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Munafa ebook

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Read Ebook: Im Herzen von Asien. Erster Band. by Hedin Sven Anders

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Ebook has 1528 lines and 155102 words, and 31 pages

INTRODUCTION.

LIFE OF CASSIODORUS.

PAGE Historical position of Cassiodorus 1 His ancestry 3-4 His name 5-6 His birthplace 6-9 Date of his birth 9-12 His education 12 Consiliarius to his father 12 Quaestor 14-16 Composition of the 'Variae' 16 Their style 17-19 Policy of Theodoric 20 Date of composition of the 'Variae' 23 Consulship 25 Patriciate 27 Composition of the 'Chronicon' 27 " " Gothic History 29-35 Relation of the work of Jordanes to this History 34 Master of the Offices 36 Praetorian Praefect 39 Sketch of history during his Praefecture 42-50 End of official career 50 Edits the 'Variae' 51 His treatise 'De Anim?' 53 He retires to the cloister 54 His theological works 60-63 His literary works 64-66 His death 67 NOTE ON THE TOPOGRAPHY OF SQUILLACE 68-72

Content of the MS. 74-75 To whom addressed 76 Information as to life of Symmachus 77 " " " Boethius 79 Religious position of Boethius 81 Information as to life of CassiodZeitungen und Tausende von Bagatellen, die in einem zivilisierten Staate unsere Zeit und unsere Gedanken in Anspruch nehmen. Es war sch?n, Tr?umen und Pl?nen freien Lauf lassen zu k?nnen und zu f?hlen, dass man sich mit jeder Minute dem Ziele n?herte.

Die Fahrt ging ?ber +Moskau+, +Woronesch+ und +Rostow+ am majest?tischen Don und weiter nach +Wladikawkas+, denselben Weg, den ich bei meiner ersten Reise 1885 zur?ckgelegt hatte. Von da f?hrte der Weg ?ber das langweilige +Petrowsk+ und ?ber die weite Fl?che des Kaspischen Meeres nach +Krasnowodsk+, einem der tr?bseligsten Orte, die man sich denken kann.

Kriegsminister General Kuropatkin hatte die grosse Freundlichkeit gehabt, telegraphisch in +Krasnowodsk+ Befehl zu erteilen, dass mir zur Reise nach Andischan ein ganzer Eisenbahnwagen zur Verf?gung gestellt werde. In diesen wurde all mein Gep?ck verstaut, und ich selbst hatte es so bequem wie in einem Hotel. Da mein Wagen der letzte im Zuge war, konnte ich von seiner hinteren Plattform aus den Blick ?ber die ?de Landschaft schweifen lassen. Ich hatte die Schl?ssel zum Wagen und war von den ?brigen Leuten im Zuge vollkommen isoliert. Daher konnte ich bei der dr?ckenden Hitze so leicht gekleidet als nur denkbar umhergehen und mich ab und zu im Toilettezimmer an einer Dusche erfrischen.

Am 7. Juli verliessen wir nachmittags 5 Uhr die K?ste des Kaspischen Meeres, rollten in den asiatischen Kontinent und verloren uns in der ?den Steppe. Um Mitternacht fiel die Temperatur, die mittags in Krasnowodsk 37 Grad im Schatten betragen hatte, auf 28 Grad, und die Lebensgeister, die in der Hitze eingeschlummert waren, wachten wieder auf. Am Nachmittag des 8. Juli erreichten wir +Aschabad+, wo ich Oberst Svinhufvud traf, den ich von meiner vorigen Reise her kannte und der hier Bahnhofsinspektor war.

Ich muss eine kleine Episode von meinem neuen Zusammentreffen mit diesem sympathischen, heiteren Finnen einschalten. Ich bat ihn, nach Merw Auftrag zu geben, dass mein Wagen dort vom Zuge abgekoppelt und bei der ersten Gelegenheit an einen nach Kuschk bestimmten Zug angeh?ngt werde. Auf der Reise durch Transkaspien war ich n?mlich auf den Gedanken gekommen: warum sollte ich mir nicht das ber?hmte Kuschk und die Grenze gegen Herat ansehen, da auf meiner Fahrkarte doch klar und deutlich geschrieben stand: ,,Mit allerh?chster Erlaubnis wird ~Dr.~ Sven Hedin freie Reise und freie Gep?ckbef?rderung auf allen russischen Bahnen in Europa und Asien bewilligt"!

Oberst Svinhufvud l?chelte freundlich, nahm aus seinem Taschenbuch ein Telegramm vom Kriegsministerium und las. ,,Im Falle, dass ~Dr.~ Sven Hedin beabsichtigt, sich nach Kuschk zu begeben, teilen Sie ihm mit, dass dieser Weg allen Reisenden verschlossen ist."

Damit war die Sache entschieden. In meinem Herzen dachte ich, dass das russische Kriegsministerium sehr klug handelt, wenn es einen Punkt, der in strategischer Hinsicht von grosser Bedeutung ist, so scharf bewacht. Ich erfuhr auch, dass diese Seitenbahn nicht einmal Russen offen steht; nur Milit?rpersonen, die nach der Festung Kuschk kommandiert sind, d?rfen sie benutzen.

Am 9. Juli, um 2 1/2 Uhr morgens, waren wir in +Merw+, von wo die neue Bahnlinie s?dw?rts nach Kuschk abgeht. In der Oase +Tschar-dschui+ mit ihrer lebhaften Station war die Ankunft unseres Zuges das grosse Ereignis des Tages. Gleich hinter der Station +Amu-darja+ rollte der Zug auf der gewaltigen Holzbr?cke ?ber den gleichnamigen Fluss, was volle 26 Minuten dauerte. Als ich 1902 zur?ckkehrte, war die neue Eisenbr?cke fertig.

Nach kurzer Fahrt war ich in +Samarkand+ mit seinem reichen Vegetationsgebiete, das ich am Morgen des 10. Juli verliess. Hinter +Dschisak+ hatten wir die einf?rmige, ebene Steppe zu kreuzen. Die Stationen heissen nach Generalen, die in der Geschichte des Landes eine Rolle gespielt haben, Tschernajewa, Wrewskaja usw. Schliesslich rollt der Zug ?ber den Sir-darja, und man ist in +Taschkent+, der Hauptstadt Turkestans, mit ihrem grossen, lebhaften Bahnhofe, dessen Bedeutung noch gr?sser wird, wenn in ein paar Jahren die Bahnstrecke Orenburg-Taschkent fertig ist.

Nach einem Besuche beim Generalgouverneur und bei alten Freunden und nachdem ich im Observatorium meine Chronometer verglichen hatte, verliess ich am Abend des 12. Juli Taschkent wieder.

Hinter Tschernajewa f?hrt der Zug das Ferganatal hinauf. Im S?den zeigte sich die turkestanische Bergkette, die bald in den Alai mit seinen schneebedeckten K?mmen und Gipfeln ?bergeht. In D?rfern oder wo Wege die Bahnstrecke kreuzen, haben sich manchmal Sarten versammelt; sie haben sich noch nicht ganz mit der seltsamen, schnellen ,,Maschina", die auf dem ,,Temir-joll" dahinsaust, befreundet. Um 9 Uhr erreichten wir +Andischan+, den Endpunkt der zentralasiatischen Eisenbahn.

Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, war es mir eine grosse Freude, meinen alten treuen Diener +Islam Bai+ dastehen zu sehen, ebenso ruhig und sicher wie sonst; im blauen Chalate mit der von K?nig Oskar von Schweden verliehenen goldenen Medaille auf der Brust. Er war sich gleich geblieben, sah gesund und kr?ftig aus, war aber freilich ?lter geworden, und sein Bart war ergraut; er selbst meinte, er sei ein Greis geworden. Ich begr?sste ihn herzlich; dann unterhielten wir uns drei Stunden lang, teils ?ber seine vier Monate lange Heimreise von Urga im Jahre 1897, teils ?ber die bevorstehende Reise. Islam erfasste meine Pl?ne mit dem lebhaftesten Interesse. Es war mir eine Beruhigung, ihm jetzt das ganze Gep?ck anvertrauen zu k?nnen, das er auf Arben nach Osch f?hrte. Von diesem Tage an wurde er wieder mein Karawan-baschi ; er kannte von fr?her her genau meine Reisegewohnheiten und W?nsche und besorgte alles, was zur Karawanenausr?stung geh?rte. -- Armer Islam Bai! -- Mit den sch?nsten Hoffnungen traten wir zusammen jene lange Reise an, die f?r ihn auf so beklagenswerte, ungl?ckliche Weise enden sollte!

Erstes Kapitel.

?ber den ersten Pass des Kontinents.

In +Osch+ verlebte ich zwei sehr angenehme Wochen bei Oberst Saizeff, meinem vortrefflichen Freunde aus Pamir, und im Kreise seiner liebensw?rdigen Familie. Er war jetzt Uj?sdnij natschalnik ?ber den Distrikt Osch, der 175000 Einwohner z?hlt, w?hrend seine Hauptstadt von 35000 Sarten, 150 Russen und 800 Mann Garnison bewohnt ist. Die einzige Unbequemlichkeit w?hrend meines Aufenthalts in Osch war eine heftige Augenentz?ndung. Doch ich verlor nicht viel durch diesen unfreiwilligen Arrest, denn Islam Bai ordnete unterdessen das Gep?ck, stellte die Karawane zusammen, mietete Diener, liess zwei Zelte anfertigen und besorgte die notwendigen Eink?ufe. Einmal besuchten Saizeff und ich Islam in seinem Heim, einer einfachen, ?rmlichen Lehmh?tte in der Sartenstadt, wo er auf eigenem Grund und Boden mit seiner Frau und f?nf Kindern wohnte, unter die ich Goldm?nzen und andere Geschenke verteilte, um sie ?ber die bevorstehende Trennung von dem Gatten und Vater zu tr?sten. Auf der vorigen Reise hatte Islam monatlich 25 Rubel erhalten; jetzt wurde sein Lohn auf 40 erh?ht, was f?r einen Asiaten, der ?berdies ganz freie Station hat, eine bedeutende Summe ist. Der Lohn des ersten Jahres wurde als Vorschuss Oberst Saizeff eingeh?ndigt, der davon monatlich 10 Rubel an Islams Familie auszahlte.

Als ich mich ganz wiederhergestellt f?hlte und alles bereit war, wurde die Abreise auf den 31. Juli 1899 festgesetzt. Die Karawane brach fr?hmorgens auf und lagerte im Dorfe +Madi+. Nach einem gl?nzenden Diner bei Oberst Saizeff verliess ich nachmittags Osch, begleitet von meinen Wirten und verschiedenen jungen Damen und Offizieren. In einem Haine bei Madi waren die Zelte aufgestellt, und der Min-baschi der Gegend hatte eine ger?umige Jurte mit St?hlen und Tischen hergerichtet, die unter den Delikatessen des Dastarchans beinahe brachen. In der D?mmerung kehrten meine russischen Freunde nach Osch zur?ck. Erst jetzt war ich von der Zivilisation abgeschnitten und f?hlte, dass ich mich wieder auf der Reise befand. Als abends 9 Uhr die erste Reihe meteorologischer Ablesungen gemacht wurde, war ich wieder im alten Gleise und gedachte der 1001 N?chte, die ich vor nicht langer Zeit unter ?hnlichen Verh?ltnissen im Herzen des grossen, ?den Asiens verlebt hatte! Jetzt aber bewohnte ich ein pr?chtiges Zelt aus doppeltem, wasserdichtem Segeltuch, das mit Teppichen geschm?ckt und mit dem Feldbett und meinen Instrumentkisten m?bliert war. Gesund und herrlich war es, wieder im Freien im Zelte zu wohnen, vor mir ganz Asien und eine Welt von Hoffnungen auf neue, wichtige Entdeckungen!

Islam hatte zwei nette junge Hunde, die wirklich h?bsch zu werden versprachen, angeschafft; der eine, ein H?hnerhund, hiess Dowlet , der andere, ein asiatischer Wilder von gemischtem Blute, h?rte auf den Namen Jolldasch . Sie wurden an mein Zelt angebunden, um allm?hlich daran gew?hnt zu werden, dass sie dessen treue W?chter sein m?ssten, was nicht viele Tage dauerte. Ich hatte diese Hunde so lieb, dass mir sp?ter ihr Verlust den tiefsten Schmerz bereitete.

Die Karawane bestand aus Islam Bai als F?hrer, Kader Ahun und Musa, Dschigiten aus Osch, die f?r 15 Rubel monatlich angeworben waren, und vier Karakeschen , welche die 26 Pferde begleiteten, die ich f?r 8 Rubel pro St?ck f?r die ganze Wegstrecke bis Kaschgar gemietet hatte. Die Leute hatten zwei Zelte, um welche das Gep?ck ganze Bastionen bildete. Die ersten Tagereisen, soweit die neuangelegte Fahrstrasse reicht, zog ich es vor, im Wagen zu fahren.

Am Morgen des 1. August dauerte es ziemlich lange Zeit, bis die Karawane marschfertig war. Es handelte sich darum, die Kisten und sonstigen Lasten genau abzuw?gen, so dass sie paarweise gleiches Gewicht hatten und bequem auf dem Packsattel des Pferdes lagen.

Gleich hinter Madi wird die Landschaft durch die ersten Aule von Ferganakirgisen inmitten grosser Herden von Schafen, Ziegen, Rindern, Kamelen und Pferden belebt. Besonders die Frauen mit ihren roten Gew?ndern, ihren Schmucksachen und hohen, weissen Kopfbedeckungen erregen Aufmerksamkeit. In +Bir-bulak+ mit seinen russischen H?usern und Aulen machten wir den ersten Halt.

Die n?chste Tagereise f?hrte uns ?ber den kleinen Pass +Tschiger-tschig+. Kirgisische Reiter griffen in lange, an der Deichsel befestigte Seilschlingen vor den Pferden meines Phaethons, und munter ging es die Passh?he hinauf. Aber die Fahrt abw?rts, wo es viel steiler ist und der Weg in unz?hligen Zickzackkr?mmungen hinl?uft, ist recht waghalsig. W?rde nicht das eine Hinterrad gebremst, so w?rde der Wagen schneller hinabrollen, als es f?r den Fahrenden gut w?re.

Das klare Wasser des Baches Ile-su rauscht herrlich zwischen Steinen und B?schen dahin und bildet oft sch?umende Kaskaden. Das Tal ?ffnet sich, vor uns zeigt sich +Gultscha+ mit seinen leicht zu z?hlenden russischen H?usern, dem Fort mit einer Sotnja , den Kasernen, der letzten Telegraphenstation und dem Basare, umgeben von schlanken Pappeln. Der kleine Ort liegt am rechten Ufer des Kurschab- oder Gultscha-darja, der ziemlich wasserreich ist, obgleich die Tiefe 80 Zentimeter nicht ?bersteigt.

Der am rechten Ufer des Gultscha-darja weiterf?hrende Weg ist vortrefflich, obgleich er bergauf und bergab geht; er wird aber auch j?hrlich sorgf?ltig unterhalten und muss jeden Fr?hling ausgebessert werden, weil er, namentlich an den P?ssen, durch Lawinen und durch die Schneeschmelze zerst?rt wird. Die Br?cken sind aus Holz und befinden sich an schmalen Stellen, bei denen eine einzige Spannung gen?gt . Welch ein Unterschied gegen die schlechten, schwankenden Stege, die f?r die Bed?rfnisse der Kirgisen gen?gten und die ich w?hrend meines fr?heren Besuches kennen lernte. Seitdem hat der Weg strategische Bedeutung erhalten; er geht durch das Alaital nach Bordoba und von da ?ber den Kisil-art und Ak-baital nach Pamirskij Post. Man kann jetzt den ganzen Weg fahren und Proviant, Bauholz usw. auf Karren nach den Ufern des Murgab bringen; selbst mit Artillerie kann man nun das ?de Gebiet von Pamir durchkreuzen. An mehreren Stellen, wie Bordoba und Kara-kul, hat man steinerne Stationsgeb?ude erbaut. Sie liegen im Terrain so maskiert, dass man ahnungslos daran vorbeireiten w?rde, wenn man ihre Lage nicht kennte. Sie enthalten heizbare Zimmer mit Proviant usw., wo Reisende und Dschigiten im Winter oder bei Schneest?rmen eine erw?nschte Freistatt finden sollen. Die kleinen Herbergen und H?tten, in denen ich im Februar 1894 ?bernachtete, waren eingegangen.

Hier und da steht noch eine Pappel . Der Artscha beginnt an den Abh?ngen aufzutreten. Wir sehen viele, gar nicht scheue Rebh?hner. Bei Kisil-kurgan steht ein kleines Lehmfort, wo die Kirgisen uns Tee vorsetzten. Ein wenig davon entfernt rastete ich im Schatten eines herrlichen Pappelhains, um die Karawane zu erwarten, und erfreute mich im Wagen des sch?nsten Schlafes, den ich seit langem genossen. Er war mir auch n?tig, denn des bewegten n?chtlichen Lebens und des Lagerl?rms war ich noch ungewohnt. Doch nach einer Stunde weckten mich Rufe und Pfiffe: unsere stattliche Karawane marschierte vorbei . An der Spitze ritt ein Mann auf einem Esel und f?hrte die drei Pferde, welche meine kostbaren Instrumentkisten trugen. Die ?brige Karawane ist in drei Abteilungen geteilt, jede von einem Dschigiten ?berwacht, w?hrend einige M?nner zu Fuss gehen, um die Lasten, die herunterrutschen oder nicht im Gleichgewicht sind, zurechtzur?cken. Kader Ahun reitet hinterdrein; ihn begleitet ein neuangeschaffter, noch angebundener Karawanenhund. Fr?hlich klingen die Glocken und geben ein gellendes Echo. Der lange Zug verschwindet hinter einem H?gel, taucht wieder auf und entschwindet wieder meinen Blicken, indem er langsam einen steilen Hang hinabzieht. Aber bald hole ich ihn ein.

Der Weg wird steiniger und zieht sich grosse Strecken lang auf der H?he steil abfallender Schuttkegel und Ger?llh?gel hin, deren Basis vom Flusse besp?lt wird. Wo Nebent?ler einm?nden, ?ffnen sich malerische Perspektiven in das Gebirge hinein. Immer noch kommen Pappeln und Str?ucher vor, die Steigung nimmt ein wenig zu, immer h?ufiger zeigen sich Stromschnellen, und immer lauter rauscht der Fluss. Bei der Talweitung +Kulenke-tokai+ sieht man am rechten Flussufer einen sehr sch?nen Pappelhain, wo die Kirgisen freundlicherweise eine Jurte f?r uns aufgeschlagen hatten, da sich hier gerade keine Nomaden befanden, in deren Zelten wir h?tten rasten k?nnen. Ich zog jedoch vor, die Ankunft der Karawane abzuwarten, um in meinem eigenen ,,Hause" zu wohnen.

An diesem Punkte brachten wir den ersten Ruhetag der Reise zu. Es war ein herrlicher stiller Platz, denn die Pferde waren nach Jeilaus in der Nachbarschaft gebracht worden. Der Himmel war tr?b, die Temperatur angenehm. Abwechselnd wehte es talaufw?rts und talabw?rts, und wie eine Einweihungshymne klang es, wenn der Wind in den Kronen der dicht belaubten B?ume rauschte. Man konnte tr?umen und diesen wohlbekannten Lauten lauschen, die an so manche Ereignisse von fr?heren Reisen erinnerten. Ich sah in Gedanken den kommenden Jahren entgegen, in deren Schosse so viele seltsame Ereignisse und Abenteuer, so viele harte Schicksale und Entbehrungen, Verluste, Siege und Entdeckungen schlummern sollten! Noch hatte ich das Gef?hl der Einsamkeit nicht v?llig ?berwunden, aber die Zeit st?hlt das Gem?t, und der Mechanismus des Karawanenlebens geht bald seinen vorgeschriebenen Gang. Der Unterschied gegen die zwei vorhergehenden Jahre war recht schroff. Nach dem Aufenthalte im Weltget?mmel und in zivilisierten Verh?ltnissen war es ein seltsames Gef?hl, wieder fort und vergessen zu sein, von der eigenen Sehnsucht verurteilt, im innersten Asien zu verschwinden. Noch am Abend sang es melancholisch in den Pappeln, und in dem unerm?dlichen Rauschen des Flusses glaubte ich die alte, wohlbekannte Mahnung zur Geduld, die schliesslich zum sicheren Siege f?hre, wiederzuh?ren. Jetzt erschien das Ziel noch fern und dunkel, aber jeder Tag w?rde mich ihm einen Schritt n?her f?hren, und kein Tag w?rde ohne neue Erfahrungen und Forschungsgewinne vergehen. Still und verlassen lag das Biwak da; kein Rauch deutete auf Feuer, keine Menschen zeigten sich, denn meine Leute gaben sich in der Jurte dem Schlafe hin, nur der Fluss und der Wind st?rten die feierliche Stille.

Kurz nach Mitternacht fiel Regen, der lustig auf die Zeltleinwand trommelte. Es klang gem?tlich und f?hrte gegen Morgen eine ziemlich f?hlbare Abk?hlung herbei. Die unerwartete Dusche brachte Leben ins Lager, und die Leute waren sofort auf den Beinen, um das draussen stehende Gep?ck unter Dach zu bringen.

Gleich hinter dem Lager ?berschreiten wir ein paarmal den Fluss und halten uns dann meistens auf dem rechten Ufer. Bei +Sufi-kurgan+ l?sst man links das Terektal liegen, das nach dem Passe Terek-davan hinauff?hrt, ?ber den ein n?herer, aber schwerer passierbarer Weg nach Kaschgar geht. Oberhalb dieses Tales ist die Wassermenge des Hauptflusses geringer, doch wird das Tal wieder breit, und sein gleichm?ssig abfallender Boden hebt sich grau ab gegen die roten Terrassen von Sand, Ger?ll und Ton, welche das Bett zwischen ihren lotrechten W?nden einschliessen. Dann passieren wir am linken Ufer einen kleinen, sanften Bergr?cken auf dem Passe +Kisil-beles+, wo wir im Schatten massiger Artschas rasten. Es ist recht frisch, es geht ein lebhafter Wind, und auf den Bergk?mmen f?llt leichter Regen. Das Lager dieses Tages wurde in dem offenen Tale +Bosuga+ aufgeschlagen. Wie gestern legten wir 39 Werst zur?ck; noch sind Werstpf?hle l?ngs des Weges angebracht.

Meine H?ndchen Dowlet und Jolldasch waren klassische Wesen; sie waren erst ein paar Monate alt und konnten so weite Strecken noch nicht laufen. Wir hatten sie daher in einem Weidenkorbe hinten an meinem Wagen festgebunden. Anfangs waren sie ?ber diese Art zu reisen so erstaunt, dass sie sich ganz still verhielten; bald aber hatten sie sich daran gew?hnt, und Dowlet, der den besten Platz haben wollte, hielt Jolldasch im Zaume und schalt ihn aus, wenn er nicht gehorchte; der ?rmste winselte best?ndig ganz j?mmerlich. Wenn sie im Lager aus ihrem Gef?ngnis herausgelassen wurden, waren sie ?berselig und liefen wie die besten Freunde miteinander, aller Beissereien im Korbe vergessend. Schon jetzt f?hlten sie sich im Lager heimisch und schliefen nachts neben meinem Bette. Sie hielten recht gute Wacht und bellten wie toll bei dem geringsten verd?chtigen Ger?usch. Ihre Mahlzeiten nahmen sie stets bei mir ein und entwickelten dabei einen be?ngstigenden Appetit.

Die Nacht auf den 6. August war recht kalt, und die Minimaltemperatur fiel auf 1 Grad unter Null. Ich musste Pelz, Filzdecken und M?tze auspacken Die Luftverd?nnung dagegen bel?stigte mich nicht im geringsten, doch merkte man an der sich bei anstrengenden Bewegungen einstellenden Atemnot, dass hier das herrschte, was die Eingeborenen ,,Tutek" nennen, das Gef?hl, welches man auf Hochp?ssen empfindet. Der Weg folgt dem Talldikbache aufw?rts, manchmal im Bachbette selbst, das man verl?sst, um die Abh?nge hinaufzuklettern. Nachdem wir verschiedene Nebent?ler passiert, beginnt der eigentliche Anstieg, der nicht sehr steil ist, da der Weg in zahllosen Zickzackwindungen angelegt ist. Das Gestein ist schwarzer, stark gefalteter Schiefer. Auf der H?he des +Talldikpasses+ steht ein mit einem Gel?nder umgebener Pfahl; zwei gusseiserne Tafeln an demselben verk?nden, dass der Pass 11800 Fuss hoch ist, 88 Werst von Gultscha liegt und dass der Weg angelegt worden ist, als A. B. Wrewskij Generalgouverneur und N. J. Korolkoff Gouverneur waren. Die Wegarbeiten begannen am 24. April 1893 und endeten am 1. Juli desselben Jahres unter Leitung des Majors Grombtschewskij. Auf der anderen Seite, nach dem Alaitale zu, ist der Abstieg weniger steil. Kein einziger Wacholder ?berschreitet den Pass; auf der Alaiseite sind die Abh?nge ganz unbewaldet.

Am oberen Sarik-tasch verabschiedete ich meinen Arabatschi und gab ihm ein anst?ndiges Trinkgeld und einen Dolch; er hatte sich gut gef?hrt und den Wagen wohlbehalten bis ins Alaital gebracht. Von jetzt an ritt ich und weihte einen ungarischen Feldsattel aus Budapest ein. Bald sind wir im eigentlichen +Sarik-tasch+, wo das Passtal des Talldik in das grosse, breite Alaital einm?ndet; dann biegen wir nach Osten ab, die letzten Werstpf?hle hinter uns zur?cklassend. Im S?den dehnt sich das grossartige Gebirgssystem des Transalai aus; die gewaltigen Bergriesen stehen in kreideweissem, hellblauschimmerndem Schneegewande da, und die meisten der h?chsten Gipfel sind wolkenumkr?nzt. Besonders im Westen sind die Wolken zahlreich, und der Pik Kauffmann ist daher unseren Blicken verborgen. Das Alaital ist breit, offen und reich an Weiden, auf denen hier und dort zahlreiche grosse Agile mit gewaltigen Herden zu sehen sind. Im Osten wird das Tal von Bergen versperrt, ?ber welche der flache Pass Tong-burun f?hrt, der die Wasserscheide und die ?stliche Schwelle des Alaitales bildet. Alle Augenblicke kreuzen wir flache Ausl?ufer vom Alai, die sich nach S?den nach dem Zentrum des Tales hinziehen; ein solcher ist der Katta-sarik-tasch. Hinter diesem ?berschreiten wir den Fluss Schalwa mit einem grossen, steinigen Bett, aber wenig Wasser. Vom Transalai m?ndet hier das ebenso steinige Tal M?schall?. Diese Talwege und Fl?sse vereinigen sich nach und nach, nehmen mehrere andere auf und bilden allm?hlich ein Haupttal, dessen Fluss +Kisil-su+ heisst.

Unser Rasttag in +?il?m?+, wo wir auf dem Wege nach Kaschgar die beste Weide f?r die Pferde finden sollten, war gerade nicht angenehm, denn es regnete in Str?men und der Herbst der Ferganaberge hatte sichtlich schon seinen Einzug gehalten; doch wir mussten uns damit tr?sten, dass man es bei solchem Wetter unter Dach besser hat als im Sattel.

Der 9. August war ein herrlicher Tag, und der Regenvorrat der Wolken schien jetzt f?r einige Zeit ersch?pft zu sein. Wir stiegen langsam nach dem +Tong-burun-Passe+ hinauf, einem breiten Bel , der nach Ansicht der Kirgisen kaum als ein Pass zu betrachten ist. Dennoch bezeichnet die kleine Steinpyramide auf der gleichm?ssig abgerundeten, flachh?geligen H?he eine sehr wichtige geographische Grenzmarke, indem sie den h?chsten ?ussersten Ostrand des Alaitales bildet und die Wasserscheide zwischen dem Aralsee und dem Lop-nor, also eine wichtigere Grenze als selbst der Talldik ist, der nur das Gebiet des Sir-darja von dem des Amu-darja trennt. Von diesem Punkte an f?llt das Terrain nach dem Lop-nor ab. Der Abstieg wurde den Pferden sauer, einige Lasten rutschten und verursachten Aufenthalt. Die Berge zur Rechten, die ?stliche Fortsetzung des Transalai, sind uns ganz nahe; sie sind in Schnee geh?llt und die Spitzen von Wolken bedeckt. Hier und da wachsen kleine Wacholder in den Spalten, und die Sor oder Steppenmurmeltiere sind unz?hlbar. Am Eingange ihrer Erdh?hlen auf den Hinterbeinen sitzend, betrachten sie die Karawane und verschwinden, sobald man sich ihnen n?hert, mit gr?sster Gewandtheit unter schrillem Pfeifen.

Von der Vereinigungsstelle des Kisil-su mit dem Kok-su gelangen wir ?ber mehr oder weniger tiefe Rinnen zum breiten, tiefeingeschnittenen Tale des +Nuraflusses+, auf dessen linkem Ufer ein Begr?bnisplatz liegt, der unter dem Namen +Ak-gumbe+ bekannt ist. Der Nura war jetzt gr?sser als der Kisil-su, sein Wasser ebenso rot wie das des ,,Roten Flusses" und recht unangenehm zu durchreiten, da man die t?ckischen Rollsteine in dem tr?ben Wasser nicht sehen konnte und mein Pferd daher beinahe kopf?ber in die wilde Flut gest?rzt w?re. Nicht weit von hier vereinigen sich Nura und Kisil-su zu einem ansehnlichen Flusse, dessen Bekanntschaft wir bald machen werden. Der Pfad ist ein stetes Bergauf und Bergab, bis man von einem letzten Passe in der Tiefe die weissen Mauern der russischen Grenzfestung +Irkeschtam+ mit ihren T?rmen und Kasernen, in denen Kosaken Wacht halten, erblickt.

Irkeschtam ist nicht nur eine Grenzfestung gegen China, sondern auch eine Zollstation; der Vorsteher dieser, Herr Sagen, war ein alter Bekannter von mir von einem fr?heren Besuche in Kaschgar her. Er war ein grosser Tierfreund und hielt eine Menagerie, bestehend aus einem Wolfe, einigen F?chsen und einem B?ren, der in einer H?tte mitten auf dem Hofe angebunden war. Einige Zeit nach meinem Besuche war es dem Petz gelungen, sich von seinen Banden zu befreien; er machte einen Besuch im Zimmer der Dschigiten, zum grossen Schrecken der Bewohner. Das Abenteuer hatte f?r Petz ein verh?ngnisvolles Ende, da die M?nner ihre Zuflucht auf das Dach nahmen, von wo aus sie ihren Feind zu Tode bombardierten.

Eine halbe Stunde von Irkeschtam gelangen wir an den ,,Roten Fluss", der sehr wasserreich und mehr als 80 Zentimeter tief war. Wir sind jetzt auf chinesischem Boden, und das ,,Himmlische Reich" dehnt sich vor uns bis an den Stillen Ozean aus. Der Pfad f?hrte nach dem +Tor-pag-bel+ hinauf. Die ganze Landschaft ist eine ?de Sand- und Kiesebene, von Bergen umschlossen, den Ausl?ufern des Pamirgebirges, die auf beiden Seiten immer niedriger werden und in Ger?ll- und Kiesr?cken und H?gel ?bergehen. Doch kommt noch immer anstehendes Gestein vor. Wir steigen in das +Jegintal+ hinab, das ein ziemlich wasserreicher Fluss durchstr?mt, an dessen linkem Ufer ein chinesisches Fort erbaut ist.

Unser Zug schreitet das Tal hinunter, das immer enger wird. Ein schmaler Vegetationsg?rtel von Pappeln, Weiden, Str?uchern und Gras begleitet jedes Ufer; er verbreitert sich nach dem Vereinigungspunkte mit dem Kisil-su zu. Die Gegend heisst +Nagara-tschalldi+ und ist die herrlichste Oase auf dem ganzen Wege nach Kaschgar.

Unser Lager befand sich nur ein paar hundert Meter unterhalb des Zusammenflusses des Flusses von Nagara-tschalldi und des Kisil-su. Ohne Unfall zog unsere Karawane nach einem Rasttage am 12. August ?ber den Fluss, der zwar wasserreich war, sich aber doch ohne Gefahr ?berschreiten liess. Es freute mich, die Wassermenge noch gross zu finden, denn der Kisil-su ergiesst sich in den Jarkent-darja, und selbst wenn nur ein geringer Teil des Wassers den Hauptfluss erreicht, w?rde schon dieser mit dazu beitragen, unsere F?hren nach der Lop-nor-Gegend hinab zu tragen, wohin ich mich auf diese bequeme Weise zu begeben gedachte.

In einer grossen Talweitung liegt die viereckige Lehmfestung +Ullug-tschat+, der ?usserste Vorposten der Chinesen gegen die russische Grenze. In +Semis-chatun+, wo ebenfalls ein kleiner Kurgan lag, galt es, den Fluss zum letztenmal zu ?berschreiten. Doch dies ging nicht so leicht wie bisher. Er str?mte in einem einzigen Bette dahin und war dazu im Laufe des Tages so gewachsen, dass die Wassermenge wohl 80-100 Kubikmeter in der Sekunde betrug. Dumpf und schwer w?lzte sich die tr?brote Wassermasse durch das Bett, tiefe Rinnen verbergend.

Erst versuchte Islam Bai die Furt. Er kam ein gutes St?ck vorw?rts, geriet dann aber in tiefes Wasser und nahm ein gr?ndliches Bad, ehe er sich nach dem anderen Ufer hin?berretten konnte. Kader, der es an einer anderen Stelle probierte, ging es noch schlechter; er kam in eine t?ckische Rinne, wo das Pferd nicht festen Fuss fassen konnte und in schwindelnder Fahrt von dem Strome, aus dem nur noch die K?pfe des Pferdes und des Mannes hervorguckten, fortgerissen wurde. Gl?cklicherweise hatte ich selbst den Transport des Kodaks, den sonst Kader zu tragen pflegte, ?bernommen. Nun bestieg einer von den Karawanenleuten nackt ein ungesatteltes Pferd, und indem er es suchen, tasten und ausprobieren liess, gelang es ihm schliesslich, eine gute Furtschwelle ausfindig zu machen. Auch die anderen Leute entkleideten sich nun und f?hrten die Karawane in kleinen Abteilungen hin?ber, zuletzt die Pferde, welche meine Instrumente und die photographische Ausr?stung trugen, wobei jedes Pferd einzeln gef?hrt und von drei nackten Reitern begleitet wurde, die bereit waren, zuzugreifen, wenn das Pferd fallen sollte. Man empfindet nat?rlich grosse Unruhe, wenn man die Kisten schwanken und bald rechts, bald links ins Wasser tauchen sieht, w?hrend das Pferd gegen die unerh?rte Kraft der gewaltigen Wassermasse ank?mpft, die gegen dasselbe dr?ckt und presst; denn die Furt f?hrt gr?sstenteils aufw?rts gegen die Str?mung, die sch?umend um die Brust des Pferdes wirbelt. Ist der Reiter unge?bt, so wird ihm schwindlig und es scheint ihm, als st?rme das Pferd derart vorw?rts, dass das Wasser wie um den Vordersteven eines Dampfers kocht, und unwillk?rlich h?lt er die Z?gel an, obwohl das Pferd ganz langsam geht . Auf dem linken Ufer wurden die Lasten wieder in Ordnung gebracht und ein provisorisches Trocknen der nassen Sachen vorgenommen. Wir lagerten in der N?he eines kirgisischen Auls bei +Jas-kitschik+ und konnten nun dem Kisil-su, der von hier an s?dlich von unserer Strasse fliesst, ohne allzu grosses Bedauern Lebewohl sagen.

Es war ein sch?ner, k?hler Abend; in der stillen Nacht ert?nte aus der Ferne ged?mpftes Glockenklingen von der grossen Kamelkarawane her?ber. Es erweckt bei unseren Hunden einen Sturm der Entr?stung, aber es klingt herrlich und imposant und markiert den majest?tischen, ruhigen Gang der Kamele. Immer heller ert?nen die Glocken, immer deutlicher h?ren wir die Rufe und den Gesang der Karawanenleute. Sie ziehen im Dunkel der Nacht mit L?rm und Stimmengewirr an uns vorbei; dann erstirbt das Ger?usch wieder langsam in den Bergen.

Die letzten Tagereisen nach Kaschgar f?hren durch eine recht einf?rmige Landschaft; die Berge nehmen an H?he ab, bis ihre ?ussersten Vorposten sich in der Ebene verlieren. Am 13. August ?berschritten wir den M?schrabdavan, auf dessen H?he sich eine kleine Festung und drei mit Lappen beh?ngte Masare erheben. Ehe wir +Kandschugan+ erreichten, ?berfiel uns ein so heftiger Platzregen, dass wir Halt machen und so schnell wie m?glich die Zelte aufschlagen mussten. Es n?tzte uns jedoch nichts, denn sowohl wir wie die Sachen wurden gr?ndlich durchn?sst; es klatschte unter den Stiefeln in dem Lehmboden, und als ich endlich ins Zelt kam, wo die triefenden Kisten durcheinander standen, f?hlte ich bei der K?lte eine grosse Unlust, und der Pelz war gar nicht ?berfl?ssig; 12,6 Grad um 5 1/2 Uhr nachmittags ist hier in dieser Jahreszeit etwas ganz Abnormes.

Am 15. ritten wir bis an das Dorf +Min-joll+, und am 16. traten wir die letzte Tagereise bis +Kaschgar+ an. Beim Dorfe +Kalta+ kamen mir der Generalkonsul Petrowskij und einige andere in Kaschgar wohnende Russen, von einer Kosakeneskorte geleitet, entgegen.

Zweites Kapitel.

Vorbereitungen zur W?stenfahrt.

In +Kaschgar+ blieb ich vom 17. August bis zum 5. September, um die Karawane, die mich durch die W?sten des innersten Asiens begleiten sollte, endg?ltig auszur?sten. Ich brauche nicht zu erw?hnen, dass mein alter vortrefflicher Freund Generalkonsul Petrowskij mir auch diesmal in jeder Weise behilflich war. Er stellte mir seine reiche Erfahrung und seinen in Ostturkestan beinahe allm?chtigen Einfluss vollst?ndig zur Verf?gung, und ohne seinen Beistand w?re vieles kaum ausf?hrbar gewesen.

Die erste Angelegenheit, die wir in Angriff nahmen, war die Einwechslung meiner Reisekasse in chinesisches Silbergeld. Eine Jamba galt damals in den Basaren Kaschgars 71 Rubel, aber der Markt ist so wenig umfangreich, dass ein Einkauf von 161 Jamben sich so f?hlbar machte, dass der Wert einer Jamba in ein paar Tagen auf 72 Rubel stieg. Eine Jamba hat 50 S?r zu 16 Tenge, von denen jeder in 50 Pul zerf?llt. Ein S?r entspricht 37 Gramm Silber und hat einen Wert von 3,09 Mark; es zerf?llt auch in 10 Miskal von je 10 Pung zu 10 Li. Der Kurs unterliegt grossen Schwankungen, und die Jamba wiegt selten genau 50 S?r, und da man auf chinesisches Geld angewiesen ist, muss man stets eine chinesische Wage zur Hand haben. In Ostturkestan sind k?rzlich runde Silberm?nzen von h?chstens 8 Tenge Wert eingef?hrt worden, die neben den gew?hnlichen chinesischen Silberkl?mpchen -- einer sehr unbequemen Geldsorte -- im Lande gangbar sind. Ein alter geriebener Makler, Isa Hadschi, besorgte die Umwechslung und schaffte das Silbergeld an, und als die ganze Transaktion fertig war, stellte es sich heraus, dass es ihm gelungen war, uns nur um 36 Rubel zu bemogeln. F?r mich war es aber doch ein ausserordentlich gutes Gesch?ft, denn der Wert der Jamba stieg bald darauf schnell. Sich mit einer Reisekasse, die 300 Kilogramm wiegt, zu schleppen, ist gerade nicht angenehm, aber es bleibt einem keine Wahl. Die Jambast?cke wurden auf die Kisten, die nicht t?glich ge?ffnet zu werden brauchten, verteilt, und so konnte man doch wenigstens sicher sein, dass nicht alles Geld auf einmal gestohlen werden w?rde. Der Betrag reichte jedoch kaum f?r die halbe Reise aus, und ich musste nachher mehr Silbergeld beschaffen.

Die andere Angelegenheit, die Islam Bai besorgte, waren verschiedene Eink?ufe f?r die Ausr?stung und den Proviant. Auch eine Menge Chalate, Zeugstoffe, T?cher und M?tzen wurden angeschafft, die zu Geschenken an die Eingeborenen bestimmt waren. Islam kaufte auch 14 aussergew?hnlich sch?ne und grosse Kamele und ein Dromedar. Mit Ausnahme von zweien, die alle Strapazen ?berstanden, waren die Tiere dem Untergange geweiht, aber die Dienste, die sie mir treu und geduldig geleistet, waren hundertmal den Preis wert, den sie gekostet. F?hrer der Kamelkarawane wurde +Nias Hadschi+, der sich trotz seiner Wallfahrt zum Grabe des Propheten als ein Erzschelm erwies. Unter den ?brigen Dienern, die vorl?ufig angestellt wurden, will ich besonders +Turdu Bai+ aus Osch nennen, einen alten Weissbart, der es an Ausdauer mit jedem der j?ngeren Leute aufnehmen konnte und an Treue und T?chtigkeit alle die anderen Mohammedaner, Islam inbegriffen, ?bertraf; er war der einzige, der die ganze Reise mitmachte. +Faisullah+, ebenfalls ein russischer Untertan, gab Turdu Bai in den genannten guten Eigenschaften nur wenig nach, konnte mich aber nur anderthalb Jahre begleiten. Beide waren Spezialisten in der Behandlung der Kamele und geh?rten daher sp?ter immer zum ,,Stabe" der Kamelkarawanen. Ein Kaschgarjunge, +Kader+, wurde mitgenommen, weil er der arabischen Schrift kundig war.

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