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Munafa ebook

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Words: 9309 in 2 pages

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Einiges aus der Geschichte der Astronomie im Alterthum.

Rede zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Deutschen Kaisers K?nigs von Preussen

gehalten an der Christian-Albrechts-Universit?t am 17. M?rz 1883

Dr. Friedrich Blass

ordentlichem Professor der classischen Philologie.

Kiel 1883. Zu haben in der Universit?ts-Buchhandlung. Druck von Schmidt & Klaunig.

Hochansehnliche Versammlung!

Hochverehrte Anwesende! Die Universit?ten, als die Pflegerinnen der Wissenschaft, und nicht zum wenigsten unsre Christian-Albrechts- Universit?t, haben noch ganz besondre Ursache zum Dank und zur Freude. Was unsre Universit?t dem deutschen Reiche und seinem erhabenen Begr?nder verdankt, steht zum Theil sichtlich vor unsern Augen. Das neue deutsche Reich hat sich alsbald angeschickt, auch die deutsche Wissenschaft in allen ihren Theilen zu pflegen und zu f?rdern. Zwar ist die Wissenschaft international, aber eben darum ein Gegenstand edlen Wettstreites unter den Nationen, und wenn wir Deutschen schon vorher, ehe wir ein geeinigtes Volk wurden, viel Ruhm und Ehren in diesem Wettstreite erlangt haben, so ziemt es sich jetzt vollends, nicht zur?ckzubleiben. So waren denn auch im verflossenen Jahre, durch die F?rsorge der Regierung Sr. Majest?t, die deutschen Schiffe und die deutschen M?nner der Wissenschaft auf den fernsten Punkten des Erdballs zur Stelle, als es galt, die seit mehr als zweitausend Jahren von der Wissenschaft gesuchte Entfernung des Himmelsk?rpers, von dem die Erde ihr Licht und ihre W?rme empf?ngt, durch Beobachtung des Venusdurchganges endlich genau zu ermitteln. Es entspricht dem Gebrauche bei Feierlichkeiten, wie die heutige, wenn ich an dies vielbesprochene Ereigniss des letzten Jahres eine kurze r?ckschauende Betrachtung ankn?pfe. Die Wissenschaft ist wohl immer in rastlosem Vordringen zur Erforschung der Geheimnisse der Natur und des Geistes begriffen, aber daneben ist sie ebenso bestrebt, nach r?ckw?rts die Verbindung mit den vergangenen Geschlechtern zu erhalten und deren Arbeit und Thun sich zu vergegenw?rtigen. Wie der einzelne Mensch die Erinnerungen aus seinem Einzelleben pflegt, so die Wissenschaft die aus dem Gesammtleben der ganzen Menschheit.

Eine solche r?ckschauende Betrachtung der Entwickelung der astronomischen Wissenschaft muss nun, wenn sie bis an die Anf?nge reichen will, ?ber die Grenzen der christlich-europ?ischen Cultur weit zur?ckgehen. Denn die Astronomie ist ?lter als diese und zeigt schon durch ihre Namen und Kunstausdr?cke, dass sie von andern Nationen und Zeiten her ?berliefert worden ist. Ausdr?cke wie Zenith, Sternnamen wie Aldebaran sind arabisch; Sirius und Orion und die ganze Menge der mythologischen Figuren am Himmel, und dazu Bezeichnungen wie Pol, Ekliptik und so fort, sind griechisch, ebenso der Name der Wissenschaft. Neben diesen Spuren, welche die Griechen und die sie abl?senden Araber hinterlassen haben, zeigt die F?lle lateinischer Bezeichnungen, als ?quator, Meridian, Venus, dass die R?mer auch in dieser Beziehung die ?bermittler der griechischen Wissenschaft an das Abendland geworden sind. Diese lateinischen Bezeichnungen sind eben aus dem Griechischen ?bersetzt, gleich wie andre deutsche, als z. B. Tag- und Nachtgleiche, aus dem Lateinischen ?bersetzt sind; gehen wir nun aber noch weiter zur?ck, so finden wir, dass wie die lateinischen Planetennamen ?bersetzungen aus den griechischen G?tternamen, so auch diese griechischen selbst wieder ?bersetzungen sind, und dass wir mit den Griechen noch nicht die ersten Anf?nge erreicht haben. Diese sind vielmehr bei den orientalischen Nationen, den ?gyptern und Chald?ern, und zumal bei den letzteren, denen in der That ein keineswegs geringer Bestand verdankt wird. Die Namen der Planeten sind urspr?nglich die babylonischer G?tter, an deren Stelle die Griechen entsprechende aus ihrer eigenen G?tterlehre setzten; daher sind dann auch, durch weitere ?bersetzung aus einer Sprache in die andere, die Namen unsrer Wochentage gekommen. Babylonisch ist auch die Eintheilung des Thierkreises in 12 Zeichen und die Benennung dieser Zeichen; die Eintheilung des Tages in zweimal zw?lf Stunden, statt in irgend welche andre Zahl, und die der Himmelskreise in sechsmal 60 Grade und des Grades in 60 Minuten; ?berall herrscht hier die Zahl sechs mit ihren Produkten, wie vor Tausenden von Jahren so noch heute. Und doch d?rfte man nicht wohl von einer eigentlichen Wissenschaft der Astronomie bei den Chald?ern reden. Ich las k?rzlich den Ausspruch eines bedeutenden Mathematikers, dass die Naturwissenschaften ?berhaupt nur in dem Masse wirklich als Wissenschaft gelten k?nnten, als sie mathematisch geworden seien. Ob nun dies bei den anderen Naturwissenschaften zutrifft, kommt mir nicht zu zu entscheiden; unbestreitbar aber gilt es von der Astronomie. Auch gen?gt nicht das Z?hlen und Rechnen, welches die Chald?er auf Grund jahrhundertelanger Beobachtung zur Bestimmung der Umlaufszeiten der Planeten handhabten. Das war wohl Material f?r wissenschaftliche Astronomie, aber nicht diese selbst, und die Chald?er sind mit ihren Mitteln und ihrer Methode nicht einmal zu der Erkenntniss gekommen, dass die Erde eine Kugel ist. Was sie aufbauten und ausbildeten, war vielmehr die Pseudowissenschaft der Astrologie, verm?ge deren sie freilich einen merkw?rdigen Einfluss nicht nur auf Griechen und R?mer, sondern indirekt auch auf die modernen Nationen bis ins 17. Jahrhundert ausge?bt haben. Mit Recht also sagt ein Sch?ler Platons, dass die Griechen hier wie sonst zwar die Anregungen und Anf?nge von den Barbaren ?berk?men, aber das Empfangene dann viel sch?ner auszugestalten w?ssten. Die Chald?er blieben in der Astrologie stecken, die wissenschaftliche, mit der Mathematik aufgebaute Astronomie ist, wie die Mathematik selbst, eine Sch?pfung der Griechen.

Nachdem nun in der pythagoreischen und demn?chst auch in der platonischen Schule das astronomische Problem so gestellt war, entstand ein Eifer es zu l?sen, der die ganze Frische einer jungen Wissenschaft zeigt. Man ging dabei im allgemeinen, wie auch nat?rlich war, von der Annahme aus, dass das Ruhen der Erde kein blosser Schein sei, dass also der Himmel sich bewege. ?ber die Kugelgestalt der Erde war man sich damals schon fast oder v?llig einig; um diese Kugel herum nun dachte man sich andre Kugeln gelegt, zun?chst die, mit der sich der Mond bewege, dann weiter die Kugeln oder Sph?ren der Planeten, worunter auch der Sonne, und schliesslich alle umfassend die Sph?re des Fixsternhimmels. Diese letztere bewege sich, alle eingeschlossenen Sph?ren mit sich reissend, alle 24 Stunden einmal von Osten nach Westen um die Weltachse herum; die eingeschlossenen Sph?ren aber h?tten ausserdem jede ihre eigenth?mliche Bewegung, in entgegengesetzter Richtung und um eine anders liegende Achse, die der Ekliptik. Von diesen Annahmen nun, die im ganzen Alterthum herrschend geblieben sind, war keine in dem Masse unwahrscheinlich und unglaublich, wie die t?gliche Bewegung des Fixsternhimmels, zumal da man schon fr?h mehr und mehr den ungeheuer weiten Abstand der Himmelsk?rper zu ahnen begann. Und ferner lag doch auch die ?berlegung nahe, dass man den thats?chlichen Erscheinungen durch die Annahme einer t?glichen Umdrehung der Erde um ihre Achse nicht minder gerecht werden k?nne. Wirklich ist diese Ansicht sowohl in der pythagoreischen wie in der platonischen Schule aufgestellt worden, in letzterer von Herakleides dem Pontiker; aus ersterer werden die Syrakusier Hiketas und Ekphantos genannt, bei denen, und speziell bei Hiketas, auch die Priorit?t zu suchen ist. Andere Pythagoreer hatten eine eigenth?mliche Lehre von einem uns stets unsichtbaren Centralfeuer, um welches Erde, Sonne und Planeten kreiseten; die t?gliche Umdrehung des Himmels wurde auch hierdurch beseitigt. Platon selbst gebraucht an einer Stelle von der Erde, die er in den Mittelpunkt des Weltalls setzt, einen mehrdeutigen Ausdruck, den man schon im Alterthum auf Achsendrehung bezogen hat: aber da er daneben unzweideutig die Drehung des Himmels lehrt, so ist f?r Achsendrehung in seinem System keine Stelle. Aristoteles aber sucht jegliche Bewegung der Erde als unstatthaft nachzuweisen, aus Gr?nden der ?usserst mangelhaften antiken Physik, welche auf die Entwickelung der Astronomie einen sehr ?blen Einfluss ausge?bt hat. Indem man sich die Welt als einheitliches Ganzes aus den vier oder f?nf Elementen construirte, wies man denselben ihren Platz je nach der Schwere n?her dem Mittelpunkte oder ferner von demselben an; also musste die Erde in der Mitte sein, die Gestirne aber, welche von dieser fern und ferner kreiseten, aus den leichtesten Elementen, dem Feuer und ?ther, bestehen. Und auch gegen eine Achsendrehung der Erde hat Aristoteles seine physikalischen Gr?nde. Es waren ?berhaupt wahre Berge von Vorurtheilen zu ?berwinden, und das Verwunderliche ist schliesslich nicht, dass man im allgemeinen sich nicht entschloss die Erde zu bewegen, sondern dass Einzelne doch trotz aller Vorurtheile dies thaten. Von demselben Herakleides und den Pythagoreern lesen wir auch, dass sie den Mond und die Sterne f?r besondre Welten gleich der Erde hielten, jeden wie diese von seiner Atmosph?re umschlossen, und von Herakleides allein, dass er wenigstens zwei der Planeten, den Merkur und die Venus, nicht um die Erde, sondern um die Sonne kreisen liess. Das sich hieraus ergebende Weltsystem, nicht un?hnlich dem zur Vermittelung zwischen dem antiken und dem coppernicanischen von Tycho de Brahe aufgestellten, nannte man sonst wohl das ?gyptische, indem man die Stelle eines sp?ten lateinischen Autors dahin missverstand, als h?tten die ?gypter dies gelehrt. Es findet sich aber bei einem andern sp?ten Lateiner dies System ohne weiteres als das richtige vorgetragen, woraus zu schliessen, dass dasselbe auch nach Herakleides Vertreter gefunden hat; denn es ist gleich undenkbar, dass jener Autor es aus sich erfunden, wie dass er es aus dem alten Herakleides entnommen h?tte. Die Sache ist die, dass diese beiden inneren Planeten aus sehr einfachen Gr?nden sich immer nahe der Sonne zeigen, weswegen auch, bei der anscheinend mit der Sonne gleichen Umlaufszeit, die Vertreter des gew?hnlichen Weltsystems fortw?hrend stritten, ob die Sonne oder diese Planeten, und ob Merkur oder Venus h?her stehe. Herakleides' Aufstellung also bildet den Anfang des die Sonne ins Centrum setzenden, sogenannten heliocentrischen Systems, welches bald seine vollere Ausbildung erhalten sollte.


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