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Munafa ebook

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Read Ebook: Giacomo Leopardi (1798-1837) La vita italiana durante la Rivoluzione francese e l'Impero by Pascoli Giovanni

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Ebook has 515 lines and 13527 words, and 11 pages

Da der Advokat in lauter achtungsvolle Gesichter sah, bl?hte er auf. Er ?ffnete seinen schwarzen Rock, obwohl keine Weste darunter war. Die Arme in der Luft gerundet, mit rauhen gelben Manschetten, die bis ?ber die Korallenkn?pfe herausfielen, und mit einer Fl?sterstimme, aus der manchmal ein heiseres Bellen brach:

>>Aber so ist die grosse Welt: man muss sie kennen. Die Herren K?nstler sind die grossartigsten von allen. Man hat keinen Begriff von dem Leben, das diese Schauspieler und Literaten f?hren. Jede Nacht Champagner, sch?ne Weiber, soviel sie m?gen, und nie vor zw?lf aus dem Bett.<<

>>Als ich in Forl? stand,<< sagte der Leutnant der Carabinieri, >>zeigte man mir einen Maler, der zwei Fiaschi trinken konnte. Freilich war er ein Deutscher.<<

>>Wozu auch,<< schloss der Advokat, >>da sie spielend mehr Geld verdienen, als sie brauchen, und keine Sorgen haben. F?r uns B?rger ists anders eingerichtet auf der Welt. Aber es ist nicht ?bel, dass es auch Menschen gibt, die ein so leichtes Leben haben, nach Herzenslust ?ber die Str?nge schlagen d?rfen und immer guter Laune sind. Haben wir erst einige der Art hier bei uns, wird es lustig werden.<<

>>Das kann nicht schaden!<< rief der Apotheker. Gleich darauf hielt er sich den Mund zu und schielte nach seinem Hause hinauf. Man l?chelte. Er entschuldigte sich.

>>Immer sind Leute in der N?he, die es mit den Priestern halten.<<

Der Advokat behauptete:

>>Wenn wir uns die Kom?dianten nicht zu unserm Vergn?gen kommen liessen, sollten wir es tun, um die Priester zu ?rgern.<< Der Gemeindesekret?r hob die Schultern, der Wirt aber sagte dr?hnend:

>>Sind wir denn noch immer unter dem Papst?<<

Man schrie: >>Bravo, Achille!<< -- und dahinten sah man aus der Kathedrale ?ber den Corso und in den Palazzo Torroni eine schwarze Gestalt huschen. Der Apotheker seufzte.

>>Armer Baron! Auch ihn halten sie mittelst der Frau. Da kann man sich dann nicht r?hren, ohne dass es weh tut. Glaubt mir, ihr Jungen, nehmt nie eine Frau, die es mit den Priestern hat!<<

Der Advokat stellte die Hand an den Mund.

>>Und dennoch ist Don Taddeo betrogen, und der Baron hat mir heimlich, Sie verstehen: unter einem Decknamen seinen Beitrag geschickt f?r das Theater.<<

Funkelnd betrachtete er seine Wirkung, legte sich den Finger auf die Lippen und machte eine Pause. Dann:

>>Der Beitrag ist sogar bedeutend genug, dass wir den des alten Nardini verschmerzen k?nnen.<<

>>Eine sch?ne Familie, die Nardini<< -- und der Apotheker stiess den Stock aufs Pflaster.

>>Ihre Mitb?rger halten sie ihres Verkehrs nicht w?rdig, nie wollten sie dem Klub beitreten, und die Enkelin stecken sie ins Kloster!<<

>>Noch ist sie nicht darin<<, sagte der junge Savezzo, mit plumper Eleganz an das Haus gelehnt. >>Und als ich im Klub meinen Vortrag ?ber die Freundschaft hielt, hat sie ihre Magd hingeschickt und sich dar?ber berichten lassen.<<

>>Ah, Tot? m?chte sie draussen behalten.<<

Unter den sp?ttischen Blicken begann das linke Auge des jungen Menschen auf seine pockennarbige Nase zu schielen. Der sch?ne Alf?, des Wirtes Sohn, sagte:

>>Ist sie sch?n, die Alba!<<

Dann sah er unbeirrt und eitel umher.

>>Ihr beide werdet keinen Erfolg haben<< -- und der Gemeindesekret?r lachte auf. >>Hat doch nicht einmal der Severino Salvatori sie bekommen, obwohl er mit einem Korbwagen umherf?hrt. Vielleicht, wenn ihr keine Mitgift verlangt. Denn der Alte will sie billig los sein. Er ist noch geiziger als fromm.<<

>>Auch fromm ist er<<, versicherte Savezzo. >>Und wohlt?tig. Der alte Brabr? lebt ganz vom Nardini, seit dreissig Jahren bald. Jeden Sonntag nach der Messe wird dort unten in Villascura den Armen das Mehl ausgeteilt. Alba selbst tut es.<<

>>Alba selbst<<, wiederholte Alf?.

>>Aber als ich ihm die Liste brachte,<< sagte der Advokat mit steilem Finger, >>wissen Sie wohl, was der Nardini mir geantwortet hat?<<

Alle wussten es, liessen sich aber gern zum zehntenmal dadurch aufbringen.

>>Er hat mir geantwortet: wenn er daf?r zahlen solle, dass die Kom?dianten fortbleiben, dann wolle er zahlen.<<

Der Apotheker schlug auf den Tisch; das Schweigen der andern war st?rmisch. Da sagte der sch?ne Alf?, und das einf?ltigste L?cheln legte seine weissen Z?hne frei:

>>Dennoch will ich Alba heiraten.<<

Niemand w?rdigte ihn einer Entgegnung.

>>Auch seinen Wasserfall<<, erinnerte sich der Gevatter Achille, >>hat er der Stadt ein wenig teuer verpachtet.<<

>>Unsere Schuld<< -- und der Gemeindesekret?r hob die Schultern; >>ich war gegen die Elektrizit?tsanlage und bin es noch. Aber man h?rt nicht auf mich<<, sagte er mit einem Blick auf den Advokaten, der die Arme in die Luft warf.

>>Wollen wir, ja oder nein, den Fortschritt?<< schrie er keuchend.

>>Und wem verdanken wir ihn,<< antwortete der junge Savezzo, >>als einzig dem Advokaten?<<

>>Ist es einer Stadt wie der unsrigen w?rdig,<< fragte der Advokat weiter, >>die ?ffentlichen Pl?tze mit Petroleum zu erleuchten? Und wie sollen wir vor den Fremden dastehen, die uns besuchen werden, wenn unsere Theatersaison begonnen hat?<<

>>Versteht sich<<, machten die andern; nur der Sekret?r sch?ttelte die zusammengelegten H?nde.

>>Da haben wirs. Weil wir eine Theatersaison haben, m?ssen wir elektrisches Licht anlegen, und weil wir wie Venedig oder Turin das Verfassungsfest feiern, mussten wir in einem Feuerwerk f?nftausend Lire abbrennen. So zieht eine Tat des Gr?ssenwahns die andere nach sich, und das Ende, das ich voraussehe, ist der Bankerott. Ah, Ihr Herren, unsern B?rgermeister, den w?rdigen Herrn Augusto Salvatori, der das Haus nicht mehr verl?sst, trifft keine Schuld: sie trifft nur einen!<<

Und er stiess mit dem Finger nach dem Advokaten, der sich auf dem Stuhl umherwarf.

>>Wollen wir, ja oder nein, den Fortschritt?<<

Da rundete der Leutnant die Hand am Ohr:

>>Mir scheint, ich h?re sie knarren.<<

Sogleich bekamen alle lauschende Mienen. Savezzo und Alf? st?rzten an die Hausecke und sp?hten die Gasse hinab. Pl?tzlich schrien sie durch die gerundeten H?nde:

>>He! Masetti! Langsamer!<<

Und unter w?tendem Peitschenknallen h?rte man die Post drunten auf der Landstrasse vorbeirasseln. Indes sie den Bogen zum Tor machte, wurden Masettis phantastische Versp?tungen aufgez?hlt; er habe keine Eile, zu seiner Frau zu kommen; -- und nun er auf den Platz bog, begannen alle zu pfeifen. Die beiden Carabinieri liessen sich von ihren Pferden herab und hoben die Dreimaster, um sich die K?pfe zu trocknen. Die Diligenza fuhr mit Krachen beim Postamt vor: da zeigte sich, dass sie ganz gef?llt war. Drinnen sassen acht Personen, und eine kletterte soeben vom Bock: ein gedrungener Mann mit einem C?sarenprofil, den der Handlungsreisende fast f?r einen Berufsgenossen gehalten h?tte. Nur hatte er blaurasierte Wangen und Bewegungen von unbekannter Spannkraft und Form.

Kaum dass die Pferde stillstanden, st?rzten ?ber die F?sse der andern hinweg zwei Nonnen aus dem Wagen und eilten, so dass die Kreuze der Rosenkr?nze von ihren H?ften aufflogen, nach dem Treppenweg zum Kloster. Dann stieg ein sch?ner bleicher junger Mensch heraus, der unbeteiligt umhersah.

>>Nello!<< rief eine Frauenstimme. >>Hilf mir heraus!<<

>>Lass lieber mich<<, sagte ein hagerer Alter, weiss angezogen und rascher als ein J?ngling; -- und er streckte eine faltige Hand aus, worauf ein grosser Brillant blitzte.

Der Advokat bemerkte:

>>Aber das sind sie! Das sind die Kom?dianten. Ich als Vorsitzender des Komitees muss sie begr?ssen.<<

Er erhob sich und schw?nzelte ?ber den Platz. Die andern folgten im Abstand.

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