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Read Ebook: Der Aether gegen den Schmerz by Dieffenbach Johann Friedrich
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 334 lines and 47975 words, and 7 pagesDas Auge dr?ckt schon vor dem Anfange der Einathmungen eine etwas besorgliche Aufregung aus, der Blick ist lebendiger, das Auge gl?nzend. Schon nach einigen Athemz?gen bemerkt man eine st?rkere Blutanf?llung der oberfl?chlichen Gef?sse und bei jungen, vollbl?tigen Personen oft eine leichte R?thung. Die Pupillen verengern sich gew?hnlich etwas im Anfange der Einathmung, erweitern sich dann wohl auf einige Minuten, um sich von Neuem zusammen zu ziehen, mit dem Eintritt einer tiefen Bet?ubung sind sie oft sehr erweitert. Da die Kranken gew?hnlich die Augen schliessen, so sind die Ver?nderungen an der Pupille ohne Aufheben des oberen Lides selten genau zu beobachten. Der Puls erleidet eine merkliche Ver?nderung. Mit dem Beginn des Einathmens f?ngt er an schneller zu werden, so dass er wohl 20 bis 30 Schl?ge in der Minute mehr hat. Hat der Aether hieran auch wohl einigen Antheil, so wird diese Beschleunigung doch gr?sstentheils durch das Anfangs beschwerliche Athmen herbeigef?hrt. Allm?lig, bei eintretender Ruhe, verliert er an Schnelligkeit und sinkt auf die normale Zahl der Pulsschl?ge herab, und nur selten und bei grosser Bet?ubung wird er noch langsamer als im nat?rlichen Zustande. Also vermehrte Frequenz des Pulses im Anfange der Einathmung und sp?teres Langsamwerden ist das Gew?hnliche. In anderen F?llen beobachten wir Folgendes: der Puls nimmt wenig oder gar nicht an Frequenz zu, oder er ist bald schnell, bald langsam, bald klein, bald gross, und selbst mitunter aussetzend. Eben so wechselt er in Bezug auf H?rte und Weiche, Vollsein und Leere ab. Doch sind dies Alles Verschiedenheiten, welche sich nur bei einzelnen Individuen zeigen, und als Ausdruck der Eigenth?mlichkeit ihrer Constitution und der Reizbarkeit oder Unempfindlichkeit ihres Nerven- und Gef?sssystems zu betrachten sind. Mit der Verfl?chtigung des Rausches, der Wiederkehr der schlummernden Sinne und des vollen Bewusstseins, nimmt der Puls an F?lle und Frequenz wieder zu, so dass er noch um 5 bis 10 Schl?ge mehr hat als vor dem Einathmen der Aetherd?mpfe. Das Herz verh?lt sich meistens ruhig, und seine Schl?ge sind selten st?rker als im nat?rlichen Zustande. Oft erbebt es nur leise und die einzelnen Schl?ge sind kaum von einander zu unterscheiden. Nur selten trat wirkliches Klopfen ein, und dies entweder beim Anfange der Inhalation oder bei der Wiederkehr des Bewusstseins, wo es sich dann pl?tzlich hob. Um die Wirkungen der eingeathmeten Aetherd?mpfe in Bezug auf die Anwendung in der Heilkunde genauer zu pr?fen und zu w?rdigen, sind von Aerzten eine grosse Menge von Versuchen an gesunden Personen und auch an sich selber angestellt worden. Als die ersten sind die von der Gesellschaft deutscher Aerzte in Paris, so wie die hier in Berlin von dem talentvollen jungen von Gr?fe, dem Sohne des ber?hmten, seeligen v. Gr?fe, angestellten zu erw?hnen. Die an Aetherberauschten gemachten Beobachtungen, sowie die Selbstbeobachtungen fanden w?hrend der niederen Grade der Aethereinwirkung Statt. Folgende Resultate ergaben die Versuche der Aerzte der deutschen Gesellschaft in Paris, welche an sich selbst experimentirten. In Bezug auf die Frequenz des Pulses zeigte sich bei Allen eine deutliche Zunahme in den ersten 3 Minuten, hierauf ein Nachlassen der Frequenz, die jedoch immer noch st?rker als im normalen Zustande war. Gegen das Ende des Versuches, gegen die 6te oder 8te Minute hin, begann eine merkliche Reaction des Herzens, dessen Contractionen an Intensit?t verloren hatten, indem es wieder st?rker und schneller schlug. Dieselben Erscheinungen zeigten sich selbst bei weiter fortgesetzten Versuchen. Durchschnittlich ergab sich die mittlere Zahl der Pulsschl?ge auf 106. Das Athmen war meist beschleunigter als im normalen Zustand, wobei jedoch zu bemerken ist, dass selbst vor dem Versuche der Puls und die Respiration meist schon schneller waren, als im normalen Zustande, was durch die geistige Spannung und Aufregung derer, die sich dem Experiment unterwarfen, wohl zu erkl?ren ist. Die Respiration verhielt sich in Bezug auf Frequenz und Ausdehnung vollkommen wie der Puls. Die Wirkung der Einathmung auf das Nerven-System war in den allermeisten F?llen eine vollkommene Aufhebung des Gef?hls des Schmerzes, wovon man sich durch Stechen der Ohren, der Nase und H?nde mit Nadeln, durch Einschnitte in den Arm, durch Abbrennen von Feuerschwamm und Betr?pfeln mit heissem Siegellack ?berzeugte. Hierbei ist zu bemerken, dass oft erst nach l?ngerem Einathmen diese Unempfindlichkeit gegen den Schmerz sich zeigte, w?hrend k?rzere Zeit dauernde Versuche bei denselben Individuen ohne Resultat waren. Die Dauer und Intensit?t der Wirkung hing zum gr?ssten Theil von der Dauer und Genauigkeit der Einathmung ab. Die Unempfindlichkeit dauerte 1 Minute 3 Sekunden bei dem Einen, 1 Minute 30 Sekunden bei einem Anderen, bei einem Dritten 1 Minute 14 Sekunden, bei Einem Vierten ?ber 10 Minuten. Mehrere hatten Traumerscheinungen. Einer hatte leichte Lichterscheinungen in den Augen, und es zeigten sich einige Symptome von Schwindel. Zwei erwachten mit Lachen aus ihren heiteren Tr?umen. Der Tastsinn war vollkommen ungest?rt, so lange die Individuen bei Bewusstsein waren, und sie entdeckten ohne H?lfe der Augen die kleinsten Unebenheiten eines K?rpers. Die Wirkung des Aethers scheint bei den Versuchen drei Stadien durchgemacht zu haben. Im Anfang ist das Empfindungsverm?gen, wie der Puls und die Respiration, gesteigert, darauf verminderte sich die Wahrnehmung des Schmerzes mit der Bewegung des Kreislaufes, und Verletzungen wurden nur schwach empfunden. Im dritten Stadium h?rte alles Gef?hl auf, und das Individuum war so unempfindlich wie ein Cadaver. Die Wirkung des Aethers verschwand bald, und es blieb hernach nur ein Gef?hl von Schw?che und Schwere des Kopfes, was indess nach h?chstens einer Viertelstunde auch vor?berging. Alle stimmten darin miteinander ?berein, dass die Wirkung des Aethers ihnen eine angenehme Empfindung, ?hnlich der eines leichten Rausches, verursacht habe. Professor Gerdy in Paris beschreibt folgendermassen die Wirkung der Aetherd?mpfe auf sich selbst. >>Ich bediente mich des Charri?re'schen Apparats und ?berwand bald den Reiz zum Husten, den die Aetherd?mpfe in der Luftr?hre erzeugten, der Kitzel und der Husten schienen dann durch die beruhigende Wirkung des Aethers nachzulassen. Von diesem Augenblicke an f?hlte ich schon eine Bet?ubung im Kopfe mit dem Gef?hle von Hitze verbunden, wie bei beginnendem Rausch. Diese Bet?ubung verbreitete sich allm?lig ?ber den ganzen K?rper und gew?hrte einen dumpfen, aber sehr angenehmen Eindruck, ?hnlich der Trunkenheit nach dem Genuss von Bier oder jungem Wein. Die Wirkung des Aethers gleicht auch der des Morphiums, unterscheidet sich aber, wenigstens f?r mich, von der Opium-Berauschung durch den Mangel der wenig angenehmen Wirkung der letzteren. Der Gesichtssinn war nicht merklich durch die Bet?ubung abgestumpft, denn ich las bei schwachem Lichte, als ich schon benommen war. Das Geh?r war mehr ver?ndert. Mit der Zunahme der Bet?ubung nahm die St?rke des Schalls ab, und erst mit dem Schwinden des Rausches wurden die Kl?nge wieder deutlicher. Der Geruchs-, Geschmacks- und Gef?hls-Sinn waren durch die allgemeine Bet?ubung nicht gel?hmt; aber die Augenlider waren mir schwer, und ich f?hlte das Bed?rfniss zu schlafen, um mich meinen Gef?hlen zu ?berlassen. Ich bek?mpfte indess die M?digkeit und setzte meine Beobachtungen fort, wobei ich bemerkte, dass, mit Ausnahme des Gef?hls von Schwanken und Bet?ubung, wodurch das Allgemeingef?hl abgestumpft war, und des Summens vor den Ohren, wodurch ich verhindert wurde, klar zu h?ren, meine Auffassung so wie mein Verstand vollkommen frei seien. Ich versuchte auch zu gehen, was mit schwankendem Schritte, wie bei Betrunkenen, geschah. Das Sprechen fiel mir schwer und war langsam, sonst schienen mir alle ?brigen Functionen des K?rpers leicht. Mein Bruder beobachtete w?hrend dieser Zeit meinen Puls, und fand weder die Zahl noch die St?rke der Schl?ge ver?ndert.<< Dieselben Versuche wurden von Gerdy bei zehn Personen, M?nnern und Frauen wiederholt und gaben ?hnliche Resultate. Einige verloren ihr Selbstbewusstsein, Andere wurden sehr heiter gestimmt, bei Anderen stellte sich Verdunkelung des Gesichts ein. Dem von Herrn Gerdy an sich selbst vorgenommenen Experimente f?ge ich die von v. Graefe an sich selbst und zahlreichen Anderen gemachten Versuche sowie seine eigene Mittheilung, welche zugleich die Kritik des Gerdy'schen Experiments enth?lt, hinzu. Was zuerst die Bet?ubung anbetrifft, von der Gerdy als dem ersten Zeichen der Aetherwirkung redet, so ist ihm dieselbe allenfalls zuzugeben. Sie hat aber mit der wirklichen Bet?ubung bei beginnendem Rausch nicht die mindeste Aehnlichkeit; denn w?hrend diese sichtbarlich auf der Hervorhebung der Subjektivit?t gegr?ndet ist, finden wir hier nichts Anderes als eine pl?tzlich herabgesetzte und cessirte Anspannung der Nerventh?tigkeit, und zwar in beiden Sph?ren derselben, in der sensiblen und in der motorischen. Man kann die Aetherwirkung passend mit dem das Einschlafen begleitenden Zustand vergleichen. Man k?nnte zwar behaupten, dass beim Einschlafen das Gef?hl des ohnm?chtigen Dahinsinkens ganz fehle, welches sich hier vorfindet; doch ist auch bei der Aetherisation dies Gef?hl nicht konstant, vielmehr beruht es auf einer gewissen Aengstlichkeit, die bei ?fterer Wiederholung des Versuchs verschwindet. >>So hatte ich, sagt von Graefe, bei den letzteren an mir selbst angestellten Versuchen statt der von Gerdy erw?hnten rausch?hnlichen Bet?ubung am Anfang ganz das Gef?hl einer hohen, k?rperlichen und geistigen Tr?gheit, weshalb willk?hrliche Bewegungen und logische Schl?sse, wie sie sonst mechanisch verrichtet werden, zu ihrer Ausf?hrung die ganze Willenskraft in Anspruch nahmen, und bald darauf die Empfindung eines durch Abspannung herbeigef?hrten Einschlummerns. Das Gef?hl von Hitze im Kopfe und von K?lte der Extremit?ten ist allerdings nicht selten, das Arterienklopfen sogar so h?ufig, dass ich darauf die von Gerdy meinen Versuchen zufolge ?beraus fr?hzeitig beobachtete Alteration des Geh?rsinns zu schieben geneigt bin.<< Diese Alteration sah ich, allerdings bei Leuten, die zu subjektiven Geh?rerscheinungen irgendwie geneigt sind, sich durch das Gef?hl eines eigenth?mlichen, klingenden, doch immer noch rhythmischen Ger?usches manifestiren, das ihnen beim ersten Versuch oft grosse Angst einfl?sste, indessen die Wahrnehmung des Schalls nicht sehr behinderte. >>Das Gef?hl von Uebelkeit kann sich in dem ersten Zeitraume der Aetherwirkung kaum einstellen, wenn es nicht etwa Folge des Schluckens des Aethers ist. Es muss als eine sympathische Erscheinung der Cerebralaffektion angesehen werden, die sich erst viel sp?ter einstellt. Was Herr Gerdy ?ber die verschwindende Sinnesth?tigkeit sagt, so ist es gewiss, dass er seinen Versuch nicht lange genug oder bei einer zu geringen Impr?gnation der Luft mit Aethergas fortgesetzt hat.<< Wenn wegen der oben erw?hnten Inertie eine mangelhafte Reaktion auf Sinneseindr?cke stattfindet, so ist eine mangelhafte Aktion der Sinne selbst, und zwar aller Sinne unverkennbar. Mit Unrecht glaubt Gerdy den Geruchs-, Geschmacks-, Gef?hlssinn ausnehmen zu d?rfen, die eben so deutlich und im Allgemeinen noch eher als der Geh?rsinn betroffen werden. Alle Sinne werden dumpf, verlieren allm?lig ihren eigenth?mlichen Charakter, l?sen sich in eine allgemeine, mechanische Perception auf und verschwinden endlich ganz. Wie es ?berhaupt der Willenskraft gelingt, die Aetherwirkung sehr zu verz?gern, so geschieht dies besonders in dem Zeitraume, wo die Sinneswahrnehmung anf?ngt sich zu verwischen; eine angespannte, intense Beth?tigung der sensoriellen Funktionen h?lt deren Verfall bedeutend auf. So sind denn scharf riechende, schmeckende Substanzen, Anspritzungen mit kaltem Wasser die besten und schnellsten Antidota f?r die Aetherwirkung in diesem Grade. Vortrefflich ist das, was von Graefe ?ber das Verschwinden der Sinne beobachtete. Die Reihenfolge, in der die Sinne verschwinden, variirt also nach der ihnen willk?hrlich verliehenen Beth?tigung. Schliessen der Augen bewirkt fr?hzeitiges Verschwinden der Sehkraft, Fixiren einzelner Gegenst?nde mit den Augen erh?lt dieselbe, genaues Aufmerken auf Alles, was gesprochen wird, erh?lt das Geh?r, Unachtsamkeit macht es bald stumpf. Abgesehen von dieser willk?hrlichen Erhaltung der einzelnen Sinne, beobachtete man gew?hnlich diese Folgereihe. Das Gef?hl wird dumpf, fast gleichzeitig mit dem Geschmack, dann das Gesicht, dann der Geruch und endlich das Geh?r. Das g?nzliche Stillestehen der Sinnesth?tigkeit findet gew?hnlich in derselben Succession Statt. Sehr oft geht aber die Beobachtung einer deutlichen Folge verloren, n?mlich wenn in einem tiefen Athemzuge der Uebergang von der ged?mpften Reizempf?nglichkeit zur vollkommenen Reizlosigkeit und Bewusstlosigkeit vermittelt wird. In solchen F?llen beobachtet man beim Erwachen gew?hnlich die R?ckkehr der Sinne in der oben beschriebenen umgekehrten Folge. Unerw?hnt ist in dem Bericht von Gerdy der dritte Zeitraum, der auf die aufgehobene Wahrnehmung mit physiologischer Nothwendigkeit folgen muss, n?mlich die vollst?ndige Bewusstlosigkeit, wo Verstand und Auffassung nicht mehr frei bleiben. Jede bewusste Communication mit der Wirklichkeit ist abgeschnitten, der Wille, etwas auszuf?hren, ist nicht mehr vorhanden, da dem Geiste alle Anhaltspunkte zur Aufrechthaltung oder Wiedererlangung des Selbstbewusstseins entzogen sind; dieser Zeitraum ist es, der allerdings mit dem Rausche zusammengestellt werden kann, da sich hier die, vorher bloss scheinbare, Gehirnaffektion wie im Schlaf durch Sinnesbet?ubungen, nur auf eine andere Art wirklich ausbildet, wovon uns die Symptome Rechenschaft geben. War vorher eine Tr?bung des Bewusstseins, so findet jetzt ein wirkliches Aufh?ren desselben Statt. Die Tr?ume der Aetherisirten, wie von Graefe bemerkt, sind ?usserst verschiedener Art, gew?hnlich nur die traumhaften Vorstellungen aus dem zweiten Zeitraume, da im dritten ebenfalls hierf?r der R?ckerinnerung alle St?tzpunkte genommen sind. >>Mir selbst blieb,<< sagt er, >>wie den meisten Anderen aus diesem Stadium nur das Gef?hl einer unendlich langen, durchlebten Zeit zur?ck. Vergebens haschte ich in Gedanken nach der vergangenen Traumwelt, die mir wie vielen Anderen gleichsam einen reicheren Quell des Lebens zu umfassen schien. Eben so wenig verr?th sich die Natur der Tr?ume durch den Gesichtsausdruck. So h?rte ich Jemanden bei der Aetherisation furchtbar st?hnen und sogar in f?rmliche Weinkr?mpfe verfallen; er erwachte mit dem Gef?hl des gr?ssten Wohlbehagens. Einen Anderen sah ich mit dem entschiedenen Ausdruck eines himmlischen Verz?ckens unbeweglich verharren; beim Erwachen glaubte er sich in der Mitte eines Haufens Gassenbuben, die seiner spotteten etc. Uebrigens gilt f?r diese Tr?ume, was f?r alle Tr?ume gilt, dass sie im Allgemeinen die wichtigsten Hebel des inneren Lebens w?hlen. Tr?ume von Verstorbenen beziehen sich meistens auf dahingeschiedene Verwandte und Freunde, welche die Seele sehr besch?ftigen, bei Schw?rmern sind Visionen religi?ser Personen etc. sehr h?ufig. Beim Erwachen aus dem Zeitraume vollkommener Bewusstlosigkeit findet der Uebergang zum Normalzustande durch den zweiten Zeitraum bei successiver Sinnesr?ckkehr Statt. Ist die Aetherwirkung thats?chlich bis in den dritten Zeitraum gediehen und hat darin einige Zeit bestanden, so tritt sehr h?ufig Erbrechen ein, wie ich es an mir selbst zweimal wahrnahm. Was den Puls anlangt, so ist ebenfalls die Erfahrung des Herrn Gerdy nicht allgemein g?ltig. In den meisten F?llen findet w?hrend der ersten Stadien eine bedeutende Acceleration Statt, die freilich zum grossen Theil auf die psychische Aufregung zu schieben ist, doch erreichte selbst bei den letzten Versuchen an mir selbst, wo ich sehr ruhig war, der Puls eine Frequenz von 170 bis beinahe 180 Schl?gen. Mehrere Male musste ich Versuche wegen grosser Pulsfrequenz unterbrechen. Eine Erscheinung, die aber nie fehlte, war die ver?nderte Qualit?t. Der Puls wird stets weich, was auf die herabgesetzte Contractilit?t der Arterienh?ute zu beziehen ist. In den meisten F?llen sah ich auch eine kleinere Blutwelle. Das Athmen ist im Anfange auch bei zweckm?ssigen Apparaten stets beschleunigt, was theils auf die geistige Aufregung, theils auf die durch ver?nderte Luftmischung herbeigef?hrte Beschwerde zu beziehen ist; es stellen sich aber nach und nach l?ngere Intervalle zwischen den Athemz?gen ein, so dass die Frequenz bald unter das Normale geht und bei vollendeter Bet?ubung oft auf 8-10 Schl?ge sinkt. Die mit elektrischen Schl?gen vielfach angestellten Versuche bewiesen mir, dass die Empf?nglichkeit f?r dieselben mit dem g?nzlichen Erl?schen des peripherischen Gef?hls ebenfalls aufh?rt. Sp?ter wurden auch sehr starke Schl?ge von ?usserst empfindlichen Individuen gar nicht mehr percipirt. Sie zuckten zusammen, f?hlten aber gar Nichts. Bei allen zu Kr?mpfen geneigten Individuen treten dieselben gew?hnlich bei der Aetherisation ein, weshalb die ersten Stadien des Aetherschlafes bei Epileptischen und auch vielen Hysterischen verwerflicher sind, als bei vollsaftigen, die nur das letzte, wirkliche Congestions-Stadium zu vermeiden haben. -- An 2 Individuen sah ich w?hrend der Bet?ubung eine ausgepr?gte Catalepsie, Arme und Beine verharrten in der ihnen gegebenen Lage. Im dritten Stadium fand ich gew?hnlich eine relative Retardation und eine steigende Gr?sse und F?lle des Pulses, Erscheinungen, die auf die sich entwickelnde Congestion des Blutes in den Centralorganen hindeuten. Das Verhalten der Pupille variirt auch nach den Zeitr?umen, doch bin ich, wiewohl ich in den letzten 100 Versuchen genau darauf achtete, noch keineswegs im Stande, eine g?ltige Regel daf?r aufzustellen. Im dritten Stadium sah ich aber in 1/3 F?llen eine entschiedene Dilatation. Es ist bei der Beobachtung eines schon an sich so schwierigen Zustandes, als der Aetherschlaf ist, durch die genauere Analyse der graduellen Entwickelung wenigstens geh?rige Klarheit zu w?nschen. Denn Ausdr?cke wie: >>der Geruchsinn ist nicht gel?hmt<< etc. geben ihrer Unbestimmtheit wegen zu grossen Irrth?mern Anlass. Eine solche Analyse nun ist freilich nicht das Produkt einiger Versuche, sondern kann erst durch tausendf?ltige Wiederholung zu erzielen sein. Das Streben nach einer solchen analytischen Untersuchung m?chte aber wenigstens den heut zu Tage so vielfach angestellten Experimenten eine wissenschaftliche Methode und ein wohl begr?ndetes Ziel verleihen.<< Verschiedene Arten des Aetherrausches. Die Aetherd?mpfe erzeugen einen eigenth?mlichen Zustand, welcher am meisten Aehnlichkeit mit dem durch den Genuss geistiger Getr?nke herbeigef?hrten Zustand, welchen wir Rausch nennen, hat, er unterscheidet sich von diesem besonders dadurch, dass er von subtilerer und mehr geistiger Natur ist. Indessen wiederholen sich in ihm auf gesteigerte Weise alle die im Zustande der Trunkenheit gew?hnlichen Erscheinungen. So wie ein Mensch schon von einer geringen Menge eines geistigen Getr?nks berauscht werden kann, so reichen oft wenige Athemz?ge des Aetherdampfes hin, Trunkenheit zu bewirken, und so wie ein Anderer keine Wirkung von grossen Quantit?ten geistiger Getr?nke bei sich versp?rt, so zeigt sich das N?mliche auch nach langem Einathmen der Aetherd?mpfe. Man hat mehrere Menschen ?ber eine Stunde lang inspiriren lassen, ohne dass sich die geringste Ver?nderung bei ihnen einstellte. Die Dauer des Rausches richtet sich besonders nach der Dauer der Einathmung. Wer augenblicklich bet?ubt wird, kommt augenblicklich wieder zu sich, und wer lange Zeit, etwa eine halbe Stunde, gebraucht, um narkotisirt zu werden, ist nur langsam und schwer aus seiner Bet?ubung wieder zu erwecken. Die mindere oder gr?ssere Empf?nglichkeit f?r den Aether h?ngt wie bei geistigen Getr?nken vom Alter, vom Geschlecht, vom Grade der Reizbarkeit des Nervensystems, oder dem gr?sseren oder geringeren Abgestumpftsein gegen Spirituosa ab. Wenn wir nun also den durch den Aether bewirkten eigenth?mlichen Zustand Rausch nennen m?ssen, so zeigt sich in ihm wieder eine mehrfache Verschiedenheit, welche uns eine abermalige Aehnlichkeit mit dem Trinkrausche zeigt. Wir nehmen deutlich vier verschiedene Arten des Rausches wahr. 1, einen ohnm?chtigen Rausch, 2, einen heiteren Rausch, 3, einen albernen Rausch, 4, einen tobs?chtigen Rausch. So wie beim Trinken in Vino veritas, so gilt hier beim Athmen in aethere veritas. Dem heiteren Rausche w?rden auch die sinnlichen Tr?ume, welche bisweilen beobachtet sein sollen, und aus denen man ein bedenkliches Argument gegen den Aether entnommen hat, angeh?ren. Wir haben dergleichen in keinem einzigen Falle weder beim m?nnlichen noch beim weiblichen Geschlecht gesehen. Dagegen kam mehrere Male bei Aetherisirten unwillk?hrlicher Urinabgang vor. Diese vier verschiedenen Arten des Aetherrausches sind gew?hnlich von einander verschieden, doch bemerkt man auch bisweilen Ueberg?nge von der einen Form zur anderen. Der heitere Rausch verwandelt sich wohl in den albernen und der alberne in den tobenden. Fanden Ueberg?nge Statt, so folgten sie in derselben Ordnung, wie sie hier angegeben worden; eine r?ckg?ngige Umwandlung sah ich nie. Bei Frauen habe ich nur den ohnm?chtigen und heiteren Rausch gesehen, den albernen und w?thenden nur einige Mal bei M?nnern. Wirkung der Aetherd?mpfe in Bezug auf den Schmerz bei chirurgischen Operationen. Ich habe vorhin die geistigen und k?rperlichen Zust?nde der Aetherisirten, wie wir sie sowohl bei Gesunden als bei Kranken beobachteten, angegeben. Hier folgt nun das N?here, was die Beobachtung in Bezug auf das Schmerzgef?hl bei chirurgischen Operationen lehrt. Dies ist eigentlich die Hauptsache in der ganzen Angelegenheit des Aethers. Wir nehmen in dieser Beziehung bei ?therisirten Personen, an welchen chirurgische Operationen gemacht werden, folgende verschiedene Zust?nde wahr. 1, der Kranke ist v?llig empfindungslos, er f?hlt weder den Schmerz noch die Operation, 2, er f?hlt den Schmerz und die Operation undeutlich, aber ganz anders wie im nat?rlichen Zustande, 3, er f?hlt keinen Schmerz, aber die Operation, 4, er f?hlt Beides, doch anders wie gew?hnlich, 5, er empfindet gr?sseren Schmerz als im nicht ?therisirten Zustande. Der Schmerz wird durch den Aetherrausch gesteigert, aber umge?ndert. Wiewohl diese verschiedenen Zust?nde oft ineinander ?bergehen, so lassen sie sich doch in der Regel, wenn man eine gr?ssere Zahl eigener Beobachtungen vor sich hat, ziemlich genau nachweisen. Chirurgische Wahrnehmungen bei Aetherisirten. Die Blutung ist bei chirurgischen Operationen, welche unter der Anwendung des Aethers vorgenommen werden, immer st?rker als sonst. Dies st?rkere Ausfliessen des Blutes, die Wunde mag gross oder klein sein, ist besonders Folge der gr?sseren Verfl?ssigung desselben durch den Aether. Modificationen treten indessen bald durch gr?ssere Bet?ubung des Kranken und Aufregung des Gef?sssystems ein. Amussat sah, dass die dunklere F?rbung des Blutes immer der Bet?ubung voranging, doch fand ich das Blut ebenfalls dunkel, auch wenn keine Bet?ubung eintrat. Die Verfl?ssigung des Blutes scheint schon sehr bald nach dem Einathmen einzutreten, indem der Aetherdunst seiner grossen Theilbarkeit wegen sehr schnell die festen und fl?ssigen Theile des K?rpers durchdringt. Eine zweite Erscheinung, welche man sogleich wahrnimmt, ist, dass eine gr?ssere Anzahl von Arterien spritzen als sonst, und kleine, welche man sonst nicht bemerkt, in feinem, scharfen Strahl das Blut fortschiessen. Amussat meint, dass diese st?rkere Blutung aus kleinen Arterien?sten in Folge der Aetherisation ein neuer Vortheil f?r die Chirurgie sei, indem man dieselben entdecken und durch Unterbindung Nachblutungen vorbeugen k?nne; aber dies ist gerade ein Nachtheil. Es wird dadurch die Reizung, man mag die Gef?sse torquiren oder unterbinden, noch vergr?ssert, und leichter zu gef?hrlichen Folgen Veranlassung gegeben. Ich glaube sogar, dass eine der h?ufigsten Todesursachen die Unterbindung vieler kleinen Gef?sse ist. Das Blut ist aber nicht bloss fl?ssiger und dunkler, sondern es hat einen wirklichen Aethergeruch. Den Aethergeruch m?chte man wohl schwerlich w?hrend der Operation, wo Alles im Zimmer nach Aether duftet, an dem ausfliessenden Blute wahrnehmen, aber wenn es aufgefangen und an einem anderen Orte untersucht wird, verleugnet es den Aethergeruch nicht. Dieselben Resultate wie der Aether geben auch die Einathmungen von Kohlengas, Stickgas, Wasserstoffgas u. s. w., n?mlich vorhergehende Empfindungslosigkeit w?hrend des Athmens und allm?lige Wiederkehr der Empfindung bei neuer Einathmung der atmosph?rischen Luft. Hieraus folgt, dass die Empfindungslosigkeit das Resultat der Einwirkung des Blutes auf die Centralpunkte der Nerven ist, welches nicht in den Lungen umgewandelt ward. Eine dritte Erscheinung ist, dass das Blut ?berhaupt dunkeler aussieht. Dies f?llt weniger bei dem Venenblut auf, als beim arteriellen, welches oft ein vollkommen ven?ses Ansehen hat, niemals aber ganz so roth ist wie sonst. Dies habe ich nicht allein gesehen, sondern fast alle anderen Aerzte. Nach Amussat wird w?hrend des Einathmens das arterielle Blut dunkel. Diese F?rbung geht dem Eintritt der Unempfindlichkeit vorher. Wird dann wieder atmosph?rische Luft eingeathmet, so wird das Blut schon vor der R?ckkehr der Empfindlichkeit wieder roth. Verhalten nach der Operation. Der Zustand der Aetherisirten nach gr?sseren chirurgischen Operationen zeigt manche Eigenth?mlichkeiten, welche allein oder doch gr?sstentheils dem Aether zukommen. Bei Mehreren stellt sich unmittelbar nach der Operation starkes Aufstossen und Erbrechen wie nach einem gew?hnlichen Rausch ein, bei Anderen ein kurzer Reizhusten und Niesen, welches beides bald verschwindet. Dagegen haben andere Aerzte bisweilen heftige Brustbeschwerden und selbst Blutspeien, wahrscheinlich nach der ?bertriebenen Aetherisation, beobachtet. Bei mehreren Kranken trat bald nach dem Einathmen der D?nste Erbrechen ein, bei anderen erst sp?ter nach ?berstandener Operation. Eine gr?ssere Anzahl klagte nur ?ber Uebelkeit. Viele Kranke leiden hinterher an einem dumpfen Kopfschmerz und grosser Abgeschlagenheit des ganzen K?rpers. Manche werden von grosser Schwermuth befallen, und gerade diejenigen am meisten, welche in einem Meere von Wonne schwebten, und nun beim Erwachen keine andere Seeligkeit als die einer ?berstandenen chirurgischen Operation wahrnehmen. Ein sanfter Schlaf hob indessen gew?hnlich alle diese unangenehmen Nachwirkungen des Aethers, und am n?chsten Morgen waren diese Erscheinungen gew?hnlich wieder verschwunden. Unverkennbar ist aber die durch die Aetherisation herbeigef?hrte Neigung der Operationswunden zu Nachblutungen. Sie wird hinl?nglich durch die oben bemerkte gr?ssere Verfl?ssigung des Blutes durch den in den Kreislauf aufgenommenen Aether erkl?rt. St?rkere Compression, Tamponnade, kalte Umschl?ge in Verbindung mit einem k?hlenden Regimen heben indessen die Nachblutungen alsbald. Gegen ungew?hnlich lange Bet?ubung sind die vorz?glichsten Mittel frische Luft und kaltes Wasser, kalte Umschl?ge auf die Stirn gelegt. Bei zwei nicht einmal stark von mir Aetherisirten stellten sich bedeutende Congestionen nach dem Kopfe ein, welche durch Aderl?sse aber sogleich gehoben wurden. Das abgelassene Blut, welches nach Aether roch, war fl?ssiger, der Blutkuchen kleiner, das Blutwasser r?thlich. Andere leiden noch l?ngere Zeit an nerv?sem Kopfweh. Bei Gerdy selbst dauerte dieses 10 Tage lang. Das Riechen an Salmiakspiritus, welches man als Antidotum gegen Aetherbet?ubung empfohlen hat, m?chte wohl nur beim eingetretenen Scheintode zu empfehlen sein. Jackson r?th, wie schon erw?hnt worden, bei tiefer Bet?ubung den Kranken Sauerstoff einathmen zu lassen und bei jeder unter Einwirkung des Aethers vorzunehmenden Operation eine Flasche mit Sauerstoffgas in Reserve zu haben, doch wird diese Vorsicht ?berfl?ssig, wenn man den Kranken nicht ?berstark ?therisirt. Gef?hrlich scheint es zu sein, dem Kranken nach ?berstandener Operation starke Getr?nke zu geben. Es kann n?mlich dadurch eine gef?hrliche Steigerung des Rausches herbeigef?hrt werden. Lehrreich ist in dieser Beziehung das Beispiel von Siegmund, welcher bei einem Manne, auf welchen der Aether nicht zu wirken schien, von einem Glase Wein einen starken Nachrausch entstehen sah. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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