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Read Ebook: Die Sitten der Völker Dritter Band Liebe Ehe Heirat Geburt Religion Aberglaube Lebensgewohnheiten Kultureigentümlichkeiten Tod und Bestattung bei allen Völkern der Erde by Buschan Georg
Font size: Background color: Text color: Add to tbrJar First Page Next Page Prev PageEbook has 1036 lines and 98893 words, and 21 pagesDer +Nabelstrang+ wird vielfach einfach abgebissen, aber auch durchgeschnitten; fr?her benutzte man dazu ausschliesslich Steinmesser. Die Tscheroki vergraben den Nabelstrang der M?dchen unter einem Kornm?rser, damit das Kind eine t?chtige Brotzubereiterin werde, den der Knaben aber h?ngen sie im Walde an einem Baume auf, damit sie sich zu guten J?gern entwickeln. Die Kaiow?h n?hen die Nabelschnur der M?dchen in kleine Perlens?ckchen ein, die sp?ter von diesen am G?rtel getragen und nach ihrem Tode an einem Stock auf ihr Grab gesteckt werden. Die Scheyenne schliessen die sorgf?ltig zusammengelegte Nabelschnur in einen Kasten oder Sack, der ausserdem noch Kleidungst?cke und Schmuck enth?lt, und behaupten, dass das Kind nicht eher Ruhe finde, als bis es darin seine Nabelschnur aufgest?bert habe. Das +Neugeborene+ wird bei vielen nordamerikanischen Indianerst?mmen sogleich in kaltes Wasser getaucht, selbst bei strengster K?lte, was ihm im allgemeinen auch gut bekommt, darauf verschiedentlich mit ?l, Butter und Farbe eingerieben. Dadurch soll die Haut widerstandsf?higer gegen die Witterung gemacht werden. -- +Zwillinge+ werden verschiedentlich f?r gl?ckbringend angesehen. Die Dakota halten sie f?r ?bernat?rliche Wesen, die aus einer anderen Welt, dem Zwillingslande, stammen, und behandeln sie daher mit besonderer Sorgfalt. Die Nootka-Indianer Vancouvers setzen Zwillinge zu den Lachsen in Beziehung und sehen eine Zwillingsgeburt als g?nstiges Vorzeichen f?r ein reiches Lachsjahr an. Die Eltern errichten abseits vom Dorfe an einem Fluss im Walde eine kleine H?tte und stellen um sie herum h?lzerne Bildnisse und Masken auf, die V?gel und Fische darstellen; in ihr m?ssen sie zwei Jahre lang fern von ihren Stammesgenossen verweilen. Der Vater muss sich ein ganzes Jahr lang durch Baden reinigen und sein Gesicht rot f?rben. Beim Baden muss er bestimmte Lieder singen, die nur f?r diesen Zweck in Gebrauch sind und ein Lob der Lachse sowie die Aufforderung enthalten, sich einzufinden, um die Zwillinge zu sehen. Wenn die Tiere diesen Gesang vernehmen und die zahlreichen Masken erblicken, dann kommen sie in grossen Scharen an. Daher wird aus der Geburt von Zwillingen auf ein gutes Lachsjahr geschlossen. Nun kommt es allerdings auch vor, dass die ersehnten Lachsscharen ausbleiben; dann erblickt man darin eine Mahnung, die Zwillinge zu t?ten. Zwillingen ist es verboten, Lachse zu fangen; auch d?rfen sie frische Lachse weder essen noch auch nur ber?hren. Ebenso d?rfen die Eltern w?hrend der Zeit ihrer Absonderung weder Lachse essen noch anfassen. Zwillingen werden besondere Kr?fte zugeschrieben, zum Beispiel die F?higkeit, gutes und schlechtes Wetter zu machen. Um Regen zu erzeugen, f?llen sie einen kleinen Korb mit Wasser und spritzen dieses in die Luft; um gutes Wetter zu machen, schwingen sie ein St?ck Holz, das mit einer Schnur an einem Stock befestigt ist, und um Sturm hervorzubringen, streuen sie von einem Baume die Sprossen der Zweige herab. Solange Zwillinge noch Kinder sind, vermag die Mutter an ihrem Spiel zu erkennen, ob ihr Gatte erfolgreich von seiner Jagd zur?ckkehren wird oder nicht. Hauen oder beissen sie sich bei ihrem Spiel, dann wird der Mann bei seinem Ausflug von Gl?ck beg?nstigt sein; verhalten sie sich aber ruhig, dann wird er mit leeren H?nden zur?ckkehren. ?hnlichen Vorstellungen von der Bedeutung der Zwillinge begegnen wir noch bei anderen nordamerikanischen Indianerst?mmen. +Fruchtabtreibung+ ist unter den Indianern ziemlich verbreitet, was zur Folge gehabt hat, dass viele St?mme dem Aussterben nahe sind. Die Gr?nde, die dazu f?hren, die Schwangerschaft durch k?nstliche Mittel zu unterbrechen, sind ziemlich dieselben, die wir schon anderw?rts verschiedentlich kennen gelernt haben, wie Furcht vor ?berb?rdung und Mehrarbeit bei einer zahlreichen Familie, Nahrungssorgen, Besorgnis der Frauen, ihre Sch?nheit durch zu viele Kinder zu verlieren und fr?hzeitig zu altern, das verschiedentlich bestehende Gebot, jeglichen geschlechtlichen Verkehr w?hrend des Stillgesch?ftes, das unter Umst?nden recht lange dauert, zu meiden, bei unverheirateten M?dchen auch die Furcht vor der Schande und anderes mehr. Auf eigenartige Weise wird die Abtreibung bei den Kr?hen- und Assiniboin-Indianerinnen vorgenommen. Die Schwangere l?sst sich den Bauch kr?ftig kneten oder w?lzt sich auf einem kleinen in der Erde steckenden Pfahl umher; auch streckt sie sich auf dem Boden aus, legt sich ein Brett auf den Bauch und l?sst ihre Freundinnen auf dasselbe herauf- und hinunterspringen, bis die Frucht abgeht. Auch das +Aussetzen neugeborener Kinder+ aus Mangel an Nahrungsmitteln ist bei einer Reihe Indianerst?mme ?blich. -- Die Indianerin pflegt ihre Kinder ziemlich lange zu +s?ugen+, meistens zwei bis drei Jahre lang, aber auch Zeitr?ume von sechs bis sieben Jahren sind keine Seltenheit. Die Odschibw? und andere nordamerikanische St?mme veranstalten +bei der Geburt+ eines Kindes +eine besondere Feierlichkeit+ religi?sen Charakters. Kind, Eltern und Verwandte kommen mit den Medizinm?nnern im Tempelwigwam zusammen; letztere tanzen umher und machen mit ihren Trommeln und Kalabassen grossen L?rm, w?hrend das Kind in der Mitte des Raumes liegt. Nach Beendigung dieser Feierlichkeit geben sie dem Vater Zaubermittel und Amulette, die f?r das Gedeihen des Kindes von Wert sein, im besonderen Schutz gegen Krankheit gew?hren sollen. F?r gew?hnlich pflegen die Indianer ihren Kindern sogleich nach der Geburt oder doch nur kurze Zeit danach einen +Namen zu geben+, manchmal allerdings erst bei der Entw?hnung. Auch wird der urspr?ngliche Name gelegentlich ge?ndert, zum Beispiel bei Eintritt der Mannbarkeit oder eines ungew?hnlichen Ereignisses oder infolge besonders hervorragender Eigenschaften des Betreffenden. Massgebend f?r den dem Kinde beizulegenden Namen sind entweder feste Regeln oder die Namen gewisser Tiere beziehungsweise von Teilen solcher und ihren Eigenschaften, wie roter Fuchs, weisser Marder und so weiter. Die Foxindianer legen ihren Kindern Namen bei, die zu dem Stamme des Vaters in Beziehung stehen; ist ein Stamm zum Beispiel dem Adler zugeordnet, so erhalten die Kinder Namen wie ,,Grauer Adler", ,,Habicht", ,,Grosse Feder", ,,Grosser Schnabel" und so fort. Sehr verbreitet ist unter den nordamerikanischen Indianern die Unsitte der +Sch?delverunstaltung+ bei Kindern. Allerdings ist diese oft genug nicht beabsichtigt, sondern r?hrt von der eigent?mlichen Form der Wiegen her, in denen die Frauen ihre Kleinen unterbringen und best?ndig belassen. Meistens sind diese Wiegen trogartig ausgeh?hlte Brettchen, auf denen das Kind in ausgestreckter Haltung mit Riemen oder Bindf?den festgeschn?rt wird. Einer dieser Querriemen pflegt auch ?ber die Stirn beziehungsweise ?ber ein auf ihr ruhendes Polster gef?hrt zu werden, ein Kissen von Gras oder auch ein dreieckiger Klotz mit aufgerichteter Kante als St?tzpunkt f?r den Nacken des Kindes zu dienen. Die Mutter f?hrt ihr in solcher Wiege fest verschn?rtes Kind gew?hnlich mit sich, wobei sie es an einem um ihre eigene Stirn gehenden Riemen oder an Achselb?ndern auf dem R?cken tr?gt; bei der Arbeit stellt sie die Wiege mit dem Kinde neben sich oder h?ngt sie am n?chsten Baume auf. Zu Hause stellt sie sie an dem Pfosten der H?tte hin. Auf jeden Fall wird das Kind best?ndig in senkrechter Stellung gehalten und, damit es nicht rutscht, festgebunden; die Mutter pflegt es nur f?r kurze Zeit aus seiner Umschn?rung herauszunehmen. Es leuchtet ein, dass durch eine derartige Vorrichtung auch die Form des kindlichen Kopfes beeinflusst werden muss, zumal wenn dieser als Schirm gegen die Sonnenstrahlen noch ein hartes Schutzdach erh?lt, das dem Sch?del ebenfalls fest angepresst wird. Die so entstehende Form l?sst den Kopf von vorn nach hinten zusammengedr?ckt, abgeflacht und nach oben zu keilartig verl?ngert erscheinen. Zum Teil hilft man sogar einer derartigen Verunstaltung noch absichtlich nach, wenigstens wird von einer Reihe nordamerikanischer St?mme berichtet, dass sie die Binden um den Kopf von Zeit zu Zeit immer fester anziehen. Ein Stamm der Selisch, bei dem die Sch?delverunstaltung ganz besonders auffiel, wurde fr?her von den Europ?ern deswegen die Flatheads oder Flachk?pfe genannt. Die Indianer behandeln ihre +Kinder+ im allgemeinen freundlich, teils weil sie an sich recht gutm?tig zu sein pflegen, teils mit ?berlegung, um zu verh?ten, dass das Gem?t der zuk?nftigen Krieger eingesch?chtert, ihre Willenskraft gebrochen werde. Daher sind die Indianerkinder sehr fr?hzeitig selbst?ndig, mutwillig und ungehorsam gegen ihre Eltern. Wie unsere Kinder treiben auch sie +Spiele+. Die M?dchen m?gen Puppen gern -- schon in den vorgeschichtlichen Mounds hat man solche gefunden --, die sie wie unsere M?dchen versorgen und in Wiegen schaukeln; die Knaben spielen mit B?llen und Kreiseln, Pfeil und Bogen, handhaben die Schleuder und so fort. Es reizt sie wie alle Kinder, die Hantierungen der Erwachsenen nachzuahmen; vielfach werden sie zu solcher Besch?ftigung auch schon fr?hzeitig von Vater und Mutter angehalten, die M?dchen zum Kochen, Feueranz?nden, zum Besorgen von Zelt oder Wigwam, die Knaben zum Gebrauch der Waffen, zum Jagen und Reiten -- bei den Kr?henindianern wird ihnen dieses, wie Irving sah, schon im dritten Lebensjahre beigebracht --, zur Verfolgung von F?hrten und zum Viehh?ten. Auch Bewegungspiele im Freien sind sehr beliebt. Bei den Choctaw war fr?her ein gemeinsames Spiel der M?nner und Knaben sehr in Gebrauch, mit verbundenen Augen durch einen breiten Fluss zu schwimmen und an einem bestimmten Ziel zu landen, oder in Felle und Decken eingewickelt einen H?gel hinabzurollen; wer zuerst am festgesetzten Mal anlangte, war Sieger. Eines der Lieblingspiele der Omahakinder besteht darin, dass sie sich, etwa zehn bis zwanzig Kinder hintereinander, in einer Reihe aufstellen, die Knaben unter acht Jahren nackend bis auf eine Schnur, die um ihren geschmeidigen kleinen K?rper gebunden ist, die M?dchen mit einem kurzen Rock angetan, und dass nun jedes Kind den G?rtel des vor ihm stehenden erfasst und alle watschelnd im G?nsemarsch davontraben, im Takt eines im Kauderwelsch gesungenen Liedes. W?hrend des Zuges, der um B?ume herum- und zwischen Zelten hindurchf?hrt, wird allerlei kleiner Unfug ver?bt. So passen sie zum Beispiel die Gelegenheit ab, einer alten Frau, die gerade mit Maisstampfen besch?ftigt ist, eine Rispe fortzureissen; versucht diese nun der Kinder habhaft zu werden und sie zu bestrafen, dann rennen sie auseinander, um Deckung in irgendeinem Versteck zu finden. Ein unter den Tschippew?indianern sehr beliebtes Spiel ist ein Schlagball, wobei sie aber nicht mit einem Scheit Holz, sondern mit einem aus ledernen Riemen geflochtenen Netz von der doppelten Gr?sse des Balles den im vollen Lauf befindlichen Ball auffangen und ?ber die K?pfe der Spielenden zur?ckschleudern; der Gegner hat dabei die Aufgabe, dem Ball m?glichst schnell eine andere Richtung zu geben. Manchmal bilden die Kinder auch einen Kreis um das Herdfeuer in der H?tte, und Grossvater erz?hlt ihnen dann Geschichten aus alter Zeit oder singt ihnen Lieder vor, zu denen sie tanzen. Die +angehenden J?nglinge+ der Indianer sind oder waren wenigstens fr?her +Mutproben+ unterworfen, wenn sie in den Kreis der Krieger aufgenommen werden wollten; zu diesem Zweck hatten sie entweder strenge Entbehrungen, selbst Martern zu ertragen oder sie mussten ihre Gewandtheit und Ausdauer im B?ndigen junger F?llen, im Pfeilschiessen und Schleudern darlegen. Bestanden sie diese Mutproben, dann wurden sie ?ffentlich zu Kriegern erkl?rt. Meist waren damit noch andere feierliche Br?uche verbunden; so mussten die Novizen die ganze Nacht hindurch T?nze auff?hren, die ihnen von ?lteren M?nnern vorher beigebracht worden waren. Nat?rlich pflegte ein Mahl die Feierlichkeit zu beschliessen. Wie schwer es den jungen M?nnern gemacht wurde, in den Stand der Krieger Aufnahme zu finden, daf?r hier einige Beispiele. Besonders grauenerregend waren die Qu?lereien bei den Mandan. Nachdem der J?ngling vier Tage lang gefastet und die N?chte schlaflos zugebracht hatte, stiessen ihm zwei als Masken verkleidete M?nner ein spitzes Messer mit ausgezackter Klinge an verschiedenen Stellen des K?rpers ins Fleisch und schoben spitze Holzpfl?cke von der Dicke eines Fingers in die Wunde. An diese Pfl?cke wurden dann Stricke befestigt und an ihnen der Gemarterte, der ?berdies noch durch Anh?ngen von Medizinbeuteln, eines Schildes und mehrerer B?ffelk?pfe beschwert ward, so weit in die H?he gezogen, dass er die Erde nicht mit den F?ssen ber?hren konnte. Nun drehte man den Aufgehissten um sich selbst, anf?nglich langsam, dann immer schneller, bis er das Bewusstsein verlor. Nach f?nfzehn bis zwanzig Minuten nahm man ihn herab und entfernte einen Teil der Pfl?cke aus Brust und Schultern, w?hrend man andere im K?rper stecken liess. Damit waren die Martern aber noch nicht ersch?pft. Zun?chst wurde dem J?ngling zu Ehren des grossen Geistes der kleine Finger, manchmal auch noch der Zeigefinger abgehackt, und dann schleppte man ihn ohne Schonung in wildem Lauf um die Medizinh?tte herum, wobei er noch alle obengenannten Anh?ngsel mit sich f?hren musste; endlich riss man ihm diese nebst den Pfl?cken ab. Sobald das Bewusstsein wiedergekehrt war, erhob sich der Ungl?ckliche und kroch nach seinem Wigwam zur?ck, wo ihm seine Wunden verbunden wurden. Bei den Scheyennen war die Folter kaum geringer. Dem Knaben wurden ebenfalls Einschnitte unter die Haut gemacht; durch diese zog man Riemen, mit denen das Opfer an einen Pfosten ausserhalb des Dorfes gebunden wurde. Hier ?berliess man es seinem Schicksal. Seine Aufgabe bestand nun darin, sich von den Riemen zu befreien, die unter der Haut durchgezogen waren. Die meisten Knaben harrten einige Tage aus, bis infolge der Eiterung die Haut so weit gelockert war, dass die Hautbr?cken mit Leichtigkeit durchrissen. Wer aber besonders mutig war, ergriff entschlossen mit beiden H?nden die Riemen und f?hrte s?gende Bewegungen aus, bis er sich nach Verlauf einiger Stunden befreit hatte. Ein Knabe, der sich seiner Fesseln auf diese Weise entledigt hatte, erntete das Lob aller M?nner und wurde als mutmasslicher sp?terer Anf?hrer auf dem Kriegspfade angesehen. Sobald ein Knabe losgekommen war, wurde er unter grosser Ehrenbezeigung in das Lager zur?ckbegleitet und hier mit aller Sorgfalt gepflegt. Solange er an der Stange befestigt gewesen war, hatte er in der Hitze grossen Durst ertragen m?ssen; die Frauen kamen mit ihren Wasserkannen wohl ganz in seine N?he, aber keine bot ihm Wasser an, um seinen rasenden Durst zu l?schen. Allerdings stand es ihm v?llig frei, sich Wasser zu fordern, und ebenso, sich die Riemen durchschneiden zu lassen. Man h?tte ihm willfahrt; aber dann h?tte er die Folgen seines feigen Verhaltens auf sich nehmen m?ssen: er w?re nicht f?r einen Mann, sondern f?r eine Squaw angesehen worden, h?tte Frauenarbeit verrichten und Frauenkleider tragen m?ssen; anderseits h?tte er keine Waffen tragen, nicht jagen, nicht in den Krieg ziehen d?rfen; eine weitere Folge w?re gewesen, dass es jedes M?dchen abgelehnt h?tte, einen solchen Weichling zum Manne zu nehmen. Diese entehrenden Folgen gen?gten fast immer, die jungen Leute die grausame Marter mit spartanischer Seelengr?sse ertragen zu lassen. Townshend sch?tzte seinerzeit, vor etwa vierzig Jahren, die Zahl dieser m?nnlichen Squaws auf kaum mehr als zwei bis drei innerhalb des ganzen Stammes. Auch die +Indianerm?dchen+ haben sich bei +Eintritt der Reife+ gewissen F?rmlichkeiten zu unterziehen; meistens haben sie sich w?hrend der ersten Regel in eine besondere H?tte abseits des Dorfes zur?ckzuziehen und hier vollst?ndig abgesondert zu leben. Nur die Mutter oder eine alte Frau d?rfen sie besuchen; manchmal geh?rt Enthaltung von Speise und Trank mit zur Vorbereitung. Bei einigen St?mmen wird dem M?dchen auch das Gesicht angeschw?rzt und ihm ein alter Hut mit grosser Krempe aufgesetzt oder ein ganzer eigener Anzug angelegt. Nach Ablauf dieser Einschliessung, die bei den Koluschen und Tinklit fr?her beinahe ein Jahr dauerte, pflegt man das M?dchen zu waschen, neu zu kleiden, bei den soeben genannten St?mmen ihm die Unterlippe zu durchbohren und als Zeichen der Reife einen Stift oder Pflock in die ?ffnung zu stecken. Gew?hnlich finden zu Ehren des M?dchens auch Feste statt, bei denen t?chtig gegessen wird. Bei den Maskoki zum Beispiel geh?rt zu einem solchen Festmahl folgendes: ger?steter Hund, eine Suppe aus Truthahn, H?hner-, Rind- und Schweinefleisch, Bohnen, Kartoffeln und Mais, ferner Kuchen aus Kirschen, gemahlenen Kirschkernen und Talg, Ahornzucker, Weizen- und Maisbrot, ged?rrte Pflaumen und eine Mischung von Ochsengalle und Zuckerwasser. Vielfach begegnen wir zur Feier des Ereignisses auch T?nzen, zu denen ebenso wie zum Festmahl die ganze Nachbarschaft eingeladen wird. Von den Hupa wird dieser Tanz Kin-Alktha oder Jungferntanz genannt; er wird von den M?nnern mit dem M?dchen getanzt, w?hrend die Frauen sich nur durch begleitenden Gesang daran beteiligen. Neun Abende lang tanzen die M?nner ohne jenes, das sich vor ihnen versteckt halten muss. In der zehnten Nacht kommen dann zwei junge M?nner und zwei alte Weiber der Verwandtschaft nach der H?tte, um die Jungfrau zu suchen und herauszuholen. Die jungen Burschen st?lpen ihr eine Maske aus Leder und Schilf ?ber den Kopf, die an einen Seel?wen erinnert, und nehmen das M?dchen in die Mitte; rechts und links davon stellen sich die alten Weiber auf. So begeben sich alle f?nf zu den versammelten M?nnern und Frauen. Das M?dchen schreitet zehnmal vorw?rts und r?ckw?rts, hebt die H?nde in Schulterh?he und stimmt ein Lied an; beim letzten Male macht es einen Hochsprung. Zum Schluss wird es von der Versammlung mit lauten Zurufen begr?sst. Bei den Wintun muss die Jungfrau, nachdem sie sich w?rdig vorbereitet und unter anderem eine besonders zubereitete heilige Suppe gegessen hat, jedesmal, wenn neue G?ste von ausw?rts kommen, sinnliche Liebeslieder singend, den H?gel, auf dem sie erscheinen, hinunter- und um den Lagerplatz herumtanzen. Sobald sich alle Teilnehmer des Festes versammelt haben, was zwei bis drei Tage dauern kann, vereinigen sie sich zu einem grossen Tanze, der eigentlich weniger ein Tanz ist als ein von Chorges?ngen begleiteter Rundgang um das Dorf. Zum Schluss der ganzen Feier nimmt der H?uptling das M?dchen bei der Hand und tanzt mit ihm die ganze Reihe der Festgenossen entlang, wobei diese aus dem Stegreif Ges?nge anstimmen. Diese Lieder sind manchmal recht schl?pfrig. Die +sittlichen Vorstellungen+ der nordamerikanischen Indianer scheinen im allgemeinen nicht hoch zu stehen, wenigstens nicht mehr zur gegenw?rtigen Zeit. Von einigen St?mmen wird berichtet, dass sie fr?her auf keusches und tugendhaftes Leben der unverheirateten M?dchen hielten, so von den Mandan, Tschippew?, Pueblos und Pimas, von anderen aber wird wieder erz?hlt, dass sie bereits in ganz jungen Jahren sich einem ausschweifenden Leben hingaben und dass vorehelicher Verkehr der M?dchen nicht als Schande angesehen wurde, wohl aber seine etwaigen Folgen; man verstand aber, solchen vorzubeugen. Ja verschiedentlich soll es Sitte gewesen sein , dass Bruder und Schwester, sowie Vater und Tochter geschlechtlich miteinander verkehrten. Bei den Nadowessiern, einem Siouxstamm, gaben sich die jungen M?dchen gelegentlich des ,,Reisfestes" den M?nnern willig hin, ja sie setzten ihren Stolz darein, an diesem Tage mit m?glichst vielen verkehrt zu haben. Bei einigen Indianerst?mmen galt es als Freundschaftsdienst, die Ehefrauen miteinander auszutauschen. Wir erw?hnten bereits die Tatsache, dass bei den Scheyennen J?nglinge, die sich bei Ablegung der Reifeprobe als feige herausstellten, in Weiberkleidung gesteckt und auch als Weiber behandelt wurden. Solche ,,+Mannweiber+" sind eine keineswegs seltene Erscheinung unter den Indianerst?mmen; schon Schriftsteller des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts berichteten von ihnen und f?gen hinzu, dass sie vielfach zur sexuellen Befriedigung der M?nner gedient haben und unter Umst?nden f?r diesen Beruf geradezu erzogen wurden. Die neueren Forschungsreisenden haben solche Personen wohl bei allen nordamerikanischen St?mmen kennen gelernt. Sie sollen sich ?fter schon durch einen eigenen Typus auszeichnen, der wenig M?nnlichkeit verr?t; dazu kommt, dass sie Weiberkleider tragen, weibliches Gebaren annehmen -- manche putzen sich geradezu als Stutzer heraus -- und weibliche Arbeiten ausf?hren, m?nnliche Besch?ftigungen dagegen g?nzlich meiden: so gehen sie niemals auf die Jagd oder auf den Kriegspfad. Manche von ihnen sollen grosse Geschicklichkeit in der Verrichtung weiblicher Obliegenheiten bekunden. Von den Tschippew? wird erz?hlt, dass diese ,,Agoqwas" in aller Form mit M?nnern verheiratet wurden; ?hnliches wird von den Acagehemen Kaliforniens berichtet. Es hat den Anschein, als ob es sich bei diesen Mannweibern vielfach um pervers veranlagte junge Leute handle. Ihr regelwidriges geschlechtliches Empfinden mag ihnen teilweise angeboren, teilweise auch anerzogen worden sein; eine Reihe St?mme bilden gewisse junge Leute zu solchen pervers-geschlechtlichen Zwecken geradezu aus. Ganz eigenartig ist die Art, wie die Pueblos Neu-Mexikos die Betreffenden ,,zu Weibern machen". Zu einem ,,Mujerado" wird der kr?ftigste Mann des Dorfes ausgew?hlt und an ihm t?glich wiederholt Masturbation vorgenommen, um grosse geschlechtliche Reizbarkeit zu erzeugen, die mit der Zeit infolge der allzu h?ufigen Samenentleerungen zu einem Schwund der Keimdr?sen f?hrt; jede Erektionsf?higkeit ist bei einem solchen Menschen schliesslich erloschen. Mit dieser k?nstlichen Entmannung gehen gleichzeitig Ver?nderungen im Gem?tsleben einher; der Mujerado verliert die Lust an seinen fr?heren Besch?ftigungen und ent?ussert sich in k?rperlicher und geistiger Beziehung mehr und mehr aller M?nnlichkeit. Er kleidet sich nach Weiberart, meidet anf?nglich die M?nner und sucht die Frauen auf, gibt sich aber schliesslich doch jenen zu homosexuellen Zwecken hin. +Kinderverlobungen+ sind unter den nordamerikanischen Indianerst?mmen nicht gerade eine Seltenheit; man pflegt aber nicht immer gleichaltrige Kinder miteinander zu versprechen, sondern mit Vorliebe junge, zehn- bis zw?lfj?hrige M?dchen mit M?nnern, die bereits voll erwachsen und imstande sind, eine Familie zu ern?hren. -- Von +Werbungen+ der jungen M?nner um ihre M?dchen ist wenig bekannt. Bei den Schwarzf?ssen sorgen die Eltern f?r das Zustandekommen der Heirat, da es unter ihnen nicht Sitte ist, dass unverheiratete M?dchen mit M?nnern zusammenkommen. Sobald die Eltern des M?dchens sich einen Schwiegersohn ausgesucht haben, halten sie in der Weise um ihn an, dass der Vater ihm den Vorschlag macht, seine Tochter solle dem jungen Manne das Essen in seine H?tte bringen. Geht dieser darauf ein, dann tut dies das M?dchen einen ganzen Monat lang; w?hrenddessen unterweist der Vater sie in den Pflichten, die sie als Ehefrau zu erf?llen hat. Nach Ablauf dieser Zeit findet eine Festlichkeit in der H?tte des jungen Mannes statt, zu der nur die Angeh?rigen eingeladen werden. Mutter und Tochter bringen das Essen bis an die T?r, die Braut tritt allein in das Zelt und setzt sich, ohne ein Wort zu sprechen, an die rechte Seite ihres Zuk?nftigen; darauf verteilt sie gestickte Mokassins an alle G?ste. Nach dieser Festlichkeit werden weitere Geschenke ausgetauscht. Die Mutter des M?dchens baut f?r die jungen Leute eine neue H?tte und schenkt dem Schwiegersohn einen neuen Buckskinanzug und f?r ihre Tochter wollene Decken, Gew?nder aus B?ffelhaut und ebenfalls ein Buckskinkleid. Bei den Schwarzf?ssen tritt das M?dchen aus dem elterlichen Clan aus; auch die Kinder werden der Familie des Mannes zugez?hlt. -- Es geh?rt zum guten Ton, dass die Schwiegermutter ihre Tochter nur in Anwesenheit von deren Manne besucht, da es jener sehr peinlich sein w?rde, wenn dieser etwa unerwartet auftauchte; sollte der Schwiegersohn gegen diese Sitte verstossen, dann w?re dies nur dadurch gutzumachen, dass er seiner Schwiegermutter ein Pferd verehrt. Wo es dem M?dchen ausnahmsweise gestattet ist, sich den Mann zu w?hlen, besteht eine h?bsche Art der Werbung. Die jungen heiratslustigen Krieger warten in Decken geh?llt vor ihrem Wigwam, bis ein M?dchen kommt. Wer es gern haben m?chte, wirft ihm den Zipfel seiner Decke ?ber den Kopf; ist das M?dchen mit dem Bewerber nicht einverstanden, so schreit es auf und wird sofort freigelassen, worauf ein anderer sein Gl?ck versucht. Wer vor den Augen der jungen Sch?nen Gnade findet, dem erlaubt sie, seine Decke vollst?ndig ?ber sie zu ziehen, worauf beide zusammen abgehen. Die Hauptzeremonie bei der +Hochzeit+ besteht in der Darbringung von Geschenken. Der junge Ehemann beschenkt stets die Eltern der Braut , und er sowie seine eigenen Eltern erhalten von diesen im allgemeinen Gegengeschenke; doch unterbleibt dies vielfach auch. Dort, wo die Sitte besteht, dass Geschenke nur von seiten des Br?utigams gegeben werden, artet die Ehe leicht zu einem einfachen Kauf- und Verkaufgesch?ft aus. Wenn ein junges Paar durchgeht, so bringt dies der Familie zun?chst Schande, bis die Sache durch nachtr?gliche Geschenke wieder gutgemacht ist. Bedingung ist wohl bei allen nordamerikanischen Indianerst?mmen, dass der Mann ausserhalb seines Clans, gew?hnlich auch ausserhalb seines Stammes heiratet; es kommt sogar vor, dass Ehen ausserhalb des eigenen Volkes geschlossen werden. +Polygamie+ ist sehr verbreitet. Durch die vielen Kriege, die die Indianer im Laufe der Zeiten gef?hrt haben, b?ssten viele junge M?nner ihr Leben ein; dies hatte zur Folge, dass die Zahl der Frauen unter ihnen ?berwiegt. So ist Vielweiberei vielfach zu einer sozialen Notwendigkeit geworden. Unter den Tschippew? besteht eine Ordensbr?derschaft, deren Mitglieder, sobald sie die vierte Stufe des Ordens erreicht haben, imstande sein sollen, ein Pulver herzustellen, das als kr?ftiger +Liebeszauber+ wirkt. Es besteht aus roter Farbe, gepulverter Schlangenwurzel, etwas Blut von einem M?dchen, das zum ersten Male menstruiert hat, und einem gepulverten St?ck Ginseng, das aber gerade der Stelle der Wurzel entnommen worden sein muss, wo sie sich in zwei ?ste teilt . Mit der Mischung dieser Bestandteile allein ist aber das Liebespulver noch nicht wirksam; dazu geh?rt noch ein Opfer aus Tabak an den Kitshi Manido, das von Gesang und dem Schall einer Zauberrassel begleitet sein muss. Will man nun das Mittel erfolgreich anwenden, muss man es der geliebten Person unter ihr Lager bringen. Die Vorstellungen der nordamerikanischen Indianer von +Krankheit und Heilung+ sind eng mit ihrer Religion verkn?pft, und zwar in so hohem Grade, dass ,,Medizin" das hergebrachte Wort f?r geistige Macht und der ,,Medizinmann" weit mehr Priester als Arzt ist. Seine Wirksamkeit h?ngt von der F?higkeit ab, den b?sen Geist, der eine Krankheit verursacht hat, auszutreiben und zugleich die Hilfe der guten Geister anzurufen, die den Kranken, wenn sie wollen, wieder gesund machen k?nnen. Obwohl die Medizinm?nner, um den Glauben an ihre Kunst zu st?tzen, nach aussen hin mit allerlei Mummenschanz arbeiten, sind sie doch meistens schlau genug, auch wirkliche Heilmittel anzuwenden, da ihr Amt recht verantwortlich ist, unter Umst?nden ihnen wohl auch von seiten der Verwandten des Kranken Gefahr bringt. Zwar werden sie selten unterlassen, beim Missgl?cken ihres Heilverfahrens einen der zahlreichen dem Volke einleuchtenden Gr?nde f?r den Tod des Betreffenden anzugeben; immerhin kommt es vor, dass die Angeh?rigen dem Medizinmann die Schuld beimessen und ihn mit seiner Familie zur Strafe abschlachten. Sobald der +Tod+ Einzug gehalten hat, glauben die Indianer, dass die abgeschiedene Seele des Verstorbenen in die Geisterwelt eingegangen sei, die sie ?berall umgibt. Dar?ber, wo dieses Jenseits zu suchen ist und welches Schicksal den Toten dort erwartet, herrschen zahlreiche Auffassungen. Ganz allgemein gesprochen, denkt man sich das +zuk?nftige Leben+ ?hnlich dem auf der Erde, nur unter gl?cklicheren Bedingungen. Die Hauptrolle spielen dabei reichliche Jagdgr?nde und ein friedfertiges Verhalten der St?mme untereinander. Wie sich die Navajo das Jenseits ausmalen, davon war schon oben die Rede. -- Eine +Begr?bnisfeier+ der Zu?i schildert uns Cushing wie folgt. Sobald der Tote den letzten Atemzug getan hatte, wurde er von den Frauen seines eigenen Clans gebadet und ein Gef?ss mit Wasser neben ihm zerbrochen; damit gab man ihn der Sonne zur?ck. Darauf trugen vier M?nner die in Decken geh?llte Leiche unter dem Wehklagen der Frauen nach dem alten Begr?bnisplatze und senkten sie ins Grab, w?hrend einer von ihnen, das Gesicht gegen Osten gewandt, ein Gebet sprach und Mehl, Speise und andere Gaben dar?ber streute. Vier Tage sp?ter brachten die Leidtragenden unter flehenden Bitten im Namen des Toten wundersch?ne, mit Papageifedern geschm?ckte Gebetst?cke, die im religi?sen Leben bei ihnen eine grosse Rolle spielen, als Opfer dar. Die Totenfeier wurde damit fortgesetzt, dass f?nfzig Zu?im?nner unter Anf?hrung eines bemalten und geschm?ckten Priesters, dem der fackeltragende Feuergott folgte, sich gegen Westen auf eine Pilgerfahrt begaben, wie man sagte, ,,in die Stadt Ka-ka und in das Heim unserer verlorenen anderen". Nach vier Tagen kehrten sie zur?ck und f?hrten K?rbe lebender Schildkr?ten in weiche Decken eingeh?llt mit sich. Ein m?der Mann brachte dem Gouverneur eine Schildkr?te ins Haus und stellte sie auf die Erde, wobei er besonders z?rtlich mit ihr umging; sie suchte sich aber so schnell wie m?glich aus dem Staube zu machen. Die Angeh?rigen des Mannes gingen dem Tier in alle Ecken und Winkel nach, beteten und bestreuten es mit Maismehl. Als Cushing nun fragte, warum man das Tier nicht laufen lasse oder ihm nicht wenigstens etwas Wasser zum Trinken gebe, damit es nicht sterbe, wandte der Mann ihm langsam seinen Blick zu, wobei sich gleichzeitig Schmerz, Emp?rung und Mitleid auf seinem Gesichte auspr?gten, und antwortete: ,,Ich sage dir, es kann nicht sterben; es wird morgen nur seine Wohnung wechseln und in das Heim seiner Br?der zur?ckgehen." Darauf wandte er sich wieder an die Schildkr?te und rief ihr mit schmeichelnden Worten zu: ,,Ach, mein armes, teures, verlorenes Kind, Vater oder Mutter, meine Schwester oder mein Bruder, der du warst!" Dabei begann er aufs r?hrendste zu weinen, seine Stimme vor Schluchzen zu beben; die anwesenden Frauen und Kinder fielen in das Heulen ein. Am n?chsten Tage wurde die arme Schildkr?te unter Gebet und Opfergaben schonend get?tet; ihr Fleisch und ihre Knochen wurden dem kleinen Flusse in der N?he ?bergeben, damit sie zum ewigen Leben im dunklen See der Toten zur?ckkehrten, und aus ihrer Schale wurde eine heilige Klapper angefertigt. Dieser eigenartige Brauch findet seine Erkl?rung in der Sage, dass, als die Menschen zuerst in dieses Land kamen, sie ?ber einen grossen Fluss mussten, bei dessen ?berschreitung viele Frauen ihre Kinder einb?ssten, indem sie ihnen vom R?cken glitten und in Schildkr?ten verwandelt wurden. Mit dem Ausdruck ,,unsere verlorenen anderen" sind die Stammesmitglieder gemeint, die auf diese Weise hinter ihren Anverwandten zur?ckblieben und ihnen jenseit des Sees der Toten eine Heimat bereiteten. Der +Begr?bnisarten+ gibt es unter den nordamerikanischen Indianern viele. Bald bestattet man die Leiche in der Erde , bald setzt man sie in der Luft aus oder in Urnen; auch Ein?scherung findet sich. Am verbreitetsten war die Sitte, ein rundes Loch zu graben und die in Felle oder Zeug eingewickelte, mit ?bereinandergelegten Beinen zusammengeschn?rte Leiche senkrecht hineinzustecken; die Grube wurde manchmal noch mit Steinen ausgelegt. Wurde ein Grab in voller L?nge des Toten ausgeschaufelt, dann wurde dieser f?r gew?hnlich wagerecht auf den R?cken gelegt, doch manchmal auch mit angezogenen Knien auf die Seite. Bei Bestattung in einer Grabkammer war es nichts Ungew?hnliches, dass man mehrere Leichen zu gleicher Zeit beisetzte. Es kam auch vor, dass man die Leiche auf die Erde legte, sie mit einer starken Lehmschicht ?berdeckte, dar?ber ein Feuer anz?ndete, so dass sich der Lehm zu einer sch?tzenden Decke erh?rtete, und diesen Lehmsarg schliesslich mit Erde zudeckte. -- Von den St?mmen der s?dlichen K?ste des Atlantischen Ozeans balsamierten einige ihre Toten ein, so dass sie zu Mumien wurden. -- In der grossen Ebene geschah die Beisetzung der Leichen oft an der Luft. Der Tote wurde in das Zeug, das er bei Lebzeiten getragen hatte, vorsichtig eingewickelt und auf ein Gestell oder eine Bahre gelegt; diese wurde dann auf einem Baum oder auf einem Pfosten ?ber der Erde aufgestellt, dass W?lfe und Hunde sie nicht erreichen konnten. Man gab dem Verstorbenen seine Waffen, allerdings in zerbrochenem Zustande, mit, damit er sich ihrer in der jenseitigen Welt bedienen k?nne, wie man ihn auch mit Essen f?r die Reise dorthin versah. An der K?ste des n?rdlichen Stillen Ozeans verwendeten die seefahrenden Indianer als Sarg ein Kanu, das sie auf einem Pfosten aufstellten. -- Das Begraben in Urnen kam selten vor; man kennt solche F?lle nur aus Arizona, wo man in den Grabst?tten irdene Kr?ge mit den verbrannten Resten auffand. -- Die Navajo Arizonas, die eine grosse Abneigung vor der Ber?hrung mit Leichen haben, befestigten manchmal Stricke an dem unteren Ende der Stangen, aus denen ihre Winterh?user aufgebaut sind, und rissen sie mit Hilfe der Stricke um, so dass das ganze Haus ?ber dem Toten zusammenfiel und zum Grabmal f?r den Toten wurde; manchmal legten sie auch Feuer an und brannten das Ganze nieder. Die Zeichen der +Trauer+ waren von Stamm zu Stamm verschieden. Weitverbreitet als Ausdruck der Trauer war das Weinen und Wehklagen der Angeh?rigen, das Zerreissen der Kleider und das Aufstreuen von Asche oder Staub auf den Kopf; auch dass sich die ?berlebenden Schnittwunden im Gesicht und an den Gliedmassen beibrachten, kam vor. Das Eigentum des Verstorbenen pflegte man vielfach zu zerst?ren. Bei den Dakota musste die Witwe vier Abende lang ein Feuer auf dem Grabe ihres Mannes unterhalten; sie musste ferner bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang jammern, teilweise auch fasten und sich w?hrend der ganzen Trauerzeit, deren Dauer schwankend war, von der Aussenwelt abschliessen. War die Zeit vor?ber, dann stattete die Familie des Toten sie von neuem aus, und es stand ihr dann frei, sich wieder zu verheiraten. Bei den Athapasken, die ihre Toten verbrannten, musste sich die Witwe auf den Scheiterhaufen setzen und hier so lange verharren, bis sie gr?ndlich angesengt und ihre Kopfhaare verbrannt waren. Mittelamerika und die westindischen Inseln. +Mittelamerika.+ Das Hochland von Mittelamerika, das sich zwischen der Landenge von Tehuantepek und der von Panama ausdehnt, ist ein uraltes Kulturland, das unter der Misswirtschaft der Spanier einen schweren R?ckgang erlebt hat. Es wird von den Nahuav?lkern bewohnt, einer Sprachgruppe, die vorzeiten aus ihrer urspr?nglichen Heimat in n?rdlicher gelegenen Gebieten einwanderte, bis Guatemala , San Salvador und Nicaragua vordrang und die bis dahin ans?ssigen einheimischen St?mme, wie die Totonaken, Olmeca, Tarasken, Otomi, Mixteken, Zapoteken und Maya zur?ckdr?ngte. Zu diesen Nahuav?lkern geh?ren unter anderem die Azteken beziehungsweise ihre Vorg?nger, die Tolteken, die wahrscheinlich im vierten bis f?nften Jahrhundert ankamen. Die Mayav?lker, die ?brigens wohl auch nicht als die Urbewohner anzusehen sein d?rften, entwickelten eine hochstehende Kultur, zu der die Azteken eine ebensolche hinzubrachten; beide Kulturen sind im Lauf der Zeiten mehr und mehr miteinander verschmolzen und haben es zu recht ansehnlicher Bl?te gebracht. Beide V?lker bildeten wohlgeordnete Staatswesen mit monarchischer, dabei aber doch ziemlich demokratischer Regierungsform. K?nste und Wissenschaften, nicht minder Handel und Industrie standen auf hoher Stufe. Leider erlaubt der zur Verf?gung stehende Raum nicht, auf die merkw?rdigen Kulturzust?nde der alten Mexikaner n?her einzugehen; wir m?ssen uns auf eine Schilderung der neuzeitlichen Verh?ltnisse beschr?nken. Das unmenschliche Regiment, das die Spanier seit der Entdeckung des Landes bis in den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hinein in Zentralamerika ausge?bt haben, hat nicht nur dazu beigetragen, die urspr?ngliche Lebensweise der Bev?lkerung, ihre Sitten und Gebr?uche auszurotten, sondern auch die St?mme selbst. In abgelegenen Gegenden, wohin die Strenge der Eroberer nicht reichte, hat sich die altindianische Kultur bis auf unsere Tage noch verh?ltnism?ssig rein erhalten. Der enge Verkehr der Spanier mit den Indianern hat nun ganz allm?hlich eine Bev?lkerung entstehen lassen, in der der Anteil an indianischem Blut recht betr?chtlich ist. Sehr grosses Gewicht legt man in Mexiko auf den +Grad der Blutmischung+ und hat daher eine ganze Reihe von Bezeichnungen f?r die verschiedenen Abk?mmlinge, je nachdem Indianer- oder Negerblut in ihren Adern rollt beziehungsweise den Mischlingen in einer sp?teren Generation von neuem spanisches Blut zugef?hrt worden ist. Ist der Vater ein Spanier, die Mutter eine Indianerin, dann spricht man bei den Abk?mmlingen von Mestizen; Kinder aus einer Verbindung von einem Weissen mit einer Mestizin heissen Castizen; kreuzt sich eine Castiza mit einem Spanier, so sieht man deren Kinder wiederum als Spanier an. Nachkommen von einem Spanier und einer Negerin f?hren die Bezeichnung Mulatten; aus der Verbindung einer solchen Mulattin mit einem Spanier geht ein Morisco hervor; eine Morisca erzeugt mit einem Spanier einen Albino, und erst die Kinder einer solchen Albina mit einem Spanier, die Tornatro heissen, werden wieder als Spanier angesehen. Mischlinge aus der Kreuzung eines Indianers mit einer Negerin heissen Sobo; ein Sobo ferner erzeugt mit einer Negerin einen Chino; der Nachkomme einer China und eines Indianers wird Cambujo genannt, und der Abk?mmling schliesslich eines Indianers und einer Mestizin Cayote. Das Volk ist im allgemeinen ganz ungebildet und des Lesens und Schreibens unkundig. ?ffentliche Schreiber besorgen daher das Schriftwesen . -- +Wirkliche Weisse+, vor allem Spanier, die von Mischung mit Indianerblut g?nzlich frei geblieben sind, kommen wenig vor; sch?tzungsweise h?chstens ein Sechstel der mexikanischen Bev?lkerung d?rfte aus solchen Weissen bestehen, zu denen auch noch Vertreter anderer V?lker geh?ren, die teils als Kaufleute, teils als Abenteurer eingewandert sind. In der Hauptsache haben sich diese Europ?er ganz den Sitten der Spanier angeschlossen, die ihrerseits an den Gebr?uchen der Heimat festgehalten haben. Der +mexikanische Indianer+, der etwa die H?lfte der Bev?lkerung des Landes ausmacht, unterscheidet sich von seinen nordamerikanischen Br?dern insofern, als er sich nicht wie diese auf das Kriegshandwerk verlegt hat, sondern ein friedliebender Ackerbauer geworden ist. Seine +Kleidung+ wechselt nach den klimatischen Verh?ltnissen; in den K?stengebieten herrscht tropische Hitze, in den Gebirgsgegenden mehr gem?ssigtes Klima und in h?heren Lagen selbst K?lte. Aber stets ist das Hervorstechende an der Kleidung des Mexikaners die Buntheit der Farben und die Vorliebe f?r Schmuck . Das wichtigste Kleidungst?ck ist die Zarape, eine vielfarbige Decke, die als ?berwurf getragen wird, aber nebenbei noch mancherlei anderen Zwecken dient, und der Rebozo, ein mehrere Meter langer Baumwollstreifen von oft recht reicher Musterung in blauer, gelber oder violetter Farbe; reiche Frauen tragen einen solchen aus Seide, der von derartiger Feinheit ist, dass er trotz seiner Breite durch einen Fingerring gezogen werden kann. Er wird als Schutz gegen die Sonne ?ber Kopf und Nacken geschlungen und f?llt geschmackvoll in Falten herab; oft aber wird er auch zusammengerafft und dient dann zum Tragen von Fr?chten und anderen Sachen, ?hnlich wie unsere Sch?rze. Der Rebozo scheint aus dem spanischen Schleier hervorgegangen zu sein. Auf dem blossen Leibe tragen die Indianerinnen noch ein bis zu den Kn?cheln reichendes, oft reichbesticktes Hemd. Ihr +Kopfhaar+, dem sie viel Pflege widmen, durchflechten sie entweder mit bunten Schn?ren und wickeln es rund um den Kopf oder sie lassen es als Z?pfe herunterh?ngen. F?r gew?hnlich geht man im ganzen Lande barfuss, doch legen die M?nner vielfach auch Sandalen aus Zwirn an. Die T?tigkeit der mexikanischen Indianer auf dem Lande geht fast v?llig in der Landwirtschaft auf. Die Frauen stellen die zum Leben erforderlichen einfachen Gegenst?nde her; besondere Fertigkeit zeigen sie in der Anfertigung von Erzeugnissen der Weberei und der T?pferei . Die +Religion+ des Mexikaners ist dem Namen nach die der r?misch-katholischen Kirche, in Wirklichkeit aber ein Gottesdienst, der gleichsam nur die Fortsetzung der Religion der Azteken und Maya bildet. Die Regierung hat zwar die Kirchenprozessionen abgeschafft, doch kommen sie auf dem Lande noch vor, in den kleinen Indianerd?rfern, die aus Bambush?tten mit Palmblattd?chern bestehen. Dabei geht es recht eigenartig und ?brigens auch sehr laut zu. Trommler und Pfeifer er?ffnen den Zug der Gl?ubigen -- alle Mexikaner sind sehr fromm --, die an langen Stangen geheimnisvolle Figuren aus buntem Papier tragen. Was letztere zu bedeuten haben, weiss kein Mensch; es fragt auch niemand danach, wie man auch nicht weiss, was die lateinisch gesprochenen Gebete besagen. Der Forscher aber weiss, dass diese seltsamen Figuren aus den Tagen der Vorfahren der heutigen Bev?lkerung vor der Zeit der Eroberung durch die Europ?er herstammen. ?hnlich verh?lt es sich mit den geweihten Opfern aus Blumen, die man auf jeden Schrein am Wege -- diese sind h?chstwahrscheinlich an die Stelle der ehedem bestehenden heidnischen Alt?re getreten --, in Dorfkirchen und st?dtischen Gottesh?usern niederlegt; sie erinnern an die Opfer f?r den Menschgott Quetzalcoatl der alten Azteken. Die Vorliebe der Eingeborenen f?r Blumen ist ausserordentlich gross. Ausser in dem Darbringen von solchen Spenden ?ussert sie sich noch an den Blumentagen, jenen prunkvollen Festen im April am Vikokanal in der N?he der Stadt Mexiko; dann sind die aztekischen Chinampas oder schwebenden G?rten eine einzige Bl?tenmasse, und Quetzalcoatl wird dabei offen als Gott der Natur verehrt. Ein anderes Fest, das allj?hrlich unter grossen Feierlichkeiten acht Tage lang vor Weihnachten begangen wird, sind die Posadas oder die Herberge, so genannt zur Erinnerung an die Herberge von Maria und Joseph zu Bethlehem. Eine Familie oder ?berhaupt eine befreundete Gesellschaft tut sich zusammen, um abwechselnd die Posadas zu geben, und w?hlt ein bestimmtes Haus zum Schauplatz der Festlichkeit aus. Das betreffende Haus wird festlich hergerichtet und mit Moos sowie Henno, einem schlingartigen H?ngegew?chs, das niemals fehlen darf, geschm?ckt; neben Lampions werden die sogleich zu besprechenden Pi?ates an der Decke und den Pfeilern aufgeh?ngt. Am Abend begeben sich die Teilnehmer der Posada bei Fackelbeleuchtung unter Absingung der Litanei bis zu einem bestimmten Raum, wo f?r Maria und Joseph um Aufnahme gebeten wird . Auf eine bejahende Antwort ?ffnen die Veranstalter des Zuges die T?r und stellen die Wachsfiguren dieser beiden Heiligen dort hinein. Darauf geht man zum Speisezimmer zur?ck und zecht die ganze Nacht hindurch. Dieser Vorgang wird an acht aufeinanderfolgenden Abenden, meistens abwechselnd in den H?usern der Teilnehmenden, wiederholt; am neunten kommt dann noch die Figur des Heilands als Kind zu der Gruppe hinzu, und am Tage darauf wird die Pi?ate zerschlagen. Urspr?nglich ein Kochtopf, ist die Pi?ate auch in ihrer weihnachtlichen Umgestaltung nichts anderes: ein dickbauchiges Gef?ss, das in seinem Innern kleine Geschenke birgt; es vertritt die Stelle unseres Weihnachtsbaumes. Nat?rlich ist der Topf auf der Aussenseite vergoldet oder noch h?ufiger mit einem Tier- oder Menschenkopf versehen und mit Seidenpapierkost?men, Fell?berz?gen, B?nder- und Schleifenausputz phantasievoll ?berkleidet. Die Kinder m?ssen versuchen, mit verbundenen Augen nach mehrfachem Irref?hren im Hofe des Hauses die Pi?ate mit einem Stock zu zertr?mmern und bekommen dann ihren meist aus Leckereien bestehenden Inhalt. Kirche und Zauberei stehen einander in der Auffassung der Eingeborenen keineswegs feindlich gegen?ber, eines erg?nzt vielmehr das andere. Die Indianerin denkt eben, dass es nicht schaden k?nne, wenn sie von beiden Seiten Schutz erhalte; um so kr?ftiger werde die Wirkung sein. Das Zeichen des Kreuzes sch?tzt selbstverst?ndlich gegen den b?sen Blick, aber in gleicher Weise tut dies auch der geheimnisvolle Trank der Curandera, der Dorfhexe; folglich wendet sie beides an. Sollte sie etwa einmal Anlass haben, auf ihren Mann eifers?chtig zu sein, dann werden ihre Gebete an Gott und die Heiligen durch das Rezept, das ihr die Curandera verabreicht, sicherlich noch wirksamer werden. ?berhaupt geniesst die Curandera ?berall eine ganz bedeutende Macht; sie wird stets hinzugezogen und auf ihre Anordnungen grosser Wert gelegt. Sie heilt auch Krankheiten und tut dies nicht selten mit Erfolg, da sie mit der Wirkung heilkr?ftiger Pflanzen bis zu einem gewissen Grade ganz gut vertraut ist, wie es auch ihre Vorfahren waren. Die Verquickung von Religion und Aberglauben zeigt sich schon recht deutlich beim +Erscheinen eines neuen Weltb?rgers+. Zun?chst muss er nat?rlich, wie es die Kirche erfordert, getauft werden; auch wenn die Eltern nicht miteinander verheiratet sind, ist dies die erste Pflicht des Vaters, der er sich auch wohl niemals entzieht. Ausserdem wird das Kind aber auch mit allerlei Amuletten beh?ngt, die ihm in seinem ferneren Leben Gl?ck bringen sollen; das Horoskop wird ihm von einem Kenner gestellt und Zauberspr?che ausgesprochen. Die Mutter liebt ihr Kind leidenschaftlich, besonders wenn es sich um einen Knaben handelt; sie tr?gt es stets mit sich herum, wenn sie unterwegs ist oder arbeitet, wobei es auf ihrem R?cken durch den Rebozo festgehalten wird. Sobald das Kind sprechen kann, muss es zuerst ein Gebet lernen, aber bald auch mit den ?berlieferungen und Sagen des Volkes und anderen teils heidnischen, teils kirchlichen Dingen vertraut gemacht werden. Auf diese Weise werden alte aztekische ?berlieferungen und Sagen von Geschlecht zu Geschlecht lebendig erhalten. Das +Liebesleben+ der Mexikaner setzt sehr fr?hzeitig ein und entbehrt nicht der Romantik, wie sie den Bewohnern des Mutterlandes Spanien eigent?mlich ist. Mit vierzehn Jahren pflegt das Durchschnittsm?dchen bereits verheiratet zu sein oder hat wenigstens einen Liebhaber. Solche Verbindungen werden im allgemeinen nicht als unsittlich aufgefasst; daf?r ist der Mexikaner doch zu sehr Kavalier, als dass er das Nichtbestehen einer gesetzm?ssigen Ehe zum Vorwand nehmen sollte, sich einer etwa daraus entspringenden Verantwortlichkeit zu entziehen. Das +Leben der Frau+ spielt sich auf dem Felde oder in der H?uslichkeit ab. Sie bebaut den Acker und verrichtet die Hausarbeit; sie spinnt den Faden der Agave und mahlt das Korn, um daraus Tortillas oder flache Kuchen, die Lieblingspeise des Mexikaners, im Hause zu backen. Sie besorgt das Reinigen der W?sche am Flussufer, sieht nach den Kindern und geht auf den Markt, sowohl um einzukaufen, wie auch um zu verkaufen. Hier hockt sie in einer h?chst einfachen Bude, unter einer Matte, die als Schutz gegen die brennende Sonne auf vier Pfosten ruht, und bietet singend ihre Waren feil, die auf einer auf der Erde vor ihr ausgebreiteten zweiten Matte untergebracht sind. Der Herr Gemahl tut indessen nichts: er lungert umher und raucht best?ndig Zigaretten; ausserdem besucht er eifrig die Pulquerias, an denen eine rote Fahne ihm anzeigt, wenn dort frischer Pulque zu haben ist. Er lebt im ?brigen, ebenso wie seine bessere H?lfte, sorglos dahin und nimmt das Leben leicht. Der +Tod+ wirft nur vor?bergehend einen Schatten auf seine Lebenslust. Von den ?rmeren Volksklassen wird der Sarg oft f?r die Bestattung gemietet; es ist dies auch nur ein leichter Beh?lter, denn im allgemeinen d?rfen die Gebeine der Toten nur ein paar Jahre in der Erde liegen, ausser wenn man an die Kirche besondere Zahlungen macht. Aber stets muss eine Messe gelesen und Blumenopfer dargebracht werden; auch eine ?ussere Bekundung der Trauer durch schwarze oder lila Gew?nder ist ?blich. In den abgelegenen Indianerd?rfern, die seit den Tagen der Eroberung wenig ber?hrt wurden, nehmen die Bewohner, wie es scheint, noch altaztekische Gebr?uche bei der Beerdigung vor; sie opfern sogar Hunde, H?hner und andere Tiere. Die Curandera besorgt dies auf irgendeine geheimnisvolle und wohl auch widerliche Art, um den allzeit gef?rchteten b?sen Blick wirkungslos zu machen. +Westindien.+ Westindien oder die Antillen bestehen aus vielen Hunderten von Inseln mit mehreren Tausenden kleiner und kleinster Eilande, die alle von sehr verschiedener Gr?sse sind; Kuba und Haiti sind die gr?ssten darunter. Bei der Entdeckung Westindiens durch die Spanier setzte sich die Bev?lkerung aus zwei Bestandteilen zusammen, die zu ganz verschiedenen Zeiten vom Festland aus die Inselwelt besiedelt haben m?ssen, den +Aruaken+ und den +Karaiben+. Jene scheinen zuerst gekommen zu sein; wann dies geschah, verm?gen wir nicht mehr festzustellen, sicherlich lange Zeit vor der Ankunft des Kolumbus. Die Karaiben erschienen erst viel sp?ter, nach Annahme einiger Forscher sogar erst kurz vor der Besitzergreifung durch die Europ?er. Aruaken und Karaiben kamen offenbar aus S?damerika, vom Quellgebiete des Sching? her; die ersteren waren friedfertige Einwanderer, die letzteren dagegen ein sehr kriegerisches Volk, dem gegen?ber die als grausam bekannten Spanier noch milde erscheinen mussten. Heutigestags ist diese indianische Urbev?lkerung bis auf wenige ?berreste vollst?ndig verschwunden; die Spanier haben sie ausgerottet. An ihre Stelle sind +Neger+ getreten, die vom sechzehnten bis neunzehnten Jahrhundert als Sklaven aus Afrika eingef?hrt wurden. Diese jetzt freigelassenen Neger machen zusammen mit Mulatten und Kreolen den Hauptteil der westindischen Bev?lkerung aus. Die +weisse Bev?lkerung+ bildet eine schwache Minderheit; auf Haiti und Sankt Domingo fehlt sie so gut wie ganz. Auf der zuerst genannten Insel leben nur ein paar weisse Familien in Port-au-Prince; die geldleihende Klasse in den St?dten auf Haiti sind die +Syrier+, die das Volk mit Unrecht als ?gypter bezeichnet. Auf Jamaika sind +Ostindier+ als Kuli eingef?hrt worden. Mit den diesen eigenen weltlichen und religi?sen Gebr?uchen wird das ohnehin schon bunte Bild Westindiens noch schillernder und strahlender. Die gr?sseren Inseln weisen ?berdies noch eine mehr oder weniger bedeutende Anzahl von +Chinesen+ auf, die haupts?chlich in den W?schereien besch?ftigt sind, sich aber auch mit anderen, gleichfalls sehr eintr?glichen, wenn auch recht fragw?rdigen Gewerben abgeben. Die Neger Westindiens, mit denen wir uns bei der folgenden Betrachtung ausschliesslich zu besch?ftigen haben werden, stehen noch auf derselben Stufe des +Aberglaubens+ wie ihre Vorfahren in der westafrikanischen Heimat, im besonderen dem Kongogebiet. Zwar wird dieser auf denjenigen der gr?sseren Inseln, wo die Weissen eine feste Verwaltung eingesetzt haben, ziemlich im Zaume gehalten, daf?r treibt er aber auf den Inseln, wo sie selbst das Regiment f?hren, im besonderen auf Haiti, um so ?ppigere Bl?ten. Die mildeste Form der +Fetischanbetung+ trifft man auf Jamaika an, wo die Neger sich dem Namen nach zum Christentum bekennen. Sie befolgen diese Lehre auch wohl ?usserlich, aber in ihrem Innern schlummert immer noch der nicht auszurottende afrikanische Instinkt. Er findet seinen Ausdruck in dem Fetischkultus, der Anwendung von Zaubermitteln, die alle Anschl?ge und R?nke der b?sen Geister zunichte machen sollen. Nach der ?berlieferung der Neger Jamaikas hat jeder Mensch zwei Geister, einen guten und einen b?sen. Jener kehrt nach dem Tode in die afrikanische Heimat zur?ck; daher geben Angeh?rige und Freunde des Verstorbenen ihm Bestellungen auf den Weg, die er ?ber das Meer mitnehmen soll. Der b?se Geist dagegen verbleibt im Grabe bei der Leiche und kommt nachts in Gestalt eines Duppy hervor . Diese Duppys entfalten ihre gr?sste T?tigkeit in den beiden entscheidenden Augenblicken des menschlichen Lebens: wenn der Mensch in die Welt eintritt und wenn er aus ihr scheidet; daher werden f?r diese F?lle besondere Vorsichtsmassregeln getroffen, um das Vorhaben der b?sen Geister zu vereiteln. Der Hals eines +Neugeborenen+ wird sofort mit einer Halskette aus gr?nen Perlen umschlossen, was vielleicht mit der Anbetung der gr?nen Schlange zusammenh?ngt; ausserdem werden eine ge?ffnete Schere und eine Bibel unter sein Kopfkissen gelegt. Vor dem neunten Tage darf das Kind das Haus nicht verlassen, weil sich sonst der Duppy seiner bem?chtigen w?rde. +Stirbt+ jemand, dann wird alles umherstehende Wasser sofort weggesch?ttet, da sich sonst ein Duppy in ihm niederlassen k?nnte. Um ihn zu vers?hnen, werden dem Duppy aber Rum und Lebensmittel zur Verf?gung gestellt, damit er Hunger und Durst stillen k?nne. Auch mit Zauberei kann man gegen die Duppys angehen. Den b?sen Einfluss des Duppy nachdr?cklich zu bek?mpfen, ist Aufgabe des Obeahmann, dem man den Besitz besonderer Kenntnisse und F?higkeiten zutraut. Bei der Aus?bung seiner Kunst verf?hrt der +Obeahmann+ nach althergebrachten kabbalistischen Zeichen und geheimnisvollen Zauberformeln; auch gibt er sich damit ab, die Duppys ,,in Flaschen einzufangen" und sie einem Feinde auf die Spur zu hetzen, sowie Zaubermittel, seltsame Zusammenstellungen von Federn, Haaren und Pflanzen, unter seine Kunden zu verteilen. Ein Obeahmann k?nnte gelegentlich auch einmal gef?hrlich und widerspenstig werden, aber die Regierung weiss dem vorzubeugen. Sollte sie ihre scharfe ?berwachung unterbleiben lassen, dann w?rde die Entwicklung in ihrem Laufe nicht mehr aufgehalten werden k?nnen und der Vuduismus bald zu jener schlimmen Form ausarten, wie sie uns auf Haiti entgegentritt. Zwischen der milden und der strengen Form des +Vuduismus+ gibt es viele ?berg?nge und Abweichungen, die von der auf der betreffenden Insel herrschenden ?rtlichen Verwaltung abh?ngig sind . In den alten spanischen Kolonien zum Beispiel hat die r?misch-katholische Kirche es verstanden, den Fetischkultus in vern?nftigen Grenzen zu halten, und ist nur dann scharf gegen ihn vorgegangen, wenn etwa ein zu k?hner Obeahmann sich f?r einen neuen Gott ausgab und den Versuch machte, sich Anh?nger zu gewinnen. Der Vuduismus ist hier die ?ffentliche Anbetung der gr?nen Schlange. Diese muss, wie wir es von den G?ttern der Heiden schon vielfach erfahren haben, vers?hnt werden, damit sie die b?sen Geister fernhalte. Aus diesem Grunde werden Opfergaben zu einer Notwendigkeit. H?hner, Ziegen und ,,Ziegen ohne H?rner", womit junge Menschenkinder gemeint sind, werden dargebracht. Zur Priesterschaft dieses Kultus in der Form, wie sie auf Haiti herrscht, geh?ren die Loupgarous oder religi?sen Kinderr?uber. Das ,,rollende Kalb" in der Folklore von Jamaika, vor dem die M?tter ihre Kinder warnen, ist zweifellos eine Erinnerung an das fr?here Opfern von Kindern. Man stellt es sich als den k?rperlosen Kopf eines Kalbes mit grossen, rollenden Augen vor, der die Kinder beleckt, wovon sie entweder sterben m?ssen oder sonst verschwinden. Auf Haiti wird das Blut des Opfertieres den Adepten auf die Gesichter gestrichen und von dem amtierenden Priester getrunken. Bei einem Huhn beissen sie den Kopf ab und saugen das Blut aus dem Halse aus; bei einer Ziege reissen sie das Herz aus. Die Feier spielt sich nachts in den dunklen Tiefen des haitischen Waldes ab, dumpfer Tamtamschlag ert?nt, Freudenfeuer brennen d?ster vor einer Kiste, in der die gr?ne Schlange, der man bei den Festen huldigt, liegt oder liegen soll. Die Szene wird immer wilder und schauerlicher; die Zuschauer beginnen mit dem Loiloichi oder Bauchtanz, der schliesslich in eine regelrechte Orgie schlimmster Art ausartet und bis Tagesgrauen anh?lt, oder doch wenigstens so lange, bis M?nnlein und Weiblein trunken vor sinnlicher Erregtheit und Ermattung zu tiefem Schlaf auf die Erde sinken. Das gr?sste dieser n?chtlichen Feste soll zu Ostern stattfinden und mehrere Tage dauern. Auch die Fastenzeit gibt zu einem ausgelassenen Karneval Anlass, der in den grossen St?dten, wie Port-au-Prince, am hellen Tage gefeiert wird. Die +Musikfreudigkeit+ der Negerrasse kommt auch bei der Bev?lkerung der westindischen Inseln zum Ausdruck. Kein Fest wird gefeiert, ohne dass die Gitarre, ein wahres Nationalmusikwerkzeug, in ihr Recht tritt. Sie wird von den Negern ganz geschickt gespielt. Geradezu als Musiker ersten Ranges aber erweisen sich die Kreolen Kubas und Puerto Ricos. Die Musik auf diesen Inseln ist voll tiefer Empfindung, bevorzugt die Molltonarten und zeichnet sich durch einen ganz eigent?mlichen Rhythmus aus, durch den sie sich leicht von der Musik anderer L?nder unterscheidet. Sie ist auch in Spanien sehr volkst?mlich geworden, wo das Volk diese Weisen aufnahm und sie mit seinen eigenen Volksliedern verschmolz. Die Tanzmusik der ,,Inseln" hat sich fast ?ber die ganze Welt verbreitet, und der Tango mit seinen eigenartigen H?ft- und Bauchbewegungen stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von Kuba oder Puerto Rico; ?ber Argentinien, wo er nach der Eigenart der Bewohner abge?ndert wurde, hat er dann seinen Weg auch nach Europa genommen und hier seine bekannten Ausw?chse erfahren. S?damerika. Die Eingeborenen S?damerikas z?hlen gleichfalls zu den Indianern, obwohl sie ?usserlich in mancher Hinsicht von dem nordamerikanischen Typus abweichen. Ohne Zweifel sind nordamerikanische Indianer bereits in weit zur?ckliegenden Zeiten ?ber die Landenge von Panama nach dem S?den vorgedrungen und haben sich dort ausgebreitet; sp?ter fand dann wieder eine R?ckwanderung statt, die zur Zeit der Entdeckung Amerikas ihren Abschluss noch nicht gefunden zu haben scheint. Wir lernten als solche R?ckwanderer bereits die Karaiben und Aruaken kennen. Der s?damerikanische Indianer nimmt in +anthropologischer Hinsicht+ eine Mittelstellung zwischen der mongolischen, der kaukasischen und der polynesischen Rasse ein. Wir erw?hnten bereits an anderer Stelle, dass die urspr?ngliche Bev?lkerung Amerikas teils aus Einwanderern aus Asien, teils aus solchen aus Europa hervorgegangen sein d?rfte; wir haben ferner Anzeichen f?r die Annahme, dass auch von Polynesien aus auf vermutlich in fr?heren Zeiten bestehenden Inselbr?cken malaiische Elemente nach S?damerika hin?bergewandert sind und zu der Zusammensetzung der dortigen Bev?lkerung beigetragen haben m?gen. Der +Typus der s?damerikanischen Indianer+ weist eine ziemliche Mannigfaltigkeit auf. Dies zeigt sich schon an der +K?rpergr?sse+. Wir begegnen recht grossen St?mmen, wie den Tehueltschen oder Patagoniern und den Bororo, unter denen Gestalten von einhunderteinundneunzig bis einhundertzweiundneunzig Zentimetern durchaus keine Seltenheit sind; mit einem Mittel von einhundertf?nfundsiebzig bis einhundertachtzig z?hlen beide St?mme zu den gr?ssten Menschen der Erde. Andererseits aber gibt es in S?damerika auch Indianerst?mme, die von auff?lliger Kleinheit sind, wie die Feuerl?nder mit nur einhundertachtundf?nfzig Zentimetern, die merkw?rdigerweise dicht neben den gr?ssten Menschen wohnen, ferner die Trumai, Puru, Karaiben von Guyana und andere. -- Die +Hautfarbe+ der s?damerikanischen Eingeborenen zeigt im allgemeinen einen etwas helleren Ton, der etwa gelbgrauem Lehm gleicht; nat?rlich kommen hier und da auch dunklere T?nungen vor. Das +Kopfhaar+ ist f?r gew?hnlich von grober, straffer Beschaffenheit und leuchtend-braunschwarzer Farbe; daneben gibt es unter manchen St?mmen auch verh?ltnism?ssig h?ufig feines, leicht gewelltes Haar, ja selbst geringeltes und sogar gelocktes; fremde Blutmischung d?rfte als Ursache hierf?r nicht in Betracht kommen. Die +Kleidung+ entspricht dem jeweiligen Kulturstande; bei vielen St?mmen fehlt sie g?nzlich, bei anderen ist sie sehr knapp bemessen. Sie wird, wie Karl v. den Steinen nachgewiesen hat, in ihren ersten Anf?ngen hier nicht vom Schamgef?hl gefordert, sondern entspricht dem Verlangen nach Schutz gegen Gef?hrdungen durch die Tierwelt, im besonderen von seiten einer Zeckenart und kleiner Fische, die mit Vorliebe beim Baden in die ?usseren Geschlechts?ffnungen eindringen. Auf der urspr?nglichen Stufe besteht die Kleidung des m?nnlichen Geschlechts dementsprechend in einer H?ftschnur , oder es wird auch nur die Vorhaut zusammengebunden bzw. das Glied mit einem ?berzug versehen; bei den Frauen tritt an dessen Stelle ein kleines, dreieckiges St?ck Bast , das ?ber den Scheideneingang gebunden wird und diesen dicht verschliesst. In weiterer Ausbildung kommt es zu Schambinden oder gr?sseren Sch?rzen aus Rinde oder Bast. Ein eigenartiges Bekleidungst?ck sind breite, +steife G?rtel+ aus Borke, Bast oder Perlschn?ren, die um den Rumpf prall angelegt werden und diesen in dem Masse einschn?ren, dass das Fleisch an den R?ndern hervorquillt. Dieser ,,Schn?rleib" wird so selten wie m?glich abgelegt und so lange getragen, bis es nicht l?nger ang?ngig ist und der G?rtel gewechselt werden muss. In ?hnlicher Weise werden die Gliedmassen, Oberarme und Unterschenkel, eingeschn?rt, damit die Muskeln gekr?ftigt werden; bei den Karaiben ist diese Verunstaltung eine kennzeichnende Stammeseigent?mlichkeit, durch die sie schon den ersten Besuchern Amerikas aufgefallen waren. -- Die in den k?lteren Gegenden lebenden Indianer h?llen sich in Tierfelle oder Decken . +Durchbohrungen im Gesicht+, am meisten an den Ohren, der Nase und der Unterlippe, werden von den meisten St?mmen S?damerikas vorgenommen. In die dadurch entstandenen L?cher steckt man allerlei Zierat, so in die Ohrl?ppchen Pfl?cke, St?bchen, zusammengerollte Bl?tter oder bunte Federn, oft bis zu einer solchen Gr?sse beziehungsweise Schwere, dass das Ohrl?ppchen bis auf die Schulter herabh?ngt ; in der Nasenscheidewand , den Mundwinkeln und der Unterlippe bringt man ?hnliche Sachen an, wohl auch Muschelschalen, d?nne Holzsp?ne und dergleichen. Eine sehr beliebte K?rperverzierung ist auch das +Anmalen+, das gelegentlich eine solche Ausdehnung annimmt, dass die Leute, wie Koch-Gr?nberg sagt, beim ersten Anblick aussehen, als ob sie einen bunten, gestrickten Anzug tr?gen. Die Bemalung wird aus feierlichen Anl?ssen, bei Festen und T?nzen, beim Empfang von G?sten und sonstigen besonderen Gelegenheiten vorgenommen. Junge Leute betreiben dies gleichsam als eine Art Sport; sie lassen es sich angelegen sein, immer neue Muster auszukl?geln, und verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit damit, sich in dieser Weise auszuputzen; sie entsprechen insofern unseren Stutzern. +Tatauierung+ kommt viel seltener vor; sie pflegt dann auch wohl immer ein Stammesabzeichen zu sein. Durch zierliche, arabeskenartige Muster zeichnen sich die Frauen der Kadiu? aus. Der +Pflege der Haare+ wird im allgemeinen weniger Beachtung geschenkt, doch versieht man sie gern mit sch?nem Federaufputz. +Federschmuck+ ist gerade f?r S?damerika recht bezeichnend. Es werden daraus sch?ne M?ntel, Oberarmbeh?nge, ja sogar ganze Anz?ge in m?hseliger Arbeit hergestellt, die ihrer Kostbarkeit wegen allerdings nur bei ganz besonders festlichen Anl?ssen getragen werden; in der Zwischenzeit bewahrt man sie sorgf?ltig in geflochtenen Schachteln auf. Den Stoff geben die farbenpr?chtigen V?gel der Tropenwelt ab: Papageien, Araras, Ibis, Reiher und andere. Der sonstige +Schmuck+ ist ?usserst mannigfaltig; alle drei Reiche der Natur m?ssen dazu beitragen. Bald sind es Z?hne der grossen S?ugetiere , Kieferst?cke von Fischen, Klauen vom G?rteltier, schillernde Fl?geldecken von Prachtk?fern oder H?rner des Hirschk?fers, Muschelschnecken, bald allerlei Fruchtkerne oder Fruchtkapseln, bald auch gl?nzende oder bunte durchbohrte Gesteine oder Perlen , die man als Ketten oder B?nder um den K?rper h?ngt. Die +wirtschaftliche Kultur+ der s?damerikanischen Indianer ist sehr verschiedenartig; sie h?ngt mit dem Grade ihrer Zivilisation und mit der Umgebung, in der sie leben, zusammen. Ein Teil f?hrt noch ein umherschweifendes Leben als Sammler oder J?ger; diese haben meistens keine festen Wohnungen, sondern leben unter einfachen Laubh?tten oder in Erdl?chern. Die mehr sesshaften St?mme kennen richtige Grash?tten , die sich meistens zu Weilern, seltener zu eigentlichen D?rfern zusammenschliessen. Auch Pfahlbauten sind bekannt; der Name Venezuela, das ist Klein-Venedig, r?hrt von der ?hnlichkeit her, die die von den ersten Ank?mmlingen an der Lagune von Maracaibo angetroffenen Niederlassungen mit dem Bilde der italienischen Lagunenstadt zeigten. Sehr verbreitet, besonders unter den Karaiben und Aruaken, ist der Gebrauch von H?ngematten; das englische Wort hammock stammt von dem aruakischen hamaca, mit dem man diese Schlafgelegenheit bezeichnete. Die Uaup?s haben Sippenh?user, in denen mehr als hundert Personen Unterkunft finden k?nnen. Die +Besch?ftigung+ dieser mehr sesshaften Indianer bildet der Hackbau oder der Fischfang ; auch Viehzucht wird betrieben . Einige St?mme sind nach Einf?hrung des Pferdes durch die Europ?er vorz?gliche Reiter geworden. Die +Hauptnahrungsquelle+ sind im allgemeinen Jagd und Fischfang. Fleisch und Fische pflegt man durch R?sten auf Bratst?ndern oder an Spiessen, h?ufig auch in Erdgruben geniessbar zu machen; das eigentliche Kochen ist meistens unbekannt, weil vielfach T?pfe ?berhaupt fehlen. Die Karaiben und Aruaken stellen aus der sehr giftigen Wurzel der Manihotpflanze auf umst?ndliche Weise ein Mehl her, das ihre Hauptnahrung ausmacht. Einzelne St?mme huldigen auch noch der Menschenfresserei . Unter den +Genussmitteln+ steht der Tabak oben an. Er wird geraucht und geschnupft. Geraucht wird der Tabak entweder in Form von grossen, mit Maisblatt umh?llten Zigaretten, die h?ufig mit einer Gabel als St?tzvorrichtung gehandhabt werden, oder in Pfeifen aus Holz oder Ton. Ganz merkw?rdig verf?hrt man beim Schnupfen; man bl?st sich selbst oder gegenseitig das Schnupfpulver mit Hilfe von R?hren in die Nase. Als +Waffen+ dienen den s?damerikanischen Indianern Bogen und Pfeile, erstere h?ufig pr?chtig verziert, sowie Wurflanzen mit in Gift getauchten Spitzen, die in manchen Gegenden mit einem Wurfbrett geschleudert werden, Stosslanzen und besonders auch Keulen; hierzu tritt f?r einzelne Gebiete f?r die Jagd noch das Blasrohr mit gleichfalls vergiftetem Pfeil. Die Reiterst?mme der Steppen bedienen sich mit Vorliebe des Lassos und der Bola, einer Wurfkugel. Die Verteidigungswaffen bestehen aus Schilden von Holz oder Fell und aus R?stungen, die man aus Fellen oder Geweben herstellt. Eine Eigent?mlichkeit besonders der Jivaros sind ihre +Siegestroph?en+ aus den abgeschnittenen und auf besondere Art zubereiteten K?pfen erschlagener Feinde , die sogenannten +Tsantsas+. Die Haut des m?glichst tief abgehauenen Kopfes wird durch L?ngsschnitt am Hinterhaupt gespalten und mit Einschluss der Gesichtshaut auf geschickte Weise von den darunterliegenden Knochen abgesch?lt, darauf in Wasser, dem gewisse Kr?uter, wohl zur Desinfektion, zugesetzt sind, gekocht und schliesslich ?ber einen runden, heiss gemachten Stein gezogen, den man nach und nach durch einen immer kleineren bis zur Gr?sse einer Orange ersetzt, w?hrend die Weichteile mit einem anderen, ebenfalls heiss gemachten Stein wie mit einem Pl?tteisen von aussen gegl?ttet werden. Der auf diese Weise ausgetrocknete, gleichsam mumifizierte Kopf, in dessen Inneres man, um die Form zu erhalten, wohl noch heissen Sand sch?ttet, wird als Siegeszeichen an einer Schnur aufgeh?ngt. Die Herbeischaffung eines Tsantsa von seiten eines Kriegers hat eine grosse Festlichkeit im Gefolge, zu der er sich w?rdig vorbereiten muss. Dazu geh?rt auch eine lange Enthaltsamkeit vom Genusse gewisser Speisen ; er darf nur Fische, Yukka, Bananen und einige kleine V?gel, die mit einem Blasrohr erlegt wurden, verzehren. Er muss ferner, wenn er sich ins Freie begibt, seine Lanze zu Haus lassen, was f?r einen Wilden eine grosse Entsagung bedeutet, und sich des geschlechtlichen Verkehrs enthalten. Ausserdem bemalt er seinen K?rper mit schwarzen Linien und zieht einen ebensolchen Streifen quer ?ber das Gesicht von einem Ohr zum anderen. Diesen Enthaltsamkeitsvorschriften muss er mehrere Monate bis zu zwei Jahren nachkommen, man h?rte selbst von einer Befolgung derselben auf sechs bis zehn Jahre. Wer dagegen verst?sst, l?dt grosses Ungl?ck auf sich und seine Familie, denn der Geist der Abgeschlachteten l?sst ihn nicht in Ruhe. Eine so lange Vorbereitungszeit ist auch darum erforderlich, weil der junge Krieger sich erst die Nahrungsmittel zur Bewirtung der zahlreichen G?ste, die sich zum Fest einfinden, beschaffen muss; er muss Yukka und Bananen s?en und sie ernten, um daraus durch G?rung eine ungemeine Menge von Chicha herzustellen; er muss auch grosse Jagden veranstalten, um das erforderliche Fleisch zu beschaffen, das dann f?r lange Aufbewahrung besonders zubereitet wird. Der grossen Kosten wegen pflegen sich meistens mehrere J?nglinge zusammenzutun. Zum Feste selbst finden sich alle Angeh?rigen, selbst solche aus den entferntesten Gegenden ein. Ein mit der Leitung der Feier betrauter alter Mann nimmt aus den H?nden des Kriegers, der nun wieder mit Lanze erscheint, den Tsantsa entgegen und taucht ihn nacheinander in eine Abkochung von Tabak, in Chicha und schliesslich in reines Wasser; nachdem er hierauf den Helden des Tages gen?tigt hat, sich niederzusetzen, und ihm diese verschiedenen Fl?ssigkeiten eingefl?sst hat, nimmt dieser seine Troph?e wieder in Empfang und h?ngt sie am Hauptpfosten seines Hauses auf, der mit Blumen, ausgestopften V?geln und zahlreichen anderen Anh?ngseln verziert ist. Der Festleiter h?lt nun noch eine Rede auf den jungen Mann. Hieran schliessen sich T?nze der M?nner und ein Trinkgelage, meistens sechs Tage lang; dabei wird den verteilten Speisen eifrig zugesprochen. In der letzten Nacht wird noch eine Anzahl fetter Schweine geschlachtet und aus ihrem Fleisch eine Kraftbr?he hergestellt, von der am Morgen des siebenten Tages jeder der Teilnehmer trinkt. Diese kehren dann wieder heim, nachdem jeder von ihnen noch ein grosses St?ck Fleisch mitbekommen hat. Diese Festlichkeit soll den Zweck haben, den Geist des Get?teten zu vers?hnen und geneigt zu stimmen. Fortan wird der Tsantsa zu einer Art Fetisch, der seinem Besitzer und dessen Angeh?rigen Reichtum, Fruchtbarkeit f?r die Felder, Gl?ck in der Familie und Sieg ?ber die Feinde sichert. ?ber die +religi?sen Vorstellungen+ der s?damerikanischen Indianer sind wir nur mangelhaft unterrichtet. So viel scheint indessen aus den bisherigen Beobachtungen hervorzugehen, dass sie auf Animismus und primitivem D?monenglauben beruhen. F?r den Indianer ist die sichtbare Welt mit zahlreichen b?sen und guten Geistern bev?lkert, die allenthalben in der Luft, im Wasser und auf der Erde wohnen und einen entscheidenden Einfluss auf das Schicksal der Menschen, vor allem auch auf ihren Tod aus?ben. Auch Ahnenkultus ist damit verbunden. Daher l?uft auch hier das Bestreben der Menschen darauf hinaus, die b?sen Geister gut zu stimmen beziehungsweise zu vers?hnen. Dies geschieht haupts?chlich durch +T?nze, bei denen Masken+ +eine besondere Rolle spielen+. Man trifft diese T?nze, die an unseren Karnevalmummenschanz erinnern, unter den s?damerikanischen Waldindianern allenthalben an. Die dabei vorgef?hrten Masken sind ganz verschiedene. Bei den Kob?ua zum Beispiel bestehen sie aus ?berz?gen von dickem, weissem Bast, die nach bestimmtem Plane mit mancherlei geschmackvollen Mustern bemalt sind, bei den Tikuna in ?hnlichen Bastbez?gen mit einem Menschen- oder Tierkopfe, der aus Baumwachs ?ber einem Gestell geformt ist. Bei den Karaya sind die Masken walzenf?rmige Gebilde aus Schilf mit zierlichem Federschmuck, die auf dem Kopfe getragen werden, dazu ein dichter Bl?tter?berwurf, der den ganzen ?brigen K?rper bis hinab zu den Zehen umh?llt. Bei noch anderen St?mmen sind es eigentliche Tanzanz?ge, aus +einem+ St?ck geflochten, zu denen vollst?ndige Beinkleider, ?rmel und eine Kopfbedeckung geh?ren, und dergleichen mehr. Wir verdanken Koch-Gr?nberg, der auf seinen Reisen sich in die Vorstellungs- und Empfindungswelt einer Reihe s?damerikanischer St?mme einzuf?hlen verstanden hat, fesselnde Einblicke in die Bedeutung dieser Maskenauff?hrungen. Bei den Kob?ua und K?ua werden solche T?nze bei Todesf?llen aufgef?hrt . Etwa acht Tage nach dem Begr?bnis treten die M?nner in der schon geschilderten Tracht auf und f?hren einen Tanz auf, der von etwa drei Uhr nachmittags bis zum n?chsten Morgen w?hrt; die Frauen und Kinder nehmen nicht daran teil, sondern sehen nur zu. Jede Maske stellt, so glaubt man, einen Teufel vor; er befindet sich in der Maske, ist in ihr verk?rpert, nimmt aber nur vor?bergehend von dem T?nzer Besitz, nur so lange, als dieser die Maske tr?gt. Nach Beendigung des Tanzes tragen die Beteiligten fr?h am Morgen ihre Masken nach der Dorfwiese, stellen sie auf St?cken auf, binden die ?rmel der einen mit denen der n?chsten zusammen und z?nden sie an. W?hrend nun die lange Reihe der Figuren von einem Ende bis zum anderen verbrennt, erhebt sich lautes Wehklagen aller Versammelten. Man behauptet, dass dadurch die Teufel gezwungen w?rden, wieder aus ihren H?llen herauszugehen und an ihre gew?hnlichen Wohnorte zur?ckzukehren, die man wahrscheinlich auf irgend einen hohen H?gel oder in einen Wasserfall verlegt. Der gew?hnliche Sterbliche vermag diese D?monen nicht zu sehen, wohl aber ist dazu der Medizinmann imstande, weil er mit ?bernat?rlichen Kr?ften ausgestattet ist; er vermag auch mit ihnen zu sprechen. Die Geister, die man durch diese T?nze zu vers?hnen oder an weiteren Untaten zu verhindern trachtet, sind die Geister von Tieren , von mehr oder weniger b?sen Geistern in menschlicher Gestalt, von Riesen oder Zwergen . Merkw?rdigerweise werden vielfach gerade solchen Tieren recht gef?hrliche Geister zugeschrieben, die besonders harmlos sind. So wird der grosse azurblaue Schmetterling Tataloko f?r einen der gef?hrlichsten D?monen gehalten; von ihm, der in dem h?chsten der Wasserf?lle des Uaup? hausen soll, behauptet man allen Ernstes, dass er die Malaria zusammenbraue, so dass alle, die von dem Flusswasser trinken -- und in der Tat ist sie wegen des stagnierenden Wassers gerade an dieser Stelle ziemlich verbreitet -- die Krankheit bekommen. Von anderen St?mmen werden Maskent?nze aus anderen Anl?ssen veranstaltet, zum Beispiel von den Yuri, Pass? und Tecuna bei Hochzeiten oder beim Ausreissen der Haare des neugeborenen Kindes und bei anderen Gelegenheiten. Fast stets sind sie aber mit religi?sen oder mystischen Vorstellungen verbunden. So sollen die Auff?hrungen der Kob?ua am oberen Uaup?, bei denen Masken in Vogel-, Fisch- und Eidechsengestalt auftreten, bewirken, dass die M?nner beim n?chsten Zuge des Stammes eine reiche Beute an Wild und Fischen mit heimbringen. Die T?nze werden stets von Musik begleitet. -- Auch Federspiele und sonstige Spiele sind bei den Indianern S?damerikas sehr beliebt . Der +Medizinmann+ spielt im Leben der s?damerikanischen Indianer eine wichtige Rolle und wird oft auch sehr von ihnen gef?rchtet. Verm?ge seiner angeblichen Begabung mit ?bernat?rlichen Kr?ften vermag er zwischen Menschen und der Geisterwelt Verkehr herzustellen, vor allem mit den Teufeln und den Geistern der Toten sich in Verbindung zu setzen, die ihm oft in Gestalt von Tieren erscheinen, und sie entweder zum Schutze oder zum Schaden seiner Mitmenschen sich dienstbar zu machen. Er tut dies auch in Krankheitsf?llen, bespricht die Krankheit, h?rt auf den Rat der Geister und erf?hrt zugleich, was f?r einen Ausgang die Krankheit nehmen wird. Durch Zauberei versucht er, dem b?sen Geist, der fr?her in einem Tiere lebte, jetzt aber in den K?rper des Kranken gefahren ist, zu befehlen, dass er diesen wieder verlasse und seine alte Wohnst?tte aufsuche. Anderseits ist der Medizinmann auch imstande, Krankheit und Tod ?ber einen Menschen zu bringen, indem er den b?sen Geist veranlasst, von dessen K?rper Besitz zu ergreifen. Auf dieser geheimnisvollen Kraft beruht der Einfluss und die Macht, die er auf die Mitglieder seines Stammes aus?bt. Um ihnen den Glauben an seinen ?bernat?rlichen Umgang mit der Geisterwelt beizubringen und mehr und mehr zu befestigen, treibt der Medizinmann seine K?nste nachts in einer einsamen H?tte, wo er in sehr geschickter Weise alle m?glichen Tierstimmen nachahmt und auf diese Weise den Fernstehenden vorspiegelt, dass er sich mit den Teufeln berate, die ihm als wilde Tiere erscheinen. F?r gew?hnlich hat er auch die F?higkeit des Bauchredens; er l?sst zwei Stimmen sich miteinander unterhalten, bald so, als ob sie ganz in der N?he, bald wieder, als ob sie in weiter Ferne w?ren. Bei seinen Offenbarungen und Heilungen scheint sich der Medizinmann durch Selbstsuggestion und andere Hilfsmittel in einen Zustand von Ekstase oder Zwangschlaf zu versetzen. Er raucht zum Beispiel f?rchterlich, nimmt ganze Mengen Schnupftabak und verschiedene bet?ubende Mittel zu sich, tanzt und singt und macht mit seinem Zauberger?t -- meist einer K?rbisklapper -- stundenlang ununterbrochen ganz eint?nige Musik, bis er selbst in eine Art von Verz?ckung ger?t, in der ihm allerlei Sinnest?uschungen kommen. Hieran schliesst sich ein Zustand v?lliger Bet?ubung, in dem er tr?gerische Bilder sieht und Stimmen h?rt. Diese beschreibt er, sobald er wieder erwacht ist, mit mancherlei Zus?tzen und Ausschm?ckungen. Die Indianer nehmen alles, was er hierbei vorbringt und angeblich im Traumzustand gesehen und geh?rt hat, f?r eine Offenbarung. Ausserdem treibt der Medizinmann, wenn es sich darum handelt, einen Kranken zu behandeln, noch allerlei Gaukelk?nste; er r?uchert diesen an, bl?st ihm Tabakswolken ins Gesicht oder auf die erkrankte K?rperstelle, knetet sie auch oder bespeit sie. Schliesslich saugt er an der schmerzhaften Stelle und bef?rdert nach einer Weile irgend einen Gegenstand, den er vorher wohlweislich verborgen gehalten hatte, aus dem Munde, wie einen Knochen, einen Dorn, Muschelschalen, Holzst?ckchen, Sand, K?fer, Tausendf?ssler und ?hnliches; durch den grossen, anhaltenden L?rm, das eint?nige Gesinge und die anderen M?tzchen, die er macht, ?bt der Medizinmann auf den Kranken gewissermassen einen einschl?fernden Einfluss aus, so dass dieser schliesslich selbst glaubt, dass die Ursache seiner Beschwerden herausgefunden und er nun geheilt sei. Die Ausbildung eines Medizinmannes beginnt bereits in seiner fr?hesten Jugend und dauert oft jahrelang. Der Bewerber muss den Nachweis liefern, dass er die Macht besitzt, einen vertraulichen Verkehr mit der Geisterwelt zu unterhalten. Zu diesem Zwecke zieht er sich an einen einsam gelegenen Ort zur?ck, fastet hier ein ganzes Jahr lang ohne Unterbrechung, ?bt Stillschweigen und sonstige Enthaltsamkeit, nimmt starke Brechmittel ein, trinkt auch Tabakwasser und schl?gt sich mit wilden Tieren, besonders dem Jaguar, herum oder gibt wenigstens vor, dies zu tun. Gleichzeitig wird der Neuling von einem alten Mitgliede der Br?derschaft in alle Geheimnisse seiner Kunst eingef?hrt. Man nimmt von einem Medizinmann an, dass er sich in ein Tier verwandeln k?nne -- f?r viele St?mme ist dies der Jaguar -- und dass nach seinem Tode seine Seele nicht nach dem Aufenthaltsort der Seelen der ?brigen Menschen wandere, sondern f?r immer in Gestalt eines b?sen Jaguars im Walde umherstreife und den Menschen gef?hrlich werde. Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page |
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