|
Read Ebook: Chodowiecki by Chodowiecki Daniel Artist Kaemmerer Ludwig Knackfuss H Hermann Editor
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 97 lines and 23921 words, and 2 pagesEditor: Hermann Knackfuss #################################################################### Anmerkungen zur Transkription Der vorliegende Text wurde anhand der 1897 erschienenen Buchausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und altert?mliche Schreibweisen bleiben gegen?ber dem Original unver?ndert; fremdsprachliche Zitate wurden nicht korrigiert. Einige Abbildungen wurden zwischen die Abs?tze verschoben und zum Teil sinngem?ss gruppiert, um den Textfluss nicht zu beeintr?chtigen. Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere Schriftschnitte wurden mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet: ~ #################################################################### Liebhaber-Ausgaben K?nstler-Monographien In Verbindung mit Andern herausgegeben von H. Knackfuss Chodowiecki +Verlag von Velhagen & Klasing+ Chodowiecki Von Ludwig Kaemmerer +Mit 204 Abbildungen nach Gem?lden, Radierungen und Zeichnungen+ +Verlag von Velhagen & Klasing+ Von diesem Werke ist f?r Liebhaber und Freunde besonders luxuri?s ausgestatteter B?cher ausser der vorliegenden Ausgabe veranstaltet, von der nur 100 Exemplare auf Extra-Kunstdruckpapier hergestellt sind. Jedes Exemplar ist in der Presse sorgf?ltig numeriert und in einen reichen Ganzlederband gebunden. Der Preis eines solchen Exemplars betr?gt 20 M. Ein Nachdruck dieser Ausgabe, auf welche jede Buchhandlung Bestellungen annimmt, wird nicht veranstaltet. Die Verlagshandlung. Druck von Fischer & Wittig in Leipzig. Vorbemerkung. ?ber Daniel Chodowiecki ist mehr geschrieben worden, als von ihm zu sagen ist. Mit einer die Gewissenhaftigkeit des Meisters selbst fast noch ?bertreffenden Sorgfalt hat Wilhelm Engelmann in seinem beschreibenden Verzeichnis alles zusammengetragen, was wir ?ber die Radierungen Chodowieckis, ihre Zeitfolge und ihre verschiedenen Abdrucksgattungen wissen, und unl?ngst erst ist aus der Feder Wolfgangs von Oettingen eine umfassende und eindringende Darstellung seines Lebens und seiner Kunst erschienen, die wohl auf lange Zeit die Chodowieckiforschung abschliesst. Die Abbildungen unseres Buches indes, die in solcher F?lle bisher noch keinem Werk ?ber den Meister beigegeben wurden, rechtfertigen allein schon den Versuch, Chodowiecki auch dem grossen Kreise n?her zu bringen, f?r den er besonders gearbeitet: dem deutschen Hause, der deutschen Familie. Sehen ist in der Kunst mehr als Lesen, und Chodowieckis Kunst recht sehen lehren sollen vor allem die nachfolgenden Bl?tter. +Berlin.+ W. Engelmann, Daniel Chodowieckis s?mtliche Kupferstiche. Leipzig 1857. Die Nummern dieses Verzeichnisses werden im Folgenden mit ~E.~ bezeichnet. Daniel Chodowiecki. In meines Vaters Arbeitszimmer, dessen W?nde zahlreiche Kupferstiche und Schabkunstbl?tter zierten, und das mir fr?h schon traulicher wurde als die Kinderspielstube, hing ?ber einem Klapptisch, den altv?terischer Hausrat, fridericianische Tabaksdosen, Zinnteller und Meerschaumpfeifen bedeckten, in schlichtem Mahagonirahmen eine Radierung, die sich meiner kindlichen Einbildungskraft besonders tief einpr?gte -- wohl, weil sie gleich einem Spiegel das Behagen, das uns hier so oft umfing, verdoppelte: um einen runden Tisch dr?ngen sich f?nf Kinder; das ?lteste M?dchen beugt sich ?ber einen grossen schweinsledernen Band mit Kupferstichen, ihr gegen?ber zeichnet ein etwa zehnj?hriger Knabe eifrig, ohne sich von dem kleinen neugierig zudr?ngenden Br?derchen st?ren zu lassen, w?hrend die ?ltere Schwester f?r die Sorgfalt, mit der sie sich des J?ngsten annimmt, von der herantretenden Mutter mit dankbar liebevollem Blick belohnt wird. Diese z?rtliche Gruppe hebt sich von dem halbdunklen Hintergrund des mit Kunstwerken ?berreich geschm?ckten Zimmers ab, in dessen einer Ecke am hohen, hellen Fenster der Familienvater vor einem kleinen Zeichentischchen sitzt und, den Pinsel in der Hand, scharf ?ber die Brille weg zu den Seinen hin?berblickt. Das Blatt trug die Inschrift: ,,~Cabinet d'un peintre~", doch da das Interesse f?r Bilder fr?her in mir wach war, als das Verst?ndnis des Franz?sischen, bat ich meinen Vater um eine Erkl?rung. Mit wachsender Teilnahme h?rte ich, dass der Mann in der Ecke sich selbst und die Seinigen dargestellt habe just in dem Moment, wie er sie malte, dass er aus unserer Vaterstadt Danzig stamme und ein ber?hmter Kupferstecher gewesen sei. Solche Jugendeindr?cke bestimmen oft unser Urteil f?r alle Zeit. Die Empfindung oder Wahrnehmung, die uns an Erlebnisse, Zust?nde und Gef?hle der Jugendzeit erinnert, gewinnt schon dadurch an St?rke und meist auch an Wohligkeit. So hat der Anblick des geschilderten Blattes von +Daniel Chodowiecki+ stets in mir das Gef?hl jener Traulichkeit ausgel?st, die wir so gern im Alter der sorglosen Kinderzeit andichten. Aber dies ist doch wohl nicht nur dem Zufall zuzuschreiben, der mich als Kind mit einer der liebensw?rdigsten Sch?pfungen meines Landsmannes bekannt machte, sondern auch der Kraft, die dessen Kunst schon auf ein Kindergem?t wirken liess, jener Macht, ?ber die nur ein +echtes Kindergem?t+ selbst verf?gt. Wenn man Chodowiecki ein Kind seiner Zeit nennt, darf man den Ton ebensowohl auf Kind wie auf Zeit legen. Und damit ist des K?nstlers Wesen in seinem Kern gefasst, wie es auch aus den Z?gen seines Antlitzes spricht, die der van Dyck des achtzehnten Jahrhunderts, Anton Graff, und andere Maler uns ?berliefert haben , damit der Faden gefunden, auf den sich die zierlichen Perlen seiner liebensw?rdigen Kunst aufreihen lassen. Chodowieckis Leben ist bald erz?hlt. Zwar besitzen wir, wie von so vielen M?nnern seiner schreibseligen und memoirenlustigen Zeit, auch von ihm eine grosse Menge von Aufzeichnungen, Tageb?chern und Briefen, die Antwort geben auf Fragen, wie sie auch die zudringlichste Neugier zu stellen nicht wagen m?chte, aber sie enth?llen uns doch nur Weniges, was wir ?ber den K?nstler nicht auch aus der Betrachtung seiner Werke erfahren k?nnten. Flossen doch seine Tage meist ruhig dahin, Erlebnisse oder Ereignisse, die sein Inneres heftig bewegt und ersch?ttert und vor allem f?r die Richtung seiner k?nstlerischen Laufbahn entscheidende Bedeutung gehabt h?tten, sind ?usserst selten in seinem Leben. Aus diesen Aufzeichnungen des Meisters klingt noch deutlich die Rat- und Hilflosigkeit heraus, die den jungen Anf?nger in den neuen, fremden Verh?ltnissen ?berkam. Sein Brotherr Ayrer, der gleichzeitig auch Daniels Bruder Gottfried in seine Dienste genommen hatte, verlangte, dass er seine k?nstlerische Begabung f?r das Gesch?ft nutzbar machte und kleine Miniaturbilderchen auf Elfenbein oder Pergament sowie Emailmalereien in m?glichst schneller Zeit anfertigte, wie sie dem Geschmack und besonders auch dem Geldbeutel des kauflustigen Publikums zusagten. Der Berliner war in dieser Hinsicht wenig verw?hnt und zu grossen Ausgaben nicht geneigt. Die Emailmalerei war erst im Anfange des Jahrhunderts von dem in London und Paris daf?r ausgebildeten F. C. Th?remin in der preussischen Hauptstadt eingef?hrt worden, und die wenigen K?nstler, die sich diesem halb kunstgewerblichen Beruf widmeten, wie die Br?der Huant und Samuel Blesendorf, hatten nicht vermocht, die k?nstlerischen Anspr?che der K?ufer zu steigern. Doch die franz?sische Mode verlangte nun einmal, dass man diese zierlichen Miniaturportr?ts, die etwa die Rolle unserer Photographien spielten, als Berloques oder Schmuck der Tabatieren trug, und es bem?chtigte sich dieses in Frankreich zu grosser Virtuosit?t ausgebildeten Kunstzweiges in Berlin bald die Industrie, die auch damals schon das harte Motto: billig und schlecht verdiente. Sicher beglaubigte Arbeiten unseres Meisters aus dieser fr?hesten Zeit sind uns nicht erhalten bis auf eine getuschte Federzeichnung im Grossherzoglichen Museum zu Weimar, die augenscheinlich auf einer Messreise in Krakau entstanden ist und einen polnischen Volksgottesdienst darstellt. Sie tr?gt die Inschrift: ,,Ein polnisches Jubeljahr und Bus-Predigt, in Cracau gezeichnet 1750. ~D. Chodowiecky del Cracovia~" und ist, wie seine erste Danziger Zeichnung, Beweis daf?r, dass der junge Gesch?ftsmann stets geneigt war, Vorg?nge in seiner Umgebung, die irgendwie die Aufmerksamkeit zu fesseln vermochten, k?nstlerisch festzuhalten. Auch eine Folge von zweiundvierzig mit Feder und Tusche gezeichneten Illustrationen zu der Geschichte des Blaise Gaulard aus dem Jahre 1752 hat nur insofern Wert, als sie uns den ersten Versuch Chodwieckis auf dem Gebiete zeigt, dem er seinen Nachruhm vor allem verdankt: der Illustration. Dass die kleinen, zum Verkauf in Ayrers Gesch?ft bestimmten Email- und Miniaturmalereien grossenteils verschollen sind, ist leicht begreiflich, da derartige Erzeugnisse der Kleinkunst meist schneller Vergessenheit anheimfallen, aus der sie, zumal wenn sie den Namen ihres nachmals ber?hmt gewordenen Verfertigers nicht tragen, kaum je wieder auftauchen. Nach dem, was sich aus sp?terer Zeit an verb?rgten Arbeiten der Art von unserem Meister erhalten hat, wie den sechs Emails mit Passionsscenen nach Stichen Sebastien Leclercs ; ausgestellt in der historischen Abteilung der Berliner Kunstausstellung von 1896 , der kleinen Emailbonbonni?re mit Puttenspielen , einem Emailbildnis Friedrichs des Grossen aus gleichem Besitz und anderem zu urteilen, d?rfen wir den Verlust ?lterer Emailmalereien nicht allzu sehr beklagen. Auch diese werden meist unselbst?ndige Kopien nach franz?sischen Vorbildern gewesen sein, wenig erfreulich in der Wahl der Farben, wie die genannten Passionsscenen, hinter den Pariser Arbeiten der Zeit technisch zur?ckstehend und kaum geeignet, der Charakteristik Chodowieckis einen wesentlich neuen Zug hinzuzuf?gen. Jedenfalls war diese kunstgewerbliche Th?tigkeit eintr?glich, denn schon im Jahre 1755, nachdem er aus dem Gesch?ft seines Oheims ausgetreten war, ging Chodowiecki daran, sich eine eigne H?uslichkeit zu gr?nden, indem er sich mit Jeanne Barez, der Tochter eines Goldstickers aus der franz?sischen Kolonie Berlins, verlobte und bald auch verheiratete. Das junge Paar bezog ein Haus in der Br?derstrasse , wo auch Daniels Bruder Gottfried mit seiner Gattin sein Heim aufschlug. Erst 1777 ?bersiedelte er nach dem Hause in der Behrenstrasse 31, das, mittlerweile umgebaut, heute eine Gedenktafel zu Ehren seines einstigen Bewohners tr?gt. Es galt jetzt f?r die Familie zu sorgen, die sich schnell vermehrte, und mit redlichem Fleiss widmete sich der K?nstler nach wie vor der Miniaturportr?tmalerei, die er sich, nachdem seine Arbeiten einmal den Beifall weiterer Kreise gefunden hatten, gut bezahlen liess . Sein Streben war aber auf h?here Ziele gerichtet; mit r?hrender Ausdauer studierte er die damals in Bl?te stehende kunsttheoretische Litteratur, die ihm freilich kaum mehr als pedantische Schulmeisterregeln eines verzopften Eklekticismus bot, und ?bte sich unabl?ssig im Skizzieren nach der Natur. Es entstanden einige jener reizenden Bleistiftzeichnungen, die uns wie k?nstlerische Tagebuchbl?tter aus dem Familienleben des achtzehnten Jahrhunderts anmuten, frisch und unmittelbar aufgefasst und oft seinen ausgef?hrten Arbeiten an Wirkung ?berlegen . ,,Ich zeichnete nebenher," so berichtet er in seiner ungedruckten Selbstbiographie, aus der zum erstenmal Oettingen interessante Ausz?ge mitgeteilt hat, ,,war ich in Gesellschaft, so setzte ich mich so, dass ich die Gesellschaft oder eine Gruppe aus derselben oder auch nur eine einzige Figur ?bersehen konnte, und zeichnete so geschwind, oder auch mit so vielem Fleiss, als es die Zeit oder die St?tigkeit der Personen erlaubte. Bat niemals um Erlaubnis, sondern suchte es so verstohlen wie m?glich zu machen; denn, wenn ein Frauenzimmer weiss, dass man's zeichnen will, so will es sich angenehm stellen und verdirbt alles, die Stellung wird gezwungen. Ich liess es mich nicht verdriessen, wenn man mir auch, wenn ich halb fertig war, davonlief; es war doch so viel gewonnen. Was habe ich dabei zuweilen f?r herrliche Gruppen mit Licht und Schatten, +mit allen den Vorz?gen, die die Natur, wenn sie sich selbst ?berlassen ist, vor allen den so ger?hmten Idealen hat+, in mein Taschenbuch eingetragen! Auch des Abends bei Licht habe ich das oft gethan; kein besseres Studium, um grosse Partien, Licht und Schatten hervorzubringen. Ich habe stehend, gehend, reitend gezeichnet; -- -- ich habe nach Gem?lden wenig, nach Gips etwas, viel mehr nach der Natur gezeichnet. Bei ihr fand ich die meiste Befriedigung, den meisten Nutzen: sie ist meine einzige Lehrerin, meine einzige F?hrerin, meine Wohlth?terin." Daneben zeichnete Chodowiecki eifrig bei Bernhard Rode, dem bekannten Berliner Schnell- und Vielmaler, Akt , um auch f?r die Malerei grossen Stils sich vorzubilden. W. von Oettingen, Daniel Chodowiecki. Berlin 1895, ~p.~ 63. Seine ersten Versuche in der ?lmalerei fallen in das Jahr 1757. Trotz des fieberhaften Eifers, den er dieser Besch?ftigung widmete, musste er nur zu bald einsehen, dass seine Begabung ihn nach einer anderen Richtung wies. Das ?lteste uns erhaltene ?lbildchen seiner Hand -- es war 1896 in der historischen Abteilung der Berliner internationalen Ausstellung unverb?rgt als Travestie der biblischen Scene: Jakob bei Laban ankommend ausgestellt -- ist zwar sehr charakteristisch in Zeichnung und Ausdruck der K?pfe, aber in der Farbe durchaus unerfreulich und verfehlt, ja geradezu unmalerisch. Es stellt novellistisch zugespitzt die Werbung eines plumpen alten Freiers um ein junges M?dchen dar, das ihre Gunst bereits einem j?ngeren Liebhaber geschenkt zu haben scheint. Ein Idyll aus der Patriarchenzeit, die dem Geschmack des Jahrhunderts, seiner Sehnsucht nach gef?hlvoller Einfalt, Familiengl?ck und Redlichkeit besonders zusagte, ,,Elieser und Rebekka" -- ebenfalls in den f?nfziger Jahren entstanden -- ist seither verschollen. Es wird kaum den sp?teren ?lbildern, von denen weiter unten die Rede sein soll, ?berlegen gewesen sein. Am besten gelangen Chodowiecki auch in dieser Technik die b?rgerlichen Familienscenen, wie jene in silbrigem Gesamtton gehaltenen Genrebildchen bei Frau ~Dr.~ Ewald in Berlin, die uns eine Gesellschaft am Fenster und eine Lhombrepartie , vorf?hren, oder die kleinb?rgerliche Wochenstube im Besitz eines Urenkels des K?nstlers und das trauliche Interieur bei Kerzenlicht . Hier sind die stillen Freuden des Privatlebens mit anheimelnder Intimit?t und ?berzeugender Wahrheit geschildert. Chodowiecki offenbart sich in ihnen als der un?bertroffene Meister der ,,~peinture famili?re et domestique~." Im Jahre 1757 entstand auch die erste Radierung seiner Hand, ,,~le Passe dix~ oder der W?rfler" genannt . Ein verkommener, buckliger Knopfstempelmacher der franz?sischen Kolonie, Nikolaus Fonvielle, der sich in den Wirtsh?usern der Stadt herumtrieb und -- eine maskierte Bettelei -- mit den G?sten, denen er als Pickelhering Spass machte, um Bier w?rfelte, hat Chodowiecki dazu Modell gestanden. Die neue Technik, in der unser Meister sp?ter so grosse Triumphe feiern sollte, machte ihm anfangs viele Schwierigkeiten; Chodowiecki bezeichnete die Arbeit selbst als einen ,,mutwilligen Versuch" und betrieb zun?chst die Radierung ?berhaupt nur als gelegentliche Nebenbesch?ftigung: Studienk?pfe und Genrefiguren , die er mehr zu seinem Vergn?gen auf die Platte brachte, ?berwiegen in den ersten Jahren seiner Radiererth?tigkeit. So sehen wir die Demoiselles Quantin, Bekannte seiner Familie, wie sie eines Morgens im Neglig?e dem Maler die freudige Nachricht einer von den Preussen gewonnenen Schlacht ?berbringen , Bauern- und Betteljungen und anderes derart im Geschmack Jean-Sim?on Chardins, mit dem unser Meister ?berhaupt mehr Ber?hrungspunkte, als mit irgend einem anderen franz?sischen Vorg?nger hat, entstehen. Als die ersten russischen Gefangenen 1758, von preussischem Milit?r eskortiert, durch Berlin zogen, erregte der Anblick der zerlumpten Gestalten nicht nur sein Mitgef?hl, sondern auch seinen Darstellungstrieb. Mit seiner Gattin eilte er auf den Schlossplatz und verteilte Almosen und Liebesgaben an die halbverhungerten Krieger, die ihm zugleich als Modelle f?r eine Radierung dienten . Ebenso fesselte das malerisch aufgeputzte Gefolge des t?rkischen Gesandten Achmet Effendi, der 1764 nach Berlin kam, lebhaft sein Interesse . Die Abbildungen des Elementarwerks sollten die Jugend mit allem bekannt machen, was im Leben ihre Fragelust wecken w?rde. So f?hrt uns Chodowiecki zuerst im b?rgerlichen Hause umher, l?sst uns einen Blick in seine verschiedenen R?ume thun, dann hinaus in die Natur, auf den Markt, in die Werkst?tten der Handwerker, die Amtsstuben der Beh?rden u. s. w., ?berall mit den Augen eines Kindes umhersp?hend und in lehrhafter Weise Bestimmung und Wesen des Ersp?hten erl?uternd. Uns Nachgeborenen ist das Kupferwerk aber mehr als ein einfaches Bilderbuch f?r die Jugend, mehr als ein Denkmal der p?dagogischen Bestrebungen der Aufkl?rungsepoche, wir sch?tzen in ihm ein Nachschlagewerk zur deutschen Kulturgeschichte des vorigen Jahrhunderts, das fast ?berall, auch ?ber die kleinen und scheinbar unbedeutenden Einzelheiten des damaligen Lebens, wahrheitsgetreue, belehrende Auskunft gibt. K?nstlerisch ist die Ausf?hrung der Kupfer, die zum grossen Teil von Gehilfen Chodowieckis besorgt wurde, recht ungleich, auch der Zeichnung merkt man hier und da an, dass der Meister nicht ganz bei der Sache war, aber, wo er seine gelegentlichen, aus Freude an den Motiven entstandenen Skizzen benutzt, kommt die ganze Frische seiner Naturauffassung hervor. Auch f?r ein zweites p?dagogisches Werk, den Agathokrator, der sich mit der Erziehung der F?rstenkinder besch?ftigte, nahm Basedow Chodowieckis Hilfe in Anspruch, freilich in weit geringerem Umfang, als bei dem Elementarwerk. Eines der Bl?tter des Agathokrator zeigt uns den in neuen Projekten unerm?dlichen Philanthropen selbst, wie er in Gegenwart der f?rstlichen Familie in Dessau den jugendlichen Prinzen die Wirkungen der Luftpumpe demonstriert , ein zweites die ,,Educationshandlung", ein Kaufhaus, das nach Basedows Pl?nen als Bezugsquelle aller f?r den Anschauungsunterricht notwendigen Modelle, Instrumente und Maschinen dienen sollte . Besonderes Interesse haben die Kupfer des Kalenders von 1770, in denen Chodowiecki zw?lf Scenen aus dem volkst?mlichsten St?cke +Lessings+, der Minna von Barnhelm, zu illustrieren unternahm . Vor sechs Jahren war das ,,erste deutsche Nationallustspiel" erschienen und bei seiner Berliner Auff?hrung 1768 mit lauter Begeisterung aufgenommen worden. Die ganze Anlage des St?cks, der kecke Realismus seiner Charaktere, die naturwahre Schilderung des b?rgerlichen Lebens der eignen Zeit mussten Chodowiecki packen, und aus der eindringlichen Art, in der er trotz dem kleinen Format auch seinerseits jeder der Gestalten Lessings eine kennzeichnende Geb?rde, einen sprechenden Ausdruck zu verleihen weiss, lesen wir etwas von der Liebe und Geistesverwandtschaft heraus, die den Illustrator zu dem grossen Dichter hinzog. Ein moderner Regisseur, der die Minna von Barnhelm zu inscenieren hat, wird Chodowieckis Kupfer nicht ohne Nutzen betrachten; denn sie sind nicht etwa freie Erfindungen des Stechers, in denen er gewissermassen die Dichtung glossiert, sondern sie geben zweifellos auch die Eindr?cke wieder, die Chodowiecki von der B?hnenauff?hrung im Schuchschen deutschen Kom?dienhause zu Berlin erhielt. Wenn die realistische Neigung, die Lust an lebensvoller Charakterzeichnung unseren K?nstler mit Lessing verband, so lockte ihn die zarte Empfindsamkeit, das innige Naturgef?hl des Schweizer Idyllendichters +Salomon Gessner+, sich auch einmal auf diesem Felde zu versuchen. Urspr?nglich f?r den Berliner genealogischen Kalender f?r 1772 bestimmt, erschienen die bereits ein Jahr vorher ausgef?hrten zw?lf Bl?tter zu Gessners Idyllen erst 1773 . Der gefeierte Schweizer hatte versucht, die ~sc?nes berg?res~ ihres franz?sischen Rokokokost?ms zu entkleiden, den nat?rlichen Hain an die Stelle der architektonisch zugeschnittenen Parkdekoration, echte Empfindung an die Stelle der sentimentalen Phrase zu setzen. Selbst k?nstlerisch begabt, hatte er seine Idyllen mit eignen Radierungen herausgegeben, die indessen einige dilettantische Unsicherheit im Technischen nicht verleugnen konnten. Darin war ihm Chodowiecki, der seine Radiertechnik inzwischen bis zu einer fast an franz?sische Vorbilder heranreichenden Gewandtheit ausgebildet hatte, zweifellos ?berlegen, f?r den elegischen Ton und die Tiefe des Naturgef?hls, wie es aus den Gedichten Gessners hervorquillt, dagegen fehlt es dem Berliner, durch unz?hlige, zum Teil wenig erfreuliche Auftr?ge bedr?ngten Stecher an Beschaulichkeit und an intimem Verst?ndnis der l?ndlichen Scenerie. Gerade der letztere Mangel verletzt in Chodowieckis Sch?pfungen immer wieder unser Auge; er, der den Menschen so tief in die Seele zu sehen verstand, hatte keinen Blick f?r die Reize der freien Gotteswelt. Seine Bilder, wie zum Beispiel die 1768 gemalten Parkscenen in der Berliner Gem?ldegalerie, die uns eine elegante Gesellschaft beim Hahnenschlag- und Blindekuhspiel zeigen , und das Konversationsst?ck im Leipziger Museum wirken durch die Behandlung des landschaftlichen Beiwerks in Form und Farbe konventionell, doppelt unharmonisch, weil sich die lebensvoll bewegten Figuren vom Hintergrund wie von einer schlecht gemalten Theaterdekoration abheben. Auch ist es bezeichnend, dass unter den zahllosen Skizzen und Entw?rfen von Chodowieckis Hand sich so gut wie gar keine landschaftlichen Studien finden. Damit haben wir eine Grenze seiner Begabung ber?hrt, aber auch f?r die allegorische Darstellung versagt seine Kraft. Er verf?llt ins ?usserliche, Leere, wenn es gilt, eine Idee zu versinnlichen. So ist der 1771 radierte Titel zu Sulzers Theorie der bildenden K?nste , dem beliebtesten Kunsthandbuch der Zeit, wenig gelungen, der offenbar dem K?nstler im Einzelnen vorgeschriebenen Komposition fehlt alle Klarheit und Sch?rfe des Ausdrucks; nur m?hsam vermag man die Hieroglyphenschrift der geh?uften Attribute zu entziffern, obzwar man billig eingestehen muss, dass die Zeitgenossen k?nstlerisch meist noch schlimmer beraten waren. Dass dem frisch in die Welt blickenden Realisten, in dem die Lust zum Schaffen einzig durch Eindr?cke der Aussenwelt geweckt wurde, die romantische Phantastik eines Ariost und Cervantes verschlossen bleiben musste, kann nicht verwundern und wird durch die wenig erfreulichen Kalenderkupfer von 1770 und 1771, in denen er je zw?lf Scenen aus dem Don Quixote und dem Rasenden Roland illustrierte, nur allzu deutlich erwiesen. Als wollte er sich von solchen m?hseligen und undankbaren Aufgaben erholen, sehen wir ihn hinauswandern vor die Thore der Stadt, um die bei den ,,Zelten" im Tiergarten lustwandelnden Berliner zu studieren , die Stelldichein der verliebten jungen Welt, die feierlich einherstolzierenden B?rgerfamilien, unter denen uns auch rechts im Vordergrunde die ber?hmten Mimen Brockmann und Doebelin begegnen, die schwatzenden und klatschenden Alten, die sich im Schatten der Lindenb?ume an dem von einer Florastatue geschm?ckten Rondel niedergelassen haben . ?hnlich hatte 1751 Saint-Aubin die elegante Welt der Seinestadt in seiner von Courtois gestochenen ,,~Promenade des remparts de Paris~" geschildert. Oder Chodowiecki wirft mit wenigen raschen Strichen einige Studien von Figuren und Gruppen auf die Kupferplatte , wie sie ihm just bei seinen Spazierg?ngen in den Wurf kamen. Gerade in solchen fl?chtigen Skizzen, wie er sie auch nicht selten in den Rand der Platte gr?sserer Kompositionen mit der Radiernadel einzuritzen liebte -- in den sogenannten Randeinf?llen -- offenbart sich die Anmut seiner Gestaltungsgabe, die unverw?stliche Frische seiner Beobachtung am gl?cklichsten. Im Fr?hjahre 1773 entschloss sich Chodowiecki zu einer Reise nach der Vaterstadt, an der er mit treuer Liebe hing, in der seine kr?nkelnde alte Mutter mit Sehnsucht auf ein Wiedersehen mit dem Lieblingssohne harrte. Seit seinem Abschied vom Elternhause waren dreissig Jahre verflossen, auf die er mit Genugthuung, ja mit Stolz zur?ckblicken durfte. Die Stellung und der Ruf, den er in der neuen Heimat genoss, waren durch eisernen Fleiss und unersch?tterliche Pflichttreue errungen. Gehobenen Hauptes konnte er jetzt vor seine Verwandten treten, die einst mit frommen W?nschen und banger Sorge seine Wanderung zu ungewissen Zielen begleitet hatten. Es ist begreiflich, dass auch er von der Bedeutung eines solchen Wiedersehens tief durchdrungen und bewegt ward. Mit einer Ausf?hrlichkeit, die selbst bei seiner gewissenhaften Art, sich von allem Erinnernswerten schriftliche Auszeichnungen zu machen, ?berrascht, hat Chodowiecki in einem franz?sisch geschriebenen Tagebuche alle, noch so gleichg?ltigen Erlebnisse dieser Reise beschrieben, und, nicht genug damit, auch den Zeichenstift zu Hilfe genommen, um sich und den Seinen jeden Augenblick dieser sch?nen Zeit m?glichst deutlich stets wieder in die Erinnerung zur?ckrufen zu k?nnen. Die zahlreichen Skizzen f?hrte er dann sp?ter nach seiner R?ckkehr sorgf?ltig mit Feder und Tusche aus, und so entstanden jene pr?chtigen hundertundacht Bl?tter, die gegenw?rtig die k?nigliche Akademie zu Berlin als kostbares Verm?chtnis ihres einstigen Direktors bewahrt. Sie bezeichnen in mancher Beziehung den H?hepunkt seiner Kunst; zugleich gew?hren sie uns einen Einblick in das Leben und Treiben des vorigen Jahrhunderts, der sie zu einem sittengeschichtlichen Dokument ersten Ranges erhebt. Mit der ganzen Umst?ndlichkeit jener Zeit wurde die Reise, die der K?nstler zu Pferde machen musste, da er das Fahren nicht vertrug, vorbereitet. Schon im April des Jahres erhandelte er nach reiflicher ?berlegung einen Falben, der uns in seinen Zeichnungen freilich nicht gerade den Eindruck macht, als sei er den Strapazen eines so weiten Rittes sonderlich gewachsen gewesen, der aber gleichwohl unterwegs oft die Tauschlust anderer Pferdebesitzer erregte und also doch wohl seine Vorz?ge gehabt haben muss. Am 3. Juni nahm er Abschied von seiner Familie und trabte, das Felleisen auf den Sattel geschnallt, ?ber die schlecht gepflegten Landstrassen der Mark und Hinterpommerns mit kurzen Nachtrasten gen Danzig. Oft genug nahm er unterwegs die Z?gel zwischen die Z?hne, um die H?nde zum Zeichnen frei zu haben. In Freienwalde l?sst er sich mit einer F?hre ?ber die Oder setzen, zieht dann ?ber Massow, wo eine ?berm?tige Gesellschaft seine Nachtruhe st?rt, nach Plathe; hier begegnet ihm eine Berliner Putzh?ndlerin, die ebenfalls auf der Fahrt nach Danzig begriffen ist. Kleine Unf?lle, wie das Hineingeraten seines Pferdes in einen Sumpf, ein st?rmisches Unwetter auf dem Wege nach K?slin, scheinen ihm romantisch und wichtig genug, um mit seinem Zeichenstift davon Nachricht zu geben. Auch die Reisegesellschaft, die er unterwegs trifft -- seien es nun Bauern auf elenden G?ulen, fahrendes Volk oder ein Kopenhagener Kaufmann, der mit seinem einsp?nnigen Messwagen nach K?nigsberg zieht -- regt ihn zu Skizzen an, die oft von k?stlichem Humor beseelt sind. Bald n?hert er sich der Heimatstadt: an den pr?chtigen Landsitzen Danziger Patrizier in Oliva und Pelonken geht es vor?ber, der Blick schweift zur Linken auf die von Segelschiffen belebte Ostsee, und endlich nach anstrengender Fahrt tauchen die T?rme Danzigs vor dem Blick des Reisenden auf. Am Olivaer Thor, durch das er die Stadt betritt, begegnet ihm in viersp?nniger Staatskarosse der B?rgermeister Conradi, vor dem die Stadtwache salutiert. Der wackere Falbe wird in einen Pensionsstall eingestellt, und mit jenem wunderlichen Mischgef?hl, das uns das Wiedersehen der Heimat nach langer Trennung weckt, schreitet Chodowiecki ?ber das altgewohnte Pflaster der Langgasse, vor deren Beischl?gen ihm die Ulmen und Linden wie alte Bekannte ein Willkommen zurauschen, zum Vaterhause. Im Hausflur, von dessen massiven Eichenschr?nken saubere Delfter Vasen herabblinken, erwartet ihn bereits seine Schwester Concordia. Oben, in dem nach dem Hof heraus gelegenen Zimmer angelangt, in dem seine Schwestern ihre Sch?lerinnen zu unterrichten pflegten, umarmt er in ?berquellender Freude des Wiedersehens seine greise Mutter. Dies Blatt z?hlt zu den liebensw?rdigsten der ganzen Folge: durch das breite, unverh?ngte Fenster flutet die Sonne ?ber die z?rtliche Gruppe, spielt auf dem Lehnsessel und den Kinderst?hlchen, die zur Seite der Betten stehen. Auf dem Klavier, das die eine L?ngswand des Raumes einnimmt, liegen noch die B?cher, aus denen die Schwestern, die jetzt mit neugierigen Blicken den Heimgekehrten mustern, unterrichtet haben, der N?hkorb auf einem Klapptisch, die T?pfe und Vasen auf dem Eckschr?nkchen, alles verleiht der sonst sehr einfach eingerichteten Stube den Ausdruck der Wohnlichkeit, und man begreift, mit welcher Liebe das Auge des K?nstlers an all diesem traulichen Hausrat herumtastete, mit welchem Behagen er die langentbehrte, wohlige Atmosph?re des Vaterhauses nach langer Trennung in sich einsog. Immer redseliger wird sein Zeichenstift, je l?nger sich sein urspr?nglich nur auf zwei Wochen berechneter Aufenthalt in der Heimat ausdehnt. Da werden Bekannte und Kunstgenossen, wie die Maler Wessel, Lohrmann, der Kupferstecher Deisch und andere besucht, Ausfl?ge in die sch?ne Umgebung der Hansestadt wechseln mit Gastereien, Visiten und Studien in Kirchen und Gem?ldesammlungen; die vornehme und im ganzen sehr exklusive Gesellschaft der alten Hansestadt reisst sich f?rmlich um den Besuch des ber?hmten K?nstlers, der niemals sein Skizzenbuch bei solchen Gelegenheiten mit neuen anmutigen Familienscenen zu f?llen vergisst. Auch als Portr?tist und Miniaturmaler wird er vielfach, namentlich von der polnischen Aristokratie, an deren Spitze der Graf Podoski, Erzbischof von Gnesen stand, in Anspruch genommen. Chodowiecki selbst berechnete sp?ter seine Einnahmen aus solcher Besch?ftigung w?hrend seines zweimonatlichen Danziger Aufenthaltes auf 760 Thaler. Da er mit Vorliebe sich selbst bei der Arbeit schilderte und namentlich oft auch in dem Zimmer seiner Mutter Bekannte portr?tierte, radierte er eine Platte, die das Zimmer und ihn am Zeichentisch darstellte, und zeichnete dann sp?ter in die einzelnen Abdr?cke dieser Platte die verschiedenen Personen hinein, die ihm dort Modell gesessen. Wenn uns diese Art, Arbeit zu sparen, heute auch wenig k?nstlerisch erscheint, so wirft sie andrerseits ein bezeichnendes Licht auf die lebhafte Nachfrage nach Bildnissen seiner Hand. Der F?rst Primas, Graf Podoski, gab ihm den Auftrag zu einem grossen Aquarellportr?t, bei dem wir auf einem Blatte seines Skizzenbuchs den Maler besch?ftigt sehen, w?hrend die beh?bige Intendantin des geistlichen Herrn, Frau Oehmchen, in selbstbewusster Haltung die zierliche Begr?ssung eines jungen Kavaliers entgegennimmt . Weniger f?rmlich geht es in der b?rgerlichen Wohnung der Damen Kaemmerer und Claude zu , wo man den K?nstler mit frischem Obst bewirtet. Als er einmal zur Gr?fin Czapska geht, um sie zu malen, wird er nicht vorgelassen, da die Herrschaften bei der Tafel sind; eine jugendliche Freundin des Hauses aber, die Tochter des Starosten Ledikowski, kommt pers?nlich in den Hausflur heraus, um die Nichtannahme des Besuches zu entschuldigen . ?berall sonst war er willkommen und als intimer Hausfreund begr?sst . Selbst Frau Oehmchen liess sich zu einer Sitzung herbei , und zahlreiche andere Damen und Herren der polnischen und einheimischen Gesellschaft wanderten mit oder gegen ihren Willen in sein Skizzenbuch . Nur ungern widersteht man der Versuchung, all den Einzelheiten nachzugehen, von denen uns seine Zeichnungen und sein Journal Kunde geben. Aber, seine Ausf?hrlichkeit nachahmen, hiesse ein Buch im Buche schreiben. Wir m?ssen daher den Leser auf die Zeichnungen selbst, von denen eine betr?chtliche Zahl hier reproduziert ist, sowie auf die vollst?ndige Publikation derselben, die unl?ngst bei Amsler und Ruthardt in Berlin in zweiter Auflage erschienen ist, verweisen. Am 18. August nach Berlin zur?ckgekehrt, fand er zahlreiche neue Auftr?ge vor, darunter auch einen, der ihn zu einer zweiten Reise veranlasste. Der durch die Errichtung der Berliner Porzellanmanufaktur bekannt gewordene, aber durch verschiedene andere Unternehmen in feinen Verm?gensverh?ltnissen stark zur?ckgekommene Kaufmann Gotzkowski, der, selbst ein eifriger Kunstsammler, in sp?teren Jahren auch gelegentlich Kunsthandel trieb, hatte die Absicht, die Gem?ldesammlung der Gr?fin von Kosel auf Sabor zu erwerben, und wollte dieselbe vorher von einem Sachverst?ndigen taxieren lassen. Chodowiecki, der als Gem?ldesammler und Kenner ebenso bekannt war, wie als Maler, war zu diesem Gesch?ft ausersehen. Er benutzte die Gelegenheit, um, einem langgehegten Wunsche folgend, Dresden einen k?rzeren Besuch abzustatten. Nachdem er die Schlossgalerie in Sabor eingehend besichtigt und der Besitzerin den Rat gegeben, ihre Forderung an Gotzkowski erheblich zu reduzieren, reiste er weiter durch die Niederlausitz nach Elbflorenz, wo er am 24. Oktober anlangte. Hatte Chodowiecki in Danzig von den dort ans?ssigen K?nstlern viel Klagen h?ren m?ssen ?ber die schlechten Zeiten, in denen die Kunstfreunde rarer seien, als weisse Raben, hatte man von hier mit stillem Neid auf seine eintr?gliche Besch?ftigung in Berlin geblickt, so musste er am Elbstrand einsehen, dass die Streusandb?chse des Deutschen Reichs doch wohl nicht den besten N?hrboden f?r die Fr?chte der Kunst abgebe. Wie ?rmlich erschien das Kunstleben der fridericianischen Hauptstadt neben dem prunkvollen M?cenatentum der polnisch-s?chsischen Dynastie! Die Kunstsch?tze der kurf?rstlichen Residenz hatten seit lange Weltruf. Dichtete doch schon am Anfange des Jahrhunderts ein nassauischer Hofmedicus mit mehr Begeisterung als Geist: Das Auge sieht sich nimmer satt, Sagt Salomo in seinen Spr?chen; Ach, dass er Dresden nicht gesehen hat! Vermutlich h?tt' er diesen Satz Ge?ndert, wo nicht ausgestrichen. -- -- -- -- -- -- -- -- Add to tbrJar First Page Next Page |
Terms of Use Stock Market News! © gutenberg.org.in2025 All Rights reserved.