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Read Ebook: Die Sitten der Völker Dritter Band Liebe Ehe Heirat Geburt Religion Aberglaube Lebensgewohnheiten Kultureigentümlichkeiten Tod und Bestattung bei allen Völkern der Erde by Buschan Georg
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next PageEbook has 1036 lines and 98893 words, and 21 pagess anderen erlaubt ist. Der erstgeborene Zwilling wird stets auf dem rechten Arm, der zweitgeborene auf dem linken getragen. So oft die Mutter gegr?sst wird, muss sie zweimal danken, f?r jedes Kind einmal, und wenn sie selbst jemanden gr?sst, dann muss sie dies zweimal tun, damit kein Kind etwas vers?ume. Aus demselben Grunde muss sie mit beiden H?nden essen, sonst w?rde das eine Kind in seiner Ern?hrung zur?ckbleiben; sie erh?lt auch doppelte Geschenke, damit nicht das eine Kind sich zur?ckgesetzt f?hle, erkranke oder gar sterbe. Man glaubt allgemein, dass Erkrankung oder Tod eines der Zwillinge auf eine solche Vernachl?ssigung von seiten der Mutter zur?ckzuf?hren sei. Von den Zwillingen selbst wird erwartet, dass sie zusammen lachen oder weinen und auch sonst stets die gleiche Gem?tsverfassung bekunden. Die Bopoto stellen bei einer Zwillingsgeburt zu beiden Seiten des Weges, der in das Dorf f?hrt, je ein Gef?ss in das gablige Ge?st eines Pfahles, um dadurch etwaigen b?sen Einfl?ssen vorzubeugen, die den Zwillingen schaden k?nnten . Wenn sich Sternschnuppen zeigen, dann schliessen die M?tter ihre Kinder schleunigst in den H?tten ein, aus Furcht, die Sternschnuppen, die sie f?r am Firmament spielende Geister halten, k?nnten auf die Kinder fallen und in sie hineingehen, wodurch die Kinder nat?rlich von einem b?sen Geiste, dem Ndoki, besessen w?rden. Der erste Zahn, den ein Kind verliert, wird gegen die aufgehende Sonne geworfen und dabei die Bitte ausgesprochen: ,,Bring mir einen neuen Zahn, wenn du wiederkommst." Ausserdem wird ein St?ck Holzkohle gegen Westen geworfen mit der Bemerkung: ,,Nimm meinen alten Zahn fort; ich will ihn nicht wieder haben." Wenn sich dann mit der Zeit ein neuer Zahn einstellt, wird dies dem Einfluss der Sonne zugeschrieben. -- Wenn ein Kind sich sehr eigensinnig oder ungehorsam geb?rdet, dann schneidet sein Vater ein St?ck von seinem eigenen Zeug ab, wickelt von seinem Haar etwas hinein und verbrennt das B?ndel mit dem +Fluche+: ,,Du sollst niemals reich werden, sondern Gegenstand des Ungl?cks sein." Die Kinder haben eine schreckliche Angst vor einem solchen Fluch; jedes Ungl?ck, das sich daraufhin einstellt, etwa eine Wunde, ein Unfall, eine Krankheit oder etwas derart, wird ihm schuld gegeben. Manchmal ?ndert ein Knabe in solchem Fall sein Betragen und erweist sich den W?nschen seiner Eltern zug?nglicher; er bittet dann auch darum, dass der Fluch wieder von ihm genommen werde. Der Vater tut dies, indem er drei kleine Staubh?ufchen auf jedes Knie legt, den Knaben vor sich niederknien und ihn die H?ufchen hinwegblasen l?sst, wobei der Vater zu ihm sagt: ,,Ich vergebe dir. Ich habe dir nicht mit dem Herzen, sondern nur mit meiner Zunge geflucht, und nun werde fortan reich." Sollte der Vater sterben, bevor er seinen Sohn von seinem Fluche befreit hat, dann sucht dieser einen Namensvetter seines Vaters, mit dem letzterer auf freundschaftlichem Fusse stand, auf, bringt ihm ein Huhn und bittet ihn, ihn von dem Fluch in der geschilderten Weise zu erl?sen. Der Kongoneger kennt auf der anderen Seite auch wieder +Segensw?nsche+ f?r seine Kinder, die er aus besonderen Anl?ssen, entweder wenn sie eine l?ngere Reise antreten oder der Familie ganz besondere Freude bereitet haben, ?ber sie ausspricht. Dies geschieht in der Weise, dass der Vater oder auch die Mutter auf das Kind ausspeien und dabei feierlich ausrufen. ,,M?gest du besitzen alles, was ein Mensch besitzen soll; m?ge dir Segen und Gl?ck zuteil werden und m?gen deine Worte Anerkennung bei den Menschen finden." Ein solcher Segen wird von den jungen Leuten sehns?chtig begehrt. Kongoknaben und -m?dchen m?ssen auch gewisse +Familientabus+ beobachten, die ersteren ihr ganzes Leben lang, die letzteren nur bis zu ihrer Verheiratung; denn dann nehmen sie die Verbote ihrer M?nner an. Diese anererbten Tabus bestehen zum Beispiel in dem Verbot des Genusses aller V?gel und Fische, die Flecke oder Zeichen haben. Wird ein solches Familientabu verletzt, dann glaubt man, dass als Strafe der ?bertreter von einer b?sen Hautkrankheit befallen werde. Ausser diesen st?ndigen Tabus kommen auch vor?bergehende vor. So legt zum Beispiel ein Medizinmann einem kranken Kinde ein Tabu auf und nimmt es ihm sp?ter wieder ab. Der verbotene Genuss kann eine Schweineschnauze, ein Ziegenkopf, ein bestimmter Fisch oder eine besondere Pflanzensorte sein; der Gegenstand solchen Verbotes ist rein willk?rlich und steht ausser Zusammenhang mit der Krankheit. Im ganzen Kongogebiet treiben die +heranwachsenden Kinder+ allerlei +Spiele+, wobei sie den Grossen nach?ffen; sie gehen im Scherz auf die Jagd, treiben Handel, kochen, k?mpfen miteinander und dergleichen. Sonstige Spielsachen kennen sie wenig, ausser dem, was sie sich aus den ihnen zur Verf?gung stehenden Gegenst?nden selbst herstellen, wie Modelle von H?usern oder Kanus, ferner Schilde und Speere f?r ihre Schlachten. In mondhellen N?chten beteiligt sich die Jugend mit den Alten am +Tanz+ oder f?hrt auch eigene Wettt?nze auf; T?nze von allerlei Art sind ?berall sehr beliebt und werden bei allen m?glichen Gelegenheiten unter l?rmender Musikbegleitung abgehalten . In dunklen N?chten hocken sie um das Feuer und erz?hlen einander unter lebhaftem Geb?rdenspiel allerhand Tiergeschichten, die in grosser Zahl in ihren K?pfen herumspuken, oder sie geben sich gegenseitig R?tsel auf. Auch +Fadenspiele+ sind bei alt und jung sehr beliebt; gross und klein bekundet eine grosse Geschicklichkeit in dem Abnehmen des Fadens, der ein Band von ein paar Meter L?nge vorstellt. Man hat bis zu sechzig verschiedene Arten dieses Spiels gez?hlt. -- Die jungen Leute haben sich vielfach Reifezeremonien zu unterziehen . Die +Heirat+ kommt unter den Kongonegern durch Neigung zustande. Jedoch herrscht allgemein die Sitte, dass man nur in einen bestimmten Klan hineinheiraten darf. Die Grade des Verbots schwanken sehr zwischen den Bewohnern des unteren Kongogebiets, wo noch das Mutterrecht herrscht, und denen des oberen, wo bereits das Vaterrecht Geltung hat. Bei den ersteren darf ein junger Mann, der seine Wahl getroffen hat, weder mit seinem M?dchen sprechen noch ihm Geschenke machen. Um es zu gewinnen, muss er dagegen dem Onkel des M?dchens m?tterlicherseits zun?chst eine Kalabasse Palmwein darbringen und ihm vortragen, was er auf dem Herzen hat. Zeigt sich der Onkel geneigt, ihm Geh?r zu schenken, dann dankt er dem jungen Manne und trinkt den ihm gebrachten Wein; dies ist aber nur ein Zeichen f?r seine Geneigtheit, ohne zun?chst den Onkel zu weiterem zu verpflichten. Hat er den Wein getrunken, dann setzt er dem J?ngling Speise vor und bestimmt einen Tag, an dem dieser sich seine Antwort holen kann. Am festgesetzten Tage findet sich der Bewerber mit einer noch gr?sseren Menge Palmwein ein und erh?lt von dem Onkel des M?dchens, nachdem dieser davon getrunken, Bescheid, ob er damit einverstanden ist, dass der junge Mann seine Nichte eheliche. Gleichzeitig verst?ndigt er sich mit ihm ?ber den Kaufpreis, der etwa in tausend, unter Umst?nden auch in f?nftausend Paketen blauer Perlen -- in jedem Paket befinden sich hundert Schn?re mit je hundert Perlen zum Preise von zwei Schilling f?r das Paket -- zu bestehen pflegt, je nach der Stellung und dem Reichtum der Familie des Bewerbers. Man feilscht oft um die H?he des Preises, und der Onkel erm?ssigt ihn dann wohl auch. Jetzt ist es Sache des Br?utigams, die geforderte Summe durch Handelsreisen aufzubringen. Gelingt ihm dies, dann benachrichtigt er den Onkel, dass die Summe bereit liege, entweder in Gestalt von Perlen oder in einer entsprechenden Menge von Ziegen, Schweinen, Stoffen und so weiter. Der Onkel sucht jetzt das Dorf auf, wo der junge Mann wohnt, und nimmt dazu seinerseits Palmwein mit. Hier z?hlt er das Hochzeitsgeld nach und setzt, falls alles zu seiner Zufriedenheit ausgefallen ist, einen Tag fest, an dem der Vater des M?dchens seinen zuk?nftigen Schwiegersohn aufsuchen und ihn kennen lernen kann. Bei dieser Gelegenheit bringen Onkel und Vater des M?dchens dem Bewerber K?rbisflaschen voll Palmwein mit. Der J?ngling ruft seine Freunde zusammen, und man trinkt gemeinsam den Wein, zun?chst den des Onkels, dann den des Schwiegervaters, worauf das Brautgeld vor Zeugen ausgezahlt wird. Der Vater erh?lt nur einen geringen Bruchteil davon, er spielt ?berhaupt bei der ganzen Angelegenheit eine v?llig nebens?chliche Rolle. Wenn alles so weit vorbereitet ist, dann muss noch die Zustimmung der Schwiegermutter eingeholt werden, ehe die Hochzeit stattfinden kann. Bei der +Hochzeit+ pflegt man eine +gewaltsame Entf?hrung+ in Szene zu setzen. Der Br?utigam begibt sich am festgesetzten Tage mit ein paar Freunden in die Stadt der Braut; sie schiessen beim Herannahen mit ihren Flinten, schreien und bem?hen sich, m?glichst viel L?rm zu machen. Damit soll nicht nur die gesellschaftliche Stellung des Br?utigams kundgetan, sondern auch die zuk?nftige Herrin geehrt werden. Bei der Ankunft im Dorf findet ein Scheinkampf statt mit dem Ausgang, dass die Braut mitgenommen wird. Die Gesellschaft zieht sich nun wieder in ihre eigene Stadt zur?ck, wo f?r die n?chsten zwei bis drei Tage ein lustiges Leben herrscht. Grosse Menschenmassen sammeln sich an, viel Wein wird getrunken, zahlreiche Ziegen und Schweine werden verzehrt, es wird geschossen und gesungen und unter Trommelschlag getanzt. Am Tage vor der Hochzeit nimmt die Braut keine Nahrung zu sich. Wenn die Menge sich verzogen hat, geben die Alten das M?dchen in die H?nde des jungen Mannes unter ernsthafter Ermahnung in Zeugengegenwart. Der Frau pr?gen sie ein: ,,Du sollst deinen Mann und seine Familie achten und dich in deinem Hause anst?ndig betragen" und zu dem jungen Manne sagen sie: ,,Du sollst deine Frau und ihre Familie gleichfalls achten; du darfst sie nicht hart anfahren, auch nicht wie eine Sklavin behandeln, nicht auf ihre Sachen treten, sie selbst nicht mit F?ssen stossen." Darauf fasst der junge Mann einen der Zeugen beim Handgelenk, reibt eine Flintenkugel in dessen Handfl?che und sagt darauf: ,,Ich habe alles, was gesagt wurde, geh?rt; sollte ich das Eheleben vernichten, dann m?ge mich diese Kugel treffen." Die Frau leistet denselben Eid, worauf die Alten das Haus der Neuverm?hlten betreten, die Herdsteine zurechtstellen und die Braut ?ber ihre Pflichten als Hausfrau belehren. Die Verwandten der jungen Ehefrau werden schliesslich beschenkt und in artiger Weise nach Hause komplimentiert. -- Bei weniger wohlhabenden Leuten spielt sich die Hochzeit unter geringerem Gepr?nge ab; Festgelage, Tanz und sonstige Feierlichkeiten fehlen bei ihnen. Unter den Negern des oberen Kongo herrschen wiederum andere +Werbungs-+ und +Hochzeitsgebr?uche+; innerhalb dieser Gruppe stimmen sie aber mit geringen ?rtlichen Abweichungen untereinander ziemlich ?berein. Bereits ganz +junge M?dchen+, selbst S?uglinge werden manchmal einem jungen Manne +f?r die Ehe versprochen+. Der Zuk?nftige legt zum Zeichen dessen in Gegenwart von Zeugen ein messingenes Armband um den Arm des Kindes, wobei er sein Versprechen best?tigt mit den Worten: ,,Dies ist meine Frau." Sobald das M?dchen das heiratsf?hige Alter erreicht hat, wird es seinem Gatten ?bergeben und diesem dabei Zuckerrohrwein zum Geschenk gemacht. -- Auch unter Erwachsenen spielen sich die F?rmlichkeiten ganz einfach ab. Gef?llt einem jungen Manne ein M?dchen, so kann er zuerst entweder mit ihm oder mit dessen Vater reden. Sind beide mit der Werbung einverstanden, dann ruft der J?ngling seine Freunde herbei, die ihn zum Hause des Schwiegervaters begleiten. Nachdem das M?dchen geholt ist, tritt der J?ngling mit einem Speer in die Mitte der Gruppe, st?sst ihn in den Boden und ruft aus: ,,Wenn das M?dchen mich lieb hat, dann soll es diesen Speer herausziehen." Empfindet das M?dchen Neigung, dann zieht es den Speer heraus und tr?gt ihn zu ihrem Vater mit den Worten: ,,Ich liebe ihn." Nach diesem Gest?ndnis wird das Brautgeld, bestehend in einer Axt, einem Spiess, etwas Stoff, einem Spiegel und anderen Kleinigkeiten, dem Vater der Braut oder seinem Vertreter ?berreicht. Damit ist das +Verl?bnis+ geschlossen. Die Eltern des M?dchens wachen ?ber ihre Tochter so lange, bis der Br?utigam imstande ist, das ganze oder wenigstens den gr?sseren Teil des Hochzeitsgeldes -- etwa im Werte von zweihundert Mark gleich dem Preise von zwei m?nnlichen oder weiblichen Sklaven -- zu entrichten. Inzwischen darf er seiner Verlobten Geschenke machen, die sie gelegentlich erwidert, indem sie dem jungen Manne Gerichte kocht und zusendet. Oft genug lebt das Paar auch schon vor der Hochzeit zusammen, da beide Teile sich schon f?r gebunden halten. Ist das Hochzeitsgeld ganz oder zu erheblichem Teile bezahlt, dann begeben sich die Eltern der Braut mit ihr, verschiedenen Nahrungsmitteln und einer Kalabasse voll Zuckerrohrwein zum Hause ihres Schwiegersohnes, wo der Brautvater seine Tochter in Gegenwart von Zeugen dem Br?utigam ?bergibt. Die Teilnehmer erhalten ihren Anteil an Speise und Trank -- das Mitbringen derselben durch die Eltern soll ein Zeichen daf?r sein, dass sie ihre Tochter dem Manne nicht als Sklavin, sondern als freie Frau verkauft haben --, tanzen zu Ehren des jungen Paares und dichten aus dem Stegreif Loblieder auf dasselbe. Nach Beendigung dieser Feier reibt sich die junge Frau mit Palmwein ein, bestreut sich mit Rotholzpulver, beh?ngt sich mit m?glichst viel Putz, den sie sich von ihren Freundinnen geliehen hat, auch mit Federn, und geht mit ihrem Mann im Dorfe auf und ab, damit alle sehen k?nnen, dass sie nunmehr Frau geworden ist. Hat der Gatte bereits andere Frauen, dann beh?ngen diese die neue Gattin mit ihrem eigenen Schmuck und begleiten sie auf der Strasse. Dieser Honigmonat dauert etwa zwei bis drei Wochen; w?hrenddessen versorgt der Gatte seine Frau mit dem n?tigen Essen. Nach Ablauf dieser Zeit nimmt die Jungverm?hlte wie die ?brigen Frauen an der Feldarbeit teil. Bei den Kongonegern darf der Mann +so viel Frauen nehmen wie er erhalten kann+; er ist verpflichtet, einer jeden eine eigene H?tte zu errichten, ihr gelegentlich Geschenke an Stoff zu machen und eine bestimmte Menge Fisch oder Fleisch im Jahre zu gew?hren. -- Am ganzen Kongo besteht f?r den verheirateten Mann die Forderung, dass er seine +Schwiegermutter niemals zu Gesicht bekommt+. Sobald er erf?hrt, dass sie in der N?he ist, muss er sich verstecken, oder eines von beiden muss kehrtmachen, um dem anderen aus dem Wege zu gehen. L?sst es sich nicht vermeiden, dass beide zusammenkommen, um eine wichtige Angelegenheit zu besprechen, so haben sie sich in einiger Entfernung und die R?cken einander zugekehrt auf verschiedenen Seiten der Mauer oder des Hauses aufzustellen. Wie oben gezeigt wurde, f?hren die Kongoneger alles Ungemach, das sie trifft, auf Hexerei zur?ck; auch den Tod schreiben sie ihr zu. Da sie sich dementsprechend, solange sie nicht behext sind, f?r unsterblich halten, so machen sie sich bei Lebzeiten um den Tod wenig Sorge. Kein Schuss kann sie treffen, kein Krokodil sie verletzen und keine Krankheit sie t?ten, sofern nicht etwa die Kugel, das Krokodil oder die Krankheit Zauberei in sich birgt. Daher l?sst sich ein Mensch auch nicht zur?ckhalten, in den Kampf zu ziehen, solange er weiss, dass keine b?se Vorbedeutung damit verbunden ist, oder einen Fluss zu durchschwimmen, der mit Krokodilen angef?llt ist, solange er in dem Glauben lebt, dass sie ihm nichts antun werden, oder in das Haus eines Pockenkranken sich unn?tigerweise einzudr?ngen, solange er das sichere Gef?hl hat, dass die Kraft seines Fetisches aller Hexerei entgegenwirken und ihn vor Krankheit sch?tzen werde. Ist ein Kongoneger +gestorben+, so ist es selbst bei Leuten von nur geringer Bedeutung Sitte, dass alle Frauen , die seiner Familie angeh?ren, sich aus den umliegenden D?rfern zusammenfinden, um bei dem Begr?bnis behilflich zu sein. Sie lassen ihren Haushalt im Stich und wandern scharenweise nach dem Trauerhause, sitzen dort Tag f?r Tag, erteilen den Hauptleidtragenden allerlei Ratschl?ge und loben die Taten des Verstorbenen in Ges?ngen. Merkw?rdig ist die Totenwache der Frau bei der Leiche ihres Mannes. Sie schl?ft dicht neben ihr auf einer Matte und hat ausserdem die Aufgabe, die sich absondernde Fl?ssigkeit nach M?glichkeit mit dem Finger aus dem K?rper herauszudr?cken; sie tut dies so lange, bis der K?rper zusammengeschrumpft ist. Ein Ehemann muss in ganz derselben Weise mit der Leiche seiner Frau verfahren, sofern sie aus guter Familie war. Wenn die Leiche soweit behandelt ist, wird sie auf ein Brett gelegt und ?ber ein Feuer gestellt, damit sie noch gr?ndlicher austrockne. Manchmal bewahrt man die Leiche zwei bis drei Jahre oder auch noch l?nger auf, ehe man sie begr?bt. Das +Begr?bnis+ eines vornehmen Mannes ist ziemlich kostspielig. Mancher macht schon bei Lebzeiten Ersparnisse, um sich ein vornehmes Begr?bnis zu sichern. Monate hindurch bem?ht sich die Familie, alle H?hner, Ziegen und Schweine auf den M?rkten der Umgebung zu einem annehmbaren Preise aufzukaufen. Ist gen?gend Vieh auf diese Weise angesammelt worden, dann werden Einladungen versandt, und einer jeden Einladung wird ein Geschenk in Gestalt eines Huhnes bis zu zwei Ziegen, je nach der Stellung des Eingeladenen, beigef?gt. Jeder, der eine solche Einladung erh?lt, bringt so viel Frauen, Sklaven und sonstiges Gefolge mit, als er nur kann; denn je gr?sser sein ganzer Tross, um so h?here Achtung geniesst er unter seinen Mitmenschen. Sind in Wirklichkeit nur etwa vierzig bis f?nfzig Personen eingeladen worden, so finden sich doch zu dem Begr?bnis mehrere Hunderte ein, die alle auf Kosten der Familie des Verstorbenen bewirtet werden. Ausserdem aber bringt jeder Eingeladene f?r die trauernde Familie ein Geschenk mit, das unter Umst?nden wertvoller sein kann als die Ziegen, die die Einladung begleiteten; die Gr?sse desselben h?ngt von dem Ansehen, das der Gast im Dorfe geniesst, und von seinem Rang ab. Trotz dieser Geschenke kommen die Angeh?rigen bei den Feierlichkeiten, die mehrere Tage dauern und wegen des reichlichen Essens und Trinkens viel Geld verschlingen, nicht auf ihre Kosten. Eine H?uptlingsleiche wird in allen Strassen und Wegen der Stadt und an allen H?usern vorbeigetragen, damit der Geist des Verstorbenen von einem jeden noch Abschied nehmen k?nne; jeder Hausbesitzer feuert dann noch Salut, wenn der Leichenzug an seinem Haus vor?berkommt. Das Begr?bnis findet ungef?hr um Sonnenuntergang statt; f?r diese Tagesstunde ist der Aberglaube massgebend, dass der Geist, der sich bis zur Beerdigung im K?rper aufh?lt, erst am sp?ten Nachmittag in die Geisterwelt, einen grossen geheimnisvollen Wald, einziehen kann, weil die dort schon vorhandenen Geister nicht eher Zeit haben, ihn bei seiner Ankunft zu empfangen; sie m?ssen geradeso wie bei Lebzeiten am Tage ihrer gewohnten Besch?ftigung nachgehen und kehren erst gegen Sonnenuntergang in die Geisterstadt heim. Der Empfang, den der Tote im Geisterreich zu erwarten hat, h?ngt von seinem Stande beziehungsweise von dem Prunk ab, den seine Angeh?rigen beim Begr?bnis entfaltet haben. Diese tun hierin auch schon aus dem Grunde, was sie nur k?nnen, weil sie auf diese Weise den Geist gut zu stimmen glauben; sonst m?ssten sie f?rchten, dass er wieder zur?ckkommen und Krankheit oder Ungl?ck mitbringen werde. Auch aus Eitelkeit w?nscht man sich nach seinem Tode einen grossartigen Empfang in der Geisterwelt, den man sich mit viel L?rm, Trompetenblasen, Wehklagen und Kanonendonner ausmalt; je gl?nzender man dort auftritt, um so grossartiger, glaubt man, werde sich dann auch der Empfang gestalten. Die Leiche wird in eine Unmasse Stoffe geh?llt und dann in das Grab gelegt . Auf dieses werden als Erinnerungszeichen alle m?glichen Dinge des Verstorbenen gelegt: Kannen, Sch?sseln, Trinkbecher, Flaschen, Pfannen, Schemel und dergleichen; sie sollen gleichzeitig den Reichtum des Mannes anzeigen, mit dem er sein Dasein in der anderen Welt beginnt. Alle diese Sachen m?ssen aber zertr?mmert sein, damit ihre Geister dem des Verstorbenen folgen k?nnen. Amerika Das arktische Amerika. Das arktische Amerika umfasst in der Hauptsache die Eskimo und einige nordamerikanische Indianerst?mme, die sich ihnen in ihrer Kultur zum Teil angeschlossen haben. Die +Eskimo+ oder, wie sie sich in ihrem Selbstbewusstsein nennen, die Innuit, das heisst Menschen, stellen in ihrem ?usseren einen +ganz bestimmten Typus+ dar. Sie sind von mittlerer K?rpergr?sse und von kr?ftigem Bau, der ihnen ungeheure St?rke und Ausdauer verleiht. Die unteren Gliedmassen sind kurz, H?nde und F?sse recht klein, aber gut gebildet. Ihre Hautfarbe ist ein helles Braungelb, die unbedeckten K?rperstellen weisen einen dunkleren Ton auf. Die ?ppigen Kopfhaare sind dick, grob, straff, von schwarzer Farbe. Der Bart der M?nner ist meistens recht sp?rlich und beginnt erst in verh?ltnism?ssig sp?ten Jahren zu sprossen. Der Sch?del ist ziemlich hoch, das Gesicht rund und breit, die Nase sehr flach mit breiten Fl?geln. Der Unterkiefer zeichnet sich durch eine besonders m?chtige Entwicklung seiner Masse, wenig vortretendes Kinn und sehr breite ?ste aus. Die Wangenbeine springen weit vor; die dunklen Augen sind mongolen?hnlich geschlitzt. In dieser ihrer ?usseren Erscheinung lassen die Eskimo deutliche Beziehungen zu den nordamerikanischen Indianern, anderseits auch, und zwar noch augenf?lliger, zu gewissen nordasiatischen V?lkern erkennen; in kultureller Hinsicht zeigen sie einen ganz ausgesprochenen Zusammenhang mit ersteren. Auf Grund dieser Tatsache hat Boas die Behauptung vertreten, dass als ihre Heimat die Gebiete ?stlich der Beringstrasse, anscheinend die Gegend zwischen Hudsonbai und S?dalaska, anzusehen seien, von wo aus sie sich nach Westen, Osten und Norden verbreitet h?tten. Bei Aufstellung dieser Vermutung hat man aber zu wenig der k?rperlichen Eigenart Rechnung getragen, die fr?here Forscher veranlasste, die Eskimo zu den sibirischen V?lkern in Beziehung zu setzen. Vielleicht lassen sich beide Ansichten miteinander vereinigen, wenn man annimmt, dass die Entstehung der Eskimo ?berhaupt in den Gebieten um den Nordpol vor sich gegangen ist und dass sie m?glicherweise die ?berreste einer Urrasse vorstellen, die in dieser Gegend entstand und vielleicht auch der gelben Rasse den Ursprung gegeben hat. Diese Annahme schliesst nicht aus, dass vor einigen Jahrhunderten ein neuer Nachschub von Amerikaeskimo nach Nordasien erfolgte, was geschichtlich festzustehen scheint. Die +Eskimo bewohnen+ heute die s?dlichen Teile der Ostk?ste und die ganze Westk?ste von Gr?nland, das n?rdliche Labrador, die s?dlichen Inseln des Archipels, die ganze Nord- und Nordwestk?ste von der Hudsonbai an bis nach S?dalaska, die n?rdlichen Inseln der Beringstrasse und das Kap Tschukotskoj auf dem asiatischen Festlande. Sie f?hren ein +umherschweifendes+ Dasein l?ngs der Meeresk?sten, da sich ihre Hauptbesch?ftigung auf Jagd und Fischfang beschr?nkt. +Im Sommer+ hausen sie daher in +Zelten+ , die aus Seehund- oder Renntierfellen zusammengen?ht sind und durch Ruder oder gew?hnliche Stangen gest?tzt werden; ein gr?sseres, aus Seehunddarm hergestelltes St?ck Zeug dient als T?rverschluss. +Im Winter+ dagegen beziehen sie +feste Wohnungen+, die sie sich im Erdboden aush?hlen und mit Moos oder Erde ?ber einem aus Holz- oder Walfischrippenger?st hergestellten Dach bedecken, oder Schneeh?user . Ein kurzer, niedriger Gang, in dem man sich meistens nur kriechend fortbewegen kann, f?hrt nach dem einzigen Innenraum, an dessen W?nden sich eine h?lzerne Pritsche als Schlafgelegenheit f?r die ganze Familie hinzieht. In diesen Geb?uden leben M?nner, Frauen und Kinder verschiedener Familien dicht zusammengedr?ngt; in ihnen werden Menschen geboren, werden Menschen krank und sterben Menschen; aus ihnen tr?gt man sie auch zu Grabe. Pers?nliche +Sauberkeit+ ist keine Tugend der Eskimo. Die urspr?nglichen St?mme sind in ihrem ?usseren und in ihren Gewohnheiten unbeschreiblich schmutzig, und es h?lt sogar schwer, den Eskimo, die bereits unter europ?ischem Einfluss angesiedelt worden sind, die einfachsten Begriffe von Reinlichkeit beizubringen. Es mag dies wohl auch daher r?hren, dass Wasser eine schwer zu beschaffende Sache ist, denn es muss aus Schnee oder Eis mit Hilfe von kostbaren, weil ebenfalls schwer zu beschaffenden, Brennstoffen durch Schmelzen gewonnen werden und findet daher zu wichtigeren Zwecken als zum Waschen Verwendung. Unter diesen Umst?nden waschen sich die Eskimo nicht selten mit ihrem eigenen Urin. Den haupts?chlichsten +Lebensunterhalt+ liefert den Eskimo die +Jagd+ auf Robben, Walfische und andere Sees?ugetiere, auch auf Landtiere, wie Moschusochsen, Renntiere und V?gel, sowie der +Fischfang+ . Sie sind ein Seevolk, das sich selten von der K?ste entfernt. In ihrem harten Kampfe ums Dasein sind sie in erster Linie vom Seehund abh?ngig, der ihnen Nahrung und Kleidung liefert und sie auch mit Licht und Feuerung versorgt. Sie sind echte Fleischesser. Im Sommer wagen sie sich in ihren Kajaks auf das weite Meer hinaus oder jagen hinter Moschusochsen und Renntieren her. Der +Kajak+ ist ein aus Treibholz hergestelltes Einmannsboot, das mit einem strammsitzenden ?berzug aus Seehundshaut versehen ist; in diesem ist nur eine kreisrunde ?ffnung gelassen, in die der auf dem Boden des Bootes sitzende Mann vollst?ndig hineinpasst. Es wird daher von dem Erbauer dem Besteller wie ein Kleidungst?ck angemessen, und der Mann bildet mit seinem Boot gleichsam ein Ganzes. Zur Ausr?stung eines Kajaks geh?ren ein sogenannter Vogelpfeil, eine Harpune, eine Lanze und eine Fangblase aus Seehundleder, die hinter dem Ruderer liegt. Zur Fortbewegung bedient sich der Eskimo eines Doppelruders, dessen Handhabung besondere Geschicklichkeit erfordert. Eine andere Art Boote sind die +Umiaks+ oder Frauenboote, so genannt, weil sie fr?her ausschliesslich von Frauen gelenkt wurden; es sind dies offene Boote von der ?blichen Form, ebenfalls aus einem Holzgerippe bestehend, das mit Fell ?berzogen ist. W?hrend des langen arktischen Winters leben die Eskimo eingepfercht in dem einzigen Raum ihrer H?tten, essen, trinken, schlafen, lieben und sind vergn?gt. Niemals scheint es zu Unzutr?glichkeiten zwischen ihnen zu kommen; +Duldsamkeit+ und +Liebensw?rdigkeit+ sind die hervorstechenden Charaktereigenschaften der Eskimo; ja sie sollen nicht einmal ein Wort besitzen, mit dem Schelten ausgedr?ckt wird, auch keine Bezeichnung f?r Krieg. ?berhaupt gehen sie sparsam mit ihren Worten um; ihre Sprache ist so wortarm, dass ein einziges Wort vielerlei ausdr?ckt, wof?r andere Sprachen verschiedene Bezeichnungen haben. Entstehen +Streitigkeiten+ unter den Eskimo, so pflegen sie sie auf ganz gelungene Art zu schlichten. Wer sich gekr?nkt f?hlt, bringt seine Klage in einem Liede zum Ausdruck; hat er es beendet, so wird sein Gegner aufgefordert, zu erscheinen und das Lied anzuh?ren. Dabei entwickelt sich eine allgemeine gesellige Unterhaltung, zu der sich die Freunde beider Parteien einfinden. Der Beleidigte tr?gt sein Lied unter Trommelbegleitung vor; findet es Beifall, so wird dies als ein Sieg des S?ngers angesehen, und seine Klagen werden als berechtigt anerkannt; dr?ckt die Versammlung aber Unzufriedenheit mit seinem Liede aus, so gilt dies als Strafe. Bei solchen Zusammenk?nften pflegt man auch noch zu tanzen, was die allgemeine Stimmung erh?ht. -- Die Eskimo sind auch ausserordentlich +gastfrei+, besonders wenn ein Stamm einen anderen besucht. Dabei sind ein h?chst merkw?rdiges Vorkommnis sogenannte +Grussduelle+, bei denen die einander Begr?ssenden mit Ohrfeigen einen richtigen Zweikampf ausfechten, anscheinend ein ?berrest der urspr?nglichen Abneigung gegen Fremde. Die +Kleidung+ der Eskimo ist f?r beide Geschlechter ziemlich dieselbe. Sie besteht aus einem Ober- und Untergewand; jedes dieser beiden ist aus einer ?rmeljacke, die aber nur eine ?ffnung zum Hineinschl?pfen besitzt und daher ?ber den Kopf gezogen werden muss, und Hosen zusammengesetzt. Diese sind beim weiblichen Geschlecht k?rzer, gleichen sozusagen Badehosen. Die M?nner S?dgr?nlands tragen an ihrer Jacke noch eine Kapuze, die Frauen einen hohen Kragen aus schwarzem Seehundsfell, ?ber ihm ein buntes, breites Halsgeschmeide aus Perlen. Dazu kommen noch die Kamils, Strumpf und Stiefel in einem St?ck, die bei den Frauen wegen ihrer kurzen Hosen weiter hinaufragen. Sie bestehen aus einer inneren Socke von Seehundsfell, dessen Haar nach innen gewendet ist, und einem ?usseren Schuh aus haarlosem, wasserdichtem Fell. Die Eskimo lieben es, ihre Gew?nder mit farbenpr?chtigen Lederstreifen zu ben?hen. Diese werden mit dem Weibermesser in Form geometrischer Muster zurechtgeschnitten, bunt gef?rbt und in geschmackvoller Anordnung auf die Kleider aufgen?ht. Hierin bekunden die Frauen eine ganz besondere Geschicklichkeit und guten Geschmack. Auf diese Weise hergestellte G?rtel bilden sogar einen Gegenstand lebhafter Ausfuhr. Das +Haar+ der Eskimo l?sst sich wegen seiner Straffheit nicht leicht geschmackvoll anordnen; dessenungeachtet verstehen die Frauen es doch hier und da, sich ein nettes Aussehen zu geben. Die M?nner lassen ihr Haar meistens wachsen, wie es will, und schneiden es sogar vielfach ?berhaupt nicht; aus dem Gesicht wird es mit einem Band oder Riemen zur?ckgehalten. Die Frauen dagegen vereinigen ihr Haar in einem Knoten oben auf dem Scheitel und fassen es hier durch ein Band zusammen. Dieser Haarknoten ist Gegenstand grossen Stolzes; das Hauptbestreben seiner Tr?gerin geht dahin, den Knoten so steif wie m?glich in die H?he ragen zu lassen. Interessant ist die verschiedene Farbe des Bandes, das den Schopf zusammenh?lt. Jungfrauen tragen es rot, uneheliche M?tter gr?n, verheiratete Frauen blau und Witwen schwarz oder im Alter weiss. Von +K?rperverzierungen+ kommen vor Tatauierung , Unterlippenpfl?cke, Backenkn?pfe und Ohrgeh?nge. Die Eskimo sind grosse Freunde von +Gesang+ und +Tanz+ unter Begleitung moderner Musikwerkzeuge. Auch ihre heutigen T?nze gleichen den europ?ischen. Erwachsene wie Kinder erfreuen sich auch an Spielen , zum Beispiel an einer Art Fussball mit der Fangblase oder an einem Peitschenspiel, bei dem es darauf ankommt, auf einer glatten Fl?che einen Knochen durch Peitschenhiebe nach einem bestimmten Ziel zu bringen. Alt und jung sind sehr sangesfroh und pflegen nicht selten ganz allt?gliche Begebenheiten in Musik zu setzen. Die +Religion+ der Eskimo besteht in Geisterglauben. Der von ihnen am meisten gef?rchtete Geist ist der des Todes, Torngak genannt. Er wohnt angeblich in einer H?hle im einsamen Gebirge. Da man annimmt, dass in seiner Hand Leben und Gl?ck der Menschen liegen, so werden die verschiedensten Vorkehrungen getroffen, um ihn zu vers?hnen. Vermittler zwischen ihm und dem Volke ist der +Schamane+ oder +Angekok+. Der Schamane ist auch der H?ter und Herr der Familiengeister; davon r?hrt seine grosse Macht her. Wenn ein junger Eskimo mannbar geworden ist, dann kauft er sich seinen Familiengeist vom Angekok. Sehr drastisch schildert Stefansson einen solchen Einkauf. Ein junger Eskimo hatte erfahren, dass ein alter Schamane sein Gesch?ft allm?hlich aufgeben und ein paar gute Geister billig abgeben wollte. ,,Ich brauche sie nicht l?nger," sagte der Alte, ,,und dir werden sie n?tzlich sein. M?chtest du vielleicht meinen Polarb?rengeist haben?" ,,Am liebsten w?rde ich den Stromzerbrechergeist besitzen," erwiderte der andere. ,,Nein, den brauche ich bis zuletzt," gab der Alte zur Antwort. ,,Aber du sollst meinen Rabengeist haben. Das ist ein zuverl?ssiger und wirksamer Geist. An ihm wirst du gewiss deine Freude erleben." Daraufhin erstand der junge Eskimo den Rabengeist f?r ein neues Boot, zwanzig frische H?ute, zwei Kr?ge mit Robbentran und einige andere n?tzliche Dinge. Entfaltet ein auf diese Weise erworbener Geist die versprochene Wirksamkeit nicht, so wird der Schamane als Ausrede sagen: ,,Ich kann dir nicht helfen; ich habe ihn dir in guter Absicht ?bertragen, und wenn du zu jenen geh?rst, von denen die Geister nichts wissen wollen, dann kannst du mir leid tun." -- Ein anderes Beispiel daf?r, auf wie vertrautem Fusse die Schamanen vorgeblich mit den Geistern stehen, erz?hlt uns ebenfalls Stefansson. Eine der ?blichsten Unterhaltungen w?hrend der langen Winternacht bildet bei den Eskimo die Reise des Schamanen nach dem Monde. Das ganze Dorf versammelt sich in der H?tte, M?nner, Frauen und Kinder; sie sitzen auf den B?nken unten, w?hrend der Schamane oben am Dach in der N?he des einzigen vorhandenen Fensters hockt. Einige M?nner binden ihn hier mit Stricken ganz fest; darauf wird der Raum v?llig verdunkelt. Ausserdem m?ssen alle Teilnehmer die Augen schliessen, den Kindern werden sie von den ?lteren Leuten zugehalten. Der Schamane hat ein Seil, an das ein fester Gegenstand, ein Hammer oder ein Stein, gebunden ist, in der Hand und l?sst diesen umherschwirren; gleichzeitig stimmt er einen Gesang an. ,,Ich f?hle mich nicht so schwer wie sonst," beginnt er, ,,mir ist, als s?sse ich nicht fest auf der Erde. Nun werde ich leicht wie eine Feder." Darauf f?hrt er mit verstellter Stimme, wie wenn sie aus der H?he komme, fort: ,,Jetzt erhebe ich mich, nun fliege ich schon, und schneller und immer schneller ..." schliesslich: ,,jetzt schwebe ich hoch ?ber euren K?pfen, jetzt fliege ich durch das Fenster" und so fort. Die Stimme verschwimmt dabei immer mehr, und zuletzt fl?stert der Schamane nur noch wie aus unendlicher Ferne. Darauf erlebt er alles m?gliche auf dem Monde, unterh?lt sich mit dem Mann im Monde und mit dessen Frau ?ber Jagdaussichten, wobei die Versammlung in tiefstem Dunkel und Schweigen verharrt. Schliesslich, nach etwa einer halben Stunde, wird seine Stimme wieder lauter, und zuletzt h?rt man den Schamanen wieder deutlich rufen: ,,Jetzt schwebe ich wieder durchs Fenster zur?ck und komme auf den Boden. Nun ?ffnet die Augen und z?ndet die Lampen an." Er muss dann von seinen Erlebnissen auf dem Monde erz?hlen, wobei er seiner Phantasie nach M?glichkeit die Z?gel schiessen l?sst, und alles h?rt and?chtig zu. Das ist der H?hepunkt der Feier. Ebenso wie mit dem Monde versteht der Schamane mit allen m?glichen Geistern zu verkehren, sei es, dass sie tief im Meere oder an geheimen Orten auf dem Lande hausen. -- Bei den religi?sen Festen tr?gt man groteske Holzmasken. Die heidnischen Gebr?uche sind mehr und mehr im Abnehmen begriffen, denn die Eskimo sind dem Einflusse der Missionare sehr zug?nglich gewesen, und viele von ihnen haben ohne Z?gern das Christentum angenommen. ?berhaupt bekunden die Eskimo eine grosse Neigung, sich die europ?ische Kultur anzueignen, da sie ?berzeugt sind, dass sie dabei besser fahren. +Hochzeitsgebr?uche+ kennen die Eskimo nicht; die Ehe ist bei ihnen eine ganz n?chterne Sache. Braucht ein Mann eine Frau, so holt er sich einfach eine, die nun ihm gegen?ber die eheliche Pflicht erf?llt; besondere F?rmlichkeiten finden nicht statt. Wenn der Mann mit seiner Frau nicht zufrieden ist, so schickt er sie wieder nach Hause und versucht es mit einer anderen, oder er beh?lt sie wohl auch bei sich, nimmt aber neben ihr eine zweite Frau. In diesem Falle erh?lt die zweite die Stellung einer Konkubine, r?ckt aber, falls die erste Frau sterben sollte, an deren Platz. -- +Polygamie+ ist nichts Ungew?hnliches. Auch ein Austausch von Frauen kommt vor. Als gen?gende +Mitgift+ gilt es, wenn die Frau ihre Kleidung, eine Lampe und ein Messer mitbringt. Trotz der geschilderten leichten Art, Eheb?ndnisse zu schliessen, legen die Eskimo grossen Wert auf Verwandtschaft. -- Das +Los+ der Eskimofrau ist kein freudevolles, denn in ihrer h?uslichen Besch?ftigung steckt recht viel Arbeit. So muss sie die Felle zubereiten, um daraus Kleider zu machen. Die abgezogenen Seehundsfelle werden zu diesem Zweck zun?chst mit dem Weibermesser und Schabern bearbeitet, gegerbt, gewalkt und geschmeidig gemacht, wobei die Frauen sie nicht selten mit den Z?hnen kauen. Behandeln die Frauen das schwer zu bearbeitende Material, wie es oft vorkommt, andauernd auf diese Weise, so werden die Z?hne vielfach bis auf das Zahnfleisch abgenutzt. Darauf werden die Felle zu Kleidern zurechtgeschnitten, und diese mit Knochennadeln und Seehunddarmstreifen zusammengen?ht. Jeder verheiratete Eskimo hat den Wunsch, m?nnliche Nachkommenschaft zu erhalten. F?r ihre +Kinder+ haben die Eltern sehr viel ?brig; sie behandeln sie mit einer solchen Sorgfalt und Liebe, wie man es unter den obwaltenden ung?nstigen Verh?ltnissen nicht erwarten sollte. Von der Wiege bis zum Grabe muss der Eskimo um sein Dasein k?mpfen, und dennoch tut er f?r seine Kinder, was er nur irgend kann. Ja vielfach beschr?nkt er sich nicht auf die eigenen Kinder, sondern nimmt auch bereitwillig Waisen an, selbst wenn er schon eine Anzahl Kinder zu versorgen hat. Diese angenommenen Kinder behandelt er dann mit derselben G?te und Gewissenhaftigkeit wie seine eigenen. -- Die kleinen Kinder werden allgemein r?cklings ?ber den Schultern in einer Art Tasche, einer Erweiterung des Oberkleides, getragen, die mit Seehund- oder Renntierfell ausgef?ttert ist und den Kleinen einen behaglichen, warmen und gesicherten Unterschlupf gew?hrt. Dadurch wird die Mutter nicht an der Ausf?hrung ihrer Arbeit und sonstigen Pflichten gehindert. Die Eskimo sind dem Untergang geweiht. Sie erreichen in der Regel +kein hohes Alter+, da ihr harter Kampf ums Dasein und im besonderen die oft unzureichende Nahrung manches Opfer unter ihnen fordert. Die Schwindsucht hat schon viele dahingerafft. -- Die +Leichen+ werden entweder in die Erde begraben oder in die See geworfen. Die Habe des Verstorbenen wird entweder auf dem Strande niedergelegt oder auf seinem Grabe ; man tut dies einmal, um nicht mehr an den Toten erinnert zu werden, und zum anderen, weil man annimmt, dass er sein Eigentum in der Geisterwelt gebrauchen k?nne. In fr?heren Zeiten wurde die Leiche in H?ute eingewickelt und auf kahle Felsen gelegt; die Kleider und die einfachen Gegenst?nde, die der Tote bei Lebzeiten benutzt hatte, wurden ihm mitgegeben. Bei manchen St?mmen ist dies noch heute Sitte. Unter den mehr zivilisierten St?mmen werden Holzkisten, die man sich von H?ndlern beschafft, zu S?rgen verwendet. Das Holz ist bei den Eskimo sehr rar und daher sehr gesucht; die wichtigste Quelle bildet das Treibholz von untergegangenen Schiffen. Die auf die angegebene Art beschafften S?rge werden nur wenig tief in die Erde begraben, so dass es nicht selten vorkommt, dass die Hunde der Eskimo sie ausgraben und bei ihrer Gefr?ssigkeit die Leichen auffressen , zumal es ihnen ohne Schwierigkeit gelingt, die in Ermangelung haltbarer S?rge als Notbehelf dienenden schwachen Kisten zu erbrechen. Die Gewohnheit des Umherziehens bringt es mit sich, dass die Eskimo den Ort, an dem ein Begr?bnis stattgefunden hat, nach kurzer Zeit verlassen, so dass die Hunde dann bald an ihre Arbeit gehen k?nnen. Diese Tiere, halb Wolf, halb Hund, sind sehr gef?hrlich und heimt?ckisch und fallen gelegentlich auch Menschen an. Ganze Menschenalter hindurch waren sie Freunde und Genossen der Eskimo in Labrador und wurden haupts?chlich als Vorspann der Schlitten verwendet , sie werden aber neuerdings mehr und mehr durch das Renntier verdr?ngt, das von der Regierung in das Land eingef?hrt wurde. Der Vorteil des Renntiers besteht darin, dass es sich nicht nur als Zugtier bei den h?ufigen Reisen der Eskimo bew?hrt hat, sondern ihnen durch sein Fleisch auch eine willkommene Abwechslung in der Ern?hrung bietet. Das ?brige Nordamerika. Die +nordamerikanischen Indianer+ bilden eine auffallend gleichm?ssige V?lkermasse im Vergleich zu den verschiedenen V?lkern von ?hnlich grosser Ausdehnung in der Alten Welt. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Nachkommen von Vertretern einer Verschmelzung aufeinander folgender +Einwanderungswellen+, die in sicherlich sehr weit zur?ckliegender Zeit +teils von Asien, teils von Europa her+ auf fr?her in gr?sserer Ausdehnung vorhandenen Verbindungsbr?cken -- in der Mioz?n- und Plioz?nzeit stand Nordamerika mit beiden Erdteilen noch in festem Zusammenhang -- dorthin gelangten. Diese Einwanderung muss schon stattgefunden haben, bevor der Mensch die Metalle bearbeiten gelernt hatte; dies ergibt sich daraus, dass, als Kolumbus ankam, die meisten St?mme noch im Steinzeitalter lebten, nur ein paar von den weiter fortgeschrittenen, wie die Mexikaner und Peruaner, es bis zur Verwendung von Bronze gebracht hatten. Auch hatte der Mensch zur Zeit jener Einwanderung noch nicht viel auf dem Gebiete der Tierz?hmung getan, da die Nachfolger des Kolumbus in Nordamerika einzig den Hund als Haustier antrafen; schliesslich konnte der Mensch damals auch noch nicht angefangen haben, Ackerbau zu treiben, da feststeht, dass jene Einwanderer noch keine Kulturpflanzen aus der Alten Welt mitbrachten, sondern erst sp?ter eine einheimische Pflanze, den Mais , f?r ihr t?gliches Brot zu bauen begannen. Dementsprechend k?nnen die ersten Ank?mmlinge in Amerika sich erst auf der Stufe der pal?olithischen J?ger und Fischer der Eisperiode befunden, m?glicherweise einer der Zwischeneiszeiten angeh?rt haben. Die bisherigen Ausgrabungen stehen im Einklang mit dieser Annahme: sie haben ergeben, dass das +Vorhandensein des Menschen in Nordamerika bis in die warme Interglazialzeit+ zur?ckreicht, die anscheinend mit dem gleichen Zeitraum in Europa zusammengefallen ist. F?r die Terti?rzeit ist der Mensch in Amerika noch nicht nachgewiesen. Als er hier erschien, m?ssen sich die Sprachen noch in einem so wandelbaren Zustande befunden haben, dass sie sich leicht spalten konnten. Der Ethnograph J. W. Powel hat allein n?rdlich von Mexiko achtundf?nfzig getrennte Sprachgruppen unterschieden, die sich wiederum in unz?hlige verschiedene Dialekte teilen. -- F?r S?damerika weisen verschiedene Anzeichen darauf hin, dass hier auch noch von der S?dsee her eine Einwanderung erfolgt sein muss. Die Forschungen hier?ber befinden sich noch ganz im Anfangstadium. Aus diesen europ?ischen und asiatischen Einwanderern hat sich im Laufe der Zeiten unter dem Einfluss der ver?nderten Umgebung und der Abgeschlossenheit ein besonderer Menschenschlag entwickelt, den wir als Indianer oder als Roth?ute bezeichnen. Er ist in seinen Grundz?gen, wie schon gesagt, ganz einheitlich, zeigt aber in einigen Einzelheiten, im besonderen in der K?rpergr?sse und der Sch?delform, grosse Mannigfaltigkeit. Entsprechend ihrer verschiedenen Zusammensetzung erinnert der +Typus der Indianer+ sehr an den der Mongolen, unterscheidet sich von ihm aber auch wieder durch die gr?ssere und kr?ftig vorspringende Nase, das gr?ssere Auge mit nur schwacher oder g?nzlich fehlender Schr?gstellung der Lidspalte und das braune Haar. Auf der anderen Seite aber lassen sich auch wieder Ankl?nge an den europ?ischen Typus nicht ableugnen, wie die Gesichtsbildung, im besonderen die kr?ftig gebogene Adlernase, die K?rpergr?sse und manches andere. Die Indianer sind im allgemeinen von ?bermittelgrosser, kr?ftiger, ebenm?ssiger Gestalt, die hier und da wohl sehr niedrig , aber auch wieder ausnehmend hoch ausfallen kann. Ihre Hautfarbe ist kein Rot, wie Laien f?lschlich annehmen, sondern ein r?tliches ober gelbliches Braun; es kommen dabei alle Schattierungen von Schwarzbraun bis zum Hellbraun vor. Das Kopfhaar ist grob, straff, schwarz mit br?unlichem Glanze, oft sehr lang . Am ?brigen K?rper wie auch im Gesicht ist das Haarsystem sp?rlich entwickelt; der Bart wird ?brigens meistens entfernt . Die Sch?delform ist im allgemeinen kurzk?pfig, es kommen aber auch langk?pfige St?mme vor. Die Stirn ist gut gew?lbt, das Gesicht breit, oval oder rund. Die Augen sind stets schwarz und liegen tief. Die Nase ist durchweg gross und vortretend, ihr R?cken gerade oder gebogen . Die nordamerikanischen Indianer lassen sich in wirtschaftlicher Hinsicht in drei Gruppen unterscheiden. Die meisten von ihnen stehen auf der Stufe der Hackbauern, sind daher sesshaft und besitzen wohlangelegte H?user. Eine zweite Gruppe, die Pr?rieindianer -- die bekanntesten die Sioux --, liegen haupts?chlich der Jagd ob, sind daher stets auf der Wanderschaft begriffen und f?hren ihre Behausung in Form eines zerlegbaren Zeltes aus Fellen mit sich . Die dritte Gruppe endlich bilden die Indianer Kaliforniens und Oregons; sie stehen alle noch auf recht niedriger Stufe. Sie verf?gen zum Teil wohl schon ?ber feste H?user , zum Teil nur ?ber Windschirme. Ihre Nahrung beziehen sie durch Einsammeln von Pflanzen und Fr?chten . Unter den Pr?rieindianern stand fr?her die Lederbereitung in Bl?te; dementsprechend bestand auch ihre Kleidung ausschliesslich aus diesem Stoffe, den bekannten Leggins , den Mokassins , einem ?rmelwams und einem grossen Mantel aus B?ffelfell . Die meisten Indianer kleiden sich heute bereits nach Europ?erart. Die Pueblos weisen eine ganz besondere Kultur auf, f?r die unter anderem die Bauart ihrer Siedelungen bezeichnend ist. Es sind dies die sogenannten Dorfh?user auf isolierten Plateaus oder auch in der Ebene, die einen ganzen Stamm beherbergen und daher aus zahlreichen einzelnen Zellen sich terrassenartig und gleichzeitig reihenweise ?ber-, neben- und untereinander aufbauen; der Zugang zu ihnen ist nur auf Leitern m?glich. Die Pueblos betreiben Ackerbau; einige St?mme verf?gen ?ber eine hochentwickelte Fertigkeit auf dem Gebiete der Flechtkunst, Weberei und Keramik . Eigenartig ist das Verfahren der Puebloindianerinnen beim Frisieren des Haares . Die nordamerikanischen Indianer +glauben+, sofern sie nicht zum Christentum ?bergetreten sind , +an eine Welt von Geistern+, die der durch die f?nf Sinne sich offenbarenden materiellen Welt nach ihrer Meinung ?bergeordnet ist. Die Geister befinden sich ?berall: in der Erde, in der Luft, im Feuer und im Wasser, wie ?berhaupt in allem, was von diesen vier Elementen umschlossen ist. Townshend f?hrt hierf?r eine interessante Beobachtung an. Er versuchte einmal einem Navajo einen neuen Bogen, den dieser sich selbst angefertigt und bereits zu einem gl?cklichen Schuss auf einen Hirsch benutzt hatte, abzukaufen, erhielt aber eine abschl?gige Antwort. Der Indianer wollte ihn auf keinen Fall abgeben, denn, wie er sagte, besitze sein neuer Bogen, obwohl seiner H?nde Werk, jetzt einen eigenen Geist, und der erste Schuss habe ihm bewiesen, dass dieser ihm freundlich gesinnt sei; daher getraue er sich nicht, sich von dem Bogen zu trennen. Dieser Mann erkannte wohl die guten Eigenschaften des Bogens, wie seine gelungene Form, die Straffheit seiner Sehne und die Dehnbarkeit an, dachte sich aber dahinter in dem Bogen ein Wesen mit einem, seinem eigenen ?hnlichen Empfinden, das imstande und auch gewillt sei, ihm auf der Jagd zu helfen und unter Umst?nden zu schaden. In ?hnlicher Weise denken sich die Indianer die ganze Welt um sich her von unz?hligen Geistern bev?lkert, deren Verhalten gegen sie von ganz unberechenbarer Bedeutung sei. Die Algonkinsprache besitzt ein Wort manito oder manitou, das man oft als eine verallgemeinernde Bezeichnung anwendet, um damit die Summe der geheimnisvollen M?chte hinter der sinnlichen Welt auszudr?cken. Kitchi Manitou oder +grosser Geist+ fasst man dann gleichsam als gleichbedeutend mit Gott auf. Inwieweit dieser Gedanke an einen grossen Geist, der alle ?brigen in sich einschliesst, auf christliche Lehren, die die Missionare im Lauf der Jahrhunderte ?bermittelten, zur?ckzuf?hren ist, l?sst sich schwer sagen. Die Vorstellung von einem grossen Geist ist aber zweifellos unter den Indianern weitverbreitet, und je h?her ein Stamm entwickelt ist, um so deutlicher tritt sie in die Erscheinung. Doch gilt dieser grosse Geist nicht immer f?r so g?tig, wie er m?chtig ist. Die Sioux- und Foxindianer schildern Kitchi Manitou in ihrer grossartigen Sch?pfungssage als ein Wesen, das seine Kinder erschlagen liess aus Furcht vor ihrer Rivalit?t und zur Strafe daf?r in eine Indianerh?tte an der K?ste des Weissen Stromes am Firmament verbannt wurde. Sein ihn ?berlebender Sohn Wi-sa-kae machte die ?blichen Abenteuer eines Kultheros durch: er versuchte auf den Fl?geln des Bussards, der damals so bunte Farben wie ein Papagei trug, zu seinem ihm befreundeten Ahn, der Sonne, aufzufliegen. Der hinterlistige Bussard glitt aber unter ihm weg, und der Held fiel auf die Erde, wobei er nur mit knapper Not der Gefahr entging, in St?cke zerschlagen zu werden. Zur Strafe wurde das ganze Bussardvolk dazu verurteilt, Erdarbeiten zu verrichten, um die Erde f?r die Menschen, die Wi-sa-kae zu erschaffen gedachte, vorzubereiten. Auch haben von der Zeit an die Bussarde ihre pr?chtigen Farben verloren und sind dem Hass und der Verachtung der Menschen preisgegeben. Darauf schuf Wi-sa-kae aus roter Erde die Menschheit, lehrte sie allerlei K?nste und T?nze und machte sie mit der Jagd und dem Maisbau bekannt, ?berhaupt mit allem, was zu ihrem Gl?ck n?tig war. Als er dies alles getan hatte, sagte er den Menschen lebewohl und teilte ihnen zugleich mit, dass er nach dem Norden gehe und in Eis und Schnee sich eine H?tte bauen wolle; er werde sie aber allj?hrlich beim ersten Schneefall wieder besuchen und eines Tages in seiner eigenen Gestalt, doch in Jugend und Sch?nheit, wieder vor ihnen erscheinen, um die Menschen dann in das gl?ckliche Land im Westen zu f?hren, wo sein Bruder ?ber die Geister ihrer Ahnen regiere; darauf werde er selbst wieder umkehren und die Welt, aus der er sie fortgeleitet h?tte, zerst?ren. Diese Erwartung der Wiederkunft des Helden besteht bei den Indianerst?mmen fast durchweg. Wie man in Europa w?hrend des Mittelalters von der Wiederkehr des K?nigs Artus, Karls des Grossen und Barbarossas tr?umte, so erhofft der Indianer Nordamerikas fast t?glich das Wiedererscheinen des Wi-sa-kae. Townshend beobachtete, wie die Pueblos jeden Morgen, in ihre Decken geh?llt, auf den flachen D?chern ihrer H?user standen und Ausguck nach Osten hielten, von wo sie den Messias, der von ihnen gegangen, zur?ckerwarteten. Von Peru, Yukatan und Mexiko an bis zu den Jagdgr?nden des weiten Nordens warten die Indianer auf die Wiederkehr ihres halbg?ttlichen Heros, der sie die K?nste des Friedens und des Krieges lehrte. Nicht immer aber wird dieser Held f?r so wohlwollend und gerecht gehalten, wie die Sioux den ihrigen hinstellen; die Indianer schufen sich eben ihre G?tter nach ihrem eigenen Ebenbild, und so war ihr Held nur zu oft mit denselben Tugenden und Lastern ausgestattet wie die Indianer selbst. Selbstverst?ndlich hat kein Stamm seine ?berlieferungen unver?ndert zu erhalten vermocht; da sie von Geschlecht zu Geschlecht sich vererbten, ist manches vergessen oder falsch verstanden worden, und da auch die Lebensweise der Menschen sich manchmal ?nderte, so hielten die ?bernat?rlichen Wesen damit Schritt und passten sich den neuen Forderungen an, indem auch sie sich ?nderten. Die Navajo zum Beispiel, ein unstetes Hirtenvolk, haben keinen Oberh?uptling und denken sich ihre Geisterwelt ebenso demokratisch, wie sie selbst es sind. Sie glauben daher an viele m?chtige Geister, die von ihnen vers?hnt werden m?ssen, kennen aber kein h?heres Wesen, das die ?brigen beherrscht. Interessant ist es, dass der bedeutendste dieser Geister, Estsanatlehi, das heisst ,,die Frau, die jung ist", als weiblichen Geschlechtes gilt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man diese Vorstellung der Natur entnommen hat, die gegen Ende des Jahres alt wird und sich in jedem Fr?hjahr verj?ngt. Dieser Geist, der auch unter dem Namen Whailahay bekannt ist, gilt f?r das h?chste Wesen in der Welt der Abgeschiedenen, wo es die Fluss?berg?nge bewacht, die ?berschritten werden m?ssen, um zu den gl?cklichen Jagdgr?nden oder Weidepl?tzen der Geister zu gelangen. Whailahay nimmt sich ihres Geschlechtes sehr an: ein Navajo, der bei Lebzeiten seine Frau misshandelt hat, findet schwerlich Gnade vor ihr, wenn er den Fluss, der zum Paradies seines Stammes f?hrt, ?berschreiten will. So kommt es, dass die Frauen der Navajo ganz im Gegensatz zu denjenigen anderer St?mme, die gewissermassen nichts sind als geduldige Arbeitstiere, sich in hohem Grade am ?ffentlichen Leben beteiligen. Welcher Art oder welchen Geschlechtes die Geister auch sein m?gen, um deren Gunst sich die Indianer bem?hen, alle m?ssen von ihnen in erster Linie durch besondere feierliche Handlungen, vor allem +T?nze+ , bes?nftigt werden. Vor einem solchen Zeremonialtanz unterziehen sie sich gew?hnlich einer L?uterung, entweder durch l?ngeren Aufenthalt in einem Schwitzhaus oder durch Fasten; danach erscheinen sie entkleidet und bemalt, mit Masken und Perlen geschm?ckt, sowie mit Fuchsschw?nzen und gr?nen Girlanden beh?ngt, tanzen in langsamem, feierlichem Reigen und rufen die Geister an, dass sie ihnen Sonnenschein oder Regen, Fruchtbarkeit oder erfolgreiche Jagd gew?hren. Die Pueblos und unter ihnen namentlich die Hopi pflegen T?nze, meist Maskent?nze aufzuf?hren, um sich die Hilfe ihrer Stammesahnen zu sichern; Maismehl oder Bl?tenstaub wird verstreut, wenn es sich darum handelt, die Erntegeister anzugehen. Menschenopfer werden wohl nur noch ?usserst selten dargebracht. Von den Pawnees wird berichtet, dass sie vier Tage und ebensoviel N?chte tanzten, bevor sie ihrem h?chsten Geist, Triava, Menschen opferten, um Kriegsgl?ck und eine gute Ernte von ihm zu erlangen. T?nze sind indessen nicht die einzigen religi?sen Handlungen, mit denen die Indianer sich ihren h?heren M?chten n?hern. Die +Navajo+ zum Beispiel tanzen wenig, sie lassen daf?r ihre Priester +Gebete+ an die G?tter richten und fromme +Lieder+ dazu +singen+, auch ihnen Perlen- oder Federschmuck sowie Zigaretten +opfern+, die sie mit feststehenden Mustern bemalen. Ihre eigenartigste Anbetung besteht jedoch in der +Herstellung heiliger Bilder im Sande+, den sie auf dem Boden ihrer Medizinh?tten ausbreiten. In ihm stellen sie G?tterbildnisse nach ?berlieferten Mustern dar, indem sie Pulver verschiedener F?rbung auf den glatten Sand streuen. Ausserdem wird als Opfergabe noch Bl?tenstaub oder Maismehl ?ber diese Figuren gestreut. In Krankheitsf?llen werden Prisen des heiligen Sandes als Medizin verabreicht, bei einem lahmen Fuss zum Beispiel etwas von dem die F?sse bildenden Sande, bei Kopfschmerz Sand vom Haupte des Gottesbildes und so weiter. Was dann von dem Bilde noch ?brig bleibt, wird hinausgefegt. Die Puebloindianer blasen bei ihren gottesdienstlichen Handlungen Daunenbl?schen in die Luft, damit diese zusammen mit ihren Gebeten in die H?he steigen. Die Hopi f?hren einen besonders interessanten Tanz auf, den +Schlangentanz+. Er findet im August statt und dauert jedesmal neun Tage; die Hauptst?tte daf?r ist Walpi . Seine Teilnehmer sind Mitglieder der Br?derschaften der Schlange und der Antilope, die offenbar aus fr?heren Familientclans hervorgegangen sind und sich zu diesen umfangreichen Gemeinschaften entwickelt haben. Die Priester werden in den Kiwas oder heiligen Kammern zu der ihnen zufallenden Arbeit geweiht; es sind dies R?ume, die aus dem Sandsteinfelsen herausgehauen wurden und nur von oben her, mit Hilfe einer Fallt?r oder Leiter , Zutritt gestatten. Adlerfedern, Wiesel- und Stinktierfelle schm?cken die oberste Sprosse der Leiter. Man schafft bunten Sand in die Kiwas, der, ?hnlich wie bei den Navajo, in einem kunstvollen Mosaik von ?berlieferten Mustern und religi?ser Bedeutung zu Alt?ren und Bildnissen verarbeitet wird . Um die derart errichteten Alt?re werden heilige Abzeichen und Fetische aufgestellt. Ferner wird ein Zaubertrank aus Kr?utern, Honig und Kornbl?tenstaub zurechtgebraut und eine geweihte Pfeife mit grosser Feierlichkeit nach den sechs Himmelsrichtungen zu geraucht. Die Hopi z?hlen deren n?mlich sechs: Nordwesten, S?dwesten, S?dosten, Nordosten, Zenith und Nadir; jeder dieser Richtungen ist eine besondere Farbe und Gottheit zugeteilt. Die Festlichkeiten werden mit der Jagd auf Schlangen eingeleitet. Bei ihrem Beginn treten die Schlangenpriester, nur mit einem Lendenschurz und Mokassins bekleidet, mit aufgel?stem Kopfhaar hervor; sie sind mit einem Schlangenb?schel , das aus einer oder zwei Adlerfedern an einem Griffe besteht, einem langen Stock zum Graben oder einer Hacke und einem Lederbeutel ausger?stet. Jede Schlange, ausgenommen Wasserschlangen, wird von ihnen aufgest?bert. Treffen sie auf eine giftige, dann fahren sie mit dem Schlangenb?schel ?ber sie hin; dies scheint eine Art hypnotischer Wirkung auf das Tier auszu?ben, denn es verh?lt sich daraufhin ruhig. Nun ergreifen sie mit der einen Hand die Schlange beim Genick, oder, falls dies nicht m?glich ist, beim Schwanz, lassen die andere Hand rasch bis zum Halse gleiten und stecken sie in den Beutel. Sind die Beutel gef?llt, dann bringen die Priester sie nach der Kiwa, wo geschickte H?nde die Schlangen in grosse irdene Gef?sse legen. Hier verbleiben sie f?r den Rest der Festtage; sie werden von den Priestern in einem heiligen Wasser gebadet, in heiligem Maismehl gerollt und zusammen mit den Fetischen in dem Sandmosaik des Altars gew?lzt. Eine grosse Rolle spielen bei den Feierlichkeiten noch die +Bahos+ oder Gebetst?bchen. Es sind dies lebhaft gef?rbte, befiederte St?bchen oder Brettchen von verschiedener L?nge , die man allenthalben, vielfach in Gruppen zusammengestellt, bald in der N?he der D?rfer, bald auf freiem Felde, in Felsspalten oder im Triebsande antrifft; die Bahos sind von grosser Bedeutung im Leben der Pueblos. Am h?ufigsten trifft man sie in n?chster N?he der Niederlassungen an, wo sie auf einem bis zu etwa einem Meter hohen Aufbau, einer Art Altar, neben Opfern der ?blichen Art, darunter Flussger?ll, absonderlich geformte Steinknollen, Bruchst?cke versteinerten Holzes sowie abgenutzte und zerschlagene Steinger?te, liegen. In weiterer Entfernung von den D?rfern finden sich die Bahos in Felsnischen aufgestellt. Die Bahos sind, wie gesagt, aus bestimmten Holzarten hergestellte St?bchen oder Brettchen, die man mit bunten Farben anmalt und mit gewissen Kr?utern, Vogelfedern, Baumwolle und mit einem mit Mehl oder Honig zur Nahrung des Baho angef?llten Maisblatts?ckchen besteckt. Die Anfertigung geht unter bestimmten F?rmlichkeiten vor sich. Diese Gebetst?bchen sollen eine Vereinigung von Symbolen darstellen, deren Deutung im einzelnen vielfach unsicher ist, und, nachdem sie geweiht sind, vermittelnd zwischen Gl?ubigen und G?ttern wirken. Das Wesen des Baho ist einmal eine Bekr?ftigung oder Verk?rperung des m?ndlichen Gebets, weiter aber auch ein symbolisches Gebet und schliesslich noch eine Huldigung f?r die G?tter beziehungsweise ein Opfer f?r sie. Oft werden zwei Bahos aneinander gebunden, sie sind dann das Sinnbild von Mann und Frau. W?hrend des Schlangentanzes der Hopiindianer nun werden solche Gebetst?cke auf dem Altar aufgestellt und hierauf w?hrend der ganzen neun Tage best?ndig Gebete gesprochen und andere feierliche Handlungen vorgenommen. Priester und Schlangen leben Tag und Nacht in der Kiwa zusammen. Am sechsten Tage wird in der Kiwa der Antilopengemeinde ein Mysterium ?ber den Ursprung der Schlangenbr?derschaft aufgef?hrt. Zu diesem Zwecke werden ein junger Mann der Schlangen- und eine junge Frau der Antilopenbr?derschaft auserw?hlt und besonders ausgeputzt; der letzteren wird ein geweihtes Kornabzeichen in die Hand gegeben. Beide stellen sich vor dem Altar auf. Der Antilopenh?uptling er?ffnet die feierliche Handlung mit einem Gebet, in dem er um reichlichen Regen f?r die Saat und um eine gute Ernte fleht. Hierauf werden sechzehn ?berlieferte Ges?nge vorgetragen, die zum Thema die Legende von der Entstehung des Schlangenclans haben. Dieser zufolge ging vorzeiten eines Tages ein Hopij?ngling mit Namen Tiyo bis an den Rand des Grand Ca?on und sah dort die brausenden Gew?sser des grossen Koloradoflusses. Er baute sich eine Arche und fuhr den Fluss hinab, bis er zum Salzsee kam und in diesem auf einer Insel landete. Hier begegnete ihm die Spinnenfrau ; sie war sehr freundlich zu ihm und f?hrte ihn auf einer Regenbogenbr?cke ?ber den See in ein anderes Land und hier wieder in eine Schlangenkiwa. Dort hingen Schlangenh?ute an der Wand, und die Menschen waren ganz ebenso wie Tiyo selbst Roth?ute. Als er dann aber aufgefordert wurde, sich umzusehen, da waren diese Menschen auf einmal mit den Schlangenh?uten angetan und glichen Schlangen. Die Spinnenfrau war unserem Helden nun behilflich, diesen Schlangen ein M?dchen namens Teuamana als Braut f?r ihn abzugewinnen und beiden die Heimkehr zu erleichtern. Aber erst nach vielen Abenteuern kam das Paar wohlbehalten in der Heimat des Hopij?nglings an. Diesem Paar nun ist der Schlangenclan der Hopi entsprungen, und darum k?nnen die Leute ohne Furcht mit den wilden Schlangen als mit ihren Br?dern umgehen und sie dazu bewegen, ihre Gebete um Regen in die Geisterwelt zu tragen. Zahlreiche andere F?rmlichkeiten werden von den verschiedensten Indianerst?mmen vorgenommen, um ihren +Feldern Fruchtbarkeit zu verschaffen+. F?r gew?hnlich aber sind es Maskent?nze, mit denen sie diesen Zweck verfolgen. Die Irokesen f?hren solche im Januar als sogenannte Neujahrst?nze auf. Die Masken , die sie dabei tragen, sind meistens aus Holz angefertigt und sollen bisweilen schon zwanzig bis hundert Jahre in Gebrauch sein. Sie verlangen Tabak als Opfergabe und sind b?se, wenn nicht mit ihnen getanzt wird. Sie gleichen menschlichen Gesichtern mit weitge?ffnetem, breitem oder trichterf?rmigem Munde, sind meistens aus Holz angefertigt und tragen eine Per?cke aus Haaren vom Pferdeschwanz, einen Streifen B?ffelhaut, ein Geflecht von Maiskolbenh?lsen und anderes derart. Ohne Zweifel sollen sie Vegetationsd?monen vorstellen. Die mit ihnen bekleideten T?nzer stecken in Anz?gen aus zerrissenen Kleidern oder Maish?lsen und haben darunter allerlei umfangreiche Gegenst?nde angebracht, so dass sie Kr?ppeln oder Missgestalteten ?hnlich sehen; sie tragen ferner eine Rassel und Keulen in den H?nden. Ein derartiger Maskentanz wird von einem Augenzeugen folgendermassen geschildert: Die T?nzer erschienen vor dem Beratungshause, wo sich die M?nner versammelt hatten, und schlugen mit ihren Rasseln und Kn?tteln unter seltsam grunzenden Ausrufen an die W?nde des Hauses. Die Schl?ge wurden immer heftiger, der L?rm immer ohrenbet?ubender. Pl?tzlich flog die T?r auf und die T?nzer erschienen; sie krochen aber auf allen vieren herein, wanden sich dabei wie Kr?ppel und sch?ttelten ihre Rasseln und St?cke ?ber den Boden hin. Erst in der Mitte des Raumes richteten sie sich auf. Der Tanz dauerte nur kurze Zeit, worauf die T?nzer nach ihrem Gefallen im Beratungshause umhergingen und durch ihre Masken die Frauen anstierten und den Kindern Furcht einfl?ssten. Gelegentlich rief der Leiter der Festlichkeit diesen und jenen von ihnen herbei, gab ihnen etwas Tabak, nachdem er solchen schon vor Beginn des Tanzes an alle Teilnehmer wohl als Opfergabe verteilt hatte, und forderte sie auf, noch auf eine bestimmte Art zu tanzen, verschiedene Tiere nachzuahmen oder auch Schlittschuhl?ufer, Lokomotiven und dergleichen. Dabei kam es zu ziemlich platten und schl?pfrigen Sp?ssen. Eine eigenartige Regenzeremonie kennen die Zu?i, die von einer besonderen Priestergenossenschaft, den zehn Koy-e-?-ma-shi, um die Sommersonnenwende in der Gestalt von D?monen, zum Teil mit tier?hnlichen Masken, ausgef?hrt wird. Sie stellen sich dabei in einer Reihe auf, wobei sie die Worte Du-mi-chim-chi, Du-mi-chim-chi-a-a singen, und bewegen sich halb gehend, halb trabend unter den Dachtraufen der H?user hin durch alle Gassen und um die Aussenmauern des Dorfes herum. Jeder l?sst dabei seine H?nde auf den H?ften seines Vordermannes ruhen, der F?hrer des Zuges hat die seinigen auf die Knie gest?tzt; die Leute gehen also leicht nach vorn gebeugt und sind, abgesehen von einem groben und rauhen dunkelblauen Tuch um die Lenden, nackt. W?hrend dieser drollige Zug sich unter den vorspringenden D?chern der H?user fortbewegt, stehen oben die Frauen mit Kr?gen voll Wasser, das teilweise nicht gerade von reinster Beschaffenheit ist, und giessen es auf die K?pfe und Leiber der M?nner aus. Bisweilen wird vor Ankunft des Zuges, w?hrend die Frauen auf ihn warten, mit der Hand ein wenig Wasser aus dem Kruge gesch?pft und ausgesch?ttet, nach der Annahme von Fewkes, dem wir diese Schilderung verdanken, wohl eine Art Opfergabe. Die Mitglieder der Prozession suchen auf jede Weise m?glichst nass zu werden und scheinen um so befriedigter zu sein, je mehr sie bei der Begiessung eingeweicht werden. W?hrend des ganzen Vorgangs werden nur die oben wiedergegebenen Worte wiederholt. Es handelt sich hierbei offenbar um Vegetationsd?monen, die die Feldfr?chte vertreten und an deren Stelle das befruchtende Nass empfangen. Die Zu?ipriester der Koy-e-?-ma-shi beteiligen sich auch an den heiligen T?nzen, den Korkokshit?nzen, die gleichfalls den Zweck verfolgen, Regen und gute Ernte zu erzielen. Sie betreten zusammen mit den Koko, den Hauptt?nzern, das Dorf und treiben allerlei Sp?sse meist schl?pfriger Natur, die unter den Zuschauern sichtlich grosses Vergn?gen hervorrufen. Obgleich diese unanst?ndigen Vorf?hrungen mit dem eigentlichen Zweck der Feierlichkeit nichts zu tun haben, so geht ihnen sicherlich eine tiefere Bedeutung nicht ab; die beischlaf?hnlichen Bewegungen, die dabei meistens vollf?hrt werden, sollen die Befruchtung andeuten. Auch die Moki, ein anderer Pueblostamm, kennen ?hnliche religi?se T?nze zum Gedeihen des Pflanzenwuchses: die Anakatschina, bei denen die Ausf?hrenden maskiert auftreten. Einer dieser T?nzer, der den Vegetationsd?mon Kokopeli darstellt, ist mit einem ungeheuren Phallus und einem vogelartigen Schnabel ausgestattet. Die kurze Skizze, die im vorstehenden von den religi?sen Ansichten der nordamerikanischen Indianer entworfen wurde, gibt bei weitem keine ersch?pfende Darstellung dieser Verh?ltnisse; sie sind viel zu verwickelt und zu verschieden, als dass man sie auf wenigen Seiten abtun k?nnte. Aber sie d?rfte gen?gen, um einen ungef?hren ?berblick zu gew?hren. Im Anschluss hieran seien dem +Totem- und Clanwesen+ der nordwestlichen J?ger- und Fischerindianer noch einige Worte gewidmet. Bei ihnen zerf?llt jeder Stamm in eine Reihe von matriarchalischen Clans oder Sippen mit je einem festen Totem. Unter einem Totem wird ein bestimmtes Tier verstanden, zu dem sein Besitzer in einem verwandtschaftlichen Verh?ltnis zu stehen glaubt, insofern er es f?r seinen Ahnherrn h?lt. Die Bilder des Totems, meistens ein B?r, Wolf, Adler, Rabe, Biber oder Walfisch, werden auf allen m?glichen Gebrauchsgegenst?nden, Werkzeugen, Booten, H?usern und so weiter entweder in Malerei oder in erhabener Arbeit angebracht, ja selbst auf dem K?rper eintatauiert. Vor den H?usern der H?uptlinge werden m?chtige, bis zu zwanzig und mehr Meter hohe, l?ngsgeteilte St?mme aus Zedernholz errichtet, die auf ihrer Rundseite mit allerhand Tieren in erhabener Darstellung bedeckt sind, sogenannte Totem- oder Wappenpf?hle . Diese Darstellungen beziehen sich auf den mutmasslichen Ahnherrn und die verschiedensten Totemtiere aus der Sage des Clans; das oberste Bild gibt das Totemtier des Besitzers, das darunter befindliche das seiner Frau wieder. Die Sage des Clans kommt ?brigens auch in dramatischen Veranstaltungen der St?mme zum Ausdruck. Clans, die dasselbe Totem besitzen, gelten als unter sich verwandt, selbst wenn sie verschiedenen St?mmen angeh?ren; ihre Mitglieder d?rfen nicht untereinander heiraten, sondern sich nur mit Angeh?rigen fremder Clans verbinden. Das Kind geh?rt dem Geschlecht der Mutter an . Ausser seinem Wappentier besitzt jeder Clan noch eine Reihe +pers?nlicher Schutzgottheiten oder D?monen+, die seinen Mitgliedern, sofern sie in die Geheimnisse eingeweiht sind, bestimmte Gaben oder Fertigkeiten verleihen, wie zum Beispiel unverwundbar zu sein, Menschenfleisch essen zu k?nnen und dergleichen. Diese Personen bilden Geheimb?nde und f?hren, besonders zur Winterszeit, Maskent?nze auf, in denen in dramatischer Weise die Gewinnung des D?mons und die durch ihn erlangten F?higkeiten zur Darstellung gebracht werden. Die Religion hat mit diesen Geheimb?nden wenig zu schaffen, denn eine eigentliche Verehrung der Schutzd?monen besteht nicht. Der vornehmste der zahlreichen Geheimb?nde ist der der Hametzen , deren Mitglieder in der Tat noch dem Kannibalismus huldigen. Gleich bei der Aufnahme muss der Kandidat den ersten besten Menschen, der ihm entgegenkommt, in den Arm beissen und Blut aus der Wunde saugen. In fr?heren Zeiten assen die Hametzen Sklaven, heute verspeisen sie eingetrocknete Leichen, die ein bis zwei Jahre lang in Holzkisten auf B?umen ausgesetzt waren. Ihr Fleisch wird in Wasser aufgeweicht, von den Knochen abgesch?lt und dann verzehrt. Wir k?nnen die Beschreibung der barbarischen Br?uche unter den nordamerikanischen Indianern nicht schliessen, ohne noch des +Skalpierens+ zu gedenken, des Abziehens der Kopfhaut erschlagener Feinde als Siegeszeichen, einer Unsitte, mit der die Europ?er zum ersten Male im Jahre 1520 unter Francesco de Garay w?hrend seines ungl?cklichen Zuges nach Panuco bekannt wurden. Das Skalpieren -- der Name ist der englischen Sprache entnommen; Skalp bezeichnet urspr?nglich Schale, Hirnschale -- ist sowohl bei zahlreichen nordamerikanischen St?mmen, wenngleich nicht bei allen, als auch bei einzelnen s?damerikanischen Indianerst?mmen Brauch gewesen; er scheint von den Gebieten um den Golf von Mexiko seinen Ausgang genommen zu haben. Die Europ?er haben seit der Entdeckung des neuen Erdteils nicht wenig zu seiner Verbreitung beigetragen, indem sie, wie Friederici festgestellt hat, durch ihre Feuerwaffen, die die Kriege viel verlustreicher gestalteten, durch ihre Stahlmesser, die das Skalpieren bedeutend erleichterten, und durch Aussetzen von Belohnungen auf die Herbeischaffung von Skalpen, wodurch das Verlangen nach Erbeutung solcher bedeutend gesteigert wurde, einen ungeheuren Aufschwung der betreffenden Jagden herbeif?hrten. Friederici hat ferner nachgewiesen, dass das Skalpieren aus den Kopfjagden, die fr?her sehr gepflegt wurden, hervorgegangen ist; die urspr?ngliche Sch?deltroph?e verwandelte sich in eine Skalptroph?e, weil die durch die leichtere Gelegenheit und gr?ssere Nachfrage stark vermehrte Zahl der erbeuteten K?pfe ihre Bef?rderung auf beschwerlichen Wegen und grosse Entfernungen sehr schwierig machte. Deshalb verfiel man auf den Gedanken, sich mit der abgezogenen Kopfhaut zu begn?gen, denn nach der Ansicht der Indianer, wie der Naturv?lker ?berhaupt, sind nicht nur Teile des K?rpers gleichbedeutend mit ihm in seiner Gesamtheit, sondern auch Teile vom Teil mit dem vollst?ndigen Teil. Die Gr?nde, die zu den Skalpjagden Veranlassung gaben, waren mannigfacher Natur; es sind ziemlich dieselben, wie wir sie bereits an anderer Stelle bez?glich der Kopfj?gerei kennen gelernt haben, n?mlich das Verlangen nach Ruhm und Ehre durch Beibringung dieses Zeichens der Tapferkeit, der Glaube an geheime Kr?fte, die man sich durch die Erbeutung des Kopfes oder der Kopfhaut seines Feindes anzueignen hoffte, schliesslich auch die Rachsucht. Der Vorgang beim Abziehen des Skalps war verschieden, je nach der Art, wie das Opfer das Haar trug. Friederici hat trotz der zahlreichen Haartrachten der Indianer doch zwei Hauptformen festgestellt: bei der einen lag die Skalplocke in der Mitte des Kopfes, hier gab es nur einen Skalp; bei der anderen war das Kopfhaar durch Scheitel oder zwei und mehr geflochtene Z?pfe in mehrere Teile geteilt, was zur Zerlegung der Kopfhaut in mehrere Skalpe f?hrte. Um sich seiner Siegestroph?e zu bem?chtigen, setzte der Indianer im ersten Falle seinem am Boden liegenden Opfer einen Fuss oder ein Knie auf Brust, Nacken oder R?cken, ergriff mit der linken Hand die Haare und zog sie fest an, w?hrend seine Rechte mit dem Messer oberhalb oder unterhalb der Ohren einen Kreis um den Kopf zog. Das ganze Abziehen, bei dem manchmal die Z?hne, ein Strick oder die Bogensehne mithalfen, wurde bei einiger Geschicklichkeit in kaum einer bis zwei Minuten ausgef?hrt. Ein auf diese Weise gewonnener Skalp war verh?ltnism?ssig gross und musste, um echt zu sein, die Krone des Scheitels aufweisen. War der Haarschopf geteilt, so wurde eine Handvoll Haare oder einer der Z?pfe erfasst, die Haut emporgehoben und mit dem Messer darunter durchgefahren; auf diese Weise wurden mehrere Skalpe beziehungsweise ein mehrteiliger Skalp gewonnen. Die blutige Troph?e pflegte der Sieger unter lautem Geheul in die H?he zu halten und dann an seinem G?rtel zu befestigen. Die Indianer waren in so hohem Grade auf die Erlangung von Skalpen erpicht, dass sie keine Anstrengung und keine Entfernung scheuten, um in den Besitz des kostbaren Gutes zu gelangen. W?hrend der +Schwangerschaft+ bestehen auch f?r die Indianerin, wie wohl ?berall bei den Naturv?lkern, gewisse Vorschriften, die sie befolgen muss, damit das Kind keinen Schaden nehme, indessen scheinen diese bei den nordamerikanischen St?mmen nicht mehr so streng zu sein wie bei den s?damerikanischen. Die Indianerinnen Kanadas essen w?hrend ihrer Schwangerschaft ?berhaupt wenig, und die Utah-Indianerinnen fasten geradezu in den letzten Wochen vor ihrer Niederkunft. -- Bei den Ten'a-Indianern Alaskas muss die Schwangere vom dritten Monat an jede Nacht zwei- bis dreimal f?r etwa eine halbe Stunde ihren Schlaf unterbrechen und diese Zeit ?ber sitzend auf ihrem Lager zubringen, auch am Tage sich k?rperlich viel bet?tigen, im besonderen Holz klein machen, wodurch die Geburt einen leichteren Verlauf nehmen soll. Wenn die Kreissende w?hrend des Geburtsvorgangs Stuhl oder Wasser unter sich l?sst, dann wird dies als eine ?ble Vorbedeutung f?r das Kind angesehen. Man zieht in diesem Falle vor, das Neugeborene sogleich zu t?ten, indem man es unter der Nachgeburt erstickt. Die Ten'a-Indianer pflegen diese in ein B?ndel einzuwickeln, zu trocknen und im Walde an einen Baum zu h?ngen, wo sie ihrem Schicksal ?berlassen bleibt. Nur wenn eine Frau fernerhin kein Kind mehr bekommen will, vergr?bt sie den Mutterkuchen in der Erde und l?sst ihn hier verfaulen; noch besser soll dies Mittel wirken, wenn sie ihn zuvor in etwa ein Dutzend St?cke zerreisst. Etwa vorhandenes Kindspech wird an den Handfl?chen des Kindes gelassen, da man glaubt, dass dies seine Nahrung im Mutterleibe gewesen sei und dass bei Befolgung dieser Vorschrift das Kind in seinem sp?teren Leben immer reichlich zu essen haben werde. Ist das Erstgeborene ein M?dchen, so halten die Ten'a dies f?r ein b?ses Vorzeichen. Nach der Geburt haben sich beide Eltern zwei bis drei Tage lang davor zu h?ten, mit einem scharfen Werkzeug, Axt, Messer, S?ge und dergleichen zu hantieren; man bef?rchtet n?mlich, dass sie dadurch zuf?llig den vermeintlichen Lebensfaden des Kindes durchschneiden k?nnten. Darum holen in dieser Zeit Nachbarinnen und gute Freunde f?r die Eltern Holz aus dem Walde und zers?gen und spalten es auch. Der +Nabelstrang+ wird vielfach einfach abgebissen, aber auch durchgeschnitten; fr?her benutzte man dazu ausschliesslich Steinmesser. Die Tscheroki vergraben den Nabelstrang der M?dchen unter einem Kornm?rser, damit das Kind eine t?chtige Brotzubereiterin werde, den der Knaben aber h?ngen sie im Walde an einem Baume auf, damit sie sich zu guten J?gern entwickeln. Die Kaiow?h n?hen die Nabelschnur der M?dchen in kleine Perlens?ckchen ein, die sp?ter von diesen am G?rtel getragen und nach ihrem Tode an einem Stock auf ihr Grab gesteckt werden. Die Scheyenne schliessen die sorgf?ltig zusammengelegte Nabelschnur in einen Kasten oder Sack, der ausserdem noch Kleidungst?cke und Schmuck enth?lt, und behaupten, dass das Kind nicht eher Ruhe finde, als bis es darin seine Nabelschnur aufgest?bert habe. Add to tbrJar First Page Next Page |
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