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Munafa ebook

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Read Ebook: Venetianische Epigramme by Goethe Johann Wolfgang Von

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Ebook has 194 lines and 10708 words, and 4 pages

Alles seh' ich so gerne von dir; doch seh' ich am liebsten, Wenn der Vater behend ?ber dich selber dich wirft, Du dich im Schwung ?berschl?gst und, nach dem t?dtlichen Sprunge, Wieder stehest und l?ufst, eben ob nichts w?r' geschehn.

Schon entrunzelt sich jedes Gesicht; die Furchen der M?he, Sorgen und Armuth fliehn, Gl?ckliche glaubt man zu sehn. Dir erweicht sich der Schiffer, und klopft dir die Wange; der Seckel Thut sich dir k?rglich zwar, aber er thut sich doch auf, Und der Bewohner Venedigs entfaltet den Mantel, und reicht dir, Eben als flehtest du laut bey den Mirakeln Antons, Bey des Herrn f?nf Wunden, dem Herzen der seligsten Jungfrau, Bey der feurigen Qual, welche die Seelen durchfegt. Jeder kleine Knabe, der Schiffer, der H?ke, der Bettler Dr?ngt sich, und freut sich bey dir, dass er ein Kind ist, wie du.

Dichten ist ein lustig Metier; nur find' ich es theuer: Wie dies B?chlein mir w?chst, gehn die Zechinen mir fort.

"Welch ein Wahnsinn ergriff die M?ssigen? H?ltst du nicht inne? Wird dies M?dchen ein Buch? Stimme was Kl?geres an!" Wartet, ich singe die K?nige bald, die Grossen der Erde, Wenn ich ihr Handwerk einst besser begreife, wie jetzt. Doch Bettinnen sing' ich indess; denn Gaukler und Dichter Sind gar nahe verwandt, suchen und finden sich gern.

B?cke, zur Linken mit euch! so ordnet k?nftig der Richter: Und ihr Sch?fchen, ihr sollt ruhig zur Rechten mir stehn! Wohl! Doch eines ist noch von ihm zu hoffen; dann sagt er: Seyd, Vern?nftige, mir grad' gegen?ber gestellt!

Wisst ihr, wie ich gewiss zu Hunderten euch Epigramme Fertige? F?hret mich nur weit von der Liebsten hinweg!

K?nige wollen das Gute, die Demagogen desgleichen, Sagt man; doch irren sie sich: Menschen, ach, sind sie, wie wir. Nie gelingt es der Menge, f?r sich zu wollen; wir wissens: Doch wer verstehet, f?r uns Alle zu wollen; Er zeig's.

Jeglichen Schw?rmer schlagt mir an's Kreuz im dreyssigsten Jahre; Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm.

Frankreichs traurig Geschick, die Grossen m?gen's bedenken; Aber bedenken f?rwahr sollen es Kleine noch mehr. Grosse gingen zu Grunde: doch wer besch?tzte die Menge Gegen die Menge? Da war Menge der Menge Tyrann.

Tolle Zeiten hab' ich erlebt, und hab' nicht ermangelt, Selbst auch th?richt zu seyn, wie es die Zeit mir gebot.

Sage, thun wir nicht recht? Wir m?ssen den P?bel betr?gen. Sieh nur, wie ungeschickt, sieh nur, wie wild er sich zeigt! Ungeschickt und wild sind alle rohen Betrognen; Seyd nur redlich, und so f?hrt ihn zum Menschlichen an.

F?rsten pr?gen so oft auf kaum versilbertes Kupfer Ihr bedeutendes Bild; lange betr?gt sich das Volk. Schw?rmer pr?gen den Stempel des Geist's auf L?gen und Unsinn; Wem der Probierstein fehlt, h?lt sie f?r redliches Gold.

Jene Menschen sind toll, so sagt ihr von heftigen Sprechern, Die wir in Frankreich laut h?ren auf Strassen und Markt. Mir auch scheinen sie toll; doch redet ein Toller in Freyheit Weise Spr?che, wenn, ach! Weisheit im Sklaven verstummt.

Lange haben die Grossen der Franzen Sprache gesprochen, Halb nur geachtet den Mann, dem sie vom Munde nicht floss. Nun lallt alles Volk entz?ckt die Sprache der Franken. Z?rnet, M?chtige, nicht! Was ihr verlangtet, geschieht.

"Seyd doch nicht so frech, Epigramme!" Warum nicht? Wir sind nur Ueberschriften; die Welt hat die Kapitel des Buchs.

Wie dem hohen Apostel ein Tuch voll Thiere gezeigt ward, Rein und unrein, zeigt, Lieber, das B?chlein sich dir.

Ein Epigramm, ob wohl es gut sey? Kannst du's entscheiden? Weiss man doch eben nicht stets, was er sich dachte, der Schalk.

Um so gemeiner es ist, und n?her dem Neide, der Missgunst; Um so mehr begreifst du das Gedichtchen gewiss.

Chloe schw?ret, sie liebt mich; ich glaub's nicht. Aber sie liebt dich! Sagt mir ein Kenner. Schon gut; glaubt' ich's, da w?r es vorbey.

Niemand liebst du, und mich, Philarchos liebst du so heftig. Ist denn kein anderer Weg, mich zu bezwingen, als der?

Ist denn so gross das Geheimniss,was Gott und der Mensch und die Welt sey? Nein! Doch Niemand h?rt's gerne; da bleibt es geheim.

Vieles kann ich ertragen. Die meisten beschwerlichen Dinge Duld' ich mit ruhigem Muth, wie es ein Gott mir gebeut. Wenige sind mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider; Viere: Rauch des Tabacks, Wanzen und Knoblauch und +

L?ngst schon h?tt' ich euch gern von jenen Thierchen gesprochen, Die so zierlich und schnell fahren dahin und daher. Schl?ngelchen scheinen sie gleich, doch viergef?sset; sie laufen, Kriechen und schleichen, und leicht schleppen die Schw?nzchen sie nach. Seht, hier sind sie! und hier! Nun sind sie verschwunden! Wo sind sie? Welche Ritze, welch Kraut nahm die Entfliehenden auf? Wollt ihr mir's k?nftig erlauben, so nenn' ich die Thierchen Lacerten; Denn ich brauche sie noch oft als gef?lliges Bild.

Wer Lacerten gesehn, der kann sich die zierlichen M?dchen Denken, die ?ber den Platz fahren dahin und daher. Schnell und beweglich sind sie, und gleiten, stehen und schwatzen, Und es rauscht das Gewand hinter den Eilenden drein. Sieh, hier ist sie! und hier! Verlierst du sie einmal, so suchst du Sie vergebens; so bald kommt sie nicht wieder hervor. Wenn du aber die Winkel nicht scheust, nicht G?sschen und Treppchen, Folg' ihr, wie sie dich lockt, in die Spelunke hinein!

Was Spelunke nun sey, verlangt ihr zu wissen? Da wird ja Fast zum Lexikon dies epigrammatische Buch. Dunkele H?user sind's in engen G?sschen; zum Kaffee F?hrt dich die Sch?ne, und sie zeigt sich gesch?ftig, nicht du.

Zwey der feinsten Lacerten, sie hielten sich immer zusammen; Eine beynahe zu gross, eine beynahe zu klein. Siehst du Beyde zusammen, so wird die Wahl dir unm?glich; Jede besonders, sie schien einzig die Sch?nste zu seyn.

Heilige Leute, sagt man, sie wollten besonders dem S?nder Und der S?nderin wohl. Geht's mir doch eben auch so.

W?r' ich ein h?usliches Weib, und h?tte, was ich bed?rfte, Treu seyn wollt' ich und froh, herzen und k?ssen den Mann. So sang, unter andern gemeinen Liedern, ein Dirnchen Mir in Venedig, und nie h?rt' ich ein fr?mmer Gebet.

Wundern kann es mich nicht, dass Menschen die Hunde so lieben, Denn ein erb?rmlicher Schuft ist, wie der Mensch, so der Hund.

Frech wohl bin ich geworden; es ist kein; Wunder, Ihr G?tter, Wisst, und wisst nicht allein, dass ich auch fromm bin und treu.

Hast du nicht gute Gesellschaft gesehn? Es zeigt uns dein B?chlein Fast nur Gaukler und Volk, ja was noch niedriger ist. Gute Gesellschaft hab' ich gesehn, man nennt sie die gute, Wenn sie zum kleinsten Gedicht keine Gelegenheit gibt.

Was mit mir das Schicksal gewollt? Es w?re verwegen, Das zu fragen; denn meist will es mit Vielen nicht viel. Einen Dichter zu bilden, die Absicht w?r' ihm gelungen, H?tte die Sprache sich nicht un?berwindlich gezeigt.

Mit Botanik gibst du dich ab? mit Optik? Was thust du? Ist es nicht sch?nrer Gewinn, r?hren ein z?rtliches Herz? Ach, die z?rtlichen Herzen! Ein Pfuscher vermag sie zu r?hren; Sey es mein einziges Gl?ck, dich zu ber?hren, Natur!

Weiss hat Newton gemacht aus allen Farben. Gar Manches Hat er euch weis gemacht, das ihr ein Sekulum glaubt.

"Alles erkl?rt sich wohl," so sagt mir ein Sch?ler, "aus jenen Theorien, die uns weislich der Meister gelehrt." Habt ihr einmal das Kreuz von Holze t?chtig gezimmert, Passt ein lebendiger Leib freylich zur Strafe daran.

Wenn auf beschwerlichen Reisen ein J?ngling zur Liebsten sich windet, Hab' er dies B?chlein; es ist reizend und tr?stlich zugleich. Und erwartet dereinst ein M?dchen den Liebsten, sie halte Dieses B?chlein, und nur, kommt er, so werfe sie's weg.

Gleich den Winken des M?dchens, des eilenden, welche verstohlen Im Vorbeygehn nur freundlich mir streifet den Arm, So verg?nnt, ihr Musen, dem Reisenden kleine Gedichte: O, behaltet dem Freund gr?ssere Gunst noch bevor!

Wenn, in Wolken und D?nste verh?llt, die Sonne nur tr?be Stunden sendet; wie still wandeln die Pfade wir fort! Dr?nget Regen den Wandrer! wie ist uns des l?ndlichen Daches Schirm willkommen! Wie sanft ruht sich's in st?rmischer Nacht! Aber die G?ttinn kehret zur?ck! Schnell scheuche die Nebel Von der Stirne hinweg! Gleiche der Mutter Natur!

Willst du mit reinem Gef?hl der Liebe Freuden geniessen, O, lass Frechheit und Ernst ferne vom Herzen dir seyn. D i e will Amorn verjagen, und d e r gedenkt ihn zu fesseln; Beyden das Gegentheil l?chelt der schelmische Gott.

G?ttlicher Morpheus, umsonst bewegst du die lieblichen Mohne; Bleibt das Auge doch wach, wenn mir es Amor nicht schliesst.

Liebe fl?ssest du ein, und Begier; ich f?hl' es, und brenne. Liebensw?rdige, nun fl?sse Vertrauen mir ein!

Ha! ich kenne dich, Amor, so gut als einer! Da bringst du Deine Fackel, und sie leuchtet im Dunkel uns vor. Aber du f?hrest uns bald verworrene Pfade; wir brauchten Deine Fackel erst recht, ach! und die falsche erlischt.

Eine einzige Nacht an deinem Herzen! - Das Andre Gibt sich. Es trennet uns noch Amor in Nebel und Nacht. Ja, ich erlebe den Morgen, an dem Aurora die Freunde Busen an Busen belauscht, Ph?bus, der Fr?he, sie weckt.

Ist es dir Ernst, so zaudre nun l?nger nicht; mache mich gl?cklich! Wolltest du scherzen? Es sey, Liebchen, des Scherzes genug!

Dass ich schweige, verdriesst dich? Was soll ich reden? Du merkest Auf der Seufzer, des Blicks leise Beredsamkeit nicht. Eine G?ttinn vermag der Lippe Siegel zu l?sen; Nur Aurora, sie weckt einst dir am Busen mich auf. Ja, dann t?ne mein Hymnus den fr?hen G?ttern entgegen, Wie das Memnonische Bild lieblich Geheimnisse sang.

XC.

Welch ein lustiges Spiel! Es windet am Faden die Scheibe, Die von der Hand entfloh, eilig sich wieder herauf! Seht, so schein' ich Herz, bald dieser Sch?nen, bald jener Zuzuwerfen; doch gleich kehrt es im Fluge zur?ck.

O, wie achtet' ich sonst auf alle Zeiten des Jahres; Gr?sste den kommenden Lenz, sehnte dem Herbste mich nach! Aber nun ist nicht Sommer noch Winter, seit mich Begl?ckten Amors Fittig bedeckt, ewiger Fr?hling umschwebt.

Sage, wie lebst du? Ich lebe! und w?ren hundert und hundert Jahre dem Menschen geg?nnt, w?nscht' ich mir morgen, wie heut.

G?tter, wie soll ich euch danken! Ihr habt mir Alles gegeben, Was der Mensch sich erfleht; nur in der Regel fast nichts.

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