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Munafa ebook

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Read Ebook: Der Sagenkreis der Nibelungen by Holz Georg

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Ebook has 799 lines and 54444 words, and 16 pages

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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1914 erschienenen Buchausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und altert?mliche Schreibweisen bleiben gegen?ber dem Original unver?ndert; fremdsprachliche Zitate wurden nicht korrigiert.

Einige Gedichtzeilen enthalten Z?suren, die durch breite Leerzeichen versinnbildlicht werden. Dies wurde so aus dem Original ?bernommen.

Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

~ Antiquatext in Buchanzeigen wurde nicht explizit als solcher ausgezeichnet.

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Wissenschaft und Bildung

Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens

Der Sagenkreis der Nibelungen

Von

Georg Holz

Professor an der Universit?t Leipzig

Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig

Alle Rechte vorbehalten

Frau Susanne

zugeeignet

Vorwort der ersten Auflage.

Vorliegendes Werkchen ist erwachsen aus einer Reihe im Sp?tjahre 1906 gehaltener Vortr?ge und mag wohl gelegentlich den Stempel dieses seines Ursprungs deutlicher tragen, als mir lieb sein kann. Gem?ss der Absicht, den alten Stoff der Nibelungensage und die Fragen, die sich an ihren Ursprung, ihre Entwicklung und sp?tere ?berlieferung kn?pfen, einer breitern ?ffentlichkeit zug?nglich und verst?ndlich zu machen, ist das wissenschaftliche Beiwerk auf ein geringstes Mass beschr?nkt; insbesondere ist im allgemeinen unterlassen, die anerkannten und aufgenommenen Gedanken auf ihre Urheber zur?ckzuf?hren. Selbstverst?ndlich ist damit keinerlei Schm?lerung von irgend jemandes Verdienst beabsichtigt; dies kann um so weniger der Fall sein, als ich auch mancherlei Eigenes zur L?sung der verschiedenen Fragen vorzubringen glaube, dessen Abgrenzung von Fremdem nun nicht ohne weiteres m?glich ist. Es bleibt den Fachgenossen ?berlassen, diese Grenze zu ziehen und das vorgebrachte Neue anzuerkennen oder zu verwerfen.

Leipzig, im April 1907.

G. Holz.

Inhaltsverzeichnis.

Seite

~a~) Der Nibelunge Lied 31

~b~) Zweikampfsage und Thidrikssaga 56

~c~) H?rnen Seifrid 65

~a~) Burgunden und Hunnen 66

~b~) Sage und Mythus 71

~c~) Die Merowinge 74

~d~) Einzelheiten 78

~a~) ?lteste und nordische Form 86

~b~) Deutsche Form 90

Anhang. Literatur 137

Register 139

Einleitung. ?bersicht der Quellen.

Das in wirtschaftlicher wie in geistiger Beziehung so reiche Leben des alten Deutschlands erstarb in den Greueln des Dreissigj?hrigen Krieges. Was unserm Volke bis zu jener Zeit an alten Sagensch?tzen lieb und wert gewesen war, geriet damit in Vergessenheit, und ein volles Jahrhundert verging, bis Gelehrte in alten B?chereien die ersten Spuren des alten Reichtums neu entdeckten. Die grossen M?nner des 18. Jahrhunderts, deren Geschmack anfangs in franz?sischem und sp?ter in klassischem Sinne gebildet und gel?utert war, blieben allerdings zun?chst kalt gegen?ber den Denkm?lern einer Vergangenheit, deren Empfinden von dem ihren durchaus verschieden war. Erst der v?llige Zusammenbruch, den die deutsche Politik und damalige Geisteskultur vor nunmehr genau hundert Jahren erlebte, bewirkte im Zusammenhange mit dem Erwachen unsers nationalen F?hlens auch eine h?here Wertsch?tzung der Denkm?ler aus alter grosser Zeit. Es ist bezeichnend, dass die erste volkst?mliche Ausgabe des Nibelungenliedes 1815 in dem Augenblicke erschien, da man sich r?stete, den von Elba zur?ckgekommenen Napoleon abzuwehren. Der Herausgeber, August Zeune, nannte sie eine ,,Feld- und Zeltausgabe" und erw?hnte ausdr?cklich, dass er sie besorgt habe, ,,da viele J?nglinge dies Lied als ein Palladium in den bevorstehenden Feldzug mitzunehmen w?nschten". Von jener Zeit an ist nun das Interesse an unserer alten Geschichte und Dichtung st?ndig gewachsen. Die germanistische Wissenschaft erbl?hte, gest?tzt auf die romantische Geschmacksrichtung, die die klassische in der Poesie abgel?st hatte, und erschloss immer neue Quellen f?r die Kunde der Vorzeit; die moderne Dichtung bem?chtigte sich der alten Stoffe und goss sie in neue, der Gegenwart angemessene Formen. Vor allen andern hat Richard Wagner das Verdienst, durch sein gewaltiges Tonwerk, den ,,Ring des Nibelungen", die alten Sagen volkst?mlich gemacht zu haben, ein Verdienst, das dadurch nicht verringert wird, dass er mit seinem Stoffe recht willk?rlich umgesprungen ist. Denn ohne ihn w?rde das Interesse f?r die Nibelungensage heute wohl nicht so weit verbreitet sein, wie es tats?chlich der Fall ist.

Welches sind nun die Quellen, aus denen man gesch?pft und die alten Stoffe zu neuem Leben erweckt hat? Was bringen sie, und vor allem: worauf beruhen sie?

Im allgemeinen darf behauptet werden, dass alle erz?hlende Dichtung ihren letzten Ausgangspunkt in wirklich geschichtlichen Ereignissen hat, auch dann, wenn die beglaubigte Geschichte nicht in der Lage ist, solche namhaft zu machen; die urspr?ngliche Tatsache ist dann von der Dichtung mit dichtem Beiwerk umsponnen worden, das wie Schlingpflanzen den alten Kern ?berwuchert und vielleicht erstickt.

Was in der Nibelungensage sicher als geschichtlich erwiesen ist, beruht auf Ereignissen des f?nften nachchristlichen Jahrhunderts, also Ereignissen aus der Zeit der V?lkerwanderung, die f?r die germanische Welt des Mittelalters in ganz gleicher Weise das Heldenzeitalter gewesen ist, wie es der trojanische Krieg f?r die Griechen des Altertums war. Diese Ereignisse sind in ununterbrochener ?berlieferung im Ged?chtnis bewahrt worden, bis ihr eben der Dreissigj?hrige Krieg das Grab gegraben hat. Die ?berlieferung aber ist in folgender Weise zustande gekommen.

In einer Zeit ganz unentwickelter Verkehrsmittel und so gut wie v?llig mangelnder Schrift bildete sich ein Stand fahrender, d. h. herumziehender Leute, die ein Gewerbe daraus machten, das jederzeit lebhaft entwickelte Neuigkeitsbed?rfnis ihrer Mitmenschen zu befriedigen. Sie zogen von Ort zu Ort, sammelten und verbreiteten Neuigkeiten jeder Art und fanden auf diese Weise ihren Unterhalt. Solange die Schriftkunde beschr?nkt war, blieben sie ersehnt und hochangesehen. Mit der fortschreitenden Volksbildung und den gebesserten Verkehrsverh?ltnissen sank nat?rlich ihre Bedeutung und damit auch die Achtung.

Naturgem?ss sind es in erster Linie die grossen politischen, also historischen Ereignisse, die sie wiedererz?hlen und betrachten. Um diese m?glichst treu im Ged?chtnis behalten zu k?nnen, giessen sie dieselben in eine feste Form, indem sie sie in Verse bringen. Die poetische Form ist also zun?chst etwas ?usserliches; sie macht aber durch ihre Geschlossenheit sogleich ihren Einfluss auf den innern Stoff geltend, indem sie den Erz?hler zwingt, zu erg?nzen, was er nicht weiss, also die Beweggr?nde der handelnden Personen zu erraten. Damit ist aber der Erfindung T?r und Tor ge?ffnet. Je weiter man sich nun von dem Zeitpunkt der Geschehnisse entfernt, um so schwerer wird nat?rlich eine richtige Erg?nzung, aber auch um so unwichtiger, da schliesslich niemand mehr existiert, der den Erz?hler L?gen strafen kann. So ist zweierlei m?glich geworden: 1. dass der Bericht von den historischen Ereignissen bis zur Unkenntlichkeit entstellt, also zur reinen Sage wird, und 2. dass die ?berlieferung jahrhundertelang von der eigentlichen Literatur so gut wie unbemerkt sich hat fortpflanzen k?nnen, um dann pl?tzlich als Stoff gr?sserer Werke in ihr aufzutauchen.

Es sind nun die am Niederrhein wohnenden Franken, die die vorhin angedeuteten Ereignisse des 5. Jahrhunderts f?rs erste bewahrt haben. Von ihnen aus, die geographisch etwa den Mittelpunkt der damaligen germanischen Welt darstellen, hat sich dann die Kunde ?ber diese ausgebreitet, am wenigsten nach England, dessen ?lteste Literatur nur sp?rliche Zeugnisse f?r die Nibelungensage aufweist, desto ausgiebiger nach Skandinavien und nach S?ddeutschland. Der Gang der Ausbreitung war etwa folgender:

Im 9. Jahrhundert zogen von Skandinavien, insbesondere von Norwegen aus, zahlreiche Scharen von Seer?ubern, die sog. Wikinger, gen S?den und pl?nderten die K?sten Englands und des fr?nkischen Reiches. An den K?sten der heutigen Niederlande, in der Gegend der Rheinm?ndungen, wohnten die Franken, die die ?berlieferung von den Ereignissen des 5. Jahrhunderts bewahrten. Dort haben sich die nordischen R?uber zeitweise sogar fest angesiedelt und ungef?hr zwei Menschenalter hindurch die K?stenl?nder beherrscht, bis sie im Jahre 891 in der Schlacht an der Dyle von K?nig Arnulf vertrieben wurden. In dieser Zeit m?ssen die Nordgermanen die Kunde von der deutschen ?berlieferung sich angeeignet und nach dem Norden verpflanzt haben. Sie zeigen dabei einen ganz eigenartigen Charakterzug: sie vereinigen n?mlich in sich zwei scheinbar entgegengesetzte Z?ge des germanischen Charakters, auf der einen Seite kriegerisches Wesen in h?chster Potenz, blutd?rstige Wildheit und Grausamkeit, auf der andern Seite ein Streben nach Gelehrsamkeit, wie es bei diesen wilden Seer?uberhorden kaum verst?ndlich scheint. Es ist das aber vollauf begr?ndet in den Eigent?mlichkeiten der alten verkehrslosen Zeit. Die Leute sitzen den Winter ?ber in abgelegenen T?lern und h?ren und sehen von der Welt nichts. Bei ihrem regen Geistesleben haben sie nun ein ganz besonders starkes Bed?rfnis nach Neuigkeiten. Die norwegischen Wikinger haben keine Gelegenheit vor?bergehen lassen, s?dl?ndische Kunde nach dem Norden zu bringen. So haben sie auch die fr?nkische Nibelungensage nach dem Norden gebracht, wahrscheinlich in der Form einer einheitlichen Dichtung, denn das, was im Norden uns von der Nibelungensage erz?hlt wird, weicht in vielen Punkten von der deutschen Sage ab, und zwar so, dass die Abweichungen nicht die urspr?ngliche Gestalt, sondern eine ?nderung darstellen, die auf einen Akt der Willk?r zur?ckgeht. Es weist das darauf hin, dass irgendein nordischer Dichter den am Niederrhein erkundeten Stoff in feste Form gegossen und so nach dem Norden gebracht hat, wo er dann in dieser Gestalt aufgenommen worden ist.

Im Norden ist er nun in zahlreichen Liedern von zahlreichen uns g?nzlich unbekannten Dichtern behandelt worden. Zun?chst geht die Tradition dieser Lieder in der vorhin geschilderten Weise vor sich, d. h. sie werden m?ndlich ?bertragen und nicht aufgezeichnet. Erst in einer wesentlich sp?tern Zeit, im 13. Jahrhundert, entschloss man sich im Norden auf einem eigenartigen Umwege zur Aufzeichnung dieser Lieder.

Bis zum 13. Jahrhundert hatte sich die nordische poetische und prosaische Literatur hoch entwickelt, so hoch, dass man das Bed?rfnis empfand, ein Lehrbuch gewisser Eigent?mlichkeiten des nordischen Stils anzufertigen. Dies Lehrbuch schrieb um das Jahr 1220 der isl?ndische Skalde Snorri Sturluson; es f?hrt den Titel ,,Edda". Dies Wort wird heute gedeutet als Bezeichnung der Herkunft des Buches: aus Oddi, einem Geh?fte im s?dwestlichen Island, wo Snorri erzogen worden war; andere fassen es als Ausdruck f?r ,,Poetik". Eine Poetik war allerdings n?tig, um dem angehenden Skalden eine besondere Eigent?mlichkeit der nordischen Dichtweise zu erkl?ren. Man bezeichnete einen einfachen konkreten Alltagsgegenstand nicht gern mit seinem schlichten Namen, sondern bediente sich statt dessen eines Bildes, das aus der Sage entnommen und nicht verst?ndlich war, wenn man nicht die zugeh?rige Sage kannte. So heisst z. B. das Gold ,,Otterbusse", und zwar in Zusammenh?ngen, in denen weder von ,,Busse" noch von ,,Otter" irgendwelche Rede ist. Um Ausdr?cke dieser Art zu erkl?ren, ist ein Hauptteil der Edda geschrieben; die Erkl?rung besteht in der Erz?hlung der zugeh?rigen Geschichte.

So erz?hlt denn Snorri in der Edda eine grosse Anzahl der verschiedensten Sagen, von denen die ?berw?ltigende Mehrzahl uns ohne ihn gar nicht bekannt w?re, u. a. auch die Nibelungensage in nordischer Form. Vielfach werden dabei Dichtungen zitiert, Verse aus Liedern, bruchst?ckweise nat?rlich nur, und zwar als Belege. Das hat dazu gef?hrt, dass man diese Lieder im Anschluss an die Snorrische Poetik gesammelt hat. Wer das getan hat, bleibt unbekannt. Die Sammlung ist jedenfalls entstanden um die Mitte des 13. Jahrhunderts und uns im wesentlichen erhalten in einer einzigen, aus Island stammenden, jetzt in Kopenhagen befindlichen Handschrift, die nach dem Aufbewahrungsort in der K?niglichen Bibliothek der ~Codex regius~ genannt wird. Diese Handschrift stellt sich dar als eine Sammlung von Einzelgedichten in lyrisch-epischer Form, gewissermassen Balladen, aus der G?tter- und der Heldensage. Der gr?ssere, zweite Teil der ganzen Sammlung umfasst nur Lieder aus unserer Nibelungensage. Leider ist uns der Kodex nicht vollst?ndig erhalten, sondern es fehlt gerade aus dem wichtigsten Teile der Nibelungensage eine vollst?ndige Lage, d. h. ein Heft von acht Bl?ttern, das fr?hzeitig verloren gegangen und nicht ersetzbar ist. Diesen ~Codex regius~ bezeichnet man vielfach, aber f?lschlich mit dem Namen Edda; ja wenn kurzweg von ,,Edda" geredet wird, meint man gew?hnlich diese Liedersammlung. Derjenige, der sie im 17. Jahrhundert entdeckte, der isl?ndische Bischof Brynjolf Sveinsson, nahm an, dass er die Quelle von Snorris Edda vor sich habe, und da er den Namen ,,Edda" f?r Snorris Werk nicht verstand, ?bertrug er ihn auch auf die Quelle und bezeichnete die Liedersammlung als die ?ltere Edda. Er wusste auch gleich einen Sammler oder Verfasser anzugeben, den weisen S?mund, von dem uns allerdings nicht viel mehr bekannt ist, als dass er etwa hundert Jahre vor Snorri gelebt und in der Tat mit der Liedersammlung nicht die Spur zu tun hat. Immerhin hat sich der Titel ,,Edda" f?r die Liedersammlung festgesetzt; man unterscheidet sie am besten als ,,poetische" von Snorris ,,prosaischer" Edda, muss sich aber stets gegenw?rtig halten, dass der Name ,,Edda" f?r die Liedersammlung nicht authentisch ist.

In der Sammlung stehen nun zun?chst G?tterlieder, dann Lieder aus verschiedenen Heldensagen, zuletzt, wie gesagt, eine Sammlung von Liedern aus der Nibelungensage, die so angeordnet sind, dass sie wenigstens ?usserlich eine geschlossene Darstellung der Sage geben. An der Spitze der Sammlung, soweit sie die Nibelungensage angeht, steht ein Gedicht, das sich betitelt: Die Weissagung des Gripir. Sigurd kommt hier als junger Mann zu einem Oheim, namens Gripir, der eigens zu diesem Zwecke von dem Sammler erfunden scheint, und erkundigt sich nach seinem k?nftigen Schicksal; Gripir ist ein Seher und vermag ihn ohne weiteres ?ber alles, was ihm bevorsteht bis ?ber seinen Tod hinaus, zu orientieren. Es ist das eine Entgleisung der nordischen Dichtweise, wie sie ziemlich h?ufig vorkommt, dass lebenden Leuten ihr k?nftiges Schicksal bis in alle Einzelheiten prophezeit wird, ohne dass sie dann auch nur den geringsten Versuch machen, dem Schicksal, das ihnen droht, die Stirn zu bieten; in Wirklichkeit ist denn die Weissagung Gripirs weiter nichts als eine ?bersicht ?ber das, was nun in der Sammlung kommt.

Es folgt zun?chst eine ganze Reihe von Fragmenten, zu der der Sammler eine Rahmenerz?hlung geliefert hat; die Strophen sind lose in die Erz?hlung eingestreut. Man teilt in unsern Eddaausgaben diese Fragmentsammlung in drei Abschnitte ein: die Spr?che von Regin , die Spr?che von Fafnir und die Spr?che von Sigrdrifa . Mitten in diesem letzten Teile bricht die Sammlung f?r uns vorl?ufig ab, weil die L?cke einsetzt. Nach der L?cke stossen wir auf den Schlussteil eines einst vollst?ndigen Liedes, also nicht eines von dem Sammler als Bruchst?ck aufgenommenen St?ckes, das nur durch die Ungunst der Verh?ltnisse f?r uns ein Bruchst?ck geworden ist. Hier wird nun, w?hrend in dem vorausgehenden St?cke die Erz?hlung bis dahin gef?hrt war, wo Sigurd die Brynhild kennen lernt, gleich erz?hlt von den Umst?nden, die sich um Sigurds Ermordung gruppieren; es fehlt uns also der ganze eigentliche Kern der Sage. Es folgt ein sehr langes Gedicht, das augenscheinlich vollst?ndig erhalten ist, und das den Titel f?hrt: das +kurze+ Sigurdslied. Er erkl?rt sich daraus, dass jedenfalls das Lied, von dem wir nach der L?cke noch den Ausgang haben, noch l?nger gewesen ist. Das kurze Sigurdslied erz?hlt zusammenh?ngend, aber nicht immer sagenecht, was Sigurd im Reiche der Niflunge erlebt hat, von dem Augenblicke an, wo er es betreten, bis an seinen Tod, und ?ber ihn hinaus, wie Brynhild ihm im Tode folgt.

Den Fortgang der Erz?hlung bringt ein umfangreiches und ziemlich altes Gedicht, gew?hnlich das zweite Lied von Gudrun genannt . Gudrun erz?hlt selbst ihre Schicksale: wie sie Sigurds Weib und Witwe geworden, wie sie den Atli geheiratet, und wie dieser ihre Br?der gemordet hat; f?r diese Tat plant sie die Rache; die Begr?ndung dieser Rachegef?hle gibt uns hier ein zweifellos hochbegabter Dichter. Die Darstellung der Ermordung der Niflunge fehlt in diesem Liede leider; wahrscheinlich hat sie der Sammler gestrichen, weil er in den beiden Atliliedern noch zweimal dieselbe Sache vorgetragen fand.

Mehrere Einzellieder, wirkliche Balladen, die lediglich einen einzelnen Moment, ein Stimmungsbild aus der Sage herausgreifen und poetisch behandeln, sind ebenfalls in der Sammlung erhalten: das erste Lied von Gudrun , dann das Lied von Brynhilds Fahrt zur Unterwelt, ferner ein drittes Gudrunlied und das ,,Oddruns Klage" betitelte Einzelgedicht; sie behandeln s?mtlich Nebendinge.

Das Hauptereignis, der Untergang der Niflunge durch Atli samt Gudruns Rache, wird erz?hlt in den beiden Liedern von Atli, die parallel nebeneinander herlaufen, einem ?ltern und einem j?ngern ; sie geben beide dieselbe Darstellung, denselben Inhalt, dieselbe Szenerie wieder.

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