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Munafa ebook

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Words: 61595 in 29 pages

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en Augen bisher v?llig entzog; es wird die M?glichkeit vorausgesetzt, dass damals ein Kriegsmann in offenbar h?herer Charge einen solchen furchtbaren Kampf wirklich zu bestehen hatte. Schlimmer aber noch eine Szene in den Satiren des Lucilius; leider sind uns auch diese Satiren nur in d?rftigen Fetzen erhalten. Auf alle F?lle erkennen wir, dass sich da irgend jemand bei dem Dichter einschmeicheln will, und was tut er? Es heisst: ,,Als der Kerl mich sieht, strahlt er mich an, dann t?tschelt er mich mit der Hand, f?ngt an, mir den Kopf zu krauen und sammelt die L?use." Da haben wir Alt-Rom. Da haben wir noch echtes, ungebadetes Leben. Auch in der Plautus-Kom?die ,,Vidularia" wurde etwas ?hnliches erz?hlt. Und in solcher Hilfe zeigte sich also die Liebensw?rdigkeit der Menschen. Einer hilft dem andern. Nicht anders machen es ja die Affen; nicht anders machen es aber auch die Leute noch heute im sonnigen Neapel, auf offener Strasse, in Neapel, das seine antiken Volksb?der leider seit langem verloren hat.

Ich bemerke noch, dass jene altr?mischen Lustspieldichter, die ich erw?hnte, zwar ihren Stoff vielfach von den griechischen Dichtern entlehnt haben; aber solche Einzelz?ge trugen sie nach freiem Ermessen hinein. In den griechischen Vorlagen stand sicher davon nichts; daher bietet uns auch der feinste der r?mischen Komiker, Terenz, nichts derart; er folgte am treuesten den griechischen Originalen.

Mit den Ackerknechten zu Sullas Zeit stand es begreiflicherweise noch nicht besser als in den Verkehrskreisen des Lucilius. Sulla ist es, der den Stadtr?mern drohend von dem Bauer erz?hlt, den bei der Arbeit die L?use bissen. Zweimal liess der Mann geduldig den Pflug stehen und suchte seinen Kittel sorgsam nach ihnen ab; als sie ihn dann aber noch weiter bissen, schmiss er den Rock ins Feuer. Sulla will sagen: so ist Rom der Rock, den ich trage, ihr R?mer seid die schmarotzenden Kerfe mit dem Saugr?ssel, die ihn bev?lkern; verbrennen werde ich Rom, wenn ihr nicht aufh?rt mich zu plagen.

In der Umgegend Neapels, da spielt nun aber auch der satirische Roman des Petron, und damit stehen wir in der Zeit der Hochkultur, in der Zeit des Kaisers Nero. Beim Gastmahl des h?chst ordin?ren Geldmannes Trimalchio sind auch ein paar Leute aus dem niedrigsten Volke zu Gast, die unendlich plebejische Reden f?hren. Da steht auch ein Satz, der uns an den bekannten biblischen Satz vom Splitter und Balken im Auge erinnert; es werden dabei die gemeine Laus und die grosse Schaflaus unterschieden, und der Kerl sagt also: ,,Am andern siehst du die Laus; die Schafslaus, die du selber hast, siehst du nicht!" . So etwas war also damals in S?ditalien m?glich, wo auch gerade die Schafzucht besonders bl?hte. Wohlgemerkt aber steht dort diese Wendung nur als Sprichwort und bildlicher Ausdruck, ganz so wie wir den Splitter und Balken im Auge nicht w?rtlich nehmen, und es wird bei Petron nicht etwa vorausgesetzt, dass Trimalchio's G?ste auch von jenen Tieren behaftet waren.

Es bleibt noch Kaiser Julian, der im 4. Jahrhundert n. Chr. lebte, und damit n?hern wir uns der geheiligten Majest?t selbst auf dem Thron der Welt. In seiner Satire ?ber das Barttragen tut dieser Kaiser so, als h?tte er wirklich h?chstselbst L?use im Bart. Um sich den weichlich verw?hnten Grossst?dtern in Antiochia, die ihn ohnedies hassen, noch grauenhafter zu machen, sagt er das. Das ist bizarr; der Mann ist greller Ironiker, und wir brauchen seine Versicherung ganz gewiss ebensowenig ernst zu nehmen wie das, was wir im Petron lasen.

Ordin?res Volksleben geben uns endlich vielfach auch die sp?tlateinischen ,,Glossare", lexikalische Sammlungen, die heute im Abdruck reichlich vier B?nde f?llen. Da sehen wir endlich auch noch gelegentlich den ~pediculus~ und den ~pediculosus~ mit verzeichnet. Das geh?rte zu Vollst?ndigkeit solcher W?rtersammlungen. Aber ein Schimpfwort, das unserem ,,Lausbub" oder ,,Lausekerl" entspr?che, hat der R?mer nie gebildet; auch der Grieche nicht. Es muss an Anschauung gefehlt haben; sonst h?tte die reiche und unverbl?mte Sprache des Altertums sich solches Kraftmittel, die Verachtung auszudr?cken, gewiss nicht entgehen lassen.

Lassen wir also jene abenteuerlichen Krankheitsberichte ganz beiseite. Aus alledem aber erkl?rt es sich nun endlich auch, dass die Griechen die ihnen so fremd gewordene Insektenplage gelegentlich an ausw?rtigen, barbarischen V?lkern als Merkw?rdigkeit hervorhoben; es geschieht wiederum offenbar mit Erstaunen und Entsetzen.

Als der edle Grieche Phalanthos aus seiner sch?nen Heimat auswandern muss, ?berf?llt ihn in der Fremde, im ,,Elend", diese Plage; seine Frau aber ist mit ihm, nimmt ihn auf den Schoss und s?ubert ihm das Haupt. So erz?hlte die Sage. Dann aber meldet sich der alte Ethnograph Herodot zum Wort. Die ?gyptischen Priester, so erz?hlt er, sind reinlicher als die sonstigen ?gypter und treiben es darin bis zum ?ussersten; sie bescheren sich den ganzen K?rper, jeden dritten Tag, damit keine Laus noch anderes Ungeziefer sich einfinde; auch die leinenen Kleider, die sie tragen, sind immer frisch gewaschen; und von einem anderen, unkultivierteren afrikanischen Volksstamm erz?hlt Herodot: ihre Weiber waschen sich die Haare, und wenn eine von ihnen von einer Laus gebissen wird und sie erwischt, so beisst sie sie zun?chst aus Rache wieder und beisst sie tot, bevor sie sie wegwirft. Die griechischen Geographen aber, Strabo voran, die die Gegend n?rdlich der Krim und des Asowschen Meeres beschreiben, verzeichnen da ein Volk, das von den Griechen kurzweg die ,,+L?usefresser+", die Phtheirophagen, genannt wurde. Wegen ihrer Ruppigkeit und ihres Schmutzes hiessen sie so, wie Strabo uns sagt.

Und damit sind wir gl?cklich in +S?drussland+ angelangt. Die ,,Phtheirophagen", so k?nnten auch jetzt noch die S?drussen heissen! Schon um die Zeit vor Christi Geburt war es im Don- und Wolga- und Dnjeprgebiet nicht anders, als es jetzt ist. Ja, wir d?rfen voraussetzen, dass diese Spezialit?t auch damals schon bedeutend weiter nach Norden und bis in die Gegend von Warschau, von Pinsk und Minsk reichte. Auch unsere Feldgrauen in Polen und Littauen redeten ja mit Hohn und Ingrimm von den ,,L?usefressern", als h?tten sie den Ausdruck aus Strabo genommen. Die L?use, die dort in den Kriegsjahren unter uns?glicher Pein und Beschwerde von unseren braven deutschen Kriegern gefangen wurden, sind ein z?hes Geschlecht, von uraltem Adel, dessen Ahnen schon in den alten Geschichtsb?chern der Griechen verzeichnet stehen. Es erben sich Gesetz und Rechte, es erben sich auch der L?use Geschlechter wie eine ewige Krankheit fort.

Und dazu kommen noch die Serben. Ich sehe eben ein pr?chtiges Bild in der ,,Jugend", 1916, Nr. 5; es ist von A. Schmidhammer gezeichnet. Die fl?chtigen Serben sind auf Korfu gelandet; im Garten des kaiserlichen Achilleions steht dort die Statue des herrlichen jungen Achill; ein alter, m?de gehetzter Serbe schl?ft zu F?ssen der Statue ein, und die L?use krabbeln nun von dem ungewaschenen Kerl aus gierig am Bein des hohen Griechenhelden hinan, der sich ganz befremdet an den glatten Schenkel fasst und seine erhabene Gestalt zu der niedrigsten aller Untersuchungen herunterb?ckt. Modernes Slawentum und klassisches Altgriechentum! Da haben wir den Gegensatz im Bilde!

Wohl uns Deutschen, dass wir uns sagen k?nnen: unser deutscher Soldat ist der saubere Erbe jener alt-hellenischen Kultur, die das Leben erst lebenswert machte. Krieg allen Phtheirophagen! Es lebe im Deutschen das Griechentum! Mit keinem besseren Schlachtruf k?nnte ich diese meine Betrachtung schliessen.

Der Mensch mit dem Buch.


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