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Munafa ebook

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Read Ebook: Das Käthchen von Heilbronn: Oder die Feuerprobe by Kleist Heinrich Von

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Ebook has 1399 lines and 27343 words, and 28 pages

Edition: 10

Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient German books in London.

Das K?thchen von Heilbronn

Heinrich von Kleist

Ein grosses historisches Ritterschauspiel

Personen:

Der Kaiser

Gebhardt, Erzbischof von Worms

Friedrich Wetter, Graf vom Strahl

Gr?fin Helena, seine Mutter

Eleonore, ihre Nichte

Ritter Flammberg, des Grafen Vasall

Gottschalk, sein Knecht

Brigitte, Haush?lterin im gr?flichen Schloss

Kunigunde von Thurneck

Rosalie, ihre Kammerzofe

Sybille, deren Stiefmutter

Theobald Friedeborn, Waffenschmied aus Heilbronn

K?thchen, seine Tochter

Gottfried Friedeborn, ihr Br?utigam

Maximilian, Burggraf von Freiburg

Georg von Waldst?tten, sein Freund

Ritter Schauermann und Ritter Wetzlaf, seine Vasallen

Der Rheingraf vom Stein, Verlobter Kunigundens

Friedrich von Herrnstadt und Eginhardt von der Wart, seine Freunde

Graf Otto von der Fl?he, Wenzel von Nachtheim und Hans von B?renklau, R?te des Kaisers und Richter des heimlichen Gerichts

Jakob Pech, ein Gastwirt

Drei Herren von Thurneck

Kunigundens alte Tanten

Ein K?hlerjunge

Ein Nachtw?chter

Mehrere Ritter

Ein Herold, zwei K?hler, Bedienten, Boten, H?scher, Knechte und Volk

Die Handlung spielt in Schwaben

Erster Akt

Szene: Eine unterirdische H?hle, mit den Insignien des Vehmgerichts, von einer Lampe erleuchtet.

Erster Auftritt

Graf Otto von der Fl?he als Vorsitzer, Wenzel von Nachtheim, Hans von B?renklau als Beisassen, mehrere Grafen, Ritter und Herren, s?mtlich vermummt, H?scher mit Fackeln usw.--Theobald Friedeborn, B?rger aus Heilbronn, als Kl?ger, Graf Wetter vom Strahl als Beklagter, stehen vor den Schranken.

Graf Otto . Wir, Richter des hohen, heimlichen Gerichts, die wir, die irdischen Schergen Gottes, Vorl?ufer der gefl?gelten Heere, die er in seinen Wolken mustert, den Frevel aufsuchen, da, wo er, in der H?hle der Brust, gleich einem Molche verkrochen, vom Arm weltlicher Gerechtigkeit nicht aufgefunden werden kann: wir rufen dich, Theobald Friedeborn, ehrsamer und vielbekannter Waffenschmied aus Heilbronn auf, deine Klage anzubringen gegen Friedrich, Graf Wetter vom Strahle; denn dort, auf den ersten Ruf der heiligen Vehme, von des Vehmherolds Hand dreimal, mit dem Griff des Gerichtsschwerts, an die Tore seiner Burg, deinem Gesuch gem?ss, ist er erschienen, und fragt, was du willst?

Theobald Friedeborn. Ihr hohen, heiligen und geheimnisvollen Herren! H?tte er, auf den ich klage, sich bei mir ausr?sten lassen--setzet in Silber, von Kopf bis zu Fuss, oder in schwarzen Stahl, Schienen, Schnallen und Ringe von Gold; und h?tte nachher, wenn ich gesprochen: Herr, bezahlt mich! geantwortet: Theobald! Was willst du? Ich bin dir nichts schuldig; oder w?re er vor die Schranken meiner Obrigkeit getreten, und h?tte meine Ehre, mit der Zunge der Schlangen--oder w?re er aus dem Dunkel mittern?chtlicher W?lder herausgebrochen und h?tte mein Leben, mit Schwert und Dolch, angegriffen: so wahr mir Gott helfe! ich glaube, ich h?tte nicht vor euch geklagt. Ich erlitt, in drei und funfzig Jahren, da ich lebe, so viel Unrecht, dass meiner Seele Gef?hl nun gegen seinen Stachel wie gepanzert ist; und w?hrend ich Waffen schmiede, f?r andere, die die M?cken stechen, sag ich selbst zum Skorpion: fort mit dir! und lass ihn fahren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir mein Kind verf?hrt, meine Katharine. Nehmt ihn, ihr irdischen Schergen Gottes, und ?berliefert ihn allen geharnischten Scharen, die an den Pforten der H?lle stehen und ihre glutroten Spiesse schwenken: ich klage ihn sch?ndlicher Zauberei, aller K?nste der schwarzen Nacht und der Verbr?derung mit dem Satan an!

Graf Otto. Meister Theobald von Heilbronn! Erw?ge wohl, was du sagst. Du bringst vor, der Graf vom Strahl, uns vielf?ltig und von guter Hand bekannt, habe dir dein Kind verf?hrt. Du klagst ihn, hoff ich, der Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von dir abwendig gemacht? Weil er ein M?dchen, voll rascher Einbildungen, mit einer Frage, wer sie sei? oder wohl gar mit dem blossen Schein seiner roten Wangen, unter dem Helmsturz hervorgl?hend, oder mit irgend einer andern Kunst des hellen Mittags ausge?bt auf jedem Jahrmarkt, f?r sich gewonnen hat?

Theobald. Es ist wahr, ihr Herren, ich sah ihn nicht zur Nachtzeit, an Mooren und schilfreichen Gestaden, oder wo sonst des Menschen Fuss selten erscheint, umherwandeln und mit den Irrlichtern Verkehr treiben. Ich fand ihn nicht auf den Spitzen der Gebirge, den Zauberstab in der Hand, das unsichtbare Reich der Luft abmessen, oder in unterirdischen H?hlen, die kein Strahl erhellt, Beschw?rungsformeln aus dem Staub heraufmurmeln. Ich sah den Satan und die Scharen, deren Verbr?derten ich ihn nannte, mit H?rnern, Schw?nzen und Klauen, wie sie zu Heilbronn, ?ber dem Altar abgebildet sind, an seiner Seite nicht. Wenn ihr mich gleichwohl reden lassen wollt, so denke ich es durch eine schlichte Erz?hlung dessen, was sich zugetragen, dahin zu bringen, dass ihr aufbrecht, und ruft: unsrer sind dreizehn und der vierzehnte ist der Teufel! zu den T?ren rennt und den Wald, der diese H?hle umgibt, auf dreihundert Schritte im Umkreis, mit euren Taftm?nteln und Federh?ten bes?et.

Graf Otto. Nun, du alter, wilder Kl?ger! so rede!

Theobald. Zuv?rderst m?sst ihr wissen, ihr Herren, dass mein K?thchen Ostern, die nun verflossen, funfzehn Jahre alt war; gesund an Leib und Seele, wie die ersten Menschen, die geboren worden sein m?gen; ein Kind recht nach der Lust Gottes, das heraufging aus der W?sten, am stillen Feierabend meines Lebens, wie ein gerader Rauch von Myrrhen und Wachholdern! Ein Wesen von zarterer, frommerer und lieberer Art m?sst ihr euch nicht denken, und k?mt ihr, auf Fl?geln der Einbildung, zu den lieben, kleinen Engeln, die, mit hellen Augen, aus den Wolken, unter Gottes H?nden und F?ssen hervorgucken. Ging sie in ihrem b?rgerlichen Schmuck ?ber die Strasse, den Strohhut auf, von gelbem Lack ergl?nzend, das schwarzsamtene Leibchen, das ihre Brust umschloss, mit feinen Silberkettlein beh?ngt: so lief es fl?sternd von allen Fenstern herab: das ist das K?thchen von Heilbronn; das K?thchen von Heilbronn, ihr Herren, als ob der Himmel von Schwaben sie erzeugt, und von seinem Kuss geschw?ngert, die Stadt, die unter ihm liegt, sie geboren h?tte. Vettern und Basen, mit welchen die Verwandtschaft, seit drei Menschengeschlechtern, vergessen worden war, nannten sie, auf Kindtaufen und Hochzeiten, ihr liebes M?hmchen, ihr liebes B?schen; der ganze Markt, auf dem wir wohnten, erschien an ihrem Namenstage, und bedr?ngte sich und wetteiferte sie zu beschenken; wer sie nur einmal, gesehen und einen Gruss im Vor?bergehen von ihr empfangen hatte, schloss sie acht folgende Tage lang, als ob sie ihn gebessert h?tte, in sein Gebet ein. Eigent?merin eines Landguts, das ihr der Grossvater, mit Ausschluss meiner, als einem Goldkinde, dem er sich liebreich bezeigen wollte, vermacht hatte, war sie schon unabh?ngig von mir, eine der wohlhabendsten B?rgerinnen der Stadt. F?nf S?hne wackerer B?rger, bis in den Tod von ihrem Werte ger?hrt, hatten nun schon um sie angehalten; die Ritter, die durch die Stadt zogen, weinten, dass sie kein Fr?ulein war; ach, und w?re sie eines gewesen, das Morgenland w?re aufgebrochen, und h?tte Perlen und Edelgesteine, von Mohren getragen, zu ihren F?ssen gelegt. Aber sowohl ihre, als meine Seele, bewahrte der Himmel vor Stolz; und weil Gottfried Friedeborn, der junge Landmann, dessen G?ter das ihrige umgrenzen, sie zum Weibe begehrte, und sie auf meine Frage: Katharine, willt du ihn? antwortete: Vater! Dein Wille sei meiner; so sagte ich: der Herr segne euch! und weinte und jauchzte, und beschloss, Ostern, die kommen, sie nun zur Kirche zu bringen.--So war sie, ihr Herren, bevor sie mir dieser entf?hrte.

Graf Otto. Nun? Und wodurch entf?hrte er sie dir? Durch welche Mittel hat er sie dir und dem Pfade, auf welchen du sie gef?hrt hattest, wieder entrissen?

Theobald. Durch welche Mittel?--Ihr Herren, wenn ich das sagen k?nnte, so begriffen es diese f?nf Sinne, und so st?nd ich nicht vor euch und klagte auf alle, mir unbegreiflichen, Greuel der H?lle. Was soll ich vorbringen, wenn ihr mich fragt, durch welche Mittel? Hat er sie am Brunnen getroffen, wenn sie Wasser sch?pfte, und gesagt: Lieb M?del, wer bist du? hat er sich an den Pfeiler gestellt, wenn sie aus der Mette kam, und gefragt: Lieb M?del, wo wohnst du? hat er sich, bei n?chtlicher Weile, an ihr Fenster geschlichen, und, indem er ihr einen Halsschmuck umgeh?ngt, gesagt: Lieb M?del, wo ruhst du? Ihr hochheiligen Herren, damit war sie nicht zu gewinnen! Den Judaskuss erriet unser Heiland nicht rascher, als sie solche K?nste. Nicht mit Augen, seit sie geboren ward, hat sie ihn gesehen; ihren R?cken, und das Mal darauf, das sie von ihrer seligen Mutter erbte, kannte sie besser, als ihn.

Graf Otto . Und gleichwohl, wenn er sie verf?hrt hat, du wunderlicher Alter, so muss es wann und irgendwo geschehen sein?

Theobald. Heiligen Abend vor Pfingsten, da er auf f?nf Minuten in meine Werkstatt kam, um sich, wie er sagte, eine Eisenschiene, die ihm zwischen Schulter und Brust losgegangen war, wieder zusammenheften zu lassen,

Wenzel. Was!

Hans. Am hellen Mittag?

Wenzel. Da er auf f?nf Minuten in deine Werkstatt kam, um sich eine Brustschiene anheften zu lassen?

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