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Munafa ebook

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Read Ebook: Rupertsweiler Leut by Straub Harriet

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Ebook has 64 lines and 13785 words, and 2 pages

MAKERS OF MADNESS

THE MACMILLAN COMPANY

NEW YORK . BOSTON . CHICAGO . DALLAS ATLANTA . SAN FRANCISCO

MACMILLAN & CO., LIMITED LONDON . BOMBAY . CALCUTTA MELBOURNE

THE MACMILLAN CO. OF CANADA, LTD. TORONTO

MAKERS OF MADNESS

A PLAY IN ONE ACT AND THREE SCENES

BY HERMANN HAGEDORN

New York THE MACMILLAN COMPANY 1914

BY HERMANN HAGEDORN

Set up and electrotyped. Published November, 1914.

This play has been copyrighted and published simultaneously in the United States and Great Britain. All acting rights, both professional and amateur, are reserved in the United States, Great Britain, and countries of the Copyright Union, by Hermann Hagedorn. Performances forbidden and right of representation reserved. Application for the right of performing this piece must be made to The Macmillan Company. Any piracy or infringement will be prosecuted in accordance with the penalties provided by the United States Statutes:

"Sec. 4966. Any person publicly performing or representing any dramatic or musical composition, for which copyright has been obtained, without the consent of the proprietor of the said dramatic or musical composition, or his heirs or assigns, shall be liable for damages therefor, such damages in all cases to be assessed at such sum, not less than one hundred dollars for the first and fifty dollars for every subsequent performance, as to the Court shall appear to be just. If the unlawful performance and representation be willful and for profit, such person or persons shall be guilty of a misdemeanor, and upon conviction be imprisoned for a period not exceeding one year." U.S. Revised Statutes, Title 60, Chap. 3.

Transcriber's Note: Where obvious, I added missing punctuation, and changed the typo "psycholology" to "psychology".

TO ADOLF GUNTHER HAGEDORN

NIGHT! And a black and barren sky With a wet wind in from the coast. And only the kites to make reply To heaving body and pleading cry-- Here where the lost battalions lie, I walked last night with a ghost.

His face was gray, his hands were red, And a ghostly mare he rode, That wearily stepped, with drooping head, Over the shadowy lines of dead, And rolled her eyes, and shook with dread Under her foam-white load.

The ghost turned not to left or right. But mutely he beckoned me, And moved like a pillar of livid light Through the humid dark of the foggy night, With eyes deep-sunken and greenly bright As phosphor on the sea.

He led me where in ghostly files The dead slept with their toys. Miles, miles, and never-ending miles, Along the valley's mournful aisles, The voiceless, vague, misshapen piles Of men and golden boys!

A waning moon broke, sickly pale, Through the muddy fog's disguising; And over the breadth of the ghastly vale The battle-wake like a steamer's trail, And a heaving as of waves in a gale, Rising and falling and rising!

And out of the air, and up from the plain, The ancient battle-story!-- Of stricken love and laughter slain, And hearts beneath the hoofs of pain-- But not a breath of human gain, And not a word of glory.

MAKERS OF MADNESS

CHARACTERS

THE KING THE PRIME MINISTER THE MINISTER OF WAR THE CHIEF OF STAFF A SECRETARY OFFICERS

MAKERS OF MADNESS

SCENE I

MINISTER OF WAR

sechsundvierzig Jahre alt war, wurden ziemlich gemieden von den Nachbarn. Nur der geistliche Herr besuchte sie ?fters auf ihrer H?he, weil sie halt gar so fromm waren und f?r die Kirche immer einen offenen Beutel hatten. Aber gerade das, dass man wissen wollte, der zuletzt ?berlebende solle den Hof der Kirche hinterlassen, das machte erst recht b?s Blut unter den Bauern. ,,E paar hundert M?rkli f?r Seelemesse, sell scho, wenn mer's mache ka, aber e Hof braucht d' Kirche nit," meinte wieder die Dorfweisheit. Und schadenfroh sah man jetzt zu, wie die Euphrosyne gar so viel betete, seit die junge frische Magd auf dem Hof war; nur damit konnte ihr bek?mmertes Wesen erkl?rt werden, dar?ber waren die schlauen Frauen vom Dorf nur einer Meinung. Und sie hatten recht mit ihrer Vermutung. Dem Gottlieb war pl?tzlich eingefallen, dass er eigentlich noch jung genug sei zum Heiraten. Der Hof war in den langen Jahren der sparsamen Geschwisterwirtschaft besser geworden, manch St?cklein Acker war dazugekommen; er h?tte jetzt die Geschwister schon auszahlen k?nnen, ohne sich selber zu ruinieren. Und die Resi ,,isch halt gar e schaffigs und luschtigs Maidli," meinte er, ,,das w?r doch ein ander Leben, als mit der fromme Schwester." ,,'s druckt mer schier 's Herz ab," sagte die Euphrosyne zu ihrer alten vertrauten Magd, die noch von Elternzeiten her auf dem Hof war, ,,wenn i denk, dass i g'schafft un g'rackert habe soll f?r des herg'laufe Mensch. Un jetz uf mei alti T?g no unter fremdi L?t soll, un die setzt sich grad nei in Fetthafe. Un wo ni do gschafft hab f?r unser Herrgott, dass mer doch au e F?rbitt h?t, wenn's ans Schterbe geht, un jetz soll die's ha f?r ihre Bube, die sie, wer weiss woher, dem alte Narr, dem Gottlieb, ufschw?tze wird, des Mensch, des schlecht. Gott verzeih mer d'S?nd, wenn i er 're Unrecht tue, i h?t's gern fortg'jagt, scho lang, aber no w?r der Unfriede erscht recht do, un der Gottlieb t?t se mer grad z'leid nit goh lo un vom Fleck weg h?rote. Alli Wallfahrte han i jetz mitg'macht i dem Johr, im heilige Joseph han i's ans Herz g'legt, dass er doch au d'Keuschheit vom Gottlieb h?te soll, un der Muttergottes uf em Lindeberg han i e Kerze g'opfert. Du weisch's jo, fascht 's ganz' Wachs vom obere Bienestock han i derzu herg?, sie soll mer do e Licht ufstecke, wie ni des Maidli us em Hus bring, eso, dass d'Bube selber dermit iverschtande sin. Was meinsch, ob villicht mei Traum h?t Nacht m'r vu der Mutter Gottes g'schickt isch: i han tr?umt, der Pfarrer h?t 's Resi mit em Weihwasserwedel zum Hus naustriebe, un der Gottlieb h?t er 're no d'Sau hintenoch g'hetzet. I mein alls, i will emol mit em Pfarrer rede ?ber d'Sach; i han mer nie recht traut, weisch, in so Sache; unser Pfarrer in Ehre, aber da haltet d'Mannsl?t doch alli z'samme. Aber wenn mer d'Mutter Gottes hilft, wird er doch am End isehe, wenn i em recht sch?n klar mach, was f?r e G'fahr droht -- unser Hof isch doch jetz uf siebzigtusend Mark g'sch?tzt -- un der Unfriede im Haus, wo mer doch so gut z'samme g'lebt h?n. Grad verhext muss sie en ha, Gott verzeih mer, wenn i er 're Unrecht tue."

Und so setzte sie beim n?chsten Besuch des Pfarrers ihr bestes Kirschenwasser und Str?uble von zw?lf Eiern gemacht und ihren sch?nsten Schinken ihm vor, und als er behaglich im Herrgottswinkel installiert war, brachte sie ihr Anliegen an. ,,I mein alls, Herr Pfarrer," schloss sie ihre lange Rede, ,,Sie k?nnte's im Gottlieb in der n?chste Bicht sage, dass des nit recht isch, im e christliche Hus so e schlechts Bispiel z'g?. Un 's Maidli duret mi, wenn er's so in Unehre bringt. Er soll sie in Gottesname h?rote -- d'Kirche verliert jo e sch?ns Scht?ckli Geld, aber die gute Sitte isch jo doch meh wert." Der Pfarrer unterbrach sie nun doch erstaunt: ,,Ja, Euphrosyne, was sagt Ihr da, das Maidli ist doch brav. Ihr wollt doch nit sagen, dass da schon ein unehrbares Verh?ltnis im Gang ist?" Die Euphrosyne nahm erstmals einen t?chtigen Schluck Kirschenwasser ehe sie antwortete. Es war doch nicht so leicht, dem geistlichen Herrn so geradezu ins Gesicht zu l?gen, aber der gute Zweck, und sie hatte ihren Plan, und den hatte sie der Mutter Gottes vorgelegt, und die hatte ihr im Traum ganz deutlich gesagt: ,,Mach das nur so, Euphrosyne, du tust ein gut Werk, und Gottes Wege sind dunkel. Du musst das so anpacken, dass die nit merken, dass der liebe Gott sich deiner als Werkzeug bedient. Von wegen deiner Bescheidenheit, dass die nicht Not leidet." So antwortete sie denn: ,,Ja, Herr Pfarrer, Sie fraget au gar e so g'nau, f?r mich als ehrsame Jungfrau isch des halt e schenierlichi Sach, aber wie ni g'sagt hab, halte Sie's im Gottlieb nur vor in der Bicht, dass des Maidli durch ihn in Unehre komme isch -- Gott verzeih mer, wenn i e Unrecht tue -- aber saget Sie's em nur scharf, Sie w?sste's aus sicherer Quelle, jo des isch e so." Der Pfarrer versprach nach ihrem Wunsch zu handeln und lobte sie ob ihres tugendlichen Verzichtes. ,,Jo, Herr Pfarrer, 's isch scho schwer, unter fremdi L?t z'm?sse, aber alles muess recht si, in Unehre soll 's Maidli nit komme."

Am n?chsten Samstag kam der Gottlieb mit hochrotem Kopf aus dem Beichtstuhl, und ohne seine auferlegte Busse abzubeten, eilte er aus der Kirche dem Plattenhof zu. Die Euphrosyne fing ihn unter der T?r ab. ,,Bisch scho wieder do vu der Bicht?" ,,Jo, los, i m?cht di grad was froge; was isch mit em Resi?" fragte Gottlieb dagegen. Euphrosyne nestelte an ihrer Sch?rze und schlug sch?mig die Augen nieder: ,,I mein alls, sell m?sst i eigentlich di froge." ,,Bigelt," wetterte Gottlieb, ,,fangsch au mit dene Verr?cktheite a, der Pfarrer h?t mer scho der Kopf heiss g'macht. 's Maidli muss big?scht Dreck am Stecke ha, der Pfarrer muss es do wisse, er h?t gsait, er w?sst es aus sicherer Quelle, dass des Maidli durch mich in Unehre komme w?r. Nit mit em kleine Finger han i sie agr?hrt. H?rote han i's wolle, jo gell, do schausch, i ha der no nix dervo gsait, vor i im klare bin mit dem Maidli, han i niemed nix sage wolle. Aber des h?t scho ? andere Gspusi, scheint mer. Was weisch du vun derene Sach?" ,,Jo weisch, wenn de mi so grad uf de Kopf frogscht, i h?t mer suscht lieber d'Zung abbisse, aber d'Wohrheit muess mer alliweil sage, 's Maidli isch mer komisch vorkomme i de letzte Woche. I ha mer halt denkt, du hesch am End Absichte. Un i muess der grad sage, i hab viel bettet f?r di, weil du vor der Hochzit scho ..." Sie machte eine versch?mte Pause. ,,I hab halt alls g'meint, du w?rsch es, wenn i in der Kammere vum Maidli rumore g'h?rt hab. Aber sell soll mer nit, uf e blosse Verdacht hi, des Maidli verschimpfiere, 's h?t jo au d'Katz si k?nne ... 's Maidli isch b'sunders in de letzte Woche, aber nei, nur nit vu andere B?ses denke, 's Maidli isch am End doch brav, h?rot sie nur." ,,Jo weggerli," fiel der Gottlieb ein, ,,sell passt mer nimmi, woher denn soll der Pfarrer wisse, dass i sie in Unehre bracht hab, jo des h?t 'r mer gsait, sie muss em doch bichtet ha?" ,,Jo, wenn der Pfarrer sait, dass sie in Unehre isch, du bisch's gwiss nit gsi?" ,,Nei, bigelt." ,,I glaub der jo, du h?sch nie nit g'loge, aber wenn's der Pfarrer doch sait, mer h?n doch niemed suscht uf em Hof. Der Mathes, unser Knecht, der macht keine so Spr?ng meh mit sine f?nfundsechzig Johr ... Isch's am End der Karl gsi?" setzte sie tastend hinzu. Gottlieb fuhr aus seinem Br?ten auf und starrte die Schwester an. ,,Der Karli?" ,,Hei jo, ebber muss 's doch si, wenn's der Pfarrer sait," best?tigte Euphrosyne, ,,wenn der Karli 's Maidli h?rote will, musch em uszahle. Aber mer wennt nit Rede halte, vor mer's g'wiss wisse; unn?tze Rede m?sse mer verantworte am j?ngste G'richt. Weisch Gottlieb, der Pfarrer soll der Karli ushorche, un i will uf 's Maidli ufpasse, wenn du's h?rote willsch, isch des mei Pflicht, denn d'zuk?nftig B?eri uf em Plattehof muss e ehrsame Jungfrau si; aber lass der nix amerke, mer wennt erscht h?re, was der Pfarrer zum Karli sait." Der Gottlieb war damit einverstanden, aber es rumorte in ihm, und nachts schlich er ums Haus herum und horchte an der Kammer, und er vernahm ein leises Murmeln drin und manchmal ein Seufzen, und mit geballten F?usten schlich er zur?ck in seine Kammer. Und die Euphrosyne ging am andern Tag beichten und klagte sich an, unbedacht ihren lieben Bruder Gottlieb verleumdet zu haben: ,,Der isch's gwiss nit, 's muss der Karli sei, h?t 'r g'meint, aber i will kei ?bli Nachred mehr halte, Gott verzeih mer d' S?nd. I leg d'Sach in Gotts Hand, der wird's scho recht mache; gelle Sie, Herr Pfarrer, Gotts Wille g'schicht, was mir armi s?ndigi Mensche au plane."

Der Pfarrer hatte es recht eilig, den Plattenhof zu besuchen. Der sch?ne Hof lag ihm doch recht sehr am Herzen, und dass der Karli auf seine alten Tage noch solche Streiche machen sollte, wollte ihm gar nicht in den Kopf. Es gab eine heftige Auseinandersetzung, und die Euphrosyne, die hinter der T?r horchte, rieb sich vergn?gt die H?nde. Der Karli trumpfte ordentlich auf, und der Pfarrer ?rgerte sich ?ber den verstockten S?nder und sprach von ?rgernis f?r das ganze Dorf und von dem Kummer der braven tugendsamen Jungfrau Euphrosyne, die immer zum Guten rede, gar erbaulich. Der Karli verstummte schliesslich verstockt, und Euphrosyne fand es nun an der Zeit, mit unbefangener Miene in die Stube zu kommen, um die beiden mit guter Manier auseinander zu bringen. Ihr Samen w?rde jetzt schon aufgehen, mehr Eifer von Seiten des Pfarrers konnte ihr nur schaden. Und sie ?bersch?ttete den Pfarrer mit einem Redeschwall und komplimentierte ihn zur T?r hinaus, nicht ohne eine ansehnliche Geldgabe f?r heilige Messen: ,,Sie wisset scho, f?rs b'sondere Aliege, dass alles guet usgoht."

Und ein paar N?chte darauf sah der Gottlieb im Dunkeln den Karli um die Kammert?r der Resi herumschleichen, aber der Karli sah auch den Gottlieb, und er blieb lauernd stehen, um zu sehn, ob der wohl hineinginge. Und wie sie so lautlos im Dunkeln warteten, h?rten sie ganz deutlich hinter der Kammert?r ein leises Kichern, dann eine unterdr?ckte tiefe Stimme und ein hastiges Tappen und Huschen, und unwillk?rlich machten beide einen Schritt nach der Kammer zu und blieben dann verlegen voreinander stehn. ,,O des Mensch, des schlecht," sagte Gottlieb. Karli nickte bed?chtig: ,,Also bischt du's nit gsi!" ,,Jo, wo denksch au hi," meinte leis der Gottlieb, ,,i werd mi do nit uf mini alti D?g so zum Narre halte lo von so me junge Mensch ... Aber us em Hus muss se mer, morge no," setzte er in erneutem ?rger hinzu. ,,Jo, 's wird 's G'schitescht si," meinte der Karli, ,,weisch, mer sind in de M?ler vom ganze Dorf, mir h?nd si's gsait geschtern," und er lachte leise in sich hinein, ,,der Pfarrer h?t g'meint, i h?t se uf schlechte Weg brocht." ,,Us em Hus muess se mer," wiederholte der Gottlieb, ,,d'Euphrosyne soll se morge in der Frueh fortschicke, i will's gar nimmi sehe, des schlecht Maidli des; in unserm christliche Hus so e Lotterlebe z'f?hre." Brummend zogen sich die Br?der jeder in seine Kammer zur?ck.

Und drin in der Kammer der Resi streckte sich die Euphrosyne recht behaglich unter das dicke Federbett. Sie hatte sich ohne Wissen der Br?der f?r ein paar N?chte bei der Resi einquartiert. ,,Weisch, i han au so ?ngstliche Tr?um in der letzte Zit, un do m?cht mer doch gern e lebigi Seel um si habe," hatte sie der Resi als Vorwand gesagt. Sie hatte das Knarren der Diele und das Fl?stern der Br?der geh?rt und ihre Schl?sse draus gezogen. Sie wusste, dass sie jetzt auf dem Hof bleiben konnte bis zu ihrem Sterbest?ndlein, und ein guter Platz im Himmel war ihr auch sicher, wo doch der liebe Gott den sch?nen Hof bekam. Eine grosse Kerze gelobte sie noch der lieben Mutter Gottes, die ihren Plan, ohne Unfrieden das fremde M?del fortzukriegen, hatte gelingen lassen. Und der Resi sollte auch nichts passieren. Sie hatte sich das schon zurecht gelegt. Am Morgen wollte sie sich mit ihr aufs Bernerw?geli setzen und zur Bas ?ber den Berg fahren; die suchte eine Hilfe, bei ihrer Gicht konnte sie so schon lang 's Vieh nicht mehr ordentlich besorgen. Dass die Resi gleich dort blieb, das wollte sie schon einrichten. Dann schlief die ehr- und tugendsame Jungfrau Euphrosyne befriedigt ein, und so gut und traumlos hatte sie schon seit Monaten nicht mehr geschlafen wie diese Nacht. Das ruhige Gewissen und das gute Einvernehmen mit dem lieben Gott und seinen Dienern auf Erden verlor sie nicht bis sie achtundsiebzigj?hrig als letzte der drei Geschwister selig verstarb.

Und der Pfarrer hielt ihr eine so erbauliche Grabrede, dass das ganze Dorf Rupertsweiler einsehen musste, wie sehr es im Unrecht gewesen war mit seiner Abneigung und wie wohl verdient die Inschrift auf dem Grabstein war:

Hier ruht bei ihrem Heiland die ehr- und tugendsame Jungfrau Euphrosyne Platner.

Sie lebte ohne Lug und Fehl, Und gut geht's ihrer armen Seel; Auch weil sie all ihr Gut und Hab Dem lieben Gott zu eigen gab. Sonst wollt' sie nur den Grabstein haben. Gott m?ge ihre Seele laben.

Amen.

Fussnote:

Im Schwarzwald ?bernimmt der J?ngste den Hof.

Das Gespenst

Beim Walzenbauer geisterte es; die Knechte und M?gde des Hofes fl?sterten es sich untereinander zu und erz?hlten es, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, bald da bald dort einem Knecht oder einer Dirn vom Nachbarhof. Der Bauer und die B?uerin wussten es auch, das hatten die ,,V?lker" schon gemerkt; aber es war nicht gut Kirschenessen mit dem Walzenbauer, und so h?teten sich die Leute wohl, laut dar?ber zu sprechen. Und gar so fromm war der Bauer und die B?uerin, und der Pfarrer kam jedes Jahr in der Dreik?nigswoche und segnete Haus und Stall und Hof und zeichnete die drei Buchstaben ~C~ + ~M~ + ~B~ + ?ber Haus- und Stallt?r. Und im Herrgottswinkel steckten hinter dem Kruzifix die geweihten Palmbuschen vom Palmsonntag, und in der Schlafstube stand riesengross die Statue vom heiligen Joseph, dem Namenspatron des Walzenbauern. Und doch -- gerade in der Schlafstube hatte das Gespenst zuerst sich gezeigt, wie die M?gde sich zu erz?hlen wussten, und von der Schlafstube aus kam's immer, wenn sich's bald da bald dort im Haus verzeigte. Der Bauer war sichtlich gedr?ckt von dieser Gespenstergeschichte; sein Hof war immer ein Musterhof gewesen, und wie's seine Grosseltern auf dem Hof gehalten hatten, so ward's jetzt gehalten, und seine Grosseltern und seine Eltern waren brave, fromme Leute gewesen und hatten sich nichts zuschulden kommen lassen in ihrem Leben; die brauchten nicht als friedlose Seel' jetzt in ihrem Hof herumzugeistern, und wenn's eine fremde Seel' war, die hatt' erst recht nichts auf dem ehrbaren Hof zu suchen. Und der liebe Gott meinte es nach des Bauern geheimster Herzensmeinung ?berhaupt nicht gut mit ihm, der doch rechtschaffen lebte und niemand ein Unrecht tat.

Seine Frau hatte ihm statt des Stammhalters, der mal den sch?nen Besitz h?tte ?bernehmen k?nnen, eine einzige Tochter geboren.

Wie oft hatte er's dem Pfarrer vorgeklagt: ,,No ja, klage kunt i nit, recht w?r sie, die Resi, schaffig un immer lustig un zum Anschauen w?r sie au nit ?bel, i w?sst im Dorf kei sch?neres un kei braveres Maidle z'nenne, wenn i eini h?tt' nennen sollen, als 's Resi, des m?ssener selber sage, Herr Pfarrer, dass d?s so isch. Aber a Stammhalter isch's halt doch nit, un des war nit recht vom liebe Gott, Gott verzeih mer d' S?nd. Un gar jetzt, wo des Resi en riche Buresohn hirate sollt, jetzt hat sie sich der Waltertoni in de Kopf g'setzt, der Grossknecht, he jo, alles was recht isch, schaffig isch er un a brave Bua. Aber gleich g'h?rt zu gleich, Herr Pfarrer, un der Waltertoni isch a H?uslerbua, un des passt mer nit f?r's Walzebauereresi." Oft schon hatte der Pfarrer gut zugeredet, der h?tte dem Resi und dem Toni gern geholfen, aber der Bauer blieb hartn?ckig bei seinem ,,Gleich g'h?rt zu gleich". -- Und als die Resi immer hartn?ckiger auf ihrem Willen bestand, da hatte der Walzenbauer zwar nicht den Grossknecht fortgeschickt, der war nicht so bald zu ersetzen, denn er schaffte f?r drei jetzt in der Erntezeit; aber 's Resi hatte er hergenommen und es mit allen Strafen des Himmels und der Erde bedroht, wenn er sie noch einmal ein Wort mit dem Toni sprechen sehen w?rde.

Und 's Resi durfte nimmer mit der Grossmagd zusammen schlafen in den M?dlekammern, das kleine K?mmerle hinter der ehelichen Schlafstube wurde der Resi einger?umt, mit dem einzigen Ausgang durch die Schlafstube der Eltern, und das Fenster nagelte der Bauer eigenh?ndig zu, nicht das kleinste Schieberchen liess er offen. Ein paar Tag lang lief 's Resi mit verschwollenen Augen herum, aber dann warf's wieder den Kopf in die H?h wie in guten Tagen und sang im Haus herum, so lustig wie immer. Und gerad da, wie im Hof scheinbar aller Unfriede wieder aufgeh?rt hatte und der Bauer stillvergn?gt sich die H?nde rieb und zu seiner Frau sagte: ,,Siehsch Annelies, mer muss dem Maidle nur zurede, no l?sst's die Narreposse scho si", gerade in den Tagen fing die Gespenstergeschichte an. Und die B?uerin hatte bald Grund ?ber ihr Resi den Kopf zu sch?tteln, ihr schien immer mehr, als w?r's mit der Heiterkeit der Resi nit gar weit her. Als der Bauer wieder einmal sein diplomatisches Talent gar sehr r?hmte, meinte sie: ,,I weiss it, au gar so schreckhaft isch des Maidli, heut h?n i mit em de Rosekranz bettet un beim letzschte G'setzli han i noch a Bittgebet ag'h?ngt, dass uns au der heilig Joseph beh?te un bewahre soll vor dem G'schpensterwese, do hatt's z'h?le ag'fange, so dass es gar nit h?t mit bette k?nne, grad der Bock h?t's g'stosse. Mir g'fallt 's Maidle nit," schloss die B?uerin bed?chtig. Aber der Bauer wollte nichts davon wissen; ,,warum soll's nit h?le," meinte er brummig, ,,'s isch au grad a Schand f?r unsere Hof, 's h?t ganz recht, des Maidle, wenn's braiget, un bigoscht, i hann's au satt, un wenn der heilig Joseph uns nit besser b'sch?tze ka, Gott verzeih mer d'S?nd, no kann er mer g'schtohle werre," setzte er in vollem Zorn hinzu. Die B?uerin bekreuzigte sich voller Entsetzen. ,,Jesus, Maria und Joseph, Gott verzeih der d'S?nd. Dei heiliger Namenspatron! Bauer, so b'sinn di doch au!"

Aber der Bauer blieb verstockt und sein Entschluss, im Zorn gefasst, sollte nun durchgef?hrt werden, die Geisterei duldete er nicht mehr auf seinem ehrbaren Hof. Am n?chsten Samstag war Sichelhenke, dann war Zeit, er w?rde den Pfarrer bitten, am darauffolgenden Montag das Haus auszuweihen und dem Spuk durch den Segen der Kirche ein Ende zu machen. Und Samstag in aller Fr?h fuhr er in seinem Bennew?gele nach der nahen Stadt, und das riesengrosse Paket, das er auf dem Sitz neben sich mit zur?ckbrachte, das liess er, ohne auf die Neugier seiner Frau zu achten, unausgepackt ins Schlafzimmer tragen. Der Pfarrer mochte dem angesehenen Bauern seine Bitte, das Haus neu auszuweihen und den Geisterspuk zu vertreiben, nicht abschlagen. Am Sonntag fr?h ging der Bauer und seine Frau zur Beicht und Kommunion. Einen Strich durch seine Rechnung machte das Resi dem Bauern, die konnte vor argen Halsschmerzen nicht mit zur Kirche, sie war so heiser, dass sie kein Wort hervorbringen konnte. Aber der liebe Gott w?rde schon mit dem guten Willen zufrieden sein, er und sein Haus wollten bereit sein, dass die Segnungen der Kirche am Montag auch Kraft h?tten. Am Sonntag abend nach dem gemeinsamen Abendgebet verk?ndete der Bauer seiner Frau und Tochter und dem Gesinde: ,,Morge glei nach 'em N?niesse kommener alli do in die Stube, mit ?nem subere H?s, i wer euch dann was verk?ndige. Un jetzt gut Nacht mitenander." Das Gesinde verteilte sich in die Kammern und wunderte sich, was wohl morgen ,,verk?ndigt" werden w?rde. Frau und Tochter best?rmten den Bauern um Auskunft. Der wehrte aber mit einem ruhigen ,,I gang jetzt schlofe, bh?t Gott Resi" alle Fragen ab, und Resi musste in ihr K?mmerle schl?pfen. Im Ehebett musste der Bauer seiner Frau wohl Rede stehen; denn einmal h?rte die Resi einen Ausruf der Mutter, der fast nach Schreck klang, aber mehr konnte sie, so nah sie auch ihr Ohr an die solide Holzt?r anlegte, nicht h?ren. Und der Morgen kam heran, und die Arbeit auf dem Hof wollte heute keinem recht von der Hand gehen; wo zwei zusammenstiessen, tauschten sie immer wieder ihre Meinung aus, was wohl geschehen w?rde. Aber endlich kam die neunte Stunde, das N?ni wurde schnell verschluckt, alle vertauschten den Arbeitsanzug mit dem Sonntagsgewand, und verlegen, oder, je nach Gem?tsart, mit geheucheltem Gleichmut trat Gesinde und Frau und Tochter in die Stube zum Bauern, der im Herrgottswinkel sass, auch in seinem Kirchenrock.

,,I han euch herbschtellt," fing der Bauer an, ,,weil i will, dass alli dabei sin, wenn jetzt der Herr Pfarrer kommt un unsere Hof neu ausweiht." Eine kleine Pause machte er, dann fuhr er fort: ,,I han no nit mit euch dodr?ber g'sproche, aber ihr werret's alli wisse, dass sitener a paar Woche sich Eins verzeigt, un dem will i a End mache. Mir Walzebauere sin alli ehrbare L?t gsi, solang der Hof steht, un i w?sst nit, wodermit mer so ne Heimsuchung verdient h?tte. Mir h?n alliweil der Kirche g?, was der Kirche g'h?rt, un so soll denn jetzt au d'Kirche helfe un dene Spuk vertreibe. So, un bis der Herr Pfarrer kommt," der Bauer sah nach der grossen Standuhr in der Ecke, -- ,,er muss ?neweg gli do si, so lange bette mer jetzt no d'Litanei von alle Heilige. Resi bett vor", schloss der Bauer. Aber 's Resi war nicht imstand vorzubeten. Als der Bauer sagte, dass der Geistliche zum Austreiben des Spuks kommen w?rde, war 's Resi totenbleich und halb ohnm?chtig auf die Ofenbank gesunken, und da kauerte es noch und stierte nach dem Grossknecht, als w?r's von Sinnen. Der machte einen Schritt nach dem Ofen zu, als wollte er 's Resi an sich reissen, aber er blieb dann doch stehen und winkte unmerklich mit der Hand. Der Bauer wollte auffahren, als er das M?dle sah, aber die B?uerin kam beg?tigend dazwischen: ,,I hab der ja gsait, dass des Maidle so schreckhaft isch, wenn von dem Geistersach d'Red isch, lass es nur si." Und resolut fing sie an: ,,Herr erbarme dich unser. Christus erbarme dich unser", und das Gesinde mit dem Bauer fiel ein mit den Antworten. Und dann sahen sie den Pfarrer im Chorrock zum Hoftor hereinkommen mit zwei Ministranten, der eine trug den grossen Weihwasserkessel, der andere das Rauchfass. Der Bauer stand auf mit Frau und Gesinde und ging dem Pfarrer bis unter die Haust?r entgegen. Auf seinen Wink betete die B?uerin weiter und der Pfarrer respondierte, so gingen sie, der Pfarrer voran, in die Stube zur?ck und beteten erst die lange Litanei ganz zu Ende. Beim letzten Amen trat der Bauer auf den Geistlichen zu und sagte: ,,I dank au sch?n, dass Ihr komma seid, Herr Pfarrer." Und der sagte: ,,Ich bin gern gekommen, Walzenbauer, um Euern frommen Wunsch zu erf?llen; aber bevor ich weitergehe, muss ich doch von Euch und von Euern Leuten best?tigt erhalten, was ich bis jetzt doch nur sehr ungenau geh?rt. Sonst weiss ich nicht, wie ich vorzugehen habe, mit was f?r einer Art Erscheinung wir hier zu tun haben. Wollt Ihr, Walzenbauer, also zuerst Euere Beobachtungen erz?hlen, und wer dann noch etwas bemerkt hat, der rede dann."

,,Jo, Herr Pfarrer, i kann Euch nit viel anders verz?hle, als i Euch scho gsait ha, wie i bei Euch war. 's wird jetzt so zwei Monet her si, do bin i in der Nacht am a Grumpel in der Schlofstube verwacht, i han grad kei leise Schlof, 's muss also scho a ?bernat?rlichs Grumpel gsi si, dass i dervo verwacht bin. I han mer aber nix denkt z'erscht. I han nur grufe: ,Wer isch do?' 's h?t kei Antwort g? und 's isch m?slischtill im Zimmer gsi. No han i Licht mache wolle, derweil isch aber d'B?eri ufg'wacht un h?t mi am ?rmel zupft. Wie i mi zu ere dreh, um z'froge, was sie will, zeigt sie ufs Bettend, un do stoht was Langs, Wisses, des grad uf un abi zuckt. ,Alli guti Geischter lobe Gott', murmelt d'B?eri und zieht mi mit G'walt unter d'Bettdecke. No h?re mer nur no a Krach, wie wenn mer a T?re mit aller G'walt zuschlagt. No war's schtill. Noch ere Wile h?n i mer denkt, 's w?r am End die T?re zur Maidlikammer gsi, i han also g'rufe, aber 's Resi h?t kei Antwort g?. Erscht wia ni schier ?berlaut gschraue hab, no h?t's Maidli g'rufe: ,Jo Vater, was isch?' ,H?sch du nix g'h?rt?' han i g'fragt. ,Nei, Vater, i han g'schlofe, was isch au?' fragt's. Un da han i g'wusst, dass des a ?bernat?rliche Erscheinung gsi isch, denn wenn des Maidli nix g'merkt hat vo dem Grumpel un dem T?reschlage, no isch des grad nur f?r mi so laut gsi. I han 's Resi beruhigt, un d'B?eri un i, mir han a G'setzli bettet f?r die abgschiedene Seele. Ja, un derno, Herr Pfarrer, war's a paar N?cht wieder ruhig, aber dann h?t's wieder spektakelt, un immer ?rger isch's worre, d'Bettdecke wegzoge h?t's uns, d'Leuchter vom Nachttischli runterg'worfe, kalt anblose wie aus ere Totegruft raus h?t's uns. 's war schier nimmi usz'halte, was mir in dene N?cht usghalte h?n, Herr Pfarrer. Un dann han i au no g'merkt, dass die Sach widersch goht. D' M?gd h?n's im Resi gsait, dass es in de N?cht bald da bald dort rumort, der B?eri h?t's d'Grossmagd gsait. I han dergleiche tu, 's w?r dumms G'schw?tz, i han nix davo wisse wolle, denn i han g'merkt, wie d'Leut d'K?pf z'sammeschtecke, un derno isch mer's doch z'arg worre, i will nit ha, dass unser Hof in Verruf kommt, un so han i mer denkt, der Herr Pfarrer muss her, un dere Sach muss e End g'macht werre." So schloss der Bauer. Und dann erz?hlte die Grossmagd, dass sie schl?rfende, tappende Schritte durch den Gang vor ihrer Kammert?r geh?rt h?tte. ,,Un" sagte sie, ,,i han mer denkt, 's isch eini von de M?gd, die uf urechte Weg isch; i bin ufgschtande un han d'T?re ufg'macht; kaum han i aber der Kopf in der Gang nausgschtreckt, do isch mer was Kalts, Weichs ?bers G'sicht g'fohre, un i ha nix meh g'sehe un nix meh g'h?rt, un in de andere N?cht, wenn i wieder was g'h?rt ha, han i halt f?r die arm Seel a G'setzli bettet." Und die M?gde und Knechte wollten alle ?hnliche Sachen geh?rt oder gef?hlt haben. Nur 's Resi wusste von nichts; sie war sichtlich unruhig und verst?rt, aber selbst das Zureden des Pfarrers brachte nichts aus ihr heraus. Der wandte sich denn auch ohne weiteres Z?gern an den Bauern: ,,Wenn's Euch recht ist, Walzenbauer, so wollen wir jetzt tun, was unsere heilige Kirche f?r solche F?lle vorschreibt." ,,I m?cht sch?n bitte, Herr Pfarrer," sagte der Bauer, ,,dass Sie in unserer Schlofschtube afange, do h?tt's sich's z'erscht verzeigt, do muss es au z'erscht ustriebe werre." Ohne Antwort abzuwarten ging er voran und machte die T?r zur Schlafkammer auf. Der Pfarrer folgte mit den beiden Ministranten und die ?brigen dr?ngten nach. Und die B?uerin und die Resi sahen zuerst: der heilige Joseph war von seinem Postament verschwunden, und auf einem Stuhl stand, neu, in goldschimmerndem Gewand, ein Jesuskind mit der Krone auf dem Haupt, die Weltkugel in der einen Hand, die andere segnend erhoben. Noch einmal trat der Bauer vor: ,,I t?t au bitte, Herr Pfarrer, dass Sie des Jesuskindli weihe t?te, des soll unser Schlofkammer b'sch?tze un b'h?te; der heilige Joseph, der bis jetzt do war, han i fort, wie Ihr sehe." Der Pfarrer nickte und begann nun seine Gebete aufzusagen, und and?chtig sekundierten die ?brigen. Feierlich schritt der Pfarrer von Ecke zu Ecke des Zimmers, in jede spritzte er Weihwasser aus dem grossen Kessel, den der Ministrant ihm hinhielt, legte dann noch Weihrauch auf die gl?henden Kohlen des Rauchfasses, das ihm jetzt der andere zureichte, schwang es in Kreuzesform dreimal nach den Himmelsrichtungen, und beschw?rend klangen die lateinischen Worte, mit denen er jeden b?sen Geist bannte. Zuletzt trat er vor die neue Statue und weihte sie und stellte sie auf das Postament, dann fing er die Litanei der Kindheit Jesu an, und die Anwesenden gaben ergriffen von der Weihe des Moments die Antworten. Nach den ersten Bitten schritt der Geistliche mit den Ministranten voran durch die T?r in den Gang und die ?brigen schlossen sich betend an. So gingen sie durch alle G?nge und Kammern des Hauses, und vor jeder T?r machte der Pfarrer das heilige Kreuzzeichen und besprengte in Kreuzform Schwelle und T?r mit Weihwasser und r?ucherte mit Weihrauch. Als jedes Winkelchen des weitl?ufigen Hofes geweiht war, entliess der Bauer das Gesinde wieder zur Arbeit, und mit Weib und Tochter setzte er sich zum Pfarrer in den Herrgottswinkel, und die Grossmagd trug Speck und Kirschenwasser auf und schnell gebackene Str?uble.

Dem Pfarrer war das verst?rte Wesen der Resi schon aufgefallen w?hrend des Umgangs; jetzt sass sie gar da, wie ein H?uflein Ungl?ck. Irgend etwas war da nicht in Ordnung, und da w?re er gar gerne dahintergekommen, ein bissel neugierig war er schon. Nachdem sie lang genug ?bers Wetter und die Kornpreise geredet hatten, stand der Pfarrer auf, und bevor er sich verabschiedete, sagte er beil?ufig: ,,Ich mein, Walzenbauer, Ihr k?nntet f?r die Ruhe von der armen Seele noch eine Novene halten, und so wie Ihr mit der Frau am Sonntag zur Kommunion komme seid, k?nntet Ihr zum Samstag d'Resi und die ?brigen Hausleute zur Beicht schicken. Wir wollen doch nix vers?umen, dass Ihr dann jetzt auch ganz Ruh habt." Der Bauer dankte f?r den guten Rat und gelobte die Novene und sagte auch f?r's Resi und sein Gesinde zu. Soviel Zucht war auf dem Hof, dass keiner einem solchen Gebot zu widersprechen gewagt h?tte.

Nur 's Resi lief mit verschwollenen Augen herum, minutenlang konnte sie mitten in der Arbeit bewegungslos stehenbleiben und vor sich hinstarren oder gar in Tr?nen ausbrechen. Vater und Mutter ging sie soweit wie m?glich scheu aus dem Weg. Am Donnerstag nachmittag sass sie mit den M?gden beim Flachshecheln und lustig sangen und lachten die Maidli, denn abends gab's Freitrank, um den Staub hinunterzusp?len, und 's Hecheln selbst war gar lustige Arbeit, so sch?n wirblig und ?berm?tig wurd's einem im Kopf dabei, gerad, als h?tt' man ein bissel schon getrunken. Aber 's Resi sang heute nicht mit, wie sonst wohl, verdrossen sass sie da, und schliesslich stand sie auf, sch?ttelte den Staub so gut's ging ab, nahm das Tuch von Kopf und Hals, das zum Schutz gegen die Fasern umgebunden war und ging zur Mutter in die Stube. ,,I han Kopfweh, Mutter," meinte sie kurz, ,,i kann nimmi mit hechle, i mein alls, i gang a weng zur Lenebas, der bin i scho lang wieder amal a Bsuch schuldig, un 's wird mer gut tue." Das Maidle sah wirklich schlecht aus, und so mochte die Mutter nichts einwenden: ,,Jo, so gang halt un gr?ss mer 's Lene', und sie soll au sich wieder amol bschaue lasse bi uns," und sie sch?ttelte erstaunt mit dem Kopf, als das Resi wie sie ging und stand zur T?r hinauseilte, ohne Gruss. Sie sah ihr nach, bis sie aus dem Hoftor verschwand. ,,Dem Maidli isch was," brummelte sie vor sich hin, ,,itzt lauft sie gar ohne Kopftuch ins Dorf nei." Und sie sch?ttelte bei ihrem Spinnrad noch oft den Kopf wegen dem Maidli. Die rannte unterdessen wie gejagt ins Dorf hinein. 's Lenebas, ihr G?tte, dass sie daran nicht fr?her gedacht hatte, die konnte helfen, wenn eines helfen konnte! Die Lene war die unverheiratete, ?ltere Schwester der Walzenb?uerin; sie sass auf ihrem eigenen Hof, den sie nur mit M?gden regierte und bestellte. Man munkelte, dass sie den, den sie gern gehabt h?tte, nicht bekommen h?tte, und so war sie ledig geblieben und hatte zuerst voll Trotz den Menschen zeigen wollen, dass ein ,,einschichtiges" Frauenzimmer auch was leisten kann und zufrieden werden kann. Und sie hatte das Gut, das bei der Erbteilung ihr zufiel, zur Musterwirtschaft gemacht, und ihre Gefl?gelzucht war bald weitber?hmt und brachte ihr sch?nen Ertrag und manch Ehrung durch Preise und Diplome. Aber mehr noch als durch ihre H?hner, Enten und Tauben war sie im D?rfle geehrt als Friedensstifterin. Wenn irgendwo zwischen Eheleuten oder zwischen Kindern und Eltern Meinungsverschiedenheiten waren, ging immer eins oder 's andere zur Lenebas, und die wusste immer einen Rat oder das rechte Wort, und es fiel immer zum Guten aus, was sie sagte. Es gab keinen im Dorf, der nicht schliesslich nachgegeben h?tte, wenn die Lenebas einmal ihre Meinung sagte. Sie mischte sich nie ungerufen in Dinge anderer Leute, aber wenn sie gefragt wurde, nahm sie die Sache in die Hand und hatte immer mehr ausgerichtet als selbst der Herr Pfarrer.

Das ging dem Resi durch den Kopf, als sie die halbe Stunde vom Hof zum Gute der Lenebas im D?rfle hinuntereilte. Warum hatte sie nur nicht schon l?ngst die Lenebas gerufen! Allerdings, die Lenebas war krank gewesen, und da hatte sie ihr nicht auch noch mit ihren Sorgen 's Herz schwer machen wollen, und dann hatte sie auch gedacht, sie w?rde allein zum Ziel kommen. Jetzt war aber alles schlimmer als je, und sie wusste sich keinen Rat mehr. Da stand sie nun vor dem H?uschen der Lene, und dort beim kleinen Weiher sah sie die Bas; inmitten ihrer Enten und G?nse sass sie auf einem kleinen Hocker und hielt ein junges Entlein im Schoss, das j?mmerlich schnatterte und kreischte. Resi klinkte die kleine T?r im Gatter auf und schritt auf die Lene zu. ,,Gr?ss Gott, G?tti," rief sie ihr entgegen. Die schaute auf. ,,Gr?ss Gott, Resi, schau'sch au amal wieder nach deiner G?tti, no b'sonders buschber schausch au nit grad aus. Wo hatt's denn dir's Feld verhaglet? Aber komm, wenn de grad do bisch, hilf mer amol des Entli halte, dem hat der Enterich 's Bein broche der dumm Kerl; sieht nit, dass des Tierli noch z'jung isch f?r soni Spr?ng; hitigetags fangt scho 's uvern?ftig Vieh a dumm z'werre, i will's grad schiene; derno setze mer's in Schtall un gange dann a Kaffeeli trinke, dann komme deini brochene Beinli dra." W?hrend sie so sprach, hatte sie geschickt dem kleinen Entlein das Bein mit Schindelst?ckchen geschient und 's Resi hatte, so gut sie's vermochte, dabei geholfen. Dann trug die Lene das Tierlein zur?ck und rief der Magd, die da beim Stall hantierte zu: ,,'s Liese soll a gute Kaffee koche un au Str?bli derzu backe, mer h?n B'such kriegt, 's Walzebauereresi isch do." Dann wandte sie sich zum Resi: ,,Bisch vom Flachshechle fortg'laufe? H?sch noch alles vollere F?serli! Nei, sag nix," wehrte sie ab, als Resi eine Entschuldigung sagen wollte, und ohne ein weiteres Wort f?hrte sie sie durch die Scheuer ?ber den Heuboden in den obern Stock des Hauses, zu ihrem Schlafzimmer. Da beugte sie sich ?ber die grosse Eichentruhe, die an der einen Wand der Stube entlang stand. ,,Da hasch a B?rscht," meinte sie, ,,mach di a weng ordentli, i han di hinterum da aufi g'f?hrt, i m?cht nit gern, dass d'M?gd dich so s?he t?te," und als 's Resi blutrot im Gesicht vor den kleinen Spiegel trat und Rock und Frisur von den F?serchen s?uberte, reichte die Lene ihr noch ein Kopftuch. ,,Da des nimsch mit, so gangsch mer nit durchs Dorf z'ruck, de willsch doch nit in d'M?uler vom ganzen Dorf komme, wenn de ohni Kopftuch doher laufsch, des han deini Eltere nit an dir verdient, dass es heisst: 's Walzebauereresi isch a Schlampe, wenn sie nit no was bessers wisse." ,,O G?tti, wenn Ihr w?sstet, wie's mir z'mut isch," brach nun 's Resi los. ,,Arms Tschole, i han mir's denkt, wie i di g's?he hab, dass do allerlei letz isch, aber schau, Maidli, ordentli un sufer muss eins doch blibe; wenn mer ausse immer ordentli un sufer isch, no kommt mer au inne ehr wieder in der Rank. Un schau, so wie ich's dir an deine verschtrubelte Haar agsehe hab, dass inne was nit sufer isch, so k?nnte's anderi L?t au sehe, un 's Dorf braucht's doch it z'wisse, dass 's Walzebauereresi Dreck am Stecke h?t." ,,Nei, G?tti," fuhr nun 's Resi auf, ,,des isch au nit wahr, Angscht hab i, jo, aber Dreck am Stecke han i nit. Dummheite han i g'macht, jo, un der heilig Joseph, jo der, der kann w?tig uf mi sei, des isch wahr, aber nix Schlechts nit hab i tu, un i kann nix derf?r, dass er jetzt im Winkel uf em Spicher schtoht, un e grossm?chtige Busche hab' i ihm nuftrage uf de Spicher un grad gsait hab i's ihm, dass i nix derf?r ka, dass er do schtoht, un der Toni h?t gsait, mer stellen nen dann uf de Ehreplatz im Herrgottswinkel, wenn mer der Hof h?n ..." Lachend hielt die Lenebas sich die Ohren zu. ,,Jo, Resi, willsch mi denn von Verschtand schw?tze, i bitt di au, was soll i jetzt von dem verschtoh. 's g'freut mi, dass de so uftrumpft hesch, un de Dreck am Stecke, den i dir vorg'worfe hab, grad nur so um z'schaue, was de drauf sagsch, i sag dir's ehrli, dass de der des nit g'falle lasch, des g'freut mi un i glaub's der. Aber jetzt erz?hl mer au vom Afang a. Was hesch mit dem heiligen Joseph?" ,,Jo, G?tti, Ihr wisset doch," fing 's Resi an, ,,der Toni un ich ..." ,,Jo, des brauchsch mer nit z'verz?hle, des weiss i grad gnua", fiel die Lene ein, ,,un wenn mer au suscht de Eltere folge soll, do bin i Euch nit z'wider, 's h?t mi scho g'?rgeret, dass du deswegen nit zu mer komme bisch, des isch grad a Vernageltheit von dim Vater, dass er des nit isehe will, dass ihr a guts P?rle w?rt, du h?sch Geld gnua, mei Sach krigsch au amal, du brauchsch a brave, schaffige Ma, wenn er jetzt au grad nit uf de Gelds?ck hockt, un was dei Vater alliweil sait: ,Gleich g'h?rt zu gleich', der Toni isch a Buresohn, wenn's au arme H?usler sin, sini Eltere, un d'Gleichheit bschtoht bigott nit i de gleichgrosse Gelds?ck. Aber i weiss immer no nit, was des mit dem heiligen Joseph z'tua h?t."

,,Ja, G?tti, lasset Ihr mi denn rede, wenn i's verz?hle soll, muss i doch vom Afang afange, suscht wisset Ihr wieder nit, wo Ihr dra seid," lachte nun 's Resi. ,,I hab gar nit g'wusst, dass i so a schwatzhafts Weiberst?ck bin," brummte die Lenebas halb ?rgerlich, ,,also verz?hl halt, un fang meintswege beim Adam im Paradies a, i bin schtill, aber mach au, dass de fertig wirsch vor d'Str?weli fertig sin, i riech scho der Anke." ,,Also schau," fing nun 's Resi an, ,,der Vater h?t doch gsait, er schlag mer d'Knoche im Leib z'samme, wenn er mi no amal sicht mit em Toni schw?tze." ,,O die siebemal g'scheite Mannsbilder die," fuhr die Lene dazwischen, schlug sich aber rasch auf den Mund, ,,i bin scho schtill, mach nur witersch." ,,Ja un derno h?t mer der Toni emol gsait, i soll doch au z'Nacht zu em uf der Spicher komme, er h?tt mer was Wichtigs z'sage." ,,Jo," nickte die Lene schmunzelnd, ,,sell wissemer, was d'verliebti Mannsl?t ime Maidle z'sage h?n Wichtigs." ,,O ganget," schmollte 's Resi, ,,Ihr wisset ganz gut, dass der Toni nix Unrechts nit will. Er h?t halt g'sehe, dass es mir schier 's Herz abdruckt, dass i au gar kei guts W?rtle meh mit em rede ka. Jo, und do hab i mer amal a Herz g'fasst, er h?t gsait, er wartet jedi Nacht uf mi, drobe im Heuschober. Wia ni d'Eltere amol au gar so fescht hab schnarche h?re, do bin i durch d'Kammere durchg'schlupft un zum Toni uf der Spicher." ,,Jo, un hesch do der heilig Joseph mit nuf g'nomme als Schutzpatron, oder wie isch der sunscht uf der Spicher komme, vo selber wird er doch nit nachg'wandelt si." ,,Jo, triebe nur Gschp?tt mit mer, Ihr werre glei sehe, dass do nix z'lache isch," und 's Resi fing an zu weinen. Die Lene klopfte ihr beruhigend den R?cken. ,,I halt scho 's Mul, Resi, de weisch jo, i mach halt gern mei Gschp?ssli; a guts Lache h?t mer scho mengis mol g'holfe, wenn i g'meint hab, der Himmel w?r ?ber mer eig'scht?rzt. Aber schau, i bin ganz grausig neugierig, wie der heilige Joseph uf euer Spicher ufikomme isch." 's Resi schluckte noch ein bissel, dann erz?hlte sie weiter. ,,Wie i amol z'ruck komme bin..." ,,I sag nix, aber i derf mi doch wundere, dass der Toni also in einere Nacht mit der wichtige Sach nit fertig wore isch. Resi, Resi!" und halb ernsthaft drohend hob die Lenebas den Finger. ,,Mer h?n uns au viel z'sage ghett; denk doch au, der ganz Tag h?n mer jo kei W?rtli mitenander rede d?rfe, jo, un do bin i amol ?bere Schtuhl g'scholpert in der Schlofstube. Der Vater isch verwacht un h?t glei g'rufe: ,Wer isch do?' I hab g'meint, d'Knie breche mer z'samme, so verschrocke bin i, un wie i g'merkt hab, dass er Licht mache will, da isch mer grad 's Herz schtill g'schtande un i hab nix gwusst als: jetzt isch's us, jetzt schlagt er mi tot un der Toni au. Un do han i, i ha schier nimmi g'wusst was i tua, do han i des Handtuch, was grad nebe mir an der Wand ghenkt isch, des han i mer ?ber de Kopf g'worfe, i han nit grad bitr?ge wolle, G?tti, aber schau, i han denkt, vielleicht verschreckt der Vater un i kan derweil i mei Kammere schlupfe." Ganz erstaunt unterbrach sich das Resi in ihrer eifrigen Erz?hlung, denn die Lenebas lachte hell auf, lachte, dass ihr die Tr?nen herunterliefen. ,,O du Dundersmaidli du," rief sie endlich, als sie wieder atmen konnte, ,,du Dundersmaidli, du bisch also des Gschpenst gsi, des der Walzebur so g'?rgert h?tt. Do isch er gsi un h?t uf unsere liebe Herrgott un alli heilige Schutzpatrone g'schumpfe, dass in seim ehrbare Hof so a armi Seel rumgeischtere soll. I han's em glei usrede wolle; weisch, bei mir w?rsch dodermit nit an d'Recht komme, i h?tt di am Schlafittli kriegt un nit ,Alli gute Geischter lobe Gott' bettet, i h?tt dir was andersch gsait. Aber der Walzebur h?t mer vu sinere Mannsbildg'scheidheit runter -- weisch, drei Kircht?rm h?her als mei eifache Wiberverschtand -- h?t er mer gsait: ,I ha's g'sehe, mit dene meine eigene Auge'. Derno hab i halt 's Mul g'halte un hab mer mei Teil denkt. No warsch's du nat?rli au, die d'Grossmagd so verschreckt h?t. Dei Mutter h?t mer's verz?hlt."

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