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Munafa ebook

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Read Ebook: Landesverein Sächsischer Heimatschutz — Mitteilungen Band XIII Heft 7-8 by Landesverein S Chsischer Heimatschutz Editor

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Ebook has 233 lines and 31653 words, and 5 pages

Editor: Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Release date: December 21, 2023

Original publication: Dresden: Landesverein S?chsischer Heimatschutz, 1924

Anmerkungen zur Transkription

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches.

Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Dresden

Mitteilungen Heft 7 bis 8

Monatsschrift f?r Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege

Einzelpreis dieses Heftes 2 Goldmark

Gesch?ftsstelle: Dresden-A., Schiessgasse 24

Postscheckkonto: Leipzig 13987, Dresden 15835 Stadtgirokasse Dresden 610 Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden Bassenge & Fritzsche, Dresden

Dresden 1924

Die Herausgabe und der Versand dieses Heftes hat sich infolge des Umbaues unserer vollst?ndig unzul?nglich gewordenen Gesch?ftsr?ume verz?gert. Wir bitten diese Verz?gerung zu entschuldigen. Die Hefte 9/10 und 11/12 kommen noch in diesem Jahre zum Versand.

Da wir von 1925 ab unsere Mitteilungen im direkten Zeitungspostversand verschicken werden, k?nnen die Hefte unseren Mitgliedern nur noch in die Wohnungen zugestellt werden, deren Richtigkeit wir auf diesem Umschlag zu pr?fen bitten.

Dringend m?chten wir unsere Mitglieder bitten, die restlichen Mitgliedsbeitr?ge, die aus den einzufordernden Kontoausz?gen ersichtlich sind, baldigst an uns abzuf?hren.

Auch unsere Bitte, weiterhin kr?ftig Mitglieder zu werben, wiederholen wir an dieser Stelle.

Landesverein S?chsischer Heimatschutz

Dresden-A., Schiessgasse 24

Die Mitteilungen des Vereins werden in B?nden zu 12 Nummern herausgegeben

Abgeschlossen am 31. August 1924

Zur Steinkreuzforschung

Erster Nachtrag zu den zusammenh?ngenden Schilderungen in Mitteilungen Bd. IV/6, Bd. V/1 und Bd. VI/11/12

Mit Aufnahmen des Verfassers

Not und Drangsal, Unsicherheit und Gewalttat verkn?pft sich im Volksmunde seit Jahrhunderten mit den alten Steinkreuzen.

Sorge und Entbehrung, Zuchtlosigkeit und blutiger Parteizwist lastet heute wiederum auf dem vom Erbfeind geknechteten Vaterland und r?ckt manchmal das Gedenken an mittelalterliche Zust?nde mit ihren d?steren Sagen des Mordkreuzproblems vor unsere Augen.

Der fr?here lebhafte Meinungsaustausch ?ber Ursprung und Zweck der Steinkreuze ist fast v?llig verstummt. Solch friedliche Forscherarbeit, wie sie der Dilettant vor dem Kriege nebenbei zur Erholung und Erbauung treiben konnte, stockt heutzutage schon vor ihrem unerschwinglichen Geldaufwand f?r Reisen, Photographien und Briefwechsel und erscheint auch mit ihrem unproduktiven M?h- und Zeitopfer als unverantwortlicher Luxus. Aber trotzalledem sollte man versuchen, die begonnenen Studien fortzusetzen, denn nie sind unscheinbare Zeugnisse grauer Vorzeit mehr gef?hrdet, als in jungst?rmerischen Wirrnissen.

Als ich hier im Juniheft des Jahrgangs 1914 mit der Ver?ffentlichung eines abgeschlossenen Beitrags zur Steinkreuzkunde begann, hatte ich nach jahrelangen Studien und Wanderfahrten etwa zweihundertdreissig vorhandene, sowie sechzig verschwundene alte Steinkreuze im K?nigreich Sachsen verzeichnet und mindestens ebensoviele in den Nachbargebieten gleichfalls pers?nlich besucht und festgestellt. Die Darstellung beschr?nkte sich auf die Steine in wirklicher Kreuzform und liess die Steinplatten und Findlingsbl?cke, die mit ?hnlichen Einmeisselungen versehen sind, ausser Betracht.

Aus mancherlei Umst?nden konnte ich schon damals mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass in jener Zahl zwar noch nicht alle vorhandenen Steinkreuze Sachsens restlos inbegriffen waren, dass aber doch wohl ein gewisses Mass von Vollst?ndigkeit bei dieser s?chsischen Sammlung erzielt und keine ?berraschende Entdeckung mehr zu erwarten sei. Diese Vermutung hat sich vollauf best?tigt.

Ich gehe also wohl nicht fehl, wenn ich behaupte, dass sich heute auf s?chsischem Staatsgebiet kaum noch ein altes Steinkreuz an sichtbarer Stelle in Dorf oder Stadt, Flur oder Wald befinden d?rfte, das in meinen fr?heren und heutigen Listen noch nicht verzeichnet steht. Dagegen wird man nach den Vorg?ngen der letzten Jahrzehnte auch in Zukunft bei Aufgrabungen oder Mauerabbruch noch manch verschwundenes St?ck wiederfinden k?nnen.

Die Frage ausgegrabener und vergrabener Steinkreuze verdient ?brigens einmal besonderer Pr?fung. Vor zehn Jahren wurde das Fischheimer Kreuz bei Rochlitz mitten im Acker in eine m?hsam ausgeschachtete Grube geworfen, weil sich die Bauern stets gar so sehr davor gef?rchtet hatten. Aus Schlesien berichtet Hellmich , dass ein ausgegrabenes Kreuz auf Bitten des Besitzers wieder versch?ttet und ein anderes nicht am Zaune geduldet wurde; er folgert daraus, dass fr?her des ?fteren solche alte M?ler aus Aberglauben verscharrt worden seien. Pr?ft man die Umst?nde nach, unter denen in Sachsen ganz zuf?llig bei Tiefbauarbeiten das eine der beiden L?bauer und das R?hrsdorfer Kreuz drei Meter unter der Oberfl?che herausgeholt wurden, so gewinnt jene Vermutung sicher an Wahrscheinlichkeit, denn bis in solche Tiefen hat der Block trotz seiner Schwere sicherlich nicht von selbst versinken k?nnen.

Mit dieser weiteren Ausdehnung der Steinkreuzforschung, bei der ich bisher nahezu 3000 Standorte in verschiedenen Teilen Europas karteim?ssig verzeichnen konnte und zahlreiches Nachrichtenmaterial aller Art zusammenbrachte, befestigte sich aber die in der ersten Schilderung angedeutete ?berzeugung, dass zu den Steinen in wirklicher Kreuzesform auch die zahlreichen Steinplatten, S?ulen oder Naturbl?cke zu rechnen sind, die nicht nur ?hnliche Zeichen und Inschriften, sowie einen ?hnlichen Verwitterungsgrad der alten Steinmetzarbeit aufweisen, sondern h?ufig sogar mit den Kreuzen in Gruppen beieinanderstehen .

Wenn ich diese >>Kreuzsteine<<, die ich in meiner fr?heren Schilderung absichtlich nicht aufgenommen, sondern nur mit einigen Bilderbeispielen veranschaulicht und erw?hnt hatte, auch heute nochmals ?bergehe, so bestimmen mich dazu wiederum nur ?usserliche Gr?nde. Die Erfahrung hat n?mlich gelehrt, dass die Erforschung und Aufz?hlung solch schlichter uralter Denkmale nur dann auf die n?tige Genauigkeit Anspruch erheben kann, wenn sie ohne jede Ausnahme nach gleichen Gesichtspunkten und wom?glich von derselben Person untersucht, vermessen und abgebildet werden. Weitaus mehr als die H?lfte aller Mitteilungen, die ich im Laufe der Jahre ?ber angebliche Standorte, Formen und Inschriften von steinernen Kreuzen m?ndlich und schriftlich erhielt, oder sogar in ?lteren gedruckten Ver?ffentlichungen vorfand, stellten sich bei eigener Besichtigung als fehlerhaft, ungenau, ja manchmal sogar als freie Erfindung oder Verwechselung heraus. Infolgedessen nahm ich in mein fr?heres Verzeichnis nur selbstbesuchte und selbstphotographierte Standorte auf und unterschied diese auch ausserhalb Sachsens auf der beigef?gten Karte von 1914 schon durch die Zeichnung.

Wenn diese Unzuverl?ssigkeit der fremden Beobachtung sich bereits bei der ausgepr?gten Kreuzgestalt geltend macht, so w?re sie um so mehr bei Steinen zu bef?rchten, die ohne bestimmte allgemeine Form und ohne genau erkennbare Merkmale draussen in der Natur stehen und die Verwechselung mit alten und neueren Denkzeichen, Grenzmarken, Rainsteinen usw. selbst f?r den Kenner oft recht nahelegen. Nicht immer hat n?mlich eine behauene und herbeigefahrene Platte aus benachbarten Steinbr?chen als Werkst?ck f?r das Ged?chtnismal gedient und noch weniger h?lt sich das eingemeisselte Bild oder die Jahreszahl und Inschrift immer in regelrechten handwerklichen Formen, wie sie z. B. der sch?ne Kreuzstein mit dem Ordensritterkreuz am Kirchweg K?nigsbr?ck-Gr?fenhain vor dem Steinbruch Jenichen aufweist. Oft vielmehr ist, wie bei Gr?nze nur ein roher Findlingsblock der Flur durch ein paar grobe eingehauene Striche hergerichtet worden; gelegentlich sparten sich die alten Denkmalstifter sogar das Herbeischaffen jedes Blockes, und versahen das anstehende Gestein an einer senkrechten Wand oder sonst auf einem auff?lligen Felsgebilde mit irgendeinem Kennzeichen, das demselben Zwecke diente, wie anderw?rts die Steinkreuze. Urkundliche Nachweise ?ber den Grund der Einmeisselungen fehlen hier nat?rlich gleichfalls und somit erscheint ein wirklicher Beweis f?r den Zusammenhang solcher St?cke mit der Steinkreuzsymbolik im allgemeinen vollst?ndig ausgeschlossen. H?chstens im Einzelfall l?sst sich aus der Form der Abbildung, aus ihrem Alter und Verwitterungsgrad oder aus der r?umlichen Vereinigung mit eigentlichen Steinkreuzen auf gleichen Ursprung schliessen. Da ich bei fr?heren Kreuzfahrten auch schon auf diese Kreuzsteine mit geachtet und zahlreiches Material zusammengebracht habe, so werde ich vielleicht sp?ter f?r den s?chsischen Bereich eine besondere Liste aufstellen k?nnen. Anderw?rts, wo sorgf?ltig bearbeitete Platten, Steins?ulen und Radsteine fast ausschliesslich an Stelle des Kreuzes vorkommen, wie in manchen Teilen Norddeutschlands, in B?hmen, in M?hren usw., wurden sie ohnehin schon zum einheitlichen Bestand gez?hlt und verzeichnet.

Dem heutigen ersten Nachtrag, den ich meiner Arbeit zur s?chsischen Steinkreuzforschung folgen lasse, f?ge ich Listen ?ber Nachtr?ge, Ver?nderungen und Neuentdeckungen in gleicher Einteilung und Z?hlung bei, wie sie 1914 begonnen wurden. Auf verschiedene Anregungen hin habe ich auch ein alphabetisches Verzeichnis aller photographischen Abbildungen des vorliegenden und der fr?heren drei Hefte bearbeitet, um die Benutzung der Bildersammlung von hunderteins Nummern zu erleichtern. W?hrend ich fr?her ausschliesslich eigene photographische Aufnahmen der Gr?sse 13 x 18 Zentimeter als Vorlagen liefern konnte, habe ich neuerdings bei entlegenen Fundorten auch einige fremde Bilder verwenden m?ssen. Den drei Urhebern sage ich auch hierdurch verbindlichsten Dank.

Einen besonderen Einblick in die Bedeutung der allgemeinen Volkserinnerung gew?hrt der Fund von Bockwen. Schon 1919 erhielt ich die Mitteilung, dass am Nordrand der Strasse Bockwen-Reichenbach bei Meissen ein versunkenes Kreuz liege. Bei eigener Besichtigung fand ich aber nur einen Stein, der wenige Fingerbreit aus dem Boden herausragte; abgerundet und verwittert aussah, und nicht im geringsten auf eine besondere Gestaltung unter der Erde schliessen liess. Ein paar Jahre sp?ter wurde ich eingeladen, der Ausgrabung des >>Kreuzes<< beizuwohnen und tats?chlich kam aus dem gewachsenen Lehmboden nach mehrsonnt?glicher harter Arbeit das stattliche alte Mal wieder zu Tage. Jahrhunderte m?gen vergangen sein, ehe der schwere Block auf der >>Kreuzwiese<< am Rande der alten Strasse in den festen Grund einsinken konnte und sicherlich ist der Querbalken, ?ber dem bereits wieder Erde und Rasendecke lagerte, auch schon vor vielen Jahrzehnten von der Oberfl?che verschwunden gewesen. Trotzdem war die Kunde von dem Kreuz im Volksged?chtnis mit solcher Sicherheit erhalten geblieben, dass eine Gruppe jugendlicher Helfer planm?ssig mit Schanzzeug von Dresden und Meissen auszog, um den versunkenen Stein zu heben.

Als Gegenst?ck hierzu und als Beispiel eines ver?chtlichen Bubenstreichs schlimmster Sorte sei das sch?ne Steinkreuz im Grossen Garten zu Dresden erw?hnt, das seit undenklichen Zeiten schr?g ?ber eine steinerne Walze gelehnt am Wege lag ; im August 1920 ist es n?chtlicherweile zerschlagen worden. Die staatliche Gartenverwaltung hat zwar die Tr?mmer sorgf?ltig mit Zement zusammengeflickt, das ganze Kreuz aber aus Besorgnis vor neuen Roheiten flach auf den Boden gelegt, so dass es jetzt einen h?chst k?mmerlichen Eindruck macht.

Zu den neuen Funden sei im allgemeinen bemerkt, dass keines der St?cke irgendwie aus dem Rahmen des fr?her festgestellten Bestandes herausf?llt. In Form und Gr?sse, Alter und Zeichnung, Standort und Gesteinsart begegnen uns auch hier die gewohnten Eigenschaften , insbesondere ist weder ein zweiter Radkreuzstein noch sonst ein k?nstlerisch verziertes oder ein ungew?hnlich grosses St?ck dazugekommen.

Mit weniger Gl?ck folgte ich einer ?hnlichen literarischen Spur in Krimmitschau, wo eine ?ltere Generalstabskarte von 1880 ?stlich der Stadt am Weg nach Lauenhain die Einzeichnung >>Das Wetterkreuz<< tr?gt. Die Kirchenchronik enth?lt nichts dar?ber und auch die Suche am Ort 1919 war vergeblich.

Die vier grossen Zeilen, die durch Horizontallinien von den ?brigen getrennt sind, haben sich beiderseits noch auf die stark verst?mmelten Kreuzesarme hinauserstreckt, sind aber bis auf den dritten Buchstaben der dritten Zeile, der ein ~D~ oder ein verkehrtes ~G~ oder ~C~ darstellen soll, ganz tadellos erhalten. Dagegen erscheint die Inschrift am Kreuzfuss unter dem zweiten Horizontalstrich st?rker verwittert. Wahrscheinlich ist das Kreuz jahrhundertelang, wie manches andere, bis zum Querbalken im Waldboden versunken und dem zerst?renden Einfluss der Feuchtigkeit dadurch am Unterteil st?rker ausgesetzt gewesen. Seltsamerweise erscheinen aber innerhalb der zwei Querlinien unter und zwischen den deutlich dastehenden vier Zeilen noch Spuren einer nahezu verwischten Schrift von halber Buchstabengr?sse, so dass man vielleicht annehmen muss, eine ?ltere wortreichere Inschrift sei sp?ter durch eine gr?ssere ?berdeckt worden. Da die Jahreszahl 1592 zweifelsfrei lesbar ist, so kann also dieses Kreuz oder wenigstens seine j?ngere Inschrift mit der Untat von 1492 nicht in Zusammenhang stehen, wiewohl der Name Fritsch, wenn auch mit verwechselter Rolle, hier wiederum vorkommt.

Gleichfalls Dr. Meiches Forschungen im Dresdner Hauptstaatsarchiv verdanke ich die Bemerkung, dass das Kreuz von Boritz schon 1540 urkundlich erw?hnt wird. Bei der Kirche wurden n?mlich >>Zinsen vom Feld unter dem steinernen Kreutz<< vereinnahmt.

Mit diesen Bemerkungen sei die Reihe der tats?chlichen Aufzeichnungen geschlossen und im ?brigen auf die anh?ngenden Verzeichnisse I ~a~, ~b~ und II verwiesen, in denen ich die Erg?nzungen zu meinen Listen von 1914 sowie neue Funde zusammengestellt habe.

Einen Beitrag zur badischen Steinkreuzforschung aus der Feder von Max Walter, Ernsttal, brachten im vorigen Jahre die Heimatbl?tter >>Vom Bodensee zum Main<<. Der Verfasser geht, ebenso wie ich, von der Ansicht aus, dass eine Kl?rung des Steinkreuzproblems erst m?glich ist, wenn durch ?rtliche Vorarbeiten m?glichst alle Fundstellen nach Zahl, Standort, Form, Gestein, Sage und Literatur festgestellt sein werden. Demgem?ss behandelt er das Gebiet des hinteren Odenwalds, jener Dreil?nderecke, die seit etwa hundert Jahren politisch zu Baden, Hessen und Bayern geh?rte und vorher kurmainzisch war. Nicht weniger als dreiundsechzig vorhandene und f?nfzehn verschwundene Steinkreuze lassen sich hier auf verh?ltnism?ssig kleinem Raum feststellen. Auff?llig erscheinen die Versuche zu k?nstlerischer Formgebung und die h?ufige Ausstattung dieser Steine mit fig?rlichen Zeichnungen und Inschriften, die zum Teil auf sp?te Entstehung bis ins achtzehnte Jahrhundert verweisen.

Bei den ausf?hrlichen Deutungsversuchen lehnt Walter, genau wie ich es f?r Sachsen getan habe, die Annahme von Grenz- und Hoheitszeichen auch auf Grund der dortigen Befunde rundweg ab; ebenso erscheint die Frage von Gerichts-, Markt- und Wegweiserkreuzen unhaltbar. Das Schwergewicht wird auch hier auf den Zusammenhang mit blutiger Tat, mit dem S?hnegedanken, mit religi?sem Ursprung und dem Zwecke des sp?teren Bildstocks oder Martels gelegt.

In besonderen Abschnitten bespricht er die Standorte, die Gr?sse und Gesteinsart, die Ausstattung, die Sagen und ?berlieferungen, sowie die Urkunden, deren sechs neue Beispiele abgedruckt sind. Zwei Zusammenstellungen nach Landkreisen und alphabetischer Folge weisen den stattlichen Bestand von f?nfhunderteinundvierzig schlesischen Steinkreuzen an vierhundertacht verschiedenen Orten, sowie dreiundvierzig verschwundene St?cke nach. Ortsbeschreibung, Gr?ssenmasse und Gesteinsart vervollst?ndigen die Listen, und dreizehn Tafeln mit einfachen Strichzeichnungen veranschaulichen das Aussehen und die Einkerbungen von vierhundertvierunddreissig dieser Steine.

Alles in allem verk?rpert gerade diese Arbeit trotz ihres relativ geringen Umfanges eine Unsumme von M?he und Sammelt?tigkeit und bildet einen wertvollen abgeschlossenen Beitrag zu den deutschen provinzialen Forschungen.

Nur nebens?chlich ist von Steinkreuzen und von einzelnen s?chsischen St?cken in einem Werke des Pr?laten Dr. Franz P?icryl >>Denkmale der Heiligen Konstantin und Methodius in Europa<< die Rede. Das deutsch geschriebene Buch ist nach verschiedener Richtung bemerkenswert und gr?ndet sich auf dreissigj?hrige Reisen und Studien, die der geistliche Herr aus pers?nlichem Interesse unternommen hat. Es ist eigentlich ein echtes Heimatschutzwerk slawischen Inhalts mit allen Vorz?gen und allen Schw?chen einer fleissigen Dilettantenarbeit. Dagegen muss die Darstellung hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Geltung mit Vorbehalt behandelt werden und erfordert eine besonders kritische Betrachtung, weil ihr Verfasser, als Diener der orthodoxen Kirche durch das Dogma des Glaubens von vornherein in seinem freien Urteil ?ber die Geschehnisse stark beengt erscheint und mit seinen Schilderungen offensichtlich eine Verherrlichung slawischer Kulturanf?nge verfolgt.

Die Frage der alten Steinkreuze, die uns hier an dem Buch allein interessiert, ist durchaus einseitig vom kirchlich-legend?ren Standpunkt aus behandelt. Wie fast alle ?brigen Altert?mer im slawischen Sprachgebiet, so bringt der Verfasser auch s?mtliche Steinkreuze, die er auf seinen Reisen antraf oder sonstwie in Erfahrung brachte, ohne weiteres mit den beiden Slawenaposteln in Verbindung. Selbst der Name >>Heilige Quelle, Heiliges Wasser, Heiliger See, Heiliger Hain<<, der allerorten einmal wiederkehrt, gen?gt ihm als Beweis, dass Cyrill und Methodius dort die Heiden getauft und das Christentum verk?ndet haben. Weder hier noch bei Kirchen- und Klosterbauten aus ?lterer Zeit wird auch nur der geringste Versuch gemacht, einen geschichtlichen Nachweis irgendwelcher Art zu erbringen. Ohne weitere allgemeine oder einzelne Begr?ndung behandelt er infolgedessen auch jedes alte Steinkreuz als Zeugnis daf?r, dass einer der Heiligen an der Stelle geweilt und gepredigt oder wenigstens auf Missionsreisen vor?bergekommen sei. Bei dieser vorgefassten Meinung erw?hnt er nicht einmal die n?chstliegende und offenkundige Tatsache, dass jene Kreuzsteine nur in gewissen Gegenden vom Volksmunde als Cyrill- und Methodiuskreuze bezeichnet werden.

Anderseits gibt er aber ebensowenig die erforderlichen Erkl?rungen daf?r, dass genau die gleichen Steinkreuze weit ?ber den geschilderten Wirkungskreis der Slawenapostel in ganz Europa von Spanien bis zum Kaukasus, von Norditalien bis in den hohen Norden, ja vielleicht sogar auf brasilianischem Boden in S?damerika zu finden sind; er gibt auch keine Deutung f?r ihre Mannigfaltigkeit an Gr?sse, Alter, Form, Inschrift und Waffenschmuck, die einen gemeinsamen kirchlichen Ursprung um 800 nach Christi v?llig in Frage stellt. Das Vorhandensein von mehreren hundert deutscher und slawischer Urkunden aus dem zw?lften bis siebzehnten Jahrhundert l?sst dagegen mindestens f?r einen erheblichen Teil dieser vermeintlichen >>Cyrill- und Methodiussteine<< einen weit sp?teren und viel weltlicheren Ursprung vermuten.

Der orthodoxe Pr?lat Dr. P?icryl verf?llt bei seiner Behandlung der Steinkreuzfrage also in denselben Fehler, wie der s?chsische evangelische Pfarrer Helbig, der 1906 auf Grund einer engbegrenzten Kenntnis von etwa hundert s?chsischen Steinkreuzen, die Theorie verfocht, sie als Grenzzeichen kirchlicher Hoheitsgebiete hinzustellen. Er schwieg sich bis heute ?ber dieselben Fragen aus, an denen die slawische Heiligenlegende scheitert. Nachdem die Zahl der bekannten s?chsischen Steinkreuze aber durch weitere Forschungen mehr als verdreifacht ist und noch viele Tausend gleichartiger Denkm?ler in Europa verzeichnet worden sind, ist es mit der einst heissumstrittenen Grenzzeichentheorie von selber zu Ende gegangen. In ?hnlicher Weise f?llt also die Annahme Dr. P?icryls, dass seine f?nfzig Kreuze in M?hren, B?hmen und Sachsen samt und sonders auf Cyrill und Methodius hinweisen sollen, auch in sich zusammen, falls sich der Verfasser nicht mit den ?brigen europ?ischen und ?berseeischen Funden und mit den widersprechenden urkundlichen Belegen in wissenschaftlich einwandfreier Weise auseinandersetzt.

Dass die ?brige Behandlung der Steinkreuzfunde bei so unsicherer Grundlage keinen allzugrossen geschichtlichen Wert beanspruchen kann, mag nach einigen Beispielen beurteilt werden, die ich aus bekannten s?chsischen Gegenden w?hle, die aber nat?rlich auch anderw?rts zu erg?nzen w?ren. So ist folgendes zu lesen, S. 118: >>Nach den Denkmalen zu urteilen, begab sich das heilige Bruderpaar um den Cernoboh ?ber L?bau nach Bautzen.<< - S. 122: >>Zwischen Flins bei Bautzen und dem Heiligen See bei Kamenz fand ich zehn Steinkreuze, die von der liebevollen Aufnahme der heiligen Slawenapostel Zeugnis ablegen.<< - S. 126: >>Mit dem Steinkreuz in Arnsdorf und dem Steinkreuz vor Zittau ist die R?ckreise der heiligen Slawenapostel nach Welejrad angedeutet.<< - S. 130: >>Steinkreuze bezeichnen den apostolischen Weg des heiligen Methodius von Lebus nach Dresden.<< - Auf diese Weise w?rden sich auf der s?chsischen Steinkreuzkarte, die meinen ersten Ver?ffentlichungen in Heft 6 von 1914 beilag, die verschiedensten Missionsreisen im Zickzackkurs einzeichnen lassen.

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