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Read Ebook: Michelangelo Gedichte und Briefe In Auswahl herausgegeben von R. A. Guardini by Michelangelo Buonarroti Guardini Romano Editor Grasberger Hans Translator Guardini Romano Translator Hasenclever Sophie Translator Jacobson Bettina Translator Witte Johann Heinrich Friedrich Karl Translator
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 470 lines and 43857 words, and 10 pagesHerr, hatte je ein altes Sprichwort Wert, So hat es dies: Wer kann, der will noch nicht. Auf hohle Reden legtest du Gewicht Und hast mit Gunst der Wahrheit Feind geehrt. Stets hab' ich mich in deinem Dienst bew?hrt, Dein, wie der Sonne ihrer Strahlen Licht; Doch, wenn ich Zeit verloren, r?hrt's dich nicht, Und schaltest mehr, je mehr ich m?hbeschwert. Mein Hoffen hatt' ich ganz auf dich gestellt, Nur war ein gutes Schwert und rechte Wage Mehr angebracht als hohles Echowort. Doch wahrer Tugend wert h?lt diese Welt Der Himmel nicht, will er, dass Fr?chte trage Ein hohler Baum f?r uns, der schon verdorrt. AN GIOVANNI DI PISTOJA. Schon wuchs ein Kropf mir bei den Qu?lerei'n, Wie's Katzen in der Lombardei geschieht Vom Wasser, , Denn in den Bauch dr?ckt schon das Kinn sich ein. Der Bart starrt aufw?rts, der Ged?chtnisschrein Liegt im Genick; wie bei Harpyien flieht Die Brust, und ?bers Antlitz tr?pfelnd zieht Der Pinsel Mosa?ken reich und fein. Die Lenden sind mir in den Wanst gespannt, Dagegen ward mein Hinterteil zur Kruppe; Unsichern Schritts, ein Blinder, wanke ich. Vorn nimmt die Haut in Falten ?berhand, Und hinten spannt sie ?ber harter Kuppe, Denn wie ein Syrerbogen kr?mm' ich mich. So geht auch wunderlich Und falsch das Urteil aus dem Hirn hervor, Denn schlecht nur f?hrt ein Schuss aus schiefem Rohr. Such' nun, o Freund, hervor, Was noch f?r meine toten Bilder spricht! Schlecht ist mein Platz, zum Malen taug' ich nicht! SPOTTGEDICHT. So s?ss wie Mus ist dein Gesicht, o Sch?ne, So glatt, als w?r' ein Schnecklein drauf spaziert, Wie R?ben zart; es gleichen deine Z?hne Den Pastinaken, und dein Auge stiert So wie die Theriakpflanze gr?n; ich w?hne, Durch solchen Glanz wird selbst ein Papst verf?hrt. Wie Zwiebeln weiss und blond sind deine Haare! Erbarm' dich schnell, sonst lieg' ich auf der Bahre! So rasch, so k?hn, mit Lug und Trug im Bunde Ist meine Freundin, dass sie Huld versprochen Im Augenblick, da sie mein Herz durchstochen, Und schon das Eisen steckte in der Wunde. Ach, zu derselben Stunde Durchw?rmt mich Leben, da mich Tod durchschauert! Die bange Seele trauert, Denn wenn dies Schwanken dauert, Besiegt der Tod das Leben. Mehr vernichtet Das B?se, als das Gute heilt und schlichtet. Gen?ss' ich mindre Gnade, Dann reichte wohl zum Leben meine Kraft, Nun aber ist erschlafft Durch Z?hren, die in Doppelb?chen fliessen, Mein Herz und krank vom Tr?nenbade. So muss das hohe Gl?ck die Schw?che b?ssen! Kein Weiser will geniessen, Wozu die Kraft ihm fehlet, Denn Wonne ohne Mass erdr?ckt hienieden. Ein stilles Gl?ck wird spriessen, Vom Friedenshauch beseelet, Dem Herzen, das in Demut sich beschieden. Nicht bringt, was andern ziemt, auch mir den Frieden; Giebst dem, der nur um kleinen Lohn gebeten, Das H?chste du, so wird das Gl?ck ihn t?ten. Wenn sich die Schmerzen, die mein Antlitz tr?ben, Dir, teure Herrin, zeigen, So scheinen sie zu steigen In gleichem Mass, wie in dem deinen, lieben, Das frei von Gram geblieben, Die Reize sich erh?h'n; durch meine Leiden Will Amor dich Geliebte noch versch?nen; Da Ruhm dir bringt solch Lieben, So duld' ich denn mit Freuden. Macht schon mein Gram dich sch?n, wie erst mein Sterben! Und doch, wenn meine Tr?nen, Die Glanz und Reiz erh?h'n in deinen Z?gen, Einst durch den Tod versiegen, So bringt mein Tod statt Ehre dir Verderben. Nun will ich nicht mehr sterben, Nein, dulden will ich gern in deiner N?he, Denn s?ss ist Gram, der solche Sch?nheit n?hret; Wem sie zu schau'n bescheret, Der tr?gt ja leicht zugleich ein grosses Wehe. Der goldne Kranz, sieh, wie er voll Entz?cken Das blonde Haar mit Bl?ten rings umf?ngt, Es darf die Blume, die am tiefsten h?ngt, Den ersten Kuss auf deine Stirne dr?cken. Wie freudig das Gewand den langen Tag Sich um die Schultern schliesst und wieder weitet Am Hals, zu dem das Haar herniedergleitet, Das dir die Wangen gern ber?hren mag. Sieh aber hier, wie mit verschr?nkten Schn?ren Nachgiebig und doch eng das seidne Band Begl?ckt ist, deinen Busen zu ber?hren. Der G?rtel spricht: Lass mich die Lust geniessen, Dass ewig meine Haft dich so umspannt -- Wie w?rden da erst Arme dich umschliessen! Weil man wie Seelenzwang, Erscheint sie auch als Labe, Die Gunst empfindet, sich gebunden glaubt, So klagt mein Freiheitsdrang Ob deiner werten Gabe Mehr noch, als h?tte mich ein Dieb beraubt. Und kann zum Strahlenhaupt Der Sonne ungeschw?cht kein Auge dringen, Das doch erstarken m?sst' bei solchem Wagen, So m?chte kraftberaubt Nicht mein Verm?gen sein, dir Dank zu bringen. Oft muss vorm ?berfluss der Mangel zagen, Und jener wieder ?ber diesen klagen: Denn Liebe will nur solche Freunde nennen, ! die gleich an Gl?ck und K?nnen. Mit deinem Griffel, deinen Farbent?nen Hast gleich die Kunst du der Natur gemacht, Ja ?bertroffen sie zum Teil an Macht, Da f?hig du, ihr Sch?nes zu versch?nen. Doch heut erst wird vollst?nd'ger Sieg dich kr?nen, Dich, der auf h?h're Werke jetzt bedacht, Denn deine Schrift erhellt des Grabes Nacht Und gibt Unsterblichkeit den Erdens?hnen. Ob auch die Kunst oft die Natur bezwungen, Ob Jahre ihre Werke nicht verletzen, Sie hindert's nicht, dass alle einst zerst?uben. Du aber, Taten singend, die verklungen, Du, Tote weckend trotz Naturgesetzen, Wirst du und werden sie lebendig bleiben. Ein Maultier, Kerzen, wahre Zuckermassen! So ?ber mein Verm?gen handelt Ihr, Dazu die grosse Flasche Malvasier, Dass ich Sankt Michael muss die Wage lassen. Zu sch?nes Wetter l?sst kein L?ftchen blasen: Das Segel h?ngt, der Kurs entschwindet mir, Mein schwaches Schifflein scheint ein Splitter schier, Den wilden Meeresfluten ?berlassen. Erw?g' ich Eure Gaben, Eure G?te Und Speis' und Trank und freundliches Bedenken, Dass man auf Reisen sorglich mich beh?te, -- Dann w?rde sich mein Dank auf nichts beschr?nken, Selbst wenn ich Euch mich selbst als solchen biete, Denn eine Schuld bezahlen, heisst nicht schenken. AUS DEN STANZEN ZUM LOB DES LANDLEBENS. Der Riese Stolz bl?ht sich so hoch, dass nimmer Er uns im Staub gewahrt; manch sch?ne Stadt Zermalmt mit plumpen Sohlen er in Tr?mmer; Zur Sonne will er schaffen sich den Pfad, So baut er Turm auf Turm, doch ihren Schimmer Sah er noch nie, da nur ein Aug' er hat, Und dies ihm an der Ferse sitzt. Im Wahne Durchrast die Himmel er gleich dem Orkane. Die Berge sind den Sohlen jenes H?nen, Was uns ein Sandkorn ist. Der Drachen Brut Birgt sich in seinem Fell und neben ihnen Erscheint der Walfisch in der Meeresflut Wie eine Fliege klein. Es schreckt den K?hnen Nur eins: Wenn sich erhebt der St?rme Wut Und Staub und Halme wirbelnd aufw?rts sendet, Sein einzig' Auge durch den Qualm ihm blendet. Auch eine tr?ge Alte ist ihm teuer, Die grosse Amme seiner Ungestalt, Sie n?hrt in ihm der wilden K?hnheit Feuer, Sie reizt ihn an zu Frechheit und Gewalt. Wohnt nicht das Weib bei diesem Ungeheuer, So birgt es sich im tiefsten Felsenspalt. Geht m?ssig er, hockt sie in dunkler Kammer Und schickt dem Volke Hungersnot und Jammer. Im Busen, aus dem alle ?bel stammen, Tr?gt sie das Zeichen ihres Herrn; die Qual Des N?chsten m?stet sie, sie schrumpft zusammen Bei andrer Gl?ck, die Gier stillt ihr kein Mahl; Sie peinigt alle mit des Hasses Flammen Und liebt, o Wunder, selbst sich nicht einmal. Ihr Arm ist Eisen, Stein das liebeleere Das eis'ge Herz; sie schlinget Berg und Meere. Und beider Kinder -- sieben sind's -- durchfliegen Die Welt von Pol zu Pol, ein H?llenchor; Nur die Gerechten wollen sie bekriegen, Sie schliessen auf und zu des Abgrunds Tor, Denn Beute bringen sie nach grossen Siegen; Unz?hl'ge Arme strecken sie hervor, Um nach und nach die Seelen ganz zu binden Wie Eupheuranken einen Turm umwinden. EPITAPHIEN. O f?hlest du mit mir, der hier im Staube Verschlossen ruht, der Welt entr?ckt, Erbarmen, So spare deine Tr?nen f?r die Armen, Die leben, wechselndem Geschick zum Raube. Warum ergreifst du Tod nicht m?de Greise, Warum soll ich in meiner Bl?te sterben? "Weil das, was altert in der Welt Verderben, Nicht aufschwebt und nicht weilt im Himmelskreise." Nicht mordete mit hoher Jahre Waffen Der Tod die Sch?nheit, die der Staub hier deckt, Er nahm sie schnell, auf dass sie unbefleckt Zum Himmel kehre, sch?n wie sie geschaffen. Geboren war ich erst vor kurzer Frist, Als man mich hier begrub; so schnell entf?hret Der Tod mich, dass der freie Geist kaum sp?ret, Wie sehr sein Zustand jetzt verwandelt ist. Nicht gab der Himmel meiner Reize F?lle, Die Vielen er zum Schmuck f?r mich entriss, Durch meinen Tod zur?ck, da ich gewiss Am j?ngsten Tag mich kleid' in gleiche H?lle. Man glaubt mich tot, der ich gelebt zum Frommen Der Welt, im Busen tragend tausend Seelen, Die mich geliebt; wie kann mir Leben fehlen, Da eine Seele nur der Tod genommen? O w?rden Fleisch und Blut f?r meine Knochen -- Dass ich aufs neue lebte -- eure Tr?nen, Dann w?r' aus Mitleid hart, wer weint; sein Sehnen Zw?ng' mich zur?ck ins Joch, das ich zerbrochen. Dass ich gelebt, weiss nur mein Leichenstein, Und denkt ein Mensch an mich, dann d?nkt's ihn gar Wie Traum; so wirkt der Tod, dass das, was war, Erscheint, als k?nnt' es nie gewesen sein. Ich, Braccio von Geschlecht, sah, seit in Schmerzen Zur Welt ich kam, nur kurze Zeit den Tag; Nun bin ich hier, wo gern ich harren mag, Leb' ich nur fort in meines Freundes Herzen. War ich im Leben, der ich Staub jetzt bin, Des Freundes Leben, muss nicht Tod allein, Nein eifers?cht'ge Qual dem Freund es sein, Stirbt je vor ihm ein andrer f?r mich hin? Der Bracci Sonne sank hinab ins Grab, Mit ihr die Sonne der Natur. Nicht Waffen Bedurft' der Tod, um ihn dahin zu raffen; Ein Hauch schon bricht die Fr?hlingsblume ab. DANTE. Kein Lob erreicht ihn, denn was k?nnt' ich sagen, Da selbst den Blinden er voll Glanz erschienen? Doch dazu soll die Sprache jetzt mir dienen, Das Volk, das ihn beleidigt, anzuklagen! Ihm, der zum Reich der Seelen, die verloren, Hinabstieg, ihr Geheimnis zu erraten; Ihm, dem die Himmelstore auf sich taten, Verschloss die eigne Vaterstadt die Tore. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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