Use Dark Theme
bell notificationshomepageloginedit profile

Munafa ebook

Munafa ebook

Read Ebook: Landesverein Sächsischer Heimatschutz — Mitteilungen Band XIII Heft 5-6 by Landesverein S Chsischer Heimatschutz

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 203 lines and 18862 words, and 5 pages

Release date: October 28, 2023

Original publication: Dresden: Landesverein S?chsischer Heimatschutz, 1924

Anmerkungen zur Transkription

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches.

Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Dresden

Mitteilungen Heft 5 bis 6

Monatsschrift f?r Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege

Einzelpreis dieses Heftes 2 Goldmark

Gesch?ftsstelle: Dresden-A., Schiessgasse 24

Postscheckkonto: Leipzig 13987, Dresden 15835 Stadtgirokasse Dresden 610 Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden Bassenge & Fritzsche, Dresden

Dresden 1924

An unsere werten Mitglieder!

Wir bitten wiederholt um Einsendung der Monatsbeitr?ge .

Auch diesem Hefte liegt ein Anmeldezettel bei, der uns neue Mitglieder zuf?hren soll. Wir bitten recht eifrig zu werben. Dank im voraus.

Mit deutschem Gruss

Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Die Mitteilungen des Vereins werden in B?nden zu 12 Nummern herausgegeben

Abgeschlossen am 1. Juni 1924

Weinbergh?user in der L?ssnitz und den Meissner Bergen

Wenn wir von den Elbh?hen unterhalb Dresdens, etwa vom Standpunkte des Spitzhauses, ins weite lichte Land hinausblicken und, die tektonischen Massen der her?ber- und hin?bergr?ssenden stolzen Ufer abw?gend, das Bild des breit und majest?tisch dahinziehenden Elbstromes in uns aufnehmen, werden die zu unseren F?ssen sich ausbreitenden Niederungen gar bald unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Welch ein un?bersehbares H?usermeer! Kauert sich doch von Dresden bis nahe an Meissen, zwischen G?rten und Alleen eingebettet, ein H?uschen neben das andere; kleine Giebelfenster blitzen unter roten und dunkelblauen D?chern auf, in nicht endenwollender Zahl sind menschliche Siedlungen und Arbeitsst?tten zwischen Strom und Berg verstreut.

Vor solcher ?berv?lkerung der heimatlichen Erde erschrickt man, und leise mischt sich die st?ndig mit uns wandelnde Sorge um das Los unseres gequ?lten Volkes in die fr?hliche Wanderstimmung. Und doch, wer die trauten heimatlichen T?ler und H?hen ins Herz geschlossen hat, den werden die ?ppigen G?rten und die von weiter Sicht so simpel daliegenden und in der N?he gesehen so kompliziert auf die modernen Bed?rfnisse der Menschen eingestellten Siedlungen auch mit Zuversicht erf?llen, denn sie versinnbildlichen ihm mit eindringlicher Macht die un?berwindliche Kraft des Volkes, die auch durch jahrzehntelange Unterdr?ckung hindurch zum Lichte strebt. Sind doch all diese Geh?fte und Werkst?tten innerhalb weniger Jahrzehnte aus dem Erdboden geschossen und haben eine vollkommene Umwertung der Landschaft hervorgerufen.

Der Wanderer, der gegen Anfang oder um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts die Elbh?hen erstieg, konnte noch landschaftliche Bildungen von vollendeter Reinheit und Lieblichkeit bewundern, von denen der heutige Zustand kaum noch einen matten Abglanz widerspiegelt. Wem st?nden, wenn er sich jener Zeiten erinnert, nicht Ludwig Richtersche Radierungen vor Augen, auf denen die Poesie der Weinkultur verherrlicht wurde? Sie sind f?r immer dahin, jene anmutigen Zeiten der Bergeinsamkeit, die Tage farbenreicher l?ndlicher Feste, der wandernden Gesellen und versonnenen Zecher.

Und nur unsre Phantasie kann uns von der Unber?hrtheit der damaligen L?ssnitzberge eine Vorstellung geben, als dort noch ein weiter grosser Garten Gottes war, umz?unt und durchschnitten von tausend Steinm?uerchen und Treppchen, die sich bergab und bergauf zwischen saftigem Weinlaub, knorrigen Nussb?umen und uralten Linden dahinzogen, als dieses ganze sonnige Berg- und H?gelland samt der vorgelagerten breiten Talsohle, ?ber und ?ber in Gr?n getaucht, noch frei war von st?dtischen Ansiedlungen, und als dieses ewige Gr?n nur an ganz wenigen Stellen und wohlberechnet durchsetzt war von den fr?hlichen roten Ziegeld?chern und weissen Mauerfl?chen der kleinen Winzerh?uschen und Weing?ter. Uns bleibt, wenn wir jene alten sch?nen Zeiten neuerleben wollen, nichts ?brig, als sehenden Auges umherzuschweifen und den alten trauten Zeugen einer verklungenen Kultur nachzuforschen. Mit der Freude des Entdeckers werden wir zwischen Rebst?cken, abgebrochenen Alleen und verfallenen M?uerchen diese malerischen H?uschen eins nach dem anderen auffinden und mit steigendem Entz?cken feststellen, welch grosse k?nstlerische Einheit sie umfasst, wie immer und immer wieder das trauliche Walmdach wiederkehrt, wie hinsichtlich der Stellung des H?uschens zur Strasse und zum Weinberg und der k?nstlerischen Verflechtung von Haus, Garten und Berg ?berall dieselbe ordnende Hand t?tig gewesen zu sein scheint. Stand doch das Winzerhaus wie das vornehme Landhaus immer unten im Tal und ?berliess das sonnige Berggel?nde dem Rebstock, der sich bis zum Bergkamm hinaufzog. Dort aber an h?chster Stelle entstanden allerliebste Wachth?uschen, denn zur Zeit der reifenden Trauben war dort Aufsicht geboten. Welche anmutige L?sungen fanden unsere Vorfahren hierf?r, welche entz?ckenden T?rmchen und Pavillons kr?nen allerorts die Weinbergsgrundst?cke und erz?hlen von der fr?hlichen Schaffenslust der Bewohner und von ihrem feinen und nat?rlichen Gef?hl f?r bauliche Aufgaben!

Wenden wir uns kurz dem geschichtlichen Ursprung und Werdegang der Weinbergsbauten in der L?ssnitz zu, so ist zun?chst festzustellen, dass aus der Zeit vor 1550 nichts Bemerkenswertes erhalten ist, und dass die ?berwiegende Zahl der baulichen Anlagen vom Anfang des achtzehnten bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts errichtet wurde. Da aber die Rebenkultur in den Elbbergen viel ?lteren Ursprungs ist, glaubt man sie doch, auf gewisse Urkunden fussend, bis ins zw?lfte Jahrhundert, also in die Zeit der Neubesiedlung des Landes durch die Deutschen, zur?ckverfolgen zu k?nnen, so scheint die Geschichte des s?chsischen Weinbaues nun schon dreiviertel Jahrtausend mit der Entwicklung unserer engeren Heimat verkn?pft zu sein. Im fr?hen Mittelalter, als Sorben und Deutsche um den fruchtbaren Boden gerungen haben, wurde der Weinbau von den Kl?stern und Kirchenf?rsten gef?rdert, und gewiss war Meissen auch der Ausgangspunkt dieser wichtigen Kulturerscheinung, deuten doch gewisse alt?berlieferte Orts- und Geb?udebezeichnungen, so z. B. die der Bischofspresse in Zitzschewig, auf diese Tatsache hin. Jahrhundertelang war die kleine Rebenstadt das Herz des Landes, bis sie infolge von dessen politischer Umbildung das Zepter an Dresden abtreten musste. Der Weinbau aber hat indessen nicht aufgeh?rt, im Wirtschaftsleben des Landes eine grosse Rolle zu spielen, und wir k?nnen annehmen, dass die Rebenkultur im Verlaufe der Jahrhunderte von ausschlaggebender Bedeutung f?r die landschaftliche Gestaltung des Elbgebirges und f?r sein bauliches Bild gewesen ist.

Von Dresden aus ?bernahmen dann die weltlichen F?rsten die F?rsorge f?r den Weinbau, h?fische und st?dtische Kultur ist es, die von jetzt ab im Gefolge des Weinbaues in die Berge vordringt. Es sind die reichsten und sch?nsten Bl?tter der s?chsischen Kulturgeschichte, die sich uns nun er?ffnen, die Zeit des farbenpr?chtigen Barockes, jener wundervollen Stilgebundenheit, die dem gesamten Leben der damaligen Zeit Glanz und Weihe verlieh. August der Starke und seine sch?nheitstrunkene Zeit! Die Strenge des Hofzeremoniells l?ste ein um so freieres, ungebundeneres Landleben aus; ersch?pft von den gesundheitraubenden Hoffesten und ?berdr?ssig des Staubes der bewegten Stadt, bestiegen die zierlichen Per?ckendamen und h?flichen Kavaliere die breiten Staatskutschen, und hinaus in die weinumrankten Bergh?uschen ging die fr?hliche Fahrt, anmutigen Sch?ferspielen und neuen Intrigen entgegen. Und nun beginnt ein herzerquickender Wetteifer der baulustigen Stadtherren, immer sch?nere Weing?ter zu ersinnen, immer lieblichere Gebilde aus Stein und Dachwerk zwischen malerischen Bergtreppen und schnurgeraden Alleen hervorzuzaubern. Freilich die Namen der K?nstler sind verschollen. Sei es drum, war doch das ganze sch?nheitsgierige Jahrhundert kunstbegabt, war doch jeder ein Meister. Waren auch viele der damals entstandenen Weinbergsh?user kleineren Umfanges und von bescheidenem ?usseren, so erscheinen sie uns, die wir der baulichen Verwilderung der letzten Jahrzehnte m?de sind und gierig dem Schatz unserer guten alten einheimischen Kunst nachforschen, doch alle wie Zeugen aus einer besseren Zeit, in der anst?ndige k?nstlerische Durchbildung des Hauses noch eine selbstverst?ndliche Forderung war.

Fussnote:

Die inzwischen erfolgte Erneuerung hat leider unseren auf sie gesetzten Hoffnungen nicht entsprochen.

Herrensitze der L?ssnitz

>>Der Weinberg, den Du siehst, heisst Wackerbarthens Ruh. Kein Fluch dr?ckt diesen Ort, tritt leiser nur herzu. Hier wiedmet er sich selbst, den Rest von seinen Jahren, Entb?rdet von den Hof-, Welt-, Staats- und Kriegs-Gefahren. Hier ist es, wo von Neid und Anlauff er befreyt, Zwar seinen Tod nicht sucht, jedoch ihn auch nicht scheut.<<

Wackerbarthens Ruh! Ausruhen wollte hier der viel geplagte Hof-, Welt-, Staats- und Kriegsmann, dem Neide und der Missgunst, die ihn so viel verfolgt hatten, aus dem Wege gehen. Dass >>kein Fluch den Ort dr?ckt<<, bezieht sich offenbar auf das Gerede, das die Entstehung von Wackerbarths Ruhe mit der Ermordung des Dresdner Pastors Hahn durch den Trabanten Franz Laubler 1726 und der Hinrichtung des in die Sache mit verwickelten Kanoniers Gottfried Mittag in Verbindung brachte.

Nun folgten wieder bis zum Jahre 1916, wo die ganze ausgedehnte Besitzung mit dem Haupthause, dem Belvedere, den zwei Wirtschaftsgeb?uden, dem Traiteur, dem B?hmeschen Winzerhause und dem Jakobstein durch den heutigen kunstsinnigen Eigent?mer zusammengekauft wurde, fortw?hrende Besitzwechsel. Sie trugen die Schuld daran, dass das Grundst?ck noch mehr herunterkam, als dies schon unter dem bedauernswerten Rauhgrafen der Fall gewesen war. Von der einstigen l?ndlichen Pracht, wie sie der Generalfeldmarschall, auch im Innern des Hauses, geschaffen hatte, war nicht mehr viel zu sp?ren. Zur Zeit ihres Sch?pfers war Wackerbarths Ruhe zweifellos der sch?nste Familiensitz in der L?ssnitz. In ihr spiegelte sich klar die Zeit August des Starken wieder mit ihrer Genussfreudigkeit und ihrem k?nstlerischen Geschmack.

Diese beiden Zimmer des Kurf?rsten, die heute weiter keinen gerade behaglichen Eindruck machen, waren einst sehr wohnlich eingerichtet. Weiche, blaugelbe Teppiche bedeckten den Boden. F?r Tische mit kostbaren Tischdecken und lederbeschlagene St?hle war reichlich gesorgt. Sch?ne silberne Leuchter standen auf den Tischen und hingen an den W?nden. Auch waren zwischen den Gem?lden zierliche Rehk?pfchen in Menge befestigt. Namentlich konnte man sich in dem Schlafzimmer wohl f?hlen. Schwere, gr?ne, gebl?mte Damastvorh?nge mit Spitzen und silbernen Fransen wehrten dem eindringenden Tageslichte. Das mit weichen Polstern, Kissen und Decken verschwenderisch ausgestattete Bett stand unter einem ebenfalls aus gr?nem Damast hergestellten Betthimmel. Alles, was der Kurf?rst zu seiner Bequemlichkeit brauchte, war da: ein Waschtisch mit dem n?tigen Geschirr, ein Schreibtischchen mit eigenartigem Schreibzeug und Abreisskalender, ein Fernrohr, damit er gleich fr?h beim Aufstehen die herrliche Aussicht aus seinen Fenstern geniessen konnte, usw. Ja, selbst ein gr?ndamastener Schlafrock mit silbernen Bes?tzen und Kn?pfen nebst dazu passender Nachtm?tze fehlten nicht! Zum ?berflusse stand noch in dem Raume, gewissermassen unter pers?nlicher Aufsicht des Kurf?rsten, ein Glasschrank mit allerhand Kunstwerken, die heute zum Teil im Gr?nen Gew?lbe aufbewahrt werden: aus Holz, Elfenbein und Edelmetallen gebildete Winzer und Winzerinnen, ein silbernes F?sslein mit dem Bacchus darauf, Schalen, Gl?ser und Kr?ge der verschiedensten Arten.

M?de vom vielen Schauen g?nnen wir uns eine kurze Rast unter den alten Kastanien der ger?umigen Aussichtsterrasse, die zwischen dem Hofl?ssnitzer Herrenhause und dem gem?tlichen Weinschanke liegt, der sich in einem der alten Hofgeb?ude eingenistet hat. Zu einem Fl?schchen Wein oder wenigstens Schoppen w?re schon der Durst vorhanden. Ob aber auch die n?tigen Billionen, ohne die heutzutage niemand an so etwas denken darf? Mag die durstige Kehle dursten! Daf?r trinkt das durstige Auge die Sch?nheit, die der Blick auf die liebliche L?ssnitz zu unsern F?ssen bietet, in vollen Z?gen. Ein andrer Blick wieder, als vom Jakobstein ?ber Wackerbarths Ruhe, die aus der Ferne noch einmal zu uns freundlich her?bergr?sst, aber auch bezaubernd sch?n in seiner Art. Der um die Vervollkommnung des L?ssnitzer Weinbaus hochverdiente Johann Paul Knoll, der >>erste Winzer der L?ssnitz<<, dessen Bild in der Schankstube nebenan von der Wand herabl?chelt, durfte schon mit Recht singen:

>>Hier steht das Helden-Hauss, das um und um mit Reben Sehr lieblich ist umschrenckt. Die ?bersch?ne Flur, Die selbsten angelegt die g?tige Natur, Kann keinem Lande nicht im wenigsten nachgeben.

Churf?rst Johann Georg der Erste liess es heben; Der andre Churf?rst drauff, des Reiches Cynosur, Macht es zur Hofe-Stadt, damit auch hier die Spur Zu sehen m?chte seyn, wie Er vergn?gt kann leben.

Ein Landes-Vater muss nicht stets in Sorgen stehn; Drum hat er es zur Lust gantz f?rstlich ausgezieret; Die sch?nste Schilderey hat Er da auffgef?hret, Dass mit den Frembden es m?g in die Wette gehn.

Viel sch?ner noch als sch?n ist es vor Menschen Sinnen, Ist aber hier sein Wirth, so ist nichts Sch?ners drinnen.<<

Die L?ssnitz und die Dresdner Heide

Wir sind gew?hnt, die L?ssnitz stolz das S?chsische Nizza zu nennen - wir k?nnen es mit berechtigtem Stolze! Herrliche Bilder des sonnigen S?dens werden durch dieses eine Wort lebendig; wir sehen den Bl?tenreichtum dieses gesegneten Gebietes, seine schier unersch?pfliche Fruchtbarkeit, seine Weinberge, seine Obstg?rten, die jedem, der sie einmal in vollem Bl?tenschmucke gesehen hat, unvergesslich sein werden. ?ber diesem glanzvollen Bilde haben wir aber ganz verlernt, gleichzeitig der bescheideneren Bilder der Dresdner Heide zu gedenken. Und doch ist die stolze L?ssnitz sehr wohl von der Heide abh?ngig gewesen - bis in die Gegenwart herein! Dass das vergessen werden konnte, hat seinen Grund wohl vor allem darin, dass die jetzt ?blichen >>Heidekarten<< nur um ein weniges westw?rts ?ber die Priessnitz her?bergreifen. Die >>Grundkarte von Deutschland<< dagegen gibt auf Blatt 417, 443 die tats?chlichen Verh?ltnisse: bis weit nach Westen ist hier das Gebiet der Dresdner Heide zu erkennen, die >>Junge Heide<< ist mit umfasst! Ein im Dresdner Hauptstaatsarchiv aufbewahrtes Forstzeichenbuch vom Jahre 1571 umgrenzt durch Nennung der Orte, >>so umb die Heyde gelegen,<< deren Gebiet: >>Nawendorff, Bieschen, Dracha, R?debeul, Serckewitz, Ketzschenbroda, Wansdorff, Reichenberg, Bocksdorff, Wilschdorff, Renes , Klotzschen, Lausnitz, Langenbr?ck<< usw. Mathias Oeder hat, etwa im Jahre 1600, ein entsprechendes Kartenbild gezeichnet.

Eine Wechselwirkung zwischen der L?ssnitz und der Dresdner Heide ist also wohl ohne weiteres anzunehmen. Einige Streiflichter hierzu!

Bekannt ist, dass die Dresdner Heide eins der Jagdgebiete der s?chsischen F?rsten von jeher gewesen ist. Die Wettiner waren bem?ht, dieses Gebiet immer mehr abzurunden, seinen Wildbestand auf unvergleichlicher H?he zu halten. Verzeichnisse der Jagdergebnisse geben ?berraschende Einblicke, ebenso Berichte, wie der von 1687, in dem wir lesen, dass >>bey der Hirschfeist 609 Mann ... aus 17 ?mbtern ... aufgewarttet<< haben, die 19 Mann des Amtes Moritzburg z. B. >>vom 13. Julii bis mit den 1. Sept. zusammen 51 Tage ...<< Die D?rfer, die der Wildbahn angrenzten, waren nicht zu beneiden! Immer und immer wieder klagen sie ?ber entstandenen Wildschaden und bitten um Entsch?digung. Oft erreichen sie erst nach langer Zeit, oft nicht einmal ganz ihr Ziel!

Das sind Dinge, die genug bekannt, die aber oft geflissentlich einseitig scharf beleuchtet worden sind! Haben die Bauern der L?ssnitzd?rfer nicht auch um anderes gebeten, als um Ersatz f?r erlittenen Wildschaden? Haben sie nicht oft auch Gesuche eingereicht, sich aus der Heide Holz f?r ihren Hausbau, f?r Planken um ihre Weinberge, Holz f?r Weinpf?hle holen zu d?rfen? Haben sie dies nicht ebenso erhalten, wie die Erlaubnis zum Streurechen, zur Hutung in der Heide? Aber gleich bringt man den Hinweis auf die b?uerlichen Gegenleistungen, die bestanden haben in >>Sensen- und Sicheltagen zum Vorwerk Ostra und in Jagddiensten auf Dresdner Heide<<. Warum fragt man nicht danach, was jenen im Winter das mangelnde Stroh h?tte ersetzen k?nnen, wenn sie das Laub der Heide nicht gehabt h?tten?! Warum weist man nicht darauf hin, wie unentbehrlich ihrem Vieh vom Fr?hjahre bis zum sp?ten Herbste diese Hutung in der Heide gewesen ist?!

Ich habe durch eine starke Linie auf der eingangs erw?hnten >>Grundkarte<< all die Gemeinden - ohne Dresden - umschlossen, die in der Heide von jenen Rechten Gebrauch gemacht haben. Oft zum Schaden des Waldes, zum Schmerze der Oberf?rster, die sehr wohl erkannten, wie sch?dlich ihrem Walde diese Nutzung war!

Eine Bittschrift vom Jahre 1580 m?chte ich hier einf?gen - nicht, um N?rglern Stoff zu bieten! Sie betrifft >>die Sieben Dorffschafften Kaditz, Serckwitz, Radebeull, Trachau, Pischenn, Muckten vnd V?bigen<<, die, wollten sie ihren Holzbedarf decken, nicht etwa in die nahe Heide, sondern >>in den Tarandischen Waldt<< ziehen mussten, w?hrend >>etzliche Dorffschafften vber der Elbe In die Dressdnische Heide<< gewiesen wurden! Noch 1593 ist die Angelegenheit nicht endg?ltig geregelt, weil >>der her Jegermeister durch den Zeitlichen thot von dieser welt abgefordert worden<<.

Geldknappheit ist durchaus keine neuzeitliche Erfindung! Anno 1675 hat ein >>Wohlverordtneter Cammer-Juncker, auch Ober Forst u. Wildtmeister ... vor eingelieferte Hirsch Wildts und andere Heuthe auch Rehe felle und anders noch 496 fl 2 gr an J?gerrechte zu fordern<<. Er bittet, wenigstens die H?lfte ihm zu gew?hren - die Forderung betraf die Jahre 1670-1675!! Treue Dienste m?ssen aber doch belohnt werden! Ist kein Geld da, dann eben auf andre Weise! Und so war denn der Kurf?rst auf den Gedanken verfallen, sein Waldgebiet dort zu opfern, wo es der Wildbahn nicht sch?dlich war: er verlieh an Stelle vielleicht sehr dringlicher Gehaltszulagen ein St?ck derartigen Heidebodens - als Weinbergsgel?nde! Die Karte nennt Namen und Stand der Bedachten: Forstleute und Amtsschreiber, B?rgermeister und Kammerdiener, alle werden fast gleichm?ssig bedacht: zwischen vier und sechs Ackern schwankt die Gr?sse der >>Neuen Weinbergstede<<. Die Karte zeigt ?brigens auch, wie der Kurf?rst gleichzeitig die Gelegenheit benutzt hat, sein Heidegebiet abzurunden: >>Diesen Feldwinkl treten die Zwantzig Personen von R?debeil vnderthenigst ab! Zu erg?ntzung dieser heyden ecken!<< lesen wir unter anderem im nord?stlichen Teile der Karte - sie ist umgekehrt orientiert wie unsere Karten! Seit 1627 hat sie geruht - zum ersten Male wird sie hier abgedruckt - im Dresdner Hauptstaatsarchiv fand ich sie , eine Zeichnung des Balthasar Zimmermann, des kurs?chsischen Markscheiders, des Vetters jenes ber?hmteren Mathias Oeder, dessen Heidekarte von 1600 bereits Erw?hnung fand.

Zimmermann besass ?brigens auch einen Weinberg in unserem Gebiete - er hatte ja >>dem Hause Sachsen langwierige, treue Dienste<< genug geleistet! >>Mit grossen vncosten hatte er den Platz gerodet, mit weinst?cken bestecket vnd eine Mauer von Stein vnd Plancken darumb gef?hret. Die Soldaten hatten aber die Plancken wegkgeholet vnd verbrandt<<. In der N?he befand sich ein Fleck, den seine Erben 1634 gern gehabt h?tten. Des Vaters Haus hatten sie >>schulden halber verkauffen m?ssen, vnd des Weinberges aus ermangelung T?ngers konnten sie nicht mechtig werden<<. Auf jenem Heideflecke sollten nun >>einbaar K?he des Sommers ?ber ihre trifft vndt weyde haben<<. Der Fleck lag aber innerhalb >>der allgemeinen huttung<<, der er auch verbleiben soll, das Gesuch muss also abgelehnt werden - 1638 haben es die Erben noch einmal versucht. Jener Heidefleck reichte >>bis an die Bohmwiese<<, so berichtet der Oberforstmeister Bernstein; Balzer Zimmermanns Erben schreiben: >>bis an die Bahnwiese<< - und Oeder? Auf seiner Karte steht: >>Am Baum<<. Ob nun die >>Bahnwiese<< endlich verschwindet und der >>Baumwiese<< Platz macht?!

Zimmermanns Karte zeigt noch ein anderes sprachlich so lehrreiches Beispiel: an der >>Meisnischen stras<< - der alten! - liegt >>Schneeweisens Bres<<, also die Weinpresse des Schneeweiss! In dem erw?hnten Schriftst?cke von 1627 wird sie oft zur genaueren Ortsbestimmung benutzt. Das Gel?nde muss Hofbedienten zugesagt haben; sie bewerben sich darum, >>damit den Armen Gesellen zu fortstellung der geringen Heusslichen nahrung vnd besserer erhaltung der Kleinen Kinderlein solcher vonn den trotzigen Bauern aussgeschlagener vbriger Platz , der doch sonsten von andernn leuten ausgebeten werden d?rffte, gleich andern Dienern vnd Rentherey Schreiben gnedigst bewilliget vnd Erblich eingereumt werden m?ge. Die Zinss vnd Landsteuer wollen sie Jedesmahl gehorsamblich abstatten ...<< F?r sie, die Ortsfremden, wird nun auf einmal jene Presse zur >>Weissen Presse im Zippell genant<>schneeweiss<< - weiss gen?gt! So mag mancher Name entstanden sein, den wir uns heute nicht mehr erkl?ren k?nnen! -

Streiflichter in Verh?ltnisse, die jahrhundertelang das Leben der Bewohner der L?ssnitz ganz wesentlich beeinflusst haben!

Der Untergang des Weinbaus

O du weinfrohe L?ssnitz! Vor vier Jahrzehnten noch gr?nten all?berall deine Rebenh?hen, mostvergn?gte Menschen jubelten auf deinen gartengeschm?ckten Strassen, und manch >>graue<< Z?ge f?hrten wackere Zecher heimw?rts.

Add to tbrJar First Page Next Page

Back to top Use Dark Theme