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Munafa ebook

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Read Ebook: Eine Mutter Roman im Anschluß an »die Colonie« by Gerst Cker Friedrich

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Ebook has 4217 lines and 157749 words, and 85 pages

>>Aber, Onkel!<<

>>Aber, Onkel, er denkt gar nicht daran!<<

Henriette blieb schweigend an ihrer Arbeit sitzen, und die Mutter war aufgestanden und nahm ihr jetzt gegen?ber am Fenster Platz.

>>Der junge Rebe ist die letzte Zeit recht oft hier gewesen, Kind,<< sagte sie endlich, w?hrend ihr Auge ?ber die bunten Gruppen vor dem Fenster glitt, ohne sie zu sehen.

>>Liebe Mutter...<<

>>Ich glaube, der Onkel hat Recht, Kind,<< fuhr die Frau aber wehm?thig fort -- >>nicht, dass ich etwas gegen den jungen Mann selber einzuwenden h?tte; er scheint brav und ordentlich zu sein, und man h?rt ?ber sein ganzes Betragen nur immer Gutes, aber -- das Theater ist ein gef?hrlicher Boden f?r junge Leute, und -- kein Mensch weiss ausserdem, ob er auch wirklich Talent hat und es je zu etwas bringen wird.<<

>>Er studirt so fleissig!<< sagte Henriette leise.

>>Ja, mein Kind,<< seufzte die Frau, >>das allein macht es nicht, und darin steht der K?nstler weit gegen den Gelehrten im Nachtheil. In jedem andern Fache kann es ein wirklich t?chtiger Mann durch Fleiss und Ausdauer erzwingen, vorw?rts zu kommen, wenn er auch nicht ?berm?ssig begabt sein sollte; in der Kunst aber nicht, und nicht allein das Talent hilft ihm da, er muss auch Gl?ck haben, wenn er es je zu etwas bringen -- wenn er je ein erstes Fach bekleiden will. Kann er das aber nicht, dann w?re es viel vern?nftiger, er lernte eher das einfachste Handwerk, als dass er sich seine Lebenszeit bei kleinen B?hnen herumtriebe, um da zweite oder dritte Rollen zu spielen. In dem Fall, mein Herz, ist der Schauspielerstand ein elendes und trauriges Leben, glaube mir!<<

>>Aber Du warst selber beim Theater, Mama,<< sagte Henriette, >>der Onkel ist dabei, Deine selige Mutter, wie Du mir oft erz?hlt, soll ebenfalls eine brave S?ngerin gewesen sein, ja, Deine eigene Schwester spielt jetzt noch Kom?die!<<

>>Das Alles ist wahr, Herz,<< nickte die Mutter, >>unsere ganze Familie geh?rt dem Theater an, und doch danke ich Gott, dass Du Dir Dein Brod, so sp?rlich es auch sein mag, auf andere Art verdienen kannst. Ja, wer eins der ersten F?cher bekleidet, wer bei einer grossen B?hne der Liebling des Publikums geworden, der nimmt wohl eine ehrenvolle Stellung ein und kann auch ganz seiner Kunst leben; die Direction braucht ihn und seine Zukunft ist gesichert -- aber wie Wenigen unter Tausenden ist das beschieden, und sich in untergeordneten F?chern bald hier, bald da herumtreiben, jetzt hier mit einer kleinen Gage angestellt, dann wieder im Lande nach einem Engagement herumsuchend, das, mein liebes Kind, sei versichert, ist ein trauriges Brod, und schlimmer, weit schlimmer, als Holzhacken und Tagelohn!<<

>>Aber verdienen die Leute nicht, was sie zum Leben brauchen?<<

>>Ja -- vielleicht. -- So lange sie allein stehen und gesund bleiben, schlagen sie sich durch, und der Leichtsinn, der ein gl?ckliches Erbe dieses Standes ist, hilft ihnen ?ber manches Schwere hinweg. Verheirathen sie sich aber und kommt Familie dazu, dann tritt nur zu h?ufig der furchtbare Ernst des Lebens an sie heran und sie leiden oft, ohne eine St?tte, wohin sie ihr Haupt legen k?nnen, die bitterste Noth. -- Aber ich brauche Dir das gar nicht weiter zu best?tigen; Du siehst es selber hier fast jede Woche, denn keine vergeht, wo nicht Einer oder der Andere hier durchkommt und sein Leben mit Collectenmachen fristet -- nur um den nagenden Hunger zu stillen, nur um der dringendsten Noth abzuhelfen. Jeder Thaler aber, der ihnen gereicht wird, ist doch nur ein Tropfen Wasser auf einen heissen Stein und ihres Jammers kein Ende -- kannst Du es mir und dem Onkel verdenken, wenn wir Dich vor einem solchen Schicksal bewahrt wissen wollen?<<

>>Liebe Mutter!<<

>>Aber wir schwatzen und schwatzen hier,<< brach die Frau pl?tzlich ab, >>und es wird indessen sp?t; da schl?gt es wahrhaftig schon zehn Uhr -- Kind, Du musst nach dem Mittagessen sehen, sonst wird der Onkel nachher b?se, wenn es nicht zur rechten Zeit auf dem Tisch steht.<<

>>Ja, ja, Mama,<< rief Henriette, schob ihre Arbeit rasch bei Seite und ging hinaus in die K?che. Die Mutter sah ihr sinnend nach, st?tzte dann den Kopf in die Hand und seufzte leise, aber recht aus tiefster Seele herauf:

>>Oh, dass wir so arm sind!<< --

Pfeffer hatte indessen sein unter der Zeit vollst?ndig gel?ftetes Zimmer wieder betreten und die Th?r geschlossen, als es anklopfte.

>>Guten Morgen, Herr Pfeffer,<< sagte in diesem Augenblick der junge Rebe, welcher auf der Schwelle erschien, >>ich st?re doch nicht?<<

>>Woher vermuthen Sie das, mein sehr verehrter Herr Horatius Rebe, wenn man fragen darf?<< brummte Pfeffer, dessen Laune sich noch nicht im Geringsten gebessert hatte.

>>Weil ich Sie so deutlich erkennen kann,<< l?chelte der junge Mann, >>denn wenn Sie t?chtig arbeiten, haben Sie auch gew?hnlich eine dem entsprechende Wolke um sich her.<<

>>Das Rauchen ist Ihnen doch nicht unangenehm?<< fragte Pfeffer verbindlich und mit einer Bewegung, als ob er seine Pfeife gleich in die Ecke stellen wollte.

>>Mein guter Herr Pfeffer,<< sagte Rebe mit einem wehm?thigen Zug um die Lippen, >>ich weiss sehr wohl, dass mir nichts unangenehm sein darf -- ?brigens w?rde ich selber wieder rauchen, wenn meine Gage nur ein klein wenig h?her w?re.<<

>>So -- und was verschafft mir da heute die Ehre Ihres Besuches?<<

>>Ich sehe, Sie sind heute nicht in gl?cklicher Stimmung,<< sagte Rebe -- >>kann ich vielleicht die Damen sprechen?<<

>>Nein,<< brummte Pfeffer -- >>meine Schwester ist krank und Jettchen pflegt sie.<<

>>Doch nicht ernstlich?<<

>>Allerdings, sie pflegt sie ganz ernstlich.<<

>>Nein, ich meine...<<

>>W?nschen sie sonst noch etwas?<<

>>Mein lieber Herr Pfeffer, sagen Sie mir nur, weshalb Sie mich heute so schrecklich ablaufen lassen,<< bat Rebe herzlich, indem er auf ihn zuging und seine Hand zu ergreifen suchte, die Pfeffer aber in die Tasche steckte -- >>habe ich Ihnen etwas zu Leide gethan?<<

>>Nein -- noch nicht -- aber Sie wollen es!<< brummte m?rrisch der Mann.

>>Ich will es?<<

>>Ja -- Sie verdrehen dem M?del, dem Jettchen, den Kopf!<<

>>Aber, bester Herr Pfeffer!<<

>>K?nnen Sie eine Frau ern?hren?<<

>>Noch nicht, aber ich hoffe...<<

>>Hoffe -- alberne Redensart -- hoffe, hoffe -- daf?r giebt Ihnen kein Mensch einen Pfifferling, viel weniger eine ganze Haushaltung! Wie lange sind Sie schon beim Theater?<<

>>Seit einem Jahre -- seit ich hier bin!<<

>>Hm -- und was waren Sie fr?her?<<

>>Ich habe studirt.<<

>>Nun ja, das dachte ich mir ungef?hr, und nachdem Sie Ihren Eltern das schwere Geld gekostet, laufen Sie zum Theater -- nein, es ist ganz unglaublich, wie verr?ckt manche Menschen sind, studirt bis in die blaue Pechh?tte hinein, nur um nachher die Geschichte an den Nagel zu h?ngen und in der Welt herum zu fahren! Wof?r haben Sie nun studirt?<<

>>Und glauben Sie wirklich, dass mir das als Schauspieler verloren w?re?<< l?chelte Rebe. >>Hier gerade kann es mir bedeutend n?tzen, und wenn meine Liebe zur Kunst...<<

>>Jetzt h?ren Sie auf,<< schrie Pfeffer -- >>Liebe zur Kunst -- wenn ich den Bl?dsinn nur nicht mehr h?ren m?sste -- Liebe zur -- ich h?tte bald 'was gesagt, Herr Horatius! -- Apropos, ist der Horatius etwa Ihr Theatername, und glauben Sie, dass er sich besonders h?bsch auf dem Zettel ausnehmen soll, wenn es zum Beispiel heisst: Horatio, Herr Horatius Rebe?<<

>>Ich bin so getauft,<< l?chelte der junge Mann, >>und -- m?chte mich doch auch nicht gern wieder umtaufen.<<

>>Aber Sie haben doch, zum Teufel, auch noch andere Namen!<< rief Pfeffer. >>Weshalb nehmen Sie nicht einen von denen?<<

>>Allerdings, Herr Pfeffer,<< sagte Rebe etwas verlegen, >>aber die anderen klingen eben auch nicht besser. Ich heisse mit meinem vollen Namen Horatius Scipio Quintus.<<

>>Nanu bitt' ich aber zu gr?ssen!<< rief Pfeffer erstaunt. >>Weiter nichts?<<

>>Mein Vater war ein armer Schullehrer,<< fuhr Rebe fort, >>der f?r die Alten schw?rmte -- er ist lange todt,<< f?gte er leise hinzu, >>und ich mochte ihn nicht dadurch noch im Grabe kr?nken, dass ich den ihm einst lieb gewesenen Namen verwarf.<<

>>Aber ich hoffe ein guter zu werden, Herr Pfeffer.<<

>>Da haben wir wieder die Hoffnung, und indessen besch?ftigen Sie sich mit Hinaustragen von St?hlen und Ableiern von kleinen Rollen!<<

>>Weil ich keine gr?sseren bekommen kann!<< rief Rebe. >>Ist denn der Director auch nur dazu zu bewegen, mir einmal einen Versuch zu gestatten? Erlaubt er mir denn nur ein einziges Mal, zu zeigen was ich wirklich kann? Ach, mein bester Herr Pfeffer, wenn Sie es nur ein einziges Mal dahin bringen k?nnten, dass ich...<<

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