Read Ebook: Landesverein Sächsischer Heimatschutz — Mitteilungen Band XII Heft 1-3 by Landesverein S Chsischer Heimatschutz
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 195 lines and 24700 words, and 4 pagesAnmerkungen zur Transkription Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Landesverein S?chsischer Heimatschutz Dresden Mitteilungen Heft 1 bis 3 Monatsschrift f?r Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege Gesch?ftsstelle: Dresden-A., Schiessgasse 24 Postscheckkonto: Leipzig 13987, Dresden 15835 Stadtgirokasse Dresden 610 Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden Dresden 1923 An unsre geehrten Mitglieder! Aus dem vorliegenden Heft bitten wir zu entnehmen, dass es ohne die geringste Einschr?nkung in der alten Ausstattung, wie unsre Hefte seit 1908 erscheinen, hergestellt worden ist. Auch daraus bitten wir unsre verehrten Mitarbeiter, Mitglieder und Freunde zu ersehen, dass unsre Hoffnungen auf das Durchhalten unsres Vereins nicht tr?gerisch sind, sondern dass bei uns nicht nur der feste Wille dazu besteht, sondern auch die sicheren, wohldurchdachten und berechneten Grundlagen vorhanden sind, das gesteckte Ziel zu erreichen. Wir bitten, die beiden letzten Umschlagseiten dieses Heftes zu beachten und uns im weiteren Kampf um das Bestehen des Vereins zum Besten von Heimat und Volk nicht im Stich zu lassen. Wir danken aufrichtig und herzlich f?r alle Mitarbeit, f?r alle Hilfe; der sch?nste Dank ist das Durchhalten der Bewegung, des Vereins in schwerster Zeit. Mit deutschem Gruss! Landesverein S?chsischer Heimatschutz M?rz 1923 Die Mitteilungen des Vereins werden in B?nden zu 12 Nummern herausgegeben Abgeschlossen am 1. Februar 1923 Im Zauber des Erzgebirges Worin besteht eigentlich der Zauber des Erzgebirges? Ich habe es seit l?nger als zwei Jahrzehnten nach allen Richtungen durchstreift, ich bin auf tausend Pfaden gegangen, an denen die grosse Menge achtlos vorbeigeht und habe einsame B?che in ihrem Laufe verfolgt, die in irgendeinem Winkel des Hochwaldes ihren Ursprung nehmen. Ich habe beinahe auf allen Hochwarten gestanden, die das Gebirge aufzuweisen hat, und immer hat es mir wieder Neues und Seltsames geboten. Es muss wohl die Menschenseele sein, die hier in den H?hen und Tiefen der Landschaft ihre Geheimnisse wiederfindet. Seitdem ich das erstemal auf einer H?he des Gebirges stand, um die Blicke nach dem Wogen von Bergen und T?lern hin?berschweifen zu lassen, durchwanderte ich einen grossen Teil von Deutschlands Gauen, und das Schicksal verschlug mich auch in andere Teile Europas - aber alles, was ich da fand, das finde ich vereint in meinem Erzgebirge wieder. Der Wald- und Moorreichtum des westlichen Gebirges versetzt mich immer wieder zu den H?hen des B?hmerwaldes, wenngleich von dessen Gipfeln die Aussicht vielleicht noch weiter und umfassender ist, aber das schwerm?tige Bild zu den F?ssen des Beschauers ist noch dasselbe und mir ist, als m?sste dem Erzgebirge noch einmal ein Dichter wie A. Stifter erstehen, der seine Sch?nheit im Innersten zu erfassen vermag. Die Burgruinen und bewaldeten Kuppen am s?dlichen Steilabfall des Gebirges verm?gen dem Wanderer einen Augenblick rheinische Landschaften vor das Auge zu zaubern. Das Waldgebiet um den Teufelsstein im oberen Schwarzwassertal zeigt Fichtelgebirgsstimmungen, und die langen Linien des stilleren ?stlichen Gebirges werden ihn an die Landschaften der Eifel und des hohen Venn erinnern, die besonders im Herbst einen so eigent?mlich schwerm?tigen Eindruck machen. Mit dem Hochgebirge hat das Erzgebirge nur wenig Gemeinsames, und doch finden sich auch hier Ber?hrungspunkte: der Greifenstein ist eine gute Schule f?r angehende Kletterer, und der Gebirgskamm am Fichtelberg und Keilberg tr?gt wie der alpine Steig im Schwarzwassertal bei Aue einen echt alpinen Charakter wie vielleicht wenig andere Gebirgslandschaften in Deutschland. Ich habe diese T?ler und H?hen zu jeder Zeit des Jahres beobachtet: wenn der Fr?hling die Gebirgsb?che schwellt oder wenn Sommertagszauber auf den Bergst?dten und Halden liegt. Vielleicht ist auch hier der Herbst am sch?nsten, und die klare, reine Luft l?sst dann Einzelheiten hervortreten, die durch die Schw?le des Sommers nur allzuoft verwischt waren. An solchen Tagen hebt sich jedes Baumblatt in klaren Umrissen vom Horizonte ab und dahinter ein St?ck altersgrauer Fels, bis auch dieser wieder in das brennende Feuer der Abendr?te getaucht ist. Dann wird die Freude an den tausend kleinen Entdeckungen, die der Wandrer bei seinen Fahrten macht, zur Andacht - zu der grossen, stillen Andacht, die den Menschen im Innersten seine Verwandtschaft mit der Natur ahnen l?sst. Oft lag der Mittagszauber ?ber dieser Erzgebirgsnatur, und die Linien des Gebirges l?sten sich in der Schw?le auf, die ?ber T?lern und W?ldern lag. Das Mittagsgespenst geht um und dr?ckt Menschen und Tiere. Die Halden liegen einsam und versonnen, und in den Bergst?dten schl?ft man ein St?ck in den Nachmittag hinein. Wer in solchen Zeiten in der Natur ist und ihrem Weben nachgeht, den umf?ngt ein geheimnisvoller Schauer, den Schwind in seiner Mittagsfrau unnachahmbar zum Ausdruck gebracht hat. Aber mich soll sie heute nicht abhalten, immer mehr in die Fichtelgebirgsnatur hineinzuwandern, die sich hinter Mittweida auftut. Die M?hle, die hier am Eingange des oberen Mittweidaer Tales eingebettet ist in lauschiger Einsamkeit, soll mein erstes Ziel sein. Schon vor Jahren hatte es mich ?fter in diese Gegend gezogen, als ich eines Nachmittags die Crottendorfer Kirche entdeckte. Inmitten dieser Erzgebirgsnatur, umrahmt von den Vorh?hen des Fichtelberges ein St?ck Kunst hinter den altersgrauen Mauern, wie es selbst der farbenfrohe S?dl?nder sich nicht besser w?nschen k?nnte. Ein prachtvoller alter Holzaltar, die Decke get?felt und selbst an den W?nden und Emporen Bilderschmuck - so wird das Ganze dieses Kirchleins zu einer inneren Anregung f?r den Besucher, wie sie unsre protestantischen Gottesh?user leider nur allzuoft vermissen lassen und wie sie doch gerade in unsrer hastenden Zeit so wohl tut. Ob uns wohl etwas mehr Farbenfreude in unserem arm gewordenen Deutschland schaden w?rde? Hinter der Bahnstation von Mittweida beginnt das eigentliche Tal, das sich von hier bis zum Fichtelberg selbst hinzieht. W?hrend der ersten Wegstunde immer dasselbe Bild: drunten am Bach ein paar H?user oder eine Papier- und S?gem?hle - dahinter weite Waldbest?nde, die, je h?her man hinaufkommt, desto mehr den Blick gefangennehmen und die Gedanken an nichts anderes aufkommen lassen. Hinter der Wolfner M?hle, die noch einmal an einer Talgabelung liegt, tritt der Wald so nahe heran, dass nur noch die Mittweida und eine Waldstrasse durch das Tal f?hren. Dann h?ren auch die letzten Ansiedlungen auf, und die grosse, feierliche Stille der Natur beginnt. Die umliegenden H?hen senden ihre Bl?cke und Kuppen vor, die ?ber dem Waldreichtum Wache halten. Der Weg zieht sich immer weiter zur H?he hinan und t?uscht doch immer wieder, indem er weitere Ausblicke er?ffnet - es ist, als wollte der Wald hier kein Ende nehmen und als sollte niemand wieder aus seinem Bann herauskommen, der sich einmal hinein begeben hat. Endlich, als sich schon der Fichtelberg selbst wie ein W?chter dieser Landschaft emporreckt, teilt sich der Weg, indem ein Pfad gerade an dem Abhang emporf?hrt, w?hrend ein anderer sich oberhalb der Tellerh?user mit dem sogenannten Prinzenweg vereinigt. Die Mittweida selbst entspringt nicht weit vom Unterkunftshause, und man hat somit Gelegenheit, das Werden und Wachsen dieses kristallenen Baches bis zu seiner M?ndung in das Schwarzwasser zu verfolgen. Wer es kann, wandere diese einsame Strasse, wenn im November das Abendrot hinter den B?umen h?ngt und aus dem Waldbereich einsame Feuer emporsteigen. Er wird hier ein St?ck Naturmystik finden wie selten im Erzgebirge, und er wird aus solchen Fahrten neue Erholung und Kraft sch?pfen. Jene Kraft, die uns mit der Natur selbst verbindet und die unser armes Volk gerade in den jetzigen Tagen so n?tig hat. Anmerkung Kurt Arnold Findeisen Am n?chsten 15. Oktober vollenden sich vierzig Jahre, seit Kurt Arnold Findeisen im s?chsischen Zwickau geboren wurde. So liegt die Jugendzeit hinter ihm, das m?nnliche Alter beginnt und damit ist der rechte Zeitpunkt gegeben, einen R?ckblick auf das Schaffen des Dichters anzustellen und - soweit es ein Menschenauge vermag - einen Ausblick auf seine Zukunft zu wagen. Aus einer Familie stammend, die Juristen, Schulleute, Forstbeamte hervorgebracht hat, trat er als Sohn eines Kohlenschachtbuchhalters ins Leben, seine Mutter war eine ehemalige Kleinkinderlehrerin. An ihr hing der Knabe mit z?rtlicher Liebe; ihr Bild taucht wie ein sorgsam geh?tetes Kleinod in Findeisens Gedichten immer wieder auf. Seine Schulbildung erhielt er in Dresden, Zwickau und Schneeberg. Er wurde Lehrer in Mylau, dann in Plauen im Vogtlande. Durch Teilnahme an Ferienkursen der Universit?t Jena erweiterte und vertiefte er sein Wissen und seine Weltauffassung. Findeisen selbst sagt, dass er erst nach seinen Bildungsjahren zu seiner eigentlichen Bestimmung erwachte. Das mag wohl sein, aber jedenfalls ist schon lange, bevor er die ersten Fr?chte seiner Muse pfl?ckte, t?chtig an ihm gearbeitet worden und noch mehr wohl hat es in ihm gearbeitet. Oder wer hat wohl das sinnige Wesen, das ihm von Kind auf eigen war, die tiefgewurzelte Hinneigung zur Natur und vor allem den st?rksten Antrieb seines ganzen Schaffens, die Sehnsucht, in ihn gepflanzt, wenn nicht die fr?hverkl?rte Mutter? Sehnsucht nach etwas anderem, als dem gemeinen Alltag trug er schon als Knabe im Herzen, wenn er am >>roten Br?ckenberg<< in Zwickau >>im Zittergras stundenlang<< tr?umte, mit der Sehnsucht in der Seele durchwanderte er in Plauen seine Umwelt und verliebte sich in die wenigen stillen Gr?nde und Gartenwinkel, die der Industrialismus dort ?briggelassen hatte, die Sehnsucht begleitete ihn hinaus auf die vogtl?ndischen Wiesen und erlenums?umten Bacht?ler, ?ber denen noch der Nachhall der Heimatlieder Julius Mosens schwebte, die Sehnsucht f?hrte ihn fr?h zu der Hinterlassenschaft seines Landsmannes Robert Schumann und zu Wilhelm Raabe, mit dem er noch eine pers?nliche Beziehung kn?pfen durfte. Und zu der Sehnsucht kam die Parzivalstimmung >>durch Mitleid wissend<<, die Heimat und Welt umspannende Menschenliebe, der zweite Brennpunkt seines Wesens. Das reiche Innenleben dr?ngte nach aussen: er fand eine doppelte k?nstlerische Ausdrucksm?glichkeit f?r alles, was in ihm lebte, die dichterische und die musikalische. Die dichterische bet?tigte er zuerst in weichen Kl?ngen inniger Heimatliebe, in Liedern und Balladen, die er in Zeitschriften ver?ffentlichte. Er selbst gab seit 1912 mit Paul Miller und Emil R?sler die Monatsschrift >>Das Vogtland und seine Nachbargebiete<< heraus, die von Anbeginn an durch die auf den Grunds?tzen der Romantik beruhende innere Verkn?pfung der K?nste hoch ?ber den meisten Unternehmungen dieser Art stand. Dann riss ihn der Weltkrieg als Krankenpfleger mitten hinein in die ?ussere und innere Not unseres schwer ringenden Volkes. Mitten im Brausen des Kriegssturmes entstand seine erste Gedichtsammlung >>Mutterland<< in den zwei Unterabteilungen >>Vogtland<< und >>Erzgebirge<<, die Findeisen sp?ter bei Oskar Laube in erweiterter Gestalt unter dem Titel >>Sachsen, zwei B?cher Landschaftsgedichte und Balladen<< herausgab. Niemand kann Findeisen verstehen, der nicht in diesen von inniger Heimatliebe getragenen, aber zugleich auch die tiefsten und letzten Fragen des menschlichen Lebens ber?hrenden und l?senden Dichtungen gr?ndlich zu Hause ist. Ich gestehe, dass ich in diesen Gedichten seiner ersten Periode das Sch?nste finde, was Findeisen in Vers und Reim geleistet hat, und ich m?chte w?nschen, dass er sich nie von dieser ihm ureigenen Art zu k?nstlicheren, vielleicht auch einmal verk?nstelten Gedichten, wie sie sich neben vielem urkr?ftig Sch?nen hie und da unter seinen sp?teren Gedichten finden , entfernen m?ge. Im >>Vogtlandslied<< und im >>Erzgebirgslied<< klingen so herzbewegende T?ne, wie sie seit Julius Mosen kein Obersachse mehr anzuschlagen verstand, aber weit gr?sser und eindrucksvoller als bei dem ?lteren Dichter ist bei Findeisen der musikalische Wohllaut der Sprache: O ihr Berge meiner V?ter, Tr?umerisch und tannengr?n, Dran die braunen H?tten kleben Und die Abendlichter bl?hn! O ihr H?nge meiner Heimat! Tief in Holz und Heidekraut Hat bei euch sich meine Seele Ach, ein kleines Nest gebaut. F?r die Krone der ?lteren Dichtungen Findeisens halte ich die von ihm ganz frei aus der innerlichsten Anschauung des grossen Altars der Schneeberger Wolfgangskirche und aus dem Erleben der Schneeberger Weihnachtswoche und der Christmetten ersonnene und gestaltete Ballade >>Der kleine Melchior und das Weihnachtskind<<. Aus der gesamten deutschen poetischen Literatur ?ber das Weihnachtsfest weiss ich dieser geradezu klassischen Verherrlichung des Christnachtszaubers wegen der >>F?lle der Gesichte<< und der brunnengleich quellenden Sprache nichts Gleichwertiges an die Seite zu stellen. Der dem Dichter wesensverwandte Maler Alfred Hofmann-Stollberg, hat die Anschaulichkeit der Gedichte Findeisens durch wundersam beseelte Zeichnungen noch erh?ht. Um dieselbe Zeit erschien auch die erste Geschichtensammlung Findeisens unter dem Titel >>Heimwege<< , vier Perlen einer schlichten, aber tief ergreifenden Erz?hlungskunst. Am ersch?tterndsten sind wohl >>Der Schulmeister von Dr?da<<, jene >>sonnenlose Geschichte<<, die er dem ehemaligen Lehrer von Papstleithen, seinem Schwiegervater, k?nstlerisch gestaltend nacherz?hlte, und >>Der Wunderbaum<<, das in samtweicher Sprache dahint?nende, schmerzensreiche >>Hohelied<< vom vogtl?ndischen Heimweh, durch das er die Heimwehstimmungen seines st?rksten Vorg?ngers auf diesem Gebiete, Julius Mosens, weit ?bertraf. Sie sind, um vier kleinere Erz?hlungen vermehrt, in einer zweiten Auflage unter dem Titel >>Der Tod und das T?dlein<< 1921 in Dresden erschienen. Unterdessen hatte der Dichter, seit 1913 mit Wanda Hildegard Gebauer verheiratet und Vater eines 1915 geborenen Sohnes, Plauen, die r?hrige Hauptstadt des Vogtlandes, mit der s?chsischen Landeshauptstadt Dresden vertauscht. Hier spricht die Kunst im weitesten Sinne des Wortes und eine lange, spuren- und werkreiche Geschichte des geistigen und k?nstlerischen Lebens der Obersachsen noch weit eindringlicher zu seiner empf?nglichen Seele, hier hat er unter dem Einflusse der unabsehbaren Folgen des Weltkrieges und der Staatsumw?lzung neue G?rungen durchgemacht, die seine Wesensbildung rasch steigerten und hoffentlich ohne Sch?digung seiner nat?rlichen Eigenart vollenden werden. Die wichtigste Frucht dieser inneren K?mpfe und Wandlungen ist die immer st?rkere Hinneigung zu der Dichtungsart, durch die gegenw?rtig die kr?ftigste Einwirkung auf die Stimmung und Gesinnung des Volkes erzielt wird: zum Roman. Sehr bezeichnend f?r Findeisen ist die Wahl der Stoffe. F?r ihn gab es kein Schweifen in die Ferne, sondern, wie er mit allen Fasern seines Wesens in Volk und Heimat verankert ist, packten ihn mit zwingender Notwendigkeit fast gleichzeitig zwei obers?chsische Stoffe von sehr verschiedener Art und noch verschiedenerem Ausmass: Robert Schumann und - Karl St?lpner. Dem Schumann-Roman gingen zwei B?cher voraus, die die besondere Bef?higung des Verfassers f?r die Auslegung musikalischer Werte und musikgeschichtlicher Verh?ltnisse an den Tag legten: die bei D?rr in Leipzig verlegten >>Klaviergeschichten, Einf?hrungen in ein volkst?mliches Verst?ndnis der Musik<< und die schon in zweiter Auflage gedruckten >>Robert Schumanns Kinderszenen auf heimatlichen Grund gelegt<<. Von dem Schumann-Roman, der den Titel tr?gt >>Der Davidsb?ndler<< ist Weihnachten 1921 der erste Teil >>Herzen und Masken<< erschienen, der die Entwicklung Robert Schumanns in Leipzig, das Leipziger Musikleben jener Zeit und Schumanns dornenvolles Liebeswerben um Klara Wieck bis zur endlichen Vereinigung mit der Geliebten schildert. Vieles ist in dem Roman aus den Kompositionen und dem Briefwechsel der beteiligten Personen und aus dem eindringendsten Studium der Orts- und Zeitverh?ltnisse mit feinem Nachempfinden und sicherem Sicheinf?hlen gestaltet, anderes, was der Dichter zur Erg?nzung der tr?mmerhaften ?berlieferung brauchte, ist mit genialem Seherblick und kraftvoller Phantasie frei erfunden. Man wird aber mit einem Urteil ?ber das Ganze billigerweise zur?ckhalten m?ssen, bis der Dichter auch den zweiten Teil >>Den Weg in den Aschermittwoch<<, den Niedergang und das Erl?schen des leuchtenden Gestirns, das ihm Robert Schumann bedeutet, dargestellt haben wird. Der St?lpner-Roman erschien zuerst in einzelnen St?cken in der >>S?chsischen Heimat<<, der von Findeisen herausgegebenen >>Zeitschrift f?r volkst?mliche Kunst und Wissenschaft in den obers?chsischen Landen<<, dann aber, durch einige wichtige Kapitel abgerundet, in Buchform bei Grethlein & Co., Leipzig und Z?rich, zu Weihnachten 1922 unter dem Titel >>Der Sohn der W?lder<<. Die Geschichte vom Raubsch?tzen Karl St?lpner, dessen Bild noch heute in mancher Holzh?tte des oberen Gebirges h?ngt, von dem ein selten gewordenes Buch mit bunten Kupfern erz?hlt, das ich in meiner Knabenzeit voll Begeisterung las, der noch immer als das beste Kassenst?ck des s?chsischen Puppentheaters gilt, ist der kr?ftigste und ergiebigste Stoff, den die erzgebirgische Vergangenheit f?r den kommenden Dichter aufbewahrt hat, und Findeisen, in dem die erzgebirgische Heimat lebt und atmet, der am liebsten selbst in den Tiefen des Waldes die Schwere und die Unrast der Zeit vergessen m?chte, war der rechte Mann, diesen k?stlichen Schatz zu heben und k?nstlerisch zu verkl?ren. In Findeisens St?lpnerbuch waltet ein dem Geist der Romantiker verwandter mystischer Naturalismus, wie wenn Goethe in der Szene >>Wald und H?hle<< den Faust zum Erdgeist sagen l?sst: Du f?hrst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbei und lehrst mich meine Br?der Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen. Sein St?lpner lebt mit Wald und Fels, mit Tier und Blume in innigster Gemeinschaft, er erscheint selbst als eine Art Erzeugnis der Waldesnatur und sinkt zuletzt in geheimnisvoller Weise in das Reich zur?ck, aus dem er gekommen ist. Man geniesst diesen Roman im ersten Lesesturm wie einen erfrischenden Hauch aus der Zeit unseres Gebirges, in der es noch in unverf?lschter Urspr?nglichkeit zum Menschen redete. Erst beim zweiten und dritten Durchlesen wird man sich der feinen Kunst bewusst, mit der der Dichter diese Wirkung erzielt. Wie der Tau eines Fr?hlingsmorgens liegt Reinheit und Keuschheit ?ber dem Ganzen. Die Frauenliebe tritt gegen die Mutterliebe zur?ck, und wo sie einmal im Vordergrund steht, da spart der Dichter die sinnlichen Ausmalungen. Dagegen ist der gebirgischen Derbheit reichlich Raum gegeben, namentlich in der wohlgelungenen Zeichnung des Amtsfrons Wohllebe und der Genossen St?lpners, der Wildsch?tzen Dotzinger und Hertzog. Ich stehe nicht an, Findeisens St?lpner-Roman als die echteste und volkst?mlichste Sch?pfung zu bezeichnen, die die Dichtung des Erzgebirges bis jetzt hervorgebracht hat. Damit ist nun auch der Platz besetzt, den wir mit Bedauern so lange leer gesehen haben. Findeisen hat, wie schon fr?her in seiner Lyrik und seiner Ballade, so nunmehr auch im Roman die Bedeutung erlangt, dass wir in ihm einen der f?hrenden Dichter des obers?chsischen Stammes erkennen d?rfen. M?ge es dem Dichter, dessen wir uns als eines teuern Kleinods erfreuen wollen, verg?nnt sein, von Stufe zu Stufe in seiner naturgem?ssen Entwicklung fortzuschreiten und das Ehrenkr?nzlein obers?chsischer Dichtung mit neuen, immer sch?neren Bl?ten zu schm?cken. Auf der Schwelle des Erzgebirges So oft ich, gequ?lt durch den L?rm von f?nf ?usserst betriebsreichen Strassenbahnlinien und das melodische Gewimmer eines Luftschaukelleierkastens, gegen das ich seit Jahren einen ebenso z?hen wie erfolglosen Kampf f?hre, mich mit dem Gedanken trage, meinen Striesener Wigwam zu verlassen und mich auf die mit meiner Arbeitsst?tte durch die billige Reichsbahn verbundene Lausitzer Hochfl?che zur?ckzuziehen, brauche ich nur einen Blick zum Fenster hinauszutun, um mich in meinem Entschluss wieder wankend werden zu lassen. Denn bis zu den Gipfeln des ?stlichen Erzgebirges, zum Geising und Sattelberg, wandert der Blick selbst vom Schreibtisch aus, und auch bei neunzehnhundertzweiundzwanziger Wetter sind wenigstens seine Vorh?hen gut zu ?berschauen. Und dieser Blick wiegt schon eine ordentliche Portion Strassen- und Karussell?rm auf. Die letzten Cunnersdorfer Sch?chte begrenzen den Horizont im Westen; dann folgt die Goldene H?he, und zwischen ihr und dem Plateau der Babisnauer Pappel guckt der Walfischr?cken der Quohrener Kipse durch, was besonders sch?n in die Erscheinung tritt, wenn der hintere H?henzug im Schimmer frischgefallenen Schnees gl?nzt, w?hrend den vorderen niederen schon der gr?ne Schein lenzesfroher Saaten schm?ckt. Beherrscht aber wird das ganze Bild von dem einzigen wirklichen Gipfel dieser H?henz?ge, dem nahezu f?nfhundert Meter hohen Wilisch. Im Osten schliesst die flache Kuppe des Finkenfangs das besonders im Morgen- und Abendlicht ganz wundersame Bild ab. Da sich ausserdem mit dem ?berblickten Gebiet Erinnerungen an meine ersten Wandertaten verkn?pfen, ist es kein Wunder, dass ich mit ihm noch vertrauter bin als mit manchem anderen Dresdner Ausflugsgebiet, und mir die redlichste M?he gebe, ihm immer neue Verehrer zu gewinnen. >>Warum sucht ich den Weg so sehnsuchtsvoll, wenn ich ihn nicht den Br?dern zeigen soll?<< --Parece que entra un temporal en mi casa--dijo el anciano coloc?ndose en su nicho--. ?Y qu? tal? ?Ha encontrado usted en la escalera a Zumalac?rregui y al se?or conde? Buen militar y buen diplom?tico, j?, j?... --Zumalac?rregui es una buena adquisici?n--respondi? Salvador--. Tiene valor y talento. In reichlich zwei Stunden gelangt man vom Wilisch ?ber Kreischa, Kautzsch, B?renklause, Gaustritz, Goppeln nach Dresden. Wenn man die Babisnauer Pappel , vor der ein neues Aussichtsger?st steht, noch mitnimmt und ?ber Golberode mit seinen sch?nen G?tern nach Goppeln wandert, dauerts eine halbe Stunde l?nger. Jedenfalls liegt dieses herrliche Wandergebiet so nahe vor den Toren der Stadt, dass jeder, der noch nicht von der Schwelle des Erzgebirges ins weite Land geschaut hat, es recht bald einmal tun sollte. Und wenn uns der Winter wieder eine Schneedecke beschert, wie wir sie letztes Jahr hatten, dann s?ume keiner, dem vor den letzten Markst?rzen ein freundliches Geschick noch ein paar Brettel bescherte, statt der nur mit Lebensgefahr zu erreichenden Kipsdorfer und Geisinger Gefilde die H?hen zwischen Malter und Wilisch, Kipse und Schmiedeberg aufzusuchen. Wie oft ist nicht der Blick ins gelobte Land sch?ner als das gelobte Land selbst! Fussnoten: Beck, Geol. F?hrer: Elbtallandschaft. Der Vielfrass in Sachsen ?ber die Erbeutung unsres s?chsischen Tieres berichtet zun?chst Bahn in seinem >>Amt, Schloss und St?dtgen Frauenstein<< das folgende: >>Den 2. April erschoss der F?rster zu Hennersdorff, Herr Kanngiesser, auf dem T?pffer-Wald, bei dem K?nigs-Brunnen, ein unbekanntes Raub-Thier. Als es nach Hofe geschicket wurde, so wurde es erkannt, dass es ein Vielfrass w?re, dergleichen in Moscau und Persien anzutreffen sind.<< ?ber die Einlieferung in Dresden findet sich bereits vordem in den >>Dresdnischen Merkw?rdigkeiten<< eine kurze Notiz: >>Den 4ten ~hujus~ ward ein Vielfrass, so von einem J?ger bey Frauenstein geschossen worden, eingebracht, und auf die Kunstkammer geliefert<<. Das Tier wird dann wieder in Hasches >>Umst?ndlicher Beschreibung Dresdens<< als im Kurf?rstlichen Naturalien-Cabinett stehend erw?hnt: >>Zwey Vielfrasse, einer weissr?tlich, bey Frauenstein gefangen, der andre schwarzbr?unlich aus Sibirien.<< Robert Berge, der dann sp?ter das Vorkommen erw?hnt - Wissenschaftliche Beilage Leipziger Zeitung 1899, Nr. 61, Seite 241 bis 244 und Zoologischer Garten, Band 41, 1900, Seite 129 bis 135 - und sich dabei auf die Bahnsche Angabe st?tzt, in der der Erlegung des Tieres zweimal gedacht und das eine Mal dabei seine Erbeutung infolge eines offenbaren Druckfehlers auf das Jahr 1718 verlegt worden ist , spricht dementsprechend, aber nat?rlich irrt?mlicherweise, von einem zweimaligen Vorkommen des Tieres. Ich hielt diese kurzen Darstellungen f?r notwendig, um zu vermeiden, dass aus der Klengelschen Notiz etwaige falsche Schl?sse auf den fr?heren Tierbestand Sachsens gezogen werden k?nnten. Einmal eingeb?rgerte unrichtige Vorstellungen aber sind ja dann auch immer schwer wieder zu beseitigen. Wie spuken zum Beispiel heute nicht die auf keinerlei sichere Unterlagen sich st?tzende Angaben von Heinrich Meschwitz in seiner sonst so sch?nen >>Geschichte der Dresdner Heide<< umher, der diese in der Vergangenheit unter anderen von Biber, Storch, Reiher, Kranich, Trappen usw. bev?lkert gewesen sein l?sst, also von Tieren, von denen zum mindesten f?r einen Teil das Vorkommen in der Heide v?llig ausgeschlossen ist . Der Wanderfalke in Sachsen Mit Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers Sachsens stattlichster Nachtraubvogel, der k?nigliche Uhu, wie Altmeister Naumann ihn nennt, geh?rt unserm Vaterlande seit nunmehr fast f?nfzehn Jahren als Brutvogel nicht mehr an, - er ist ein Opfer der erlittenen scharfen Nachstellungen und blindester Jagdleidenschaft geworden; der letzte in der S?chsischen Schweiz auf Postelwitzer Revier horstende Vogel unsrer Art wurde, wie Richard Heyder in seiner >>~Ornis Saxonica~<< mitteilt, 1910 von einem Bergsteiger mit dem Revolver totgeknallt!! Die S?chsische Schweiz und das Zittauer Gebirge gew?hrten dem Vogel die letzten Wohn- und Horstpl?tze im Sachsenlande; im Zittauer Gebirge war er nachweisbarer Brutvogel etwa bis um das Jahr 1906 und in der S?chsischen Schweiz nur ereilte ihn, wie wir schon geh?rt haben, das Schicksal etwas sp?ter. Sein Verschwinden ging, nachdem er einmal sp?rlich geworden war, allerdings ziemlich rasch vor sich; um 1892 etwa horstete er auf Rosenthaler Revier linksseitig der Elbe das letzte Mal, um 1904 verschwand er rechtsseitig auf Mittelndorfer und 1906 auf Hohnsteiner Revier, bis dann wenige Jahre sp?ter der letzte br?tende Uhu in der obengeschilderten Weise auf Postelwitzer Revier endete. Die gr?sste Gefahr f?r unsern Vogel in der S?chsischen Schweiz besteht - auch die Mitteilungen der befragten Revierverwaltungen deuten dies an - im Klettersport; die Bergsteiger ersteigen im Fr?hjahr die Horstpl?tze der >>Geier<<, wie sie mir gegen?ber den Wanderfalken wiederholt bezeichneten, und nehmen die Horste aus. Ich weiss von einem solchen, an dem dies in den Jahren vor und w?hrend des Krieges regelm?ssig geschah und ebenso ist mir von andern Horsten berichtet worden, die noch nach dem Krieg ausger?ubert worden sind. Es m?gen nun freilich in der Mehrzahl dieser F?lle keine bewusst schlechten Absichten sein, die diese Horstpl?nderer leiten, sondern nur die Unkenntnis der Verh?ltnisse sie zu ihrem Tun veranlassen; sie kennen den hohen ?sthetischen Wert des Vogels nicht und wissen nicht, dass sie uns durch ihre Handlungen eines unsrer sch?nsten Naturdenkm?ler berauben, sondern sind vielmehr noch ?berzeugt, ein gutes, des >>Schadens<< des Vogels wegen zu billigendes Werk geleistet zu haben . Nur, wer den Wanderfalken kennt, wer ihn schon draussen in seinem Reiche hat beobachten d?rfen, wird ermessen k?nnen, welches hervorragende Naturdenkmal wir in ihm besitzen. Unvergessen z. B. steht mir eine Begegnung mit dem Vogel an einem Sp?therbsttage jenes tr?ben Jahres in der Erinnerung, in dem die deutsche Ehre dahinsank und wir unsers Reiches Gr?sse begraben mussten. Ich war an den Frohburg-Eschefelder Teichen gewesen und wanderte dem waldgelegenen, stillen Vaterhause zu. Aufgeblockt auf einer einsam im weiten, freien Felde stehenden Kiefer, die als schwarze Silhouette vor einem tr?broten Herbsthimmel mit sturmgejagten, regendunklen Wolken stand, sass einer unsrer wundervollen, k?hnen R?uber der L?fte - ein Bild, so sch?n und die Sinne gefangennehmend, dass hinter ihm, f?r kurze Zeit wenigstens, das ganze Elend einer toll gewordenen Zeit verschwand. Und unverwischbar in der Erinnerung haben sich dann auch wieder Beobachtungen des Wanderfalken eingegraben, die ich im Fr?hjahr 1921 auf dem Pfaffenstein, einem seiner Horstpl?tze in der S?chsischen Schweiz, machen konnte. Mit einem warmherzigen, naturfrohen lieben Freund aus Sachsens unruhevollster Fabrikstadt hatte ich mich dort getroffen, und fast drei Tage lang konnten wir uns dann an dem fesselnden Leben und Treiben der eben fl?gge gewordenen jungen Wanderfalken erfreuen. Auf den Felskegeln und Felsleisten des Steines hockten sie, rufend und von Zeit zu Zeit die Schwingen in kurzen, aber wunderbaren Flug?bungen und Flugschwenkungen erprobend. Tauchte dann in der Ferne beutebeladen einer der Alten auf, so st?rmten die Jungen ihm entgegen, bettelnd und dann im Flug die von dem Elternvogel fallengelassene Beute erhaschend. Einmal sah ich dabei ein Bild, wie es sonst wohl nur wenige zu sehen bekommen. Der alte Vogel hatte die Beute fallengelassen, der an seiner Seite fliegende junge sie aber nicht aufgefangen. Senkrecht sich fallenlassend, st?rzte ihr da der alte Vogel nach, und, sich ?berschlagend, dass er dabei auf dem R?cken zu liegen kam, fing er sie auf, liess sie - in normale Fluglage zur?ckgekehrt - von neuem fallen, folgte ihr wiederum im Sturzfluge, um sie wie in der eben geschilderten Weise auf dem R?cken liegend wieder zu erhaschen, und wiederholte dieses, wie eine direkte Schauleistung wirkende flugk?nstlerische Spiel f?nf- oder sechsmal, so dass der Vogel geradezu wie ein in der Luft rasend umherwirbelndes Rad anmutete. Sollen wir nun tatenlos zusehen, wie dieser sch?ne Vogel, dem wir unter den s?chsischen Raubv?geln keinen zweiten an die Seite stellen k?nnen, rettungslos seinem Untergang zueilt, auf das wir in wenigen Jahren vielleicht schon auf ihn das >>Es war einmal<< des M?rchens anwenden k?nnen? Nein! Der Schreiber dieses nimmt gegenw?rtig im Auftrage des Vereins s?chsischer Ornithologen und mit Unterst?tzung des Landesvereins S?chsischer Heimatschutz eine Bestandsaufnahme des Wanderfalken in der S?chsischen Schweiz vor, die dann die Unterlagen f?r den bereits eingeleiteten, umfassenden und hoffentlich von einem dauernden Erfolg begleiteten Schutz unsres >>~Falco peregrinus~<< bilden sollen. Add to tbrJar First Page Next Page |
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