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Read Ebook: Der Kunstreiter 2. Band by Gerst Cker Friedrich
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 754 lines and 38290 words, and 16 pages>>Und Ihr habt den Knaben also noch nicht vergessen, Barthold?<< >>Ich? -- das Kind? nein, mein gn?diger Herr. Ich weiss nicht, weshalb -- es war nicht mein Kind, und ging mich auch weiter nichts an, als dass es eben der Herrschaft angeh?rte und vielleicht einmal sp?ter selber mein Herr geworden w?re; denn uns alten Dienstboten geht es wie dem Inventar auf den G?tern, zu dem wir auch mitgeh?ren -- wir wechseln die Besitzer. Aber ich glaube, der kleine Bursch hatte es mir damals mit seinen klugen, treuen Augen angetan -- vielleicht mit einer Kleinigkeit, die aber bei uns Menschen oft wunderbaren Einfluss aus?bt.<< >>Und die war?<< >>Ich hatte die Kinder gebeten, mich -- ich weiss eigentlich selber nicht weshalb, bei meinem Vornamen Franz zu nennen, der Aelteste aber, unser gn?diger Herr Graf jetzt, der auch schon ein bisschen besser mit den Leuten umzugehen wusste, konnte oder wollte es nicht merken und nannte mich nicht anders als Barthold oder Forstwart. Der kleine Georg aber -- Sie d?rfen es mir aber nicht ?bel deuten, dass ich ihn noch so nenne, denn f?r mich ist er der kleine Georg geblieben, alle Zeit -- tat mir den Willen und nannte mich Franz, und einmal, wie er Abschied von mir nahm, hat er mich sogar gek?sst, und von der Zeit an, wo ich die Kinder in die grosse Kutsche steigen und mir noch einmal mit den T?chern winken sah, war es mir, als ob alles, was ich noch auf der Welt mein nenne, mit dem Kinde auf Nimmerwiedersehen geschieden sei. Aber, lieber Gott! ich schwatze und schwatze da von Dingen, die Euer Gnaden unm?glich interessieren k?nnen. Halten Sie es einem alten Manne zugute, dem es ?berdies selten genug gestattet ist, sein Herz einmal einem Nebenmenschen auszusch?tten. Ich f?hle, dass ich Sie gelangweilt habe.<< >>Das habt Ihr nicht, Barthold,<< sagte Georg, der gewaltsam die in ihm aufsteigende R?hrung niederk?mpfen musste, um sich nicht zu verraten. >>Ihr habt mir ?berdies vorher gesagt, dass Ihr Euer Herz nur Euren Freunden gegen?ber ?ffnen m?chtet, z?hlt mich dazu von jetzt an, ich meine es gut mit Euch. Nehmt meine Hand, sie ist Euch gern geboten, wenn ich auch -- Euer kleiner Georg nicht bin, f?r den Ihr mich gehalten.<< >>Gn?diger Herr,<< sagte der alte Forstwart verlegen, indem er sch?chtern seine Hand in die ihm dargebotene Rechte seines Begleiters legte -- >>Sie sind so g?tig...<< >>Wohin f?hrt dieser Weg?<< unterbrach ihn jetzt Georg, der das Gespr?ch abzubrechen w?nschte, denn er vermochte nicht l?nger dem Alten gegen?ber kalt und gleichg?ltig zu scheinen. >>Mitten in den Wald,<< lautete die Antwort, >>ich muss tausendmal um Verzeihung bitten, wenn ich Sie einen falschen gef?hrt habe. Wir sind hier gleich an der Grenze, und ich wollte eigentlich nur nach einem Fuchsbau sehen; ich habe gar nicht daran gedacht, dass Sie...<< >>Es schadet nichts; ich habe nur einen Spazierritt gemacht, und jede Richtung bleibt sich da gleich. Aber ich will jetzt umkehren. Adieu, Barthold, sorgt nur h?bsch f?r Eure kleinen gefiederten Freunde, die Singv?gel, denn ich habe sie ebenfalls gern, und -- wenn Ihr einmal etwas habt, das Euch auf dem Herzen liegt und das andere Hilfe verlangt, als sie Euch gew?hren k?nnen, dann kommt ungescheut zu mir. Wenn es in meinen Kr?ften steht, helfe ich Euch. Lebt wohl!<< Mit den Worten wandte er sich zu seinem Pferde, das auf sein Zeichen rasch herbeigetrabt kam, schwang sich in den Sattel und ritt langsam den Weg wieder zur?ck, den er mit dem Alten heraufgekommen. Barthold blieb noch lange, wie ihn Georg verlassen hatte, im Wege stehen und schaute ihm schweigend nach, dann setzte er seine Pelzm?tze, die er beim Abschied abgenommen, wieder auf und murmelte leise, w?hrend er sich jetzt in den Wald wandte: >>Gerade so w?rde mein kleiner Georg wohl auch zu seinem alten Freunde gesprochen haben; gerade so s?he er vielleicht auch aus, aber -- du lieber Gott! alter Franz, was hilft es dir? er ist es ja doch nicht, und wenn er wiedergekommen w?re? -- wer weiss, ob er dann noch so freundlich mit dem alten Forstwart, der eben doch nichts weiter als ein Forstwart ist, gesprochen h?tte, und dann -- dann h?tt' es mir freilich noch viel, viel weher getan, als so, wo er gar nicht wiedergekommen ist.<< -- Und leise noch viel mehr vor sich hinsprechend und langsam dazu mit dem Kopfe nickend, verfolgte er seinen Weg. Georg ritt langsam den Weg, den er gekommen, zur?ck, das Herz aber mit anderen Gedanken erf?llt als denen, die er so toll und wild auf schnaubendem Rosse in den Wald hinausgetragen. Es war die Jugendzeit, die liebe, holde Jugendzeit, die wieder vor seinem innern Blicke emportauchte, und doch auch brachte sie kein L?cheln auf die zusammengepressten Lippen, doch dr?ngte sie keine Freudentr?ne in das fest und starr auf dem Wege haftende Auge. Erst als sich der Wald lichtete, sah der Reiter wieder auf, und durch seine Umgebung zur Gegenwart zur?ckgekehrt, lenkte er sein Pferd hinter dem Dorfe weg, um unten am See nach seinen Arbeitern zu schauen. Er f?hlte sich noch nicht ruhig genug, nach Hause zur?ckzukehren. Die Strasse selber, als er sie endlich erreichte, war heute ausserordentlich belebt, und er erinnerte sich jetzt, geh?rt zu haben, dass an diesem Abend im Stern zu Schildheim eine Hochzeit gefeiert werden sollte. Die einzige Tochter des Wirtes heiratete hin?ber nach Oledorf, und der Vater hatte bestimmt, die Feierlichkeit mit einem solennen Schmaus und Tanz zu beschliessen, zu dem eine Menge Verwandte und G?ste aus Oledorf sowohl, wie aus Schildheim selber geladen waren. Eine Strecke hinter dem Dorfe sah der Reiter einen Kn?uel Menschen auf der Strasse stehen, die um ein umgeworfenes Fuhrwerk versammelt waren. Fast unwillk?rlich lenkte er sein Pferd dorthin und entdeckte bald einen vornehm aussehenden Herrn, der in Reisekleidern neben einem zerbrochenen Wagen stand. Das linke Hinterrad war in St?cken, augenscheinlich an einem der Wegsteine zerschellt und lag im Strassengraben, w?hrend ein Kutscher mit Hilfe des Bedienten und einiger gef?lligen Bauern bem?ht war, das Riemenzeug der Pferde wieder in Ordnung zu bringen. Der Reisende selber bek?mmerte sich jedoch weder um Pferde noch Wagen, sondern schien nur damit besch?ftigt, seinen etwas beschmutzten und sogar besch?digten Rock wieder zu reinigen, wie die St?sse ungeschehen zu machen, die sein Hut, wahrscheinlich beim Herausfallen aus dem Wagen, erhalten hatte. Durch die Umstehenden, die Georg kannten, wurde er jedoch auf den Nahenden aufmerksam gemacht und wandte sich jetzt h?flich gegen diesen. >>Herr von Geyfeln -- wie ich h?re, ist das Ihr Name -- ich bedaure sehr, mich Ihnen in dieser Situation und diesem Zustande vorstellen zu m?ssen; mein Name ist Baron von Z?hbig, und ich bin hier auf abominable Art mit meinem Geschirr erst fest und dann auseinander gefahren. K?nnten Sie uns nicht helfen lassen, dass wir wenigstens mit dem Wagen das dort liegende Dorf erreichten?<< >>Das kann ich allerdings, Herr Baron,<< erwiderte Georg, >>und es tut mir leid, dass Sie der Unfall hier betroffen hat. Ich begreife freilich nicht, wie es auf der trocknen Strasse m?glich war.<< >>Ein Leiterwagen voll junger Bauern kam in gestreckter Karriere hinter uns drein,<< erz?hlte der Baron. >>Die jungen ?berm?tigen Burschen, die wahrscheinlich zu irgend einem Feste zogen, jauchzten und schrieen und schwenkten die H?te, meine Pferde scheuten dadurch etwas zur Seite, das Vorderrad vermied jenen Stein, aber das Hinterrad wurde dagegen gerissen, brach wie Glas und warf mich in diesem Zustande, wie Sie mich hier erblicken, in den Graben hinein.<< >>Ich bedaure Sie innig; die Leute haben heute im Dorfe eine Hochzeit und sind dabei gern ein wenig laut; aber ich darf Sie nicht l?nger als n?tig hier auf der Strasse lassen. Dort dr?ben arbeiten meine Leute -- die Hinterr?der Ihres Wagens sind ziemlich hoch; ich denke, eins von meinen Schlammwagen kann Ihr Geschirr wenigstens bis zum Dorfe bringen, und dort werde ich Sorge tragen, dass Ihr Schade, trotz der Hochzeit heute, augenblicklich wieder verbessert wird. Entschuldigen Sie mich nur auf wenige Minuten, ich bin gleich wieder bei Ihnen.<< Und damit wandte er sein Pferd und ritt in scharfem Trabe ?ber die Wiese hin?ber der Stelle zu, wo seine Leute arbeiteten, um diese zur Hilfe des besch?digten Wagens herbeizuholen. Er kehrte auch bald mit ihnen zur?ck. Das Fuhrwerk wurde wieder so weit instand gesetzt, die kurze Strecke bis zum Dorfe wenigstens zusammen zu halten, und Georg, der sein Pferd jetzt am Z?gel f?hrte, schritt neben dem Fremden auf der Strasse hin. Er selber kam aber dabei nicht viel zu Wort; der Fremde, der ausserordentlich wissbegierig schien, richtete hundert Fragen an ihn, ohne ihm jedoch Zeit zu lassen, auch nur eine gen?gend zu beantworten, und interessierte sich besonders daf?r, zu erfahren, ob es hier in n?chster N?he nicht irgend eine Stadt oder ein St?dtchen g?be, das er heute abend noch erreichen k?nnte und in dem Theater gespielt w?rde. Das war allerdings nicht der Fall, und der Fremde, der um diesen Preis wohl seinen zerbrochenen Wagen heute im Stiche gelassen h?tte, sah sich jetzt gen?tigt, diesem wieder seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hatten n?mlich das Dorf erreicht, und der Schmied erkl?rte sich mit dem Wagen- oder Stellmacher, wenn auch im Anfange nach entschiedenem Weigern, doch endlich bereit, die n?tige Reparatur sofort vorzunehmen, und dass die Leute rasch arbeiten w?rden, daf?r b?rgte die Hochzeit, zu der sie beide eingeladen waren. Jetzt galt es, dem Fremden Unterkommen im Gasthause zu verschaffen; das war aber entschieden unm?glich und jedes Winkelchen im Hause, bis in die St?lle hinein, besetzt. Nicht einmal Kutscher und Pferde konnten dort untergebracht werden. So ungern es Georg gerade bei einem Fremden tat, sah er sich doch endlich gen?tigt, ihm f?r die Nacht -- denn an ein Weiterreisen liess sich nicht denken -- seine Gastfreundschaft anzubieten, die indessen von dem Fremden, wenn auch erst nach scheinbarem Str?uben und tausend nichtssagenden, meist franz?sischen Phrasen von >>St?ren<< und >>zur Last fallen<< angenommen wurde. Den Wagen hatte man indessen den betreffenden Handwerkern ?bergeben, der Kutscher f?hrte die Pferde in das Gut voran, der Bediente folgte mit dem N?tigsten, was sein Herr f?r die Nacht brauchte -- und das war mehr, als er allein tragen konnte --, das ?brige Gep?ck hatte der Wirt in sein eigenes Zimmer gestellt, und die beiden Herren schritten jetzt ebenfalls plaudernd zum Gute hinauf, wo Georg die Wirtschafterin rufen liess und ihr auftrug, augenblicklich eines der Fremdenzimmer f?r den Gast herzurichten. Das war bald geschehen, und Baron von Z?hbig wurde instand gesetzt, seine Toilette mit ?ngstlichster Sorgfalt, wie er es stets gewohnt war, zu vollenden. Bis dahin konnte auch das Abendbrot bereitet sein, und zwar heute nur f?r die beiden Gatten und den Fremden. Der alte M?hler hatte gebeten, auf seinem Zimmer essen zu d?rfen, und die Erzieherin trank ?berdies jeden Abend mit Josefinen den Tee auf dem ihrigen. Georgine war von dem unerwarteten Besuch rechtzeitig in Kenntnis gesetzt worden und eben mit ihren Anordnungen in K?che und Keller, wie mit ihrer eigenen Toilette fertig geworden, als Herr von Z?hbig, von Georg gef?hrt, ihr Zimmer betrat, und sich ihr mit seiner zierlichsten Verbeugung nahte. >>Gn?dige Frau, ich muss unendlich bedauern, wenn auch die unschuldige, doch die Ursache zu sein, die Sie heut abend Ihrer gewohnten Bequemlichkeit und ungest?rten H?uslichkeit entreisst, um einem Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, aber Ihr Herr Gemahl war...<< Er blieb pl?tzlich mitten in der Rede stecken und sah die Dame erstaunt und forschend an, die aber ruhig l?chelnd erwiderte: >>Lassen Sie sich das nicht st?ren, Herr Baron. Wir auf dem Lande sind einmal darauf eingerichtet, Nachbarn und Freunde, die uns besuchen, auch bei uns zu beherbergen. Freilich m?ssen Sie Nachsicht mit uns haben, denn die Zeit war ein wenig kurz.<< >>Gn?dige Frau -- ich,<< stammelte Herr von Z?hbig, >>ich weiss wirklich nicht -- ob ich -- ob ich nicht schon fr?her das -- das Vergn?gen hatte...<< >>Der Baron wird f?rlieb nehmen,<< unterbrach ihn Georg, >>ein Reisender ist darauf eingerichtet, oft in irgend dem ersten, besten Wirtshause zu kampieren, und die Bequemlichkeiten sind dort auch nicht immer ausgesuchter Art. Im Stern unten h?tten Sie es keinesfalls besser gefunden und wahrscheinlich noch ausserdem die ganze Nacht vor tobender Musik kein Auge schliessen k?nnen.<< >>Gewiss -- gewiss,<< stammelte der Baron, >>aber -- Sie verzeihen wohl meine Zudringlichkeit -- doch nein, es ist nicht m?glich -- und doch -- Herr von Geyfeln -- Sie m?ssen mich wahrhaftig entschuldigen -- diese -- diese...<< >>Was ist Ihnen? Sie scheinen ganz ausser sich zu sein!<< sagte Georg. >>Das bin ich auch,<< rief von Z?hbig, indem er abwechselnd bald Georginen, bald Georg staunend und immer noch ungewiss anstarrte, >>wahrhaftig, gn?dige Frau -- ich weiss in diesem Augenblick nicht, ob ich auf dem Kopfe oder auf den F?ssen stehe. Ich w?rde das Ganze auch nur f?r einen scharmanten, feenhaften Traum halten, wenn Ihre beiden Pers?nlichkeiten mich nicht eines Besseren belehrten; -- aber ich muss Sie schon fr?her einmal gesehen haben -- wenn auch unter anderem, wahrscheinlich angenommenen Namen. Wenn nicht, haben Sie beide entweder Doppelg?nger, oder es besteht eine Aehnlichkeit zwischen vier verschiedenen Personen in der Welt, die ich bis zu diesem Augenblick nicht f?r m?glich gehalten h?tte.<< Georgine err?tete leicht und sah ihren Gatten an. Georgs Brauen aber zogen sich finster zusammen, und kaum f?hig, seine Fassung zu behalten, sagte er: >>Es finden sich oft Aehnlichkeiten auf der Welt, Herr Baron, die uns im Anfange stutzig machen -- es gibt deren auch, die schmeichelhaft -- andere, die es nicht sind. Das beste ist, man l?sst sich nicht von ihnen beirren, und nimmt das Leben, wie es sich eben bietet, ohne dar?ber nachzugr?beln.<< Irgend ein anderer Mann, an des Barons Stelle, h?tte sich vielleicht den ziemlich deutlichen Wink gen?gen lassen; Herr von Z?hbig aber, mit dem entz?ckenden Gef?hl, f?r die Salons und deren Klatsch eine neue superbe Entdeckung gemacht zu haben, und von der Identit?t der vor ihm Stehenden dabei fest ?berzeugt, h?rte, sah und verstand nichts weiter. >>Wenn ich Ihnen nur gestehen d?rfte, wie gl?cklich ich mich f?hle, Ihnen hier in Ihrer reizenden Einsamkeit begegnet zu sein!<< fuhr er fort, als er sah, dass Georgine verlegen schwieg, >>ich segne jetzt den Unfall mit meinem Wagen, der mich auf keiner passenderen Stelle h?tte aufs Trockene setzen k?nnen.<< >>Und mit wem haben wir Aehnlichkeit, Herr Baron?<< sagte in diesem Augenblick Georgs tiefe Stimme an seiner Seite. >>Mit wem?<< fuhr Herr von Z?hbig rasch und beinahe etwas erschreckt herum und starrte seinen Wirt verbl?fft an. Dessen Ruhe machte ihn n?mlich in seiner Entdeckung wieder schwankend, und wenn er auch auf Georginens Gesicht mit gutem Gewissen h?tte schw?ren m?gen, so war ihm das ihres Gatten doch keineswegs so sicher im Ged?chtnis geblieben, darin jeden Irrtum ausser Zweifel zu lassen. >>Mit wem, Verehrtester? o, mit -- aber, hahahaha, -- Sie wollen doch nicht etwa -- Ihr Name...<< >>Georg von Geyfeln.<< >>Von Geyfeln -- Georg? -- o gewiss -- ausser allem Zweifel. Ich bitte, mich um Gottes willen nicht missverstehen zu wollen. Der fr?here Name war jedenfalls angenommen -- ein Kunstname. Wir haben das ja bei der B?hne alle Tage, und ich -- darf wohl mit Recht von mir sagen, dass ich selber mit zur Kunst geh?re.<< >>Sie selber? wie verstehe ich das?<< fragte Georg, dem der Fremde eben nicht wie ein K?nstler vorkommen mochte. >>Bitte, um Verzeihung -- nicht im Hoftheater, sondern im -- aber Sie wahrhaftig brauchen sich Ihrer Erfolge nicht zu sch?men -- gn?dige Frau, was Sie auch immer bewogen haben konnte, auf eine Zeit Ihr enormes Talent dem Publikum zu widmen. In diesem Augenblick...<< >>Habe ich das Vergn?gen, Ihnen in ihr meine Frau, Baronin von Geyfeln, vorzustellen,<< unterbrach ihn Georg kalt. >>Ungemein erfreut,<< stotterte Herr von Z?hbig, der dabei nicht einmal wusste, was er sprach, >>ungemein in der Tat -- gn?dige Frau, erlauben Sie mir, dass ich...<< Er nahm ihre Hand und f?hrte sie ehrfurchtsvoll an die Lippen. >>Und jetzt, denke ich, wird ein Imbiss wohl bereit sein,<< rief Georg wieder mit lebendigerem Tone, denn er w?nschte dieser fatalen Auseinandersetzung ein Ende zu machen. >>Der Baron wird nach seiner langen Fahrt und seinem Unfalle hungrig geworden sein. Hast du bestellt, mein Kind, dass wir hier oben in deinem Zimmer essen?<< >>Ja, es ist alles angeordnet und wird gleich gebracht werden,<< sagte die Frau, die sich an der Verwirrung des Fremden erg?tzte, ohne im geringsten das Peinliche zu f?hlen, das ihres Gatten Herz beugte, >>aber bitte, Herr Baron, nehmen Sie doch Platz. Sie m?ssen sich ja nach der heutigen Anstrengung erm?det f?hlen.<< >>Mademoiselle Josefine, beim Zeus!<< rief Herr von Z?hbig erstaunt aus. Josefine sah staunend von ihm zu ihren Eltern, der finstere Blick des Vaters aber liess sie die Szene rasch durchschauen, und wieder sich grazi?s verbeugend, gewissermassen wie um f?r Nennung ihres Namens zu danken, ergriff sie das vergessene Heft und verschwand im n?chsten Augenblick aus dem Zimmer. >>Bitte, diesen Platz einzunehmen, Herr Baron,<< sagte indessen Georgine, w?hrend der Generalintendant noch immer auf derselben Stelle stand und hinter dem jungen M?dchen wie hinter einer Erscheinung dreinsah. >>Entschuldigen Sie,<< erwiderte verlegen Herr von Z?hbig, und sein Blick streifte ?ber die beiden Gatten. Wenn aber auch Georgine ihre volle Unbefangenheit gewahrt hatte -- denn ihr selber machte es sogar Freude, die Erinnerung an sich und ihre Tochter so bewahrt zu sehen -- konnte sich der Baron doch nicht gut ?ber den finstern Ernst t?uschen, der auf >>Monsieur Bertrands<< Z?gen lag. Zu viel Weltmann dabei, einen so argen Missgriff zu begehen, als jetzt noch einmal das Thema zu ber?hren, das, wie er f?hlen musste, seinem Wirte wenigstens kein angenehmes war, erw?hnte er der neuen Best?tigung, die er in seinem ersten Erkennen durch Josefinens Erscheinen gewonnen hatte, mit keinem Worte, und warf sich jetzt, vielleicht mit etwas nur zu grossem Eifer, auf ein Gespr?ch ?ber Ackerbau und Viehzucht, das ihm vollkommen fern lag und von dem er kein Wort verstand. Georg aber war ihm dennoch daf?r dankbar und ging rasch darauf ein. Trotzdem herrschte ein Misston in der Unterhaltung, die unter diesen Umst?nden nicht nat?rlich fliessen konnte. Der eine Teil verschwieg etwas, von dem der andere schon zu viel Kenntnis erlangt hatte, um es ungeschehen zu machen, und wenn auch das Gespr?ch bald auf die Jagd, dann auf die Nachbarschaft und die Unterhaltung im Winter hin?berwechselte, liess sich der heitere Ton darin nicht wiederfinden. Herr von Z?hbig sehnte deshalb die Zeit herbei, in der er sich auf sein eigenes Zimmer zur?ckziehen konnte, und Georg kam ihm darin unter dem Vorwande zuvor, den reisem?den Gast nicht zu lange die n?tige Ruhe und Bequemlichkeit entbehren zu lassen. Am n?chsten Morgen beim Fr?hst?ck wollte man sich wieder treffen, und bis dahin war auch der Wagen, wie sich Georg indessen schon hatte erkundigen lassen, wieder hergestellt, damit die Reise unges?umt fortgesetzt werde. So fr?h indessen Herr von Z?hbig an diesem Abend zu Bett gegangen war, so fr?h war er am n?chsten Morgen wieder auf und -- unten im Dorfe. Nicht aber um nur nach seinem Geschirr zu sehen -- das w?rde er unter anderen Umst?nden allein seinem Kutscher oder Bedienten ?berlassen haben -- sondern in einer Sache, die f?r ihn weit gr?ssere Wichtigkeit hatte: ?ber die Geyfelnsche Familie n?mlich so viel Nachrichten als m?glich einzuziehen. Schon beim Schmied erfuhr er denn auch zu seinem unbegrenzten Erstaunen, dass das Gut Schildheim der Familie Geyerstein geh?re und Herr von Geyfeln nur der neue P?chter sei, der mit dem Grafen von Geyerstein vor noch nicht sehr langer Zeit hier eingetroffen w?re. Weiter vermochte ihm aber der Schmied keine Auskunft zu geben, und ebenso der Wagenmacher, das ausgenommen, dass der >>gn?dige Herr<< noch ausser seiner Tochter den Vater seiner Frau und einen Knaben, einen Neffen oder Vetter, bei sich habe. So viel einmal erkundschaftet, gel?stete es Herrn von Z?hbig jetzt ausserordentlich, noch mehr zu erfahren, denn dass die Residenz bei solcher Neuigkeit auch die kleinsten Details von ihm verlangen w?rde, verstand sich wohl von selbst; aber es gelang ihm nicht. Selbst der Wirt, der, als er den Stern betrat, nach durchschw?rmter Nacht eben sein Bett verlassen hatte und ihn g?hnend in Pantoffeln und Schlafpelz mitten im Hausflur begr?sste, wusste keine n?here Auskunft, und Herr von Z?hbig h?tte auch mit Vergn?gen -- trotz seiner dringenden Gesch?fte zu Hause -- einen Tag in Schildheim zugegeben, seine Chronique scandaleuse zu vervollst?ndigen, wenn ihm nur, dem Baron von Geyfeln gegen?ber, der geringste haltbare Grund daf?r eingefallen w?re. Das ging jedoch nicht an; der Wagen war leider fix und fertig; sein Diener hatte das Gep?ck schon vom Gute heruntergebracht und eben begonnen, es wieder aufzuladen, und er musste sogar eilen, dass er zu der bestimmten Zeit oben beim Fr?hst?ck eintraf. Hatte er ?brigens gehofft, hier noch einmal mit Georginen zusammenzutreffen, so sollte er sich darin get?uscht sehen. Georg empfing ihn allein und benachrichtigte ihn, dass sich seine Frau, eines leichten Unwohlseins wegen, entschuldigen liesse, zu so fr?her Stunde an ihrem Mahl nicht teilzunehmen. Das Fr?hst?ck wurde dann fast schweigend eingenommen, und Georg begleitete danach seinen Gast in das Dorf hinunter, um ihn sicher und schnell unterwegs zu sehen. >>Herr von Geyfeln,<< sagte hier, als sie das Dorf fast erreicht hatten, der Baron, indem er sich zu seinem Begleiter wandte, >>ich weiss wirklich nicht, wie ich Ihnen genug f?r die mir so herzlich erwiesene Hilfe und Gastfreundschaft danken soll. Ich wollte nur, dass Sie selber mir einmal Gelegenheit g?ben...<< >>Sie haben ein Mittel, Herr Baron,<< unterbrach ihn freundlich Georg, >>und noch dazu eins, das den Dank ganz und gar auf meine Schultern werfen w?rde.<< Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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