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Munafa ebook

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Read Ebook: Der Kunstreiter 3. Band by Gerst Cker Friedrich

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Ebook has 1331 lines and 54838 words, and 27 pages

>>Und wenn wir nun wieder hinausf?hren in die Welt?<< sagte die Frau, der diese Worte einen Stich durch das Herz gaben, >>wenn wir nun wieder draussen lustig unsere Pferde bestiegen und in Glanz und Lichterpracht dahinfl?gen?<<

Josefine sch?ttelte das K?pfchen. >>Zu Hause ist's h?bscher,<< sagte sie, >>und ich habe schon beinahe vergessen, wie es fr?her war.<<

>>Zu Hause ist's h?bscher?<< wiederholte Georgine, >>ei, ei, Josefine, hast du ganz vergessen, wie stolz wir fr?her auf dich waren, wie reizend du auf dem Pferde aussahst, und wie geschickt du deine Sachen machtest?<<

>>Ja -- aber ich muss jetzt lernen, viel lernen, dass ich einmal eine wackere, brave Frau werden kann,<< sagte das Kind, >>ich muss auch dem lieben Gott dankbar sein, dass er mir eine Heimat und Eltern gegeben hat, die f?r meine Erziehung sorgen. Die armen kleinen M?dchen, die draussen auf den Pferden tanzen und springen m?ssen, haben es doch lange nicht so gut wie ich.<<

>>Wer, um Gottes willen,<< rief Georgine erstaunt, >>hat dir die albernen Dinge in den Kopf gesetzt?<<

>>Alberne Dinge, Mama?<< sagte Josefine erschreckt, >>ich habe eine h?bsche Geschichte von einer armen Marie gelesen, und Mademoiselle Adele hat sie mir erkl?rt, und jetzt freue ich mich so darauf, dass mir Papa eine andere liebe Marie mitbringen will, mit der ich spielen und t?chtig lernen kann.<<

>>Und so sehnst du dich gar nicht wieder zu dem fr?heren Leben zur?ck, und wenn du auch ein eigenes kleines Pferd bek?mest?<<

>>Nein, Mama,<< sagte Josefine rasch, >>ich will bei dir, bei Papa und Mademoiselle Adele bleiben, und mit Marie recht, recht fleissig lernen. Du sollst sehen, ich werde einmal ein recht gutes, braves M?dchen.<<

Georgine erwiderte nichts, aber sie presste die Lippen fest zusammen, und ihr Gaul f?hlte die Peitsche, dass er in toller Flucht den Weg entlang stob.

Georgine kannte die Waldwege genau, und links abbiegend wusste sie, dass sie das Forsthaus umfahren konnte, um die bezeichnete Eiche zu erreichen. Ausserdem glaubte sie kaum jemanden heute im Walde zu treffen, denn bei dem Begr?bnis einer so allbekannten Pers?nlichkeit, wie der >>faule Tobias<<, von dem ihr die alte Wirtschafterin gestern abend noch viel erz?hlt hatte, litt schon die Neugierde die Leute nicht zu Hause. Begegnete sie aber auch wirklich einem oder dem andern der Forstleute oder Holzmacher, so rechtfertigte das sch?ne Wetter vollst?ndig eine Spazierfahrt, und niemand h?tte an etwas anderes denken k?nnen.

Georgine bog aufs neue in die vom Forsthaus nach der sogenannten >>Zaubereiche<< f?hrende Strasse ein. Hier war wieder Bahn, da einzelne Holzschlitten hin- und hergefahren sein mussten. Dort vor ihr lag der ziemlich freie, lichte Platz, an dem die alte, ehrw?rdige Eiche stand. Dort sah sie auch die dunkle Gestalt eines Mannes, und kaum eine Minute sp?ter z?gelte sie ihr schnaubendes Tier neben der Stelle ein -- aber Herr von Silberglanz war nicht da.

Neben der Eiche, auf einer h?lzernen Bank, von der er den Schnee hinweg gekehrt, neben ein paar roh behauenen m?chtigen Steinbl?cken, die der Volksmund als den Opferaltar der hier fr?her hausenden Heiden bezeichnete, sass der alte Forstwart Barthold und stand ehrerbietig gr?ssend auf, als er die >>Frau Baronin<< erkannte.

>>Guten Tag, Forstwart,<< sagte die Dame und nickte ihm zu, w?hrend ihr Blick ungeduldig den schmalen Pfad hinabflog, auf dem sie den hierher bestellten Herrn von Silberglanz erwarten musste. >>Wie geht's? -- was habt Ihr da?<<

>>Einen Fuchs, gn?dige Frau,<< sagte der alte Mann, indem er seinen Ranzen ?ffnete, aus dem die Lunte des ?berlisteten Raubtieres heraushing. >>Ich habe ihn heute morgen ausgegraben, denn das ist b?ses, nichtsnutziges Raubzeug, das im Winter wie im Sommer nur in einem fort zusieht, wo es was zu stehlen findet. Wir haben unter den Menschen auch solch Gesindel, nur dass man sie nicht immer gleich am Pelz draussen so gut erkennen kann, wie die da.<<

>>Seid Ihr schon lange hier, Forstwart?<<

>>Nein, gn?dige Frau -- etwa eine Viertelstunde.<<

>>Ihr seid nicht vom Dorfe heraufgekommen?<<

>>Nein -- gerade von der andern Seite aus dem Walde. Nur als ich die Glocke unten h?rte, die dem alten Tobias das Geleite zur letzten Ruhest?tte gibt, da setzte ich mich hier auf die Bank und horchte den T?nen. Es klingt ja so heilig und erhebend, wenn man die Glocken kann im Walde anschlagen h?ren, noch dazu von einem solchen Platze aus, wie dieser, wo sie in fr?heren Jahrhunderten ihren G?tzen Opfer schlachteten und von dem lieben Herrgott da oben nichts wissen wollten. Sonntagmorgens bin ich fast immer hier, besonders im Sommer, und mit dem Gel?ute unten, dem Singen der V?gel und dem Rauschen des Waldes m?sste das ein verstockter Mensch sein, der da nicht von Herzen beten k?nnte.<<

Georgine h?rte kaum, dass er sprach. Ihr Blick schweifte unruhig ?ber ihn hin und an den St?mmen der B?ume vor?ber. Wenn er sein Wort nicht hielte! dachte sie mehr, als dass sie es durch die halb ge?ffneten Lippen murmelte, und fast unwillk?rlich ballte sich die Rechte zornig um die gehaltenen Z?gel. Das Pferd scharrte indessen ungeduldig den Schnee und blies den Dampf aus seinen feinen N?stern in die klare Luft hinein.

>>Aber, Mama,<< sagte Josefine, >>du h?ltst so lange still. Wird es deinem Fingal nicht schaden?<<

Der alte Forstwart, der seinen Blick schon lange ernst und aufmerksam auf der Kleinen hatte haften lassen, l?chelte, als er die Worte h?rte.

>>Sieh, wie besorgt das kleine gn?dige Fr?ulein schon um das arme Tier ist! Das ist recht; das zeigt ein gutes Herz, und was wir an dem geringsten seiner Gesch?pfe tun, wird uns der Herr da oben auch wieder zugute halten.<<

>>Fahren wir jetzt wieder nach Hause zur?ck, Mama?<< fragte die Kleine, als Georgine den Schlitten langsam um die Eiche lenkte, das in der Tat warm gewordene Tier etwas in Bewegung zu halten.

>>Nein,<< sagte die Frau, >>wir besuchen vielleicht einmal den Storchhof oder Kleinmarkstetten.<<

>>So weit?<<

Der Schlitten hielt wieder neben dem Forstwart -- Georgine zerbrach sich den Kopf, wie sie den l?stigen Menschen entfernen k?nnte.

>>T?tet Ihr mir einen Gefallen, Forstwart?<<

>>Mit dem gr?ssten Vergn?gen, gn?dige Frau.<<

>>Ginget Ihr wohl einmal jetzt -- oder schicktet gleich, wenn Ihr nicht selber gehen k?nnt, irgend einen der Holzmacher auf das Gut hin?ber, dort zu bestellen, dass ich m?glicherweise mit meiner Tochter nach Kleinmarkstetten hin?ber gefahren w?re und in dem Falle die Nacht nicht nach Hause k?me, denn die Tour w?re f?r mein Pferd hin und zur?ck zu gross. Sie m?chten sich also nicht ?ngstigen.<<

>>Sehr wohl, gn?dige Frau -- soll p?nktlich besorgt werden,<< sagte der Forstwart, ohne sich jedoch von der Stelle zu r?hren.

>>Nun? -- ist noch etwas?<<

>>Hm -- gn?dige Frau -- Sie lachen mich vielleicht aus, und -- ich bin auch wohl ein alter Tor -- aber -- ich h?tte auch eine Bitte an Sie -- oder vielmehr an das kleine gn?dige Fr?ulein.<<

>>An mich?<< sagte Josefine erstaunt.

>>Ja,<< sagte der alte Mann, und sein gutm?tiges, faltiges Gesicht r?tete sich leicht, >>es ist nicht viel,<< setzte er aber rasch hinzu, >>nur bitten m?chte ich Sie, mir ein einzig kleines Mal -- die Hand zu geben.<<

>>Gern!<< rief das fr?hliche M?dchen, indem sie ihre Hand aus dem Muff zog und dem Alten reichte.

Der alte Forstwart nahm sie, sah dabei dem Kinde recht treuherzig in die Augen, und das kleine H?ndchen dann an die Lippen dr?ckend, sagte er freundlich: >>Dank, mein kleines gn?diges Fr?ulein, Dank, tausend Dank, aber Sie glauben gar nicht, gn?dige Frau, wie wohl der Anblick dieses jugendfrischen Gesichtchens mit den grossen hellen Augen meinem alten Herzen tut. Es erinnert mich an die Zeit, wo die beiden jungen Herren Grafen hier bei uns wohnten, und aus den Augen da ist es mir immer, als ob der j?ngste der beiden, das liebe, herzige Kind, herausschauen wollte. Ich habe den kleinen Burschen damals zu lieb gewonnen, ihn je wieder vergessen zu k?nnen.<<

>>Welcher beider junger Grafen?<< sagte Georgine, die damit das Gespr?ch abzubrechen w?nschte.

>>Der jungen Grafen Geyerstein.<<

>>Der beiden jungen Grafen? hat Geyerstein noch einen Bruder?<< fragte Georgine in dem Interesse, das sie pl?tzlich an der Sache nahm.

>>Allerdings,<< erwiderte der alte Mann, >>einen j?ngeren Bruder, und die beiden jungen gn?digen Herren waren als Kinder hier. Der j?ngste von ihnen aber...<<

>>Wie hiess der?<<

>>Georg.<<

>>Georg?<<

>>Ja, gn?dige Frau -- der j?ngste von ihnen kam aber nie wieder zur?ck -- er soll draussen in der Fremde gestorben sein,<< setzte er mit einem schmerzlichen Seufzer hinzu, >>und das Kind da, wie es mich so lieb und mitleidig ansieht, gemahnt mich immer, als ob ich den jungen lieben gn?digen Herrn wieder vor mir s?he. Es ist freilich eine lange Zeit her, und ich bin alt -- recht alt seither geworden. -- Aber ich schwatze hier und schwatze, wo ich den Befehl Ew. Gnaden ausf?hren sollte. Gott sch?tze das liebe, kleine Haupt und streue ihm nur Blumen auf den Weg, gebe ihm Gesundheit, ein langes Leben und ein gl?ckliches Alter mit seinem besten Segen!<< Und eine tiefe Verbeugung machend, trat der alte Mann von dem Schlitten zur?ck, nahm dann seinen Ranzen wieder auf, sowie sein Gewehr und schritt langsam der Richtung nach dem Gute zu.

>>Sein Bruder!<< fl?sterte Georgine leise und erschreckt vor sich hin, >>sein Bruder -- und das mir ein Geheimnis, mir, der Gattin -- h?tte ich das ahnen k?nnen -- und wenn ich nun -- zu sp?t!<< st?hnte sie dann, ihr umherschweifender Blick fiel in dem Moment auf die Gestalt des Herrn von Silberglanz, der, unter seiner Pelzlast keuchend, im Schnee herangewatet kam. Er schaute aber nicht nach ihr hin, sondern den Weg zur?ck, und als sie den Kopf dahin wandte, bemerkte sie noch den alten Forstwart, der den Fremden gesehen hatte und jedenfalls abwarten wollte, was er hier suche, solange die gn?dige Frau noch da hielt.

>>Meine beste gn?dige Frau!<< rief das zierliche, im Schnee watende M?nnchen endlich, als er n?her kam, >>ich muss unendlich bedauern, wenn Sie auch nur eine Sekunde auf mich gewartet haben, aber der Schnee war<< -- sein Blick fiel auf Josefine, und er blieb mitten in seiner Rede stecken -- >>Ihre -- Ihre Fr?ulein Tochter?<<

>>Nun?<< sagte Georgine kalt.

>>Diese -- diese Ueberraschung...<<

>>W?nschen Sie noch uns zu begleiten?<<

>>Aber, gn?dige Frau, welche Frage!<< rief Herr von Silberglanz erschreckt.

>>Sie werden dann hintenaufstehen m?ssen.<<

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