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Munafa ebook

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Words: 164435 in 33 pages

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Diesseits

Erz?hlungen von Hermann Hesse

S. Fischer, Verlag, Berlin 1907

Alle Rechte, besonders das der ?bersetzung, vorbehalten. Published, April 5, 1907. Privilege of copyright in the United States reserved under the act approved March 3, 1905 by S. Fischer, Verlag, Berlin.

Meiner lieben Frau Mia

Inhalt

Aus Kinderzeiten Seite 9 Die Marmors?ge >> 47 Heumond >> 109 Der Lateinsch?ler >> 185 Eine Fussreise im Herbst >> 253

Aus Kinderzeiten

Der ferne braune Wald hat seit wenigen Tagen einen heiteren Schimmer von jungem Gr?n; am Lettensteg fand ich heute die erste halberschlossene Primelbl?te; am feuchten klaren Himmel tr?umen die sanften Aprilwolken und die weiten, kaum gepfl?gten ?cker sind so gl?nzend braun und breiten sich der lauen Luft so verlangend entgegen, als h?tten sie Sehnsucht, zu empfangen und zu treiben und ihre stummen Kr?fte in tausend gr?nen Keimen und aufstrebenden Halmen zu erproben, zu f?hlen und wegzuschenken. Alles wartet, alles bereitet sich vor, alles tr?umt und sprosst in einem feinen, z?rtlich dr?ngenden Werdefieber -- der Keim der Sonne, die Wolke dem Acker, das junge Gras den L?ften entgegen. Von Jahr zu Jahr steh' ich um diese Zeit mit Ungeduld und Sehnsucht auf der Lauer, als m?sste ein besonderer Augenblick mir das Wunder der Neugeburt erschliessen, als m?sse es geschehen, dass ich einmal, eine Stunde lang, die Offenbarung der Kraft und der Sch?nheit ganz s?he und begriffe und miterlebte, wie das Leben lachend aus der Erde springt und junge grosse Augen zum Lichte aufschl?gt. Jahr f?r Jahr auch t?nt und duftet das Wunder an mir vorbei, geliebt und angebetet -- und unverstanden; es ist da und ich sah es nicht kommen, ich sah nicht die H?lle des Keimes brechen und den zarten ersten Quell im Lichte zittern. Blumen stehen pl?tzlich allerorten, B?ume gl?nzen mit lichtem Laube oder mit schaumig weisser Blust, und V?gel werfen sich jubelnd in sch?nen Bogen durch die warme Bl?ue. Das Wunder ist erf?llt, ob ich es auch nicht gesehen habe, W?lder w?lben sich und ferne Gipfel rufen, und es ist Zeit, Stiefel und Tasche, Angelstock und Ruderzeug zu r?sten und sich mit allen Sinnen des jungen Jahres zu freuen, das jedesmal sch?ner ist als es jemals war, und das jedesmal eiliger zu schreiten scheint. -- Wie lang, wie unersch?pflich lang ist ein Fr?hling vorzeiten gewesen, als ich noch ein Knabe war!

Und wenn die Stunde es g?nnt und mein Herz guter Dinge ist, leg ich mich lang ins feuchte Gras oder klettere den n?chsten t?chtigen Stamm hinan, wiege mich im Ge?ste, rieche den Knospenduft und das frische Harz, sehe Zweigenetz und Gr?n und Blau sich ?ber mir verwirren und trete traumwandelnd als ein stiller Gast in den seligen Garten meiner Knabenzeit. Das gelingt so selten und ist so k?stlich, einmal wieder sich dort hin?berzuschwingen und die klare Morgenluft der ersten Jugend zu atmen und noch einmal, f?r Augenblicke, die Welt so zu sehen wie sie aus Gottes H?nden kam und wie wir alle sie in Kinderzeiten gesehen haben, da in uns selber das Wunder der Kraft und der Sch?nheit sich entfaltete.

Ich bin wahrlich heute und jeden Tag der Welt und meines Lebens froh, aber auch ein Gl?cklicher kann sich den Glanz nicht v?llig bewahren, den sein Auge in Kinderzeiten ?ber der Erde sah. Da stiegen die B?ume so freudig und trotzig in die L?fte, da spross im Garten Narziss und Hyazinth so glanzvoll sch?n; und die Menschen, die wir noch so wenig kannten, begegneten uns zart und g?tig, weil sie auf unserer glatten Stirn noch den Hauch des G?ttlichen f?hlten, von dem wir nichts wussten und das uns ungewollt und ungewusst im Drang des Wachsens abhanden kam. Was war ich f?r ein wilder und ungeb?ndigter Bub, wieviel Sorgen hat der Vater von klein auf um mich gehabt und wieviel Angst und Seufzen die Mutter! -- und doch lag auch auf meiner Stirne Gottes Glanz, und was ich ansah, war sch?n und lebendig, und in meinen Gedanken und Tr?umen, auch wenn sie gar nicht frommer Art waren, gingen Engel und Wunder und M?rchen geschwisterlich hin und wider. Das geht doch nicht ganz verloren, und wenn einer seine Kindheit lieb hat und sich je und je bei ihr zu Gaste ladet, den Staub von sich streift und sich ohne Gedanken wieder in ihre Wildnisse verliert, der h?rt noch einmal Quellen reden und Wolken singen, sieht das Licht der Sonne g?tig sich zur Erde neigen und alle Dinge mit einem Duft von Sch?nheit und M?rchen umgeben. Und viel reicher und m?chtiger und sch?ner k?nnten wir alle sein, wenn wir h?ufiger auf jenen Pfaden gingen und fester an dem goldenen Bande hielten, das uns mit der Kindheit und mit allen Quellen unserer Kr?fte zusammenh?lt.

Mir ist aus Kinderzeiten her mit dem Geruch des frischgepfl?gten Ackerlandes und mit dem keimenden Gr?n der W?lder eine Erinnerung verkn?pft, die mich in jedem Fr?hling heimsucht und mich n?tigt, jene halbvergessene und unbegriffene Zeit f?r Stunden wieder zu leben. Auch jetzt denke ich daran und will versuchen, wenn es m?glich ist, davon zu erz?hlen.


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