf der Verlustliste stehen. Wie man dem Kranken, der nicht teilnehmen kann an dem Treiben der Gesunden, gerne darauf hinweist, wenn es draussen st?rmt und die Fussg?nger gegen Frost und Wind ank?mpfen, w?hrend er in der gesch?tzten Stube liegt, so m?chte man heute denen, welche fallen, nachrufen: Ihr habt nichts verloren!

Ich schreibe der K?nigin im Auftrage ihrer Mutter, die seit Monaten ohne Nachricht von ihr ist. Die Idee des K?nigtums ist gewiss nur deshalb in Diskredit geraten, weil ein verrohter, subalterner Mensch oder auch ein, Idiot h?chst widersinnigerweise zum Herrscher avancieren konnte. Wegen meiner Ansichten werde ich hier viel ausgelacht. Aber wie w?rden sie erst lachen, wenn sie w?ssten, wie gern ich selbst regieren m?chte. Da w?rde man doch was Richtiges erleben! Kein mittelm?ssiger K?nstler k?me bei mir hoch, welche Unsummen aber fl?ssen den andern zu; kein L?mpchen liesse ich mir je als ein Lumen aufschw?tzen, also auch kein Talent, das sich zum Genie aufblasen m?chte. Herr Pfitzner bew?rbe sich also vergebens um eine Dirigentenstelle an meinem Theater, und gar Herr Weingartner, welcher die Wiener Philharmonie herunterbrachte, wage es nicht, vor mich zu treten. Ich verarge es heute noch der Pariser Kritik, welche ihn seinerzeit >>un jeune dieu<< genannt hat. Denn nie hatten die G?tter das Geringste mit ihm zu tun.

Ach, und was f?r sch?ne H?user ich erbauen, was f?r G?rten ich anlegen liesse! was f?r prachtvolle Katzen w?rden meine Marmorbrunnen entlang schweifen!

Doch genug ?ber meine Herrscherzeit.

?ber Weingartner, dessen ?bersch?tzung ich der Pariser Presse verdenke, f?llt mir die ?usserung ein, die k?rzlich ein Pariser, den ich nicht nennen werde, einem Deutschen gegen?ber, dessen Namen ich gleichfalls unterschlage, gef?llt hat: >>il y a une chose, monsieur, que nous ne vous pardonnerons jamais, c'est de nous avoir forc?s d'aimer les Belges.<<

Den Abend bei A. H. Pax verbracht. Bei ihm kann man sagen, was einem gerade einf?llt, ohne Gefahr zu laufen, dass es entstellt in alle Winde hinauswirbelt. Dieser Vork?mpfer des Friedensgedankens, der mit so feierlichem Ernst seine Stimme zu erheben weiss, ist bei strengster Sachlichkeit der gem?tlichste Mann der Welt, in dessen Atmosph?re man sein bisschen Humor und sein verlorenes Lachen auf Augenblicke rettet. Gestern sprach er zwar tief entmutigt ?ber die vollkommene Unm?glichkeit, gegen den so geschickt angerichteten, so eifers?chtig gehegten und drinnen und draussen immer neu gen?hrten Wirrwarr in den K?pfen der allermeisten Deutschen auch nur das geringste auszurichten. Pl?tzlich tauchte ein Nachmittag in M?nchen aus dem Sommer 1916, ein schattiger Garten, ein gedeckter Tisch, zwei Damen, die davor sassen, vor mir auf, und wie eine phonographische Platte spielte sich in hemmungslosem Bayrisch ein halbvergessenes Gespr?ch so getreulich in mir ab, dass ich mit einem Male alle Rollen in einer Person herunterspielte.

Wir brachen alle in ein schier trostloses Gel?chter aus. Waren nicht ganze Generationen mit allen brauchbaren Argumenten des Scheins in ein Wirrsal gelockt, dessen Dunkel den Tag derer ausmachte, die es unterhielten, so dass sie jede anbrechende Helle augenblicklich verscheuchten?

Und mussten nicht fast alle Gehirne vermodern, ohne zu erfahren, was denn eigentlich los ist? Mit so teuflischem Geschick sind alle Ausg?nge der L?genburg zementiert, in welcher sie sich narren liessen. Unschuldig Bet?rte. War es nicht ?berall so?

Unter den Tageb?chern, welche an den deutschen Gefallenen vorgefunden wurden, erz?hlte neulich Abigail von der agence, seien manche sehr sch?ne zum Vorschein gekommen. >>Warum ver?ffentlicht Ihr diese nicht auch?<< rief ich. >>Nous n'avons<< sagte er, >>qu'? nous occuper des atrocit?s.<<

Daf?r, dass ich so viele Dinge nicht verstehe, werde ich mit den paar Gedanken, die mir im Kopfe sitzen, viele Jahre nach meinem Tode wahrscheinlich recht behalten, so zum Beispiel mit meiner Skepsis betreffs der Demokratie. Aber nat?rlich ist es f?r andere ?rgerlich, das, was immer sie mich lehren, und was immer ich lerne, gerade nur eben jene paar ?berzeugungen weiter ausbaut und nur ihnen zugute kommt. Jede Erkenntnis geht nun einmal bei mir auf Kosten einer ganz exemplarischen Unbegabtheit.

Es m?sste einer blind sein nat?rlich, um an den Sozialismus und seine Unerl?sslichkeit nicht zu glauben. Aber in Wirklichkeit ist heute keiner sozialistischer geworden, als er es von je gewesen ist. Es scheint nur so. Machen wir uns nichts vor. Wir haben uns den Sozialismus eingebrockt. Dank unserer Verkehrtheit nur ist er die einzig richtige Parole. Er ist kein Ziel, sondern ein Weg. Keine andere Br?cke ist stark genug, uns aus unserer bauf?lligen Welt zu den neuen Ufern hinzutragen, wo die neuen Autokratien auf ganz neuer Basis sich erheben werden. Nur durch den Sozialismus, dieser fausse sortie aus einer Welt der Standesunterschiede, kommen wir zu einer neuen Welt der Standesunterschiede, der Herrenkaste und der Knechteschar.

F?r diesen Glauben will ich mich gerne k?pfen lassen, denn gek?pft, sagen die andern, werde ich ja doch, entweder von rechts oder von links.

Mittlerweile bin ich viel zuviel unter Menschen. Es geschieht aus Tr?gheit und einer Art von Furcht. Denn bin ich nicht zufriedener allein und so viel weniger allein, wenn ich allein bin? F?llt sich dann nicht die Luft mit Geistern guter und hilfreicher Art? Und bin ich dann nicht umgeben?

Aramis kam sofort zu mir. Wir verabreden ein paar sehr direkte S?tze, die ich w?hrend meines bevorstehenden Besuchs m?glichst pointiert anzubringen h?tte, und dass ich nachher zu ihm kommen w?rde, ihm die Wirkung jener Worte mitzuteilen.

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